Bausteine für ein Erneuerbares Energiesystem
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- Berndt Rosenberg
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1 02_2016 wb windblatt das ENERCON Magazin ENERCON SYSTEMLÖSUNGEN Bausteine für ein Erneuerbares Energiesystem BATTERIESPEICHER IN BETRIEB Testprogramm für ENERCON Smart Container gestartet EEG 2016 VOR VERABSCHIEDUNG Ausschreibungen bringen Einschnitte für Onshore-Windenergie MW INSTALLIERT ENERCON erreicht bedeutenden Meilenstein in Kanada windblatt 02_2016 1
2 INHALT_ EDITORIAL_ STANDARDS 03 _ EDITORIAL 04 _ VIEW 06 _ MAILBOX 07_ ADRESSEN 09 _ TERMINE 19_ INTERN THEMEN TITEL 10 _ ENERCON Systemlösungen Als Systemlieferant für regenerative Energien stellt ENERCON Lösungen für Wertschöpfung rund um einen Windpark bereit. TECHNOLOGIE 16 _ Batteriespeicher in Betrieb ENERCON startet Testprogramm für Smart Container im Windpark Húsahagi/Färöer Inseln. TECHNIK-LEXIKON 18_ Impact Absorption Layer ENERCON hat für seine Rotorblätter ein dauerhaltbares Erosionsschutzsystem entwickelt. POLITIK 20 _ EEG 2016 vor Verabschiedung Ausschreibungssystem bewirkt gravierende Einschnitte für die Onshore-Windenergie. 22 _ Erneuerbare unter Druck Widersinnige Vorgaben sorgen für steigende Kosten. PRAXIS 24 _ Erstes Repowering in Bayern Anstelle von zwei Altanlagen errichtete ENERCON bei Kraftisried 2 x E-115/3 MW. 26 _ Saubere Energie von der Halde ENERCON hat auf einem ehemaligen Zechengelände in Dinslaken/NRW eine E-115/3 MW errichtet. INTERNATIONAL 28 _ MW installiert ENERCON erreicht in Kanada im Projekt NRWF/Ontario wichtigen Meilenstein. 30_ Großprojekt erfolgreich am Netz Im Bundesstaat Bahia/Brasilien hat ENERCON 67 x E-92/2,35 MW installiert. 16 Foto: SEV/Ólavur Fredriksen Sich weiter für Klimaschutz und Energiewende einsetzen! Liebe Kunden, liebe Geschäftspartner, liebe Mitarbeiter, die Energiewende schreitet voran aber wir müssen uns weiterhin dafür einsetzen, dass die heimische Windindustrie auch ihren Anteil daran hat! Schließlich haben wir bei der Windenergie die letzte noch heimische Erneuerbaren-Industrie, die weiterhin exportstark ist und einen verlässlichen Heimatmarkt im Rücken hat. Hersteller und Zulieferer benötigen diesen Heimatmarkt, denn keine Branche kann längerfristig nur auf Exporte setzen. In der jüngsten EEG-Novelle zeichnet sich auf der Zielgeraden ab, dass sich die langfristige Vernunft doch durchsetzt, jedoch mit großen spürbaren Einschnitten für die Onshore-Windenergiebranche. Insbesondere die in Summe gewaltigen Degressionsschritte bei den Windprojekten in den Jahren 2017 und 2018 werden gerade im Binnenland nicht wenigen Projekten das Aus bescheren ob jetzt EEG- oder ausschreibungstechnisch. Da wir dies nicht wollen, werden wir alles daran setzen, innovativ dagegen zu halten, damit wir mit Ihnen gemeinsam weiter an der Energiewende in Deutschland und der EU arbeiten können. Foto: BEE/Axel Schmidt 10 Vor allem den Bundesländern und dem BWE gebührt unser Dank für die Unterstützung! Sie haben sich in den Bund-Länder-Gesprächen dafür stark gemacht, dass Wind an Land nicht durch eine komplizierte Formel zur Resterampe der Energiewende degradiert wird, sondern einen kalkulierbaren Ausschreibungskorridor zugesprochen bekommt. Auch ENERCON hat hier Flagge gezeigt und sich bei vielen Aktionen vor den Staatskanzleien, in den Regionen und nicht zuletzt auch in Berlin dafür eingesetzt, dass unsere Branche nicht einfach abgeschafft wird für das fragwürdige Ziel, die Energiewende nicht zu schnell voranschreiten zu lassen. Hier haben wir gemeinsam mit Ihnen gezeigt, dass wir uns auch wehren und die Rolle rückwärts nicht einfach hinnehmen. Für Ihre Unterstützung danken wir Ihnen an dieser Stelle ausdrücklich Schwer nachvollziehbar bleibt, warum die Klimabeschlüsse von Paris ein wahrer Befreiungsschlag nach schwierigen Vorzeichen so gut wie vergessen scheinen. Die Klimaziele machen eine Anhebung der Erneuerbaren-Ziele auf über 60 % bis 2025 erforderlich. Die erfreuliche Dynamik beim Ausbau der Erneuerbaren Energien sollte nicht zum Problem erklärt werden. Die Einhaltung des Ausbaukorridors auf 45 % bis 2025 hat höchste Priorität. Hier müssen wir alle gemeinsam daran arbeiten, dass das Voranschreiten der Energiewende den Rückenwind behält, den dieses historische Projekt verdient! Wir sehen doch alle in diesen Tagen, wie wichtig Verlässlichkeit in furchtvollen Zeiten ist. Und dazu können auch die Erneuerbaren ihren Beitrag leisten. Impressum Herausgeber: ENERCON GmbH, Dreekamp 5, D Aurich, Tel. +49 (0) , Fax +49 (0) , Redaktion: Felix Rehwald Gestaltung: conception Kommunikationsagentur GmbH, Siegen Druck: Druckerei Hachenburg GmbH, Hachenburg Copyright: Alle im WINDBLATT veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos und Tabellen) sind urheberrechtlich geschützt. Das Copyright liegt bei der ENERCON GmbH, sofern dies nicht anders gekennzeichnet ist. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internetseiten sowie Vervielfältigung auf Datenträgern sind nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch die ENERCON GmbH gestattet. Erscheinungsweise: Das WINDBLATT erscheint vierteljährlich Bezug: Tel. +49 (0) oder unter Titelbild: ENERCON Systemanbieter regenerativer Energien. Hans-Dieter Kettwig ENERCON Geschäftsführer 2 windblatt 02_2016 windblatt 02_2016 3
3 VIEW_ Protest gegen EEG-Reform ENERCON Mitarbeiter haben sich Ende Mai an mehreren Standorten in Deutschland an der von den Erneuerbaren-Verbänden bundesweit initiierten Warnminute 5 vor 12 zur Rettung der Energiewende beteiligt. An der zentralen ENERCON Kundgebung in Aurich (s. Foto) nahmen mehr als Beschäftigte und die Unternehmensleitung teil, um gegen die Ausschreibungspläne der Bundesregierung zur Reform des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) zu protestieren. Mit der Warnminute und einer Demonstration im Berliner Regierungsviertel Anfang Juni forderte die Branche von der Bundesregierung ein klares Bekenntnis zur Energiewende und zum weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien. Das geplante Ausschreibungssystem bedrohe die Onshore-Windenergie in besonderer Weise, lautete die Warnung. Es würde den weiteren Ausbau drastisch begrenzen, wodurch die weitere Entwicklung der Wind-Onshore-Branche, die in Deutschland für Tausende zukunftsfähige Arbeitsplätze, lokale Wertschöpfung und Fortschritt steht, gefährdet wäre. Zudem würden die Energiewende und der Klimaschutz in Deutschland einen erheblichen Rückschlag erleiden. 4 windblatt 02_2016 windblatt 02_2016 5
4 MAILBOX ADRESSEN NIEDERSACHSEN Hilfspolizisten begleiten ENERCON Schwertransporte Aurich Dreekamp Aurich Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Bremen Teerhof Bremen Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) ENERCON setzt zur Begleitung von Großraum- und Schwertransporten (GST) in Niedersachsen jetzt Hilfspolizisten ein. Die speziell geschulten Transportbegleiter ersetzen reguläre Polizeibeamte, die bislang für diese Aufgabe erforderlich waren. Grundlage der Neuregelung ist ein Pilotprojekt des Niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport, mit der die Polizei in Niedersachsen angesichts des stetig steigenden GST-Aufkommens entlastet werden soll. Die für die Transportbegleitung bestellten Hilfspolizisten sind mit besonderen Befugnissen ausgestattet: Als Hilfskräfte der Polizei dürfen sie in den Straßenverkehr eingreifen und beispielsweise Fahrzeuge stoppen und dirigieren. Dies ist privaten Transportbegleitern sonst nicht gestattet. Verkehrsteilnehmer müssen den Anweisungen der Hilfspolizisten Folge leisten, ansonsten drohen Bußgelder und Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg. Im Einsatz zu erkennen sind die neuen Transportbegleiter an gelben Jacken mit retroreflektierenden Streifen und der Aufschrift Hilfs- polizei auf dem Rücken. Ihre Fahrzeuge sind mit Magnettafeln und der Aufschrift Hilfspolizei gekennzeichnet. Zur Verkehrslenkung nutzen sie eine Polizeikelle. ENERCON begrüßt das Pilotprojekt Niedersachsens. Mit dieser praxisgerechten Regelung nimmt das Land bundesweit eine Vorreiterrolle ein. In der Vergangenheit war es bei geplanten Transporten regelmäßig zu Verzögerungen aufgrund nicht verfügbarer Polizeikräfte gekommen. Hilfspolizisten bieten hier eine wichtige Entlastung für Polizei und Wirtschaft gleichermaßen: Die Polizei kann sich um vorrangigere Aufgaben kümmern, ENERCON kann seine Transporte termingerecht starten und somit störungsbedingte Mehrkosten vermeiden. Besonders erfreulich ist für uns, dass Niedersachsen das Pilotprojekt innerhalb kürzester Zeit pragmatisch und praxisnah umgesetzt hat, sagt Hendrik van Hettinga, Head of Supply Chain Management bei der ENERCON Logistic GmbH. Wir hoffen sehr, dass sich andere Bundesländer diese Lösung zum Vorbild nehmen. AURICH ENERCON begrüßt über 100 Jugendliche bei Zukunftstag Mehr als 100 Jugendliche haben sich Ende April beim diesjährigen Zukunftstag über Ausbildungsberufe und Tätigkeiten bei ENERCON in Aurich informiert. Im Rahmen einer Führung durch verschiedene Bereiche der Produktion und Verwaltung des Unternehmens lernten sie die Ausbildungsberufe Metallbauer, Feinwerkmechaniker, Fachkraft für Lagerlogistik, Industriekauffrau/-mann, Kauffrau/-mann für Büromanagement, Elektroniker für Maschinen- und Antriebstechnik, Elektroniker für Betriebstechnik, Fachinformatiker Fachrichtung Systemintegration und Fachinformatiker Fachrichtung Anwendungsentwicklung kennen. Neben Informationen zu den Berufen hatten ENERCONs Ausbilder für die Jugendlichen kleine Aufgaben vorbereitet, die ihnen einen praktischen Einblick in für die jeweiligen Berufe typische Tätigkeiten vermittelten. Auch eine Führung durch das ENERCON Besucherzentrum im EEZ stand auf dem Programm. Dieses kam bei den 9- bis 15-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr gut an. Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden, sagt Nicole Nanninga, Ausbildungsleiterin bei ENERCON. Die Jugendlichen waren sehr interessiert. Und wer weiß? Vielleicht können wir den einen oder anderen schon bald als neuen Auszubildenden bei uns begrüßen. Die Ausbildung eigener Fachkräfte besitzt bei ENERCON einen hohen Stellenwert. Sie ist wichtig für die Zukunft unseres Unternehmens, insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung, bekräftigt Klaus Peters, Gesamtproduktionsleiter bei ENERCON, der den Aktionstag mit begleitete. Aktuell bildet ENERCON in über 20 Berufen aus. Pro Jahr werden allein am Standort Ostfriesland zwischen 80 bis 100 neue Auszubildende eingestellt. Derzeit beschäftigt ENERCON in Ostfriesland 217 Auszubildende. Burgwedel Schulze-Delitzsch-Str Burgwedel Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Hof Fuhrmannstraße 8b Hof Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Holzgerlingen Max-Eyth-Straße Holzgerlingen Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Magdeburg August-Bebel-Damm Magdeburg Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Mainz Robert-Koch-Str. 50, Eingang D, 1.OG Mainz Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Marne Industriestraße Marne Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Rostock Lise-Meitner-Ring Rostock Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Soest Werkstraße Soest Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Internationaler Vertrieb Dreekamp Aurich Telefon +49 (0) Telefax +49 (0) Internationale Niederlassungen Argentinien, Belgien, Brasilien, Costa Rica, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kanada, Neuseeland, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Spanien, Türkei ENERCON Schwertransport mit Hilfspolizei-Begleitung. 6 windblatt 02_2016 windblatt 02_2016 7
5 MAILBOX TERMINE HANNOVER Messeauftritt in Hannover mit neuem Standkonzept Andrang beim Vortrag von ENERCON Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig. ENERCON Showroom mit Augmented Reality- Anwendung. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (rechts) und ENERCON Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig vor dem Realexponat. Mit einem neuen Ausstellungskonzept und einem Messestand in neuem Design hat sich ENERCON Ende April auf der diesjährigen Hannover Messe präsentiert. Im Mittelpunkt stand dabei die neue E-141 EP4 Windenergieanlage, die in einem multimedialen Showroom mit maßstabsgetreuen Modellen sowie mit Augmented Reality-Anwendungen in Szene gesetzt wurde. Besucher konnten dabei mit Hilfe von ipads ins Innere der Modelle blicken und beispielsweise die Rotation der beweglichen Anlagenkomponenten nachvollziehen. Einen Eindruck von den Dimensionen der Hauptkomponenten bot ihnen eine Hälfte eines E-115 Generators, die am Hauptstand als Originalexponat ausgestellt war. Neben dem komplett neu gestalteten Hauptstand und dem Zweitstand auf der zeitgleich stattfindenden Jobmesse Job & Career war ENERCON in diesem Jahr erstmals auch bei der Nachwuchsinitiative Tec2You vertreten. Interessierten Schülerinnen und Schülern wurden dabei umfangreiche Informationen zum Thema Ausbildung bei ENERCON geboten. Dabei ging es praxisnah zur Sache: Mehr als Jugendliche ließen sich von ENERCON Auszubildenden und ihren Ausbildern die Handgriffe zeigen, um Platinen mit elektronischen Bauteilen zu bestücken und zu verlöten und Metallwerkstücke zu bearbeiten typische Tätigkeiten in den elektrotechnischen und metallverarbeitenden Berufen, in denen ENERCON schwerpunktmäßig ausbildet. Das kam bei allen Beteiligten sehr gut an, sagt ENERCON Ausbildungsleiterin Nicole Nanninga. Darüber hinaus präsentierte ENERCON im gemeinsamen Ausstellungsbereich Integrated Energy Plaza seine Expertise und Dienstleistungen im Bereich Energielogistik. Die Vernetzung von Energieerzeugung, Übertragung, Verteilung und Speicherung im Energiesystem der Zukunft war eines der zentralen Themen der diesjährigen weltgrößten Industriemesse. Außerdem gab es am ENERCON Hauptstand wie auch in den Vorjahren ein vielseitiges Vortragsprogramm. In diesem Jahr referierten unter anderem Michael Strobel, ENERCON Director of Technology & Innovation, über technologische Neuerungen sowie ENERCON Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig über die Unternehmensentwicklung. Insgesamt war es für uns ein erfolgreicher Messeauftritt, sagt ENERCON Vertriebsleiter Stefan Lütkemeyer. Das neue Standkonzept und der EP4-Showroom kamen sehr gut an, die Besucherzahlen insbesondere an unseren Haupttagen Mittwoch und Donnerstag waren gut und die Gespräche mit unseren Kunden positiv. Wir konnten während der Woche einige Abschlüsse tätigen. Nach Angaben der Messeorganisatoren kamen in diesem Jahr mehr als Besucher zur Hannover Messe, über davon aus dem Ausland. ENERCONs Auftritt bei der Nachwuchsinitiative Tec2You kam bei den Besuchern sehr gut an. AURICH Ablegeroboter bei ENERCON Blattfertigung im Serieneinsatz ENERCON setzt bei der Fertigung von E-101 Rotorblättern im Blattwerk KTA in Aurich jetzt serienmäßig einen Ablegeroboter ein. Die Maschine übernimmt bei der Herstellung der sogenannten Holmgurte vollautomatisch Zuschnitt und Positionierung der Glasgelege in der Form vor dem Infundieren mit Harz-Härter-Gemisch. Das Auslegen des Glasmaterials erfolgte bislang in personalintensiver Handarbeit. Der aus GFK gefertigte Holmgurt ist das Rückgrat des Rotorblattes und dient zu dessen Stabilisierung. Er wird später im Herstellungsprozess in die Halbschalen von Druck- und Saugseite mit eingebaut. In einer dem Roboter vorgelagerten Umroll-Schneideanlage werden die zur Ablage in der Form benötigten Gelege-Bahnen zunächst von angelieferten Großrollen abgewickelt, zugeschnitten und auf speziellen Transportrollen wieder aufgewickelt. Der Ablegeroboter greift sich diese und rollt die je nach Lage zwischen 11 und 45 Meter langen Bahnen exakt in der Form positioniert ab. Diese Arbeitsschritte wiederholen sich, bis in der Form 45 Lagen übereinander geschichtet sind. Für den gesamten Prozess benötigt der Roboter rund drei Stunden. Neben der Effizienzsteigerung ergeben sich durch den Einsatz des Ablegeroboters erhebliche Vorteile für die Produktqualität, da durch die Automatisierung des Prozesses eine stets gleichbleibend hohe Qualität gewährleistet ist. Das Risiko von handwerklichen Fehlern und dadurch bedingten zeitintensiven Nacharbeiten ist nahezu ausgeschlossen. Entwickelt wurde der Roboter vom Automatisierungsspezialisten wi2 technologies in enger Zusammenarbeit mit ENERCON. Der Ablegeroboter ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Teilautomatisierung unserer Produktionsprozesse, sagt KTA-Geschäftsleiter Jost Backhaus. Roboter kommen in ENERCONs Blattfertigung bereits bei der Bearbeitung des Blattanschlusses und der Blattoberfläche sowie bei der Lackierung im Finish zum Einsatz. Unsere Herangehensweise ist, vorrangig für die Bereiche Automatisierungslösungen zu entwickeln, in denen sich dadurch die größten Vorteile im Hinblick auf Effizienzsteigerung, Zeit- und Kosteneinsparung sowie Verbesserung von Qualität, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz erzielen lassen. Beim Ablegeroboter kommt ein weiteres Argument hinzu: Er lässt sich ohne weiteres auch bei der Produktion anderer Blatt-Typen einsetzen etwa dem Außenblatt der E-141 EP4 auf dessen Fertigung sich die KTA ab Sommer vorbereiten wird. BrazilWindpower (Rio de Janeiro/Brasilien) 30. August 1. September Colloque National Eolien (Paris/Frankreich) September WindEnergy (Hamburg/Deutschland) September Renewables Marketplace (Liverpool/Großbritannien) Oktober ENERGIA (Tampere/Finnland) Oktober Vind (Stockholm/Schweden) Oktober CanWea (Calgary/Kanada) November 2016 windenergyevent.ca/canwea-2016 KeyWind (Rimini/Italien) November Windaba (Kapstadt/Südafrika) November EuroTier (Hannover/Deutschland) November windblatt 02_2016 windblatt 02_2016 9
