Wildes Paraguay. Cerro León

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Walther Färber
vor 7 Jahren
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1 Kapitel 6 Inmitten der weiten, unendlich scheinenden Ebene des Gran Chaco erhebt sich der, eine wilde und noch un berührte Hügelkette, die bis heute noch nicht in ihren gesamten Ausmaßen er forscht ist. In einem Durchmesser von etwa vierzig Kilometern reihen sich 46 Hügel auf. Der höchste davon erreicht 604 Meter über dem Meeresspiegel. Es ist ein anstrengendes Unterfangen, einen der Hügel zu erklimmen. Die Abhänge sind steil, und man muss sich seinen Weg über loses Geröll und tiefe Felsspalten suchen. Doch am Ende wird man mit einem unvergesslichen Panoramablick belohnt. Spätestens dann versteht man, warum dieser einzigartige und mystische Ort dem Volk der Ayoreo als heilig gilt. Heute ist der das Herz des Nationalparks Defensores del Chaco, mit Hektar das größte Schutzgebiet Paraguays. 85

2 Kapitel 6 86 Der Nationalpark ist immer einen Besuch wert. Egal, wie oft man ihn durchstreift, immer wird man etwas Neues entdecken. Jede Jahreszeit hat ihren eigenen Reiz: Mal steht man vor einem undurchdringlichen, satten Grün, ein anderes Mal verwandeln die allgegenwärtigen Ranken ihn in ein lilafarbiges Blütenmeer. Dann, am Ende der Trockenzeit, kann der Blick weit in den Dornbuschtrockenwald eindringen und man wird mit Erstaunen feststellen, wie viele Varianten von Brauntönen es in der Natur gibt. Überraschend ist auch die Anreise. Nähert man sich über die schmale Zufahrtsstraße, fährt man durch dichten Wald und wartet lange auf den ersten Blick, den man vom erhaschen kann. Erst wenn man sein Ziel beinahe erreicht hat, steht er urplötzlich vor einem, und nur einen kurzen Augenblick später befindet man sich schon an seinem Fuß. Eine bedeutende Lebensader des gesamten Gebietes ist der Río Timane. Der Fluss entspringt in Bolivien und schlängelt sich durch den Park, gespeist von unzähligen kleinen Zuläufen. Die meiste Zeit sind diese jedoch trocken und, und man kann sie lediglich als steinige Wanderwege nutzen. Doch von einem Moment auf den anderen kann sich alles ändern, und man sieht sich einem gewaltigen Fluss gegenüber, der von sintflutartigen Regenfällen in seinem Oberlauf gespeist wurde. Dann bilden sich mitten im Trockenwald Lagunen und Feuchtgebiete. Die Bedeutung dieses Flusssystems wird vor allem in der Trockenzeit sichtbar. Wenn alles bereits verdorrt und blattlos ist, kann man von einem erhöhten Standpunkt die immer noch grüne Vegetation entlang der Bachbetten bewundern. Die Flora des ist von beeindruckender Vielfältigkeit. Hier treffen Cerrado- und Chacovegetation aufeinander und so findet man seltene Arten wie den kost baren Trébol-Baum, der heute zu den gefährdeten Arten gehört, da er wegen seines hochwertigen Holzes in weiten Teilen Paraguays abgeholzt wurde. Die Baumkakteen erreichen hier ihre maximalen Höhen und erheben sich majestätisch oftmals mehrere Meter über den Dornbusch trockenwald. Ihre weißen Blüten leuchten weit sichtbar in der sanften Morgensonne. Überhaupt ist der das Eldorado der Kakteen. Siebzig Prozent aller Kakteenarten, die in Paraguay vorkommen, findet man auch am. Auch für die Tiere ist der ein überlebenswichtiges Rückzugsgebiet. Hier durchstreift noch der Jaguar den Wald, genauso wie das Riesengürteltier und das Chaco-Pekari, um nur einige der seltenen, vom Aussterben bedrohten Arten zu nennen. Zwischen den Felsen tummeln sich kleine Echsen und eine Vielzahl von Insekten und Spinnentieren. Vogelgezwitscher und die langgezogenen Schreie der Raubvögel sind allgegenwärtig, und nachts kann man dem Klagen des Urutau-Tagschläfers lauschen. Der ist wahrhaftig ein magischer Ort, der noch jeden Besucher verzaubert hat!

