Mitarbeiter, die mit Radioaktivität arbeiten, müssen sich regelmäßig Gesundheitsuntersuchungen

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1 Fragenkatalog Anwohner 2. November 2011 Ueber Herr Valerius, gemäß Ihrer Nummerierung nachstehend die Antworten auf Ihre Fragen. Wenn Ziffern fehlen, dann deshalb, weil die Frage diffus oder weit gefasst ist, so dass sie sich mit weniger Aufwand mündlich bei unserem Treffen besser beantworten lässt. Bitte beachten Sie, dass alle Aussagen nur für Eckert & Ziegler Nuclitec (EZN) gelten, für andere Firmen können wir nicht sprechen! 1.1 Zu welchen Zwischenfiillen und meldepflichtigen Unfällen ist es auf dem heutigen Gelände von ENZ und GE He innerhalb der letzten 10 Jahren gekommen; von Interesse sind Art des ZwischenfalUUnfall und ungefähres Datum? Der Begriff.zwischenfall M ist leider nicht so einfach zu definieren, wie man auf den ersten Blick meint, seine Erhebung wird zudem durch Eigentümer- oder Technol0 giewechsel erschwert. Zieht man aber die letzten 5 Jahre heran, die sich gut überblicken lassen, lässt sich nur ein einziger Vorgang identifizieren, der den Kern Ihrer Frage trifft, ein Brand am Veraschungsofen (2007). Er blieb zwar ohne Auswirkungen, wurde aber, wie in den Richtlinien beschrieben, gemeldet. Ansonsten führen wir etwa eine Statistik über.unfälle M, d.h. Vorgänge, die zu einer krankheitsbedingten Abwesenheit vom Arbeitsplatz führen. Ausgenommen Wegeun- fälle (z.b. Verkehrsunfall auf dem Weg zur Arbeit) gab es dabei in den letzten zehn Jahren sieben Meldungen, darunter jedoch nichts, was auf ionisierende Strahlen (Radioaktivität) zurückgeführt worden wäre. 1.2 Gibt es einen Betriebsarzt und/odergesundheitsbeauftragten? Wenn ja, berichten diese etwas über Erkrankungen ehemaliger/aktueller Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Beschäftigung bei o.g. Firmen? Mitarbeiter, die mit Radioaktivität arbeiten, müssen sich regelmäßig Gesundheitsuntersuchungen unterziehen (behördliche Auflage), die Überwachung geht über die Betriebszugehörigkeit hinaus. Sollte jemand der Meinung sein, bei einem Arbeitsunfall verletzt worden zu sein, oder gar eine Berufskrankheit zu haben, würde sein Arzt das der Berufgenossenschaft (BG) melden, schon deshalb, weil die Krankenkasse hierfür eine zahlung verweigert. Die BG startet dann einen umfangreichen, genau definierten Anerkennungsprozess mit umfangreichen Informationskreisen. Uns sind allerdings weder für die EZN, noch für den Standort Fälle bekannt, in denen es zu einer anerkannten Berufskrankheit aufgrund der EinwirKung ionisierender Strahlen gekommen wäre. 2.1 Welche Messungen werden in Bezug auf radioaktive und chemische Belastung der Umwelt durchgeführt und mit welcher Frequenz, von Interesse sind die Meßpunkte und die Lage von Referenz-Meßpunkten? Neben der Eigenüberwachung findet ein umfangreiches, vom Betreiber unabhängiges Messprogramm statt. Dabei werden laun und Umgebung (darunter auch das Schulzenlrum) überwacht. Zusätzlich werden die betrieblichen Messungen durch Stichprobenahmen, die unangemeldet erfolgen (z.8. Proben am Kamin) kontrolliert. Abwasserabgabe von Produktionswässern el10lgt erst nach mit der Behörde gemeinsam durchgeführter Probenahme und Messung. Abwasser wird vollständig gesammelt und erst nach behördlich kontrollierter Freigabe abgegeben. Bei der Ableitung von Aktivität mit der Abluft wird kontinuierlich die Aktivitätskonzentration in der Abluft gemessen, indem eine Abluftprobe über Filter geleitet und anschließend gemessen Seite 1

