Inhaltserschließung II. 1. Sprache und Bedeutung
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- Sebastian Färber
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1 Inhaltserschließung II 1. Sprache und Bedeutung Natürliche Sprache dient der Kommunikation Alltagssprache oder (wissenschaftliche) Fachsprache ist unmittelbar und gut verständlich Bedeutung wird durch Kontext und Grammatik bestimmt komplizierte Beziehungen sind gut darstellbar Dokumentationssprachen dienen der Dokumentation künstliche Sprache oder normierter Ausschnitt der Alltags- bzw. Fachsprache nicht unmittelbar verständlich Bedeutung wird durch Regeln bestimmt komplizierte Beziehungen sind nur eingeschränkt darstellbar Beispiele Die Erde ist eine Scheibe. Erde / Scheibe TG1200 (Form der Erde) (Form der Erde) Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist, nachdem Letztere Erstere schlecht beurteilt haben und danach durch den Rektor die entsprechenden Konsequenzen gezogen wurden, was wiederum zu Verstimmungen im Kollegium geführt hat, eher angespannt. Lehrer / Schüler / Beurteilung / Rektor / Stimmung oder Schüler / Beurteilung / Lehrer oder Lehrer / Beurteilung / Schüler DF2600 (Pädagogische Evaluation) (Beurteilung von Lehrern und Erziehern) Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 1
2 Gegenstand Begriff Benennung Dinge und Objekte Gesamtheit der Eigenschaften oder Merkmale von Gegenständen Gegenstand Begriffsdreieck konkret oder abstrakt Wörter Notationen Begriff Benennung dieses Auto vor mir im Stau... Auto, PKW, Kombi... ist ein Gegenstand sind Benennungen für den Gegestand ein Auto ist ein motorisiertes Fahrzeug mit vier oder mehr Rädern, einer geschlossenen Karosserie, zwei oder mehr Sitzplätzen... ist der Begriff vom Gegenstand Auto Die Funktionen der Sprache Das Planetensystem hat als Mittelpunkt die Sonne, einen Fixstern von eher durchschnittlicher Größe, um den sich die Planeten in leicht elipsoiden Bahnen drehen. Darstellen, d.h. für Etwas stehen, Etwas symbolisieren (Symbol) Heute fühl ich mich gar nicht gut. Ausdruck in Abhängigkeit vom Sprecher (Symptom) Vielleicht hörst du lieber zu, es könnte ja wichtig sein. Appell an einen Angesprochenen (Signal) Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 2
3 Die Elemente der Sprache Phonem = kleinstes bedeutungsunterscheidendes Lautmerkmal Maus - Haus; Mantel - Hantel Morphem = kleinste bedeutungstragende Einheiten einer Sprache Be-haus-ung, haus-en, Haus-ierer Wort = bedeutungstragende Einheiten der Sprache, bestehend aus einzelnen Morphemen oder einer Kombination mehrerer Morpheme; abstrakt lexikalisch: Haus [Substantiv; Gebäude] Maus [Substantiv; 1. Tier, 2. PC-Bediengerät] hausen [Verb, umgspr. für wohnen] Wortform = Erscheinungsformen von Wörtern in der Sprache; Zuordnung zur lexikalischen Einheit, z.b.: Haus, Häuser, Hauses, Häusern etc. hausen, hausend Wörter können im Satz ausgetauscht werden und Satzglieder bilden: Der Mond ist aus grünem Käse. Der Mond ist aus gelbem Käse. Satzteil, Syntagma = bedeutungstragende, selbstständige Teile eines Satzes Hans schläft. (Subjekt und Prädikat) Hans schläft stundenlang in meiner Vorlesung. (Subjekt, Prädikat, Objekt) Satz = Wortfolge mit mindestens einem Objekt (Subjekt) und einem Prädikat Studenten lieben lange Vorlesungen. Text = Aufeinanderfolge von mindestens zwei sprachlichen Äußerungen (Sätzen) Der Mond ist aus grünem Käse. Studenten lieben lange Vorlesungen. Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 3
