Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

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1 Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1836 Doppelbrief der Eheleute Lang-Bürkli Luzern Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter erhältlich. Beilagen der Jahresberichte Anno Domini unter

2 Doppelbrief der Eheleute Lang-Bürkli Luzern Gemeindearchiv Untervaz: Schachtel Verträge Gemeindearchiv Untervaz S. 1: Luzern den 5. Jänner 1836 Herr Vetter J. Joos. 1 Ich schreibe Ihnen gegenwärtigen Brief, Antwort auf Ihr schreiben welches Datirt von 18. Juni ich erhalten habe, gerne hätte ich geschrieben, doch etwas hielt mich zurück und das ist, dass wir selbst nach Vatz haben kommen wollen

3 - 3 - und immer haben aufschieben müssen, theils wegen zuviel Arbeit, theils wegen Unpässlichkeit bis der Winter anrückte und hernach wegen Schwangerschaft meiner Frau, die mir wieder ein Knäblein brachte und jetzt auch gesund wie der erste sich befindet, welcher jedoch 3 mahl krank war sodass wir glaubten, dass er die Reise in die ander Welt antretten müsste und itzt 2 gott sei Dank ist er gesund und wohl. Was der Junge von dem Ihr mir meldetten anbetrift, verhaltet es sich so, dass er 14 tage Brobierzeit 3 machen soll und nach der Zeit von 14 Tagen sieht mann schon ob er die Arbeit erleren 4 kann. mit den Bedingungen verhält es sich so. 1. Soll er 25 Louisdor 5 bezahlen und 3 Jahre Dienstzeit machen und Wäsche und Ausflicken der Kleider auf sich haben und allfällige Krankheitten 6 die in die Länge sich ziehen würde alle Köste 7 bezahlen. Hingegen Ich verpflichte mich Ihn die Profesion 8 zu erlernen und Auszubilden, das wenn er von mir fortgeth die Profession Durchgehends kent und als Arbeiter auftretten kann, gebe ihm Kost und Logie 9 und Gelegenheit zum Zeichnen und Grawieren, 10 dagegen verlange ich von Ihm Gehorsamm und Thätigkeit welche zu seinem Nutzen anzuwenden sind. S. 2: Den Thätigkeit ist nothwendig um etwas zu erlernen welches die Ausbilden eines Menschen erfordert und wenn geschiklichkeit und thätiges Wesen beysammen sind, ich versprechen kann dass er als ein guter Büchsenmacher auftretten wirt. Da das Alte Jahr verflossen und das neue angekommen so wünsche ich ihnen Glük und gutte gesundheit dass die Jahre nicht so schnel Ihnen dahinfliessen mögen und jenseits würden wir uns hin un wider sehen doch dort wohin jeder zu kommen verlangt, der seinen Lebenspfad vollendet um den Lohn seiner Mühe und die Ruhe zu finden hoft. Die ganze Familie höflich grüssend verbleibe ich Euer Vetter Joseph Lang. S. 3: Zweiter Brief, von anderer Hand geschrieben Lieber Herren Vetter Johannes Joos Zugleich kann ich nicht unterlassen, Ihnen einige Zeihlen zu Schreiben und

