Sudetendeutsche Hütte

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Stephan Klein
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Sektion Sudetendeutsche Hütte Sudetendeutsche Hütte 1929-2004 Als erste Sektion des Deutschen Alpenvereins in den böhmischen Ländern wurde 1870 die Sektion Prag von dem Mitgründer des DAV (Deutscher

1 Sektion Sudetendeutsche Hütte Sudetendeutsche Hütte Als erste Sektion des Deutschen Alpenvereins in den böhmischen Ländern wurde 1870 die Sektion Prag von dem Mitgründer des DAV (Deutscher Alpenverein) Johann Stüdl, einem Prager Bürger, gegründet. Stüdl hatte bereits 1868 auf eigene Rechnung auf der Vanitscharte im Großglockner eine Hütte errichtet, die später seinen Namen erhielt. Seine Tatkraft führte zu einer Reihe weiteren Hüttenbauten, sodass die Sektion Prag bald 12 Hütten besaß. Er regte auch die Gründung weiterer Sektionen in den böhmischen Ländern an. So entstanden 1886 zwei der Gründersektionen der heutigen Sektion Sudeten: Teplitz-Nordböhmen und Silesia-Troppau, die fünf Hütten in den Stubaier Alpen und in der Ortlergruppe errichteten. Diese Hütten gingen als Folgen des Ersten Weltkriegs in Südtirol verloren. Es lag nun nahe, für diese Hütten einen Ersatz in Österreich zu errichten. Die Initiative ergriff 1926 die 1913 gegründete Sektion Saaz und schlug ein Gemeinschaftswerk vor, dem sich spontan 6 der insgesamt 18 Sektionen in der Tschechoslowakischen Republik anschlossen. Die anderen Sektionen folgten später. Sudetendeutsche Hütte - Einweihung

2 Auf der Suche nach einem geeigneten Standort kam man auf die Granatspitzgruppe, die zum Arbeitsgebiet der Sektion Prag gehörte. Schon 1911 wollte auf der Steineralm die Sektion Haida bauen, 1913 interessierte sich die Sektion Kiel für dieses Gebiet, der Krieg verhinderte den Bau mussten sie wegen Geldmangels auf einen Bau verzichten wurde der Hüttenbauplatz von einer Gruppe Sektionsvertretern zusammen mit einem Matreier Bergführer festgelegt, mit dem Besitzer der Steineralm ein Pachtvertrag abgeschlossen und ein Matreier Baumeister gewonnen. Der Verein Sudetendeutsche Hütte", ein Zusammenschluss der bauwilligen Sektionen, wurde in Prag gegründet und die Finanzierung gesichert konnte der Rohbau unter Dach gebracht werden. Früh im Jahr 1929 ging der Innenausbau voran. Die sudetendeutsche Industrie spendete die Porzellan- und Glasausstattung und vieles mehr. Bereits am 21. Juli 1929 fand die festliche Einweihung mit einer Bergmesse und 50 Festgästen statt. Die Feierstunde stand ganz im Zeichen der Kriegsfolgen, der vielen gefallenen Bergkameraden, der von Österreich losgetrennten Heimat und der Verbundenheit mit der neuen Bergheimat. Der Baumeister Florian Köll wurde auch erster Hüttenwirt. Der Bergführer Josef Köll, später war er Hüttenwirt, baute mit einigen Arbeitern 1929 den Sudetendeutschen Höhenweg zum Kals-Matreier-Törl und den Weg zum Landeggtal (Landecktal) fanden erstmals im Spätwinter Skikurse auf der Hütte statt, in den folgenden Jahren war sie über Ostern geöffnet. Im Jahr 1932 registrierte man über 500 Besucher trafen sich 30 Festgäste mit Karl Schöttner, dem um die Hütte verdienten Karlsbader, zur 5-Jahr-Feier und Eröffnung des Weges auf den Muntanitz, der seinen Namen trägt. Die 10-Jahr-Feier stand 1939 ganz unter dem Eindruck der politischen Veränderungen. Bei der schlichten Feier wurde der Dr. Karl Jirsch Weg eröffnet. Dr.-Ing. Karl Jirsch, Obmann der Sektion Teplitz, war 1937 am Langkofel tödlich verunglückt. Eine Gedenktafel wurde an der Nussingscharte gesetzt. Sudetendeutsche Hütte um 1960 (Ostseite) 2

Während des Zweiten Weltkriegs war die Hütte immer geöffnet, Ziel- und Treffpunkt vieler Menschen aus Osttirol und dem Sudetengebiet, bis sie am 12.9.1944 geschlossen wurde.

