Medizin-Studienplätze für Österreicher weiterhin sichern, Berufsausübung im Land attraktiveren
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- Nicole Färber
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1 Pressegespräch zur Stärkung des Medizin-Standorts mit Vizekanzler und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner Medizin-Studienplätze für Österreicher weiterhin sichern, Berufsausübung im Land attraktiveren Vizekanzler Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner setzt sich für die notwendigen Maßnahmen ein, um die Medizin-Quote für Österreicher weiterhin zu sichern und ausgebildete Absolventinnen und Absolventen im Land zu halten. Gleichzeitig fordert er auch mehr Anstrengungen, um den Medizin-Standort Österreich attraktiver zu gestalten. Hohe Mobilität vor allem in der Medizin - daher Quoteneinführung Im Ausbildungsbereich ist eine zunehmende Mobilität der Studierenden (v.a. aus Deutschland) festzustellen. Österreich liegt mit 26,5 Prozent an ausländischen Humanmedizinstudierenden im EU-Spitzenfeld. Um die heimische Gesundheitsversorgung zu sichern, wurde 2006 die Quotenregelung eingeführt: 75 Prozent der Medizin-Studienplätze sind für Österreicher vorgesehen, 20 Prozent für Studierende aus EU-Ländern, 5 Prozent für jene aus Drittstaaten. Ohne Regelung wäre der Anteil Deutscher bis 2012 bei ca. 50 Prozent gelegen. Bis Ende 2016 läuft die derzeit geltende Quote im Medizinstudium. Um den Bedarf der Medizinquote zu untermauern, hat Österreich seit 2008 jedes Jahr einen Bericht mit relevanten hochschulischen Daten bei der EU-Kommission vorgelegt. Der Endbericht umfasst 181 Seiten und wurde Anfang dieser Woche an die EU-Kommission übermittelt. Österreich gibt es derzeit Studienplätze für Human- und Zahnmedizin. Österreichweit haben sich heuer Personen für Aufnahmeverfahren angemeldet (rund Personen mehr als 2015). Humanmedizin, wo die Herausforderungen am größten sind, haben im aktuellen Wintersemester Studienanfänger begonnen. 75 Prozent Österreicher (1.184, inkl. Südtirol und Luxemburg), 19,7 Prozent Deutsche (291) und 4,6 Prozent aus Nicht-EU-Ländern (68). (restliche 0,7 Prozent oder 10 Personen aus anderen EU-Ländern). Deutschland profitiert von hoher Ausbildungsqualität in Österreich Während die Zahl der österreichischen Absolventen in Humanmedizin rückläufig ist (-38 Prozent seit 2009/10), steigt die Zahl der deutschen Absolventen (2009/10: 5 Prozent deutsche Absolventen, 2014/15: 18,4 Prozent). Österreich kann von dieser Attraktivität aber nur bedingt profitieren. Für den Großteil ist das Studium in Österreich nur ein vorübergehender Auslandsaufenthalt und nicht mit der Absicht einer ärztlichen Tätigkeit in Österreich verbunden. Laut Absolventenbefragung (im letzten Studienjahr) planen 60 Prozent der Deutschen nach dem Studium zurück zu gehen, tatsächlich liegt der Anteil der Rückkehrer 10 bis 20 Prozent darüber. Zum Zeitpunkt des Studienabschlusses ist weniger als die Hälfte (45 Prozent) der deutschen Absolventen in Österreich gemeldet, nur 10 Prozent lassen sich in die österreichische Ärzteliste eintragen, von den österreichischen Absolventinnen und Absolventen hingegen 84 Prozent. Im Schnitt standen nur 7,5 Prozent der dt. Absolventen der Jahrgänge 2008/09 bis 2011/12 dem Gesundheitssystem zur Verfügung. Hauptmotive für die Rückkehr
