Kork. Materialbeschrieb. Pflanzliche Werkstoffe > Baumbestandteile

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1 Materialgruppen: Pflanzliche Werkstoffe > Baumbestandteile Materialbeschrieb Kork (Phellem) bezeichnet aus botanischer Sicht die Zellschicht zwischen Epidermis und Rinde einer Pflanze; umgangssprachlich hat sich der Begriff für den Rindenrohstoff der Korkeiche (Quercus suber) bzw. der daraus hergestellten Produkte eingebürgert. Die Korkeiche ist im Mittelmeerraum verbreitet, namentlich in Spanien, Frankreich und Algerien sowie vor allem in Portugal, von wo etwa die Häfte der Weltproduktion stammt. Bei entsprechender Pflege werden Korkeichen bis zu 250 Jahre alt und bis zu 20 m hoch. Haben die Eichen ein Alter von etwa 30 Jahren erreicht, kann die Rinde in den nächsten 150 Jahren alle 9 12 Jahre vom Stamm geschält werden. Die Korkeiche bildet eine ungewöhnlich starke Korkschicht aus. Dieses sogenannte sekundäre Abschlussgewebe (Phellemschicht) aus abgestorbenen Zellen wird vom Korkkambium (Phellogen) des Baums gebildet; die Zellen bestehen aus Cellulose, Suberin (Korkstoff) und Wachs, sie sind hohl und luftgefüllt. Kork hat eine feine, geschlossene Zellstruktur, in der durch die Einlagerung von Suberin Luft nach aussen abgedichtet wird, und verfügt deshalb über hydrophobe, also wasserabweisende Eigenschaften. Es ist undurchlässig für Gase und Flüssigkeiten, sehr elastisch und nur schwer brennbar. Aufgrund der gebundenen Luftpolster schwimmt Kork in Wasser, hat eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit und wirkt stark schalldämmend. Im Kontakt mit Lebensmitteln ist vor allem die nur mässig ausgeprägte Neigung zur Fäulnis interessant, und da Kork weder Flüssigkeiten noch Staub oder Schmutz aufnimmt, gilt er als sehr hygienisch. Kork hat eine Lebensdauer von Jahren. Kork lässt sich schneiden, sägen und brechen. Es kann mit herkömmlichen Feinwerkzeugen bearbeitet werden. Kork wurde und wird aufgrund seiner Eigenschaften auf vielfältige Weise verwendet. Heute dient das Material neben der Herstellung von Flaschenkorken vor allem als Dämmwerkstoff im Baugewerbe sowie als Fussboden- oder Wandbelag. Italienische Bezeichnung: Französische Bezeichnung: sughero liège MATERIAL ARCHIV / 5

2 Englische Bezeichnung: cork Hintergrund Etymologie: Der Begriff Kork ist abgeleitet vom lateinischen cortex für Baumrinde. Geschichte: Die Eigenschaften von Kork waren schon im Altertum bekannt. Anbau und Verarbeitung haben vor knapp 2000 Jahren die Römer kultiviert. Sie verwendeten Kork als Verschluss für Amphoren und Flaschen, als Schwimmer für Fischernetze sowie für Schuhsohlen. Ab Ende des 19. Jahrhunderts kam Kork verstärkt als Dämmmaterial zum Einsatz. Kühlschiffe für den Transport verderblicher Güter wurden mit sogenanntem Backkork isoliert. In den 1960er Jahren wurde Kork durch synthetische Materialien verdrängt, jedoch in den 1980er-Jahren als baubiologischer Werkstoff wiederentdeckt. Ökologie: Korkprodukte können FSC-zertifiziert werden. Recycling: Korkzapfen sind rezyklierbar. Herstellung Herkunft, geografische Region: Marokko, China, Mittelmeerraum, besonders Portugal Gewinnung: Korkeichenrinde lässt sich leicht vom lebenden, korkproduzierenden Teil des Stammes abschälen. Der Kork wird im Sommer zwischen Mai und August geerntet oder geschält. Mit einer Axt werden in Bodennähe und in etwa 2 m Höhe Kerben horizontal in den Stamm geschlagen und mit einer Längskerbe verbunden, dann kann die Rinde abgehoben werden. Ein Stamm liefert bis zu 50 kg Kork pro Schälung. Die erste Ernte erfolgt, wenn der Baum ca. 30 Jahre alt ist, weitere im Rythmus von 9 Jahren. Eine Korkeiche kann ein Alter von bis zu 250 Jahren erreichen. Fertigung: Die Rinde wird zunächst getrocknet und danach ca. 30 Minuten in 90 C heissem Wasser gekocht, um Gerbstoffe zu entziehen und den Kork geschmeidig zu machen. Für die Produktion von Flaschenkorken ist nur hochwertiger Kork geeignet. Die Korken werden grob zugeschnitten und dann herausgebohrt, anschliessend desinfiziert, gebleicht und manchmal mit Paraffin oder Silikon versiegelt. Es gibt 7 Qualitätsstufen. Die Herstellung von Champagnerkorken ist etwas aufwendiger. Der Rohling aus dem Hauptstück ( Agglo ) und den beiden Scheiben, die darunter geklebt werden, durchläuft verschiedene Maschinen, bis er seine charakteristische Form hat. Für MATERIAL ARCHIV / 5

