HEROES. M arode Backsteingebäude, blinde Scheiben, Graffitis. Individualität statt Markenimage, Fachhändler mit eigener. Rennradmarke verbinden

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1 LOCAL

2 Individualität statt Markenimage, Service statt Werbung: Fachhändler mit eigener Rennradmarke verbinden Exklusivität mit günstigen Preisen und Lokalkolorit. TOUR hat sich in den Szene umgesehen. Außerdem: Fünf Händlermarken im Test TEXT: MATTHIAS BORCHERS UND THOMAS MUSCH; FOTOS: MATTHIAS BORCHERS M arode Backsteingebäude, blinde Scheiben, Graffitis an allen Ecken. Hier soll man Rennräder kaufen können? Man kann. Generator steht auf einem Schild über einer LKW-Laderampe. Leipzig-Plagwitz, die ehemalige Lagerhalle einer stillgelegten Baumwollspinnerei. Eine dicke Stahltür verschließt den Eingang zum Reich von Tobias Laub, Jonas Machalett und Maren Deckert. Wo zu DDR-Zeiten Arbeiter ihr Plansoll erfüllten, haben die drei Freunde 1996 ihren eigenen Laden eingerichtet. Radverrückt, ideenreich, umtriebig. Wir wollten von Anfang an eine eigene Marke machen, sagt Tobias Laub. Jetzt stehen auf den Stahlfliesen in der alten Halle Rennräder der Marke Rotor. Haben wir uns selbst ausgedacht, sächselt Laub stolz. Ein Rotor dreht sich wie ein Rad, man kann das Wort von vorne und hinten lesen und es ist Teil eines Generators. Normale Räder haben uns nicht gefallen, sagt Laub und ist kaum zu bremsen in seinem Unternehmer- Elan. Wir wollten selbst entscheiden über Aussehen und Ausstattung und gut geschraubte Qualität anbieten! HEROES

3 Das wollte Rolf Wolfshohl 1975 auch, als er sich den etwas sperrigen Namen Rowona für seine Eigenmarke ausdachte: Rolf Wolfshohl, Nackhausen. Der zweifache Etappensieger der Tour de France und dreifache Querfeldein-Weltmeister der 60er Jahre ging den Weg vieler ehemaliger Rennfahrer und eröffnete in Köln-Heumar einen kleinen Radladen. Anfangs handelte Wolfshohl mit Mercier- Rennrädern aus Frankreich, doch der Spaß am ungleich klingenderen Namen verging dem gelernten Dreher und Fräser bald. Die Räder waren schlecht montiert, ich musste sehr viel nacharbeiten. Das lohnte sich nicht, erinnert sich Wolfshohl. Und weil sich lohnen muss, was Unternehmer tun, wurde Wolfshohl unter seinem eigenen Namen aktiv. Sieben Modelle umfasst sein aktuelles Sortiment, 500 Rahmen hängen im Lager zur Montage bereit. Beratung braucht Zeit: Wer auf der Couch Platz nimmt, bebekommt von Carsten Merz fundierte Informationen, auch über seine Eigenmarke Mind Movie Herr über viele Schubladen und Hüter penibler Ordnung: Roland Wolbold, Radhändler aus Passion, hat die Eigenmarke Orlando im Angebot nicht nur für schwäbische Rennrad-Realisten TRAUM UND WIRKLICHKEIT Rotor und Rowona zwei Beispiele für viele: Fahrradmarken, von Händlern gegründet und aufgebaut. Meistens mit nur regionaler Bedeutung, selten funkelnde Preziosen im High-End-Bereich. Eher stellen Fachhändler solide, gut gemachte Mittelklasse auf die Räder. Robust, langlebig und mit bewährter Technik, die wenig Probleme macht. Schließlich stehen sie mit ihren eigenen Namen für die Qualität der Räder gerade und wer hat schon gern unzufriedene Kunden im Laden, für die der Weg zum Fahrradgeschäft