2 Fragenkatalog Anwohner 2. November 2011 wird. Auch diese Messung wird einerseits in Eigenüberwachung durchgeführt, die in regelmäßigen Abständen von der Aufsichtsbehörde kontrolliert wird. Also behördliche Überwachung findet kontinuierlich statt und zusatzlieh sind Behörden sehr häufig am Standort. Im Übrigen werden wir im Jahr ca. 60 mal von unseren Aufsichtsbehörden besucht und kontrolliert. Im Einzelnen: 1. Luflpfad a. Messungen der Gamma-Dosis mit TLD-Dosimetern an 9 Messpunkten am Zaun des Betriebsgeländes, 5 Messpunkten in der Wohnbebauung in der Nähe des Betriebsgeländes und an einem Referenzort bei vierteljährlichem Wechsel der Dosimeter b. Übernahme von beaufschlagten Aerosolfiltern aus dem Beprobungssystem der Firma EZN und nachfolgender nuklidspezifischer Analyse. Jeder Kamin ist 1-2 mal jährlich zu beproben. 2. Bodenpfad a. Nuklidspezifische Aktivität von Bodenproben: 2 Beprobungspunkte in der Umgebung des Betriebsgeländes und 1 Referenzort. Die Messungen des Bodenpfades erfolgen, soweit keine besonderen Bedingungen vorliegen, 1 bis 4 mal jährlich. b. Nuklidspezifische Aktivität von Bewuchsproben, Abwaschbare Oberflächenaktivität des Bewuchses: 2 Messpunkte in der Umgebung des Betriebsgeländes und 1 Referenzort. Bewuchsproben sind am Beginn und am Ende der Vegetationsperiode zu messen. 3. Abwasserpfad a. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten~ und Naturschutz (NLWKN) nimmt im Rahmen der Umgebungsüberwachung Bodenproben im Bereich des Verregnungsgebietes und untersucht diese zweimal jährlich auf Radioaktivität. EZNI Umgebungsüberwachung: a. Am Betriebsgelände und in der Umgebung wird an 7 Messpunkten die Gamma-Ortsdosis sowie an 1 Messpunkt die Neutronendosis mit geeigneten TLD gemessen. Diese Dosimeter werden halbjährlich ausgewertet. b. Zusätzlich werden mit tragbaren Messgeräten wöchentliche Messungen der Gamma-Ortsdosisleistung und der Neutronenzählrate durchgeführt. Bei Be~ darf werden Messgeräte zur kontinuierlichen Dosisleistungsüberwachung zusätzlich zu den Dosimetern stationiert, deren Messergebnisse in regelmäßigen Abständen ausgewertet werden. EZNI Emissionsüberwachung: a. Abluftüberwachung: Probenahmeorte und Zeitpunkte der regelmäßigen Messungen sind wie folgt: Kamin 3, tägliche Kontrollmessungen der Aktivkohle (1-125, 1-131), Aerosolfilter (gesamt alpha, beta, gamma) und in abwechselnden Intervallen von 4 und 3 Tagen H-3 und C-14 Bestimmung; Kamin 4, tägliche Kontrollmessungen der Aerosolfilter, zweiwöchentliche Kontrollmessungen der Aktivkohle; Kamin 5, tägliche Kontrollmessungen der Aerosolfilter, wöchentliche Kontrollmessungen der Aktivkohle, täglich H~3 und C-14 Bestimmung; Kamin 6, tägliche Kontrollmessungen der Aerosolfilter, zweiwöchentliche Kontrollmessungen der Aktivkohle. b. Abwasserüberwachung: Die Abgabe aller radioaktiv belasteten Abwässer, die zur Dekontamination in den Außentank (A1, A2, A4 und A5) gelangen, erfolgt Seite 2

3 Fragenkatalog Anwohner 2. November 2011 erst nach durchgeführter EigenübelWachung und einer Probenahme aus dem Behälter durch die amtliche Messstelle. Die Probenahme geschieht vor der Entleerung des Sammelbehälters nach erfolgter Homogenisierung des Behälterinhaltes. Die gemessenen Aktivitätskonzentrationen werden unter Berücksichtigung der Abklingzeit zwischen Probenahme und Abwasserabgabe für jedes Nuklid korrigiert. Aus Abwassermenge und Aktivitätskonzentration wird die abgegebene Gesamtaktivität berechnet. 2.2 Wir haben die Genehmigungen einer Reihe von ca. 20 Atomanlagen in Bezug auf die Belastung der Bevölkerung durchgesehen, und keine Anlage gefunden, bei der die 2000-Stunden-Regelung (für die Bevölkerung) angewendet werden musste. Kann es sein, dass die Belastung, die von E&Z ausgeht, höher ist, als bei den meisten Atomanlagen in Deutschland Die Stunden-Regelung, die Teil der gesetzlichen strahlenschutzrechtjichen Auflagen ist, gilt aussdlließlich für Untemehmensflächen, die nicht an..allgemeines Staatsgebiet'" angrenzen. Dem Wert liegen realitätsnahe maximale Aufenthaltsdauern von Mitarbeitern oder Besuchern zugrunde. 