6 TITEL_ Bausteine für ein Erneuerbares Energiesystem IN EINEM ENERGIESYSTEM AUF BASIS DER ERNEUERBAREN GEWINNT DIE INTELLIGENTE VERNETZUNG VON FLEXIBLEN STROMERZEUGERN UND -VERBRAUCHERN SOWIE DER INFRASTRUKTUR IMMER MEHR AN BEDEUTUNG. ALS SYSTEMLIEFERANT FÜR REGENERATIVE ENERGIEN STELLT ENERCON LÖSUNGEN FÜR WERTSCHÖPFUNG RUND UM EINEN WINDPARK BEREIT. DARÜBER HINAUS ENGAGIERT SICH ENERCON MASSGEBLICH IN PILOTPROJEKTEN UND FORSCHUNGSVORHABEN ZUM THEMA. Die Energiewende schreitet mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien unaufhaltsam voran. Der Anteil der Erneuerbaren an der Bruttostromerzeugung in Deutschland betrug nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) 2015 bereits 30,1 Prozent. Wind, Sonne, Biomasse, Wasser und Geothermie liegen damit als größter Energieträger inzwischen deutlich vor der Braunkohle (23,8 Prozent). Wichtigste Erneuerbaren-Stromquelle bleibt die Onshore-Windenergie (12,2 Prozent). Mit 79,3 Milliarden Kilowattstunden kletterte die Stromerzeugung aus Onshore-Windenergieanlagen 2015 auf ein neues Rekordniveau. Zusammen kamen die Erneuerbaren im vergangenen Jahr auf 195,9 Milliarden Kilowattstunden. Im Frühsommer 2016 konnten sie einen weiteren Rekord verbuchen: Am 8. Mai, Uhr, betrug ihr Anteil an der Stromerzeugung der Statistik der Agora Energiewende zufolge rund 87 Prozent (Stand 5/2016). Die regenerative Vollversorgung, das zeigt der Blick auf die Zahlen, rückt in Deutschland in Reichweite (siehe Grafik S. 12). Mit steigendem Anteil der fluktuierenden Erneuerbaren allen voran der Onshore-Windenergie an der Stromerzeugung wird die Notwendigkeit deutlich, die Akteure des neuen Energiesystems enger aufeinander abzustimmen. Der Anspruch der Erneuerbaren ist es, Versorgungssicherheit und Netzstabilität aus eigener Kraft zu gewährleisten, ohne auf fossile Backup-Lösungen angewiesen zu sein. Die Herausforderungen dabei sind eine intelligente Vernetzung von Stromerzeugung- und -verbrauch unter Berücksichtigung von Netzausbau und -ertüchtigung sowie Speicherung, sagt Jens Winkler, Leiter Energiewirtschaft bei ENERCON. Auf der Hannover Messe lautete das Schlagwort hierfür integrated energy, integrierte Energiesysteme, gleichzeitig ein zentrales Motto der weltgrößten Industriemesse in diesem Jahr. Als Systemlieferant für Erneuerbare Energien bietet ENERCON seinen Kunden dazu bereits umfangreiche Produkte und Dienstleistungen an. Darüber hinaus ist ENERCON in verschiedenen Pilotprojekten und Forschungsvorhaben engagiert, um weitere innovative Bausteine für ein regeneratives Energiesystem zur Marktreife zu entwickeln. Baustein Stromerzeugung Das Kerngeschäftsfeld von ENERCON ist die Entwicklung, Herstellung und Errichtung von Windenergieanlagen. ENERCONs Produkte sind weltweit technologisch und qualitativ führend. Kennzeichnend ist das von ENERCON entwickelte Direktantriebskonzept. Zur Umwandlung mechanischer Energie in elektrische dient der ENERCON Ringgenerator. Ausgangsspannung, Strom und Frequenz variieren mit der Drehzahl und werden über einen Gleichstromzwischenkreis und ENERCON Wechselrichter für die Abgabe an das Netz umgerichtet. Die für ENERCON WEA entwickelten Generatoren und Wechselrichter werden auch in Wasserkraftwerken und Solarparks eingesetzt. Baustein Netzintegration ENERCON Windenergieanlagen verfügen bereits serienmäßig über ein intelligentes Netzeinspeisesystem. Somit können ENERCON WEA mit dem ENERCON SCADA System problemlos in alle Übertragungsund Verteilungsnetzstrukturen integriert werden. Die für das Netz wesentlichen Komponenten sind das modulare Wechselrichtersystem und der Windparkregler zur Steuerung des gesamten Windkraftwerks nach den Vorgaben des Netzbetreibers. Zur Sicherung einer korrekten Einspeisung werden Spannung, Strom und Frequenz kontinuierlich erfasst und an die Anlagensteuerung weitergegeben. Der ertragsoptimierte Betrieb des Windparks ist selbst in Netzen mit stark schwankender Spannung oder Frequenz sichergestellt. Bei Störungen im Netz, z.b. Kurzschlüssen oder Überfrequenzen, reagieren der Windpark und die individuellen Windenergieanlagen gemäß den Anforderungen des Netzbetreibers. Die Parameter für diese Reaktion sind netz- und projektspezifisch einstellbar. ENERCON WEA verfügen über FACTS-Eigenschaften (FACTS ist die Abkürzung für Flexible AC Transmission Systems). Der Begriff steht allgemein für Systeme, die basierend auf Leistungselektronik geeignet sind, zum Erhalt und zur Verbesserung der Netzstabilität beizutragen. Bei ENERCON WEA ist die Fuktionalität in den modularen Wechselrichtern enthalten. Damit können Windparks bereits heute gewisse Systemdienstleistungen bereitstellen, die für Netzstabilität und Versorgungssicherheit unabdingbar sind. Im normalen Betrieb des Netzes ermöglicht das ENERCON Einspeisekonzept aus WEA und Windparkregler eine hochdynamische Bereitstellung von Blindleistung. Diese dient dem Netzbetreiber als Beitrag zur Spannungsregelung am Netzverknüpfungspunkt des Windparks. Wenn die WEA mit der STATCOM-Option ausgestattet sind, ist dieser Beitrag sogar vollständig unabhängig vom Wind möglich, selbst bei Stillstand der WEA. Im Falle eines Fehlers im Netz, z.b. einem Kurzschluss auf einer Freileitung, ist heutzutage weltweit das Durchfahren von Netzfehlern gefordert, d.h. der Weiterbetrieb der WEA, ohne sich vom Netz zu trennen. Während eines Netzfehlers stützt die Anlagensteuerung der ENERCON WEA das Netz in weniger als 30 ms durch Einspeisung eines geeigneten Blindstromes. Solche Fehlersituationen kann eine WEA für bis zu 5 Sekunden durchfahren, ohne dass sie dadurch mechanisch außergewöhnlich belastet wird. Je nach Häufigkeit von Netzfehlern zahlt sich dies in Lebensdauer aus. Die neueste von ENERCON entwickelte FACTS-Technologie bietet als weiteres Feature u.a. die Bereitstellung eines unsymmetrischen Blindstroms bei unsymmetrischen Netzfehlern. 10 windblatt 02_2016 windblatt 02_
7 TITEL_ Von ENERCON entwickelte STATCOM-Module lassen sich auch separat installieren, um beispielsweise schwache Netzregionen zu ertüchtigen und kostenintensiven Netzausbau zu vermeiden. Ein Beispiel hierfür ist die STATCOM-Einheit, die ENERCON an seiner Gießerei GZO in Georgsheil/Ostfriesland installiert hat. Der Betrieb der elektrischen Schmelzöfen zieht eine große Leistung aus dem relativ schwachen Verteilnetz, so dass ohne STATCOM-Unterstützung die Spannung zu weit absinken würde. Die Alternative zur Ertüchtigung der Netzinfrastruktur wäre die Verlegung neuer Hochspannungsleitungen zum Werk gewesen, was jedoch sehr hohe Investitionskosten bedeutet hätte und daher nicht infrage kam. Darüber hinaus können ENERCON WEA über die Leistungs-Frequenz- Regelung einen Beitrag zur Frequenzstabilisierung leisten (bei Überbzw. Unterfrequenz im Netz). Dies wurde durch F&E-Projekte in der Praxis nachgewiesen und führt auch in anderen Ländern derzeit zur Präqualifikation von WP-Pools als Regelleistungserbringer. Mit der Option Inertia Emulation sind ENERCON WEA schließlich in der Lage, einen Beitrag zur Momentanreserve im Netz zu leisten. Bei einem plötzlichen Ungleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch, z.b. durch Kraftwerksausfall, wird die erste Frequenzstabilisierung bislang inhärent durch konventionelle Kraftwerke erbracht. Sie besitzen mit ihren großen Turbinen und Generatoren schwere rotierende Massen, in denen Bewegungsenergie gespeichert ist. Diese Momentanreserve wird dem Netz bei einem Absinken der Frequenz unverzögert zur Verfügung gestellt, womit einer zu schnellen Änderung der Frequenz entgegengewirkt wird. Je näher wir einer Vollversorgung basierend auf Wechselrichtern kommen, desto dringender wird auch das Thema Frequenzregelung durch Windenergieanlagen für die Netzbetreiber, sagt Eckard Quitmann, Leiter der Abteilung Sales-Grid Integration bei ENERCON. Mit der Inertia Emulation beherrschen ENERCON WEA die sehr schnelle Frequenzregelung in gewissem Umfang: Die in Rotor und Generator gespeicherte Bewegungsenergie wird genutzt, um dem Netz kurzfristig mehr Leistung bereitzustellen als aufgrund der vorherrschenden Windbedingungen zur Verfügung stehen würde. Das Beispiel zeigt, dass wir technologisch auf Fragen vorbereitet sind, welche Systemdienstleistungen ein Energiesystem erfordert, das auf Energieerzeugung durch Windenergieanlagen basiert, sagt Quitmann. Baustein Energielogistik Neben der Technologie zur Stromerzeugung und -einspeisung stellt ENERCON seinen Kunden umfangreiche Dienstleistungen zur Energielogistik bereit. Im Rahmen des optionalen Dienstleistungspakets EPK+E einem Zusatzmodul zum bewährten ENERCON Service-Paket EPK geht es um