4 Wortarten des Deutschen Substantiv/Nomen Heuschrecke, Computer, Langeweile Artikel bestimmt: der, die, das unbestimmt: ein, eine, ein Pronomen Personalpronomen: er, sie, es Demonstrativpron.: dieser, diese, dieses Possessivpronomen: mein, dein, sein Relativpronomen: der, die, das Numeral eins, zwei, drei (Kardinalzahlen) erster, zweiter, dritter (Ordinalzahlen) Adjektiv groß, lang, dunkel Verb lernen, arbeiten haben, werden, sein (Hilfsverben) können, sollen, müssen, dürfen, mögen, wollen (Modalverben) Adverb heute, vorhin, rechts, ungefähr, hoch Präposition an, auf, hinter, vor Konjunktion und, oder (koordinierend) weil, nachdem (subordinierend) Interjektion oh, au, ach einfache Wörter (Simplizia) Morphologie Wörter und ihre Bestandteile FM) Uhr (Kernmorphem, KM) Uhr - en (KM und Flexionsmorphem, Ableitungen (Derivationen) Ver - bind - ung - en (KM, ggf. FM und Wortbildungsmorphem(e)) Komposita (mind. 2 KM, ggf. FM, DM und ggf. Fugenelement) Uhr - en - ver gleich - s - test Wortbildung erfolgt z.b. durch Hinzufügung von Präfixen und Suffixen zum Wortstamm ver - walt - en Ver - walt - ung Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 4
5 Syntax Semantik Pragmatik Satz mich einem Syntax korrekte macht zu. Syntax Korrekte Syntax macht mich zu einem Satz. Syntax beschäftigt sich damit, wie Wörter zu korrekten Sätzen zusammengefügt werden, legt die strukturelle Rolle der Wörter in Sätzen fest. Diese Bedeutung ist ohne Satz sinnlos. Semantik Dieser Satz ist ohne Bedeutung sinnlos. Semantik beschäftigt sich damit, welche Bedeutung Wörter haben, untersucht, wie die kombinierten Bedeutungen mehrerer Wörter in Sätzen zu Satzbedeutungen werden (Satzsemantik). Verschwinde! Soeben war es noch an seinem Platz. Hast du Hunger? Ja bitte. Pragmatik beschäftigt sich damit, welche (unterschiedliche) Bedeutung Sätze in Abhängigkeit von der Situation haben, in der sie verwendet werden, untersucht insbesondere die funktionale Bedeutung sprachlicher Ausdrücke. Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 5
6 Sprachliche Mehrdeutigkeit Synonymie es gibt verschiedene (bedeutungsgleiche) Benennungen für einen Begriff: RSWK Regeln für den Schlagwortkatalog Abkürzung Känguruh Känguru Rechtschreibung Sonnabend - Samstag regionale Unterschiede Ross, Pferd veraltete Bezeichnung Bibliothek, Library Übersetzung Bibliotheksverwaltung, Bibliothek / Zerlegung Verwaltung Quasi-Synonymie es gibt verschiedene (bedeutungsähnliche) Benennungen für einen Begriff: Bücherei Bibliothek Kiste PKW Arzt Doktor Verwandte Begriffe es existiert eine Beziehung zwischen Begriffen, die weder in einer Äquivalenzrelation noch in einer hierarchischen Relation (s.u.) zueinander stehen (Assoziationsrelation): Obst Obstbaum Bibliothek Bibliothekswesen Schiff Eisberg Die Behandlung von Quasi-Synonymen und Verwandten Begriffen in der Terminologiekontrolle muss geregelt werden: Quasi-Synonym Synonym Quasi-Synonym Verwandter Begriff Synonyme und als synonym behandelte Quasi-Synonyme werden in der Terminologiekontrolle in Äquivalenzklassen zusammengeführt. Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 6
7 Polysemie eine Benennung steht für verschiedene Begriffe, wobei sprachgeschichtlich eine Bedeutung als Ausgangspunkt erkennbar ist: Leitung Strom, Führung Krebs Krankheit, Sternbild, Tier Homonymie eine Benennung steht für verschiedene Begriffe, wobei es zufällig identische Zeichenfolgen gibt: Lehre Leere (Homophon) Tenor Tenor (Homograph) Kiefer Kiefer (Homophon und Homograph) Polyseme und Homonyme werden in der Terminologiekontrolle in der Regel gleich behandelt. Komposita im Deutschen ist es möglich, gleiche Sachverhalte (ohne Bedeutungsverlust) sprachlich unterschiedlich auszudrücken: Wetterfront mit Luft großer Kälte drei Substantive Wetterfront mit kalter Luft Substantiv-Adjektiv-Verbindung Kaltluftfront Kompositum Die Verwendung einer der drei Ausdrucksmöglichkeiten ist nicht vorhersehbar, weshalb in der Terminologiekontrolle eine bevorzugte Benennung ausgewählt werden muss. Dabei ist zu beachten: dass in Komposita bedeutungstragende Bestandteile im Wortinnern verborgen sind, dass bei der Zerlegung von Komposita häufig Oberbegriffe entstehen (Kaltluft Luft), dass Komposita eine andere Bedeutung haben können als die Summe ihrer Bestandteile (Klammeraffe, Katzengold). Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 7