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4 88 Kapitel 6 Je nach Standort kann man den Blick über die unfassbare weite Ebene des Gran Chaco oder über die sanfte Hügelland schaft des Cerro León schweifen lassen ein wahrhaft unbeschreibliches Erleb nis inmitten unverfälschter Natur.

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7 Kapitel 6 Köhlerschildkröte Chelonoidis carbonaria 91 Die Köhlerschildkröte bevorzugt etwas feuchtere Habitate und deshalb findet man sie im Nationalpark Defensores del Chaco vor allem an den Bachbetten der Zuläufe des Río Timané. Wie alle Reptilien ist auch die Köhlerschildkröte von den Wetterkonditionen abhängig, um ihre Körpertemperatur zu steuern. Doch die überlebensnotwendige Sonne kann auch zu Überhitzung führen. Deshalb haben Schildkröten aus heißen Gebieten meist eine helle Färbung und kräftige Beine, mit denen sie sich Schutzhöhlen graben können wie beispielsweise die Argentinische Landschildkröte sowie mehrere Schild krötenarten, die in den Wüsten Afrikas und Asiens leben. Die Köhlerschildkröte hat jedoch einen schwarzen Panzer, der aufgrund der dunklen Farbe viel schneller überhitzen kann, und ihre Gliedmaßen sind zu fein und zu schwach, um im harten Chaco-Boden große Wohnhöhlen zu graben. Die Lösung bringt das Riesengürteltier. Mit Leichtigkeit kann es die Erde aufreißen und sich sichere Unterschlüpfe herrichten. Diese verlässt es jedoch nach einer Weile und das nutzen die Köhlerschildkröten und ziehen in eine solche Höhle ein. Hier finden sie den notwendigen Schutz vor den Extremen des Chaco-Wetters. Diese Strategie birgt jedoch auch ein Risiko. Wo es keine Riesengürteltiere mehr gibt, können Köhlerschildkröten auf Dauer nicht überleben. Erstaunlich ist, wie verschieden die Schildkröten aussehen können. Innerhalb einer Population können Exemplare leben, die sich in Größe und Färbung beträchtlich unterscheiden. So kann man auf Köhler schildkröten treffen, die offensichtlich bereits mit einer Körperlänge von dreißig Zentimetern und einem Gewicht von fünf Kilogramm ausgewachsenen sind, und in dem selben Lebensraum können Tiere mit einer Panzerlänge von sechzig Zentimetern und einem Gewicht von bis zu fünfundzwanzig Kilogramm vorkommen. Warum sich die Tiere so unterschiedlich entwickeln, oder ob es sich hierbei um zwei verschiedene Arten handelt, ist ein Geheimnis, das der Gran Chaco bis jetzt noch für sich behalten hat.

8 92 Kapitel 6 Gymnocalycium paediophilum ein Endemismus Der Gran Chaco ist dafür berühmt, einzigartige Pflanzen und Tiere zu beherbergen, wie das Chaco-Pekari, den Kleinen Mara oder den Flaschenbaum. Doch der ist selbst innerhalb dieser Region etwas Besonderes. Auf seinen Hängen wächst ein attrak tiver Kaktus, den man auf der ganzen Welt nicht noch einmal finden kann nicht einmal im ihn umgebenden Dorn buschtrockenwald. Das bedeutet, sein gesamtes Verbreitungsgebiet besteht aus nur wenigen Quadratkilometern, und das nennt man in der Biologie einen Endemismus, also eine Tier- oder Pflanzenart, die auf ein spezielles Vorkommen beschränkt ist. Aufgrund der versteckten Lage blieb der Kaktus bis zum Jahr 1979 unerkannt. Sein wissenschaftlicher Name lautet Gymnocalycium paediophilum, das be deutet kinderlieb oder jemand, der viele Kinder möchte und bezieht sich auf seine Eigenschaft viele Ableger auszubilden, die dann heranwachsen und sich ebenfalls vermehren. Im Laufe der Jahre entsteht so eine ganze Familie von dicht beieinander stehen den Kakteen. Das inspirierte den Entdecker des Kaktus, Friedrich Ritter, ihn nach dieser Eigenart zu benennen. Die Blütezeit dieses Kugelkaktus liegt im Sommer, kurz vor und nach einem der in dieser Region recht seltenen Niederschläge. Während der ausgedehnten trockenen Phasen lebt der Kaktus vom in seinem runden Pflanzenkörper gespeicherten Wasservorrat. Aufgrund des extrem begrenzten Vorkommens ist der Kaktus sehr gefährdet. Deshalb ist er auf den Schutz dieser einzigartigen Region angewiesen.

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