nicht weiter ist als der zum Bäcker? Also legen sich die Fachhändler bei ihren Hausmarken besonders ins Zeug. Außerdem lohnt sich das Geschäft, wenn aus dem Händler ein Hersteller wird, dem Zulieferer auf einmal viel bessere Konditionen einräumen. So deutlich will das natürlich keiner zugeben aber eine starke Triebfeder für die Kreation einer Eigenmarke ist die bessere Ertragslage auf jeden Fall. Schließlich fällt (mindestens) eine Vertriebsstufe auf dem Weg zum Käufer weg. Ein Indiz dafür mag auch sein, dass die meisten Händler mit der Eigenmarke ihr Sortiment nach unten abrunden. Roland Wolbold, Stuttgarter Radhändler mit legendärem Ruf über den Stadtkessel hinaus, sagt denn auch staubtrocken: Wer Kult will, wird auf meinem Rad nicht glücklich. Wolbold, der auch Top-Räder von Pinarello, Principia oder Colnago verkauft, nennt seine Marke Orlando. Das sind Räder für Leute, die nicht immer das neueste Modell fahren müssen und auf besonders leichte Rahmen verzichten können, sagt der 58-Jährige. Aber da der Rahmen recht günstig ist, bekommt man fürs gleiche Geld eine hochwertigere Ausstattung. Klaus-Dieter Lieb in Hamburg und Carsten Merz in Jena haben ihr Rad-Sortiment ähnlich strukturiert. Neben etablierten Marken wie Bianchi, Trek oder Scapin runden Räder ihrer Haus-Labels das Preisspektrum nach unten ab und besetzen Nischen, welche die Markenhersteller frei gelassen haben. Carsten Merz, der sich seinen Traum vom eigenen Radladen in einer ehemaligen evangelischen Buchhandlung im Jenaer Stadtzentrum erfüllt hat, nennt seine Marke Mind Movie. Er sagt: Bei mir bekommt man individuell aufgebaute Räder ab 32 T O U R 5/2003

4 1.000 Euro. Die bestehen aus einem Alu-Rahmen für 320 Euro, Shimanos 105-Gruppe, selbstgemachten Laufrädern, Pedalen auf Einsteiger-Niveau und Flite-Sattel. Ebenso wichtig wie das Preis-Leistungsverhältnis aber sind Service und Lieferfähigkeit. Der ehemalige Student der Psychologie kennt die Kundenwünsche und da steht ganz weit oben: anschauen, kaufen, mitnehmen. Wenn dann ein Markenrad in der gewünschten Rahmenhöhe nicht am Lager ist, bekommen die Mind-Movie-Renner ihre Chance: Ich kann immer jedes Modell in jeder Rahmenhöhe anbieten. Hat Merz den Käufer an der Angel, schiebt er weitere Argumente nach, damit er endgültig anbeißt. Der Kunde kann aus vierzig verschiedenen Farben auswählen, sagt er, und sogar Maßrahmen sind möglich. Den kann der Rennradkäufer dann zwar nicht mehr gleich mitnehmen aber im guten Gefühl, ein individuelles Rad zum günstigen Preis zu bekommen, ist das eventuell gar nicht mehr so wichtig. BEGRENZTER SPIELRAUM Klar: Wer sein Geschäft so betreibt, kann nicht selbst mit der Lötlampe an der Rahmenlehre stehen und Rohre löten. Händler mit Eigenmarken sind eher Kaufleute als Konstrukteure, und sie spinnen mehr oder weniger routiniert mit am weltumspannenden Netz der Fahrradindustrie. Wenn ein Händler wie Merz über ein gut sortiertes Lager verfügt, spricht das für betriebswirtschaftliche Kompetenz und gut organisierten Materialfluss. Entwicklungsarbeit, technischen Fortschritt und Produktinnovationen überlassen sie den Großen der Branche. Die Händler-Hersteller bestimmen zusammen mit Großhändlern höchstens über