Didaktik des Sachunterrichts und ihre Disziplinen im Studiengang Primarstufe
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- Ralph Kneller
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1 Fachportrait Didaktik des Sachunterrichts und ihre Disziplinen im Studiengang Primarstufe Nomen est Omen 'Sachen' spielen im Sachunterricht die Hauptrolle. Darunter fallen konkrete Objekte wie der Apfel oder auch abstrakte Konzepte wie Demokratie, es geht um Nahes wie unseren eigenen Körper und weit Entferntes wie den Mond, um Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Das Schulfach Sachunterricht verbindet verschiedene Themenbereiche und Perspektiven in interdisziplinärer Weise sowohl im Klassenzimmer wie auch an ausserschulischen Lernorten. Durch das Studium der Didaktik des Sachunterrichts und ihrer Disziplinen erwerben sich Studierende fachwissenschaftliche und fachdidaktische Grundlagen für eine gute, theoriebezogene Lernbegleitung von Schülerinnen und Schülern im Sachunterricht. Fachverständnis Der Lerngegenstand des Schulfaches Sachunterricht (NMM, NMG, MuU) ist die Lebenswelt der Kinder in ihrer ganzen Vielfalt. Das Fach unterstützt Schülerinnen und Schüler in ihrer Weltwahrnehmung und gibt ihrer Weltdeutung Richtung und Methode. Im Laufe der Primarschule findet ein Übergang vom ganzheitlich entdeckenden Erarbeiten von Phänomenen hin zu einer fachpropädeutischen Zugangsweise an Themen statt. Die Lernenden sollen dazu befähigt werden, in Bezug auf die Dinge der Welt, auf sich selbst und auf ihre Mitmenschen sachlich kompetent zu handeln und an Kultur selbstständig, reflektiert und verantwortlich teilzunehmen. Pädagogische Hochschule FHNW 1/5
2 Im Fokus der Hochschullehre stehen das Schulkind mit seinen individuellen Sachkonzepten die Entwicklung der Sachkompetenzen der wissenschaftliche, multiperspektivische Blick auf das Beziehungsgeflecht Natur-Mensch die stufengerechte Vermittlung Mit Hilfe von handlungs- und projektorientierten Verfahren werden physikalische und chemische, biologische und ökologische, geographische, technische und ökonomische, religiöse und philosophische, gesellschaftliche und historische Weltbezüge zum Verständnis und zur Bearbeitung komplexer Fragestellungen beigezogen. Diese Handlungs- und Sachkompetenzen werden im Verlauf des Bachelor- Studiengangs vertieft erarbeitet und mit neuesten didaktischen und pädagogischen Erkenntnissen verknüpft. Dabei spielt das Aufgreifen von und Anknüpfen an die individuellen Präkonzepte und die Konstruktionen der Kinder sowie das Fördern der selbst gesteuerten Lernprozesse eine zentrale Rolle. Studieninhalte und ihre Gliederung Die für das Unterrichten notwendigen Kompetenzen werden in den beiden Modulgruppen Fachwissenschaft Sachunterricht und Fachdidaktik Sachunterricht aufgebaut und vertieft. Darüber hinaus besteht im 5. Studiensemester die Möglichkeit einer individuellen Spezialisierung und Profilierung im Rahmen einer disziplinären Vertiefung und damit die Vorbereitung eines anschliessenden Masterstudiengangs. Im 6. Semester können durch Kurse zu interdisziplinären Themen weitere fächerübergreifende Kompetenzen und Handlungsstrategien für die Praxis erworben werden. Die beiden Module der fachwissenschaftlichen Ausbildung konzentrieren sich auf die Sachkonstruktionen von Kindern, das heisst auf den Aufbau von Wissen über Phänomene ihrer Lebenswelt. Studierende erhalten hier einen exemplarischen Einblick in die Heterogenität kindlicher Sachvorstellungen, sie erarbeiten und diskutieren Forschungsergebnisse zum Denken von Primarschulkindern. Problemstellungen einer adäquaten Lernbegleitung im Sachunterricht werden formuliert und Kongruenz beziehungsweise Differenz zwischen wissenschaftsbasierten Sachverhalten und