Komitee zur Förderung der Deutsch-Französisch-Polnischen Zusammenarbeit e.v. ( Weimarer Dreieck )

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1 Komitee zur Förderung der Deutsch-Französisch-Polnischen Zusammenarbeit e.v. ( Weimarer Dreieck ) Festveranstaltung anlässlich der Verleihung des Adam-Mickiewicz-Preises für Verdienste um die deutsch-französisch-polnische Zusammenarbeit an das Weimar, 29. August 2008 Festsaal des Rathauses Teil I Uhr Begrüßungsansprache von Klaus-Heinrich Standke Präsident Komitee zur Förderung der deutsch-französisch-polnischen Zusammenarbeit e.v. ( Weimarer Dreieck ) Meine Hochgelehrten Herren Professores Bartoszewski, von Thadden und Vaillant, lieber Herr Polenz, Herr Oberbürgermeister, lieber Herr Wolf, Herr Minister Dr. Zeh, Herr Botschafter Dr. Prawda, Monsieur d Houssonville und Herr Zenner als Vertreter der Regierungen des Weimarer Dreiecks, Lieber Herr Pleuger, meine Damen, meine Herren Gestern Abend haben wir fast bis Mitternacht den 259. Geburtstag von Johann Wolfgang v. Goethe gefeiert. Zu seinem 80. Geburtstag, d.h. vor 178 Jahren war der Namensgeber des heute zu verleihenden Preises, Adam Mickiewicz, hier in Weimar Teilnehmer dieser festlichen Geburtstagsrunde. Goethe sah in seinem damals 32-jährigen polnischen Gast den größten Dichter seiner Generation. 1

2 Für Victor Hugo war Adam Mickiewicz le clairon de l avenir, der Trompeter der Zukunft, un avenir où les peuples se tendraient la main par-dessus des frontières qui ne les séparaient plus», einer Zukunft, in der sich die Völker die Hände reichen über die Grenzen hinweg, die sie nicht mehr trennen. Die drei Gründungsväter des Weimarer Dreiecks, die hier im Rathaussaal am 29. August 2006 zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder zusammenfanden, um den Adam-Mickiewicz-Preis als erste Preisträger entgegenzunehmen, bekräftigten nicht nur ihre in das Buch der Geschichte eingegangene gemeinsame Erklärung von 1991, sondern sie gingen vor zwei Jahren noch einen Schritt darüber hinaus: Die drei Länder sind eine Interessengemeinschaft für den Erfolg Europas. - Wir appellieren an unsere Völker und Regierungen, den Weg der gemeinsamen Verantwortung von Deutschen, Franzosen und Polen weiterzugehen. - Wir appellieren, dass die drei Länder sich den gegenwärtigen Herausforderungen Europas mit voller Kraft stellen. Roland Dumas, Hans-Dietrich Genscher und Krzysztof Skubiszewski Ich glaube, die drei Pilgrim Fathers, wären sie heute bei uns, wären mit dem Weimarer Dreieck des Jahres 2008 ganz anders als noch im Jahre 2006 ganz zufrieden. Ich möchte fünf Gründe nennen: 1.)Präsident Lech Kaczynski hat zu Anfang seiner Amtszeit die im übrigen auch von anderen geteilte - Sorge geäußert, das Weimarer Dreieck sei zu bloßen Ritualen erstarrt und daher sei die Nützlichkeit des Dreiecks eine offene Frage. Ich will dies keines- falls als Begründung verstanden wissen, für seine kurzfristige Absage zum 15. Jahrestag zusammen mit der Gastgeberin Angela Merkel und mit Präsident Jacques Chirac nach Weimar zu kommen. Wir freuen uns aber umso mehr, dass der polnische Präsident seinen französischen Kollegen Nicolas Sarkozy und die Bundeskanzlerin zum nächsten Weimarer Gipfel nach Polen eingeladen hat. 2.) Nach dreijähriger Pause haben die drei Außenminister sich am 17. Juni 2008 in Paris wiedergesehen. Auf Einladung des Bundesministers des Auswärtigen, Frank-Walter Steinmeier, soll die nächste Ministerbegegnung zum ersten Mal seit 18 Jahren wiederum hier am Gründungsort Weimar stattfinden. Anlass ist der 90. Jahrestag der Verkündung der Weimarer Verfassung. 