Details wie Anlötsockel oder Ösen für die Zugverlegung. Viel mehr Spielraum bleibt für sie nicht in diesem weltweiten Business, das Fahrräder nach Containern abrechnet. Das muss freilich kein Nachteil sein, wenn es um ordentliche Räder zu günstigen Preisen geht. Die Rahmen von Rotor und Mind Movie beispielsweise stammen vom Rahmenbauer Fort aus Tschechien. Ralf-Rüdiger Falk vom deutschen Fort-Importeur und Großhändler Raco, lobt die Zusammenarbeit: Wir stehen in direktem Kontakt, verhandeln kleine Details direkt am Telefon, Stückzahlen können wir variabel gestalten. Auch mit einer Bestellung von zwanzig Rahmen ist er ein gern gesehener Kunde, drei bis vier Wochen nach der Order kann er die Ware in Empfang nehmen. Zum Charakter der Räder passend, montieren die Händler preiwerte und bewährte Komponenten Campagnolos Veloce-Gruppe oder Shimanos 105-Ensemble. Teurere Teile dürfen sein, billigere lieber nicht. Der Hamburger Klaus-Dieter Lieb stattet seine Eigenmarke Kennbro nur ungern mit Shimanos Sora-Gruppe aus. Die sei doch eher was zum Brötchen holen, aber nicht fürs ernsthafte Training. Das passt auch nicht an ein Rennrad, das auf Zuverlässigkeit getrimmt ist, sagt Lieb. Kaum ein Händler steckt außerdem Systemlaufräder in seine Rahmen. Zweifellos ist es eine Frage des Preises, wenn die Händler lieber eigene Laufräder mit Standardmaterial einspeichen auch wenn Mind-Movie-Chef Carsten Merz den Aspekt der Haltbarkeit stärker betont sehen will: Was nützen mir teure Leichtbau-Laufräder mit wenig Speichen, wenn ich bei jedem Schlagloch Angst ums Material haben muss. Ist doch schade ums viele Geld, behauptet er. Merz warnt allzu eifrige

5 Tuning-Freaks auch ausdrücklich vor Carbon-Sattelstützen. Wenn man die Sattelklemmung zu fest zieht, kann der Schaft beschädigt werden und bei Belastung irgendwann brechen. Rolf Wolfshol macht sich am liebsten selbst ein Bild: Wenn mir ein Vertreter neue Teile zeigt, baue ich die an mein eigenes Rad und fahre damit rüber nach Belgien. Spätestens auf den Pavés zeigt sich dann, ob s hält. Das hört sich durchaus verantwortungsund problembewusst an, aber so ganz auf der Höhe der Zeit zeigt sich keiner der Händler, wenn s um Themen wie Gewährleistung und Produkthaftung geht. Seit der Schuldrechts- Reform sind die Händler alleiniger Ansprechpartner der Kunden im Schadensfall. Bei der zweijährigen Gewährleistungals stehen sie als Hersteller ihrer Eigenmarken gleich doppelt und unausweichlich in der Verantwortung (siehe auch Ihr gutes Recht, Seite 60). Ob sie Bei Klaus-Dieter Lieb gibt s die Eigenmarke Kennbro und viel Liebe zum Radsport. Sein Laden in Hamburg wurde zur Keimzelle eines neuen Radsportvereins DIE RÄDER KENNBRO CYCLES Bisher bietet Klaus-Dieter Lieb lediglich ein Rennrad-Modell der Eigenmarke Kennbro an, für die kommende Saison sind aber zwei neue Modelle mit höherwertigen Rahmen von Kinesis geplant. Das Testrad basiert auf einem sauber und haltbar pulverbeschichteten Rahmen mit tropfenförmigem Unterrohr. Voluminöse und wandstarke Alu-Rohre machem den knapp zwei Kilo schweren Rahmen steif empfehlenswert auch für sehr athletische Fahrer. Die müssen sich allerdings ordentlich strecken, wenn sie den Lenker erreichen