_TToskB_Titelei_var :05 Seite 2 DAS TOSKANA BUCH 2

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2 DAS TOSKANA BUCH 2

10 ZU DIESEM BUCH»Pisa, Lucca, Pistoia, Florenz, Siena, Arezzo. Wo sonst in Italien oder auf der ganzen Welt sind so viele Wunderwerke auf so kleinem Platz vereint?«er habe lange gebraucht, meinte der in Vecchiano bei Pisa geborene Schriftsteller Antonio Tabucchi, um auf diese Wunder aufmerksam zu werden,»denn ein Kind, das in der Toskana zur Welt kommt, ist mit Kunstwerken so vertraut, dass es sie für einen Teil der Landschaft hält«. Erst sehr viel später, fügte Tabucchi hinzu, als er schon erwachsen war und das Land verlassen hatte, habe er die Toskana für sich entdeckt: jene Region also, die für Papst Bonifatius VIII.»die Quintessentia der Welt«bedeutete, während sie einem italienischen Sprichwort zufolge doch zugleich»der italienische Entwurf vom Paradies«sein soll. Versteht man unter dem Paradies den Inbegriff höchster Harmonie, so untertreibt dieses Sprichwort nicht. Einzigartige Kulturdenkmäler 10

11 ZU DIESEM BUCH fügen sich hier ein in atemberaubende Landschaften, Berge vulkanischen Ursprungs ragen aus grünen Hügelketten empor, alpin anmutende Gebirgsmassive führen nahe an die flache Mittelmeerküste heran, abgeschiedene Waldgebiete liegen unweit quicklebendiger Städte. Das Besondere an der Toskana besteht nicht in der Summe ihrer unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten, sondern in der Einheit, in der ihre Gegensätze aufgehoben sind. Oder um es noch einmal mit den Worten Tabucchis zu sagen:»und so bin ich zurückgekehrt, habe der großen Sehnsucht, die ich nach der Toskana verspürte, nachgegeben und versucht, sie wie ein einfacher Pilger aus einem fernen Land zu besichtigen. Es ist seltsam, die Stätten der Kindheit und Jugend mit fremden Augen zu betrachten, aber genau das habe ich getan. Ich bin voller Liebe zurückgekehrt, ich gestehe es, voller wiedergefundener Liebe.La Piazza dei Miracoli«,»Platz der Wunder«nennt man den Dombezirk in Pisa. Dom, Baptisterium, Camposanto und»schiefer Turm«bilden hier ein einzigartiges Ensemble. Als der Dom gebaut wurde (ab 1063), gehörte die Stadt zu den führenden Seemächten des Mittelalters mit Handelsbeziehungen bis an die kleinasiatische Küste. 11

12 INHALTSVERZEICHNIS»Jeder Besucher, der Italien zum ersten Mal betritt, wird schon nach wenigen Tagen den Zusammenhang gewahren, in dem dort Kunst und Landschaft stehen. Einsicht in die geheimen Gesetzmäßigkeiten zu gewinnen, die hier offenbar walten, wird ihm ein immer größeres Bedürfnis werden, je länger er in dem schönen Lande weilen darf.«(harald Keller) Abbildung oben: Ponte Vecchio, Florenz Abbildungen auf den vorigen Seiten: 1 Piazza del Duomo, Florenz 2/3 Im Val d Orcia 4/5 Pitigliano 6/7 Monteriggioni 8/9 Loggia dei Lanzi an der Piazza Signoria in Florenz LUCCA UND DER NORDEN 14 Lunigiana 16 Pontremoli 17 Garfagnana, Ponte della Maddalena 18 Barga, Parco Naturale delle Alpi Apuane 20 Carrara 22 Marmor: Das weiße Gold der Bildhauer 24 Riviera della Versilia 26 Pietrasanta 28 Lucca: Altstadt 30 Lucca: San Martino 32 Lucca: San Michele in Foro, San Frediano 34 Giacomo Puccini: Große Gefühle und große Musik 36 Lucca: Palazzo Pfanner 38 Villen und Gärten im Valdinievolo 40 Montecatini Terme 42 Pistoia 44 Prato 46 FLORENZ UND UMGEBUNG 48»Und warum nach Florenz?«50 Florenz: Santa Maria del Fiore Außenansicht 56 Florenz: Santa Maria del Fiore Innenraum 58 Filippo Brunelleschi und die Kuppel von Santa Maria del Fiore 60 Giorgio Vasaris Kuppelfresko: Das jüngste Gericht 62 Florenz: Battistero di San Giovanni 64 Die Pforten des Paradieses 66 Florenz: Piazza della Signoria 68 Florenz: Loggia dei Lanzi 70 Florenz: Palazzo Vecchio 72 Die Macht der Medici 74 Mächtige Mäzene der Kunst 76 Florenz: Galleria degli Uffizi 78 Eine der»vollkommensten Schönheiten dieser Welt«80 Die Kultur der Renaissance: Vom Dunkel ins Licht 82 Florenz: Ponte Vecchio 84 Florenz: Palazzo Pitti 86 Florenz: Palazzo Pitti Galleria Palatina 88 Florenz: Palazzo Pitti Giardino di Boboli 90 Florenz: Santo Spirito 92 Florenz: Santa Maria del Carmine 94 Zimmer mit Aussicht: Mode & Verführung 96 Florenz: Piazza della Repubblica, Palazzo Strozzi 98 Florenz: Palazzo Davanzati 99 Florenz: Santa Maria Novella 100 Florenz: San Lorenzo 102 Florenz: Cappelle Medicee 104 Florenz: Mercato Centrale 106 Florenz: San Marco 108 Florenz: Galleria dell Accademia 110 Michelangelo Buonarroti: Der Mensch im Zentrum 112 Florenz: Museo Nazionale del Bargello 114 Florenz: Santa Croce Außenansicht 116 Florenz: Santa Croce Innenraum 118 Giotto: Wegbereiter der Renaissance 120 Dante: Inferno und Paradies