3.) Der Präsident des Deutschen Bundestages, Norbert Lammert, sprach am 29. April 2008 anlässlich einer gemeinsamen Sitzung der Präsidien von Bundestag und Assemblée Nationale in Dresden von einem kleinen Fest der europäischen Einheit. Lammert und sein Amtskollege Bernard Accoyer verständigten sich darauf, das regelmäßige Treffen beider Parlamente ab 2010 um das polnische Parlament zu erweitern, um damit wie es ausdrücklich heißt das Weimarer Dreieck wieder zu beleben. 2

3 4.) Heute in zwei Wochen, am 12. September 2008, wird unter Federführung unseres Komitees im Rahmen des renommierten Economic Forum in Krynica, des sog. Davos von Osteuropa, ein Kolloquium stattfinden zum Thema Perspektiven zur Wiederbelebung des Weimarer Dreiecks. An der Diskussion neben von französischer Seite Außenminister a.d. Roland Dumas, einer der Gründungsväter des Weimarer Dreiecks, teil sowie unser hier anwesender Vizepräsident, Professor Henri Ménudier. Von Polen hat der frühere Außenminister Dariusz Rosati, MdEP sowie der Präsident unserer Schwestergesellschaft, des Klub Weimarski, Professor Najder zugesagt und von Deutschland kommen u.a. die Mitglieder des Deutschen Bundestages Axel Schäfer und Karl-Georg Wellmann. 5.) Eine weitere gute Nachricht für das Weimarer Dreieck, die nicht gering zu schätzen ist, ist der Umstand, dass einer der erfahrensten deutschen Diplomaten, Staatssekretär a.d. Gunter Pleuger, der heute unter uns weilt und heute Nachmittag am Generationengespräch teilnimmt, ab 1. Oktober 2008 das Amt des Präsidenten der Europa-Universität Viadrina übernehmen wird. Seine Programmplattform enthält ausdrücklich das Weimarer Dreieck. Es wird an den nachwachsenden Studentengenerationen liegen, das weiterzuführen und in die Tat umzusetzen, was die Gründungsväter des Weimarer Dreiecks heute vor 17 Jahren so mutig begonnen haben. Zum Schluss dieser eindrucksvollen Auflistung ein Wort in eigener Sache: Um einen Beitrag zu leisten zur wichtigen Popularisierung der Idee des Weimarer Dreiecks hat unser Komitee eine Internetseite lanciert, die ehrenamtlich von jungen Leuten aus den drei Ländern aber auch aus Bulgarien gepflegt wird. In kurzer Zeit konnte sie mehr als Besucher verzeichnen und gilt auch durch ihre Verlinkung mit den Außenministerien in Berlin, Paris und Warschau, die unser Logo übernommen haben, als die zentrale Informationsquelle zum Weimarer Dreieck. Alle offiziellen Texte, eine wachsende Zahl von Veröffentlichungen zu allen Variationen des Weimarer Dreiecks sowohl alle Veranstaltungen, die zu unserer Kenntnis kommen, sind hier zu finden. Eine französische Homepage ist dank einer Praktikantin von der SciencePo in Lille in Vorbereitung und eine polnische Fassung wird folgen. Maecenates voco! Wir suchen Sponsoren, die die Pflege dieser Homepage finanzieren, denn wir erhalten keinerlei finanzielle Unterstützung für unsere Arbeit und auch das ehrenamtliche Engagement unserer jungen Leute hat seine verständlichen Grenzen. Der mit dem Namen des großen Dichters und Patrioten Mickiewicz verbundene Preis für Verdienste um die Zusammenarbeit der drei Länder erfreut sich nimmt man das erhebliche Medieninteresse und politische Äußerungen zum Maßstab bereits beachtlichen Ansehens in den drei Ländern: The Chancellery of the Prime Minister of Poland:...Der von Ihnen initiierte Adam-Mickiewcz-Preis ist wegen der ihm zugrunde liegenden Idee, aber auch aufgrund der bisher 3