Alltagsvorstellungen aufgezeigt. Auch machen sich die Studierenden mit den wesentlichen Inhalten, Fragestellungen und Methoden ausgewählter Bezugsdisziplinen vertraut und stellen Bezüge zu Lehrplankonzeptionen des Sachunterrichts her. Im Vordergrund stehen naturbezogenes, räumliches, historisches und gesellschaftliches Lernen. Neben den spezifischen Arbeits- und Denkweisen der einzelnen Disziplinen wird insbesondere den Fragen nach Multiperspektivität und Bildungsrelevanz nachgegangen. Im Zentrum der beiden fachdidaktischen Module stehen die für den Sachunterricht spezifischen didaktischen Zugänge. Fachspezifische Arbeits- und Denkweisen werden ausgehend von fachdidaktischen Prinzipien, Schlüsselkonzepten und Fragen eingeführt und praxisorientiert vertieft. Die Studierenden setzen sich mit selbst gesteuertem Lernen und weiteren Unterrichtsaspekten wie Handlungsorientierung, forschendem und entdeckendem Lernen und dem Lernen an ausserschulischen Lernorten sowie dem Beurteilen und dem Bewerten auseinander. Damit eignen sich die Studierenden ein Instrumentarium an, welches sie befähigt, eigenen Sachunterricht theoriegeleitet zu planen und durchzuführen sowie zu reflektieren und zu begründen. Durch die praktische Entwicklung von exemplarischen Lernumgebungen für den Sachunterricht werden Fragestellungen und Herausforderungen sichtbar, welche die Lernbegleitung Pädagogische Hochschule FHNW 2/5
3 im Sachunterricht prägen. Die Reflexion schafft Einblick in die Querverbindungen zu didaktischen Konzepten und bezugsdisziplinärem Sachwissen. In der disziplinären Vertiefung Sachunterricht wird das berufsspezifische Fachwissen zur eigentlichen Sachunterrichtsexpertise ausgebaut. Dies geschieht jeweils im Rahmen einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe (Seminare 1 bis 3). Mit dem Vertiefungsstudium erweitern Sie Ihre fachlichen und fachdidaktischen Kompetenzen als Klassenlehrperson und weisen sich als Fachpersonen für den Bereich Sachunterricht in der Primarschule aus. Aktuell werden zwei disziplinäre Vertiefungen zur Thematik Forschungswerkstatt Sachunterricht angeboten. Diese unterscheiden sich in ihrer inhaltlichen Ausrichtung. Die eine Forschungswerkstatt ist breit auf ausserschulische Lernorte ausgerichtet, die andere fokussiert auf die Landschaft als Lernraum. Beide Veranstaltungsreihen umfassen die folgenden drei Seminare: Seminar 1: Lehrpersonen und Kinder als Forschende. Sachunterricht/Natur-Mensch-Gesellschaft (NMG) bedeutet Welterschliessung: Grundlage und -aufgabe dazu sind Aufbau und Förderung einer forschenden Haltung bei Kindern. Das setzt eine entsprechende Disposition bei den Lehrpersonen voraus. In exemplarischen Situationen wird ein vertieftes Verständnis für Gelingensbedingungen forschenden Lernens im Sachunterricht erarbeitet. Wissenschaftsverständnis wird dabei differenziert und ein eigener Forscherhabitus aufgebaut. Seminar 2: Lehr-/Lernmaterialien zum forschenden Lernen. Die folgenden Fragen sind im Seminar leitend: Was unterstützt die Lehrpersonen in der Förderung von forschendem Lernen? Was ist ein 'gutes' Objekt, eine 'gute' Aufgabe, ein 'gutes' Exponat? Welche Kriterien unterstützen Lehrpersonen bei der Auswahl von 'guten' Lehr-/Lernmaterialien bezüglich altersdurchmischtem Lernen und Kompetenzorientierung? Seminar 3: Praxistransfer. Kinder im Forschen fördern. Im Seminar werden eigene Fallanalysen generiert. Selber entwickelte und durchgeführte Lern-Settings sind Gegenstand von Überlegungen zur Entwicklung von Kompetenzrastern und einer Sammlung von notwendigen Ressourcen für das Lernen im Sachunterricht. Die drei zurzeit angebotenen Veranstaltungen zu interdisziplinären Themen zeigen vielfältige thematische Verbindungen von Sachunterricht mit anderen Fächern auf: 1. Seminar. Gesundheitsbildung Primarstufe (in Zusammenarbeit mit der Professur für Gesundheit und Hauswirtschaft und der Beratungsstelle Gesundheitsbildung und Prävention). Der Kurs vermittelt grundlegende Kenntnisse und ein differenziertes Verständnis von Modellen, Zusammenhängen und konkreten Alltagsbezügen des Phänomens Gesundheit. Diese gehören für Lehrpersonen der Primarstufe im Hinblick auf das eigene Selbst- und Weltbild und auf die Gestaltung einer gesundheitsfördernden Schule zum unerlässlichen Rüstzeug. 