8 2. Thesaurus Problem Die Dokumente einer Dokumentensammlung sollen a) verbal inhaltlich beschrieben (indexiert) werden, b) gespeichert werden und c) wiederauffindbar sein (Retrieval). Indexierung und Retrieval sollen im Prinzip d) natürlichsprachig erfolgen, e) gewährleisten, dass gleiche Themen gleich indexiert werden (begriffliche Präzision), f) durch Orientierungsmöglichkeiten in einer begrifflichen Struktur unterstützt werden. Lösungsmöglichkeiten 1. Klassifikationssystem erfüllt b), c), e), f) erfüllt a) und d) nicht 2. Abstract erfüllt a), b), c), d) erfüllt e) und f) nicht 3. Vergabe freier Schlagwörter erfüllt a), b), c), d) erfüllt e) und f) nicht Lösung: Thesaurus Ein Thesaurus im Bereich der Information und Dokumentation ist eine geordnete Zusammenstellung von Begriffen und ihren (vorwiegend natürlichsprachigen) Bezeichnungen, die in einem Dokumentationsgebiet zum Indexieren, Speichern und Wiederauffinden dient. (DIN 1463) Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 8
9 Das Prinzip Thesaurus Ein Thesaurus besteht aus einer begrenzten Sammlung von Begriffen für ein (in der Regel begrenztes) Fach- bzw. Dokumentationsgebiet. Begriffe werden in Thesauri durch Deskriptoren repräsentiert. Deskriptoren sind terminologisch kontrolliertes Vokabular der natürlichen Sprache und/oder Fachsprache. Zwischen den Begriffen werden zur begrifflichen Präzisierung und Orientierung Begriffsbeziehungen ausgewiesen. Die Darstellung der Begriffsbeziehungen erfolgt durch eine eigene Thesaurusnomenklatur. Auswahl der Begriffe / Bildung von Deskriptoren / Terminologiekontrolle (alle Beispiele aus INFODATA-Thesaurus) 1. Sammlung von Wortgut (Bezeichnungen) des Fachgebiets durch Hinzuziehung von Quellen (z.b. Fachliteratur, Wörterbücher, Register) Beispiel: EDV, ADV, Datenverarbeitung, Elektronische Datenverarbeitung, Informationsverarbeitung, Maschinelle Datenverarbeitung, EDV- Organisation, Informatik, Informationstechnologie, Computer, Automation, Mikroelektronik 2. Auswahl der für die Indexierung benötigten und geeigneten Bezeichnungen durch Terminologiekontrolle, d.h. Beseitigen von synonymen Wortformen durch Bestimmung von Deskriptoren (Vorzugsbenennungen) und Nicht-Deskriptoren (Synonyme) Beispiel: Deskriptor: EDV Synonyme: Datenverarbeitung, ADV etc. Deskriptoren und Synonyme bilden gemeinsam die Menge der möglichen Benennungen eines Begriffs, die sog. Äquivalenzklasse Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 9
10 Eliminierung von Quasi-Synonymen durch Behandlung als Synonym oder Verwandter Begriff Beispiel: Quasi-Synoynme zu EDV: Informationsverarbeitung (Synonym) Informationstechnologie (Verwandter Begriff) Synonyme sind keine Deskriptoren, Verwandte Begriffe sind Deskriptoren! Bereinigung von Homonymen oder Polysemen Aufstellen von Regeln für das Umgehen mit: Adjektiv-Substantiv-Verbindungen Komposita Phrasen Beispiel: Logisches Programmieren Informationsgesellschaft Information Retrieval System Herstellen von Relationen zwischen den Begriffen Struktur im Thesaurus / Relationierung Sinn der Relationierung Hilfsmittel zur Festlegung des begrifflichen Verständnisses des Deskriptors, Hilfsmittel zur Orientierung innerhalb der Begriffsstruktur für Erschließer und Sucher Grundlage für die Gestaltung navigierender Suchverfahren Search Down Explosion Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 10
