Futtermittelberatung für Pferde

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1 w w w. a c a d e m y o f s p o r t s. d e w w w. c a m p u s. a c a d e m y o f s p o r t s. d e Futtermittelberatung für Pferde L E SEPROBE

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3 Kapitel 2 Rationsgestaltung und Fütterungstechniken 2.1 Wichtige Ausnahmeregelungen und rechtliche Grundlagen Doping Das Pferd als Schlachttier 2.2 Einkauf und Vertrieb Futtermittelrecht 2.3 Techniken der Fütterung Fresshaltung Futtergabe Fressdauer 2.4 Rationsberechnung Pferdegewicht ermitteln Futterwerte Rationen berechnen 2.5 Füttern im Krankheitsfall Gewichtsprobleme Durchfall und Kotwasser Kolik Gastritis Kreuzverschlag Equines Cushing-Syndrom (ECS) Equines Metabolisches Syndrom (EMS) rs72 2.0

4 2.5.8 Kryptopyrrolurie (KPU) Hufrehe Haut- und Fellprobleme Zahnprobleme Husten Hyperlipidämie 2.6 Ernährungsbedingte Störungen Fehlernährung Toxine Parasiten Verhaltensstörungen 2.7 Giftpflanzen 2.8 Einflussfaktoren des Umfelds Weidequalität 2.9 Unterschiede in der Fütterung Jahreszeitenabhängigkeit Leistungsabhängigkeit 2.10 Beispielrationen Seite 33 von 118

5 Lernorientierung Nach Bearbeitung dieses Kapitels werden Sie: - den Begriff Doping verstehen und Regeln in Bezug auf die Fütterung erkennen; - rechtliche Grundlagen in Bezug auf Schlachtpferde kennen und Einschränkungen in Bezug auf Inhalts- und Wirkstoffe verstehen; - Einkaufs- und Vertriebswege für Pferdefutter kennen; - wichtige Regeln und Techniken bei der Fütterung erkennen und Grundlagen der Fütterungstechniken vermitteln können; - die bekanntesten und häufigsten Futtermittel und ihre Futterwerte kennen; - bedarfsgerechte Rationen für Pferde erarbeiten und bestehende Rationen auf Stimmigkeit und Qualität überprüfen können; - wichtige Krankheitsbilder des Pferdes kennen und deren Symptomatik zuordnen können; - Fütterungsfehler erkennen; - im Krankheitsfall Lösungsmöglichkeiten vermitteln können; - Fehlernährungen erkennen und Ursachen zuordnen können; - giftige Substanzen (Toxine) kennen und erkennen sowie deren Auswirkungen verstehen; - parasitäre Erkrankungen als Auslöser für Verwertungsstörungen einordnen; - Verhaltensprobleme als Auswirkung nicht artgerechter Haltung und Fütterung verstehen; - den Zusammenhang zwischen landwirtschaftlichen Faktoren und den Inhaltsstoffen von Futtermitteln verstehen; - Einflussfaktoren der Umwelt und der Jahreszeiten verstehen und einordnen. rs72 2.0

