Der Haybach in der Gemarkung Klein-Winternheim
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- Teresa Simen
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1 Der Haybach in der Gemarkung Klein-Winternheim Vorschläge zur Renaturierung, Fotodokumentation des Bachverlaufes Arbeitskreis Umwelt und Natur der Lokalen Agenda 21 Klein-Winternheim Nov. 2002
2 Lokale Agenda 21, Klein-Winternheim (Arbeitskreis Umwelt) November 2002 VORSCHLÄGE ZUR RENATURIERUNG DES HAYBACHS 1. Zustand des Baches Der Haybach (früher Haarbach) ist das einzige Fließgewässer auf Klein- Winternheimer Gemarkung. In den 70er (60er?) Jahren wurde der Bach im Rahmen einer Flurbereinigung begradigt, bis zu zweieinhalb Meter unterhalb der Böschungskante vertieft und in Ortsnähe in Betonhalbschalen gelegt, so dass er auf Klein -Winternheimer Gemarkung einem Kanal gleicht. Die Betonhalbschalen sind heute teilweise auseinandergebrochen und massiv unterspült. Der Kanal ist noch intakt auf der Höhe des gemeindeeigenen Wäldchens und des angrenzenden Feldes, wo die Ufer zusätzlich aufgemauert sind. Auf Klein-Winternheimer Gemarkung führen vier Brücken über den Haybach, wobei die ersten beiden Brücken und die letzte(vom Ort aus gesehen) Rohrdurchlässe haben, die dritte Brücke hat einen bogenförmigen Durchlass mit Betonsohle. Das natürliche Bachbett ist somit an vier Stellen unterbrochen. Die Quelle oder Quellen des Haybachs sind uns nicht alle bekannt. Der Bach kommt nicht aus den Rohren am Ortsausgang, sondern quillt darunter hervor. Zuflüsse hat der Bach aus Drainagerohren und einer gemauerten Quelle. Wahrscheinlich wurde eine unbekannte Anzahl von Quellen in den vergangenen Jahrzehnten direkt an die Kanalisation angeschlossen. Möglicherweise wurden auch Quellen versickert oder von Privatleuten abgezweigt und evtl. für Gartenteiche genutzt. Die Bebauung und Drainage des Quellborns trug ebenfalls dazu bei, dass das Wasser im Haybach weniger wurde. Allerdings ist auch heute noch soviel
3 Zur Renaturierung des Haybaches Seite 3 Wasser vorhanden, dass der Haybach außer in extremen Trockenzeiten ganzjährig Wasser führt. Die Bachsohle ist auf Klein-Winternheimer Gebiet durchgängig vertieft. Die Sohlenerosion ist offensichtlich nach dem kanalartigen Ausbau noch weiter fortgeschritten. Die Böschungen sind steil und vor allem im Bereich der alten Kläranlage unterspült. Das linke Ufer ist dort abgebrochen. Aus der Kläranlage werden bei starken Regenfällen Abwasser und Hygieneartikel in den Bach gespült. Damenbinden verschmutzen den gesamten Oberlauf des Baches Hinter den engen Röhren der Brücken ist die Sohlenerosion besonders weit fortgeschritten. Durch die Wasserwirbel haben sich dort Kolke (beckenartige Vertiefungen) gebildet. Die Ufer des Haybachs sind nur teilweise und meist auch nur einseitig mit Bäumen bepflanzt. Diese Bäume sind nicht standortgerecht, also nicht gewässertypisch (Obstbäume statt Weide und Erle). Parallel zum Bach, in etwa 5m Entfernung, führt der Hauptsammler von der alten Kläranlage nach Ingelheim, wodurch der Spielraum des Baches nach einer Seite begrenzt wird. Die Probleme es Haybachs auf Klein-Winternheimer Gemarkung: Quellen größtenteils unbekannt, möglicherweise an die Kanalisation angeschlossen Begradigung mit kanalartigem Ausbau Vertiefung der Bachsohle mit massiver Sohlenerosion auf bis zu 2 m unter Geländeniveau abschnittsweise kanalartige Ufer-und Böschungsbefestigung zerbrochene Betonhalbschalen im Bachbett mit verstärkter Tiefenerosion zu enge Röhrendurchlässe an drei Brücken, dadurch keine ökologische Durchgängigkeit unnatürliche Ufererosion gewässeruntypische Bepflanzung Müll im Bach, besonders unterhalb der Kläranlage
4 Zur Renaturierung des Haybaches Seite 4 Der Haybach ist durch Maßnahmen der Vergangenheit zu einem denaturierten, kanalartigen Gewässer geworden, das ökologisch und ästhetisch in einem schlechten Zustand ist. Er verschönert die Landschaft nicht, eignet sich nicht für Spiel und Freizeit und bietet Tieren und Pflanzen kaum noch Lebensraum. Durch die fortschreitende Vertiefung der Bachsohle wird das Grundwasser in der Gemarkung allmählich immer weiter abgesenkt. 2. Maßnahmen zur Renaturierung 2.a. Kurzfristige Maßnahmen Aufspüren der Quelle (Ortstermin mit einem Geologen, der auch die Wasserverhältnisse am Muizoner Platz untersucht) Bestimmung der Gewässergüteklasse an verschiedenen Bachabschnitten (eventuell durch Landesamt für Wasserwirtschaft Kostenvoranschläge für Brückenneubauten mit bogenförmigen Durchlässen und naturgemäßer Sohlenstruktur Aufspüren von Frischwasserzuläufen in der Klein-Winternheimer Kanalisation anlässlich einer Kamerabefahrung (Verbandsgemeinde 2003, Herr Schumacher will sich darum kümmern) 2.b. Mittelfristige Maßnahmen Neubau von drei Brücken, deren Röhrendurchlässe verhindern, dass die Bachsohle deutlich angehoben werden kann. Die Röhren entsprechen einer veralteten Technik. Soweit uns bekannt ist, entspricht der Durchmesser der Röhren auch nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Die Röhren unterbrechen die natürliche Sohle des Baches und verhindern eine ökologische Durchgängigkeit (Aufstieg von Lebewesen von der Mündung her). Nach einem Neubau könnte der Haybach von der Quelle an erheblich angehoben werden. Abflachung der Ufer, dabei Reparatur der Unterspülungen.
