Die Rolle der Religionen im Konflikt um Kosovo

Transkript

1 Dokumentation Institut für Religion und Frieden Die Rolle der Religionen im Konflikt um Kosovo Bericht des Forschungsaufenthaltes in Kosovo Juli 2003 Institut für Religion und Frieden beim Militärbischofsamt

2 Institut für Religion und Frieden 2004 Bräunerstraße 3 A Wien Tel.: +43/1/ FAX: +43/1/ irf@mildioz.at

3 Photoimpressionen Tag 7 Wieder in Pristina, erfahren wir von Gerda Vogl, dass wir uns nicht mit dem serbisch-orthodoxen Bischof Artemije treffen können, weil er später als erwartet von einer Reise zurückkehren wird. Wir besuchen aber die Bischofskirche in Gracanica, die in einer serbischen Siedlung liegt und wie diese ohne KFOR- Bewachung auskommt. Als letzter Gesprächspartner empfängt uns in Pristina Mufti Rexhep Boja, der Präsident der islamischen Gemeinde im Kosovo, bevor wir mit derselben Maschine und derselben Genossenschafts-Projektgruppe von Pristina nach Linz zurückfliegen. Tag 1 Mit einem Transportflugzeug der Austrian Air Force, Typ Herkules, werden wir gemeinsam mit einer Gruppe von Mitarbeitern eines heimischen Kreditinstituts, die an einem Genossenschaftsprojekt arbeiten, und einigen Soldaten nach Pristina geflogen. Von dort werden wir im Bus ins österreichisch Camp "Casablanca" bei Suvareka/Suha Reka gebracht, wo wir unseren CIMIC- Verbindungsoffizier Olt Hofer sowie Militärdekan Ernst Faktor treffen und vom S2UO gleich am Abend über Sicherheitsfragen das Camp und die Region betreffend informiert werden.

4 Tag 2 Am Vormittag besuchen wir mit unserem Verbindungsoffizier und einem albanischen Sprachmittler, der uns auf fast allen unseren Fahrten begleiten würde, den albanischkatholischen Pfarrer von Letnice, einem ziemlich entlegenen Ort im Südosten Kosovos nahe der mazedonischen Grenze. Für unser Projekt ist er deswegen interessant, weil die katholische Kirche seit langem vor allem zu Maria Himmelfahrt am 15. August von Angehörigen aller drei Religionen im Kosovo besucht wird. Auch nach dem Krieg, von dem Letnice nicht allzu stark betroffen war, kommen neben den Katholiken Roma, Muslime und seit einem Jahr wieder vermehrt Serben in die Wallfahrtskirche. Viele der Kroaten, deren Vorfahren seit Hunderten von Jahren in Letnice lebten, sind während des jugoslawischen-kroatischen Kriegs Anfang der neunziger Jahre nach Kroatien gezogen. Am Nachmittag treffen wir den albanisch-katholischen Bischof Mark Sopi in Prizren, einer sehr schön gelegenen Stadt im Süden Kosovos, die lange das politische und kulturelle Zentrum der Region war.

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6 Tag 6 Tag 3 Über Prizren und Dakovica/Djakova geht es in den Osten Kosovos zum bedeutenden serbisch-orthodoxen Kloster Decani und nach Peja/Pec, einer Stadt am Fuß der Berge, die Kosovo von Montenegro trennen. In Decani, das praktisch in einem italienischen KFOR-Camp liegt und streng abgeriegelt ist, erzählt uns der Mönch Sava Janjic, während der Kosovo-Krise und einige Jahre danach enger Mitarbeiter von Artemije, dem Bischof der Diözese Raska-Prizren, und immer noch in die Öffentlichkeitsarbeit der Diözese involviert, in perfektem Englisch von der Situation der Serben im Kosovo und den Schwierigkeiten der serbisch-orthodoxen Kirche. Der albanisch-katholische Pfarrer Sopi vermittelt uns einen Eindruck über seine Arbeit und seine Einschätzung der Situation in Peja/Pec und Umgebung. Mit Gerda Vogl von der österreichischen Vertretung, dem Austrian Embassy Liaison Office in Pristina, die uns bei allen Terminen in Pristina organisatorisch unterstützt, fahren wir zum Interview mit dem kosovarischen Präsidenten Ibrahim Rugova. Aus Termingründen kommt kein Treffen mit dem Rektor der Universität in Pristina zustande. Am Nachmittag besichtigten wir das Monument am Amselfeld (Kosovo Polje) nördlich von Pristina, Zeichen für den heldenhaften Einsatz der Serben gegen die Türken und das Leiden des serbischen Volkes. Dort begann auch der politische Aufstieg Milosevics mit einer Rede bei einer großen serbischen Kundgebung am 24. April Danach besuchten wir die zweite bedeutende kroatische Enklave Janjevo, von der es ebenfalls heißt, dass die Religionsgemeinschaften hier gut miteinander auskommen. In dem malerischen, aber sehr ärmlichen Dorf mit vielen halbverfallenen Häusern leben ähnlich wie in Letnice seit Jahrhunderten Kroaten neben Albanern und Serben, viele sind aber Anfang der 90er Jahre aufgrund des politischen Drucks und wirtschaftlicher Gründe nach Kroatien ausgewandert. Leider können wir nicht mit dem Pfarrer sprechen, er ist mit den Kindern auf Ferienlager.

7 Tag 5 Am Vormittag nehmen wir an einem Gottesdienst mit Beteiligung des Schweizer Feldpredigers teil. Den Rest des Tages verbringen wir mit den Soldaten im Camp und erfahren Näheres über ihren gedrängten Tagesablauf und ihre Freizeit_gestaltung.

8 Tag 4 Nach einem Gespräch mit der Direktorin des Gymnasiums in Suvareka, das albanische Muslime und einige wenige Katholiken, aber keine Serben besuchen, fahren wir - aufgrund der Straßenverhältnisse sehr langsam - nach Velika Hoca, einer serbischen Enklave bei Orahovac/Rahovac. Unser Weg führt durch eines der am meisten zerstörten Gebiete im Kosovo. Nach der Besichtigung der kleinen, dunklen Kirche sitzen wir in einem Wohnzimmer mit nicht wenigen teils anderweitig beschäftigten Menschen und unterhielten uns mit dem Popen Milenko über die Velika Hoca, Kosovo und die serbischorthodoxe Kirche. Nach dem Interview berichtet der serbische Vertreter der Gemeinde Orahovac von politischen Hindernissen beim geplanten Wiederaufbau des nahegelegenen serbisch-orthodoxen Klosters Zociste, das wir am Rückweg besichtigen. Am Nachmittag begleiten wir eine österreichische KFOR Patrouille im Pandur in die umliegenden Gebirgsdörfer.