6 2.1 Wichtige Ausnahmeregelungen und rechtliche Grundlagen Beim Einsatz von Futtermitteln und vor allem Zusatzfuttermitteln kann es zu Konflikten mit den Dopingregelungen bei Wettkampfpferden o- der der EU-Verordnung in Bezug auf Schlachttiere kommen. Um dies zu vermeiden, sollen diese beiden wichtigen Themen hier eine Übersicht über die zu beachtenden Einschränkungen vermitteln Doping Doping Doping ist die Verwendung von Substanzen oder die Anwendung verbotener Methoden, die in den Listen I und III der ADMR aufgeführt sind. In der Liste I handelt es sich um Substanzen und Methoden, die im Wettkampf verboten sind. In der Liste III finden sich Substanzen, die zusätzlich zum Wettkampf auch im Training verboten sind. Die Unterscheidung zwischen Wettkampf und Training ist sehr wichtig. Denn der Einsatz einer bestimmten Zahl von Dopingsubstanzen ist außerhalb des Wettkampfes zu therapeutischen Zwecken legitim. Dies betrifft z. B. den Einsatz eines Beruhigungsmittels im Zusammenhang mit einer Zahnbehandlung. Andererseits gibt es aber auch Dopingsubstanzen und verbotene Methoden, die keine legitime Verwendung in der Pferdemedizin oder im Umgang mit dem Pferd haben. Beispiele hierzu sind die Verwendung eines Psychopharmakons oder das Hypersensibilisieren der Beine. Unerlaubte Medikation Unerlaubte Medikation ist die Verwendung von Substanzen, die in der Liste II der ADMR aufgeführt sind. Außerhalb des Wettkampfes können diese Substanzen zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. Werden sie im zeitlichen Zusammenhang mit einem Wettkampf eingesetzt, wird dies als Regelverstoß gewertet. Es gibt Fälle, wo ganz bewusst verbotene Substanzen eingesetzt werden, um die leistungsmindernden Symptome eines kranken Pferdes im Wettkampf zu unterdrücken. Oftmals kommt ein Fall der unerlaubten Medikation aber auch dadurch zustande, dass ein Pferd mit guter Absicht therapiert, die Wirkdauer der verwendeten Substanz jedoch falsch eingeschätzt wurde. Um dieses zu vermeiden, sollten die empfohlenen Karenzzeiten berücksichtigt werden. Quelle: Stand Seite 35 von 118

7 Warum ist dieses Thema für einen Futtermittelberater von Bedeutung? Sowohl Futtermittel als auch Ergänzungsfuttermittel können bestimmte Substanzen beinhalten, die nicht ADMR-konform (ADMR = Anti-Doping und Medikamentenkontrollregeln) sind. Über die Produktdeklaration kann man herauslesen, welche Substanzen sich in einem Futtermittel befinden. Dabei ist hauptsächlich die Menge einer bestimmte Substanz entscheidend und nicht unbedingt nur deren Vorhandensein, da geringe Mengen meist keine therapeutische Wirkung im Organismus des Pferdes entwickeln. Ein Beispiel dafür wären ätherische Öle, die häufig als Aromastoffe und Geschmacksverbesserer eingesetzt werden. Andere Stoffe wiederum benötigen eine bestimmte Karenzzeit. Diese gibt Auskunft über die empfohlene Zeitspanne, die von der Gabe bzw. Anwendung der Substanz bis zum Einsatz des Pferdes beim Turnier eingehalten werden muss. Auch bei vielen pflanzlichen Zusätzen muss eine Karenzzeit beachtet werden. Beim Einsatz von Teufelskralle oder Thymian beträgt die Karenzzeit z. B. mindestens 2 Tage. Daneben gibt es auch die verbotenen Substanzen. Für diese besteht keine Karenzzeit, sondern sie dürfen gar nicht verabreicht werden. Zusammengefasst wird folgendermaßen bei Wettkämpen unterschieden: - ADMR-konform = erlaubt - ADMR-Konflikt = verboten - KRZ = Karenzzeit Hinweis Eine Liste mit allen wichtigen (Futter-)mitteln und ihren Regelungen findet man im Anti-Dopingkatalog Pferdesport Seite 36 von 118