3 Korkplatten verpresst man den Korkschrot unter Zusatz von Bindemitteln zu Blöcken und schneidet diese anschliessend zu Platten. Eigenschaften Besonderheiten: Kork ist wasserbeständig sowie resistent gegen Schädlinge, Fäulnis und auch Chemikalien. Erscheinung Farbe: Brauntöne beige bis braun Geruch: würzig typischer Korkgeruch Haptik: warm, weich griffig Beständigkeit Kork ist von ca. 5 C bis ca. 45 C beständig. Mechanische Eigenschaften Dichte [ρ]: bis kg/m 3 Feuchtigkeitsgehalt: 5.00 bis 9.00 % Thermische Eigenschaften Wärmeleitfähigkeit/-zahl [λ]: bis W/mK Brandverhalten Brennbarkeitsgrad nach VKF: 5 schwerbrennbar Bearbeitung Lieferformen: Kork ist in Form von Platten, Scheiben, Blöcken, Rollen und Kugeln erhältlich. Unter der Bezeichnung Korkschrot wird auch Granulat angeboten. Besonderheiten: MATERIAL ARCHIV / 5

4 Im Architekturmodellbau kann man die gleichmässig dünnen Korkplatten zum Bau topografischer Schichtenmodelle verwenden. Bei nur 1 mm starken Platten ist besondere Vorsicht geboten, da sie recht leicht einreissen. Aus den dickeren Platten lassen sich gut Pinnwände herstellen. Fügen und Verbinden: kleben Zum Kleben eignen sich normale Alleskleber, für vorübergehende Verbindungen beim Modellbau bieten sich Stecknadeln an. Versiegelung mit PU-Lack oder PU-Hot-Coating Mehrfach-Vorversiegelung Oberflächenbehandlung: Trennen und Subtrahieren: bedrucken, beizen, imprägnieren, lackieren, lasieren, ölen, wachsen schneiden Schneiden lassen sich Korkplatten problemlos mit dem Cutter, die dünneren auch mit der Schere. Anwendung Anwendungsgebiete: Weinabfüllung, Architekturmodellbau, Baugewerbe, Innenausbau, Textilien Anwendungsbeispiele: Flaschenkorken, Erstellung von Schichtenmodellen und Modellbauelementen, Dämmstoffe, Bodenbeläge, Wandbeläge, Isolierungen, Dichtungen, Trittschallminimierung, Untertapeten für Wärmedämmung, Sandalen, Schwimmgürtel, Badematten, Textilien Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: ETH Zürich Baubibliothek, Gewerbemuseum Winterthur, HKB Bern Fellerstrasse, HSLU T+A Campus Horw, Sitterwerk St. Gallen, ZHdK Medien- und Informationszentrum Standort in der Sammlung Gewerbemuseum Winterthur: Pflanzliche Werkstoffe > Schublade 12 HKB Bern Fellerstrasse: KuR Bezugsquelle Bezugsquelle Sammlungsmuster: Naturo Kork AG, 6210 Sursee Quellennachweis MATERIAL ARCHIV / 5

5 Verwendete Quellen: Hänisch, G. (1990). Kork. Ein Baustoff und seine Anwendung. Freiburg: ökobuch Verlag. Kaldewei, G. (2002). Kork: Geschichte. Architektur. Design. Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz Verlag. Holzmann, G. (2009). Natürliche und pflanzliche Baustoffe. Wiesbaden: Vieweg und Teubner. Weitere Quellen: Expertin / Experte: Thomas Rebsamen, Allmendstrasse 4, CH-6210 Sursee Material-Archiv-Signatur: PFL_BAU_1 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/1376 MATERIAL ARCHIV / 5