die Weiterentwicklung der energielogistischen Wertschöpfungskette bis zum dezentralen Abgleich von Erzeugung und Verbrauch. Hauptsteuerungsinstrument ist dabei das virtuelle Kraftwerk. Hintergrund für ENERCONs Engagement in diesem Bereich ist, dass der Gesetzgeber die Betreiber immer stärker in die Pflicht nimmt, selbst für die gewinnbringende Vermarktung ihrer Energieerträge zu sorgen. Seit Inkrafttreten des EEG 2014 ist für Neuanlagen die Direktvermarktung vorgeschrieben. Spätestens mit Umstellung des Vergütungssystems auf Ausschreibungen ab 2017 und einem damit initiierten Bieterwettbewerb zur Errichtung von Windparks werden die energielogistischen Erlöse an Standorten zur maßgeblichen Größe. ENERCON bietet Kunden im EPK+E die Direktvermarktung ihrer Energiemengen an der Strombörse an. Darüber hinaus sind individuelle Vermarktungslösungen möglich, etwa die direkte Versorgung industrieller Großverbraucher mit Strom aus einem Windpark. Wie dies in der Praxis funktioniert, zeigt ENERCON beim Betrieb seiner Gießerei GZO, die Energie direkt aus einer E-101 in der Nähe bezieht. Weitere Vermarktungsmöglichkeiten sind regionale Bürgerstromtarife. Entwickelt werden außerdem Vermarktungslösungen für WEA, die nach Ablauf der 20-Jahre-Frist aus dem EEG fallen. Auch deren energiewirtschaftliche Potenziale lassen sich ausschöpfen, so dass Altanlagen an nichtrepoweringfähigen Standorten weiterbetrieben werden können, sagt Jens Winkler. Ebenfalls im Rahmen des EPK+E bietet ENERCON einen Grünstromtarif zur Eigenversorgung von WEA an. Hinzu kommen in Zukunft die Einbeziehung der Verbraucherseite und das Management von Energiespeichern inklusive der Vermarktung gespeicherter Energiemengen. Durch eine flexible Steuerung von Großverbrauchern beispielsweise Fabriken oder Kühlhäuser, deren Produktion und Betrieb zu unterschiedlichen Zeiten erfolgen kann sowie die Einbeziehung von Energiespeichern ist es möglich, regional für einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage zu sorgen. Durch das Management aller energielogistischen Prozesse schaffen wir ein steuerbares virtuelles Kraftwerk, das sowohl die Versorgung als auch die Stabilität des Energiesystems sicherstellen kann, so Winkler. Modellregion für die Energiewende: Feldheim/Brandenburg mit ENERCON Windpark (links) und dem RRKW, Deutschlands größtem Batteriespeicher (oben). Stromerzeugung und -verbrauch AGORA Energiewende; Stand: , 12:10 Uhr 100 GW Stromverbrauch - - Stromverlauf (vorläufig) l Biomasse l Wasserkraft l Wind l Solar l Konv. Kraftwerke Stromerzeugung und-verbrauch 80 GW 60 GW 40 GW 20 GW 0 GW 8. Mai 02:00 04:00 06:00 08:00 10:00 12:00 14:00 16:00 18:00 20:00 22:00 Zuständig für das Geschäftsfeld Energielogistik ist die Quadra Energy GmbH, eine hundertprozentige ENERCON Tochter mit Sitz in Düsseldorf, die über langjährige Erfahrung und Expertise im Energiehandel und in der Unterstützung von Verbrauchern bei der optimalen Strombeschaffung verfügt. Quadra ist somit bestens vertraut mit der Flexibilisierung fluktuierender Stromverbräuche bzw. -angebote, um für unterschiedliche Kunden optimale Einspar- bzw. Erlöseffekte zu erzielen und regenerative Energiemengen gewinnorientiert in einem sich gerade rapide wandelnden Strommarkt unterzubringen. Baustein Stromspeicherung Ein wesentlicher Baustein in einem Erneuerbaren Energiesystem sind perspektivisch Energiespeicher. Sie können dazu beitragen, dass günstig erzeugte regenerative Energie in Phasen, in denen das Netz sie aus Kapazitätsgründen nicht aufnehmen kann, nicht verworfen wird, sondern sich derzeit vor allem kurzfristig zeitversetzt einspeisen lässt, wenn die Nachfrage netzseitig wieder steigt oder das Angebot auf Erzeugungsseite nachlässt. Ökologisch wie volkswirtschaftlich ist es irrsinnig, in Starkwindphasen günstig erzeugte umweltfreundliche Energie verpuffen zu lassen und für Zeiten, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, klimaschädliche und teure fossile Reservekraftwerke vorzuhalten, sagt Joachim Stilla, Bereichsleiter Innovationsstrategie und Systemarchitektur sowie Programmmanager Speicher bei ENERCON. Mit Hilfe von Speichern können die Erneuerbaren aus eigener Kraft mehr Systemverantwortung übernehmen. Eine mögliche systemdienliche Anwendung von Speichern demonstriert ENERCON zusammen mit Projektpartner Energiequelle beim Regionalen Regelkraftwerk (RRKW) Feldheim/Brandenburg, Deutschlands größtem Batteriespeicher. Ein Ungleichgewicht aus nicht übereinstimmender Energienachfrage und Energieproduktion führt zu einer Änderung der Netzfrequenz. Die Vielzahl der Erzeuger und Verbraucher sorgt dafür, dass dies sich weitgehend ausmittelt. Darüber hinaus ist aber immer Regelleistung erforderlich. Verschiedene zeitlich gestaffelte Produkte sind definiert und werden gehandelt nach der zeitlichen Abfolge mit Primär-, Sekundär und Tertiärreserve bezeichnet. 12 windblatt 02_2016 windblatt 02_
8 TITEL_ SMART CONTAINER DC/DC Steller Leistungsschränke Steuerschrank USV Transformator Ladesäule Batteriespeicher Mittelspannungsbereich Statcom Power to gas Niederspannungsbereich ENERCON liefert die Schnittstellentechnologie zur Energiespeicherung. Eine mögliche Speicheranwendung sind Ladesäulen für die E-Mobilität (unten). In Feldheim wird Primärregelleistung mit Hilfe der in den Batterien gespeicherten Energie erbracht. Der Batteriespeicher verfügt über 10 MW installierte Leistung und eine Kapazität von 10,79 MWh. ENERCON lieferte für das Pilotprojekt die anspruchsvolle Leistungselektronik inklusive Ansteuerung der zum Be- und Entladen verwendeten Wechselrichter sowie die Netzanbindung. Eine ganz ähnliche Technologie kommt mit kleinerer Leistung und Energiemenge auch in einem weiteren Speicher-Pilotprojekt auf den Färöer-Inseln zum Einsatz. Der Batteriespeicher wird so be- und entladen, dass er im Kurzzeitbereich die Einspeiseleistung des Windparks verstetigt (s. hierzu auch Bericht S. 16). Auf den Färöer-Inseln ist die Technik in einem 40-Fuß-Container untergebracht, dem ENERCON Smart Container, den ENERCON derzeit zu einem Standardprodukt für Speichanwendungen entwickelt. Der Smart Container ist die Schnittstelle zwischen Speichermodul und Stromnetz, die für das Speichern elektrischer Energie in den Speichermodulen, das Ausspeichern der Energie sowie deren Einspeisung ins Netz verantwortlich ist. Mit dem Smart Container lassen sich künftig kundenseitig unterschiedliche Speicheranwendungen realisieren, sagt Joachim Stilla. Mögliche Anwendungen sind neben Batteriespeichern etwa Elektrolyseure für Power-to-Gas-Lösungen und Schnellladesäulen mit deutlich mehr als 50 kw Ladeleistung für die Elektromobilität. Das Thema Schnellladesäulen birgt insgesamt ein erhebliches Potenzial, sagt Joachim Stilla. Es gibt für schnelles Laden noch keine herstellerunabhängige flächendeckende Infrastruktur in Deutschland. Wenn die E-Mobilität in Schwung kommen soll, müssen Schnellladepunkte erst noch aufgebaut und vor allem die Dauer des Ladevorgangs deutlich reduziert werden. Für die Erneuerbaren und insbesondere den Einsatz von ENERCON-Knowhow bei der Leistungselektronik ist das eine vielversprechende Perspektive. Baustein Energielieferant In einem regenerativen Energiesystem sollten auch die privaten Endverbraucher von attraktiven Grünstromtarifen profitieren. ENERCON betätigt sich daher auch als Energielieferant und bietet seinen Mitarbeitern an allen Standorten in Deutschland 100-prozentigen Grünstrom aus ENERCON Windenergieanlagen und deutscher Wasserkraft zu günstigen Konditionen an. Hierzu betreibt ENERCON eigene Windenergieanlagen. Zudem werden die Werke der ENERCON Produktionsstandorte Ostfriesland und Magdeburg ebenfalls mit Grünstrom beliefert. Darüber hinaus ist ENERCON mit 40 Prozent am Energieversorger Stadtwerke Aurich beteiligt und wird sich über diese Kooperation stärker im privaten Endkundengeschäft engagieren. Die neu gegründeten Stadtwerke bewerben sich bei der Neuvergabe der Netzkonzessionen für die Strom- und Gasnetze im Stadtgebiet Aurich. Ziel ENERCONs Beteiligung ist es, zusammen mit der Kommune einen vollständigen grünen Vor-Ort-Versorger aufzubauen, die dezentrale regenerative Energieversorgung an ENERCONs Unternehmenssitz voranzutreiben und auf diese Weise ein Vorzeigemodell für vergleichbare Projekte in anderen Regionen zu schaffen. Baustein Forschungsprojekte Entsprechend seiner auf Technologie- und Innovationsführerschaft ausgerichteten Unternehmensstrategie engagiert sich ENERCON in zahlreichen Forschungsprojekten, die sich mit dem Thema integrated energy oder mit Teilaspekten der optimierten Integration Erneuerbarer Energien in das Energiesystem der Zukunft beschäftigen. Ein Beispiel dafür ist das Forschungsvorhaben enera, bei dem ENERCON zusammen mit dem Oldenburger Energieversorger EWE und 73 weiteren Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik am Förderprogramm SINTEG des Bundeswirtschaftsministeriums teilnimmt. Enera hat zum Ziel, das Energiesystem im Nordwesten Deutschlands durch den Einsatz intelligenter Technologie zukunftsfähig zu machen, dabei den Aufwand für konventionellen Netzausbau zu verringern und Kosten für Verbraucher zu vermeiden. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Smart Grids mit Leistungselektronik und Speichern, Smart Markets und eine intelligente Kommunikationsinfrastruktur zur Vernetzung aller Akteure. Auch international ist ENERCON in führende Forschungskooperationen eingebunden. Zusammen mit Windparkbetreiber WindVision, Energiehändler Eneco Energy Trade und Übertragungsnetzbetreiber ELIA wurde kürzlich das Forschungsprojekt R2 Wind zur Bereitstellung von Regelenergie durch Windenergieanlagen erfolgreich abgeschlossen. Anhand des Windparks Estinnes in Belgien mit 11 x E-126/7,5 MW & 6 MW wurde die technische Fähigkeit von Windenergieanlagen demonstriert, Regelleistung zur Verfügung zu stellen. Während der zweimonatigen Projektphase war der Windpark Estinnes Bestandteil der Sekundärreserve von ELIA und stellte dem Netz je nach Bedarf bis zu 10 MW an negativer Regelleistung bereit. Darüber hinaus wurden technische und marktbezogene Fragen ermittelt, die es zu klären gilt, um die kommerzielle Teilnahme von Windparks am Regelenergiemarkt zu ermöglichen. Ebenfalls das Thema Netzintegration betrifft die Zusammenarbeit von ENERCON mit dem Forschungsinstitut IREQ des kanadischen Energieversorgers Hydro Québec. Beide Partner haben Ende vergangenen Jahres einen auf zunächst fünf Jahre ausgelegten Rahmenvertrag unterzeichnet. Das IREQ ist weltweit führend im Bereich elektrische Netze und deren Modellierung und Simulation. Durch die Kooperation möchten die Partner ihre Stärken vereinen und in Forschungsprojekten die Netzintegration von Windenergie weiter optimieren. Hinzu kommen verschiedene Pilotprojekte im Bereich Netzintegration, Vernetzung mit anderen Erneuerbaren sowie Speicherung, bei denen ENERCON wichtige Erfahrungen mit der eingesetzten Technologie und den angewandten Verfahren sammelt und diese zur Weiterentwicklung nutzt. Beispiele hierfür sind das wegweisende Kombikraftwerk aus ENERCON Windpark und Pumpspeicher auf der Kanareninsel El Hierro (s. Bericht WB 1/2016) sowie das bereits erwähnte Speicherprojekt auf den Färöer-Inseln. Dieses liefert nicht nur wichtige Erkenntnisse zur Anwendung der Speichertechnologie im Praxisbetrieb. Es ist gleichzeitig ein Modellprojekt für die hohe Durchdringung von Stromnetzen mit umrichterbasierten, volatilen Quellen, sagt Eckard Quitmann. Dabei zeigt sich auf den Färöer bereits jetzt im Kleinen, welche Herausforderungen die Netze beim weiteren Ausbau der Erneuerbaren und zunehmend hoher Penetration mit Wechselrichtern in Zukunft meistern müssen. // 14 windblatt 02_2016 windblatt 02_
9 TECHNOLOGIE_ Foto: SEV/Ólavur Fredriksen Speichersystem im Windpark Húsahagi installiert ENERCON STARTET AUF FÄRÖER-INSELN TESTPROGRAMM SEINES SMART CONTAINERS ZUR LEISTUNGSUMWANDLUNG UND -REGELUNG. DER ANGESCHLOSSENE BATTERIESPEICHER SOLL DIE EINSPEISELEISTUNG DER INSTALLIERTEN E-44 WINDENERGIEANLAGEN VERSTETIGEN. ENERCON hat im Windpark Húsahagi auf den Färöer-Inseln ein Batteriespeichersystem installiert und in Betrieb genommen. Das gemeinsam mit dem Energieversorger SEV und dem Batteriehersteller Saft realisierte Pilotprojekt soll die Einspeiseleistung der installierten Windenergieanlagen (13 x ENERCON E-44/900 kw) verstetigen und auf diese Weise maßgeblich zur Stabilität des Inselnetzes beitragen. Der site acceptance-test der in Standard-Containern im Windpark installierten Komponenten wurde bereits erfolgreich absolviert. Derzeit laufen abschließende Tests, um das Verhalten des Systems bei unterschiedlichen Windbedingungen zu überprüfen. Nach Abschluss der Probeläufe erfolgt die Freischaltung des Speichersystems für den Standardbetrieb. Der 2,3-MW-Batteriespeicher soll die Stromaufbau- und -abfallraten der Windenergieanlagen glätten. Aufgrund des Ausgleichs abrupter Anstiege und Abfälle durch Speichern bzw. Ausspeichern wird eine konstantere Einspeiseleistung erzielt, was der Netzstabilität dient. Auf diese Weise lassen sich außerdem Drosselungen der Einspeiseleistung durch den Netzbetreiber in Starkwindphasen bei gleichzeitig geringer Energienachfrage vermeiden. ENERCON lieferte für das Pilotprojekt den selbst entwickelten 2,3-MW-Smart-Container zur Leistungsumwandlung und -regelung. Diese Schnittstelle zwischen Windenergieanlage, Speichermodul und Stromnetz enthält ENERCONs bewährte Wechselrichter-Technologie sowie die Komponenten zur Steuerung der Leistungselektronik. Sie ist für das Speichern der von den Windenergieanlagen erzeugten elektrischen Energie in den Speichermodulen, das Ausspeichern der Energie sowie die Einspeisung ins Netz verantwortlich. Als Speicher dienen zwei Batteriecontainer des französischen Batterieherstellers Saft. Die Lithium-Ionen-Batterien haben eine kontinuierliche Entladeleistung von 2,46 MW und eine Kapazität von 707 Kilowattstunden. Modularer Aufbau: Das Speichersystem im Windpark Húsahagi besteht aus dem ENERCON Smart Container (vorne rechts) und zwei Batteriecontainern. ENERCONs Kompetenz beim Thema Energiespeicher liegt in der Bereitstellung und Steuerung der Schnittstellentechnologie zur Anbindung von Speichern ans elektrische Netz. Der Smart Container wird derzeit von ENERCON zum Standardprodukt entwickelt, womit sich künftig kundenseitig unterschiedliche Speicheranwendungen realisieren lassen. Mögliche Anwendungen sind neben Batteriespeichern beispielsweise Elektrolyseure für Power-to-Gas-Lösungen und Schnellladesäulen für die Elektromobilität. // Speichersystem im Windpark Húsahagi auf den Färöer-Inseln. Foto: SEV 16 windblatt 02_2016 windblatt 02_
10 TECHNIK-LEXIKON INTERN Dauerhaltbarer Erosionsschutz FÜR DIE ROTORBLÄTTER DER WINDENERGIEANLAGEN DER EP4-PLATTFORM GARANTIERT ENERCON EINE DAUERHALTBARKEIT VON 30 BETRIEBSJAHREN. UM DEN EROSIONSSCHUTZ DIESER STARK BEANSPRUCHTEN KOMPONENTEN ZU VERBESSERN, HAT ENERCON EINEN IMPACT ABSORPTION LAYER ENTWICKELT. AURICH Interne Freisprechung von 44 Auszubildenden bei ENERCON Mit einer internen Freisprechungszeremonie im Energie-, Bildungs- und Erlebniszentrum (EEZ) hat ENERCON in Aurich seine ehemaligen Auszubildenden geehrt. Insgesamt 44 Jugendliche hatten im ersten Halbjahr 2016 erfolgreich ihre Ausbildung in den ENERCON Betrieben in Ostfriesland absolviert. Geehrt wurden: Lisa Schneider, Malte Friedrichs, Stefan Klöpping, Nina Bruns, Lukas Scherler, Janek Grotelüschen, Caroline Bünsow (Elektroniker/-in Betriebstechnik); Artur Olgeiser, Niklas Weinlich, David Boes, Lars Vierkant, Marina Klaassen (IT-Systemelektroniker/-in); Angela Hinderks, Eric Gottfried, Kristina Bauer, Christina Meppen, Griet Ewen, Niklas Janssen, Julian Meyer (Industriekauffrau/-mann); Tobias de Vries, Alexander Mauer, Marcel Janssen, Timo Erdmann, Arne Bents, Nadine Bagehorn, Lena Lengert (Fachkraft für Lagerlogistik); Matthias Noormann, Thorsten Löschen (Umschüler Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik); André Ahrends, Jana Pahl (Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistungen); Sönke Frerichs (Berufskraftfahrer); Sven Duderstadt (Speditionskaufmann); Sabrina Fuhrmann, Hilko Heddinga, Lydia Hördt (Bürokauffrau/-mann); Lena Trebesch, Duc Huu Nguyen (Bachelor of Arts in Business Administration); Dennis Freese (Bachelor of Science - Wirtschaftsinformatik); Niels Giljan (Bachelor of Science - Wirtschaftsinformatik); Sarah Pallasdies (Technische Produktdesignerin) Mike Schmidt, Tobias Buschmann, Fabio Reina, Renko Wibben (Verfahrensmechaniker) AURICH ENERCON baut eigenen Hort in Aurich ENERCON baut am Standort Aurich einen eigenen Hort. Der Neubau entsteht in Aurich-Sandhorst gegenüber dem ENERCON Betriebskindergarten KITA Wirbelwind. Er umfasst neben einem großzügigen Aufenthalts- und Spielbereich für die zu betreuenden Schulkinder einen Arbeitsbereich zur Hausaufgabenbetreuung, eine Bibliothek, einen Forscher- und Kreativraum, eine Küche mit angeschlossenem Speiseraum, Sanitärräume und Räumlichkeiten für die Erzieher. Der Baubeginn ist bereits erfolgt, im 1. Quartal 2017 sind die Räumlichkeiten bezugsfertig. Bis dahin sind die Kinder der bereits eingerichteten Hortgruppe übergangsweise in anderen Räumlichkeiten untergebracht. Das neue Betreuungsangebot richtet sich an Kinder von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Eltern aus Aurich, die nicht im Unternehmen arbeiten. Insgesamt gibt es 20 Hortplätze, die für Grundschulkinder von der 1. bis 4. Klasse vorgesehen sind. Die Betreuungszeiten beginnen mit Schulschluss und dauern bis 17 Uhr. Es gibt keine Ferienschließzeiten. Geboten werden