VIER PFOTEN FÜR GROSSKATZEN

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1 VIER PFOTEN FÜR GROSSKATZEN Mehr Menschlichkeit für Tiere

2 Alleine in Europa leben Schätzungen zufolge mehr als 2000 Gross katzen* unter Bedingungen, in denen sie ihr artspezi fisches Verhalten nicht oder nur eingeschränkt ausleben können; sei es in privater Haltung, in Zirkussen oder in Zoos mit niedrigen Standards. Es fehlt an einheitlichen gesetzlichen Bestimmungen und adäquaten Unterbringungsmöglichkeiten. LEGALE UND ILLEGALE PRIVATHALTUNG Die private Haltung von Wildtieren sowie deren Handel haben nicht nur negative Folgen für den Tier- und Artenschutz, sondern bergen oftmals auch Gesundheitsgefahren und Sicherheitsrisiken für Menschen. Insbesondere die Ansprüche von Grosskatzen in Bezug auf Ernährung, Platzangebot, Beschäftigungsmöglichkeiten und medizinische Versorgung sind komplex und vielfältig. Oft verfügen private Halter nicht über das notwendige Grundwissen und die finanziellen Mittel, um diese Anforderungen in der Praxis zu erfüllen. Grosskatzen können in Ge fangenschaft je nach Spezies über 25 Jahre alt werden; private Halter übernehmen damit eine jahrzehntelange Verantwortung, der sie kaum gerecht werden können. Da viele Wildtiere nur schwer an Zoos oder spezialisierte Auffangstationen vermittelt werden können, werden immer wieder Tiere vernachlässigt, in weitere ungeeignete Hände übergeben, ausgesetzt oder sogar getötet. Trotzdem ist die private Haltung von Grosskatzen in vielen Ländern Europas, unter anderem in Deutschland und der Schweiz, grundsätzlich erlaubt. In der Schweiz ist für die Haltung jedoch eine Bewilligung erforderlich. Eine solche erteilt die zuständige Behörde nur, wenn ein Gutachten einer Fachperson vorliegt, das bestätigt, dass die Einrichtungen eine tiergerechte Haltung ermöglichen. * Eine zoologische Unterfamilie der Katzen, zu der folgende Gattungen bzw. Arten gehören: Löwe, Tiger, Jaguar, Leopard, Schneeleopard, Nebelparder und Sunda-Nebelparder. 2

3 LEID IN DER ZRIKUSMANEGE Von über Zirkussen in Europa halten noch immer viele Wildtiere. In einigen europäischen Ländern ist dies bereits verboten. Die Gesetzeslage in der Schweiz erlaubt das Mitführen von Wildtieren zwar, erfreulicherweise führen die Schweizer Zirkusse jedoch zumindest keine Grosskatzen mehr mit auf Die beengten Platzverhältnisse, ständigen Standortwechsel, fehlenden Beschäftigungsmöglichkeiten und die unzureichende Ernährung führen zu Verhaltensstörungen und Krankheiten. Tournee. In Deutschland sind Wildtiere wie Grosskatzen, Elefanten, Giraffen usw. noch in etwa 140 Betrieben Teil der Aufführungen. Eine artgemässe Haltung von Wildtieren im Zirkus ist nicht möglich. Kleine Käfigwagen und Reisegehege lassen nur minimale Bewegung zu und die atypischen Übungen in der Manege ersetzen nicht den natürlichen Bewegungsdrang der Tiere. Die beengten Platzverhältnisse, ständige Standortwechsel und die unzureichende Ernährung führen zu Verhaltensstörungen und Krankheiten. Schwere Haltungsmängel sind an der Tagesordnung. Auch ein Leben im natürlichen Sozialverband kennen die Tiere nicht. Stattdessen werden Einzelgänger wie Tiger auf engem Raum zusammengepfercht, aber auch die in freier Wildbahn in Rudeln lebenden Löwen haben unter Zirkusbedingungen oftmals keine Möglichkeit, ihr natürliches Familienleben auszuleben. Des Weiteren gibt es eine lange Liste von Unfällen mit Wildtieren im Zirkus. Immer wieder werden dabei Menschen verletzt, sowohl Zuschauer als auch Zirkus mitarbeitende. VIER PFOTEN transferiert Tiger von Frankfurt nach LIONSROCK. 3

