Erasmus Erfahrungsbericht für den Zeitraum vom bis (semestre de printemps) an der «École de management de Normandie», Campus Caen

Transkript

1 Erasmus Erfahrungsbericht für den Zeitraum vom bis (semestre de printemps) an der «École de management de Normandie», Campus Caen VORBEREITUNG / ANKUNFT Organisatorisch ergaben sich vor meiner Abreise am nach Caen kaum Schwierigkeiten, bis auf eine Tatsache: Die ankommenden ERASMUS Studenten werden frühestens 2 3 Monate im Voraus "bearbeitet", d.h. jegliche Kommunikation mit der Uni schlug anfangs (September 2012) fehl. Erst im November (2012) erhielt ich nach und nach s zwecks verfügbarer Wohnheime, mitzubringender Unterlagen und der Organisation der Anreise. Diese erfolgte meinerseits mit dem Auto, für Ankömmlinge mit dem Flieger am CDG Paris wurde ein Shuttle Service angeboten (funktionierte einwandfrei). Caen ist auch mit der Bahn sehr gut zu erreichen, lediglich 2 Std. von Paris entfernt. WOHNHEIM / ORGANISATION Ich hatte mich vorab mit Hélène Pilet, der Koordinatorin für Internationale Programme an der EMN, über die Schlüsselübergabe für mein gewähltes Wohnheim verständigt. Die "Euroresidence" liegt neben einer Tramstation nur 250m von der Uni entfernt und bietet sich perfekt für ein Semester an. Die verfügbaren 1er, 2er und 3er Appartments sind für französische Verhältnisse groß und die Warmmiete demnach mit 350 / mtl. in Ordnung, mit eigener Dusche u. WC (separiert), Küche, Esstisch, Stühlen, Schrank, Regal und einem Schreibtisch je Bewohner. Mein Zimmer war bei Ankunft angemessen sauber und intakt, später aufgefallene Mängel wurden nach Meldung schnell behoben. Einige Studenten lassen ihr Geschirr bei der Abreise zurück, die Nutzung bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Bettzeug + Handtücher sollte man unbedingt selbst mitbringen! Und zum Thema Internet: Die ersten Tage muss man sich mit den Computern / dem WLAN an der Uni zufrieden geben, denn um einen Zugang im Wohnheim muss sich jeder selbst kümmern: Entweder es findet sich jemand in der Nachbarschaft, der seinen Zugang per WLAN teilt oder man beantragt seinen eigenen Router (bei SFR ca. 10 Werktage zur Einrichtung, 30 im Monat) und teilt sich die Nutzung inkl. Kosten mit seinen Nachbarn bzw. Mitbewohnern. Bei den allgemeinen Verwaltungsarbeiten (Mietvertrag, CAF, Internet, Mobiltelefon, Tram Monatsticket) wurde jeder durch die EMN bzw. Hélène Pilet großartig unterstützt, was die Erledigungen in den ersten Wochen zeitlich sehr begrenzte.

2 UNI / DAS PROGRAMM «BACHELOR MANAGEMENT EUROPEEN» Die EMN ist eine teure Privathochschule und unterscheidet sich sehr von der Viadrina: Im Gesamtprinzip eher verschult inkl. kontrollierter Anwesenheitspflicht und einem festen Stundenplan für 4 Monate. Gebäude sowie Räume erinnern weniger an eine Universität, mehr an eine Schule mit Klassenzimmern. Dafür ist die technische Ausstattung sehr modern. Es gibt übrigens zwei Mensen, eine davon ist sehr günstig; über deren Qualität lässt sich allerdings streiten. Alles Weitere ist vom gewählten Erasmus Studienprogramm abhängig, bereits bei der Einschreibung ist die Wahl zwischen einem englischen und einem französischen Kursangebot erforderlich. Ich entschied mich für das französischsprachige Studienprogramm "Bachelor Management Européen" (BME) und kann daher nur von selbigem berichten. Wer geht schon ein Semester nach Frankreich, um auf Englisch zu studieren? Schließlich erlebt man das Land erst richtig, sobald man sich verständigen kann und sollte das auf jeden Fall auch versuchen. Das französische Programm stellte sich allenfalls als sprachlich anspruchsvoll heraus, die Inhalte als sehr einfach und kaum wissenschaftlich vertieft. Insgesamt hatten wir vor allem mit allgemeinen Artikeln, Onlinemedien, Gruppenpräsentationen und den jeweiligen Kursunterlagen zu tun der Arbeitsumfang hielt sich bei den meisten Kursen von Anfang bis Ende niedrig. Die französischen Dozenten waren allesamt freundlich und ihre Unterrichtsweise allein schon eine Erfahrung wert. Insgesamt herrschte ein lockeres Klima und Pünktlichkeit wurde nie besonders groß geschrieben. Im Durchschnitt waren es beim BME Programm übrigens ca. 5 Kurseinheiten je Woche à 1,5 Stunden. Vorlesungsfrei waren während des Semesters ca. 5 Wochen. Mein Semester zählte 14 BME Programmteilnehmer. Ein Kritikpunkt für uns Viadrina Studenten war das Bewertungssystem an der EMN. Wer seine Kursnoten einbringen will, sollte das so früh wie möglich signalisieren: Für gewöhnlich müssen die Erasmus Studenten an der EMN nur bestehen, d.h. die Note spielte für kaum einen Kommilitonen eine Rolle. Demnach war eine Aufregung vor den Klausuren auch kaum spürbar, die wenigsten fingen mehr als eine Woche vor den Prüfungen mit der Vorbereitung an. Für mich war das sehr ungewöhnlich. Zudem sieht das französische Notensystem max. 20 Punkte vor, wobei unsere 1,0 ca. 17 Punkten entspricht. Zu meiner Verwunderung jedoch wurden einiger Aussagen zufolge kaum mehr als 15 Punkte vergeben. Meine Noten sind mir aktuell noch nicht bekannt. FREIZEIT / UMGEBUNG Der hohe Grad an alltäglicher Freizeit wurde deutlich, nachdem ich mich richtig eingefunden hatte. Schließlich blieb an Unitagen genügend Zeit, um sich mit Freunden zu treffen, zuhause zu kochen (Restaurants sind teuer) oder einfach die Gegen d zu erkunden: Caen selbst bietet eine vielfältige Innenstadt überwiegend modern aufgrund des Wiederaufbaus nach der kompletten Zerstörung der Stadt während des zweiten Weltkrieges. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören u.a. das Schloss, die beiden Klöster, einige Kirchen im Zentrum sowie der Hafen "Port de Plaisance", an dem jeden Sonntagvormittag ein riesiger Markt stattfindet unbedingt ansehen!

