Workshop Künstlerische Fotografie V Teil 6
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- Nora Raske
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Workshop Künstlerische Fotografie V Teil 6 künstlerische Architekturfotografie Vortrag Workshop Wolfgang Ahrens
2 Architekturfotografie Will sich die Architekturfotografie von der reinen Abbildungsfunktion lösen, dann kann sie sich verschiedener Methoden der Abstraktion bedienen wie übrigens alle anderen Genre auch. Entscheidend aber ist, dass sie es schafft das 3-dimensionale Motiv in ein 2-dimensionales Bild zu transformieren und von dort zur Struktur vorzudringen. Die Transformation lautet also: Motiv -> Bild -> Struktur Bei August Sander wie bei den Bechers gelingt dies durch eine typologische Präsentation: einer Reihung ähnlich fotografierter Motive, bei Sander sind das die Menschen des 20. Jahrhunderts, bei den Bechers die untergehende Industriearchitektur. Andreas Gursky ist ein Meister dieser Transformation, der sich allerdings bewusst auch der Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung bedient. Die sog. Becher-Schule, im wesentlichen die erste Künstlerklasse von Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf, hat dieses Transformation in vielfältiger Art und Weise verinnerlicht. Da wir die Becher-Schule in einem gesonderten Kapitel behandeln, hier nur die wesentlichen Grundlagen. Boris Becker dagegen gehört schon der 2. Klasse Bechers an, hat aber auch den internationalen Durchbruch in die Liga der besten Fotografen geschafft. Seine Serie Hochbunker entspricht ganz dieser Abstraktion.
3 Methoden der Abstraktion - Extraktion der Struktur eines Motivs, möglichst minimalistisch - Kontextverschiebung, Entkontextualisierung, Umwertung des Gezeigten - Abstraktion - von der Farbe --> S/W-Bild - von der Schärfe --> unscharfes Bild, Bewegungsunschärfe - von der Ganzheit --> Detailbild, Ausschnitt - Verzicht auf bestimmte charakteristische Merkmale - Aufgabe von Perspektive Die Moderne - Auflösung der Körperlichkeit/Materialität --> Schattenbild - Auflösung der Form > die Moderne - vom --> Serie, Motivgruppe --> Typisierung vom Individuum --> Spiegelung --> Low Key, High Key --> Überlagerung --> sonstige Verfremdung z. B. HDR, Solarisation - Prinzip der Verdichtung - Extension des Formats
4 Extraktion der Struktur
5 Extraktion der Struktur Bild Cheopspyramide Fotografie von Andreas Gursky: Cheops 2006
6 Cheops-Pyramide
7 Kontextverschiebung Ein häufig benutztes Konzept in der künstlerischen Arbeit ist die sog. Kontextverschiebung mehr noch in der Installation als der Fotografie. Grundsätzlich ist jedes Motiv in einen Kontext eingebettet, der ganz wesentlich zur Erklärung des Motivs beiträgt. Entkleidet man das Motiv von seinem Kontext oder fügt es in einen anderen Kontext ein, dann fehlen die tradierten Erklärungsmuster: das Bild wird insofern interessanter, als man nun nach neuen Erklärungsmustern suchen muss. In dem Maße wie der Fotograf aber auch alle anderen Künstler sich von der Abbildungsfunktion entfernen, umso mehr findet eine Kontextverschiebung statt: das Bild verweigert dem Betrachter eine erkennbare Wiedergabe, wird also zu einem autonomen Bild wie wir es von der Konkreten Fotografie her kennen. Um den Rezipienten nicht auf die Fährte zu setzen, vermeiden manche Künstler dem Bild sogar einen Titel mitzugeben oder weigern sich, das Bild zu interpretieren.