2.3 Trifft es zu, dass drei mit Strontium-90 radioaktiv kontaminierte Behälter auf dem Betriebsgelände in Thune gelagert werden? Gibt es aus der Produktionsreihe verbliebene Reste an (Arbeits-)materlalien und/oder Rohstoffen? Wir nehmen an, Sie beziehen sich auf unsere Pressemeldung vom 17. Mai Bei dem Fall geht es darum, dass ein früherer amerikanischer Kunde uns die Entsorgung von ihm gehörenden Altlasten untersagen wollte. Wir haben das gerichtlich durchgesetzt, und die Anlage den regulären Versdlrottungs- und Entsorgungsweg gehen lassen. Strontium-90 ist ansonsten das Rohmaterial für die Herstellung von diversen Krebsmedikamenten, mit denen jährlich Zehntausende von Patienten etwa Blutkrebs besiegen können. 2.4 Wenn dies zutrifft, welches sind die Pläne von EZN und GE He? Wenn die Boxen hochaktivsind, dann darl Konrad sie doch gar nichtannehmen?..hochaktiv" ist ein Kampfbegriff aus Ökozeiten, das darf man nicht für wahre Münze nehmen. Die Boxen sind zwar innen kontaminiert und nur mit einer Reihe von Hilfsmitteln abzubauen, aber technisch gesehen sind sie schwach-aktiver Müll, der, ordnungsgemäß verpackt, ohne weiteres von KONRAD angenommen wird. Alle Abfälle bei uns sind KONRAD-fähig. 2.5 Gibt es Schutzpläne (oder Planungen zu Schutzplänen), die im Falle von Zwl schenflillen mit radioaktiven und chemischen Stoffen befolgt werden sollen (z.b. Evakuierungen)? Unser Katastrophenpotenzial ist relativ begrenzt, schon deshalb, weil wir im Grunde nur Rohmaterial in Kleinstmengen verarbeiten. Es wäre sehr außergewöhnlidl, wenn sich an einem beliebigen Zeitpunkt am Standort mehr als 5 Liter an festen oder flüssigen konzentrierten radioaktiven Stoffen befinden würden. Ein typischer interner Havarieplan beschreibt daher vor allem, wie man sich verhalten muss, wenn aus Versehen Flüssigkeiten verschüttet wurden. Zu den Störfallplänen siehe ansonsten die Ausführungen der Stadt (Anlage). Seite 3

4 FragenkataJog Anwohner 2. November Wird EZN oder GE HG die Anwohner, und die umliegenden Schulen und KIndergärten auch bei geringeren Zwischenfällen informieren? Meldepflichtige VorfälleIZwischenfälle gibt das Unternehmen gemäß festgelegter behördlicher Richtlinien und Gesetzesvorgabe an relevante Stellen Oe nach Sachlage z.b. Aufsichtsbehörde, Feuerwehr) weiter. Oie Anwohnerinformation (z.8. Schulen, Kindergärten) obliegt nicht dem Untemehmen, sondem erfolgt durch die zuständigen Behörden. 3.1 In einem Informationsschreiben an die Anwohner vom steift EZN im Punkt 2 klar: "Wir sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung". Können Sie dies näher erläutern? Hintergrund: Unser Verständnis ist:.. Nichts wird entsorgt es wird lediglich sortiert, und zwar in stärker strahlende Be. standteile und schwächer strahlende, die. sofern unter dem Grenzwert. in die Umwelt entlassen werden dürfen. Das ist aus unserer Sicht keine Lösung, sondern eine Verlagerung des Problems. Dazu gibt es viel zu sagen, aber kurz vielleicht nur. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob sie Hunderttausende von Tonnen an schwachradioaktiven Müll einfach unbehandelt,.herumliegen" lassen, oder ob Sie die gefährlichen Substanzen auf ein handhabbares Volumen reduzieren - das man zudem so behandelt, dass es durch Regen- oder Grundwasser nicht ausgelaugt werden kann. Ansonsten geht es darum, das radioaktive Material vom Inaktiven zu trennen, und letzteres,.normal~ zu entsorgen. Da alles, inklusive der menschlichen Körper, von Natur aus radioaktiv ist, redet man,n der präzisen Sprache der Physik jedoch nicht von.inaktiven" Stoffen, sondem von Stoffen, deren Aktivität pro Masseeinheit unterhalb eines bestimmten Grenzwertes liegt Für Laien ist das verwirrend, man hat den Eindruck, hier würde großflächig etwas verteilt Oie Grenzwerte im Freigabeprozess sind aber oft niedriger als das Niveau der natürlichen Radioaktivität, insofern ist das ein harmloser Prozess. 