2. Seminar. Wir stellen aus - Eine gelungene Kooperation zwischen Museum und Schule in der Praxis (in Zusammenarbeit mit der Professur Ästhetische Bildung). Ästhetisches, entdeckendes, erkundendes, experimentelles Lernen sind zentral für Grundschulkinder - genauso wie für die Fächer Ästhetische Bildung und Sachunterricht. Was eignet sich besser dafür, diese Formen des Lernens interdisziplinär zu ermöglichen, als ein ausserschulischer Lernort wie ein Museum? Und wie gelingt solch eine Kooperation erfolgreich und nachhaltig für beide Seiten? In Kooperation mit dem Museum.BL werden die Studierenden "hands-on" ausstellungs- sowie museumspädagogische Konzepte kennenlernen, selber explorativ dem Konzept eines Museums nachspüren und eine eigene kleine Ausstellung realisieren. Pädagogische Hochschule FHNW 3/5
4 3. Seminar. Begleitung einer Primarklasse während des Lernens in einer Selbstlernarchitektur (in Zusammenarbeit mit der Professur für selbstgesteuertes Lernen). Die Studierenden werden in das Thema selbstgesteuertes Lernen im Allgemeinen und in das konkrete kompetenzorientierte Pilotprojekt einer Selbstlernarchitektur (SLA) zum Thema Zeit eingeführt. Die Selbstlernarchitektur ist für originale und evtl. auch digitale Räume geplant, das heisst, die Lernaufgaben für die Schüler und Schülerinnen können in Papierform erstellt oder per Computer abrufbar sein. Angestrebt wird in beiden Fällen eine erfahrungsbasierte Auseinandersetzung mit den Phänomenen. Drei Wochen lang wird die SLA von einer Klasse im Rahmen des Sach- und Deutschunterrichtes getestet. Die Studierenden übernehmen aktive Rollen, indem sie Teile der Selbstlernarchitektur weiter bearbeiten, die Präkonzepte der Schüler/innen erheben und sie dementsprechend auf den von ihnen selbst gewählten Lernwegen begleiten. Forschung und Entwicklung Die aktuellen, sich im Aufbau befindenden Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Professur verteilen sich auf die beiden Schwerpunkte Landschaft als Lernraum und Forscherhabitus von Lehrenden und Lernenden. Lernen und Bildung in Pärken, Schule und Archäologie, Schule und Museum sowie Bildung durch Naturerfahrung sind dabei Arbeitsschwerpunkte. Es bestehen immer wieder Möglichkeiten für Studierende - z.b. im Rahmen ihrer Bachelorarbeit - in Forschungs- und Entwicklungsprojekten mitzuarbeiten. Professur für die Didaktik des Sachunterrichts und ihre Disziplinen Leitung: Prof. Dr. Pascal Favre, pascal.favre@fhnw.ch Team: Laura Abbas, laura.abbas@fhnw.ch Prof. Dr. Markus Baumgartner, markus.baumgartner@fhnw.ch Dr. Esther Bäumler, esther.baeumler@fhnw.ch Michel Dängeli, michel.daengeli@fhnw.ch Dr. Peter Keller, peter.keller@fhnw.ch Andrea Moser, andrea.moser@fhnw.ch Dr. Svantje Schumann, svantje.schumann@fhnw.ch Dr. Sebastian Tempelmann, sebastian.tempelmann@fhnw.ch Pädagogische Hochschule FHNW 4/5
5 Kontakt Prof. Dr. Pascal Favre, T Annelise Häner (Assistenz) T Pädagogische Hochschule FHNW Institut Primarstufe Benzburweg Liestal T (Zentrale) Alle Wichtigen Informationen zum Studium: Bitte beachten Sie, dass das vorliegende Fachportrait eine Informationsschrift und kein rechtlich verbindliches Dokument ist. Pädagogische Hochschule FHNW 5/5
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