Waldhaus Gemeinde Lützelflüh, Amtsbezirk Trachselwald, Kanton Bern

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1 Gemeinde Lützelflüh, Amtsbezirk Trachselwald, Kanton Bern Ortsbilder Flugbild 1978, EAD, Bern Zwei zueinander versetzte lockere Gehöftgruppen am Rand des Geländeplateaus oberhalb der Grüene. Spannungsvolle, von Obst - bäumen eingerahmte Dachland - schaft von abwechselnd mächtigen und kleinen abgewalmten Sattel - dächern, durchsetzt mit den Kronen der Hofplatzbäume. Siegfriedkarte 1885 Landeskarte 2006 Weiler $ Lagequalitäten $ Räumliche Qualitäten $ Architekturhistorische Qualitäten 1

2 Gemeinde Lützelflüh, Amtsbezirk Trachselwald, Kanton Bern

3 Gemeinde Lützelflüh, Amtsbezirk Trachselwald, Kanton Bern Ortsbilder Fotostandorte 1 : Aufnahmen 2008:

4 Gemeinde Lützelflüh, Amtsbezirk Trachselwald, Kanton Bern Aufnahmeplan 1 : I Gebiet, Baugruppe (G, B) Umgebung (U-Zo, U-Ri) Einzelelement (E) Hinweis Störfaktor

5 Gemeinde Lützelflüh, Amtsbezirk Trachselwald, Kanton Bern Ortsbilder G Gebiet, B Baugruppe, U-Zo Umgebungszone, U-Ri Umgebungsrichtung, E Einzelelement Art Nummer Benennung B 0.1 Bäuerliche Altbebauung am Hangfuss, drei stattl. Gehöfte aus dem 18./19. Jh. B 0.2 Bäuerliche Altbebauung um Dreiwegsituation, 18./19. Jh. Aufnahmekategorie Räumliche Qualität Arch. hist. Qualität Bedeutung Erhaltungsziel Hinweis Störend Bild-Nr. AB A 1 5 AB A 6 10 U-Ri I Wiesen und Äcker, gegen Nordwesten in sanftes Hügelland übergehend a a 1, 2, 5, 7, Kleines hölzernes Spritzenhäuschen, Käserei, verrandeter Ründibau auf massivem Erdgeschoss, vermutl Linde in Weggabelung Einfamilienhäuser am Ortsrand und im freien Feld, 2. H. 20. Jh Neuhus, heute Seminarzentrum; ehem. Gasthof «Waldhus» mit Tanzsaal, 1898/1903, daneben landwirtschaftl. Bauten und Gärtnerei, 19./20. Jh. o o 10 o o o 5

6 Gemeinde Lützelflüh, Amtsbezirk Trachselwald, Kanton Bern Siedlungsentwicklung Geschichte und historisches Wachstum Waldhaus liegt zwischen dem Dorf Lützelflüh und dem noch weiter nordöstlich gelegenen Weiler Flüelen auf dem Hochplateau über der Grüene. An seinem Rand südlich der Alten Landstrasse wird Kies abgebaut. Die Alemannen hatten bis um die erste Jahrtausend - wende die Geländeterrassen und die nahe gelegenen Hügel des Emmentals und seiner Seitentäler besie - delt. Waldhaus gehörte zum Kirchspiel Lützelflüh, das vermutlich ab dem 13. Jahrhundert einen Teil der Herr - schaft Brandis bildete. Diese kam 1607 zum Stadt staat Bern, die zugehörigen Weiler und Dörfer waren der Landvogtei Brandis unterstellt. Seit dem Jahr 1803, nach dem Untergang des Alten Bern und dem Ende der Helvetik, gehört Waldhaus mit der Gemeinde Lützel - flüh zum Amtsbezirk Trachselwald. Die lockere Gruppierung von Gehöften um ein ver - zweigtes Wegnetz nördlich der im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts ausgebauten Überlandstrasse ist bereits aus der Siegfriedkarte von 1885 ersicht lich. Seither hat der noch heute stark bäuerlich ge prägte Ort nur wenige Veränderungen erfahren: im Ver lauf des 20. Jahrhunderts sind einige Ökonomiebau ten und nichtbäuerliche Wohnhäuser erstellt worden. Die heutige Hauptverbindung aus dem Emmental nach Huttwil verläuft im Talboden der Grüene. Der heutige Ort Räumlicher Zusammenhang der Ortsteile Von ferne gesehen bietet der Ort die eindrückliche Ansicht einer kompakten bäuerlichen, von Obstbäumen umrahmten Siedlung vor der modellierten Kultur - landschaft im Hintergrund (I): Nebenden Bauernhäusern mit imposanten Giebelfronten, mit Krüppelwalmdä - chern und Ründi oder mit mächtigen Dreiviertelwalm - dächern stehen kleinere Ründistöckli und reich ver - zierte Speicher. Viele der unterschiedlich grossen Bauten sind im rechten Winkel zueinander angeordnet. Mancherorts werden sie von stattlichen Einzelbäu - men, Linden oder Nadelbäumen überragt. Wer sich dem Ort von Süden her nähert, kann zwei nur leicht voneinander abgesetzte Ortsteile aus - machen: Drei Gehöfte liegen am Hangfuss (0.1), weitere vier und die ehemalige Käserei etwas östlich davon auf leicht tieferem Niveau (0.2). Auf halbem Weg dazwischen steht in der Strassenverzweigung eine hohe Linde (0.0.3). Den Auftakt zum westlichen Ortsteil (0.1) macht ein mit seiner Traufseite am Strassenrand stehender Hälblingsspeicher mit umlaufender Laube. Auf ihn folgt ein West Ost ausgerichtetes Bauernhaus mit Quer - giebel und zwei Ründifronten. Der mit Schindeln ver - randete Ständerbau fasst zusammen mit dem zweiten Bauernhaus einem imposanten Ständerbau mit Dreiviertelwalmdach und Bühnislaube und mehreren Nebenbauten einen teilweise mit Laub- und Nadel - bäumen bepflanzten grossen Hofraum. Ein ehemaliges Ofenhaus mit seiner sorgfältig gegliederten Giebel - fassade ist unter den Kleinbauten besonders markant; der verputzte Massivbau kontrastiert mit den gut er - haltenen Holzkonstruktionen von Remise und Speicher. Östlich der schmalen Zufahrtsstrasse bildet das dritte und älteste Bauernhaus mit Stöckli und zwei Ökono - miebauten eine eigene Hofsituation. Wie bei den bei - den anderen Bauernhäusern liegt vor der Giebelfront auch dieses Ständerbaus ein gepflegter Garten mit von Buchs eingefassten Beeten. Der zum Bauernhaus gehörende Speicher steht etwas abgesetzt, nahezu auf offener Wiese. Er wirkt als optische Verbindung zum östlichen Ortsteil (0.2). In diesem leicht tiefer gelegenen Ortsteil werden nord - seitig der leicht geschwungenen Strasse zwei grosse Bauernhäuser von je einem Riegstöckli begleitet. Sie richten ihre Giebelfassaden einheitlich nach Süden. Wie im westlichen Ensemble stehen auch hier ein Boh - lenständerbau mit mächtigem Dreiviertelwalmdach und ein jüngeres, mit Schindeln verrandetes Ründi - bauernhaus. Hinter diesen Bauernhäusern finden sich im Hofbereich zahlreiche wertvolle Nebenbauten: ab - ge sehen von zwei Hälblingsspeichern aus dem 17. Jahr - hundert auch eine sogenannte Schwefelstube, ein eigentümlicher Ständerbau mit Vollwalm-, bezie hungs - weise Viertelwalmdach. Die Käserei, ein Ründi bau mit gemauertem Erdgeschoss (0.2.2) und ein Bohlen - 6