3 Während des Zweiten Weltkriegs war die Hütte immer geöffnet, Ziel- und Treffpunkt vieler Menschen aus Osttirol und dem Sudetengebiet, bis sie am geschlossen wurde. Bergführer und Hüttenwirt Josef Köll beaufsichtigte die Hütte in der folgenden schweren Zeit. Andreas Girstmayr, der Obmann der Sektion Matrei des OeAV (Oesterreichischer Alpenverein), schrieb 1949 ins Hüttenbuch: Ungerechtigkeit und Verfolgung hat sie aus ihrer Heimat vertrieben und ihnen alles genommen. Diese ihre" Hütte wollen wir ihnen erhalten, bis sie wieder kommen werden!" Ab 1951 war die Hütte wieder regelmäßig geöffnet. Anna Ortner wurde neue Hüttenwirtin. Die Grenzsperre für Deutsche wurde aufgehoben, so konnten Josef Thiele, der Initiator des Hüttenbaus, und manche der vertrauten Gefährten die Hütte wieder besuchen nahm der Verein Sudetendeutsche Hütte" in München seine Tätigkeit wieder auf. Das 25- Jahr-Jubiläum konnte in Matrei und auf der Hütte wieder festlich begangen werden. Hierbei wurde ein Gedenkkreuz für die Opfer des Krieges eingeweiht. Der OeAV hatte schon 1947 einen Sonderstatus für die sudetendeutschen Hütten erreicht, sodass sie der Beschlagnahme als deutsches Eigentum entgingen und bereits 1954 zurückgegeben werden konnten. Schließlich konnte der Verein 1958 den Pachtgrund, auf dem die Hütte stand, käuflich erwerben. Nun stand sie auf eigenem Grund. Es begannen ruhigere Zeiten, die von den bescheidenen Mitteln der Vertriebenen, aber auch von großzügigen Spenden und Beihilfen bestimmt waren. Nur das Notwendigste konnte ergänzt werden wurde die 30-Jahr-Feier zusammen mit den osttiroler Bergfreunden festlich begangen. In Kals verkürzte ab 1961 eine Sesselbahn zum Ganotzegge (Ganotzeck) den Zustieg. Die Felbertauernstraße verkürzte ab 1967 die Zufahrt von Norden; das blieb nicht ohne Einfluss auf den Hüttenbesuch. Zur Steineralm kam eine Materialseilbahn von der neuen Straße. Die Versorgung der Hütte wurde, wie von Anbeginn, noch immer mit zwei Mulis vorgenommen. Eine Materialseilbahn und ein Fahrzeug war nun dringend notwendig. Sie nahmen 1969 den Betrieb auf. Sonst musste man sich auf die notwendigen Reparaturen, wie die häufigen Sturmschäden am Dach, den Ersatz der baufällig geworden Terrassen-Holzkonstruktion beschränken. Sudetendeutsche Hütte um 1960 (Westseite) 3

Sudetendeutsche Hütte 1977 - dahinter der Nussing Im Jahre 1977 schlossen sich die Sektionen Silesia-Troppau, Teplitz-Schönau, Saaz und Aussig zur Sektion Sudeten zusammen.

