Familienkultur und Erziehung. Hans-Rüdiger Müller. (Münchner Symposion Frühförderung, )
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- Gudrun Tiedeman
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1 Familienkultur und Erziehung Hans-Rüdiger Müller (Münchner Symposion Frühförderung, ) Institut für Erziehungswissenschaft 1 Gliederung 1. Die Familie im öffentlichen Bildungsdiskurs 2. Begriffe: Bildung, Erziehung, Familie 3. Familienkultur und Familienerziehung 4. Familienstil und Erziehungsgestus 5. Kurzer Ausblick Institut für Erziehungswissenschaft 2
2 1. Familie im öffentlichen Bildungsdiskurs Familiale Bildungsleistungen stehen im Vordergrund der Aufmerksamkeit von Bildungspolitik und Bildungswissenschaften Die Vorbereitung und Unterstützung des Erwerbs schulisch relevanter Kompetenzen dominiert den Blick auf die Familie Familiale Bildungswelten werden im Mainstream von Politik und Forschung unter einer Defizit-Optik und entsprechendem Betreuungsbedarf thematisiert Institut für Erziehungswissenschaft 3 2. Begriffe: Bildung, Erziehung, Familie Bildung meint die aktive Aneignung einer kulturellen Lebensform durch das menschliche Subjekt und zugleich die kulturelle Form, zu der es selbst dabei gelangt. Erziehung meint die Formen, Ziele und Methoden (sozialen Praktiken), mit denen Prozesse der Bildung begleitet, gefördert und gelenkt werden. Familie repräsentiert eine bildende Form des Zusammenlebens der Generationen miteinander und eine darin verankerte Erziehungspraxis Institut für Erziehungswissenschaft 4
3 2. Begriffe: Kultur Kultur kann allgemein als das Geflecht von Bedeutungen [verstanden werden], in denen Menschen ihre Erfahrungen interpretieren und nach denen sie ihr Handeln ausrichten (Geertz 1983, S. 99) Die Kultur einer Familie verstehen wir erst, wenn wir wissen, wie in ihrem Alltag durch das Tun ihrer Mitglieder ein solches Geflecht von Bedeutungen immer wieder neu hervorgebracht und ihm zugleich eine gewisse Kontinuität verliehen wird. Institut für Erziehungswissenschaft 5 3. Familienkultur und Familienerziehung Die Vielfalt familialer Lebensformen schafft eine Vielfalt unterschiedlicher Bildungswelten Familiale Erziehungs- und Bildungsleistungen sind eingewoben in die Komplexität eines anforderungsreichen familialen Alltags Eben deshalb ist es wichtig, Familienerziehung im Kontext ihrer je spezifischen Familienkultur zu untersuchen Institut für Erziehungswissenschaft 6
4 4. Familienstil und Erziehungsgestus: zu einigen Befunden aus einem Forschungsprojekt Sample: 8 Familien unterschiedlicher Zusammensetzung und sozialer Herkunft Ethnographisches Forschungsdesign Interpretative Datenauswertung und materialnahe Modellbildung Institut für Erziehungswissenschaft 7 Modell der Familienerziehung soziale Gemeinschaft (1) Familienstil (2) Erziehungsgestus Erziehungsgemeinschaft (3) Bildungskonfiguratiosche Kon- Pädagogifiguration soziale Innenwelt der Familie als Raum familialer Interaktion, der familialen Kultur und familialer Erziehungspraktiken historische und biographische Regulation von Binnenmilieu und Umwelt Balance von Kulturvermittlung und personaler Institut für Erziehungswissenschaft 8
5 Modell der Familienerziehung Familienstil beschreibt die Praktiken und Strategien, mit denen die Familie die inneren und äußeren Herausforderungen bearbeitet, die im Familienalltag auf sie zu kommen. (1) Familienstil (2) Erziehungsgestus soziale Gemeinschaft Erziehungsgemeinschaft (3) Pädagogische soziale Innenwelt der Familie als Raum familialer Interaktion, der familialen Kultur und familialer Erziehungspraktiken historische und biographische Regulation von Binnenmilieu und Umwelt Balance von Kulturvermittlung und personaler Institut für Erziehungswissenschaft 9 Modell der Familienerziehung Erziehungsgestus beschreibt die speziellen pädagogischen Praktiken der Familie. Damit sind nicht nur die direkt intendierten Erziehungshandlungen gemeint, sondern alle Praktiken, mit denen die Familie auf die (1) Familienstil (2) Erziehungsgestus soziale Gemeinschaft sunterschiede ihrer Mitglieder reagiert. Erziehungsgemeinschaft (3) Pädagogische soziale Innenwelt der Familie als Raum familialer Interaktion, der familialen Kultur und familialer Erziehungspraktiken historische und biographische Regulation von Binnenmilieu und Umwelt Balance von Kulturvermittlung und personaler Institut für Erziehungswissenschaft 10
6 Modell der Familienerziehung (3) Die Kategorie der Pädagogischen setzt die innere Welt der Familie in Bezug zu ihrer Außenwelt, sowohl im Hinblick auf ihre soziale Umgebung (1) Familienstil wie auch im (2) Hinblick Erziehungsgestus auf ihre sozialstrukturelle Lage in der Gesellschaft. Zudem schließt diese Kategorie den familienbiographischen Kontext mit ein (inklusive der biographischen Hintergründe der Eltern und ihrer Herkunftsfamilien). soziale Gemeinschaft Erziehungsgemeinschaft (3) Pädagogische soziale Innenwelt der Familie als Raum familialer Interaktion, der familialen Kultur und familialer Erziehungspraktiken historische und biographische Regulation von Binnenmilieu und Umwelt Balance von Kulturvermittlung und personaler Institut für Erziehungswissenschaft 11 Empirische Differenzierung der Kategorie Familienstil : handlungsbezogen vs. sprachbezogen situationsbezogen-reaktiv vs. institutionalisiert-antizipativ kollektivistisch vs. individualistisch realistisch vs. idealistisch pragmatisch vs. wertbezogen sach- und umweltzentriert vs. pädagogisch-transformativ Institut für Erziehungswissenschaft 12
7 Empirische Differenzierung der Kategorie Erziehungsgestus inklusiv vs. exklusiv direkt vs. indirekt side-by-side vs. face-to-face funktional vs. intentional gegenstandsbezogen vs. subjektbezogen Institut für Erziehungswissenschaft 13 Zentrale Ergebnisse der Studie Hohes produktives Bildungspotential mit spezifischen Stärken und Schwächen in allen acht Familien Ausgeprägte Diversität der praktischen Strukturierung des Familien- und Erziehungsalltags Zusammenhang zwischen Ausprägung des Familienstils und der Erziehungspraktiken einerseits und Merkmalen der sozio-biografischen Lage andererseits
8 5. Ausblick Sensibilität für die Spezifik unterschiedlicher Familienkulturen und das darin angelegte eigensinnige Bildungspotential Ausrichtung professioneller Förderung an einem komplizierten Gefüge von familialen Praktiken der Alltagsbewältigung, der Lebensführung und der Erziehung in Korrespondenz zur sozio-biografischen Lage Orientierung an einem breiten, dynamischen Begriffsverständnis von Bildung, Erziehung und Institut für Erziehungswissenschaft 15 Vielen Dank für Ihr Interesse! Hans-Rüdiger Müller Dominik Krinniger Familienstile Eine pädagogischethnographische Studie zur Familienerziehung erscheint im Mai 2016 bei Beltz Juventa Institut für Erziehungswissenschaft 16
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