2 nach Deutschland sind familiäre Gründe (45 Prozent) und berufliche Überlegungen (44 Prozent). Folgen bei Wegfall der aktuellen Quote: Ohne Quotenregelung würde es aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit zu einem noch höheren Anteil insbesondere deutscher Studierender kommen, durch das unterschiedliche Migrationsverhalten mit drastischen Folgen für die Gesundheitsversorgung: a. Laut BMWFW-Berechnung wären ohne die Quote seit 2011/12 über 700 Medizin-Absolventen weniger in Österreich geblieben. b. Zukunft werden ohne die Quotenregelung bis zum Jahr 2030 rund Ärztestellen im Gesundheitssystem fehlen (trotz rund 980 in Ö. verbleibender MedFakLinz-Absolventen). c. Verschärft wird die Situation durch einen stärker werdenden Ärztebedarf in Deutschland von Ärzten bis 2020 (Fehlbedarf bis 2030 bis zu Ärzten, EU Health Workforce 2012). Das heißt, dass Österreich trotz unterschiedlicher Maßnahmen zur Sicherung der innerstaatlichen Gesundheitsversorgung den Bedarf in anderen großen Ländern nicht kompensieren kann. Die Quotenregelung ist daher langfristig zur Sicherung des österreichischen Gesundheitssystems erforderlich. Das BMWFW hat den entsprechenden Abschlussbericht an die EU-Kommission übermittelt, bis Jahresende folgen die politischen Gespräche. Angestrebt wird eine unbefristete Verlängerung der Quote oder alternativ eine weitere befristete Verlängerung. Medizinstandort und Berufsausübung in Österreich attraktivieren 2014/15 gab es in Österreich laut Ärztekammer an drei medizinischen Universitäten und der PMU in Salzburg in Summe Absolventen - aber nur 885 haben sich nach der Ausbildung in die Ärzteliste eintragen lassen (Voraussetzung um als Arzt tätig zu werden). Nach der hochqualifizierten Ausbildung in Österreich entscheiden sich demnach fast 30 Prozent gegen eine medizinische Karriere in Österreich. Langfristig braucht es daher, unabhängig vom Ausgang des Quoten-Verfahrens, Maßnahmen um den Medizinstandort Österreich attraktiv zu halten und im Wettbewerb um die besten Ärzte zu bestehen. Das BMWFW hat im eigenen Wirkungsbereich bereits Maßnahmen gesetzt, vor allem im Bereich der qualitativen Ausbildung, etwa die Reform von Studium & Ausbildung (mehr Praxis, klinisch praktisches Jahr, common trunk, Verstärkung des patientennahen Unterrichts etc.). Im Zuge der Umsetzung des Ärztearbeitszeitgesetzes wurden die Gehälter der österreichischen Spitalsärzte um bis zu 30 Prozent angehoben. Damit wurde ein vergleichbares Gehaltsniveau wie in Deutschland erreicht. Durch die Errichtung einer neuen medizinischen Fakultät in Linz wurden zusätzliche Studienplätze geschaffen. Mit den zu erwartenden Absolventinnen und Absolventen des neuen Standortes (Studienjahr 2022/23 stehen Medizinplätze zur Verfügung) kann ein Teil des festgestellten Ärztebedarfs abgedeckt werden. Die Ausbildung ist attraktiv und hat einen sehr guten Ruf, der Medizin- Arbeitsplatz Österreich nicht ausreichend. Auch Krankenanstaltsträger und Länder als unmittelbare Arbeitgeber müssen Schritte setzen. Notwendig sind attraktive Rahmenbedingungen für die Berufsausübung und die Turnus- und Facharztausbildung vor Ort, Entlastung der Jungärzte von administrativen Tätigkeiten und eine Stärkung der Pflege. 2