8 Hinweis Lehrskript Dopingkontrollen gibt es im deutschen Pferdesport seit ca. 30 Jahren. Über Blut- und/oder Urinproben können auch geringe Spuren verbotener Substanzen nachgewiesen werden. Im Turniersport bedeutet dies: Es darf wirklich gar nichts nachgewiesen werden (sog. Nulllösung). Auch für den Freizeit-Turniersport kann Doping ein Thema sein. Über Impfungen, Salben, Gels oder Futterergänzungsmittel können Wirkstoffe ins Blut gelangen und zu einem positivem Befund führen, ohne dass der Reiter sich dessen bewusst war. Bei der Dopingregelung geht es jedoch nicht nur um Fairness im Reitsport, sondern schlicht und ergreifend um das Wohl des Pferdes. Mittel, die bei einem verletzten Pferd das Schmerzempfinden herabsetzen oder bei einem nervösen Tier sedierend wirken, wirken sich negativ auf das Tier aus. Die Belastungsgrenzen werden überschritten, und es kann zu bleibenden Schäden kommen. Übung Doping Leider kommt es im Pferdeleistungssport immer wieder zu Dopingfällen. Haben Sie schon einmal einen Dopingfall im Reitsport mitbekommen? Recherchieren Sie: Welche bekannten Dopingfälle gibt es, und welche verbotenen Substanzen sind dabei gefunden worden? Welche Konsequenzen hatte das für den Turnierreiter? Veröffentlichen Sie Ihre Ergebnisse im Forum in der Lerngruppe dieses Lehrgangs und diskutieren Sie sie mit Ihren Lehrgangskollegen Das Pferd als Schlachttier Seit März 2010 brauchen alle Equiden (Einhufer) einen sogenannten Equidenpass. Zudem müssen Pferde zur zweifelsfreien Identifizierung mit einem Mikrochip (Transponder) gekennzeichnet sein. Pferde, die jedoch noch vor dem 1. Juli 2009 geboren sind und bereits einen Equidenpass besitzen, müssen nicht nachträglich gechippt werden. Verantwortlich für die Beantragung und Bezahlung des Passes bzw. Chips ist der Pferdebesitzer. Aber der Pferdehalter (derjenige, der das Pferd in seiner Aufsicht/Betreuung hat, wie eben auch Stallbesitzer o- der Pächter) trägt die Verantwortung dafür, dass alle Pferde in seinem Stall über diesen Pass und ggf. Mikrochip verfügen. Der Pferdehalter muss darüber hinaus in der zentralen Datenbank für Tiere ( Seite 37 von 118

9 Tier.de) registriert sein. Das zuständige Veterinäramt kann darüber Informationen erteilen. Da Pferde in der EU als lebensmittelliefernde Tiere gelten, dürfen sie nur mit Medikamenten behandelt werden, die auch für Schlachttiere zugelassen sind. Im Equidenpass werden bei Schlachtpferden deshalb alle notwendigen tierärztlichen Behandlungen dokumentiert. Alle Arzneimittel und anderen Wirkstoffe (z. B. aus Pflanzen) sowie ihre Anwendungsbeschränkungen sind in der EU-Verordnung 37/2010 aufgeführt und müssen unbedingt beachtet werden. Gerade beim Einsatz von Zusatzfuttermitteln und Kräuterergänzungen kann es eventuell zu Einschränkungen kommen. Ausnahmen gelten für Pferde, die im Equidenpass als Nicht-Schlachtpferd gekennzeichnet sind. Diese Entscheidung kann jeder Pferdebesitzer selbst treffen. Ist ein Pferd jedoch einmal als Nicht-Schlachtpferd eingetragen, kann dies nicht mehr rückgängig gemacht werden. Umgekehrt kann ein Pferd, das als Schlachttier eingetragen ist, ohne Probleme vom Tierarzt nachträglich als Nicht-Schlachttier ausgewiesen werden alles natürlich nur mit Einverständnis des Tierbesitzers. Trotzdem ist es möglich, ein Pferd, das kein offizielles Schlachttier ist, schlachten zu lassen. Allerdings darf es anschließend nicht als Lebensmittel verwendet werden. 2.2 Einkauf und Vertrieb Einige Pferdebetriebe haben die Möglichkeit, über eigene Ernte einen Teil des Pferdefutters selbst anzubauen und herzustellen. Meist muss jedoch über Bauern oder den Fach- und Einzelhandel zugekauft werden. Gerade der Fachhandel bietet mittlerweile eine große Auswahl an vor allem Kraft- und Zusatzfuttermitteln in unterschiedlichsten Preiskategorien. Der Vertrieb von Tiernahrung ist, wie schon oben herauszulesen war, über unterschiedliche Vertriebswege möglich. Zu den wichtigsten gehört auf jeden Fall der Handel. Dabei wird in Fachhandel und Einzelhandel unterschieden. Der Fachhandel ist auf eine bestimmte Warengruppe spezialisiert und kann potenzielle Kunden entsprechend qualifiziert beraten. Einzelhändler mit einem gemischten Warensortiment dagegen können meist nur eingeschränkte Beratungs- und Serviceleistungen bieten. Dafür werden Produkte dort oft günstiger als beim Fachhändler angeboten. Die Auswahl ist jedoch entsprechend eingeschränkt. Daneben gibt es noch direkte Vertriebswege, beispielsweise über Online-Shops oder Lagerverkauf. Seite 38 von 118