13 INHALTSVERZEICHNIS Florenz: San Miniato al Monte 124 Fiesole 126 Vinci 128 Leonardo da Vinci: Das Universalgenie 130 Empoli, San Miniato 132 PISA UND DER WESTEN 134 Pisa: Piazza del Duomo 136 Pisa: Santa Maria Assunta 138 Pisa: Battistero 140 Pisa: Campanile 142 Galileo Galilei: Das Gesetz vom freien Fall 144 Pisa: Camposanto, Museo delle Sinopie 146 Pisa: Santa Maria della Spina, Piazza dei Cavalieri 148 Certosa di Pisa 150 Livorno, Santuario di Montenero 152 Riviera degli Etruschi (Populonia, Golf von Baratti) 154 Die Etrusker: Im Nebel der Geschichte 156 Parco Nazionale dell Arcipelago Toscano 158 Capraia 160 Mar Tirreno: Faszinierende Unterwasserwelt 162 Elba: Portoferrario 164 Elba: Marciana Marina, Marina di Campo 166 Elba: Porto Azzurro 167 Napoleon: Der Kaiser der Franzosen auf Elba 168 AREZZO UND DER OSTEN 170 Arezzo: Piazza Grande 172 Arezzo: San Francesco 174 Piero della Francesca: Wegweisende Freskokunst 176 Arezzo: San Donato 178 Arezzo: Pieve di Santa Maria, San Domenico 179 Giorgio Vasari:»Erfinder«der Renaissance 180 Parco Nazionale delle Foreste Casentinesi, Monte Falterona e Campigna; Bibbiena; Casentino: Poppi 182 Casentino: La Verna 183 Sansepolcro 184 Monterchi, Cortona 186 Die toskanische Küche: Delikat 188 SIENA UND DAS ZENTRUM 190 Siena 192 Siena: Piazza del Campo, Palazzo Pubblico 194 Palio di Siena: Für ein paar Minuten Ewigkeit 200 Im Museo Civico: Herrliche Fresken illustrieren die Geschichte der Stadt 202 Siena: Santa Maria Assunta Außenansicht 204 Siena: Santa Maria Assunta Innenraum 206 Siena: Santa Maria Assunta Libreria Piccolomini 208 Siena: San Giovanni 209 Siena: Duomo Nuovo/Museo dell Opera Metropolitana, Pinacoteca Nazionale 210 Siena: Complesso Museale di Santa Maria della Scala 212 Chianti 214 Chianti und Brunello: Edle Tropfen 216 Val d Elsa, Colle di Val d Elsa, Monteriggioni 218 San Gimignano 220 Volterra 222 Alabaster: Formbar und lichtdurchlässig 224 Le Crete 226 Abbazia di Monte Oliveto Maggiore 228 Montalcino, San Quirico d Orcia 230 Abbazia di Sant Antimo 232 Val d Orcia 234 Pienza 240 Montepulciano 242 Vino Nobile di Montepulciano: Der Wein der Könige 244 Chiusi (Museo Archeologico Nazionale) 247 Monte Amiata; Abbazia di San Salvatore 247 GROSSETO UND DER SÜDEN 248 Massa Marittima 250 Grosseto 252 Saturnia 254 Pitigliano 256 Vie Cava, Sorano 258 Niki de Saint Phalle: Alle Macht der Fantasie 260 Küste der Maremma 262 Parco Naturale dela Maremma 264 Monte Argentario, Porto Santo Stefano 266 Porto Ercole 267 Isola del Giglio 268 Register 270 Bildnachweis, Impressum