neben einem optimalen Betreuungsschlüssel abwechslungsreiche Angebote in den Themenräumen, zahlreiche Aktivitäten, Musik- und Englischunterricht sowie eine gesunde und vollwertige Ernährung. AURICH ENERCON startet Neubau eines Kundenzentrums BREMEN ENERCON erweitert Standort Bremen ENERCON erweitert seinen Standort in Rotorblätter von Windenergieanlagen gehören zu den am stärksten beanspruchten Komponenten. Durch Windströmung und Rotation wirken enorme Lasten auf die Blattstruktur. Das Material ist ständig der Witterung und Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Hinzu kommt die durch Staubpartikel und Niederschlag in der Luft verursachte Erosion der Blattoberfläche. Durch die hohen Blattgeschwindigkeiten die Blattspitzen erreichen eine Geschwindigkeit von über 280 km/h wirken Staub- und Wasserpartikel beim Aufprall auf die Blattoberfläche wie Schmirgelpapier. Dadurch wird die Schutzlackierung der Oberfläche nach und nach abgenutzt. An Rotorblättern herkömmlicher Bauart muss daher je nach Standort und Beanspruchung nach einer gewissen Zeit der Erosionsschutz erneuert werden. Um die Dauerhaltbarkeit der Rotorblätter für die Windenergieanlagen der EP4-Plattform zu verbessern, hat ENERCON daher zusammen mit einem Zulieferer ein besonders widerstandsfähiges Erosionsschutzsystem entwickelt. In den äußeren Bereich der Blatt- vorderkante wird bei der Produktion der EP4-Blätter ein sogenannter Impact Absorption Layer (IAL) einlaminiert. Bei dem Bauteil handelt es sich um eine Art Schockabsorber, der aus mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien aufgebaut ist. Die äußere Schicht, eine sehr erosionsbeständige feste Folie, dient zum Schutz der Oberfläche. Darunter befindet sich eine Gummi- Schicht als Verbindungselement zum GFK-Material des Rotorblattes. Der IAL hat den Effekt, dass auftreffende Partikel die Oberfläche nicht beschädigen und die EP4-Rotorblätter dadurch wirkungsvoll und dauerhaft vor Erosion geschützt werden. Die Schutzwirkung wurde sehr eindrucksvoll durch Hochdruck-Beschussversuchen belegt: Das mit IAL geschützte Rotorblatt wurde dabei dauerhaft einem 500-km/h-Wasserstrahl ausgesetzt. Selbst nach 26 Stunden waren keine Anzeichen von Beschädigungen zu erkennen. Sukzessive wird die Technologie auch bei den Rotorblättern der übrigen ENERCON Plattformen eingeführt. // ENERCON hat in Aurich am Standort Dreekamp mit den Bauarbeiten für ein Kundenzentrum begonnen. In dem Zentrum werden künftig die Mitarbeiter der Abteilungen bei ENERCON arbeiten, die direkten Kundenkontakt haben, beispielsweise Vertrieb, Projektentwicklung, Project & Logistics Management und Energiewirtschaft. Die Baumaßnahmen umfassen den Um- und Anbau des alten ENERCON Forschungs- und Entwicklungsgebäudes für Büroräume sowie den Neubau eines Konferenz-Gebäudes inklusive Besprechungsräumen und einem Betriebsrestaurant mit eigener Produktionsküche. Durch die Baumaßnahme entstehen Büroarbeitsplätze für ca. 200 Mitarbeiter. Die Fertigstellung ist für das erste Quartal 2017 vorgesehen. Als Ausgleichsmaßnahme entstehen ein Grünstreifen und ein Biotop. Bremen. Aufgrund des Ausbaus der dort ansässigen Abteilungen wird zum dritten Quartal 2016 eine weitere Etage des Bürogebäudes am Teerhof in der Innenstadt angemietet. Neben der 3., 4. und 5. Etage erweitert ENERCON seine Büroflächen dann auch in der 1. Etage. Seit Mai 2013 hat ENERCON in Bremen seinen Sitz im Teerhof direkt an der Weser. Neben Mitarbeitern aus den Bereichen Vertrieb, Project & Logistics Management, Recht und Projektentwicklung ist auch der Forschungs- und Entwicklungsbereich teilweise in Bremen ansässig sowie die von ENERCON für die vorausschauende Technologieund Innovationsentwicklung gegründete neue Forschungsgesellschaft I4E Innovation for ENERCON. 18 windblatt 02_2016 windblatt 02_
11 POLITIK_ Ausschreibungen legen der Windenergie Fußfesseln an Wenn auch der Bundestag noch nicht in erster Lesung über die Ausgestaltung des EEG 2016 befunden hat, ist dennoch bereits in weiten Teilen vorentschieden, wie das für die Windenergie wichtigste Gesetz ab 2017 aussehen wird. Eine ganze Reihe von Abstimmungsprozessen zwischen Kanzleramt und Wirtschaftsministerium, zwischen Bund und Ländern hat Vorfestlegungen getroffen, die den Bundestag nun unter Druck setzen, die mühsam gefundenen Kompromisse nicht noch einmal in Frage zu stellen. Die Entscheidungsträger müssen jetzt recht kurzfristig ihr Votum abgeben, und dies in einer weitreichenden Entscheidung kein leichtes Unterfangen. ENTSCHEIDUNG ÜBER EEG-REFORM IM BUNDESTAG NOCH VOR DER SOMMERPAUSE GEPLANT. Ausschreibungsdesign größter Streitpunkt Größter und über viele Monate ausgetragener Streitpunkt war das wichtigste Thema beim Ausschreibungsdesign: das jährliche Ausschreibungsvolumen. Für Sorgen bei Windanlagenherstellern und Zulieferern sorgte schon seit November vergangenen Jahres die sogenannte Weltformel. Mit diesem gewaltigen Zahlenwerk sollte der jährliche Zubau der Erneuerbaren Energien so gesteuert werden, dass bis 2025 die Zielmarke von 45 % Erneuerbaren-Anteil am Bruttostromverbrauch nicht überschritten würde. Die Variable in der Formel sollte Wind an Land sein. Anhand des Zubaus der anderen Erneuerbaren und zahlreichen weiteren Variablen wollte man das jährliche Ausschreibungsvolumen festsetzen. Rechnerisch wären sogar Jahre ganz ohne Ausschreibungen für Wind an Land möglich gewesen. Ein schwerer Schlag für die Windindustrie drohte, denn immer schon war ein starker Heimatmarkt im Rücken auf Dauer unverzichtbar, gewährleistet er doch Innovation und längerfristig die Standortsicherung im eigenen Land. Erst der lobenswerte Einsatz der Bundesländer in zwei Ministerpräsidentenkonferenzen führte schließlich zur Tilgung der Formel aus dem Gesetzentwurf. Stattdessen wurde ein festes Ausschreibungsvolumen von MW für die Jahre 2017 bis 2019 festgesetzt, ab 2020 kommen nochmals 100 MW hinzu. Gemessen an den MW Ausschreibungsmenge, die zur Erfüllung des im aktuellen EEG bereits festgesetzten Zubaukorridors von MW netto erforderlich wären, gewiss ein Einbruch. Kommt ab 2020 zudem dynamisches Repowering in Gang, so wächst die Windleistung in Deutschland umso langsamer an, je mehr Projekte erneuert werden. Dennoch können wir bei diesem Ausschreibungsvolumen, wenn es denn auch so kommt, verlässlich planen. Verschärfte Degression Wesentlich drastischer sind die Pläne in puncto Verschärfung der Degressionsschritte für Windanlagen in der Übergangszeit zwischen Festvergütung und Ausschreibungen ab Sah das EEG 2016 hier noch den atmenden Deckel mit einer zubauabhängigen Degression von bis zu 1,2 % pro Quartal vor, so haben die Befürworter des aktuellen EEG-Entwurfs nun gewaltig nachgelegt: Nach 1,2 % zum 1. April soll schon zwei Monate später eine Sonderdegression von einmalig 5 % greifen, welcher dann bereits zum 1. Oktober ,4 % Degression folgen. Diese 2,4 % setzen sich bei einem Zubau von jährlich MW sogar vierteljährlich fort und somit summiert sich die Degression der Jahre 2017 und 2018 auf mehr als 18 %. Ein gewaltiger Einschnitt für im Vertrauen auf das geltende EEG 2016 bereits geschlossene Verträge!, erklärt ENERCON-Geschäftsführer Hand-Dieter Kettwig. Offenbar will man um jeden Preis Projekte aus der Übergangsregelung in die Ausschreibungen zwingen. Ein Rechtsgutachten der Universität Dresden ergab gar verfassungsrechtliche Bedenken gegenüber der rückwirkenden Änderung von Bedingungen für Windanlagen in der Übergangsregelung. Ein Windhundrennen mit allen negativen Folgen für die Netzbelastung und den Netzausbau ist nun vorhersehbar. Eine weitere Sonderdegression in anderem Gewand birgt der 51 des neuen Gesetzes. Er regelt nämlich die Ausgestaltung der Sechs-Stunden-Regelung, die seit 1. Januar 2016 Windenergieanlagen ab 3 MW installierter Leistung dann keine Vergütung mehr gewährt, wenn der Börsenstrompreis mehr als sechs Stunden in Folge negativ ist. Eine erhebliche Erleichterung für die Windmüller brachte im Strommarktgesetz die Kopplung des Vergütungsverlustes an negative Strompreise sowohl am Day-Ahead als auch am Intraday-Markt. Letzterer ist der Handelsplatz von Stromangeboten für den Folgetag, eröffnet also zumindest einen gewissen Spielraum für ein Marktlernen. Auch eine Studie zu dem Thema hatte ergeben, dass die Kopplung der beiden Märkte bei der Ermittlung der Dauer negativer Strompreise erhebliche Erleichterung brächte. Offen bleibt, warum der Gesetzgeber nun im Widerspruch zum Strommarktgesetz doch noch dafür gesorgt hat, dass allein der Spotmarkt an der Strombörse in Paris alleiniger Maßstab sein soll. Keine De-Minimis-Regelung Auch für die viel beschworene Akteursvielfalt ließ die Neuregelung u.e. letztlich keinen Platz im Gesetz. Die von der EU-Kommission explizit für den deutschen mittelständisch geprägten Markt geschaffene De-Minimis- Regel findet zurzeit gar keine positive Verwendung im Gesetz. Eine Ausnahmeregelung für Bürgerenergiegesellschaften ermöglicht lediglich eine frühere Ausschreibungsteilnahme. Eine echte Erleichterung ist das nicht schließlich wird erst später im Projektverlauf klar, zu welchem Tarif letztlich ein Gebot realistisch möglich ist. Schwere Zeiten also, auf die die bisher noch stark mittelständische Onshore-Windbranche zusteuert! ENERCON wird sich jedoch der Herausforderung stellen und auch Hilfe anbieten, wenn es um Netzausbauzonen-Implementierung geht, oder Speicherideen, grüne Regionen, grüne Netze etc. Herausforderungen bieten auch Chancen! So wollen wir es angehen. // Foto: BEE/Axel Schmidt Starke ENERCON Präsenz bei der Energiewende retten! -Demonstration Anfang Juni in Berlin. 20 windblatt 02_2016 windblatt 02_