10 Es ist zu empfehlen, sich im eigenen Umkreis nach solchen Einkaufsmöglichkeiten zu erkundigen und diese auf ihr Sortiment hin zu testen, um später auch Empfehlungen an Pferdebesitzer aussprechen zu können. Wird zum Beispiel ein bestimmtes Misch- oder Ergänzungsfutter benötigt, sollte man beraten können, wo dieses zu bekommen ist. Hinweis Ein Großteil des Getreides wird nach der Ernte zu Tierfuttermitteln verarbeitet, ein gewisser Anteil davon wiederum zu Pferdefutter. Tierfuttererzeugung und Vertrieb sind also definitiv ein Markt in unserer Gesellschaft. Verwertung von EU-Getreide (Quelle: EU-Kommission, 11/2010) Hinweis Auch bei der Erzeugung von Pflanzen für Tierfuttermittel spielt der ökologische Gedanke eine Rolle. Ökologischer Landbau beschreibt eine nachhaltige Form der Landwirtschaft, bei der der Anbau von Pflanzen sowie die Tierhaltung ressourcenschonend und naturverträglich erfolgen sollen. Beim Einkauf von Futtermitteln sollten der Umwelt zuliebe auch solche Aspekte berücksichtigt werden. Schauen Sie also ruhig einmal genauer, wo das Futter herkommt und wie es angebaut wurde. Seite 39 von 118

11 2.2.1 Futtermittelrecht Der rechtliche Rahmen wird über das Futtermittelgesetz (FMG) geregelt. Für die Umsetzung der Rechtsgrundlagen ist dagegen die Futtermittelverordnung (FMVO) zuständig. Jedes Bundesland hat eine eigene Überwachungsbehörde, die für die Einhaltung der vorgeschriebenen Futtermitteldeklarationen verantwortlich ist. Dazu werden auch immer wieder Proben bei Herstellern und im Handel genommen. Verfahren zur Zulassung und Anerkennung werden ebenfalls durch die Behörden durchgeführt Futtermitteldeklaration Für einige Einzelfuttermittel sowie alle Mischfuttermittel besteht die sog. Deklarationspflicht. Diese Deklaration liefert verschiedene Informationen zum Futtermittel: - Hersteller - Zweckbestimmung - Inhaltsstoffe - Zusammensetzung - Zusatzstoffe - Fütterungsempfehlung - Mindesthaltbarkeitsdatum - Zusatzinformationen Soll anhand der Deklaration eine Ration berechnet/überprüft werden, sind natürlich vor allem die Inhaltsstoffe Rohprotein, Rohasche und Rohfett (in % angegeben) sowie die Zusatzinformationen über verdauliche Energie (MJ) und verdauliches Rohprotein (g) je kg Futtermittel interessant. Seite 40 von 118

