Ausbildungsmodul für kundige Personen : Probenentnahme Trichinenuntersuchung
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- Steffen Schwarz
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Transkript
1 Ausbildungsmodul für kundige Personen : Probenentnahme Trichinenuntersuchung
2 Inhalt biologische Grundlagen rechtliche Vorschriften praktische Umsetzung offene Fragen
3 Fadenwurm mit direkter Entwicklung ohne exogene Phase, nur durch Verzehr von Fleisch mit infektionsfähigen Muskeltrichinen übertragen im Magen Erstlarven freigesetzt, mit Speisebrei in Dünndarm, bohren sich in Darmschleimhaut nach 2 Tagen (mit mehreren Häutungen) geschlechtsreif Männchen sterben kurz nach der Begattung, Weibchen leben ca. 6 Wochen, gebären Larven
4 Fadenwurm mit direkter Entwicklung Jungtrichinen durchbohren ab 9. Tag als Wanderlarven die Darmwand des neuen Wirts über Blut- und Lymphgefäßsystem zu gut durchbluteter quergestreifter Muskulatur verlassen im Kapillargebiet die Blutbahn setzen sich am Übergang zu Sehnen fest dort als Larve 1 (Hypobiose) über viele Jahre bis Übertragung auf neuen Wirt Infektionen beim Tier symptomlos
5 zeitlicher Verlauf von Neuinfektion bis Befall der Muskulatur zwei bis acht Wochen sogenannte Ammenzellen in befallenen Muskelfasern, Trichinen rollen sich ein Abwehrreaktion des Wirtes auf den Fremdkörper beginnt nach ca. 17 Tagen Kapsel beginnt nach 6 Mo zu verkalken Ruhestadium: Jahre!
6 Darmtrichine geschlechtsreifer Wurm lebt im Dünndarm Durchmesser: 0,04 0,06 mm Körperlänge: weiblich: 4 mm männlich: 1,5 mm
7 Muskeltrichine zuerst gestreckte Wanderlarve, erst mit einer Länge von ca. 1 mm eingerollt oval od. zitronenförmig meist eingekapselt später auch Verkalkung möglich Kapselgröße: 0,25 x 0,4 mm
8 weltweite Verbreitung T. spiralis, T. nativa, T. britovi, T. pseudospiralis, T. nelsoni, T. murelli, T. papuae, T. zimbabwensis an klimatische Bedingungen (Tropen, gemäßigte Klimazonen, Arktis) adaptiert breites Wirtsspektrum (- außer Fischen fast alle Wirbeltiere - meist Allesfresser, Fleischfresser, aber auch Vögel und Reptilien)
9 Trichinella-Zyklen in Europa domestischer Zyklus silvatischer Zyklus T. spiralis T. spiralis T. britovi T. pseudospiralis T. nativa (z.b. Eisbär, Walroß, Polarfuchs) Quelle: Soulé and Dupoy-Camet (1991)
10 T. nativa kältetolerant, überlebt Tiefgefrierprozesse über längere Zeit bei in der arktischen und subarktischen Region lebenden Wildtieren wie Bären, Füchse, Walrösser. Hausschweine gegenüber T. nativa wenig empfänglich.
11 T. pseudospiralis befällt Wildkarnivoren, gelegentlich Hausund Wildschweine kann neben Säugern auch Vögel infizieren und wird in der Muskulatur des Wirtes nicht abgekapselt
12 Trichinellose beim Menschen in Mitteleuropa selten auftretende, aber trotzdem gefährliche parasitäre Erkrankung des Menschen Ursache Verzehr von rohem Fleisch ohne Trichinenuntersuchung zu Beginn klinisch-unspezifischer Durchfall, mit Übelkeit und Erbrechen (Darmphase) gefolgt von Fieber, Muskelschmerzen und Ödemen (Muskelphase)
13 Trichinellose beim Menschen Schweregrad der Erkrankung abhängig von Dosis, Virulenz, Wirtsprädisposition bei Befallsrate von 1-3 Larven pro g Fleisch reicht Verzehr von 150 g Fleisch ca. 100 Trichinella-Larven ausreichend für klinische Erkrankung erst späte Diagnose möglich vereinzelt Tod des Patienten, schlechte Behandlungsmöglichkeit
14 Trichinellose-Fälle beim Menschen in Europa Meldungen in den EU Mitgliedsländern ( ) Infektionsquelle Anzahl der Fälle Länder Pferdefleisch (Importpferde) Schweinefleisch (kleinbäuerl. Haltung) > 3300 Italien, Frankreich > 1800 Spanien, Frankreich, Österreich, Deutschland Wildschweinfleisch > 1300 Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien Osteuropa Zunahme der Trichinellose-Fälle seit den letzten 15 Jahren, Grund: politische und ökonomische Veränderungen (mehr kleinbäuerliche Haltung > Defizite in Hygiene und amtlicher Fleischuntersuchung)