11 Verwendete Relationen Hierarchische Relationen Abstraktionsrelation Beispiel: Künstliche Sprache Dokumentationssprache Thesaurus partitive Relation Beispiel: Thesaurus Deskriptor Assoziative Relationen Beispiel: Öffentlichkeitsarbeit Marketing Bürgerinformation Polyhierarchie im Thesaurus liegt vor, wenn ein Begriff mehrere Oberbegriffe haben kann Beispiel: Dokumentationssprache Ordnungssystem Polydimensionalität Thesaurus liegt vor, wenn sich für einen Begriff je nach dem Unterteilungsgesichtspunkt (Aspektierung) verschiedene Gruppen von Unterbegriffen ergeben Beispiel: Film Stummfilm Kriminalfilm Schwarzweißfilm Spionagefilm Farbfilm Liebesfilm Zeichentrick Problemfilm nach Technik nach Genre Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 11
12 Struktur im Thesaurus / Darstellung der Begriffsbeziehungen Bibliothekswissenschaft OB Informationswissenschaft UB Bibliographiekunde VB Bibliothekswesen Deskriptor Fachinformation BF Wissenschaftlich-technische Information OB Information VB Bibliothekswesen Hierarchische Relation OB Oberbegriff UB Unterbegriff Information UB Fachinformation VB Informationsprozeß VB Informationswissenschaft Informationswissenschaft BF Theorie der Information OB Wissenschaft und Technik UB Bibliothekswissenschaft VB Fachinformation VB Information Verwandter Begriff VB Synonym BF Benutzt für BS Benutze Synonym Theorie der Information Deutsch Englisch BS Informationswissenschaft BS USE Wissenschaft und Technik UB Informationswissenschaft VB Forschung BF OB UB UF (Used for) BT (Broader Term) NT (Narrower Term) Wissenschaftlich-technische Information VB RT (Related Term) BS Fachinformation Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 12
13 Zusätzliche Informationen im Thesaurus Erläuterungen (Scope Notes) Hinweise zum spezifischen Gebrauch eines Deskriptors, insb. auch im Vergleich mit dem gleichlautenden Begriff der natürlichen Sprache (beschränkt auf den Geltungsbereich Thesaurus) Gestaltung im Sinne von visueller Gestaltung; stets in Verbindung mit vorangestelltem Bezugsdeskriptor Definitionen Begriffdefinitionen, die für das Fachgebiet allgemeine Gültigkeit haben (d.h. über den Thesaurus hinaus gelten) Informationsrecht Recht des freien Zugangs zu Informationen Notationen eines Klassifikationssystems, zur zusätzlichen systematischen Erschließung der Thesaurusbegriffe Übersetzungen Einführungs- bzw. Änderungsdatum Identnummer des Deskriptors Literatur Burkart, Margarete: Thesaurus. In: Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation: ein Handbuch zur Einführung in die fachliche Informationsarbeit. 4.Aufl. Hrsg.: M. Buder u.a. München S DIN 1463, Teil 1: Erstellung und Weiterentwicklung von Thesauri. Einsprachige Thesauri. Berlin Gödert, Winfried: Thesaurus: Konzeption und Grundlagen zur Strukturierung. In: Gödert, Winfried: Einführung in Probleme und Methoden der inhaltlichen Dokumenterschließung: Texte und Materialien. Köln S Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 13
14 3. Gleichordnendes vs. Syntaktisches Indexieren (nochmal) Begriffsbeziehungen Baum Obstbaum Apfelbaum Beziehung existiert unabhängig von konkreten Dokumenten a priori-beziehung Apfelbaum / Schädlingsbekämpfung Beziehung wird erst auf der Ebene konkreter Dokumentinhalte geschaffen a posteriori-beziehung A priori-beziehungen resultieren aus Begriffsdefinitionen auf der Bedeutungsebene, sind deshalb semantische Relationen Semantische Beziehungen werden im Erschließungsinstrument berücksichtigt, z.b. innerhalb von Klassifikationen oder im Thesaurus als hierarchische Relationen Äquivalenzrelation Assoziationsrelation Syntax und Semantik A posteriori-beziehungen resultieren aus dem Zusammentreffen von Begriffen im gemeinsamen Kontext, sind syntaktische Relationen Syntaktische Beziehungen werden entweder auf der Ebene des Erschließungsinstruments berücksichtigt z.b. Adjektiv-Substantiv-Verbindungen im Thesaurus Präkombinierte Klassen im Klassifikationssystem oder durch die Erschließung ausgewiesen syntaktische Indexierung Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 14
