Bericht über mein Erasmusjahr (September 2011-Juli2012) am Royal Conservatory Den Haag, Niederlande

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1 Bericht über mein Erasmusjahr (September 2011-Juli2012) am Royal Conservatory Den Haag, Niederlande Mein Erasmusjahr durfte ich am Königlichen Konservatorium in Den Haag verbringen. Sehr gespannt reiste ich also Mitte August mit dem Zug an, und begann mit der Zimmersuche. Ein Zimmer sucht man am besten im Internet. Die Webpages und sind leider kostenpflichtig aber hier wird man auf jeden Fall fündig. Es ist empfehlenswert, frühzeitig anzureisen, um eine Wohnung zu suchen, da der Wohnungsmarkt sehr angespannt ist. Die meisten Studenten in Den Haag wohnen in Wohngemeinschaften oder im Studentenwohnheim. Die Studentenwohnheime haben allerdings sehr lange Wartelisten und da ich sehr spät dran war, habe ich es dort gar nicht erst versucht. Stattdessen habe ich die erste Zeit bei einer älteren Frau zur Untermiete gewohnt (das heißt in den Niederlanden Hospita), und mir dann, als die Wohnungslage entspannter war, ein Zimmer in einer WG gesucht. Es lohnt sich auch in jedem Fall, in der Hochschule einen Blick auf das schwarze Brett zu werfen. Dort hängen immer Zimmerangebote aus. Außer dem Erasmuszuschlag kann man Auslandsbafög beantragen. Manchmal bekommt man auch Bafög im Ausland, wenn man im Inland normalerweise kein Bafög bekommen würde. Es gibt auch die niederländische Studienfinanzierung und Wohngeld für Studenten. Ich habe das allerdings nicht in Anspruch genommen, weiß aber, dass man als europäischer Student Zuschläge bekommen kann. Informationen dazu findet man auf folgender Internetseite: Erster Ansprechpartner am Konservatorium ist Heer Eijken im Auslandsbüro. Er ist für alle für alle organisatorischen Fragen, wie zum Beispiel Registrierung bei der Stadt, Finanzierung, usw. zustandig. Außerdem muss man hier das Erasmus Learning Agreement unterschreiben und eventuelle Änderungen eintragen lassen. Als nächstes geht man am besten beim Head of Classical Department vorbei. Hier kann man sich beraten lassen, welche Kurse man besuchen kann oder sollte und welche Möglichkeiten man überhaupt hat. Wenn man dann weiß, welche Kurse man belegen möchte, geht man zum Planungsbüro (planning) und lässt sich die Kurse in seinen Stundenplan eintragen. Man stellt sich nämlich nicht selber seinen Stundenplan zusammen. Wenn man vorhat öfter mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen, lohnt sich die Anschaffung einer OV-Chipcard. Es gibt die normalen Karten für ca.7 Euro. Man muss dann keine einzelnen Fahrkarten mehr kaufen sondern checkt sich einfach vor der Fahrt ein und am

2 Ende der Fahrt aus. Der entsprechende Betrag wird dann von der Karte abgebucht. Für ca. 50 Euro kann man eine OV-Chipcard kaufen, mit der man zu bestimmten Zeiten 40% Ermäßigung bekommt, ähnlich der deutschen Bahncard. Diese Karten sind im sämtlichen öffentlichen Verkehr der Niederlande gültig. Informationen zum öffentlichen Verkehr der Niederlande und zur OV-Chipcard findet man auf diesen Internetseiten: und Hält man sich länger als drei Monate in den Niederlanden auf, muss man sich auch dort registrieren. Dazu macht man telefonisch bei der Stadt einen Termin aus. Normalerweise muss man ungefähr vier Wochen auf einen Termin warten, deshalb sollte man sich direkt nach der Ankunft darum kümmern. Registriert man sich nicht bei der Gemeinde, ist es schier unmöglich ein Bankkonto zu eröffnen oder einen Bibliotheksausweis zu beantragen. Um sich registrieren zu können, ist es wichtig ein Zimmer zu finden, bei dem das möglich ist. Das ist nicht immer selbstverständlich. In den Niederlanden ist nämlich immer nur eine bestimmte Anzahl an Personen auf einen Haushalt zugelassen, abhängig von der Größe der Wohnung. Viele Anbieter bei der Wohnungssuche schreiben registrieren nicht möglich in die Anzeige. Da muss man dann Kosten und Nutzen abwägen Der Studentenausweis des Konservatoriums wird nur selten anerkannt, wenn es um Studentenrabatte und Ähnliches geht. Man kann aber gegen ein kleines Entgelt den Den Haager Studentenausweis beantragen. Dieser ist in ganz Holland als Studentenpass anerkannt. Informationen dazu findet man hier: Gerade in den wärmeren Jahreszeiten kann man in und um Den Haag viel unternehmen. Da gibt es den schönen Stadtteil Scheveningen, der direkt am Strand liegt und vom Zentrum aus in 20 Minuten mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Außerdem lohnt sich Ende März/Anfang April eine Fahrradtour in die Tulpenfelder, wenn man mal was richtig Holländisches erleben möchte. Die Studentenstädte Leiden und Delft sind super schnell zu erreichen und eine schöne Abwechslung zum eher unruhigen Alltag in Den Haag. Und Amsterdam ist natürlich immer einen Besuch wert. In Den Haag selbst gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Museen. Ich habe mich ab und zu einer Touristenführung angeschlossen, und immer interessante Dinge über die Geschichte dieser Stadt und die Niederlande allgemein gelernt. Den Haag hat viele sehr schöne Parks. Besonders empfehlenswert ist der Japanische Garten, der allerdings nur sehr beschränkte Öffnungszeiten hat. Da ich nur sehr kurzfristig Bescheid bekam, dass ich mein Erasmusjahr tatsächlich in den Niederlanden absolvieren kann, hatte ich keine Zeit, vorher noch einen Sprachkurs zu