15 Vermeidung der Erkrankung Trichinenuntersuchung bei Wildschweinen bereits seit 1891 erhöhtes Risiko beim Verzehr von Fleisch/-produkten aus Südosteuropa Prinzipieller Verzicht auf Rohprodukte aus Fleisch ohne Trichinenuntersuchung eventuell vorhandene Larven am zuverlässigsten durch Erhitzen des Fleisches auf mehr als 70 C im Kern über mindestens zwei Minuten abgetötet
16 Trichinensituation in Europa nur wenige Länder (GB, Zypern, Malta) frei in vielen Ländern Osteuropas sowohl silvatischer als auch domestischer Zyklus Strukturwandel der Landwirtschaft seit Beginn der 90iger durch Wechsel von industriellen geschlossenen Betrieben hin zur kleinbäuerlichen Schweinehaltung in vielen dieser Länder Einschnitte in der Haltungs- und Fütterungshygiene, Defizite bei der Tierkörperbeseitigung und lückenhafte Trichinenuntersuchung
17 Bedeutung Pferdefleisch über längere Zeit in Europa wichtig, Ausbrüche verursacht durch Pferde aus insbes. aus Osteuropa gelegentliche Kontamination des pflanzlichen Futters mit Teilen infizierter Nagetiere möglicherweise nicht artgerechte Zufütterung von Fleischabfällen an Pferde
18 Trichinellen-Funde beim Wildschwein Schwarzwild ist natürliches Trichinella-Reservoir Deutschland: 0,001 bis 0,013% (1-13 / ) (Quelle: Statistisches Bundesamt, ) Vergleich mit anderen EU Mitgliedsländern Frankreich: 0,02 bis 0,03% (20-30 / ) Italien: bis 0,06% (bis 60 / ) Spanien: 0,08 bis 0,48% (bis 480 / ) Finnland: bis 1,3% (bis 1300 / ) (Quelle: EU-Working Group Trichinella, 2001)
19 Trichinen bei Wildtieren bei von 2000 bis 2009 knapp 3,4 Mio in Deutschland untersuchten Wildschweinen 92 positiv (ca 0,003 %) hauptsächlich T. spiralis, gefolgt von T. pseudospiralis und T. britovi in Einzelfällen auch Mischinfektionen bei Füchsen Nachweisraten je nach Untersuchungsgebiet bei bis zu 0,2 %
20 Rechtliche Grundlagen EU-Hygienepaket : Abgabe von Wild an den Endverbraucher oder lokalen Einzelhandel ist ausgenommen Lebensmittel-Direktvermarktungs- Verordnung (BGBl. II Nr. 108/2006) nimmt wieder auf VO (EG) 2075/2005: Trichinenuntersuchung
21 Rechtliche Grundlagen Berechtigung für Probenentnahme zur Untersuchung von Wildschweinen bestimmt zur Abgabe an Endverbraucher Abgabe an lokalen Einzelhandel Nicht für Abgabe an Großhandel
22 Ausrüstung und Geräte
23 Untersuchungsmaterial vom Wildschwein mind. 10 g schwere (kastaniengroße) Muskelprobe quergestreifte Muskulatur, ohne Bindegewebe und ohne Fett aus der Unterzungenmuskulatur, dem Unterarm(=Antebrachium) oder einem Zwerchfellpfeiler
24 Zwerchfell
25 Einsendeformular (Antrag auf Trichinenuntersuchung)* vollständig auszufüllen und den Proben beizulegen: Name, Adresse und FaxNr des Einsenders Erlegedatum des Wildes Unterschrift des Einsenders eindeutige Probenkennung: zb Anzahl der Wildschweinproben (Nr. 1 bis..)
26 Transport/Versand auslaufsicher verpacken zb durch Einschweißen in Vakuumier- Folie Transport in (Polster)-kuvert, zusammen mit dem Einsendeformular.
27 zentrales Trichinen Labor beim Städt. Schlachthof Dornbirn Schlachthausstraße 6, 6850 Dornbirn Leiter Dr Egon Thurner Tel
28 Untersuchung im Labor Dienstzeiten von Montag bis Mittwoch Proben müssen jeweils bis 10 h dort sein Untersuchung erfolgt meist am Tag der Einsendung Befund nur schriftlich an den Einsender übermittelt
29 Ziel: sicheres Wildfleisch!
Ermittlung der Trichinenquellen und Infektionswege durch die Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsbehörden
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