15 Präkoordination und Postkoordination Dokumente können einfache Sachverhalte (Das große Geier-Buch) oder komplexe Sachverhalte (Die Atmung des Geiers) behandeln. Einfache Sachverhalte können mit einfachen Termen erschlossen werden (Geier) oder mit zusammengesetzten Termen (Gelbschwanzgeier); zusammengesetzte Terme sind sprachlich präkombinierte Begriffe. Komplexe Sachverhalte, d.h. Sachverhalte mit (evtl. mehreren) Beziehungen zwischen (evtl. mehreren) Begriffen können auf unterschiedliche Weise in der Erschließung berücksichtigt werden: 1. Gar nicht, d.h. es wird in der Erschließung darauf verzichtet, syntaktische Relationen auszuweisen; Deskriptoren oder Schlagwörter stehen dabei gleichrangig beim Dokument gleichordnende Indexierung Die Atmung des Grünschwanzadlers bei der Mausjagd wird dann evtl. zu Grünschwanzadler oder Grünschwanzadler Atmung Jagd Jagd Maus Maus Atmung Einzelne Sachverhalte werden ungeachtet der Beziehungen zwischen ihnen beim Dokument aufgeführt, komplexe Sachverhalte dadurch zerlegt. Für die Suche bedeutet dies: In der Erschließung nicht kombinierte Sachverhalte müssen durch Zusammenführung in der Suchanfrage in Beziehung gebracht werden: z.b. Grünschwanzadler AND Jagd Gleichordnende Indexierung erfordert eine Synthese komplexer Themen in der Suche postkoordinierende Indexierung Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 15
16 2. Präkoordinierende Indexierung d.h. durch die Erschließung wird versucht, komplexe Sachverhalte als einen Sachverhalt zu erschließen: Die Atmung des Grünschwanzadlers bei der Mausjagd wird zu Grünschwanzadler; Atmung; Maus; Jagd oder Grünschwanzadler; Maus; Jagd; Atmung dabei wird das gesamte Indexat zum Indexterm (bei gleichordnender Indexierung wird jedes Indexat Indexterm) Falls nicht nur die einzelnen Sachverhalte des komplexen Themas koordinierend erschlossen werden, sondern auch die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen berücksichtigt werden sollen, handelt es sich um syntaktische Indexierung Syntaktische Indexierung berücksichtigt im Beispiel Die Atmung des Grünschwanzadlers bei der Mausjagd wer hier wen jagt und wessen Atmung gemeint ist Möglichkeiten zur Darstellung syntaktischer Relationen 1. Reihenfolge der Sachverhalte die Reihenfolge der Elemente erzeugt keine eindeutigen Indexate: Grünschwanzadler; Atmung; Maus; Jagd Grünschwanzadler; Maus; Jagd; Atmung (vgl. Regeln für den Schlagwortkatalog) Für die Erzeugung einheitlicher Reihenfolgen können Standards wie PGSZF (Person, Geogr., Sache, Zeit, Form) oder PMEST (Personality, Matter, Energy, Space, Time) festgelegt werden. Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 16
17 2. Rollenoperatoren Die syntaktische Indexierung des Beispiels Die Atmung des Grünschwanzadlers bei der Mausjagd erfordert die Festlegung von mindestens den folgenden Eigenschaften: ist das Subjekt einer Handlung (S) ist das Objekt einer Handlung (O) ist eine Handlung/ein Prozess (p) gehört zu Subjekt, gehört zu Objekt (ps), (po) Ergebnis: (S) Grünschwanzadler / (ps) Atmung / (ps) Jagd / (O) Maus Zahl und Art der zu berücksichtigenden Rollenoperatoren sind abhängig von der gewünschten Tiefe der syntaktischen Indexierung; zweckmäßig sind sicher noch Operatoren für Ort, Form, evtl. auch Gesichtspunkt etc. Für die Erzeugung präkoordinierter syntaktischer Indexate sind Regeln für die Reihenfolge der Elemente nötig sowie Verfahren zur Erzeugung von Registereinträgen. Präkoordination und Ordnung Präkoordinierte Indexate müssen genutzt werden können in 1. konventionellen Katalogen oder Bibliografien 2. elektronischen Such- und Retrievalumgebungen 1. Präkoordinierte Indexate und konventionelle Ordnungsverfahren Anforderungen: aus dem Indexat sollen Registereinträge generiert werden (möglichst maschinell) alle Registereinträge sollen die volle Information transportieren, d.h. aus sich heraus verständlich sein Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 17
