Coimbra / Portugal. Tipps und Hinweise für zukünftige Studenten in. Vorbereitung. Wohnen

Transkript

1 Tipps und Hinweise für zukünftige Studenten in Coimbra / Portugal Von Pascal Kolb (WS 2013/ 2014, BSc Wirtschaftswissenschaften) Vorbereitung Im Rahmen des Erasmus Programmes habe ich mich für einen Platz an der Universität Coimbra beworben und die Zusage nach kurzer Wartezeit bekommen. Nachdem ich alle Formalitäten, inklusive dem Learning Agreement, fertig hatte, schickte ich alle Unterlagen an die Universität Coimbra. Nach ungefähr 2 Wochen kam dann das Antwortschreiben, indem mir mitgeteilt wurde, dass ich angenommen wurde. Leider war diese Annahme mit einem verbesserten Learning Agreement verbunden, da die Universität von Coimbra vorschreibt, dass ein Student 30 ECTS-Punkte absolviert, was fünf Kursen entspricht da ein Kurs sechs ECTS-Punkte gibt. Ob man diese fünf Kurse alle absolviert und besteht, ist dann jedoch jedem Studenten überlassen, bzw. seiner Universität. Zudem kann es passieren, dass manche Kurse nicht angeboten werden, obwohl sie aufgeführt werden. Wichtig ist, dass man frühzeitig ins Casa da Lusofonia bei der alten Universität geht, sich seine Ankunft bescheinigen lässt und die Meldebestätigung gleich ausfüllt und sich geben lässt. Das erspart einiges an Wartezeit und Nerven. Wohnen Nachdem ich die Zusage erhalten hatte, habe ich mich direkt um eine Unterkunft in der Nähe meiner Fakultät, der FEUC (Wirtschaftsfakultät) erkundigt und ziemlich schnell eine gute Unterkunft ca. zwei Gehminuten von den Fakultätsgebäuden entfernt gefunden. Die Universität in Coimbra ist keine Campus-Universität, sprich die einzelnen Fakultäten sind in der Stadt verteilt. Aufgrund der geographischen Lage von Coimbra, nämlich auf einem Berg, sollte berücksichtigt werden, dass diese Fakultät sich auf einem der höchsten Punkte von Coimbra entfernt befindet. Dementsprechend sollte man sich genau überlegen, ob man unten am Fluss, dem Rio Mondego, wohnen möchte und jeden Tag einen sehr steilen und langen Weg in Kauf nehmen möchte, oder doch lieber in Fakultätsnähe wohnen möchte. Das studentische Herz der Stadt ist sicherlich der Praca da Republica, ein sehr großer Platz, welcher sich zwischen der Wirtschaftsfakultät und der alten Universität befindet. Beide sind von dort aus in ca Gehminuten erreichbar. Es besteht die Möglichkeit, dass man sich ein Monatsabonnement für den Bus besorgt, allerdings sollte man damit rechnen, dass dieser oft verspätet und manchmal überhaupt nicht kommt. Die Lage der Wohnung ist ziemlich wichtig, deswegen würde ich empfehlen in Fakultätsnähe oder nahe dem Praca da Republica zu wohnen. Prinzipiell gibt es ein sehr großes Angebot an studententischen Wohnungen, bzw. Häusern, in denen man mit anderen, oftmals ebenfalls ausländischen, Studenten wohnt. Meistens handelt es sich dann um Einzelzimmer ( ), oder Doppelzimmern (ca. 150 ), in einer Wohngemeinschaft mit 1-2 Bädern und einer Gemeinschaftsküche. Das Putzen wird in diesen Einrichtungen meistens von einer Dona de casa übernommen eine Person,

