Trempel Gemeinde Ebnat-Kappel, Wahlkreis Toggenburg, Kanton St. Gallen

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1 Gemeinde Ebnat-Kappel, Wahlkreis Tggenburg, Kantn St. Gallen Ortsbilder Flugbild Brun Pellandini 2008, BAK Zweiteiliger Industriert in unver - bauter Lage am Oberlauf der Thur. Vllständig erhaltener Fabrikkm - plex am Fluss mit eigenem Wasser - kraftwerk und streng angelegter Arbeitersiedlung am Hang. Im räum - lichen Zusammenhang erlebbares Industrieensemble aus der Tggen - burger Gründerzeit. Siegfriedkarte 1879 Landeskarte 2002 Spezialfall $ Lagequalitäten $ Räumliche Qualitäten $ Architekturhistrische Qualitäten 1

2 Gemeinde Ebnat-Kappel, Wahlkreis Tggenburg, Kantn St. Gallen 1 Blick vn der Thurbrücke 2 3 Ehem. Webereikmplex 4 Prduktinstrakt vn Fabrikhf 6 7 2

3 Gemeinde Ebnat-Kappel, Wahlkreis Tggenburg, Kantn St. Gallen Ortsbilder Ftstandrte 1: Aufnahmen 2000: Arbeiterhäuser im Zller

4 Gemeinde Ebnat-Kappel, Wahlkreis Tggenburg, Kantn St. Gallen Aufnahmeplan 1: 5000 I II I II Gebiet, Baugruppe (G, B) Umgebung (U-Z, U-Ri) Einzelelement (E) Hinweis Störfaktr

5 Gemeinde Ebnat-Kappel, Wahlkreis Tggenburg, Kantn St. Gallen Ortsbilder G Gebiet, B Baugruppe, U-Z Umgebungszne, U-Ri Umgebungsrichtung, E Einzelelement Art Nummer Benennung B 0.1 Trempel, ehem. Webereikmplex an der Thur mit eigenem Kraftwerk, gegr Fabrikbau, ehem. Weberei, erb. 1865, erw. 1926, heute umgenutzt Aufnahmekategrie Räumliche Qualität Arch. hist. Qualität Bedeutung Erhaltungsziel Hinweis Störend Bild-Nr. A $ A 1, 3 5 1, 3 5 B 0.2 Hangaufwärts gereihte 2-gesch. Arbeiterhäuser im Zller, erb /M. 20. Jh Zweigeschssiges Mehrfamilienhaus mit Satteldach, M. 20. Jh Zwei betnierte Garagen, zwischen Whnhäusern in den Hang gebaut AB $ $ A 8 11, 13 2, 8, 13 U-Ri I Ansteigendes Wiesgelände mit Einzelhöfen, Einzelbäumen und Baumgruppen Verschindeltes Giebelhaus, 2. H. 19. Jh., Auftakt zur Whnbebauung, und tiefer am Hang stehendes älteres 1-gesch. Whnhaus Schmuckes 2-gesch. Hlzhaus mit Quergiebel, 19. Jh Dppelhaus, verschindelte Hlzknstruktin mit Satteldach über Erdgeschsssckel, 2. H. 19. Jh Dreigeschssiges gemauertes Mehrfamilienhaus mit flachem Satteldach, M. 20. Jh Verschindelter Giebelbau in Hlz, erb. um 1900, hölzerner Anbau, Sichtbezug zum Ort Lütisbach, rechter Zufluss zur Thur und Gemeindegrenze Ebnat-Kappel/Nesslau-Krummenau (siehe auch ) Einspurige Linie der ehem. Tggenburger Bahn, eröffnet 1912; heute Schweiz. Südstbahn (SOB) Vier Einfamilienhäuser, E. 20. Jh., Eingriff in die unverbaute Nahumgebung der ehem. Weberei Ortsrand vn Krummenau (Drf vn lkaler Bedeutung, nicht Bestandteil des Bundesinventars) a a 2, U-Ri II Vn Wald begrenzter Flussraum der Thur Gewundener und eingeschnittener Lauf der Thur, vn Waldpassagen gesäumt Gemeindegrenze zu Nesslau-Krummenau a a 1 1 5

