Predigt Feierabend Ort: Nachbarschaftszentrum Rotensee Datum: Text / Thema: Der Traum von echtem Zusammenhalt
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- Anneliese Heinrich
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Kennen Sie diesen Spruch? Früher war alles besser! Je nach dem, was man damit meint, kann man Sätze zu hören bekommen, wie: Früher, als ich noch jung war, da gab es so etwas nicht. Da war Zucht und Ordnung unter der Jugend. Da hatte die Jugend vor den Älteren noch Respekt. Oder: Früher, da war das Kollektiv noch ein Kollektiv. Da war Zusammenhalt da. Da hat jeder den andern unterstützt. Da hat man sich gegenseitig geholfen. Da war Vitamin B noch Vitamin B. 1 G. Burkhard Wagner
2 Und heute? Heute geht es nur noch ums Geld. Statt des Menschen steht die Münze im Mittelpunkt. Jeder lebt für sich. Viele sind nur darum bemüht, die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Der große Gesprächspartner im Alltagstrott innerhalb der eigenen vier Wände ist der Fernseher. Er flimmert und flimmert und flimmert. Von früh bis spät und von spät bis früh. Unterhaltung nennt man s. Und während man sich so unterhalten lässt, hat man vergessen oder gar verlernt, was wirkliche Unterhaltung ist. Nämlich das Reden mit einem lebendigen Gegenüber über das, was wirklich bewegt. Was auf 2 G. Burkhard Wagner
3 der Seele brennt. Das schluck ich lieber runter, verdränge es, bleibe allein damit. Man redet stattdessen übers Wetter und die Preise bei Aldi. Ich bin mir halt selbst der Nächste. Ich bin meines eigenen Glückes Schmied. Ob gewollt oder ungewollt. Der andere ist nur noch an seinem Leben interessiert, nicht mehr an meinem. Auf der Straße wird nicht mehr gegrüßt. Was ja nichts anderes heißt, als dass man nicht mehr vom anderen wahrgenommen wird. Es ist kälter geworden zwischen den Menschen. Was oftmals bleibt ist die Einsamkeit. Und wenn man sich auf der Straße sieht und doch mal ins Gespräch 3 G. Burkhard Wagner
4 kommt, dann heißt es manchmal nur: Na, wie geht s? Na, es geht. Na, dann geht s ja. Vielleicht haben Sie die eine oder andere Floskel auch schon einmal gehört. Mir sind sie vertraut. Wo ist sie hin, die sogenannte gute alte Zeit? Gibt es so etwas wie echten Zusammenhalt überhaupt noch? Darum soll es ja heute gehen. Oder ist eine tragende Gemeinschaft heute gar nicht mehr möglich? Leben wir einfach in einer anderen Zeit und können nur wehmütig in die Vergangenheit blicken und einem schönen Ideal nachtrauern? Tja, damals 4 G. Burkhard Wagner
5 war es so, heute ist es eben so? Bleibt uns am Ende nur stummes Achselzucken nach dem Motto: Da kann man nichts machen? Nützt ja nix. Ihr lieben Leute, am vergangenen Wochenende war Pfingsten. Pfingsten hat etwas mit unserem Thema zu tun. Pfingsten ist der Geburtstag der Gemeinschaft von denen, die Jesus nachfolgen. Etwa im Jahr 34 n. Chr. war ein besonderes Pfingstfest. Da waren in Jerusalem im alten Israel viele, viele Menschen aus aller Herren Länder beisammen. Extra wegen des Pfingstfestes 5 G. Burkhard Wagner
6 angereist. Sogenannte Pilger. In irgendeiner Ecke Jerusalems steht eine kleine Gruppe von Männern. Es sind die Schüler von Jesus. Einer von ihnen, Petrus, spricht zu einer großen Menschenmenge. Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Sprachen, aus allen Ecken der damals bekannten Welt. Alle diese Leute hören dem Petrus zu und verstehen ihn. Obwohl sie seine Sprache eigentlich nicht verstehen können. Ein Wunder, das Gott tut. Und Petrus redet davon, dass Jesus lebt. Dieser Jesus, der am Karfreitag am Kreuz hingerichtet wurde und am Ostermorgen das Grab und damit den Tod 6 G. Burkhard Wagner
7 für immer hinter sich gelassen hat. Petrus erzählt begeistert von Jesus. Nachdem er seine Predigt beendet hat werden an diesem Tag 3000 Menschen Christen und lassen sich taufen. Der Startschuss für eine weltweite Bewegung ist gefallen. Eine Bewegung, die auch 2000 Jahre nach diesem Ereignis noch nichts von ihrer Kraft verloren hat. Pfingsten ist der Geburtstag der Gemeinschaft von Jesusleuten. So nenne ich sie einmal. Was hat das nun mit unserem Thema zu tun? Der Traum von echtem Zusammenhalt? Nun, um träumen zu 7 G. Burkhard Wagner