2 welche zwei- bis dreimal wöchentlich kommt und die Bäder, sowie die Küche putzt. Die Wohnungen sind vollmöbliert und normalerweise mit Waschmaschinen ausgestattet. Der Einrichtungsstandard ist niedriger als in Deutschland, sprich schlecht isolierte Gebäude, Fenster und eventuell ältere Sanitäreinrichtungen. Deswegen sollte vor allem darauf geachtet werden, dass eine Heizung vorhanden ist. Die Vermieter machen meist einen sehr netten Eindruck, allerdings kam es öfters vor, dass notwendige Verbesserungen, Änderungen nicht ausgeführt wurden. Dies lässt sich normalerweise sehr schnell ändern, wenn man sich mit seinen Mitbewohnern darauf einigt, einen Teil der Miete zurückzuhalten, bis diese Änderungen vorgenommen wurden. Die Stadt Coimbra beheimatet die älteste Universität Portugals und ein Teil der Universität steht unter UNESCO-Weltkulturerbe. Dies ist außergewöhnlich, da Coimbra lediglich eine von drei Universitäten weltweit ist, in der man Unterricht in einem Weltkulturerbe haben kann. Mit einer gültigen Immatrikulationsbescheinigung der Universität, kann man auch Bereiche kostenlos anschauen, die normalerweise kostenpflichtig sind. Die Freizeitgestaltungsmöglichkeiten sind ebenfalls groß; es gibt ein großes Sportangebot, Einkaufszentren, sowie einige Bars und Clubs, in denen man normalerweise viele andere Erasmus-Studenten kennenlernen kann. Leider habe ich relativ wenige Portugiesen kennengelernt, da diese meiner Erfahrung nach weniger an den Erasmus-Leuten interessiert sind. Sollte man den Anspruch haben, sein Portugiesisch zu verbessern, würde ich raten, einen Grundkurs am ZFS der Universität Würzburg zu absolvieren und sich einen brasilianischen Freundeskreis aufbauen. Den größten absoluten ausländischen Studentenanteil stellt nämlich sicherlich Brasilien. Coimbra befindet sich ca. eine Stunde von Porto und zwei Stunden von Lissabon entfernt, was eine Wochenendreise in eine dieser beiden schönen Städte immer ermöglicht. Zudem kann man an heißen Tagen für ca. 1,60 vom Bahnhof Coimbra A nach Figueira da Foz ans Meer fahren. Die Fahrt dauert ungefähr eine Stunde und ermöglicht einen sehr schönen Tag am feinen Sandstrand. Des Weiteren kann man grundsätzlich immer verschiedene Touren auf der gesamten Iberischen Halbinsel buchen, oder nach Marokko fahren. Die Touren werden entweder von einem der vielen Reisebüros angeboten, oder über das ESN-Office, ein studentische(s) Büro/Einrichtung, welche einem mit nützlichen Tipps sehr hilfreich sein kann. Einkaufsmöglichkeiten bietet die Stadt ebenfalls genügend. Sollte man einen Großeinkauf machen, lohnt es sich mit dem Auto oder dem Taxi und einigen Freunden in das Einkaufszentrum Forum zu fahren und sich die Kosten zu teilen. Dieses Einkaufszentrum bietet auf drei Etagen Lebensmittel-, Klamotten- und sonstige Geschäfte. Ansonsten würde ich empfehlen in einem der vielen Mini-Mercados das Nötigste zu kaufen, oder in einem der Supermärkte die wöchentlichen Einkäufe zu erledigen. Aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage von Portugal, wurde die Mehrwertsteuer auf 23% erhöht und trotz des geringeren Einkommensniveaus sind Lebensmittelpreise vergleichbar mit den Preisen in Deutschland, oder teilweise sogar höher.

3 Universität Das Benotungssystem in Portugal unterscheidet sich von dem System in Deutschland, da es eine Skala von Null bis 20 beinhaltet, wobei man ab einer Zehn bestanden hat. Komischerweise sind die Durschnitte normalerweise zwischen 11 und 14 Punkten; eine 18, 19 oder 20 wird oftmals nicht vergeben. Am Anfang des Semesters kann man sich bei einigen Kursen zwischen einer Klausur am Ende des Semesters, oder einem continuous assessment entscheiden. Das continuous assessment beinhaltet oftmals einige Kurztests, eine Präsentation und eine kleine Hausarbeit mit ungefähr vier bis fünf Seiten. Die Vorlesungen unterscheiden sich gravierend von den deutschen Vorlesungen, da es sich um kleinere Klassen von 20 bis 50 Studenten handelt. Zudem herrscht eine flachere Hierarchie zwischen Studenten und Professoren, was zu sehr anregenden und interessanten Diskussionen zwischen Studenten und Professoren führen kann. Generell sind die Vorlesungen stark verschult; Gruppenarbeiten während den Vorlesungen, Präsentationen und Filme gehören meist dazu. Dies ist auf der einen Seite sehr interessant, allerdings leidet oftmals der Lernumfang dadurch. Ziel ist oftmals, dass alle Studenten den Inhalt verstanden haben, was in langwierigen und dadurch wiederum in manchmal langweiligen Stunden enden kann. Es gibt zudem ein beschränktes Angebot an englischen Vorlesungen, welche oftmals von der Abteilung internationale Beziehungen angeboten wird, die in die Wirtschaftsfakultät eingegliedert ist. In diesen Vorlesungen sind hauptsächlich internationale Studenten, da die portugiesischen Studenten auch eher muttersprachliche Kurse bevorzugen. Das Vorlesungsniveau ist meiner Meinung nach niedriger als in Deutschland; das liegt vor allem an dem geringen Matheanteil. Nichtsdestotrotz sind die Vorlesungen interessant und die Lerninhalte sind deutlich pluralistischer angelegt, als beispielsweise die volkswirtschaftlichen Kurse in Deutschland. Es wird zudem viel Wert darauf gelegt, dass in der Vorlesung alles verstanden und bearbeitet wurde, was eine zeitaufwendige Nacharbeit deutlich verringert. Sollte man sich für das continuous assessment entscheiden, fällt dementsprechend kontinuierlich Arbeit an, dafür gibt es keine großen Abschlussklausuren. Fazit Das Erasmus-Semester hat mir eine wundervolle Zeit beschert, ich konnte meinen Studienhorizont erweitern und interessante Leute kennenlernen. Coimbra war definitv eine super Wahl und ich kann die Stadt jedem empfehlen. Negativ war lediglich der bürokratische Aufwand in Portugal; man bekam das Gefühl, dass manche Einrichtungen zur reinen Selbstverwaltung dienen. Abgesehen von diesen kleineren Schwierigkeiten hat es mich sehr voran gebracht in meiner Persönlichkeitsentwicklung und ich bin dankbar, diese Chance erhalten zu haben.

4

5