S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G:

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1 Diese Kopie wird nur zur rein persönlichen Information überlassen. Jede Form der Vervielfältigung oder Verwertung bedarf der ausdrücklichen vorherigen Genehmigung des Urhebers by the author S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G: Beifuß-Ambrosie auf dem Vormarsch: Warum stoppt niemand den Allergieauslöser? Autor: Kamera: Gottlob Schober Jens Köppelmann Kai Wiehagen Schnitt: Annette Bohr Moderation Fritz Frey: Die Beifuß-Ambrosia ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Immer mehr Menschen erkranken. Nur wenige Pollen können schlimme Allergien und Atemnot auslösen. O-Ton:»Es ist für mich absolut ein Teufelszeug.«Guten Abend zu REPORT MAINZ! Ob in der Sachsenklinik schon mal Allergiker behandelt worden sind? Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht. Aber jetzt im Ernst: Im wirklichen Leben steigt die Anzahl der Pollenallergiker in Deutschland und zwar stetig.

2 2 Selbst vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass schon jetzt mehr als zehn Millionen Menschen betroffen sind. Und es könnte noch schlimmer kommen, wie Gottlob Schober herausgefunden hat. Die Beifuß-Ambrosia, sie breitet sich rasant aus in Deutschland. In der benachbarten Schweiz geht man massiv gegen diesen Alptraum aller Allergiker vor. Und was tun wir? Doch jetzt erst mal der Reihe nach. Bericht: Vor dieser Pflanze müssen Allergiker Angst haben. Die Beifuß- Ambrosia sieht unauffällig aus, ihre Pollen sind aber aggressiv und gefährlich. Schon winzige Mengen können zu Atemnot führen. Wie bei Klaus Drobig aus dem brandenburgischen Drebkau. Bei ihm wächst die Ambrosia sogar im Garten. Wenn sie in wenigen Wochen blüht, geht seine Leidenszeit wieder los. O-Ton, Klaus Drobig, Allergiker:»Ich habe teilweise das Gefühl, als wie wenn ich ersticke. Diese Pollen der Ambrosia bringen das leider mit sich. Es ist für mich absolut ein Teufelszeug.«Die Beifuß-Ambrosia aus Amerika eingeschleppt, verbreitet sich zunehmend in Europa. Auch die Gegend um Klaus Drobigs Wohnort hat sie bereits erobert. Das bestätigt auch sein Lungenfacharzt, Ulf Gereke.»Es ist einfach so, dass die Zahl jedes Jahr zunimmt. Dass also Patienten mit allergischen Beschwerden kommen, wenn die normalen Allergene bereits verschwunden sind. Und das sind eben Patienten, die kommen mit Allergien bis zum ersten Frost rein, denn so lange blüht die Ambrosia.«Ulf Gereke gibt sich nicht damit zufrieden, seine Allergie-Patienten zu behandeln. Als Mitbetreiber dieser Messstation ist er auch immer über die aktuelle Pollenkonzentration der Ambrosia informiert.

3 3»Ja, wir haben mit dieser Pollenfalle in Drebkau Pollen pro Kubikmeter Luft gemessen, was eine extrem hohe Belastung ist, wenn man bedenkt, dass bereits fünf Pollen pro Kubikmeter Luft eine Allergie auslösen können.«die Beifuß-Ambrosia zählt zu den stärksten Allergie-Auslösern beim Menschen. Deren Pollen plagen Allergiker bis in den Herbst hinein, können also die Heuschnupfen-Saison um Monate verlängern. In Deutschland sind vor allem Brandenburg, Bayern, Baden- Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen von der Pflanze stark befallen. Das hat Stefan Nawrath ermittelt. Er ist einer der führenden Ambrosia-Forscher in Deutschland. Im hessischen Pfungstadt hat er schon vor einigen Jahren dokumentiert, dass die Ambrosia heimisch geworden ist. Und auch dieses Jahr findet er schon wieder Pflanzen auf demselben Acker. Frage: Möchten sie hier wohnen?»die Pflanzen sind überwiegend noch sehr klein. Und hochgerechnet kommen wir da auf ungefähr 100 Pflanzen pro Quadratmeter. Das ist also schon eine sehr hohe Zahl.«Frage: Warum?»Ne. Hier möchte ich nicht wohnen.weil das Feld sehr stark mit Pollen belastet ist, mit Ambrosia belastet ist, und dann entsprechend auch der Pollenflug direkt in der Siedlung drinnen ist.«um die Pollenbelastung für die Bevölkerung zu vermindern, kämpft die Schweiz seit Jahren gegen die Beifuß-Ambrosia. Ortstermin mit Wissenschaftler Christian Bohren und seinen Kollegen in Genf.