wollen, denn das Oberrohr misst 1,5 Zentimeter mehr als die Rahmenhöhe. Das Fahrverhalten ist bei 73 Grad Lenkwinkel und 5,7 Zentimeter Nachlauf ausgewogen. In klassischen Steuerlagern dreht sich eine Kinesis-Carbon- Gabel mit 1-1/8-Zoll-Aluschaft. Bei der Ausstattung verlässt sich Lieb auf Campagnolos bewährte Mittelklasse-Gruppe Centaur und ergänzt sie mit Campas preiswertesten Systemlaufrädern vom Typ Scirocco G3. Preis: Euro; Gewicht Rad: 9,6 Kilo; Gewicht Rahmen/ Gabel: 1.907/543 Rahmenset: 39 Gesamtpunktzahl: 76 Eigentlich eine gute Basis für viele unbeschwerte Kilometer wenn nicht viele Montagemängel am Testrad Ärger verursacht hätten: Mit dem Spreizkonus im Aluschaft ließen sich die Lenklager nicht justieren. Der hintere Bremszug war zu kurz abgelängt, bei Lenkeinschlag blockierte die Bremse. Das eingeklebte Innenlager ist sehr wartungsunfreundlich, bei der Demontage gingen einige Gewindegänge im Tretlagergehäuse kaputt. Eigentlich kauft man beim Fachhändler, um genau solchen Ärger zu vermeiden. FAZIT: Schönes, solides Rad, aber gravierende Montagemängel. MIND MOVIE RO.ZONA Carsten Merz von Radsport Ritzel aus Jena bietet ein reichhaltiges Sortiment an Rennrädern an: Stahl oder Aluminium, Sloping- oder klassische Geometrie. Etwa 40 verschiedene Farbtöne stehen zur Auswahl. Lieferant ist Fort Frames in Tschechien, der auch die sehr saubere und widerstandsfähige Pulverbeschichtung übernimmt. Das Testmodell aus Stahl basiert auf einem Columbus-Zona-Rohrsatz mit tropfenförmigen Rohren, die sorgfältig verarbeitet sind. Die Steifigkeitswerte liegen auf stahltypischem Niveau. Im Steuerrohr dreht sich eine Carbon-Gabel mit 1-1/8-Zoll- Preis: Euro; Gewicht Rad: 9,4 Kilo; Gewicht Rahmen/ Gabel: 1.960/559 Rahmenset: 33 Gesamtpunktzahl: 74 Alu-Schaft im vollintegrierten Lenklager von Campagnolo. Im Verhältnis zur Rahmenhöhe ist das Oberrohr kurz gewählt, was eine eher aufrechte, komfortable Sitzposition ermöglicht. Die Lenkeigenschaften sind aufgrund der gemäßigten Geometrie ausgewogen. Für die Ausstattung wählte Merz Road-Runner- Mach-1-Felgen, die sich sauber zentriert mit 32 Speichen vorne wie hinten um Campagnolos Centaur-Naben drehen. Die Antriebseinheit stammt komplett aus dem gleichen Ensemble und funktioniert tadellos. Vorbau und Lenker in Oversized-Bauweise steuert ITM bei, die Sattelstütze ist aus Ritcheys Pro-Serie. Komplettiert wird das Angebot durch Selle Italias Turbomatic 4, eine Weiterentwicklungdes Sattel-Klassikers Turbo, sowie Look-Pedale mittlerer Qualität vom Typ PP357. FAZIT: Individueller Stahlrenner, sauber verarbeitet, gut gewählte Komponenten, fairer Preis. 34 T O U R 5/2003

6 dieser auch gerecht werden, kann letztlich nur der Einzelfall weisen aber dass keiner der besuchten Händler seinen Rädern eine gesetzlich vorgeschriebene Bedienungsanleitung beilegt, deutet zumindest auf Schwächen im Detail. Schulterzucken und der Verweis auf ihre hohe Kompetenz bei Beratung und Montage helfen da nicht weiter, zumal, wenn ein schlecht montiertes Testrad wie das Kennbro diese Kompetenz auch noch untergräbt. Wenigstens Roland Wolbold räumt selbstkritisch ein: Da liegt wohl einiges im Argen. MITTEN IN DER SZENE Bislang sind freilich