8 Andreas Gursky: Mayday 2006 Mayday V ist ein 2006 veröffentlichtes Bild des deutschen Fotografen Andreas Gursky. Der ,9 cm messende Dye-Transfer-Abzug zeigt die Glasfassade der Dortmunder Westfalenhalle 1 während der jährlich stattfindenden Techno-Party Mayday. Die Fotomontage ist Teil einer Reihe von Aufnahmen, zeigt aber als Einzige die Halle von außen. Ausstellungsort ist das Stedelijk Museum in Amsterdam. Die Fotografien entstanden mithilfe eines Krans innerhalb von fünf Stunden und wurden später mittels Computer zusammengefügt. So hat die echte Westfalenhalle lediglich vier Stockwerke, während sie auf dem Bild als 18- stöckiger Turm erscheint, quasi als bildliche Umsetzung des musikalischen Samplings. Nach Gursky sei das Bild zwar nicht im engen Sinne wahr, aber dafür wahrhaftig und in einem Gespräch mit dem Zeit-Redakteur Christoph Amend erklärt er: Die Musik ist genauso reduziert wie meine Bilder. Techno-Partys dehnen den Moment auf eine ganze Nacht. Mit meinen Bildern arbeite ich auch gegen den Moment, ich dehne die Zeit. Nach Ansicht Gurskys habe die heutige digitale Technik den Unterschied zwischen Fotografie und klassischer Malerei längst aufgehoben, denn mithilfe der Technik könne sich die Fotografie vom einfachen Abbilden emanzipieren und eine eigene neue Wirklichkeit schaffen. Das übergroße Format und die gleichzeitige hohe Auflösung bewirken einen Widerspruch, der auch von altmeisterlichen Gemälden bekannt ist (Beispiel: Turmbau zu Babel). Bei Gesamtansicht verschwimmen die zahlreichen Details, während bei einem engeren Blickwinkel der Gesamtkontext verloren geht. Der Kritiker Jerry Saltz des Magazins New York empfand das Bild als ärgerlich und über-clever und spekulierte darüber, ob Gursky die Ideen ausgingen. Maximilian Lenz (WestBam) schreibt in der Webausgabe der B.Z.: Als ich den Blick hob, zur Westfalenhallenglasfront, fiel mir auf, dass die Westfalenhalle nur dreistöckig ist, viel schmaler als bei Gursky, und fast schon enttäuschend popelig. Und erst da verstand ich, wie viele Stockwerke Gursky dazu erfunden hatte, wie viel Realität er komprimiert, komponiert und aufgetürmt hatte, nur damit alles so ist, wie es uns in unseren Träumen und Vorstellungen erscheint.
9 Westfalenhalle Andreas Gursky: Mayday 2006 Bild > Struktur
10 Boris Becker (*1961) Der Künstler Boris Becker bezeichnet sich selbst als Bildfinder. Seine Aufnahmen entstehen vornehmlich in Deutschland, Italien, Belgien und Polen, ein Projekt führte ihn sogar in den Westen Algeriens. Generell geht es ihm nicht um die Dokumentation landesspezifisch bedeutsamer Orte, Bauwerke oder Aufnahmen von Menschen, sondern um eine kontinuierlich durchgeführte photographische Studie von ihm entdeckter Facetten, die oft übersehen, allgemein für die menschliche Existenz, ihren Umgang mit ihrem Lebensumfeld, Natur- und Kulturraum, Wahrnehmung und Medienreflexion sprechend sind. Verschieden abgestuft realisiert Becker auf Farb-, Flächen- und Strukturwerte konzentrierte, zeichenhaft abstrakte Bilder, die vielfach großformatig umgesetzt, nüchterne Assoziationsfelder bieten und gelegentlich eine Brücke zur Farbflächen-Malerei schlagen. Behält er auch technisch die von seinen Lehrern Bernd und Hilla Becher bevorzugte Methode der Großbildphotographie bei, die ein kompositorisch gelungenes und ein detailgenaues Abbild der Wirklichkeit begünstigt, sieht der Künstler seine Aufgabe weniger in der Wiedergabe objektiv wahrgenommener Umstände, sondern vielmehr darin, das Vertrauen in die Wirklichkeit sowie in auf sie Bezug nehmende Bilder auf den Prüfstand zu stellen. Bereits in seiner frühen schwarzweiß und farbig ausgearbeiteten Bildreihe von Hochbunkern, aufgenommen in vielen deutschen Städten, kündigt sich seine kritische Sicht auf die Dinge an. Auch hier richtet sich Boris Beckers Blick weniger auf das Offensichtliche. Intuitiv wendete er sich mit den ausgewählten Bauten Motiven und Formen zu, die ihre Funktion beinahe oberflächenversiegelt, eher verbergen als offen legen. Mit dieser fundamentalen Serie, die die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur u. a. als Dauerleihgabe des Künstlers zu ihrem Bestand zählt, verbindet sich zudem ein faszinierendes Kapitel deutscher Architekturgeschichte.