12 POLITIK_ Die Energiewende nur noch absurder Kostentreiber wider bessere Vernunft? Klare Botschaft an die Politik. ERNEUERBARE ENERGIEN KOMMEN IN POLITIK UND ÖFFENTLICHKEIT UNTER DRUCK. Wurde Biogas durch die Debatte um die Kosten der Erneuerbaren Energien als erstes auf Halt gestellt, so scheint nun auch für Wind an Land als eigentlichem Billigmacher der Energiewende die Vollbremsung nicht mehr ausgeschlossen. Neuestes Argument gegen den weiteren Ausbau: Mangels Netzkapazität nicht voll einspeisefähige oder erst gar nicht angeschlossene Windparks hätten die Entschädigungszahlen für entgangene Einspei- Rund ENERCON Mitarbeiter beteiligten sich an der Demonstration in Berlin und forderten die Fortsetzung der Energiewende und sichere Perspektiven für die Arbeitsplätze in der Onshore- Windenergiebranche. sung in absurde Höhen getrieben. Und ein Ende der Entwicklung: nicht absehbar! Nicht berücksichtigt ist bei diesem Vorwurf gegen die Erneuerbaren Energien jedoch, dass die konventionellen Kraftwerke keineswegs bei viel Wind und Sonne ihre Einspeisung maximal drosseln um den gesetzlichen Vorrang für die Erneuerbaren einzuhalten. So zeigt eine Studie von Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace, dass das Kernkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein und das Kohlekraftwerk Moordorf in Hamburg zu Starkwindzeiten mit viel Einspeisemanagement keineswegs ihre Leistung bis zur möglichen Untergrenze gedrosselt haben. Stattdessen hatte selbst bei maximaler Abregelung Erneuerbarer Energien insbesondere Brokdorf mitunter hohe Einspeiseleistungen. Mögliche Gründe für diese Situationen sind zwar technische Restriktionen, das Erbringen von Systemdienstleistungen oder die Bereitstellung von Besicherungsleistung. Im derzeitigen Regulierungsrahmen erhalten die Kraftwerke aber auch keine Anreize, ihre Produktion zum Beispiel auf Netzengpässe hin auszurichten. Keine Anreize für Kraftwerksbetreiber Der rein marktgeführte Betrieb von Anlagen im Stromsystem erstreckt sich auch auf die Pumpspeicher im Stromverbund: Die bestehenden Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben eine Gesamtleistung von rund 10 Gigawatt. Sie werden rein marktgeführt betrieben. Durch eine konsequente Änderung der Fahrweise hin zur Unterstützung des Netzbetriebs durch Redispatch-Maßnahmen lassen sich die Pumpspeicher hingegen zur Netzentlastung nutzen. Einen wahren Befreiungsschlag beim Thema Netzabschaltungen schlug kürzlich der Netzbetreiber 50 Hertz vor: Würde man auch konventionelle Anlagen ins Einspeisemanagement mit einbeziehen und so zu jedem Zeitpunkt durch die Netzbetreiber in der Regelzone wirklich so weit wie möglich abregeln, würden die netzbedingten Abschaltungen von Windenergieanlagen auf einen Bruchteil zurückgehen. Und ganz nebenbei käme so der ohnehin gesetzlich festgelegte Vorrang für Erneuerbare Energien seinem Vollzug ein Stück näher. Schon länger weist die Branche zudem darauf hin, dass das Netz auch dadurch effektiv entlastet werden kann, dass der Erneuerbare Strom erst gar nicht ins Netz eingespeist, sondern vor Ort anderweitig verbraucht wird. Möglich sind unter dem Begriff Sektorkopplung Nutzungen wie Wärmepumpen vor Ort, aber auch regionale Konzepte für Elektromobilität und die Umwandlung in Wasserstoff und Methan. Im EEG wollte die Bundesregierung davon jedoch nichts wissen und legte fest, dass in den Ausschreibungen bezuschlagte Erneuerbaren-Anlagen ihren Strom zu 100 % ins öffentliche Netz einspeisen müssen. Eine widersinnige Reglung, sorgt sie doch dafür, dass bei Netzengpässen nahezu voll vergüteter Strom durch Abschaltung weggeworfen wird. Die Erlaubnis zur weiteren Nutzung statt Netzeinspeisung in Zeiten von Netzabschaltungen könnte hier erhebliche Abhilfe schaffen und die viel zitierte Sektorkopplung auch mit Leben füllen. Ganz nebenbei sorgt die Regelung auch dafür, dass es viel schwieriger wird, mit Windenergieanlagen Industriebetriebe mit Eigenstrom zu versorgen. Ausbaudrosselung als einzige Maßnahme Aktuell wird die Bundesregierung als Abhilfe angesichts der wachsenden Netzabschaltungen in dem ständig positiv wachsenden Gebiet Onshore den Zubau in den nächsten Jahren drosseln. Auf 58 % des Ausbaus der letzten drei Jahre wird die Ausschreibungsmenge in den so genannten Netzausbauregionen künftig gedeckelt. Wo genau diese Regionen liegen, legt die Bundesnetzagentur nach Verabschiedung des EEG 2016 fest. Schon jetzt ist aber klar, dass Länder wie Schleswig- Holstein, die ihre Hausaufgaben beim Netzausbau in den letzten Jahren erledigt haben, Foto: BEE/Axel Schmidt voll von der Drosselung der Energiewende auf ihrem Boden betroffen sein werden. Ein Anreiz, sich künftig besonders um einen zügigen Netzausbau zu bemühen, erwächst aus der Regel also nicht. Sie kann aber sehr wohl dazu führen, dass es in einigen Jahren schwierig werden kann, den Ausschreibungskorridor mit Projekten zu füllen, wenn bisherige Spitzenreiter beim Windausbau wie Niedersachsen und Schleswig-Holstein zeitlich unbefristete Fußfesseln angelegt bekommen. Nach wie vor plädieren wir für offene Netzplanungen und ein intelligentes Miteinander in den Netzagenturen. Die Erneuerbaren müssen mit an den Tisch, wenn es darum geht, die Netzzonen festzulegen, denn wir wissen, wo die Ausbauten stattfinden, haben die Daten etc. Zudem wollen wir als Onshore-WEA- Hersteller und Betreiber nicht hoffen, dass die nicht planbaren Netzanschlüsse der festen Offshore-Planungen weitere negative Diskussionen und Entscheidungen bezüglich des Ausbaus der Erneuerbaren an Land mit sich ziehen, denn zurzeit haben wir drei Systeme am Start. Hier muss geordnet werden! Die Politik ist daher dringend gefordert, die mit dem Ausbau der Leitungen beauftragten Netzbetreiber auch zu einem zügigen Arbeiten anzuhalten. Derzeit ergeben sich aus zögerlicher Projektabwicklung beispielsweise keine Nachteile für Tennet & Co., denn es gibt keine Pönalen für zu schleppenden Projektvollzug. Nach dem Motto was langsam ist, kommt auch zum Ziel müssen die anderen warten und zahlen. So kann es auch nicht weitergehen. // 22 windblatt 02_2016 windblatt 02_
13 PRAXIS_ Erstes Repowering in Bayern abgeschlossen ANSTELLE VON ZWEI ALTEN PFLEIDERER-ANLAGEN ERRICHTETE ENERCON BEI KRAFTISRIED 2 X E-115/3 MW. Üblicherweise verlaufen die Vorbereitungen für den Aufbau von neuen Windenergieanlagen weniger aufwendig als beim Projekt WildKraft bei Kraftisried in Bayern. Bevor ENERCON auf dem Haarberg im Landkreis Ostallgäu/Schwaben mit der Errichtung von 2 x E-115/3 MW beginnen konnte, wurde erst einmal Platz geschaffen. Auf dem Höhenrücken sind nur maximal 11 Anlagen genehmigt, daher mussten zunächst zwei der Bestandsanlagen weichen. Es war nach Angaben des Allgäuer Überlandwerks (AÜW), das an der Betreibergesellschaft beteiligt ist, die erste Sprengung von Windenergieanlagen in Bayern. Zudem handelt es sich bei dem Projekt um die erste Erneuerung bereits errichteter Anlagen im Freistaat. Das Repowering war nicht nur genehmigungsrechtlich erforderlich. Es gab für die defekten elf Jahre alten Pfleiderer-Anlagen auch keine Ersatzteile mehr. Sie waren laut AÜW-Geschäftsführer Michael Lucke ein technischer Totalschaden. Davon abgesehen sprachen wirtschaftliche Gründe dafür, die Altanlagen durch moderne ENERCON WEA zu ersetzen: Während die beiden Pfleiderer-Turbinen mit je 1,5 MW Nennleistung zusammen rund 2,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugten, beträgt der erwartete Jahresenergieertrag der beiden E-115 laut AÜW rund 13 Millionen Kilowattstunden mehr als fünfmal so viel und somit eine deutliche Effizienzsteigerung. Neue ENERCON E-115 am Standort Kraftisried. Errichtet wurden die E-115 auf Hybridtürmen mit 149 Meter Nabenhöhe. Die Inbetriebnahme erfolgte Anfang des Jahres. Die Hälfte der Anteile an der Betreibergesellschaft ist für Bürgerbeteiligungen angelegt. 45 Prozent hält die BioEnergie Allgäu (BEA), ein Zusammenschluss von AÜW, Allgäuer Kraftwerke (AKW) und des Zweckverbands für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK). Die restlichen 5 Prozent hält die Wilpoldsrieder Dorfentwicklungs GmbH. // Rückbau der Altanlagen (oben) sowie Fundament- und Turmbau einer neuen E-115 am Standort Kraftisried. 24 windblatt 02_2016 windblatt 02_
