Dürre mit anschließenden Überschwemmungen im Bereich der Sahelzone in Westafrika 2011/2012
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- Norbert Armbruster
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1 Dürre mit anschließenden Überschwemmungen im Bereich der Sahelzone in Westafrika 211/212 Dr. Susanne Haeseler, Stand: Oktober 212 Einleitung In den vergangenen Monaten gab es mehrfach Berichte über extreme Trockenheit und damit verbundener Nahrungsmittelknappheit in der Sahelzone und angrenzenden Gebieten, wobei insbesondere die Staaten Burkina Faso, Mali, Niger und Tschad genannt wurden (Abb. 1). Diese Nahrungsmittelknappheit war zunächst auf die unterdurchschnittlichen Niederschläge des letzten Jahres zurückzuführen. Doch auch in der ersten Jahreshälfte 212 gab es regional Niederschlagsdefizite, was die angespannte Lage noch verschärfte. Starkniederschläge im Anschluss an diese Dürreperiode führten nachfolgend zu Überschwemmungen, die wiederum einen Teil der Kulturen vernichteten. Im August 212 trat beispielsweise der Fluss Niger über die Ufer. Dabei kamen allein im Staat Niger mehrere Dutzend Menschen ums Leben, über hunderttausend wurden obdachlos. Abb. 1: Karte Afrikas. 1
2 Sahelzone und angrenzende Gebiete Als Sahelzone wird ein Gebietsstreifen im Norden Afrikas bezeichnet, der den Übergangsbereich zwischen Wüste (Sahara) im Norden und Savanne (Sudanzone) im Süden bildet und sich quer über den Kontinent erstreckt. Es gibt keine festen Grenzen zwischen den Zonen, d.h. die Grenzen haben je nach Definition der Zonen einen unterschiedlichen Verlauf. Die Sahelzone zählt zu den sommerfeuchten Randtropen mit einem Jahresniederschlag von etwa 15-5 mm (Weischet und Endlicher, 2). Richtung Norden nehmen die Niederschläge ab, während die nördliche Sudanzone "mit einem Jahresniederschlag von 5-1 mm mäßig bis ausreichend beregnet" ist, wobei der Niederschlag "in einer eingipfligen Regenzeit zwischen Mai und September" fällt (Weischet und Endlicher, 2). In Westafrika, der Region die hier im Fokus steht, werden die Niederschläge teils durch den sommerlichen Südwestmonsun, vielfach aber auch durch Gewitter, u.a. an Squall Lines, ausgelöst. In den Wintermonaten, wenn der 'Harmattan', ein trockener Passatwind aus nordöstlichen Richtungen, weht, bleibt es dagegen weitgehend niederschlagsfrei. Eine ausführliche Beschreibung hierzu bietet der Artikel "Das Westafrikanische Monsunsystem" von Fink (26). Zur Darlegung der Niederschlagsverhältnisse in Westafrika wurden drei Wetterstationen ausgewählt (siehe Abb. 1), die nach Weischet und Endlicher (2) der Sahelzone und den direkt angrenzenden Klimazonen zugeordnet werden: Der Ort Niamey, im südlichen Niger gelegen, befindet sich innerhalb der Sahelzone. An der Station Niamey Airport beträgt der mittlere Jahresniederschlag 541 mm (Referenzperiode ). Das entspricht etwa dem Jahresniederschlag von Teilen Sachsen-Anhalts und Brandenburgs. Agadez, ebenfalls ein Ort in Niger, liegt mit einem mittleren Jahresniederschlag von nur 112 mm im Bereich der südlichen Sahara. Bobo-Dioulasso in Burkina Faso zählt zur nördlichen Sudanzone. Dort fällt jährlich im Durchschnitt etwa 137 mm Niederschlag. Jahresniederschläge in den letzten Jahrzehnten Da die Niederschläge in der betrachteten Region vornehmlich während der Regenzeit im Sommer fallen, geben die Jahresniederschläge einen Anhaltspunkt für trockene und feuchte Jahre bzw. Phasen. Zu beachten ist dabei allerdings, dass allein ein kurzfristiger Starkniederschlag während einer länger anhaltenden Trockenphase den Jahresniederschlag deutlich erhöhen kann und so der Eindruck vermittelt wird, es handele sich um ein zu feuchtes Jahr. In Abbildung 2 sind die Jahresniederschläge der drei Beobachtungsstationen für unterschiedlich lange Zeiträume dargestellt. Die starken Schwankungen der Niederschlagshöhe sind zum Teil durch den häufigen Schauercharakter der Regenfälle bedingt. 2
3 Agadez, Niger Jahr Niamey, Niger Jahr Bobo-Dioulasso, Burkina Faso Jahr Abb. 2: Verlauf der Jahresniederschläge an 3 Stationen. Der Wert für das Jahr 211 ist in orange markiert, derjenige für 212 (bis einschließlich September) in rot. Die grüne Linie gibt den Mittelwert für die Jahre (international gültige Referenzperiode) an. ACHTUNG: Für das Jahr 1999 fehlt der Niederschlagswert für die Station Bobo-Dioulasso. [Datenquelle: DWD und GPCC] 3