12 Beispiel einer Deklaration: Futtermitteluntersuchung Lehrskript Hersteller und Zweckbestimmung Ergänzungsfutter für Warm- und Kaltblüter mit normaler XY Standard Müsli Futterverwertung und einer leichten bis mittleren Arbeitsleistung Inhaltsstoffe 9,9 % Rohprotein; 8 % Rohfaser; 2,7 % Rohfett; 5,3 % Rohasche; 0,8 % Calcium; 0,4 % Phosphor; 0,5 % Kalium; 0,2 % Magnesium; 0,1 % Natrium Zusatzstoffe IE Vitamin A (Vitamin-A-Präparat); 840 IE Vita - min D3; 420 mg Vitamin E (Alpha-Tocopherol-Acetat); 160 mg Zink (65 % Zinksulfat, Monohydrat, 35 % Zinkoxid); 20 mg Eisen (Eisen-II-Sulfat, Monohydrat); 40 mg Mangan (Mangan-II-Oxid); 25 mg Kupfer (59 % Kupfer-II-Sulfat, Pentahydrat, 41 % Kupfer-II- Oxid); 0,8 mg Jod (Calcium-Jodat, Hexahydrat); 0,4 mg Selen (Natriumselenit); 0,4 mg Kobalt (bas. Kobalt-II-Carbonat, Monohydrat); Calciumpropionat Fütterungsempfehlung Für eine Tagesration von 2 kg bis 4 kg Füttern Sie es zum Raufutter und zu einem Salzleckstein. Zusatzinformationen 7,7 % verd. Protein Verd. Energie: 12 MJ; 47 % Stärk Mindesthaltbarkeit Haltbarkeit: 3 Monat Tabelle 12 Futtermitteldeklaration (Futtermittel XY Standard Müsli -Name/Hersteller geändert-, beispielhaft) Futterwerte, egal ob für Grund-, Saft- oder Kraftfutter, sind notwendig, um Rationen für Pferde zu erstellen bzw. zu errechnen. Dazu wird die Zusammensetzung eines Futtermittels benötigt (wie im Unterkapitel Futtermitteldeklaration beschrieben). Die meisten Daten liegen in Form von Tabellen vor (z. B. über die DLG-Futterwerttabellen Pferde, Hrsg. v. d. Univ. Hohenheim). Diese Tabellen stammen aus Untersuchungen der einzelnen Futtermittel und stellen letztlich Durchschnittswerte dar. In der Praxis unterliegen die Inhaltsstoffe natürlich größeren oder geringeren Schwankungen. Größere Schwankungen der Inhaltsstoffe finden sich zum Beispiel bei Heu oder Silage. Kraftfutter dagegen weist meist weniger große Abweichungen auf. Deshalb ist in individuellen Fällen zu überlegen, ob man ein Futtermittel vor der Rationsgestaltung im Labor analysieren lässt. Dies ist jedoch mit nicht unerheblichen Kosten verbunden und sollte deshalb im Vorfeld mit dem Tierbesitzer besprochen werden. Im Zweifelsfall kann immer auf die Mittelwerte aus den Tabellen zurückgegriffen werden. Soll jedoch eine Analyse vorgenommen werden (in Schadensfällen o- der bei gesundheitlichen Problematiken durch Futtermittel sinnvoll), Seite 41 von 118