18 Vergleich verschiedener Verfahren zur Registererzeugung Die Ausrottung des Gelbschwanzgeiers in den Anden durch den Luchs Anden / Luchs / Ausrottung / Gelbschwanzgeier 1. Rotationsregister Anden / Luchs / Ausrottung / Gelbschwanzgeier Luchs / Ausrottung / Gelbschwanzgeier / Anden Ausrottung / Gelbschwanzgeier / Anden / Luchs Gelbschwanzgeier / Anden / Luchs / Ausrottung 2. Regeln für den Schlagwortkatalog Anden / Luchs / Ausrottung / Gelbschwanzgeier (Grundkette) Luchs / Ausrottung / Gelbschwanzgeier / Anden Ausrottung / Luchs / Gelbschwanzgeier / Anden Gelbschwanzgeier / Ausrottung Luchs / Anden 3. Chain Indexing Anden / Luchs / Ausrottung / Gelbschwanzgeier (Ausgangskette) Gelbschwanzgeier / Ausrottung / Luchs / Anden siehe Anden / Luchs / Ausrottung / Gelbschwanzgeier Ausrottung / Luchs / Anden siehe Anden / Luchs / Ausrottung Luchs / Anden siehe Anden / Luchs Achtung! Chain Indexierung erzeugt lediglich Verweisungen zu jedem Indexterm, keine dokumentspezifischen Registereinträge. Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 18
19 2. Präkoordinierte Indexate in elektronischen Suchumgebungen In der Regel müssen sich präkoordiniert erschlossene Dokumente den Spielregeln des postkoordinierenden Retrievals unterwerfen, d.h. findet das Dokument Ausrottung AND Luchs Die Ausrottung des Luchses im südlichen Westerwald über Westerwald / Luchs / Ausrottung aber auch Die Ausrottung des Gelbschwanzgeiers in den Anden durch den Luchs über Anden / Luchs / Ausrottung / Gelbschwanzgeier Alternativ kann durch eine der Registermethoden ein elektronisches Register mit darauf aufsetzender Indexsuche angeboten werden: Luchs Luchs Luchs / Atmung Luchs / Ausrottung Luchs / Ausrottung / Gelbschwanzgeier / Anden Luchs / Ausrottung / Harz Luchs / Ausrottung / Westerwald Luchs / Bolivien Für präkoordiniert und mit Rollenoperatoren syntaktisch erschlossene Dokumente (S) Grünschwanzadler / (ps) Atmung / (ps) Jagd / (O) Maus müssen entsprechende spezielle Suchmöglichkeiten bereit gestellt werden, sonst ist der in die syntaktische Indexierung geflossene Aufwand nicht nutzbar. Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 19
20 4. Regeln für den Schlagwortkatalog 1. Tripps, Johannes: Das handelnde Bildwerk in der Gotik Das handelnde Bildwerk in der Gotik : Forschungen zu den Bedeutungsschichten und der Funktion des Kirchengebäudes und seiner Aussstattung in der Hoch- und Spätgotik / Johannes Tripps Berlin : Mann, S. : zahlr. Ill. Zugl.: Heidelberg, Univ., Habil.- Schr., ISBN Kirchenbau / Plastik / Mechanisches Kunstwerk / Kirchenfest / Bilderverehrung / Geschichte Gotik / Kirchenbau / Plastik / Mechanisches Kunstwerk / Kirchenfest / Bilderverehrung Gotik / Statue / Bewegung / Gottesdienst / Kirchenfest Statue / Bewegung / Szene / Gottesdienst / Kirchenfest / Geschichte [ 9; 13,1; 13,2; 13,4; 301; 304; 305; 305,1; 305,2; 401; 403,2; 408, 408a] 2. Atomic, molecular, and optical physics Atomic, molecular, and optical physics / ed. by F. B. Dunning... San Diego [u.a.] : Acad. Press. (Experimental methods in the physical sciences ; 29) Atomphysik / Methode Molekülphysik / Methode Optik / Methode Atomphysik / Aufsatzsammlung [ 13,4; 301; 304; 305,1; 501; 502; Anlage 6] Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 20
