Predigt Abendgottesdienst ( ) Ich glauben an Gott, den... Fußball?
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- Silke Holst
- vor 7 Jahren
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1 Predigt Abendgottesdienst ( ) Ich glauben an Gott, den... Fußball? Ich glaube an Gott, den... Fußball? An welchen Gott glaubst du? Kann sein, dass du es nicht Gott nennst. Aber die Frage könnte genauso gut heißen: - Woher nimmst du Motivation, wenn es gerade mal nicht läuft? - Von wem oder von was erhoffst du dir Rückenwind, wenn dir selbst die Kraft fehlt, weiterzukämpfen? - Wo holst du dir Orientierung für das, was du tust, für das, was du planst, für das, was du mit deinem Leben anfangen willst? Ich weiß nicht, ob solche Fragen für dich wichtig sind. Und ich geb zu: Es kann anstrengend sein, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen, weil sie tiefer gehen. Tiefer als die Frage nach Gelber Karte oder Roter Karte, nach Tor oder nicht Tor wobei: Auch das kann ja manchmal kompliziert sein. Fragt mal die Ukrainer... Was gibt dir Antrieb im Leben? Ich stell diese Frage einfach mal. Für mich war es immer ein Antrieb, Erfolg zu haben. Im Sport, klar. Aber auch in anderen Bereichen: Schule, Ausbildung. 1
2 Das Schöne im Sport ist, dass Erfolg klar messbar ist. Wenn du mehr Tore schießt als der Gegner, dann hast du gewonnen. Wenn du schneller rennst beim 100m-Lauf, dann muss anschließend nicht diskutiert werden, wer jetzt der Bessere war. Deshalb ist Sport ja auch so ne feine Sache fürs Fernsehen: Am Anfang weiß keiner, wie s ausgeht, aber am Ende sind alle Fragen geklärt. Einer hat gewonnen, einer hat verloren. Punkt. Wir haben uns gedacht, wenn wir heute Abend einen Fußball-GD machen, dann darf das nicht nur sportlich aussehen, nicht nur sportlich klingen, sondern dann müssen wir auch einen kleinen Wettbewerb veranstalten. kurzer Wettkampf, Preisverleihung... Wer an den Fußball-Gott glaubt, für den ist die Frage nach Sieg oder Niederlage alles. Egal ob man selbst spielt oder ob es um die Lieblingsmannschaft geht: Das ist das wichtigste: zu gewinnen. Es gibt Interviews, da sagen Sportler: Für diesen einen Sieg olympisches Gold, Weltmeisterschaft würden ich auf den Rest meines Lebens verzichten. Da geht der Erfolg über alles andere: Familie, Freunde, Gesundheit, Ehrlichkeit egal! Und dann gibt es Fans, die ihren Lebenssinn ganz an den Erfolg ihres Teams knüpfen. ( in Hamburg: Friedhof mit ei- 2
3 nem Extra-Grabfeld, Blickrichtung HSV-Stadion) Fußball hat das Zeug zur Ersatz-Religion. Und jetzt könnte ich mich als Pfarrer natürlich hinstellen und sagen: Wie kann man nur, das ist doch Götzendienst. Ganz schlimm, das alles! Nur, zunächst mal geht es mir ja auch so, dass Fußball für mich eine wunderbare Sache ist. Als kleiner Junge hab ich auch davon geträumt, einmal im WM-Finale das entscheidende Tor zu machen. Fußball und Sport allgemein sind... - eine Möglichkeit, uns fit zu halten - eine Chance, um gute Eigenschaften zu entwickeln: Ehrgeiz, Disziplin, Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen - eine tolle Möglichkeit, etwas mit anderen zusammen zu tun, als Team für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen, dabei Schritt für Schritt zu denken, sich im Training zu plagen, damit man im Spiel eine Top-Leistung abrufen kann. nach Reinhard Fendrich: Es lebe der Sport, er ist gesund und macht uns hoart! Und auch die Spannung im Fußball ist doch etwas Faszinierendes: Kein Drama ist so übersichtlich wie ein Fußballspiel. (J.-P. Sartre) Da gibt es Höhen und Tiefen, Triumph und Tragödie ganz nah beieinander (Bayern: Champions League...) aber das ist 3