13 muss eine fachgerechte Probe entnommen und eingeschickt werden. Diese Untersuchungen werden unter anderem durch die Landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalten oder andere Labore durchgeführt. Informationen zur korrekten Probenentnahme gibt die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e. V.) Lagerung der Futtermittel Egal welche Haltungsform bevorzugt wird, immer müssen Futtermittel gelagert bzw. bevorratet werden. Die Größe des Lagerraums und die Lagerungstechniken werden dabei von verschiedenen Faktoren beeinflusst: - Art und Größe des Pferdebetriebs (z. B. privat oder gewerblich) bzw. des Pferdebestandes (Anzahl der Pferde) - überwiegende Haltungsform in diesem Betrieb - Platzverhältnisse - bevorzugte Futtermittel - eigene Ernte oder Zukaufmöglichkeiten Das Futter sollte niemals offen gelagert, sondern vor Verunreinigungen geschützt werden. Solche Verunreinigungen können Staub und Dreck, Milben, aber auch Mäuse- oder Rattenkot sein, durch die sogar Krankheiten übertragen werden könnten. Des Weiteren sollte das Futter trocken gelagert werden. Durch Feuchtigkeit kommt es sonst schnell zur Bildung von Schimmelpilzen oder Bakterien, welche ebenfalls stark gesundheitsschädigend sind. Genauso können sich intensive Sonneneinstrahlung oder Temperaturschwankungen negativ auswirken, weil dadurch viele Vitamine und andere Inhaltsstoffe zerstört werden können. Heu, Silage und Stroh sollten deshalb am besten in einer separaten Scheune unter dem Dach gelagert werden. Sinnvoll bei einer ebenerdigen Lagerung können sogenannte Bodenhölzer sein, die einen Abstand von ca. 30 cm vom Boden gewährleisten. So können sich zum Beispiel Katzen als natürliche Mäusefänger dort aktiv bewegen, und die Futtermittel sind vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt. Die größte Lagerkapazität haben natürlich Heu- und Strohballen. Mittelgroße (hochdruckgepresste) Ballen Heu mit einer Länge von 90 cm wiegen ca kg, ein vergleichbarer Strohballen kg. Ein großer Rundballen Heu mit einem Durchmesser von 170 cm wiegt sogar kg und ein vergleichbarer Strohballen kg. Wenn wir nun von den mittleren Heu- und Strohballen ausgehen, ergibt sich ein Bedarf an Lagerraum von um die 25 m³ ( Raum mit 4 x 3 m Fläche bzw. 3 m Höhe). Für die Bevorratung von Kraftfutter eignen sich dagegen verschließbare Behältnisse, die trotzdem genügend Belüftung gewährleisten. Tonnen, Holzkisten oder spezielle Futterwagen sind dazu geeignet und sollten in einer trockenen Umgebung untergebracht werden. Seite 42 von 118

14 Bei der Lagerung von Saftfutter wie Obst und Gemüse muss darauf geachtet werden, dass diese stets vor Frost geschützt gelagert werden, da sie sonst, ebenso wie Flüssigkeiten, nicht mehr zum Füttern geeignet sind. Übung Lagerung Futtermittel Haben Sie schon einmal bei sich im Stall oder in Ställen der Umgebung schauen können, wie die Futtermittel gelagert werden? Vergleichen Sie: Wo wird es richtig gemacht und wo gäbe es eventuell noch Verbesserungsbedarf? Veröffentlichen Sie Ihre Ergebnisse im Forum in der Lerngruppe dieses Lehrgangs und diskutieren Sie sie mit Ihren Lehrgangskollegen. 2.3 Techniken der Fütterung Bei der Rationsgestaltung und dem eigentlichen Vorgang der Fütterung und des Fressens sind bestimmte Faktoren vorgegeben. Diese ergeben sich vor allem aus physiologischen und anatomischen Gegebenheiten. Pferde waren und sind zwar in der Lage, sich Veränderungen bis zu einem gewissen Grad anzupassen, Abweichungen von den Grundbedürfnissen führen jedoch zu erheblichem Stress und infolgedessen sogar zu organischen Erkrankungen Fresshaltung Alles beginnt mit der anatomisch korrekten Fresshaltung. Das bedeutet, das Pferd nimmt das Futter mit gesenktem Hals/Kopf vom Boden auf und kann sich dabei im Idealfall langsam vorwärtsbewegen (z. B. auf der Weide). Nur diese Haltung beugt Verspannungen in der Muskulatur vor und gewährt einen ungestörten Kau- und Abschluckvorgang. Da das Futter bei fast allen Haltungsmodellen jedoch am Boden durch Kot und Urin verunreinigt werden kann, sollten Tröge etwas höher angebracht werden (Trogsohle bei Fressständen z. B. zwischen 1/3 bis 1/4 der Widerristhöhe, Tränken auf ca. 2/3 der Widerristhöhe). Wichtig ist auch die Kopffreiheit zur Wand hin, weshalb Tröge und Krippen etwas entfernt von der Wand aufgehängt werden sollten. Der sogenannte Ausfallschritt beim Fressen vom Boden beträgt ungefähr 1/3 der Widerristhöhe, was vor allem bei Fressraufen beachtet werden sollte. Sind die Wände der Raufen gerade und nicht leicht schräg, können die Pferde diesen Ausfallschritt nicht machen. Seite 43 von 118

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