4 GROSSKATZEN IM ZOO Aus Sicht des Tierschutzes ist eine artgemässe Haltung von Wildtieren in Zoos grundsätzlich schwierig und kommt nur dann in Frage, wenn hohe Anforderungen erfüllt werden. Probleme treten auf, wenn die Tiere zu wenig Platz haben, ihnen kein natürliches Umfeld und Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden und es keine artgemässe Ernährung sowie tierärztliche Betreuung gibt. Die schlechten Haltungsbedingungen können bei Tieren zu Verhaltensstörungen, Aggressionen, Verletzungen und Erkrankungen führen. Obwohl Zoos in EU- Ländern an die Einhaltung der EU- Richtlinie (1999/22/EU) zur Haltung von Wild tieren in Zoos gebunden sind, hat sich diese Richt linie als schwer durchsetzbar erwiesen. Vor allem in Osteuropa werden Grosskatzen noch immer unter entsetzlichen Bedingungen in Zoos und Wildparks gehalten. Jungtiere führen oft zu Platzproblemen und hohen Kosten. Sie werden deshalb häufig an dubiose Jungtiere führen oft zu Platzproblemen und hohen Kosten. Dadurch werden sie von Zoos häufig an dubiose Käufer veräussert oder sogar getötet. Käufer veräussert oder sogar getötet. VIER PFOTEN verlangt daher ein verantwortungsvolles Zuchtmanagement von sämtlichen Zoos in der EU. Ein Leben hinter Gittern. CANNED HUNTING LEGALE TROPHÄENJAGD IN SÜDAFRIKA In Südafrika boomt der Jagdtourismus. Eine beliebte Form der Jagd ist das sogenannte Canned Hunting, auch Gatterjagd genannt. Hierbei werden den Jagd touristen unter teils katastrophalen Bedingungen gezüchtete Löwen auf dem Präsentierteller serviert. Ein Entkommen ist für die oft medikamentös ruhig gestellten Tiere unmöglich. In über 200 südafrikanischen Zuchtfarmen droht aktuell mehr als Löwen der Abschuss. Etwa Löwen werden jedes Jahr von Trophäenjägern getötet. Diese stammen vor allem aus den USA und Europa. 4

5 Löwennachschub vom Fliessband Das Leid der Trophäentiere beginnt auf den vielen südafrikanischen Zuchtfarmen, in denen Jahr für Jahr tausende Löwen in Gefangenschaft eigens gezüchtet werden, um mit ihnen in der Tourismus- und Jagdindustrie viel Geld zu verdienen. In freier Wildbahn bekommen Löwinnen etwa alle zwei Jahre Junge auf den Zuchtfarmen müssen sie alle sechs Monate werfen. Oft werden die Jungen schon drei Tage nach der Geburt von der Mutter getrennt. Ein ständiges Verlusttrauma und eine schlechte gesundheitliche Verfassung der ausgebeuteten Löwenmütter sind die Folge. Erst streicheln, dann schiessen! Bei den Löwenjungen in den Zuchtfarmen führt die Handaufzucht ohne Muttermilch zu massiven Mangelerscheinungen wie Knochendeformationen oder Atemwegs- und Verdauungskrankheiten. Die Löwenbabys werden zunächst als Touristenattraktion missbraucht: Im ganzen Land finden sich Angebote, Löwen zu streicheln oder mit ihnen spazieren zu gehen. Unwissentliche Unterstützung durch Touristen Auch unzählige nicht zur Jagd anreisende Touristen unterstützen mit ihrem Geld das grausame Geschäft. Etwa indem sie dafür zahlen, einen Löwen zu streicheln. Selbst freiwillige Mitarbeiter (Volunteers) fördern in der besten Absicht das brutale Geschäft: Sie leisten tatkräftige Unterstützung bei der Löwen aufzucht und bezahlen dafür noch viel Geld. Unter dem Deckmantel des Tier- oder Artenschutzes wird so der Löwennachschub für die Canned Hunting-Industrie produziert. Gatterjagd als Zeitvertreib......die Tötung wird zur Touristen-Unterhaltung. 5

6 LIONSROCK bietet den Grosskatzen ein Zuhause. VIER PFOTEN GIBT GROSSKATZEN EIN NEUES ZUHAUSE VIER PFOTEN bietet in Form von Grosskatzenschutzzentren und -stationen konkrete Massnahmen an, um Grosskatzen aus schlechten Haltungsbedingungen aufzunehmen. Nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand können Grosskatzen, die viele Jahre lang in Gefangenschaft gelebt haben, nicht mehr in die freie Wildbahn entlassen werden. Die Grosskatzenschutzzentren bieten diesen Tieren ein artgemässes, lebenslanges Zuhause, in dem sie endlich ihren Bedürfnissen entsprechend und in Sicherheit leben können. TIERART eine Wildtierstation in Deutschland Im August 2015 wurde die Wildtierstation TIERART in Massweiler (Rheinland-Pfalz) von VIER PFOTEN zusammen mit dem gemeinnützigen Verein Tierart e.v. neu eröffnet. Gemeinsam wurde eine artgemässe Anlage für Grosskatzen geschaffen, die Soforthilfe für Tiere in Not bietet und dazu beiträgt, ein internationales Netzwerk für die Rettung von Grosskatzen zu errichten. VIER PFOTEN hat den Bau der Station mitfinanziert und sorgte durch inhaltliche Beratung für höchste Tierschutz-Standards beim Bau der Gehege. FELIDA die Grosskatzenstation in den Niederlanden Die VIER PFOTEN Grosskatzenstation FELIDA liegt in der niederländischen Stadt Nijeberkoop. Sie wurde vor circa 20 Jahren als «Stichting Pantera» gegründet; 6