4 - 4 - Abzubitten dass wir Ihres Schreiben so lange Unbeantwortet bey Handen behalten ist zwar vorgegeben Die Sache wie Ihnen mein lieber Mann geschrieben, währe dieser Fahl nicht so mit verschiedener Angelegenheiten und Umständen eingetroffen, so hätten wir beiderseits die grösste Freüde gehabt unser Vatterland Persöhnlich zu besuchen wo wir. 11 alle unsere lieben Freünden bekanten und Verwanten. 12 unserer Mitte kennen gelernt gehoffet hätten. 13 Herren Vetter jezt kann ich einige Jahr nicht mer die Hoffnung haben, dass wir Sie besuchen können, denn meine lieben zwey Knäblein halten mich davor zurück, doch ganz gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass wir nicht einmahl nach Unter Vatz eine Reise machen, übrigens hoffe ich Sie werden sich alle Gesund und Wohl befinden welches wir Gott sey Dank auch alle seynd, wir leben mit einander wie wir bey unserer Hochzeit dieses gewünscht haben, Lieber Hr. Vetter ich erinnere mich öfters an unsere so lästige Reise nach Glarus, ich und mein Mann leben zufrieden und in einigkeit und so verschwindet schnell die Zeit, zugleich Statte Ihnen ein Herzlicher Neü Jahrs Wunsch ab, Dieser ist dass ich Wünsche der liebe Gott erhalte Sie und Ihre liebe Famille in bestem Wohlseyn und alles wass Sie vom lieben Gott zu erhalten wünschen. Grüssen Sie mir alle Verwanten und bekanten S. 3: am Rande geschrieben: Zugleich danken wir Ihnen ganz Höfflich für das gütige Neü Jahrs geschenk welches Sie unserem lieben Kind Joseph zugesandt. Gott wolle es Ihnen auf eine andere Art wieder ersetzen und wan der kleinen Joseph einmahl sprechen kann so will ich als Mutter anhalten Dass er für Sie Täglich bettet mit Gruss von Ihrer aufrichtigen Base Catharina Lang 14 née 15 bürkly 16 Wir bitten durch Rückgehende Post eine Antwort über eines und dass andere. S. 4: Postadresse: Stempel: Luzern Jan. 7. Ankunft 11 ten Horner 17 An Johannes Joos, Geschworner 18 und Weisen Vogt, 19 Unter Vatz bey Chur

5 - 5 - Dokument: Papier, 1 Bogen, 27 cm hoch, 21 cm breit, drei von vier Seiten mit Tinte deutsch beschrieben, auf Rückseite Post-Adresse und Stempel Luzern. Als Brief gefaltet. Aus dem Nachlass von Förster Christian Joos-Hug ( ) in Salavis, erhalten. Siehe auch Stammbaum von Peter Hug im Anno Domini 2008 auf S Abschrift wortgetreu aus dem Originalbrief (incl. Fehler) Anmerkungen: 1 Joos-Gadient Johann, ( ) Salavis, (Vater von Förster Joos) 2 jetzt 3 Probezeit 4 erlernen 5 Louisdor = frz. Goldmünze mit Bildnis des Königs Louis, auch Dukaten genannt = ca. Fr hier fehlt wohl "ausser" 7 Kosten 8 Profession = Beruf, Handwerk 9 Logis = Unterkunft 10 gravieren = Einschneidungen von Ornamenten, Schriften und Verzierungen in Metall, Glas, Stein, und anderen festen Werkstoffen, (sog. Gravuren) durch den Graveur 11 Loch im Papier, ein Wort fehlt 12 Loch im Papier, ein Wort fehlt 13 Loch im Papier, ein Wort fehlt 14 Diese Catharina Lang ist die gleiche Person wie die Wwe. Bürkli in den Dokumenten von 1834 (Inventar und Niederlassungsbewilligung) 15 née = geborene, entspricht dem deutschen geb. als Angabe des früheren (ledigen) Geschlechtsnamens bei Frauen, was hier in diesem Fall nicht stimmen kann, denn in den Dokumenten von 1834 (Inventar und Niederlassungsbewilligung), steht ausdrücklich Frau Wwe. Catharina Bürkli geb. Jselin. 16 Bürkli = Untervazer Bürgergeschlecht erstmals erwähnt Horner, Hornung = Februar 18 Geschworner = Gemeinderat, (für das Gericht oder Vorstandsamt gewählt und vereidigt) 19 Waisenvogt = Vormund, auch für das Armenwesen zuständiger Gemeinderat Dies erklärt auch warum 1834 dieser Johann Joos das Inventar in Luzern aufgenommen hat. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 02/