ThürInG. Innovative Gründungen in Thüringen - Entwicklung und Ausblick. Eine Analyse des Thüringer Netzwerk für Innovative Gründungen Kurzfassung

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1 ThürInG Thüringer Netzwerk für Innovative Gründungen Innovative Gründungen in Thüringen - Entwicklung und Ausblick Eine Analyse des Thüringer Netzwerk für Innovative Gründungen Kurzfassung Erfurt, den Kontakt: Thüringer Netzwerk für innovative Gründungen c/o Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen Peterstraße Erfurt Tel.: 0361 / Fax: 0361 / thuering@stift-thueringen.de Web:

2 Kurzfassung 1. Innovativen Gründungen wird eine hohe Bedeutung beigemessen. Verbunden mit Produktivitätssteigerungen, überdurchschnittlichem Umsatz- und Personalwachstum können sie einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des Freistaates Thüringen leisten. Erhalt und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Thüringens sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze und damit die Bindung und Akquise von hoch qualifizierten Nachwuchskräften und deren Familien sind die Folge. Andererseits sind sie aber mit hohen Risiken verbunden: Schnelle Produktlebenszyklen, ein starker Wettbewerb und vor allem ein hoher Kapitalbedarf stellen große Hürden für innovative Gründer auf dem Weg zur Etablierung ihres Unternehmens dar. Konsequenterweise hat die Studie Innovative Gründungen und ihre Bedeutung für den Standort Thüringen 1 im Besonderen dargelegt, wie hoch die Notwendigkeit der Förderung innovativer Gründer einzuschätzen ist. 2. Sowohl über alle Bundesländer hinweg als auch in Thüringen ist ein eher rückläufiger Trend im Bereich technologieorientierter und wissensintensiver Gründungen erkennbar. Auf dem Gebiet der forschungsintensiven Industrie ist der Freistaat gleichauf mit dem Bundesschnitt und hat einen höheren Anteil diesbezüglicher Gründungen an allen Gründungen als die Bundesrepublik insgesamt zu verzeichnen. Das Thüringer Gründungsniveau auf dem Gebiet der High-Tech- Gründungen blieb in den letzten beiden Jahren konstant bei ca. 290 Gründungen pro Jahr. Regionale Spitzenreiter bei High-Tech-Gründungen sind die kreisfreien Städte Erfurt und Jena. 3. Aufgrund des relativ hohen Kapitalbedarfs und der hohen Unsicherheiten für Kapitalgeber bei innovativen Gründungen nimmt neben klassischen Finanzierungsinstrumenten das Beteiligungskapital zur Gründungs- und Wachstumsfinanzierung einen hohen Stellenwert ein. Der Erhalt von solchem Venture Capital (VC) kann ein Indiz für Qualität und Innovationskraft einer Gründung darstellen. Thüringen belegt im bundesweiten Vergleich der durchschnittlichen VC- Investitionen in Relation zu den Erwerbsfähigen im Zeitraum einen der hinteren Plätze, jedoch vor den anderen neuen Bundesländern und 2012 ist ein deutlicher Aufwärtstrend ersichtlich. Dennoch bleiben die VC-Investitionen in Thüringen weiter ausbaufähig. 4. Auch die Partizipation am EXIST-Programm, einem Förderprogramm des BMWi, ist ein Indiz für die Entwicklung innovativer Gründungen. Die drei Säulen EXIST- 1 Fritsch, Michael et al.: Innovative Gründungen und ihre Bedeutung für den Standort Thüringen, Jena,