8 können, braucht man manchmal ein kleines Bild zum Anschauen. Das regt unsere Vorstellungskraft an. Im zweiten Teil der Bibel, im sogenannten Neuen Testament, werden wir fündig. Dort wird uns erzählt, wie diese Gemeinschaft dieser ersten Christen aussah. Ich lese einmal ein bisschen daraus: 42 Was das Leben der Christen prägte, waren die Lehre, in der die Apostel sie unterwiesen, ihr Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft, das Mahl des Herrn und das Gebet. 43 Jedermann in Jerusalem war von einer 8 G. Burkhard Wagner
9 tiefen Ehrfurcht vor Gott ergriffen, und durch die Apostel geschahen zahlreiche Wunder und viele außergewöhnliche Dinge. 44 Alle, die an Jesus glaubten, hielten fest zusammen und teilten alles miteinander, was sie besaßen. 45 Sie verkauften sogar Grundstücke und sonstigen Besitz und verteilten den Erlös entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen an alle, die in Not waren. 46 Einmütig und mit großer Treue kamen sie Tag für Tag im Tempel zusammen. Außerdem trafen sie sich täglich in ihren Häusern, um miteinander zu essen und das Mahl des Herrn zu feiern, und ihre Zusammenkünfte 9 G. Burkhard Wagner
10 waren von überschwänglicher Freude und aufrichtiger Herzlichkeit geprägt. 47 Sie priesen Gott bei allem, was sie taten, und standen beim ganzen Volk in hohem Ansehen. Und jeden Tag rettete der Herr weitere Menschen, sodass die Gemeinde immer größer wurde. 1 Lassen Sie uns also einmal auf dem Hintergrund dieses Berichts aus der Bibel ein wenig von einer Gemeinschaft heute träumen, die möglicherweise in manchem anders ist als Kaninchenzüchter-, Garten-, Modellbau- oder sonstige Vereine. (Wobei 1 NGÜ Apg 2, G. Burkhard Wagner
11 ich nichts gegen Vereine habe.) Ich greife einmal ein paar Stichworte heraus. Als erstes lesen wir von Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft. Stell Dir also vor, dass dort, wo vorher Gleichgültigkeit und Hass regierten nun die Liebe eingezogen ist. Liebe, über die einmal ein großer Briefeschreiber der Bibel sagt: 4 Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich. Sie kennt keinen Neid, sie spielt sich nicht auf, sie ist nicht eingebildet. 5 Sie verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, sie verliert nicht die Beherrschung, sie 11 G. Burkhard Wagner
12 trägt keinem etwas nach. 6 Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, aber wo die Wahrheit siegt, freut sie sich mit. 7 Alles erträgt sie, in jeder Lage glaubt sie, immer hofft sie, allem hält sie stand. 2 Ihr Leute, das wäre doch etwas, eine Gemeinschaft, die von solch einer Liebe geprägt ist! Der Nachbar wird nicht länger mit hasserfüllten Augen angesehen, sondern mit Augen der Liebe. Das Ergehen der Nachbarin ist mir nicht länger gleichgültig. Wo Missgunst und Verbitterung war, dort werden Menschen durch den Glauben an Jesus verändert und 2 NGÜ, 1Kor 13, G. Burkhard Wagner
13 gehen plötzlich aufeinander zu, können einander vergeben und tun sich gerne gegenseitig Gutes, helfen sich gerne gegenseitig in verschiedenen Lebenslagen. Sie tun das selbstlos, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Einfach, weil es der andere wert ist. Weil er des Liebens würdig ist. Etwas weiter in unserem biblischen Bericht heißt es, sie teilten alles miteinander, was sie besaßen. Stell Dir vor, dass auf einmal nicht mehr jeder nur an sich denkt, sondern jeder den anderen im Blick hat und ihm dort hilft, wo er Hilfe braucht. Es ist nicht 13 G. Burkhard Wagner
14 mehr das wichtigste, dass ICH alles habe, sondern dass mein Nächster geholfen bekommt. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Da kann man ganz erfinderisch sein. Alles miteinander teilen umfasst auch die Zeit. Auch Zeit können wir miteinander teilen. Stell Dir vor, wie das wäre, wenn der eine dem anderen sagen würde: Du, ich hab jetzt Zeit für dich. Erzähl mal, wie geht es dir eigentlich wirklich? Und man würde gemeinsam Zeit verbringen und über Dinge reden, die nicht an der Oberfläche bleiben, sondern tiefer gehen und das ganz eigene Leben betreffen. 14 G. Burkhard Wagner