14 PRAXIS_ Saubere Energie von der Halde Errichtete ENERCON E-115 am Haldenstandort Lohberg. ENERCON HAT AUF DEM EHEMALIGEN ZECHENGELÄNDE IN DINSLAKEN LOHBERG/NORDRHEIN-WESTFALEN EINE E-115/3 MW ERRICHTET. SIE IST BESTANDTEIL DES GRÖSSTEN ZUSAMMENHÄNGENDEN CO2-NEUTRALEN AREALS EUROPAS. Es gibt nur wenige Windenergie-Standorte in Deutschland, die den revolutionären Umbau des Energiesystems von fossil auf erneuerbar so anschaulich symbolisieren wie Dinslaken Lohberg. Die Halde im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen) gehört zur ehemaligen Zeche Lohberg, die bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 2005 Steinkohle förderte. Direkt auf der Bergehalde hat ENERCON kürzlich eine E-115/3 MW mit 135 m Nabenhöhe errichtet. Ende April erfolgte die offizielle Einweihung. Betrieben wird die E-115 von der Windkraft Lohberg GmbH, einer Kooperation aus dem Energieversorger RWE, dem Kraftwerksbetreiber Steag, dem Bergbaukonzern RAG und den Stadtwerken Dinslaken. Sie will aus dem ehemaligen Zechengelände das größte zusammenhängende CO2-neutrale Areal Europas machen und damit der Energiewende am Niederrhein Rechnung tragen. Energie wird auf dem Gelände künftig ausschließlich aus regenerativen Ressourcen gewonnen: Dazu wurde ein mit Biomethan betriebenes Blockheizkraftwerk errichtet und als lokale Landmarke des ökologisch verantwortungsvollen und Ressourcen schonenden Energiezeitalters, so die Betreiber, die E-115 Windenergieanlage von ENERCON. Ihr prognostizierter Jahresenergieertrag beträgt 9 Millionen Kilowattstunden. Das ist genug saubere Energie, um Haus- halte der Stadt Dinslaken zu versorgen, und spart im Vergleich zur konventionellen Stromerzeugung Tonnen CO2 pro Jahr. Aufgrund der besonderen Bodenverhältnisse erfolgte die Gründung der E-115 mit Hilfe von Rüttelstopfverdichtung. Da auf der Halde nur beschränkter Platz zur Verfügung stand, setzte ENERCON beim Aufbau seinen Turmdrehkran ein. Auch bei der Anlagenmontage war Spezialequipment erforderlich: Die Rotorblätter wurden mit einem Selbstfahrer und dem beweglichen Alpin-Transportgestell auf die Halde befördert. Eine Spitzkehre an der Zuwegung machte den Transport mit regulären Blatttransportern unmöglich. Der exponierte Standort die Geländeoberkante am Aufbauort befindet sich 110 m über Normalnull, während die Umgebung durchweg nur 25 bis 30 m über dem Meeresspiegel liegt ist der Grund dafür, dass der Turmfuß der E-115 auf Kundenwunsch in Blau- statt in der typischen ENERCON Grünabstufung ausgeführt ist. In dieser Farbvariante wurden bislang nur wenige WEA errichtet. Doch es könnten schon bald mehr werden. So sind bereits weitere Windenergieprojekte an Haldenstandorten in der Region in Planung. Ein bemerkenswerter Nebeneffekt der Energiewende: In Nordrhein-Westfalen entwickeln sich die Hinterlassenschaften des fossilen Energiezeitalters zum Standortvorteil der Erneuerbaren. // Beim Aufbau der E-115 auf der Halde Lohberg setzte ENERCON seinen Turmdrehkran ein. Fotos: RWE 26 windblatt 02_2016 windblatt 02_
15 INTERNATIONAL_ ENERCON installiert MW in Kanada DIE WICHTIGE WEGMARKE WURDE BEIM AUFBAU DES NIAGARA PROJEKTS IN ONTARIO ERREICHT. AUCH IN ZUKUNFT BESTEHEN GUTE PERSPEKTIVEN FÜR ENERCON IN DEM NORDAMERIKANISCHEN MARKT. Grund zum Feiern für ENERCON in Kanada: Anfang Mai wurde dort die wichtige MW-Marke bei der Installation erreicht. Das 2.000ste Megawatt wurde beim Aufbau des Windparks Niagara Region Wind Farm (NRWF) in der Provinz Ontario installiert. Für das Großprojekt (Parkleistung 230 MW) im Bezirk West Lincoln der Stadt Wainfleet in Haldimand County errichtet ENERCON derzeit insgesamt 77 x E-101/3 MW. Die 2.000er-Marke wurde beim Aufbau der 35sten Maschine geknackt. ENERCON ist bereits seit 2001 in Kanada aktiv. Die erste Windenergieanlage, eine E-40/600 kw, wurde seinerzeit beim Windenergieprojekt Lundbreck in der Provinz Alberta errichtet. Sie ist immer noch in Betrieb. Heute umfasst ENERCONs Aufbaubilanz insgesamt 889 Windenergieanlagen und Kanada gehört zu ENERCONs wichtigsten internationalen Schlüsselmärkten. Aktuell hält ENERCON 18 Prozent ENERCON Projekt Niagara in Ontario/Kanada mit 77 x E-101/3,05 MW. Marktanteil am kanadischen Windenergiemarkt und gehört zu den größten Anlagenherstellern im Land. Für die Zukunft bestehen für ENERCON in Kanada gute Perspektiven. Nach Brasilien und China hat Kanada in den vergangenen drei Jahren das drittgrößte Wachstum aller Windenergiemärkte weltweit verzeichnet. Mit Ausbauzielen von MW bis 2030 in der Provinz Alberta, MW bis 2030 in der Provinz Saskatchewan und etlichen neuen langfristigen Erneuerbaren-Planungen auf Provinzebene, die fast allesamt Windenergie einschließen, sind die Marktaussichten gut. Der Ausblick zeigt für die nächsten vier Jahre bis MW an zu installierender Windenergieleistung onshore pro Jahr. Ein Vorteil für ENERCON ist die neue Anlagenplattform EP4, auf deren Basis die kurz vor Serieneinführung stehende E-126 EP4/4,2 MW und die sich in der Prototypenphase befindliche neue Schwachwindanlage E-141 EP4/4,2 MW aufbauen. Das Kundeninteresse an Maschinen der EP4 Plattform ist in Kanada groß. Die EP4 wird ENERCON neue Möglichkeiten eröffnen und helfen, weitere Marktanteile zu erobern. // 28 windblatt 02_2016 windblatt 02_
16 INTERNATIONAL_ Großprojekt in Brasilien erfolgreich am Netz FÜR DEN KUNDEN BRENNAND ENERGIA INSTALLIERTE ENERCON IM BUNDESSTAAT BAHIA 67 X E-92/2,35 MW. DAS GROSSPROJEKT BESTEHT AUS FÜNF EINZELWINDPARKS, DEREN ENERGIEMENGEN IN AUKTIONEN 2013 DEN ZUSCHLAG ERHIELTEN. Für ENERCON war es eine gelungene Premiere: Trotz großer Herausforderungen während der Aufbauphase ging ENERCONs erstes Windenergieprojekt in Brasiliens Bundesstaat Bahia mit insgesamt 67 Windenergieanlagen vom Typ E-92/2,35 MW erfolgreich ans Netz. Eine gute Projektperformance und ein zufriedener Kunde versetzen ENERCON in eine aussichtsreiche Ausgangslage, was die Beteiligung an Folgeprojekten in Bahia, eine der für die Onshore- Windenergie wichtigsten Regionen des Landes, anbelangt. Wir sind dadurch in einer guten strategischen Position für zukünftige Projekte, bestätigt Rafael Justi, Senior Sales Manager Brasilien bei ENERCONs brasilianischer Tochter Wobben Windpower. Errichtet wurden die E-92 für ENERCONs Kunden Brennand Energia auf Hybridtürmen mit 98 Meter Nabenhöhe. Das Großprojekt mit einer Gesamtleistung von 157,45 MW in der Stadt Sento Sé im Nordosten Brasiliens gliedert sich in die fünf Windparks Baraunas I, Mussambe, Morro Branco, Baraunas II und Banda de Couro. Die ersten drei Windparks erhielten in Brasiliens Energy Reserve Auction im August 2013, die anderen beiden in der A-5 Ausschreibung im Dezember 2013 den Zuschlag. Insgesamt wurde bei beiden Ausschreibungen eine jährliche Energiemenge von 494 Gigawattstunden angeboten. Für Errichtung und Inbetriebnahme der Turbinen galt ein enger Zeitplan. Die Berglandschaft, widrige Windbedingungen sowie die gesamte Logistik für das Großprojekt sorgten für weitere Herausforderungen, die jedoch gemeistert wurden. In manchen Wochen wurden mehr als 100 Schwertransporte mit Fertigteilbetonturmsegmenten auf den Baustellen entladen. Die Segmente wurden in ENERCONs neuem Turmwerk Juazeiro gefertigt. Die Quadratmeter große Produktionsstätte war Anfang 2015 in Betrieb genommen worden, um die Komponenten für Projekte in Bahia zu produzieren. Die Rotorblätter lieferte das Werk in Pecém im Bundesstaat Ceará. Generatoren und Maschinenhäuser wurden in den Werken in Sorocaba im Bundesstaat São Paulo gefertigt. Inbetriebnahme der ersten drei Windparks erfolgte im Dezember Die beiden anderen Teilprojekte folgten im März Der Kunde ist mit den bisherigen Erfahrungen mit ENERCON und der ENERCON Technologie sehr zufrieden, so dass bereits gemeinsame Planungen für weitere Windparks in der Region gestartet wurden. Stand erstes Quartal 2016 hat ENERCON in Brasilien MW installiert. Das entspricht einem Marktanteil von 14 Prozent, was ENERCON zur Nummer Drei in Brasilien macht. Auf dem brasilianische Markt herrscht starker Konkurrenzkampf. Außerdem erfordert er local content, erläutert Rafael Justi. Auf der anderen Seite ist Brasilien ein vielversprechender Markt: Als Schwellenland benötigt Brasilien viel Energie und Windenergie ist neben Wasserkraft die wettbewerbsfähigste Energieform. Langfristig werden zwei bis drei Gigawatt Installationsleistung pro Jahr erwartet. // ENERCON E-92 in der Region Sento Sé im Bundesstaat Bahia/Brasilien. 30 windblatt 02_2016 windblatt 02_
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