4 ausgezeichneten Träger ein bedeutendes Element im Rahmen des Weimarer Dreiecks Warschau, Auswärtiges Amt: Das Auswärtige Amt misst der Verleihung dieses Preises, wie in den Vorjahren, eine hohe Bedeutung zu. Sicherlich wird in diesem Jahr auch im Hinblick auf die Intensivierung der Zusammenarbeit im Rahmen des Weimarer Dreiecks von der Preisverleihung ein sichtbarer Impuls ausgehen. Berlin, Ministère des affaires étrangères: Anlässlich der Verleihung des Adam-Mickiewicz-Preises 2008, möchte das französische Außenministerium das feste und dauernde Engagement Frankreichs für die Ziele des Weimarer Dreiecks betonen. Dieser originelle trilaterale Rahmen, der einen einzigartigen Dialog für eine größere Kohäsion der erweiterten Europäischen Union ermöglicht, kann für seine verstärkte Rolle auf jede Unterstützung unsererseits zählen. In diesem Jahr haben es die Juroren des Adam-Mickiewicz-Preises zum dritten Mal vermocht, drei außergewöhnliche Persönlichkeiten auszuzeichnen, die jede auf ihre Weise durch ihre Leistungen auf dem Weg zu einem politischen versöhnten, offenen und ehrgeizigen Europa den Geist der Gründungsväter des Weimarer Dreiecks symbolisieren. (Übersetzung aus dem Französischen) Paris, Dr. Richard von Weizsäcker, Bundespräsident a.d.: Die Auswahl der Preisträger freut mich. Berlin, Prof. Dr. Rita Süssmuth, Präsidentin des Deutschen Bundestages a.d. Mit großer Freude habe ich vernommen, dass mit dem renommierten Adam-Mickiewicz-Preis für Verdienste um die deutsch-französischpolnische Zusammenarbeit heute in Weimar mit den Herren Władislaw Bartoszewski, Rudolf von Thadden und Jérôme Vaillant drei Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich in ihrem Lebenswerk in Forschung und Lehre, aber auch als politische Menschen, in vielfältiger Weise als Brückenbauer zwischen unsren drei Ländern hervorgetan haben. Ich fühle mich mit unseren beiden Partnerländern im Weimarer Dreieck, Frankreich und Polen, seit vielen Jahren persönlich verbunden. Es ist mir daher eine besondere Genugtuung, dass das unermüdliche Engagement der drei Preisträger für das Weimarer Dreieck im politischen Umfeld seine Früchte bringt. Berlin, Der Preis wurde am 29. August 2006, dem 15. Jahrestag der Gründung des Weimarer Dreiecks, hier im Rathaussaal zum ersten Mal vergeben. 4

5 Die ersten Preisträger waren die drei Gründungsväter des Weimarer Dreiecks und späteren Schirmherren des Komitees, die früheren Außenminister Roland Dumas, Hans-Dietrich Genscher und Krzysztof Skubiszewski. Die Laudatio hielt der unlängst verstorbene frühere polnische Außenminister Prof. Dr. habil. Bronislaw Geremek, MdEP, Mitglied des Kuratoriums des Komitees. Am 29. August 2007 wurden gemeinsam das Deutsch-Französische Jugendwerk und das Deutsch-Polnische Jugendwerk mit diesem Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt der Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Gerd Hoofe. Der Preisverleihung schloss sich ein Dialog zwischen den Generationen an, an dem der Vorsitzende der deutsch-französischen Freundschaftsgruppe in der französischen Nationalversammlung, Dr. Yves Bur, der inzwischen verstorbene frühere polnische Außenminister Professor Stefan Meller, Mitglied des Kuratoriums unseres Komitees, sowie der frühere Thüringische Ministerpräsident, Professor Bernhard Vogel, teilnahmen. Dieses Generationengespräch wird auch in diesem Jahr fortgeführt und steht unter dem Rahmenthema: 1968 Junge Leute und Demokratie in Deutschland, Frankreich und Polen Neben den drei