21 3. Der Einfluss von Wagners Meistersinger auf das Werk von Karl Marx Wagner, Richard / Die Meistersinger von Nürnberg / Marx, Karl <Komponist> 4. Das Leben Katharina von Aragoniens unter besonderer Berücksichtigung ihrer Lyrik seit 1520 Katharina <England, Königin, > / Biografie Katharina <England, Königin, > / Lyrik / Geschichte Auswirkungen des Bevölkerungswachtums im englischsprachigen Teil des Schlaraffenlands auf die Ausdehnung der Wüste Gobi Schlaraffenland / Englisches Sprachgebiet / Bevölkerungswachstum / Gobi / Ausdehnung 6. Die Expedition der Wikinger über den Kungsleden in die Sierra Nevada Wikinger / Expedition / Kungsleden / Sierra Nevada <Andalusien> 7. Die Arbeitsbedingungen von Souffleusen beim Lesen von Kinder- und Jugendliteratur Souffleuse / Arbeitsbedingungen / Lesen / Kinderliteratur Souffleuse / Arbeitsbedingungen / Lesen / Jugendliteratur 8. Die Immunität bedrohter Fische gegen Ampicillin bei Schnupfen in der Umweltschutzpolitik und in der HNO-Praxis Fische / Bedrohte Tiere / Rhinitis / Immunität <Medizin> / Ampicillin / Umweltpolitik Fische / Bedrohte Tiere / Rhinitis / Immunität <Medizin> / Ampicillin / Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 21
22 9. Die Berufsaussichten von Knochenhauern im Bibliothekswesen nach Absolvierung der Hilfsschule Fleischer / Beruf / Lernbehindertenschule / Bibliothek 10. Die Geschichte des Bibliothekswesens vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zu uns mit einer Prognose der Entwicklung bis zum Jahr 2010 Bibliothek / Geschichte Bibliothek / Prognose Malerei des Manierismus und Barock Manierismus / Malerei (Malerei / Manierismus?) Malerei / Barock Malerei / Geschichte (ermittelt nach Dokument!) 12. Wörterbuch für den Lateinunterricht an Grundschulen (CD-ROM- Ausgabe) Lateinunterricht / Wörterbuch / Schulbuch / CD-ROM 13. Globale Erwärmung und die Regenhäufigkeit in Wimbledon in den Jahren Erwärmung <Meteorologie> / Niederschlagsmenge / London- Wimbledon / All-England Lawn Tennis Championships / Geschichte Die rollenden Apotheke: Doping und die Tour de France 1998 Tour de France <1998> / Doping 15. Besinnungslos vor die Wand: Vorträge, gehalten auf dem 100. Deutschen Bibliothekartag 2010 vom April 2010 in Bad Raklingen Bibliothek / Kongress / Bad Raklingen <2010> Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 22
23 16. Dokumentation über den 100. Deutschen Bibliothekartag 2010 vom April 2010 in Bad Raklingen Bad Raklingen / Deutscher Bibliothekartag <2010> 17. Bibliothekarisches Fachwörterbuch Laotisch Altsächsisch Laotisch / Wörterbuch / Bibliothek / Altsächsisch 18. Die Rezeption der Walpurgisnacht in Goethes Faust in den frühen Ausgaben des Maikäfers Goethe, Johann Wolfgang von / Faust I / Walpurgisnacht / Rezeption / Der Maikäfer 19. Die Restaurierung des Jüngsten Gerichts Michelangelo <Buonarroti> / Das Jüngste Gericht / Restaurierung (als Synonym: Rom / Sixtinische Kapelle / Michelangelo <Buonarroti> / Das Jüngste Gericht) 20. Katalogisierungsregelwerke aus fünf Jahrhunderten; Ausstellung vom im Fachbereich Bibliotheks- und Informationswesen der Fachhochschule Köln Alphabetische Katalogisierung / Richtlinie / Ausstellung / Köln <1999> 21. Die Angst des Bibliothekars vor dem Regelwerk Bibliothekar / Angst / Alphabetische Katlaogisierung / Richtlinie / Belletristische Darstellung Bibliothekar / Angst / Sacherschließung / Richtlinie / Belletristische Darstellung 22. Die Liebe in den Zeiten der SWD: ein Gedichtband Liebe / Schlagwortnormdatei / Lyrik / Anthologie 23. Kasper Mütze und die Tigerente im Labyrinth der Buchstaben Bibliothek / Kinderbuch Klaus Lepsky / Inhaltserschließung II 23
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