3 Gründungskultur, -stipendium, EXIST-Forschungstransfer verfolgen das Ziel, Studierende, Absolventen und Wissenschaftler für Gründungen zu sensibilisieren, zu qualifizieren und somit die Anzahl technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen zu erhöhen. Seit 2008 wurden in Thüringen 54 Anträge für ein EXIST-Gründerstipendium gestellt, davon 31 bewilligt und fünf Thüringer Projekte zur Förderung über EXIST-Forschungstransfer ausgewählt. Mit mehr als einem Antrag pro Studierende für das Gründungsstipendium und 0,15 Anträgen pro Studierende in Hinblick auf EXIST-Forschungstransfer ist Thüringen hier gut aufgestellt. 5. Um die Diversität innovativer Gründer in Thüringen abzubilden und zu ermitteln, in welchen Bereichen typische Probleme und Herausforderungen innerhalb des Gründungsprozesses liegen und an welchen Stellen noch dringender Bedarf besteht, Unterstützungsaktivitäten weiter auszubauen, hat ThürInG im Jahr 2012 eine Gründerbefragung durchgeführt. Die Umfrage hat gezeigt: Der typische innovative Gründer ist männlicher Akademiker, älter als 30 und vollzog seine Unternehmensgründung im Team, oftmals mit großer zeitlicher Distanz zur universitären Ausbildung. Die Gründer verfügen selten über betriebswirtschaftliche Kenntnisse oder Managementerfahrungen. 59% gründeten in der Rechtsform einer GmbH. Ausschlaggebende Gründe für diese Wahl sind: allgemeine Akzeptanz bei den Investoren, Vorteile der Haftungsbeschränkung, Grundvoraussetzung für eine Venture Capital Vergabe sowie hohe Reputation und steuerliche Vorteile. Die Qualität der Infrastruktur des Freistaats wird mit der Durchschnittsnote 2,0 als gut bewertet. 86% der Befragten zeigen sich insgesamt sehr zufrieden mit ihrem gewählten Gründungsort und würden jederzeit wieder in Thüringen gründen. Öffentliche Beratungsleistungen wurden von 86% der befragten Gründer in Anspruch genommen. Beratung in Form von Erstberatung, vertiefender Gründungsberatung und Beratungstagen wird dabei von den Gründern präferiert. Die Mitarbeiterzahlen sind häufig in den ersten drei Jahren überproportional gestiegen. Darüber hinaus wird ein erhöhtes Umsatzwachstum im zweiten und dritten Geschäftsjahr aufgezeigt. Ihren Kapitalbedarf zur Gründung bezifferten annähernd die Hälfte der Unternehmer mit einer Summe von über Euro, fast ein Drittel sogar mit einem Bedarf zwischen und Euro. Hauptfinanzierungsquellen - 2 -

4 stellen der Einsatz eigener Mittel inkl. Darlehen von Familien und Freunden (90%), Zuschüsse oder Zulagen (29%), Kapitalzufuhr durch öffentliche Beteiligungsgesellschaften (19%) sowie Kredite und Darlehen von Banken (13%) dar. 72% der Befragten nahmen finanzielle Unterstützung im Rahmen von Förderangeboten verschiedener Institute, wie der Thüringer Aufbaubank oder der KfW bzw. eine EXIST-oder GoBio-Förderung in Anspruch. Die übrigen Gründer konnten die Förderbedingungen nicht erfüllen, empfanden die Beantragung der Förderung generell als zu aufwendig oder haben Fördermittel per se nicht benötigt. Die Gründer wurden analog der Methode der kritischen Ereignisse direkt nach Problemen, Herausforderungen, aber auch positiven Ereignissen im Gründungsund Entwicklungsprozess befragt. 2 Typische kritische Ereignisse, denen sich Gründer v.a. in der Konzept- und Startphase konfrontiert sahen, waren die Kapitalbeschaffung, bürokratische und rechtliche Hürden sowie interne Probleme. Besonders positiv blieben den Gründern die Hilfs- und Unterstützungsangebote sowie Fördermöglichkeiten im Freistaat im Gedächtnis. Häufig genannt wurden hier die STIFT / ThürInG, die Industrie- und Handelskammern, Gründercoaching, Kaltmietenfreistellung, das Thüringer Hochschul- Gründernetzwerk, Neudeli, EXIST, Business Angels sowie Fortbildungsangebote. Gute Resonanz, Anerkennung, hohe Motivation, externer Zuspruch, erste kleine Erfolge sowie die Unterstützung und Ratschläge von erfahrenen Gründern blieben den Gründern als nachhaltige Ereignisse in Erinnerung. 6. Im Frühjahr 2011 wurde das Thüringer Netzwerk für Innovative Gründungen (ThürInG) in Trägerschaft der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) ins Leben gerufen. Dies geschah mit dem Ziel, ein optimales Gründungsklima für innovative Gründungen zu schaffen, durch Angebots- und Strukturoptimierung an innovativen Gründungen zu gewinnen und vorhandene Ressourcen, u.a. auch verfügbares Wagniskapital, zielgerichteter und effektiver einzusetzen. ThürInG hat Bausteine entwickelt und bereits erfolgreich umgesetzt, die auf den Angeboten bereits bestehender Strukturen aufbauen und Lücken schließen. Seither konnte ThürInG in der Anbahnung 261 Erstkontakte verbuchen und 65 Projekte in intensiven Beratungsgesprächen begleiten. 19 Gründungsvorhaben in Thüringen wurden durch ThürInG in Headcoaching und Entwicklungsplanung richtungsweisend betreut. Aus den betreuten Projekten sind bereits 16 2 vgl. Flangan, J.C.: Psychological Bulletin, 51 (4): S ,