3.2 Welche Rolle will EZN Im Rahmen des Rückbaus der Atomenergie spielen? Wir sind seit Jahrzehnten am Rückbau von kemtedmischen Anlagen beteiligt und werden es natürlich, mit hoffentlich steigenden Umsätzen, weiter betreiben. Für Braunschweig ist das Thema aber unbedeutsam, da wir nur geringe Aktivitätsmengen hierher bringen und diese zudem nur zeitweise (alles geht zurück). Oie eigentlichen Arbeiten spielen sich auf dem Gelände der Kraftwerke ab. Maßnahmen zur Sanierung von Altlasten oder zur Beseitigung von Umweltsünden sind ansonsten ein technisch risikoarmes und wirtschaftlich margenträchtiges Geschäft, das sich ethisch uneingeschränkt rechtfertigen lässt 3.3 EZN hat sich um ein Verfahren zur Bearbeitung von radioaktiver Lauge bewor ben. Ist geplant, die Bearbeitung von Lauge in Thune über die vereinbarten 80 cbm hinaus auszuweiten? Nein. 3.4 Egal, welches Volumen in den Betriebsstätten bearbeitet wird, die Strahlenbelastung wird immer gleich niedrig sein.". Können Sie den Widerspruch mit physikalischen Gesetzen erläutern? Seite 4

5 Fragenkatalog Anwohner 2. November 201- Vielleicht wird das für Laien durch eine Analogie deutlich: egal, ob in einer Wohnun~ ein Kofferradio oder Symphonieorchester spielt, die Lärmgrenzwerte sind imme gleich. Sie müssen also mehr Abschirmung einbauen, die Wände einfach dicker ma chen. 3.5 Plant EZN die Erweiterung des Betriebsgeländes in Thune? Welchen flächen mäßigen Umfang haben diese Pläne? Wir wollen weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber, ein sicherer Nachbar und ein loka breit unterstützter Fertigungsbetrieb bleiben. Unsere Pläne laufen deshalb darau hinaus, den Standort zu modernisieren, so dass wir unsere gute Sicherheitsbilan. und unseren Technologievorsprung halten oder sogar verbessem können. Schor heute gehen wir mit unseren Maßnahmen über das gesetzlich geforderte hinaus Durch Modemisierungsinvestitionen wollen wir diesen Vorsprung bewahren. Da wir nur modernisieren und nicht ausbauen, rechnen wir konsequenter Weise nich damit, dass der Verkehr zunimmt. Sollte sich wider Erwarten die Einschätzung al~ falsch erweisen, werden wir uns dafür einsetzen, dem Industriegebiet eine direkte Verbindung zum Autobahnanschluss Braunschweiger Hafen zu schaffen. Thune wäre dann vollständig außen vor. 3.8 Nach welchen Zulassungsverfahren wurde die als Kompetenz von E&Z angegebene Verbrennung von strahlendem Müll erlaubt? Nach der atomrechtlichen Abfallverbrennungsverordnung Nachwort: Die Behauptung einiger Okoaktivisten, dass wir gefährliche Dinge täten odel nach Thune zu ziehen versuchten, wird durch Fakten nicht gedeckt! Unsere Modernisie rungspläne und der Bestand des Industriegebietes liegen klar im Interesse der Anwohner. Empirische Untersuchungen zeigen, in Deutschland etwa durch die Immobilienbetriebswirtschaftler der Universität Regensburg, dass lokale Industriegebiete ohne Lärm oder Geruchsemissionen, die wie in Thune durch geringen Verkehr geprägt sind, die Grundstück.swerte der Anwohner stützen. Reine Schlafstädte oder Gegenden wie die Uck.ermark veriieren durch den BevölkerungsnJckgang dagegen Clberproportional an Wert. Man es sogar redmerisch abschätzen: etwa 30% der 350 Mitarbeiter des Industriegebietes wohnen in einem Radius von 10 km um die Betriebe herum. Setzt man die Fluktuation und die Zahl der in diesem Gebiet im Grundstücksmarktbericht ausgewiesenen Verkäufe von Einfamilienhäusern in einen Bezug, kommt man darauf, dass etwa 7% der Grundstücksnachfrage durch den Bestand und das Wachstum der Betriebe generiert wird. Kompetenzzentrum ffir sichere Entsorgung GmbH Geschäftsleitung 2. November 2011 Seite 5