6 Gemeinde Ebnat-Kappel, Wahlkreis Tggenburg, Kantn St. Gallen Siedlungsentwicklung Geschichte und histrisches Wachstum Die Abtei St. Gallen war im 10. Jahrhundert mass - geblich an der Erschliessung der Talschaft beteiligt. Dann übernahmen vm 11. bis ins 15. Jahrhundert die Grafen vn Tggenburg die Herrschaft über den Landstrich. Die Gegend zwischen Kappel und Krum - menau wurde im Hchmittelalter vr allem vn sge - nannten Hfjüngern der Grafen be siedelt ging das Obertggenburg wie die übrige Landschaft durch Kauf in Besitz der Abtei St. Gallen über. Die Bewh - ner im Umkreis vn Trempel und Zller unterstanden damals dem Gericht Thurtal, das sich vn Kappel über Krummenau und Nesslau links der Thur teilweise nach Stein ausdehnte. Den Impuls für die Refrma - tin gab der Wildhauser Ulrich Zwingli im Jahr Im ganzen Tal wurde der neue Glaube an genmmen. Die Bemühungen des Fürstabts, den alten Glauben wie der einzuführen, hatten keinen Er flg, b whl seine Herrschaft, welche er mithilfe eines Land vgts ausübte, nch bis 1798 dauerte. Die plitisch eigen - ständige Gemeinde Kappel, zu der die Gegend vn Trempel und Zller gehörte, entstand wurde sie mit Ebnat zur plitischen Ge meinde Ebnat- Kappel vereinigt. Traditinellerweise lebten die verstreut whnenden Tal - leute vn der Viehzucht mit Alpwirtschaft. Für die vr - alpine Hügellandschaft des Obertggenburgs war und ist die bäuerliche Streusiedlung besnders typisch. Im 18. Jahrhundert kam im Tggenburg die Baumwll - spinnerei auf, später auch die -weberei in Heimin - dustrie. Mit dem Ausbau der Wege und Säumerpfade zu Fahrstrassen verbreitete sich die Textilverarbei - tung auch im Obertggenburg. In Kappel wurde in den Jahren 1821 und 1822 die erste Rtfärberei des Be - zirks eingerichtet, in Ebnat 1843 eine Jacquard-Webe - rei entstanden die grsse Weberei Rs und eine weitere Färberei. Tggenburger Tücher wurden bis nach Afrika, Asien und Amerika abgesetzt. Der kleine Industriert Trempel an der Thur (inkl. Zller) entstand im Jahr 1865 durch die Nutzung der Was - serkraft für die bmende Textilindustrie. Damals liess Jsua Lser «im Trempel», am rechten Ufer der Thur, ein Turbinen- und Transmissinsgebäude swie eine mechanische Buntweberei erbauen. Der Betrieb zählte 62 Webstühle waren es bereits 169. Mit dem expandierenden Unternehmen ging auch der Bau vn Arbeiterhäusern vran. Den Entwicklungsstand vn 1879 dkumentiert die erste Ausgabe der Siegfried - karte: Ein Bebauungsstrang senkt sich zur Thur hin ab, und beim Brüggli sind einzelne Bauten ausserhalb der Reihe vermerkt. Die Staatsstrasse teilt den kleinen Ort in einen südlichen Abschnitt mit der Fabrik als Schwerpunkt und in einen nördlichen mit der regel - mässigen Häuserreihe. Fast hundert Jahre lang blieb dieses einfache Siedlungsbild nahezu unverändert. Auch die Verlegung der Staatsstrasse und der Bau der Tggenburger Bahn vn Ebnat nach Nesslau (0.0.7) beeinflussten dieses kaum. Um 1900, als die Textilindustrie ihre Blütezeit erreicht hatte, waren im Ort rund siebzig Einwhner ansässig. Die meisten arbeiteten in der Weberei Trempel, andere lebten vn der Viehzucht und der Stickerei. Seit der Stickereikrise und der Schliessung der Weberei hat sich die Existenzgrundlage verändert. Der Zwirnerei - betrieb in der Fabrik wurde 1992 stillgelegt. Nun dienen die Räume gewerblichen und kulturellen Zwecken. Nach wie vr prduziert das fabrikeigene Kleinkraft - werk Strm, der ins Netz eingespeist wird. Der heutige Ort Räumlicher Zusammenhang der Ortsteile Die ehemalige Weberei Trempel (0.1) und die Arbeiter - siedlung (0.2) liegen in einer nch weitgehend in - takten naturnahen Landschaft. Obwhl die Fabrik nur rund dreihundert Meter vn Krummenau entfernt ist, steht sie nch auf Bden der Gemeinde Ebnat-Kappel. Der Lütisbach (0.0.6) ist zugleich Gemeindegrenze. In der felsigen Schlucht unterhalb der Fabrikanlage rauscht die Thur (0.0.10), in einem tiefen Geländeein - schnitt verkehrt die Eisenbahn (0.0.7). Eine Verzwei - gung der Staatsstrasse überbrückt das einspurige Trassee, erschliesst die Fabrik und führt weiter nach Krummenau. Die intakte Fabrikanlage erstreckt sich vm felsigen Ufer des Flusses bis zum Bahneinschnitt beziehungs - weise zur Durchgangsstrasse. Im Westen schliesst 6