auch noch nicht viele Käufer mit der relativ neuen Rechtslage vertraut. Bei einem so emotionalen Produkt wie einem Rennrad schiebt man Gedanken an das, was damit passieren kann, ohenhin gerne in den Hintergrund. Die Händler sollten diese Schonfrist nutzen und nachbessern, solange andere Aspekte ihre Marken neben dem Preis attraktiv und begehrt machen. Wichtig ist vielen Rennrad-Fans das Umfeld, der individuelle Anspruch, der direkte Kontakt zum Händler, mit einem Wort: die Szene. ORLANDO Bei der Rahmenbasis vertraut Roland Wolbold auf einen schlichten, aber fahrstabilen und verwindungssteifen Kinesis-Rahmen. Selbst in der größten Rahmenhöhe von 65,5 eignet er sich für große und schwere Fahrer. Beim Testkandidaten in Rahmenhöhe 59,5 misst das Oberrohr einen Zentimeter weniger und das Steuerrohr ist lang gewählt. Dadurch kommt der Lenker ohne viele Spacer in eine erhöhte Position, der Radler kann relativ aufrecht und entspannt Platz nehmen. Steuerlager und Gabel wählt Wolbold unter dem Aspekt der Zuverlässigkeit aus, in klassischen Lenklagern von Campagnolo dreht sich die bewährte Kinesis-Gabel aus Aluminium mit 1-1/8-Zoll Schaftdurchmesser. Die in der Ausführung fast perfekte Pulverbeschichtung schützt den Rahmen zuverlässig vor Kratzern. Nur das nicht mittig auf dem Oberrohr aufgebrachte Dekor stört. Bei einem Nachlauf von 5,3 Zentimetern fährt sich das Orlando ausgewogen. Bis auf Lenker, Vorbau und Sattel Preis: Euro; Gewicht Rad: 9,2 Kilo; Gewicht Rahmen/ Gabel: 1.875/618 Rahmenset: 40 Gesamtpunktzahl: 84 verbaut Wolbold ausschließlich Teile von Campagnolo. Die komplette hochwertige Chorus-Gruppe inklusive Sattelstütze funktioniert tadellos. Die Laufräder bestehen aus Campa-Felgen, Chorus-Naben, 32 DT-Speichen und Contis Grand-Prix-3000-Reifen. Die Bremsen montiert Wolbold zwar entsprechend der DIN-Norm, aber dennoch ungewohnt: Das Orlando trägt den Bremshebel fürs Vorderrad rechts am Lenker. FAZIT: Solide und zuverlässig. Wolbold bietet nur einen Basisrahmen an, dafür aber sehr viele Rahmenhöhen.

7 Sie präsentiert sich ungemein vielfältig. Hinter der unscheinbaren Fassade von Rolf Wolfshohls Laden wird der Rennsport vergangener Tage lebendig. Große und kleine Bilder, mehrere Regalmeter Pokale, Trikots, Wimpel und Mützen künden davon, dass hier ein einstmals Großer des Sports seine bürgerliche Existenz aufgebaut hat. Noch heute ist der knorrige Kölner eng mit der Szene verbunden, wird besonders dann streitlustig, wenn es um seine Leidenschaft geht, den Querfeldeinsport. Wenn er sich mal wieder in einer endlosen Diskussion verliert, schaut seine Frau ein wenig streng; und bringt dann doch Kaffee und Plätzchen, während nebenan die Kunden bei der Inspektion ihres Rowona-Renners zuschauen. Bei Generator können die Kunden selber schrauben, die Inhaber bieten kostenlose Kurse an, die vor allem bei Frauen sehr beliebt sind. Eigenmarke konsequent: Auf allen Rädern, die Rolf Wolfshohl verkauft, steht auch Rolf Wolfshohl drauf vom Kinderrad bis zum selbstlaminierten Carbon-Renner DIE RÄDER Preis: Euro; Gewicht Rad: 8,7 Kilo; Gewicht Rahmen/ Gabel: 2.018/500 Rahmenset: 35 Gesamtpunktzahl: 76 ROTOR MATEX 9.1 Schon optisch hebt sich das Matex 9.1 vom