Plastik-Häkel-Workshop

Transkript

1 Plastik-Häkel-Workshop Bevor die Frauen mit dem Häkeln beginnen können, müssen sie die Plastikschnur vorbereiten. Dafür werden die Plastiktütchen längs gefaltet in Streifen geschnitten und die so entstandenen Ringe ineinander verschleift. Madame Angèle (rechts), Verantwortliche des Bereichs Soziales bei URBIS Togo, hilft Amama Salifou, einer Teilnehmerin des Workshops. Denn die Handgriffe sind zu Beginn ungewohnt, und zu zweit geht es leichter! Im Vordergrund des Bildes steht eine Tasche, schwarz mit weißen Streifen, wie sie die Profis aus dem Benin häkeln. Am ersten Tag des Workshops erscheint es den Teilnehmerinnen noch unglaublich, doch schon bald setzen sie sich ähnliche Ziele.

2 Bintou Abdoulaye, Zenabou Sangbande und Mounifa Saou (v.l.n.r.) unternehmen ihre ersten Häkelversuche, mit einer großen Häkelnadel aus Holz. Die Stimmung beim Workshop ist heiter, alle helfen einander und freuen sich über die ersten Erfolge. Einige der Frauen haben schon im Fernsehen von ähnlichen Projekten gehört, doch um die Grundlagen zu lernen, braucht es etwas Anleitung. Dessen sind sich die Frauen bewusst, und sie wollen ihrerseits ihr neues Wissen weitergeben. Nachbarinnen, Töchter, Schwestern und Frauen, die es schon im Voraus bereuten, nicht am Workshop teilnehmen zu können sie alle kommen hoffentlich bald in Genuss von Privat-Häkelunterricht. Mounifa Saou, Lehrerin in Sokodé, erklärt am Ende des Workshops: Wenn ich meine Häkeltasche trage, werden mich die Kolleginnen darauf ansprechen, und ich kann sie anlernen.

3 Odile Sannou aus dem Benin (links) ist eine geduldige Lehrerin. Jeder Frau zeigen sie und ihre vier Assistentinnen einzeln, wie der Henkel an die Tasche gehäkelt wird. Seit vier Jahren häkeln die fünf Frauen aus dem Dorf Papatia im Zentrum des Benins. Die Plastiktütchen in der Natur stören Odile Sannou seit langem: Doch eine Lösung fanden wir nicht. Es war eine Deutsche aus der Entwicklungszusammenarbeit, die uns die Technik beigebracht hat. Heute bilden Plastikhäkeln und Workshops für die Schneiderin ein zweites Standbein. Im Togo waren die fünf Beninerinnen zum ersten Mal, die Einladung von URBIS Foundation freute sie enorm.

4 Vor allem die jüngeren Frauen haben sich die Technik schnell angeeignet. Am zweiten Tag häkeln sie bereits mit der kleinen Metallnadel, die ein festes Plastikgewebe ergibt. Maimouna Idrissou (links im Bild) schmiedet Zukunftspläne: Vielleicht kann ich mich mit den Häkelarbeiten eines Tages selbständig machen, eine kleine Manufaktur gründen und die Fabrikate in einer Boutique verkaufen. Die 22-Jährige besucht das Lycée Technique, mit Schwerpunkt Buchhaltung, und will sich eine Schultasche häkeln. Sie meint, dass sie die Pausen fürs Häkeln nutzen kann und ihre Familie zum Plastiktütchen-Sammeln animieren wird.

5 Barka Oukpedjou posiert stolz mit ihrer selbst gehäkelten Tasche. Bei der Vorstellungsrunde am ersten Tag meinte sie zu ihrer Arbeitssituation: Ich mache nichts. Abgesehen davon, dass Haushalt und Kinder nicht nichts sein können, ist gerade für Frauen wie sie das Häkeln interessant. Die sinnvolle Beschäftigung stärkt die Frauen und kann ihnen ein kleines Einkommen bringen. Die gehäkelten Portemonnaies und Taschen wollen die Workshop- Teilnehmerinnen später in Sokodé verkaufen, vorerst wird als Anschubfinanzierung und Motivator über URBIS und die GLEN-Praktikantinnen auch ein Teil der Produktion nach Europa exportiert.

6 Nach drei lehrreichen Tagen kehrt jede der Frauen mit mindestens einer fertigen Häkelarbeit nach Hause. Und mit dem Wissen, dass Plastiktütchen nicht in die Natur gehören, sondern verwertet werden können. Madame Angèle, Verantwortliche des Bereichs Soziales bei URBIS Togo, freut sich eine Woche später: Ich konnte beobachten, wie eine Teilnehmerin in der Stadt Plastiktütchen sammelt. Und auch ich bücke mich öfters, wenn ich was umherfliegen sehe. Denn meine Schwiegertochter häkelt, und ihr Bedarf an Plastik ist enorm.