7 Gemeinde Ebnat-Kappel, Wahlkreis Tggenburg, Kantn St. Gallen Ortsbilder ein Waldstück an, gegen Osten senkt sich das Terrain bis zum Lütisbach ab; ihn säumen dicht stehende Bäume. Der Zutritt zur Anlage erflgt vn Nrden her über den bekiesten Fabrikhf, in den ein dicht an der Strasse stehender, im Obergeschss hlzverkleideter Bau einlenkt das sgenannte kleine Webereigebäu - de vn Der verputzte Kernbau dagegen (0.1.1) überragt dreigeschssig und mit hch liegendem First die ganze Anlage. Seine schmucklsen Längsfassa - den sind mit 13 beziehungsweise 14 regelmässigen Fensterachsen zweckmässig unterteilt. An der Ost - fassade ist ein zweigeschssiger Flachbau mit Ober - lichtbändern und beachtlichen 19 regelmässigen Fensterachsen angebaut der Prduktinstrakt aus dem Jahr In der Ansicht vn Osten zum Beispiel vn der Thurbrücke aus wirkt er als Gebäu - desckel der gesamten Anlage. Südlich des hist - rischen Kernbaus schliessen das Turbinen- (1865) und Maschinenhaus (1890) swie das Fallenhaus (1894) an. Auch das Stauwehr, Schleusen- und Kanalsystem swie die Mechanik zur Kraftübertragung hinauf zur Fabrik sind vllständig erhalten. Zwischen den beiden Ortsteilen liegt die weite Asphalt - fläche des Verkehrskntens. Jenseits der trennenden Durchgangsstrasse taucht das erste Whnhaus auf, ein hher zweigeschssiger Hlzbau auf Mauersckel mit Quergiebeln, Hlzschindelschirm und Ladenlkal (0.0.1). Traufständig zur Strasse, die auf den Winters - berg führt, lenkt es den Blick zu den Arbeiterhäusern im Zller hin. Drt bilden sechs der Whn häuser eine regelmässige Reihe (0.2). Sie stehen dicht und pa - rallel an der geraden Bergstrasse. Mit Aus nahme der beiden beren Putzbauten sind die archi tektnisch anspruchslsen Hlzbauten entweder mit Hlzschin - deln, Brettern der Eternitschindeln ver kleidet. Das siebte Haus, ein schlichter Mauerbau aus der Mitte des 20. Jahrhunderts (0.2.1), steht unter halb der Strasse leicht abgewinkelt. Alle Giebelfrnten sind nach Süden gerichtet. Die Ausstrahlung der Fabrik in die Landschaft ist ge - ring. Wichtig für das Verständnis des Kmplexes sind die industriegeschichtlichen Zusammenhänge, die Kleinräumigkeit, die unverfälschten Nutzungsbezüge zu Wasser und Flussraum (II), s wie sie schn zur Zeit der Unternehmensgründung angelegt wrden wa - ren. Um die Arbeiterhäuser berhalb der Bahn und westlich des Bachs erstreckt sich unverbautes Wies - gelände (I). Es bietet freie Sicht auf die Einzelhöfe im Zller und slche, die nch höher am Hang liegen. Empfehlungen Siehe auch die kategrisierten Erhaltungsziele Den Verkehr auf der Staatsstrasse beruhigen und den Kreuzungsbereich zwischen den Ortsteilen redimensinieren. Keinen Ausbau der Strasse entlang der Arbeiter - häuser bis Schluecht zulassen. Bei allfälligen Fassadenrenvatinen vn Hlzhäusern traditinelle Materialien verwenden. Die sachliche Erscheinung der Fabrikbauten be - wahren. Bewertung Qualifikatin des Spezialfalls im reginalen Vergleich $ Lagequalitäten Besndere Lagequalitäten dank des engen Bezugs der mächtigen Fabrik zum Wasser, des unverbauten schluchtähnlichen Flussraums und wegen der nahen, im Hang parallel zum Lütisbach gelegenen und auf die Fabrik ausgerichteten Reihe vn Arbeiterhäusern. $ Räumliche Qualitäten Gute räumliche Qualitäten wegen des dminanten Kernbaus und des schmalen Fabrikhfs swie der im abschüssigen Gelände in Stufen angelegten Fabrik - bauten und wegen der in den Hang ausgreifenden Häuserreihe mit klarem Bebauungsrand entlang der Strasse und feinen Übergängen ins anschliessende Wiesland. 7

8 Gemeinde Ebnat-Kappel, Wahlkreis Tggenburg, Kantn St. Gallen $ Architekturhistrische Qualitäten Besndere architekturhistrische Qualitäten durch die intakte Anlage mit verschiedenen Baukörpern der Fabrik mit eigenem funktinstüchtigem Wasserkraft - werk und der gleichzeitig mit dem ersten Industriebau begnnenen kleinen Arbeitersiedlung. Im räumlichen Zusammenhang erlebbares Industrieensemble aus der Obertggenburger Gründerzeit. 1. Fassung /fsr Filme Nr (2000) Ftgraf: Fritz Schemmer Krdinaten Ortsregister / Auftraggeber Bundesamt für Kultur (BAK) Sektin Heimatschutz und Denkmalpflege Hallwylstrasse 15, 3003 Bern Auftragnehmer Bür für das ISOS Sibylle Heusser, dipl. Arch. ETH Limmatquai 24, 8001 Zürich ISOS Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz 8