3 besuchen. Ich habe mir den Niederländisch-Sprachkurs von Langenscheidt besorgt und mich selbständig in die Sprache eingearbeitet. Prinzipiell ist es so, dass das Niederländische dem Deutschen sehr ähnlich ist und man nach relativ kurzer Zeit sehr viel versteht, vor allem Geschriebenes. Sprechen muss man dann üben. Die Hochschule hat einen Sprachkurs angeboten (allerdings kostenpflichtig), der aber nur empfehlenswert ist, wenn man überhaupt gar keine Vorkenntnisse hat, ein langsamer Lerner ist und sich auch nicht bemüht. Ich habe bei dem Sprachpartnerprogamm der Gilde Samenspraak teilgenommen. Diese Organisation vermittelt niederländische Freiwillige, die sich einmal in der Woche mit einem treffen und sich auf Niederländisch mit einem unterhalten. Das ist sehr empfehlenswert! Außerdem wohnen diese Freiwilligen oft schon seit Jahrzehnten in der Stadt und können einem Orte zeigen, die man sonst nicht so einfach gefunden hätte! Eigentlich muss man nicht unbedingt Niederländisch sprechen können und man kommt auch sehr gut mit einem soliden Schul-Englisch durch. Aber ich finde es seltsam, in ein Land zu fahren und die Sprache nicht zu lernen. Ich hatte mir vorgenommen, in meinem Auslandsjahr das zu tun, was in meiner Heimathochschule nicht so möglich ist. Also hab ich nur dementsprechende Kurse belegt. Ich hatte mich für Nebenfach Gesang angemeldet, was überhaupt kein Problem war, obwohl ich noch nie Gesangsunterricht hatte. Außerdem habe ich Kurse wie effektives Üben, Alexandertechnik, Ensemblegesang und Tanzen gewählt. Es gibt eine Menge Wahlfächer, die man belegen kann. Man muss sich allerdings wirklich drum kümmern. Das ist ein bisschen schwierig, weil man nicht wie in Deutschland einfach seine Kurse auswählt und seinen Stundenplan selbst zusammenstellt, sondern wegen jeder Kleinigkeit zum Planungsbüro muss. Der bürokratische Aufwand ist also relativ hoch. Klavierunterricht war leider gar nicht möglich. Aber ansonsten hat sich die Schule sehr bemüht, meinen Fächerwünschen nachzukommen und mir die Möglichkeit zu geben, Fächer zu belegen, die eigentlich schon voll waren. Das System ist allgemein eher verschult, und nicht ganz so frei wie die Diplomstudiengänge an den deutschen Hochschulen. In den Theoriefächern bekommt man kleine Heftchen, in denen schon alles drinsteht, was man wissen muss. Mir war das etwas zu wenig akademisch, aber das ist auch Geschmackssache. Allgemein habe ich mich am Konservatorium sehr willkommen gefühlt. Die internationale Atmosphäre hat mir sehr gut gefallen und den Studienalltag bereichert. Mit meinem Professor habe ich mich sehr gut verstanden, ich habe wahnsinnig viel gelernt und er hat sich

4 außergewöhnlich viel für mich eingesetzt und mir sehr viel möglich gemacht. Sei es, dass ich bei Meisterkursen der Amsterdamer Hochschule teilnehmen konnte, die Vermittlung von Gigs und Kammermusikgelegenheiten, oder einfach nur das persönliche Gespräch. Ich bin ihm für dieses Jahr sehr dankbar. Dieses Jahr hat sich eigentlich gar nicht wie ein Erasmusjahr angefühlt, wie ich es von Erzählungen her kannte. Die Studenten an der Hochschule kommen sowieso von überall her und es gab kaum spezielle Erasmusveranstaltungen oder Feiern. Vielmehr war man in den normalen Studienalltag eingebunden, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Gerade in der neuen und in der alten Musik passiert in Den Haag sehr viel. Dadurch, dass die Hochschule so groß ist gibt es unglaublich viele Konzerte, so dass man sich oft gar nicht entscheiden kann, wohin man gehen soll! Ich kann einen Auslandsaufenthalt in Den Haag in jedem Fall empfehlen. Die Hochschule bildet genug Kontrast zur Würzburger Hochschule, um neue Eindrücke zu gewinnen und daraus lernen zu können, und gleichzeitig steht sie ihr vom musikalischen Niveau her nicht nach.

5 Open-Air Konzert auf Booten Strand in Scheveningen

6 Blick aus meinem Fenster, Dächer der Altstadt