3 Außerhalb von Caen fand ich vor allem im Frühling eine wunderschöne Landschaft vor, wie man sie von Bildern der Normandie kennt. Die vielen kleinen, im Krieg z.t. verschonten Dörfer zieren die Landstraßen der Basse Normandie mit ihren alten, farbigen Fachwerkhäusern und prächtigen Kirchen. Das Meer ist lediglich 10 km von Caen entfernt, die dortigen Sandstrände mehr als sehenswert. Beliebte Ziele in der Umgebung sind u.a. Honfleur, Deauville / Trouville, die D Day Landungsstrände, Mont St Michel, St. Malo, Bayeux, Rouen und die Klippen von Étretat. Paris ist mit dem Zug in 2h erreichbar und bietet natürlich auch noch einiges an Sehenswürdigkeiten nur eben sehr überlaufen. Meine Ferien verbrachte ich damit, weitere Gegenden in Frankreich zu besuchen: Bordeaux, Toulouse, Marseille, die Provence und natürlich Versailles bzw. Paris. NACHTLEBEN IN CAEN Es gibt zwei gute Anlaufpunkte im Zentrum: die Rue St Pierre mit ihren zahlreichen Modehäusern, Einzelhändlern und Kneipen (Vertigo!) sowie die Hafenpromenade mit guten Restaurants und dem berühmt berüchtigten O'Donnels Irish Pub. In der Nähe des Hafens befinden sich auch das Le Whats (beliebte Großraumdisco) und ein weiterer, eher teurer Club namens Le Cozy Room. Mir persönlich gefiel "Mozzie's Bar" am besten: 10min zu Fuß von der Rue St Pierre, eine Mischung aus Bar und Club bei guter Musik und angemessenen Preisen. Und wer nur auf ein paar Bier in die Stadt gehen will, ist im westlichen Abschnitt der Rue St Pierre goldrichtig: Von Mittwoch bis Samstag verwandelt sich die Straße abends (auch im Winter!) in eine regelrechte Biermeile, überwiegend besucht von Studenten, die auf der Straße zusammen den Tag ausklingen lassen. FAZIT Insgesamt hatte ich eine sehr schöne Zeit in Caen und daher meine Entscheidung niemals bereut. Mir gefiel besonders die gelebte, französische Kultur: Die Sprache, die höflichen Umgangsformen, das Essen sowie natürlich der Wein (sehr gut & günstig). Daneben hatte ich ein vielfältiges und aufgeschlossenes Semester an Erasmus Studenten, überwiegend bestehend aus Spaniern, Engländern, Finnen, Mexikanern und Kanadiern. Von Anfang an verstanden wir uns in meiner BME Gruppe sehr gut und verbrachten die meisten Abende sowie Partynächte zusammen, machten gemeinsame Trips und unterstützten uns in der Uni. Als Manko kann ich lediglich das hohe Preisniveau in Frankreich nennen: Das Semester in Caen war keineswegs billig, Lebensmittel sind generell teurer als in Deutschland, die meisten Ausgaben im Alltag (Bahn, Café, Haushaltswaren) ebenfalls. Gezieltes, preisbedachtes Einkaufen lohnt sich! Noch ein Hinweis: Bei den Franzosen kann man leicht anecken durch Missachtung ihrer Kultur bzw. Sprache. Ich empfehle daher jedem, sich möglichst schnell ein alltagstaugliches Französisch sowie darin freundliche Umgangsformen für die Zeit in der Normandie anzueignen. So ist es auch viel leichter, bei Land & Leuten Anschluss zu finden.

4 Caen

5 Normandy American Cementary

6 Etretat

7 Mont St. Michel