4 4 Er erzählt uns, dass in der Schweiz jede Pflanze gemeldet werden muss. Danach wird sie in der Verantwortung der Kantone, die mit den Bundesländern vergleichbar sind, systematisch bekämpft. O-Ton, Christian Bohren, Herbologe, Forschungsinstitut Agroscope:»Wir können in dem Sinn Entwarnung geben, als wir feststellen, dass wir die Invasion abgebremst haben. Also die kantonalen Berater, die stellen fest, dass die Ambrosia- Bestände gleich bleiben, in den letzten zehn Jahren sind die gleich geblieben.«und was machen die Bundesländer in Deutschland? Stefan Nawrath untersucht diese Frage derzeit in einer Studie, die im Herbst veröffentlicht werden soll. Uns liegt das Ergebnis bereits exklusiv vor. Von den von Ambrosia stark betroffenen Bundesländern sind Brandenburg, Bayern oder Baden-Württemberg sehr aktiv. Dort wird zum Beispiel nach Ambrosia-Vorkommen gesucht, es gibt eine Meldestelle und ein Aktionsprogramm zur Bekämpfung der Ambrosia. Hessen oder Rheinland Pfalz dagegen setzen fast nur auf Information und teilweise auf lokale Bekämpfungsaktionen. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die Ambrosia zum Beispiel an Bundesstraßen, wie hier in Speyer, kilometerweise ausbreitet.»der Ausbreitungsprozess, der ist in vollem Gange, es müsste, ganz dringend müssten Maßnahmen erfolgen, damit die Pflanzen bekämpft werden wirksam und die weitere Ausbreitung verhindert wird. Rheinland-Pfalz nimmt bewusst hier die Erkrankung von vielen Menschen in Kauf.«Das rheinland-pfälzische Sozialministerium äußert sich nur schriftlich. Man wolle erst die Ergebnisse eines europäischen Forschungsprojektes abwarten, bevor über weitere mögliche Maßnahmen gegen Ambrosia entschieden werde. Das dauert wahrscheinlich bis Mai Ähnlich argumentiert auch das hessische Sozialministerium.

5 5 Frage: Warum? O-Ton, Klaus Drobig, Allergiker:»Durch das fehlende Handeln erreichen wir irgendwann den Punkt, dass wir die Art nicht mehr im Griff halten können. Und dadurch würden die Erkrankungsfälle stark ansteigen.medizinisch gesehen ist das aus meiner Sicht fahrlässig.weil es sich rächen wird! Weil die Leute dort an der Ambrosia erkranken werden.die setzen die Gesundheit der Bevölkerung auf Spiel, so einfach ist das! Wenn jeder mit Asthma rumrennt, wo sind wir dann? Wer soll das bezahlen? Es geht nicht.«abmoderation Fritz Frey: Unser Fazit: Gesundheitsgefährdung darf nicht zum föderalen Lotteriespiel werden, nach dem Motto: Wohnst du hier, hast du Pech, wohnst du dort, hast du Glück. Es muss in dieser Frage nicht nur im Interesse aller Allergiker ein abgestimmtes Vorgehen geben die Behandlungskosten zahlen wir am Ende alle doch gemeinsam.