14 LUCCA UND DER NORDEN Die im Norden von den Gebirgszügen des Apennin und der Apuanischen Alpen, im Westen von der Riviera della Versilia begrenzte nördliche Toskana gehört zu den abwechslungsreichsten Landstrichen der Region: Der Monte Prado (2054 Meter) ist der höchste Gipfel der Toskana, die Sandstrände der Riviera zählen zu den längsten Italiens. Das seit 1985 als Parco Naturale delle Alpi Apuane geschützte Wandergebiet um Carrara fasziniert durch seine Aussichten auf die Marmorfelsen. Von Carrara sind es dann knapp 60 Kilometer bis nach Lucca für viele der Inbegriff einer toskanischen Stadt. 14 LUCCA UND DER NORDEN

15 Rund fünf Kilometer westlich von Peschia erhebt sich die zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtete Villa Garzoni malerisch auf einem Hügel über Collodi, dem Geburtsort des Pinocchio-Erfinders. Zu dieser Villa gehört einer der schönsten Barockgärten Italiens. LUCCA UND DER NORDEN 15

16 LUNIGIANA Die Regione Toscana eine der insgesamt 20 Regionen Italiens reicht im Westen bis zum Mittelmeer, im Norden und Osten grenzt sie an Ligurien, die Emilia-Romagna und die Marken, im Süden an Umbrien und an das Latium. Auch die sieben Inseln im der Küste vorgelagerten Toskanischen Archipel (Arcipelago Toscano) gehören zu dieser Region. Im äußersten Nordwesten der Toskana, vom Tyrrhenischen Meer bis zu den Ausläufern des Apennin, erstreckt sich die Lunigiana eine das Magratal und seine Seitentäler umfassende Landschaft, deren charakteristisches Merkmal zahlreiche Festungen und Burgen sind, die überwiegend für die Malaspina errichtet wurden, eine Markgrafenfamilie langobardischen Ursprungs.»Lunigiana«bedeutet»Land des Mondes«und bezieht sich auf die römische Siedlung Luni, von deren Hafen aus einst der an fahles Mondlicht erinnernde Marmor verschifft wurde. Rechts: Wie eine Insel im grünen Meer erhebt sich Montereggio bei Pontremoli an den sanft geschwungenen Hängen der Lunigiana. Unten: Zentrum der Lunigiana ist Pontremoli, wo es unter anderem das auf das Jahr 1739 zurückgehende Teatro della Rosa sowie schöne Barockkirchen und Palazzi aus dem 18. Jahrhundert zu bewundern gibt. 16 LUCCA UND DER NORDEN

17 PONTREMOLI Im Mittelalter nahm dieser an der Frankenstraße (Via Francigena) gelegene, erstmals in einer Aufzeichnung der Pilgerreise des Bischofs von Canterbury ( ) erwähnte Ort eine Schlüsselstellung ein: Wer über den Cisa-Pass vom Apennin herunterkam, der musste durch Pontremoli ziehen. Kein Wunder also, dass sich viele Herrschergeschlechter um diesen Ort stritten, was unter anderem dazu führte, dass man im Jahr 1324 bei einer Auseinandersetzung zwischen Guelfen und Ghibellinen eine Mauer quer durch Pontremoli ziehen ließ. Dadurch wurde der Bau von gleich zwei bis heute erhaltener Brücken über die Magra nötig. Zudem gründete man zwei Pfarreien, deren Sprengel noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein dem jeweiligen Gebiet der ghibellinischen Ober- und der guelfischen Unterstadt entsprachen. Auch Teile der alten Befestigungsanlage sind noch immer erhalten. Die vorgeschichtlichen Sandsteinfiguren, die das im Castello del Piagnaro in Pontremoli untergebrachte Museo delle Statue Stele Lunigianesi (teils als Abguss) präsentiert, sind stets aus einem Stein gefertigt und wurden meist außerhalb der Siedlungsgebiete gefunden. Über ihre kultische oder religiöse Bedeutung ob sie etwa als Grabstelen genutzt wurden oder Gottheiten darstellen gibt es verschiedene Hypothesen. LUCCA UND DER NORDEN 17