Generator-Team von den anderen Testkandidaten ab: Unter- und Sattelrohr des schweren und mit ausreichend Steifigkeitsreserven versehenen Rahmens sind tragflächenartig geformt, das tropfenförmige Oberrohr fällt nach hinten ab. Die Sattelstütze wurde dazu passend in Aero- Optik gewählt. Leider hält sie nicht zuverlässig in der integrierten Sattelklemmung. In dem teilintegrierten Lenklager dreht sich eine Columbus-Carvé-Vollcarbon-Gabel. Das Fahrverhalten ist ausgesprochen agil. Die etwas militärisch anmutende Farbgebung Schwarz und Khaki trifft in diesen Zeiten vielleicht nicht unbedingt den Geschmack friedliebender Rennrad-Fahrer, aber die Leipziger bieten eine große Auswahl weiterer Lackierungen an. Immerhin fügt sich Shimanos schwarze 105- Gruppe gut ins Bild und wird durch eine schwarze FSA-Kurbelgarnitur stimmig ergänzt. Ton in Ton sind auch die handgespeichten und gut zentrierten Laufräder. Sie basieren auf CXP-33- Felgen von Mavic, 32 DT-Aero-Speichen und Naben aus dem Hause American Classic. Lenker und Vorbau stammen aus Ritcheys bewährter Pro-Serie, Selle Italias leichter SLR-Sattel trägt zum niedrigen Gesamtgewicht von nur 8,7 Kilogramm bei. FAZIT: Optisch eigenständiger, agiler Renner, gut gewählte Komponenten, sechs weitere Rennrad- Modelle im Sortiment. ROWONA HURRICANE Bei Rolf Wolfshohl reicht das Rennrad-Sortiment vom Einsteiger-Modell mit Veloce-Ausstattung für 850 Euro über Cross-Renner bis zum Eigenbau-Carbon-Monocoque mit Record-Ausstatung für Euro. Sein Testmodell heißt Hurricane und kostet Euro. Dafür bekommt man neben einer weltmeisterlichen Beratung einen Alu- Rahmen mit stark hochovalisierten Rohren, die den Rahmen extrem fahrstabil und verwindungssteif machen. Der Lack auf den Rohren ist sehr haltbar, könnte an den Farbübergängen aber sauberer aufgetragen sein. Der Zuschnitt des Rahmens ermöglicht eine eher aufrechte, komfortable Sitzposition, mit 5,3 Zentimetern Nachlauf fährt sich das Rad ausgewogen. Das Lenkungslager ist vollintegriert, die namenlose Gabel entspricht mit Carbonscheiden und Alu- Schaft dem Standard in dieser Preisklasse. Für zuverlässige Brems- und Schaltarbeit ist Campagnolos Centaur-Gruppe verantwortlich. Die sauber zentrierten Laufräder haben Preis: Euro; Gewicht Rad: 9,8 Kilo; Gewicht Rahmen/ Gabel: 1.866/648 Rahmenset: 40 Gesamtpunktzahl: Speichen und dürften auch härteste Kopfsteinpflaster-Passagen schadlos überstehen. Vorbau, Lenker und Sattelstütze tragen das Label Colorado Pro Lite und machen einen soliden Eindruck. Selle Italias Trimatic-2-Sattel fährt sich bequem. FAZIT: Solider Alu-Renner mit betont komfortabler Sitzposition und sehr haltbaren Laufrädern. Sehr viele, eng gestufte Rahmengrößen. 36 T O U R 5/2003

8 Namen, Daten, Fakten: Auftragsbearbeitung bei Wolbold (oben). Der Name Rotor ist geschützt (oben rechts). Farb- und Rahmenwahl bei Mind Movie in Jena (rechts) HERSTELLER Modell Preis Gewicht ohne Pedale Rahmen/Gabelgewicht Rahmengrößen; Testradgröße Händlernachweis www. GEOMETRIE FAHRCHARAKTERISTIK Gabel, Schaftdurchmesser (Zoll) Steuersatz, Bauart Antriebsgruppe Laufräder: Nabe/Felge Vorbau/Lenker Sattel/-stütze Pedale Antriebsgruppe(20) Laufräder und Reifen (20) Ausstattung(10) Gewicht