15 Weiter heißt es in unserem Bericht: Sie trafen sich täglich in ihren Häusern, um miteinander zu essen und das Mahl des Herrn zu feiern. Und: Ihre Zusammenkünfte waren von überschwänglicher Freude und aufrichtiger Herzlichkeit geprägt. Stell Dir vor, da gibt es eine Gemeinschaft von Leuten, die sich freuen zusammen zu sein. In dieser Runde geht es warmherzig zu. Da regiert die Freude. Eine Freude, die keinen Alkohol zum Lachen braucht. Man trifft sich in den Wohnzimmern und Küchen und isst miteinander, hat Tischgemeinschaft. Und gerade zu Tisch entstehen ja oft ganz 15 G. Burkhard Wagner
16 zwanglos gute Gespräche. Das ist Gemeinschaft, die nicht nur an einem Tag der Woche für eine Stunde im Vereinslokal oder im Gottesdienst Wirklichkeit wird, sondern das ist eine Gemeinschaft, die im Alltag Gestalt gewinnt. Eine Gemeinschaft, auf die man sich freut. Eine Gemeinschaft, die gut tut. Eine Gemeinschaft, die Balsam für die Seele ist. Nun wird vielleicht mancher sagen: Das ist ja ein toller Traum. Da brauch ich aber keine Kirche zu, keine Christen. Das geht auch so. Gut, sage ich, das mag je und dann so sein. Dennoch gibt es einen großen 16 G. Burkhard Wagner
17 Unterschied. Diesen Unterschied macht Jesus Christus! Angenommen, die Bewegung der ersten Christen wäre stattdessen eine politische oder philosophische Bewegung gewesen. Wenn das so gewesen wäre, würde man heute nur noch in den verstaubten Geschichtsbüchern darüber lesen. Es wäre Vergangenheit ohne Wirkung für die Zukunft. Die Bewegung der Jesusleute aber hat sich über die ganze Welt ausgebreitet. Weil sie nicht schweigen konnten und können von dem, was sie bei Jesus gesehen und gehört haben. Und diese Bewegung dauert an. Bis hinein nach Rotensee. Was ist der 17 G. Burkhard Wagner
18 Unterschied? Jesus! Unser Thema heißt ja Der Traum von echtem Zusammenhalt. Ein Zusammenhalt, eine Gemeinschaft zwischen Menschen kann sehr schnell auseinanderfallen und sich im Nichts verlieren. Menschliche Kräfte können schnell aufgebraucht sein und dann ist man nicht mehr imstande, den anderen mit seinen Macken zu ertragen. Wo Menschen sind, da geht es ohne Verletzungen nicht ab. Wo man auf engem Raum zusammenlebt, kommt es zu Problemen. Da ist es dann schnell aus mit dem Zusammenhalt. Belastungen werden so stark, dass Beziehungen zwischen 18 G. Burkhard Wagner
19 Menschen auseinanderbrechen. Warum sage ich das? Weil genau an diesen Punkten die Gemeinschaft von Jesusleuten einen großen Vorteil hat. In ihrer Mitte ist Jesus. Er selbst hat einmal gesagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Jesus ist mittendrin statt nur dabei. Er ist der, der den menschlichen Zusammenhalt zusammenhält. Die Gemeinschaft von Jesusleuten ist eine gehaltene Gemeinschaft. Bei Jesus ist die Kraftquelle für eine gelingende Gemeinschaft. Von Jesus beziehen wir die Kraft, dem anderen zu vergeben. Von Jesus 19 G. Burkhard Wagner
20 beziehen wir die Kraft, den anderen in Liebe zu ertragen. Auch wenn er anders tickt als wir. Jesus gibt uns den Mut, den ersten Schritt zu tun, wenn andere uns verletzt haben. Jesus ist Quelle von Freude und Wärme, die für eine Gemeinschaft so wichtig sind. Die ersten Christen waren sich dessen bewusst. Jesus ist derjenige, der sie trotz aller ihrer Unterschiedlichkeiten zusammengebracht hat und der ihr gemeinsamer Anker im Leben ist. Und deshalb haben sie sich auch getroffen, um miteinander noch mehr von diesem Jesus zu erfahren. Sie redeten gemeinsam mit Jesus. Sie feierten 20 G. Burkhard Wagner
21 zusammen Gottesdienst. Sie feierten gemeinsam Abendmahl. Das ist tiefste Form der Gemeinschaft mit Jesus und untereinander. Wie wäre das, wenn hier in Rotensee der Traum von echtem Zusammenhalt nicht nur ein Haufen Schaum bliebe, sondern Wirklichkeit würde? So, wie das seit 2000 Jahren überall auf der Welt immer wieder neu Wirklichkeit wird. Menschen spüren auf einmal etwas von der verändernden Kraft dieses Jesus Christus. Sie fangen an, mit diesem Jesus zu leben. Und auf einmal gibt es hier eine Gemeinschaft von Leuten, 21 G. Burkhard Wagner
22 die sich mit Jesus auf den Weg machen, gemeinsam fröhliche Gottesdienste feiern und anfangen, mit der Kraft von Jesus den Traum von echtem Zusammenhalt zu leben. Ein Traum, der Wirklichkeit wird und der Rotensee und seine Menschen verändert. Das wär doch was! AMEN 22 G. Burkhard Wagner
30/08/2015 conrad s. hirzel
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