Preisträgern nimmt an dem Gespräch auch der designierte Präsident der Europa-Universität Viadrina, Staatssekretär a.d. Dr. Gunter Pleuger teil. Die Gesprächsleitung liegt in den Händen von Prof. Dr. Henri Ménudier, Sorbonne Nouvelle, Paris, Vizepräsident des Komitees. Meine Damen und Herren, in der Gemeinsamen Abschlußerklärung vom letzten Weimarer Gipfel in Mettlach am wurden von den beiden Staatspräsidenten und der Bundeskanzlerin u.a. ausdrücklich Initiativen für einen verstärkten Dialog zwischen Intellektuellen aus den Weimar-Staaten gefordert. Um die wichtige Rolle der Intellektuellen im abstrakten Prozess der Weimarisierung öffentlichkeitswirksam sichtbar werden zu lassen, wollen wir mit der Verleihung des diesjährigen Adam-Mickiewicz-Preises drei hervorragende Intellektuelle ehren, die jeder auf seine Weise auch politische Ausstrahlung haben. Unser Laudator, Herr Ruprecht Polenz, wird ihre Verdienste im einzelnen würdigen. Bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1986 an Władisław Bartoszewski in der Paulskirche in Frankfurt endete Professor Hans Maier seine Laudatio auf den damals und heute wieder Geehrten mit den Worten: Man ruft so oft nach Vorbildern: Er ist eins! Im Zeichen des Weimarer Dreiecks können wir heute hier ausrufen: Hier sind drei! Bevor wir nun in die musikalische Ouvertüre eintreten und in unser Festprogramm habe ich eine traurige Pflicht zu erfüllen. 5

6 Zwei hervorragende Persönlichkeiten unseres Kuratoriums, die an der Preisverleihung hier in Weimar 2006 und 2007 mitwirkten, beides frühere Außenminister Polens und überzeugte Europäer, die Herren Bronislaw Geremek und Stefan Meller, sind in diesem Jahre verstorben. Jeder von ihnen hat uns ein Vermächtnis hinterlassen: Professor Geremek sagte hier im Raum, vor genau zwei Jahren: folgendes: In letzter Zeit, vor allem in den deutsch-polnischen Beziehungen, nahmen historische Debatten viel Raum ein. Sie durchdrangen auch die Beziehungen zwischen Regierungen und Staaten. Niemand kann behaupten, dass die Geschichte nicht Teil der Realität, auch der politischen, ist. Dennoch bin ich ein großer Befürworter, dass man historische Diskussionen von der Gestaltung und Führung der Politik, vor allem der Außenpolitik, abgrenzt. Und bezogen auf das Weimarer Dreieck - : Ich glaube, dass das Bestehen und Funktionieren des Weimarer Dreiecks unseren Glauben an die Europäische Union verstärkt. Und nun Stefan Meller, der heute vor einem Jahr hier am Dialog zwischen den Generationen teilnahm,: Die Schaffung des Weimarer Dreiecks war für uns Polen seinerzeit ein politischer wie moralischer Beweis für die Stärke des deutsch-französischen Motors. Das Weimar Dreieck hat erleichtert, dass Polen seinen Platz in Europa gefunden hat. Von Genshagen aus Herr v. Thadden hat Stefan Meller eine Botschaft übermittelt: Er richtete seinen Appell an die Eliten, einschließlich der Medien, des Alten Europa, sich mehr mit den Problemen des Neuen Europa zu befassen. Er forderte nachdrücklich ganz ähnlich wie das Schlusskommuniqué des Mettlacher Gipfels Initiativen für einen verstärkten Dialog der Eliten aus den Ländern des Weimarer Dreiecks. Die Auswahl der drei heute zu Ehrenden jeder ein Kommunikator der Botschaft von Weimar - erfolgt gewiss im Sinne von Bronislaw Geremek und Stefan Meller, die der Sache des Weimarer Dreiecks Stimme und Gewicht verliehen. Sie werden uns fehlen. Ich darf Sie nun bitten, sich zu einer Schweigeminute zum Gedenken an die beiden Verstorbenen von den Plätzen zu erheben. 6