7 über die Jahre hinweg wurde das Projekt von den damaligen Betreibern jedoch stark vernachlässigt. Im Oktober 2013 übernahm VIER PFOTEN die Station und leitete sofort Massnahmen ein, um die Lebensbedingungen der Tiere vor Ort zu verbessern. Langfristig soll FELIDA als europäische Transitstation für Grosskatzen auf dem Weg in das Grosskatzenschutzzentrum LIONSROCK dienen. Jenen Tieren, für die der lange Transportweg nach Südafrika aufgrund ihres hohen Alters oder ihres gesundheitlichen Zustandes nicht mehr möglich ist, bietet die niederländische Station ein dauerhaftes Zuhause. LIONSROCK das Grosskatzenschutzzentrum in Südafrika Das 2007 gegründete Grosskatzenschutzzentrum LIONSROCK liegt im Osten der Provinz Freistaat in Südafrika einer Region, die mit Raubtierzucht, -jagd und handel traurige Berühmtheit erlangt hat. Das Schutzgebiet erstreckt sich über eine Fläche von mehr als Hektar und beheimatet bereits mehr als 100 Löwen, Leoparden, Tiger, Karakalen und Geparden. All diese Tiere wurden aus ungeeigneten und teils grausamen Haltungsbedingungen aus aller Welt gerettet. So haben in LIONSROCK zum Beispiel Zirkus- und Zoo-Löwen aus Europa oder für Touristenfotos missbrauchte Löwen aus Südafrika ein neues Zuhause gefunden. Der Lebensraum, der für die Tiere geschaffen wurde, bietet höchste Standards, einschliesslich weitläufiger Areale für Familienverbände, verhaltensgerechte Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Rückzugsmöglichkeiten in natürlicher Vegetation. Neben geretteten Grosskatzen bevölkern den Park viele für Südafrika typische Wildtiere wie Gnus, Zebras, Antilopen und viele mehr. Wer Tierschutzprojekt und Reiseziel verbinden möchte, dem steht ein Besuch in der LIONSROCK Lodge offen. Der familiär geführte Hotel betrieb bietet bis zu 55 Gästen Unterkunft. Wer sich während seiner Reise für Grosskatzen einsetzen möchte, erhält in LIONSROCK die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Programm für freiwillige Helfer. 7

8 VIER PFOTEN FORDERT ein europaweites Verbot der Privathaltung von Grosskatzen. ein europaweites Verbot des Einsatzes und der Haltung von Wildtieren in Zirkussen. die Einhaltung höchster Standards bei der Haltung von Grosskatzen und ein verantwortungsvolles Zuchtmanagement in Zoos. ein Verbot der Gatterjagd (Canned Hunting) in Südafrika. ein Verbot kommerzieller Löwenzuchtfarmen. dass Grosskatzen nicht als Touristenattraktion missbraucht werden. WAS SIE TUN KÖNNEN: Besuchen Sie keine Zirkusse, die Wildtiere mitführen. Besuchen Sie keine schlecht geführten Zoos und Tierparks. Melden Sie den örtlichen Behörden schlecht geführte Betriebe. Besuchen Sie keine Zucht- oder Jagdfarmen. Meiden Sie touristische Angebote, bei denen Jungtiere gestreichelt werden. Informieren Sie Reiseveranstalter, Freunde und Familie über die tatsächlichen Hintergründe des Canned Hunting. Arbeiten und bezahlen Sie nicht für Einrichtungen, die Tiere für kommerzielle Zwecke von Hand aufziehen. Die international tätige Tierschutzstiftung VIER PFOTEN setzt sich für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Mit nachhaltigen Kampagnen fordert VIER PFOTEN artgemässe Lebensbedingungen für Nutz-, Heim- und Wildtiere. Bären und Grosskatzen aus katastrophaler Haltung finden in den VIER PFOTEN Schutzzentren ein tiergerechtes Zuhause. Orang-Utan-Waisen werden in der VIER PFOTEN Waldschule auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Die Streunerhilfe kastriert jährlich tausende Strassenhunde und -katzen in ganz Europa. Die Tiernothilfe rettet Tiere in Krisengebieten. VIER PFOTEN wurde 1988 von Helmut Dungler in Wien gegründet. Das Schweizer Büro gibt es seit dem Jahr Mit Niederlassungen in der Schweiz, Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Grossbritannien, den Niederlanden, Österreich, Rumänien, Südafrika, Ungarn und den USA sorgt VIER PFOTEN für rasche und direkte Hilfe für Tiere in Not. VIER PFOTEN - Stiftung für Tierschutz Enzianweg 4 CH-8048 Zürich Tel Fax office@vier-pfoten.ch Spendenkonto: PC IBAN-Nr. CH /2015 Fotos: Titelbild: FOUR PAWS/Mihai Vasile, S.2: FOUR PAWS/2015, S.3: VIER PFOTEN/FOUR PAWS/Fred Dott, FOUR PAWS/Mihai Vasile, S.4: FOUR PAWS/2014, S.5: FOUR PAWS/Thomas Pietsch, VIER PFOTEN (2), S.6: FOUR PAWS/Mihai Vasile, S.7: VIER PFOTEN, FOUR PAWS Mihai Vasile