11 Boris Becker: Hochbunker Leverkusen Wiesdorf und Opladen 1985
12 Boris Becker: Kölner Dom
13 Strukturen
14 Tommy Pützstück: Struktur
15 Werner Sperl: Hochhaus
16 Werner Sperl: Hochhaus
17 Boris Becker: Kurmuschel 2014
18 Abstraktion von der Farbe > S/W
19 Joel Tjintjelaar: Frozen Music
20 Joel Tjintjelaar
21 Joel Tjintjelaar
22 Joel Tjintjelaar
23 Joel Tjintjelaar
24 Joel Tjintjelaar
25 Joel Tjintjelaar: New York
26 Julia Anna Gospodarou
27 Julia Anna Gospodarou
28 Julia Anna Gospodarou
29 Tommy Pützstück: Brücke
30 Werner Sperl
31 Spiegelung
32 Tommy Pützstück: Spiegelung
33 Tommy Pützstück: Spiegelung
34 Tommy Pützstück: Spiegelung
35 Wolfgang Ahrens: Kölner Dom 2008
36 Wolfgang Ahrens: Facades 2014
37 Wolfgang Ahrens: Automotive Mirrors 2015
38 Hans Hollein ( in Wien): Museum Abteiberg, Mönchengladbach Ich bin an die Planung dieses Museums als Architekt und als Künstler herangegangen. Als Künstler, der sowohl einen engen Bezug zu den dort präsentierten Kunstwerken hat, als Künstler, der selbst Kunstwerke (die in Museen stehen) produziert, und als Künstler, der ein Bauobjekt als Kunstwerk auffasst. Eine Dialektik zwischen dem Bauwerk, dem Raum und dem Kunstwerk ist angestrebt nicht im Sinne einer Integration, sondern im Sinne einer Konfrontation, die das Potential der Objekte und des Raumes sichtbar und erlebbar werden lässt. Der Raum soll von einer komplexen Neutralität sein. Flexibilität soll nicht Beweglichkeit von Stellwänden und Decken bedeuten, sondern ein Angebot vielschichtiger Situationen, die für ein Kunstwerk entdeckt werden, auf die ein Kunstwerk antwortet. Das Bewegliche ist primär das Kunstwerk und der Mensch. Innerhalb von Architektur. Die Verantwortung des Architekten wird nicht auf den Kurator übertragen. Der Architekt schafft ein autonomes Kunstwerk für Kunstwerke und Menschen. (Hans Hollein)
39 Hans Hollein ( in Wien): Museum Abteiberg, Mönchengladbach Foto Ahrens 2015
40 Hans Hollein ( in Wien): Museum Abteiberg, Mönchengladbach Foto Ahrens 2015
41 Unschärfe
42
43 Dieter Rüge: Unschärfe 2015
44 Dieter Rüge: Unschärfe 2015
45 Wolfgang Ahrens: Unschärfe 2015
46 Vom Ganzen zum Detail
47 Wolfgang Ahrens: Kranhäuser 2012
48 Wolfgang Ahrens: Kranhäuser 2012
49 Wolfgang Ahrens: Kranhäuser 2012
50 Wolfgang Ahrens: Frieder Burda Museum, Baden-Baden 2012
51 Kranhäuser Köln
52 Verfremdungen
53 Wolfgang Ahrens: Auditorio de Tenerife 2012
54 Hommage an Richard Esther: Manhattan 1987 Ahrens: Bearbeitung 2014
55 Wolfgang Ahrens: Brücke 2014
56 Wolfgang Ahrens: Rheinauhafen 2014
57 Herzlichen Dank für eure Aufmerksamkeit!
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