3 Studienplätze in Human- und Zahnmedizin, Studienjahr 2006 bis 2022
4 Tabelle 1: Absolventinnen und Absolventen Humanmedizin nach Staatenzugehörigkeit des Sekundarabschlusses Studienjahr Gesam t Österreich Deutschland Südtirol/ Luxemburg andere Studienjahr 2014/ , ,4 30 2,6 57 4,9 Studienjahr 2013/ ,4 38 3,1 79 6,4 Studienjahr 2012/ , ,1 38 3,3 72 6,2 Studienjahr 2011/ , ,4 47 3,4 93 6,7 Studienjahr 2010/ , ,3 52 3, ,4 Studienjahr 2009/ ,8 92 5,5 77 4, ,2 Studienjahr 2008/ , , ,5 Studienjahr 2007/ ,1 59 3,3 59 3, ,3 Studienjahr 2006/ ,9 33 2,3 52 3, ,2 Studienjahr 2005/ ,6 37 2,4 65 4, ,9 Studienjahr 2004/ ,4 34 2,1 73 4, ,1 Studienjahr 2003/ ,5 35 2,3 77 5, ,2 Studienjahr 2002/ ,8 30 1,7 61 3, Studienjahr 2001/ ,7 26 2,5 40 3,9 82 7,9 Studienjahr 2000/ ,5 48 3,2 94 6,3 Quelle: Datenmeldungen der Universitäten auf Basis UniStEV zum jeweiligen Stichtag Datenprüfung und - aufbereitung: bmwfw, Fachexpertin für Hochschulentwicklung und Abt. IV/9 Kommentar: Die Entwicklung der Studienabschlüsse und der Zusammensetzung der Absolventinnen und Absolventen nach Staatzugehörigkeit des Sekundarabschlusses zeigt insgesamt deutliche Effekte der seit 2005 geänderten Zulassungsbedingungen. Die Zahl der Abschlüsse in Humanmedizin war nach dem Studienjahr 2007/08 rückläufig. Von 2012/13 auf 2013/14 ist die Abschlusszahl kurzfristig wieder angestiegen, sank allerdings von 2013/14 auf 2014/15 erneut auf den nun tiefsten Stand seit 2001/02. Der Rückgang der österreichischen Absolventinnen und Absolventen von Studienjahr 2007/08 auf Studienjahr 2012/13 beträgt 47 (oder 743 Personen), womit sich der Österreicheranteil in diesem Zeitraum nahezu halbiert hat. Seither gibt es eine geringfügige Steigerung um 4,5. Die Zahl der deutschen Absolventinnen und Absolventen hat sich im selben Zeitraum vervierfacht bzw. im relativen Anteil an den gesamten Absolventinnen und Absolventen fast versechsfacht. Im Anteil machen sie beim Abschlussjahrgang 2014/15 18,4 aus, die österreichischen Absolventinnen und Absolventen dagegen 74,1 (oder minus 13 Prozentpunkte gegenüber Studienjahr 2007/08). Die Abschlusszahlen der Studierenden der übrigen Staatengruppen gingen im Zuge des allgemeinen Rückgangs der Abschlusszahlen seit 2007/08 in der Anzahl ebenso deutlich zurück und sanken ab 2010/11 schließlich auch im relativen Anteil an den Gesamtabschlüssen kontinuierlich. 2
5 Tabelle 2: Aufnahmeverfahren Medizin (Human- und Zahnmedizin gesamt) Verbindliche Anmeldungen/Bewerbungen1) Teilnehmer/innen am Zulassungstest Universität w m gesamt w m gesamt w m gesamt w m gesamt MedUni Wien Meduni Graz Meduni nsbruck Uni Linz Gesamtergebnis ) Anzahl der Bewerber/innen, welche ihre Angaben durch Vorlage von Unterlagen bzw. Bewerbung bestätigt haben Tabelle 3: Aufnahmeverfahren Medizin (Human- und Zahnmedizin gesamt) Testergebnis ohne Quotenregelung2) Testergebnis gemäß Quotenregelung Universität w m gesamt w m gesamt w m gesamt w m gesamt MedUni Wien Meduni Graz Meduni nsbruck Uni Linz Gesamtergebnis ) fiktive Verteilung der verfügbaren Studienplätze ausschließlich anhand des Testergebnisses 3
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