5 Unternehmensgründungen hervorgegangen, weitere Gründungen für das Jahr 2013 sind avisiert. Insbesondere durch regelmäßig stattfindende Veranstaltungsformate konnten potentielle Gründer bzw. Gründungsinteressierte auf ThürInG aufmerksam gemacht und in die Netzwerke eingebunden werden. Insgesamt konnten seit Beginn 30 Veranstaltungen, allein oder mit Partnern, den Technologie- und Gründerzentren, den Industrie- und Handelskammern (IHKs), der Thüringer Agentur für Kreativwirtschaft (ThAK) und dem Thüringer Hochschul- Gründernetzwerk, mit insgesamt Teilnehmern, erfolgreich umgesetzt werden. 7. Im Ergebnis werden weitere Handlungsempfehlungen für die Förderung innovativer Gründer in Thüringen, insbesondere auch durch ThürInG, abgeleitet. Grundlegend ist es notwendig, die Zusammenarbeit aller Akteure zu intensivieren und deren Koordinierung zu verbessern. Die Gründerkultur sollte weiter gefördert und mit der Gründersensibilisierung schon frühzeitig begonnen werden. Darüber hinaus wird vorgeschlagen, durch eine optimierte Vernetzung junger mit erfahrenen Unternehmern wertvolles Erfahrungswissen weiterzugeben und bspw. durch maßgeschneiderte Veranstaltungsangebote die Gründer mit versierten Unternehmern ins Gespräch zu bringen. Weiterhin empfohlen wird eine Vergrößerung des verfügbaren Wagniskapitalpools. Ansatzpunkte für ThürInG liegen u.a. in der Forcierung der Öffentlichkeitsarbeit insbesondere in Bezug auf Gründer, die nicht direkt im universitären Umfeld gründen, die weitere Profilierung der gründungsrelevanten Veranstaltungen sowie der Stärkung des überregionalen Austausches, bspw. über den Thüringer Elevator Pitch. Zur Umsetzung dieser Ansätze bietet der Ausbau der Zusammenarbeit mit dem Thüringer Hochschul-Gründernetzwerk und weiteren regionalen Akteuren sowie die Zusammenarbeit mit den Partnern im Rahmen des Thüringer Zentrum für Existenzgründung und Unternehmertum (ThEx) gute Chancen. Gerade auch das ThEx zielt auf die Verbesserung der Kooperation, der Sichtbarkeit und der Koordinierung zur allgemeinen wie zielgruppenspezifischen Unterstützung für Gründer und KMU

6 Literaturverzeichnis Flangan, John C. (1954): The critical incident technique in: Psychological Bulletin, volume 51, No. 4. Fritsch, Michael, Florian Noseleit, Viktor Slavtchev, Michael Wyrwich (2010): Innovative Gründungen und ihre Bedeutung für den Standort Thüringen. Studie im Auftrag der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) sowie des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Jena. 5