5 Zur Renaturierung des Haybaches Seite 5 Fixierung der Bachsohle mit Natursteinen. Die zerbrochenen Betonhalbschalen könnten bei einer Anhebung des Bachbettes liegenbleiben. Sie würden einfach mit Natursteinen überdeckt. Zusätzlich sollten Sohlgürtel ( Schwellen aus Steinen in jeweils 20 m Abstand) dem Bach helfen, ein natürliches, mäandrierendes Bachbett wieder selbst herzustellen. Neueinmessung der Grundstücke im Uferbereich, um die Spielräume für eine Renaturierung festzustellen. Verlegung des Bachbettes durch das gemeindeeigene Wäldchen. Hier bietet sich die Chance, den Bach wieder in natürliche Mäander zu legen. Darüberhinaus vermeidet man das kostenaufwendige Abreißen des Bachabschnittes mit der gemauerten Uferbefestigung, denn dieser Teil des Bachbettes könnte einfach zugeschüttet werden. Die neue, gemauerte Grillhütte im Wäldchen erschwert allerdings diese Pläne etwas. Der Bach müsste auf einem weiteren Weg links um die Hütte herumgeführt werden. Durch Tausch von Ausgleichsflächen könnte man versuchen, weitere Uferstreifen im Anschluss an das Wäldchen hinzuzugewinnen und damit weitere Spielräume für die Renaturierung zu schaffen. Nach Abflachung der Ufer z.t. standortgerechte Bepflanzung, den Rest der Ufer sich zunächst selbst überlassen. 2.c. Langfristige Maßnahmen Trennung der Abwasser-und Frischwasserkanalisation in Klein- Winternheim. Wenn die Abwasserkanäle renoviert werden müssen, sollte parallel ein zweites Kanalsystem für das Frischwasser geschaffen werden, das so dem Haybach wieder zugeführt werden könnte. Möglicherweise utopisch, aber schön für das Ortsbild wäre es, wenn die Frischwasserkanäle oberirdisch verlaufen könnten.
6 Zur Renaturierung des Haybaches Seite 6 3. Perspektive Durch die Umsetzung der kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen könnte der Haybach von einer vernachlässigten Abflussrinne wieder zu einem naturnahen Bach mit typischer Pflanzen-und Tierwelt werden, der die bäuerliche Kulturlandschaft bereichert, so wie er es in früheren Jahrhunderten getan hat. Die Renaturierung entspricht aber auch einem modernen Verständnis vom verantwortungsvollen Umgang mit dem Wasser (und auch den gesetzlichen Vorschriften, die zur Zeit nicht eingehalten werden). Die Renaturierung wäre praktischer Hochwasserschutz. Der Haybach könnte wieder ein reicheres Tierleben beherbergen und wäre eine Augenweide für Spaziergänger. Die Renaturierung kostet Geld die Fehler der Vergangenheit zu beseitigen kostet vermutlich mehr, als es gekostet hat, sie zu machen. Bei einem wohldurchdachten Plan könnten Gelder beantragt werden, z.b. bei der Aktion Blau (Renaturierungsmaßnahmen zur Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit und zur Behebung der Tiefenerosion, sowie Flächenerwerb können mit 60-80% der Kosten vom Land Rheinland-Pfalz gefördert werden. Gemeindeeigene Flächen können als Eigenanteil verrechnet werden.) und beim Abwasserverband. Wenn die Pläne von der Gemeinde und der Verbandsgemeinde mitgetragen würden, könnte die Lokale Agenda sich an Spendensammlungen beteiligen. Gez.: Dr. Irene Wellershoff Werner Eckert Bernadette Hinrichs Ursula Schreiber-Trierweiler Gisela Zurmühlen
7 Fototeil Der Haybach in seinem Verlauf durch die Gemarkung Klein-Winternheim Bodo Witzke / Dr. Irene Wellershoff
8 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite I. Bachbeginn Zerbrochene Betonhalbschalen Abfälle aus der Kläranlage in der Uferbepflanzung
9 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite II. Zerbrochene Betonhalbschalen Ufererosion mit Müllfetzen Abbruchkante Durch Unterspülung
10 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite III. Vergitterter Zufluss Blätter und Müllablagerungen Hygienemüll
11 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite IV. Damenbinde in dem Uferbewuchs Von Binden umwickelter Ast Plastikmüll
12 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite V. Röhrendurchfluss vor dem Gemeindewäldchen: Fortschreitende Tiefenerosion, unterspülte Betonhalbschalen und weitere Tiefenerosion im Bachverlauf
13 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite VI. Nach dem Röhrendurchfluss durch saisonales Starkwasser bedingte unnatürliche Kolkbildung
14 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite VII. Müll im Uferbereich,... ein Gelber Sack
15 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite VIII. Begradigung, Kanalausbau mit Uferbefestigung und Müll im Uferbereich,... eine Damenbinde
16 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite IX. Der Haybach begradigt und eingefasst in ein Kanalbett.
17 Der Haybach Gemarkung Klein-Winternheim Seite X. Der Haybach auf dem Weg in die Gemarkung Ober-Olm Der Haybach bevor er Klein- Winternheim verläßt
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