4 Die in der Literatur vielfach erwähnten Dürrephasen während der 197er und 198er Jahre sind hier in den Diagrammen von Agadez und Niamey gut zu erkennen. Das Jahr 211 fiel im Vergleich zum Mittel der Jahre in Niamey und Bobo- Dioulasso deutlich zu trocken aus. Niamey verzeichnete ein Niederschlagsdefizit von 35 %, Bobo-Dioulasso von 26 %. Für 212 lässt sich aufgrund des noch nicht abgeschlossenen Jahres noch keine konkrete Aussage machen. Fest steht nur, dass in dem ariden Gebiet um Agadez im Jahr 212 wie auch in den Vorjahren das vieljährige Jahresmittel des Niederschlags überschritten wurde. 212 kann dort schon jetzt als ein besonders nasses Jahr eingestuft werden. Auch in Niamey fiel bis September 212 schon mehr Niederschlag als im Jahresmittel, während dieses in Bobo-Dioulasso noch nicht erreicht ist. Monatsniederschläge 211/212 Die Monatsniederschläge von 211 und 212 (bis September 212) im Vergleich zum Mittel der Jahre (Abb. 3) zeigen, dass der Hauptanteil der Jahresniederschläge in den Sommermonaten (Juni bis August) und im September fällt und die Niederschlagshöhen Richtung Süden zunehmen (beachte: unterschiedliche Skalen für die Niederschlagshöhe). Der mittlere Jahresniederschlag von Agadez liegt bei nur 112 mm (Abb. 2). Im Jahr 211 wurde die Hälfte dieses Jahresmittels schon im Juni erreicht. 212 blieb es dagegen bis Juni zu trocken, während ab Juli weit überdurchschnittliche Niederschläge fielen. In Niamey hielt die zu trockene Witterung des Vorjahres bis Juli 212 an. Von Januar bis Juli 212 waren erst 35 % des Jahresmittels an Niederschlag gefallen. Erst im August 212 regnete es deutlich mehr als für den Monat üblich, was zu den oben erwähnten Überschwemmungen beitrug. Von Mai bis September 211 wurden in Bobo-Dioulasso durchweg Niederschlagsdefizite verzeichnet. Im Jahr 212 gab es dann einen Wechsel von zu feuchten und zu trockenen Monaten, wobei besonders der Juli 212 mit doppelt so viel Niederschlag als üblich hervorstach. Wie sich schon anhand der Jahresniederschläge in Abbildung 2 zeigt, war Niamey von der Dürre des vergangenen Jahres besonders betroffen. 4
5 Agadez Niederschlagshöhe (mm) Monat 211 Mittel Niamey Niederschlagshöhe (mm) Monat 211 Mittel Bobo-Dioulasso Niederschlagshöhe (mm) Monat 211 Mittel Abb. 3: Monatliche Niederschlagshöhen für 3 Stationen von Januar 211 bis September 212 und die Monatsmittel der international gültigen Referenzperiode
6 Tagesniederschläge in Niamey Für die landwirtschaftliche Pflanzenproduktion ist entscheidend, wann und wie viel Niederschlag während der Anbauphase fällt. Die Monatsniederschlagshöhen geben nur einen groben Anhaltspunkt, ob der Wasserbedarf gedeckt ist. Vielmehr kommt es auf die Anzahl und Verteilung der Niederschlagstage sowie die Intensität der Regenfälle an. Beispielsweise können länger anhaltende Trockenheit oder Starkniederschläge mit Überschwemmungen die Pflanzenentwicklung behindern und die Ernte gefährden. Zu Niamey-Stadt schreiben Weischet und Endlicher (2), "daß z.b. auf den Stundenwert umgerechnete Intensitäten von 2 mm auftreten können. Niederschläge solcher Intensität speisen in erster Linie den oberflächlichen Abfluß, sind also nicht direkt pflanzenverfügbar und demnach für die Agrarwirtschaft wenig effektiv. Überschwemmungskatastrophen einerseits und Landwirtschaftsschäden aufgrund der hohen Niederschlagserosivität andererseits sind weitere damit verbundene Probleme." An der hier betrachteten Station Niamey Airport nahm sowohl die Anzahl an Niederschlagstagen als auch die Höhe der Monatsniederschläge bis August 212 zu (Abb. 4), was der Norm entspricht. Zu dem schon oben erwähnten überdurchschnittlichen Augustniederschlag trug insbesondere der extrem hohe Tagesniederschlag von 119 mm am 19. August bei, der, wie eine Vielzahl weiterer Niederschläge, durch Gewitter ausgelöst wurde Mai Juni Juli August September Abb. 4: Tagesniederschläge (24-stündige Niederschlagshöhen gemeldet um 6 UTC) an der Station Niamey Airport vom 1. Mai bis 3. September 212. In Abhängigkeit von den Anbaupflanzen können die gefallenen Niederschläge diesen Jahres zwar ausreichend (gewesen) sein, doch Überschwemmungen wie im August 212, von denen auch die Region um Niamey betroffen war, bewirkten bereits Ernteeinbußen. Quellen Deutscher Wetterdienst (DWD): Datenarchiv. Fink, A.H. (26): Das Westafrikanische Monsunsystem. Promet, 32 (4), Global Disaster Alert and Coordination System (GDACS): Orange Flood alert in Niger from 6/8/212 : UTC to 7/9/212 : UTC. Global Precipitation Climatology Centre (GPCC): Datenarchiv. Global Precipitation Climatology Centre (GPCC): GPCC Normals Version 21. ftp://ftp-anon.dwd.de/pub/data/gpcc/html/gpcc_normals_download.html Weischet, W.; Endlicher, W.: Regionale Klimatologie. Teil 2: Die Alte Welt. Teubner, Stuttgart, 2, 628 S. World Meteorological Organization (WMO): World Weather Information Service. 6
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