4 Sudetendeutsche Hütte dahinter der Nussing Im Jahre 1977 schlossen sich die Sektionen Silesia-Troppau, Teplitz-Schönau, Saaz und Aussig zur Sektion Sudeten zusammen. Sie waren schon bisher weitgehend die Träger der Hütte. Die anderen Sektionen verzichteten auf ihre Anteile. Somit konnte der Verein" aufgelöst werden. Die neue Sektion war nun Alleineigentümerin. Sie richtete das 50-Jahr- Jubiläum festlich in Matrei und auf der Hütte wieder mit großer Beteiligung und vielen Ehrengästen aus. Nun war die Hütte zu sanieren: das ungenutzte Untergeschoss auszubauen, Betten und Lager mit neuen Matratzen zu versehen und Stockbetten einzurichten, das Dach zu richten, eine neue Wasserversorgung und eine Kläranlage zu bauen, die Küche zu vergrößern und neu einzurichten, einen Waschraum mit Dusche und weitere WCs zu schaffen, eine Blitzschutzanlage zu bauen und eine Telefonanlage zu installieren. Alljährlich war eine Arbeitsgruppe von Sektionsangehörigen meist mehrere Wochen tätig, über Arbeitsstunden kamen zusammen. Nach 7 Jahren war diese Sanierung abgeschlossen. Der Besuch war auf 1325 Nächtigungen und 1500 Tagesbesucher gestiegen. Neue Aufgaben schlossen sich an: die 60 Jahre alten Fenster waren zu erneuern, am Dach musste die Asbestzementschiefer-Eindeckung durch Kupferblech ausgetauscht werden, eine große Photovoltaik-Anlage ersetzte Gaslicht und Gaskühlschrank durch Elektrizität und machte eine Tiefkühltruhe möglich, eine weitere Quellfassung mit Pumpstation sicherte die Wasserversorgung. Unausweichlich wurde die Vergrößerung der Hütte durch einen Zubau, der einerseits den Wirt besser unterbrachte, andererseits einen weiteren Gastraum und einen Trockenraum schaffte und die Sanitäranlagen auf einen befriedigenden Stand brachte. Zum 70-Jahr-Jubiläum 1999 war diese Erweiterung abgeschlossen und feierlich eingeweiht. Aber Auflagen der Behörden brachten gleich weitere Aufgaben: das Trinkwasser musste elektrisch entkeimt werden, die Kläranlage war auf den neuesten Stand zu bringen, die Materialseilbahn musste den Vorschriften entsprechend verbessert werden, ein neuer Antriebs-Dieselmotor für Pflanzenöl war erforderlich, ein Feuermeldesystem war einzubauen und weiteres mehr. Die Arbeitswochen gehören nun schon seit 24 Jahren zum alljährlichen Sektionsprogramm, oft unterstützt von Mitgliedern des Hütten-Paten, der Sektion Bad Hersfeld. Was immer möglich war, ist von den Mitgliedern selbstlos geschaffen worden. 4

Sudetendeutschen Hütte 2003 Eine Hütte wird zu einer Daueraufgabe für den Eigentümer, um sie laufend den Erkenntnissen des Umweltschutzes in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern und der

5 Sudetendeutschen Hütte 2003 Eine Hütte wird zu einer Daueraufgabe für den Eigentümer, um sie laufend den Erkenntnissen des Umweltschutzes in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern und der Gefahrenvermeidung für die Besucher anzupassen. Sie sind immer im Konflikt mit den im Tal möglichen Anforderungen und den Gegebenheiten der extremen Höhenlage, sowie den finanziellen Möglichkeiten einer kleinen DAV-Sektion. Nur mit einer Förderung durch öffentliche Mittel, die letztlich der Steuerzahler beiträgt und Mitteln aus der Gemeinschaft des DAV waren diese Aufgaben zu bewältigen. Für diese jahrzehntelangen Bemühungen wurde die Hütte 2003 vom DAV mit dem Umweltgütesiegel der Alpenvereine ausgezeichnet. Walther Nimmrichter Deutscher Alpenverein e.v. - Sektion Sudeten Sitz: Esslingen / Neckar Geschäftsstelle: Kirchstraße Weissach sektion@alpenverein-sudeten.de Januar

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