4 das Faszinierende am Fußball! - Mal kurz ein Handzeichen: Wer hat am Freitag nach dem 1:1 der Griechen plötzlich gedacht: Das Ding kann ganz schön schief laufen...? Fußball fasziniert. Und hat deshalb das Zeug zur Ersatz- Religion. Das merkt man ja auch daran, dass Spieler wie Halbgötter verehrt werden. Den meisten ist das übrigens ziemlich unangenehm, wenn sie in Interviews darauf angesprochen werden. Ein paar wenige nehmen das locker. Maradona hat nach seinem Hand-Tor bei der WM 1986 gegen England gesagt: Das war die Hand Gottes. Das wäre dann nicht: Ich glaube an Gott, den Fußball, sondern: Ich glaube an Gott, und der bin ich selbst! Mich fasziniert es, wenn Sportler, die es geschafft haben, die Profi sind, Nationalspieler wenn die trotzdem sagen: Ich bin nicht der Größte. Ich hab mir das nicht alles selbst zu verdanken, Jürgen Klopp: Es gibt unglaublich viele Gründe, mich im Minutentakt bei Gott zu bedanken. Cacau: Ich kämpfe für meine Ziele, aber es gibt etwas, was mehr Erfüllung gibt, und das ist Gott. Cacau hatte neulich ein Ziel: Mitzufahren zur EM. Hat nicht geklappt. Und dann? 4
5 Umgang mit Niederlagen auch das kann man im Sport lernen. Und dann heißt es oft: Kopf hoch, die nächste Chance kommt bestimmt. Nur: Ich glaub kaum, dass Cacau nochmal die Chance hat auf ein großes Turnier. Und ganz sicher werden die Bayern für lange Zeit kein Finale dahoam mehr bekommen. Was hilft da? Was hilft, wenn es im Leben mal eine Niederlage setzt? Zu wissen, dass Jesus mit dabei ist, hat mir die Kraft gegeben, immer wieder aufzustehen, wenn ich am Boden lag. Sven Schipplock, Profi bei Hoffenheim. Didier Ya Konan: Das Besondere am Glauben ist, dass es nicht auf unsere Leistung ankommt, sondern auf Gottes Liebe. So ein Satz fällt uns Sportlern gar nicht so leicht zu akzeptieren. Wir wollen ja nach unsrer Leistung beurteilt werden. Wer auf dem Platz etwas leistet, der hat den Sieg und den Applaus verdient. Bei Gott ist es anders. Bei Gott gibt s keine Tabelle je nach dem, wie gut einer ist oder wie schlecht. Aber es geht auch um einen Sieg. Der Sieg, um den es bei Gott geht, ist: Zu wissen, worauf es im Leben ankommt und dass uns dieses Leben nicht alles zu bieten hat. Man könnte auch sagen: Der Sieg, um den es bei Gott 5
6 geht, ist, dass unser Leben mit ihm verbunden ist und zwar über den Tod hinaus. Von ihm her ist das klar er hat uns geschaffen, keiner auch kein Maradona hat sich selbst gemacht. Aber er wünscht sich, dass es auch von uns her klar ist. Wenn im Fußball oder im Sport allgemein eine Mannschaft gewinnt, spricht man manchmal von einem Moment für die Ewigkeit : Bern 1954, Rom 1990, vielleicht auch Kiew 2012, ml sehen. Der Weltrekord von Usain Bolt über 100m: 9,58 sec auch so ein Sieg für die Ewigkeit. An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit singen die Toten Hosen. Das hier ist ewig, ewig für heute. Uns ist das Gefühl verloren gegangen, was das heißt: Ewigkeit. Wir lassen uns einreden, dass es nur ums hier und heute geht. Und am Ende ist alles aus. Unsere Ewigkeit reicht nur noch einen Tag lang ewig für heute. Dabei sind wir etwas faul geworden um zu überlegen, ob es nicht doch weitergeht, weiter als diesen Tag heute, dieses eine Wochenende, dieses eine Jahr, weiter als das, was wir sehen und wissen und untersuchen können. Am Ende seines Lebens schreibt ein alter Mann, Paulus, an seinen Freund Timotheus: Mein Leben hat sich gelohnt. Ich hab s gepackt. Manchmal war es ein Kampf, aber ich hab erfolgreich gekämpft. Manchmal war es wie ein Ausdauerlauf, aber ich hab das Ziel erreicht. Jetzt liegt der Siegespreis für 6
7 mich bereit. Jesus wird mir diesen Preis überreichen, wenn ich nach diesem Leben vor ihm stehe. Paulus weiß: Das ist mein Moment für die Ewigkeit: Wenn ich nach diesem Leben vor Gott stehe und von Jesus einen Siegeskranz überreicht bekomme nicht weil ich mich gegen andere durchgesetzt habe, sondern weil ich den Sieg in meinem Leben errungen habe. Es ist kein Zufall, dass gerade Jesus ihm diesen Siegeskranz überreicht, denn der größte Sieg, der jemals errungen wurde, den hat Jesus selbst errungen auch wenn es aussah, wie die größte Niederlage, und auch wenn das kein Lorbeerkranz auf seinem Kopf war, sondern eine Dornenkrone. Aber dort, als Jesus am Kreuz hing, hat er für uns alles besiegt, was unser Leben hindert, was es ungenießbar macht er hat unsere Trennung von Gott besiegt. Und er hat, drei Tage später, am Ostermorgen, den Tod besiegt. Das war in der Tat ein Sieg für die Ewigkeit. Amen. 7
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