Ausstattung (10) Gewicht Rahmen &Gabel (15) Fahrstabilität (15)/Messwert Kraftübertragung (15)/Messwert Komfort (15) Lack / Finish (5/5) GESAMT(130) Roland Wolbold, der sich auf dem Firmenschild anerkannter Radologe nennt, schafft sich seine Aura durch schwäbische Sturheit, gepaart mit umwerfendem Charme. KENNBRO CYCLES Euro 9,6 Kilo 1.907/543 Gramm 46 bis 64; je 2 cm; 56 Zweiradshop Lieb Telefon 040/ zweiradshop-lieb.de 6,8 73,8 40,9 57,5 73,2 55,9 101,0 60,0 4,2 5,7 ausgewogen Kinesis Carbon, 1-1/8 FSA Orbit, teilintegriert Campagnolo Centaur 2x10 Campagnolo Scirocco G3 ITM Millenium/dito Selle Italia XO/Ritchey keine (94,9 Nm/ ) 13 (104,5 Nm/ ) 1 5/4 76 MIND MOWIE RO.ZONA Euro 9,4 Kilo 1.960/559 Gramm 50 bis 64; je 2 cm; 58 Radsport Ritzel Telefon 03641/ keine Homepage 6, ,8 56, ,0 100,2 59,5 4,3 5,7 ausgewogen Reynolds Ouzo, 1-1/8 Campagnolo, vollintegr. Campagnolo Centaur 2x10 Campa Centaur/Road Run. ITM Lite Luxe/ITM Racing S. It. Turbom./Ritchey Pro Look PP (64,0 Nm/ ) 11 (92,1 Nm/ ) 4 5/4 74 ORLANDO Euro 9,2 Kilo 1.875/618 Gramm 47,5 bis 65,5; je 2 cm; 59,5 Radsport Roland Wolbold Telefon 0711/ keine Homepage 6, ,7 Unter der Woche öffnet er seinen kleinen Laden mit der schönen alten Holzeinrichtung nur zwei Stunden am Nachmittag, samstags drei Stunden von neun bis zwölf Uhr. Und wen er nicht mag, dem verkauft er überhaupt kein Rad. Dafür fährt er mit Stammkunden mindestens einmal im Jahr auf eine mehrtägige Rennradreise in den Süden. TREFFPUNKT RADLADEN Carsten Merz bietet etwas neuzeitlicheren Service Mind-Movie-Besitzer bekommen ein Jahr nach dem Kauf alle Einstellungsarbeiten kostenlos, nur Ersatzteile müssen bezahlt werden. Um Klaus-Dieter Liebs Zweiradshop in Hamburg ist mittlerweile die RSG Blankenese entstanden. Der Club zählt zur Zeit 80 Mitglieder, in Liebs Laden finden regelmäßig Seminare zur Trainingsplanung statt. Wie viele Händler es in Deutschland gibt, die Eigenmarken führen, weiß niemand genau. Aber man darf annehmen, dass etwa fünf Prozent der rund Händler diese Geschäftsidee verfolgen, also rund 350. Die Chancen stehen also nicht schlecht, in naher Umgebung die Synthese aus Individualität, günstigem Preis und Familienanschluss zu finden. Sie können ja mal vorbeischauen. DIE RÄDER IM DETAIL 58, ,5 99,3 59,5 4,1 5,3 ausgewogen Kinesis 6061, 1-1/8 Campagnolo, klassisch Campagnolo Chorus 2x10 Campa Chorus/Montreal 3TTHE/3TForma 2 S. San Marco/Campa Cho. keine (94,0 Nm/ ) 13 (104,4 Nm/ ) 1 5/4 84 ROTOR MATEX Euro 8,7 Kilo 2.018/500 Gramm S, M, L; M (56 bis 58 cm) Generator Radsport Telefon 0341/ generator-radsport.de 6,8 74,6 40,6 56,0 74,4 56,0 98,8 58,6 4,5 4,6 wendig Columbus Carvé, 1-1/8 FSA 36, teilintegriert Shimano 105 2x9 Braxxo Classic/ M. CXP33 Ritchey Pro/Ritchey Biom. S. It. SLR/Advanced Group Shimano SPD-R (82,1 Nm/ ) 14 (111,0 Nm/ ) 2 5/2 76 ROWONA HURRICANE Euro 9,8 Kilo 1.866/648 Gramm 49 bis 64, je 1 cm; 58 Rennräder Rolf Wolfshol Telefon 0221/ rowona.de 7,0 73,2 40,7 57,5 73,3 59,5 60,1 100,5 4,5 5,3 ausgewogen Noname Carbon, 1-1/8 Shimano-Umbau, vollint. Campagnolo Centaur 2x10 Ca. Centaur/Rigida DPX Colorado/Colorado S.It. Trimatic 2/Colorado keine (96,9 Nm/ ) 14 (109,0 Nm/ ) 1 5/ T O U R 5/2003