7 Gemeinde Lützelflüh, Amtsbezirk Trachselwald, Kanton Bern Ortsbilder ständerbau sind mit ihren Giebelfronten nach Osten ausgerichtet. Diese beiden hintereinander gestaffelten Bauten ergänzen die streng ausgerichteten Gehöfte zu einem reizvollen ländlichen Strassenraum. Neben der Käserei steht am westlichen Bebauungsrand das Spritzenhäuschen mit vornehm geknicktem Halbwalm - dach und kleiner Ründi (0.2.1). Die beiden Baugruppen (0.1, 0.2) liegen eingebettet in Wies- und Ackerland (I). Die Siedlungsränder sind grösstenteils unverbaut. Ein Einfamilienhaus befindet sich in der Fortsetzung der Käserei, weitere Wohn - häuser entstanden etwas ausserhalb der westlichen Baugruppe (0.0.4). Am Hang nordöstlich des Orts liegt das sogenannte Neuhus (0.0.5) in exklusiver Aus - sichtslage. Zwischen einem Bauernhaus, zahlreichen Nebenbauten und den Glas-Treibhäusern einer Gärt - nerei ragen die Türmchen des «Waldhuses» hervor. Dieser stark gegliederte ehemalige Gasthof, sein Tanz - saalbau sowie einige Nebenbauten weisen entspre - chend dem romantischen Holzstil der vorletzten Jahr - hundertwende reiche Zierelemente auf. Empfehlungen Siehe auch die kategorisierten Erhaltungsziele. Bei der Restauration von Altbauten Fachleute der Denkmalpflege beiziehen. Bewertung Qualifikation des Weilers im regionalen Vergleich $ Hohe Lagequalitäten durch die Situation der mit - einander optisch verbundenen, von Bäumen einge - rahmten Baugruppen im leicht modellierten Gelände am Hangfuss; spannungsvolle Dachlandschaft. $ Räumliche Qualitäten Besondere räumliche Qualitäten wegen der Wechsel - beziehung zwischen den beiden Gehöftgruppen auf ebener Wiese, ebenso wegen der von unterschiedlich grossen Bauten gefassten ländlichen Hof- und Stras - senräumen mit attraktiven Durchblicken auf gepflegte Bauerngärten. $ Lagequalitäten Architekturhistorische Qualitäten Hohe architekturhistorische Qualitäten dank der in - takten bäuerlichen Ensembles mit wertvollen und gepflegten, teilweise traditionell erneuerten Bauten. Grosser und reicher Bestand an Speichern aus dem 17. und 18. Jahrhundert, Hälblings- oder Kantholz - block bauten, dazu ein gemauertes Ofenhaus und meh rere Stöckli aus dem 18. und vor allem aus dem 19. Jahr hundert. Insbesondere die Zwischenbereiche eingezäunte Bauerngärten, ungeteerte Hofplätzen, stattliche Einzelbäume, Hosteten usw. in ihrer ursprünglichen Nutzung erhalten. Allenfalls nötige An- und Nebenbauten sorgfältig in die Ensembles integrieren. Dies gilt insbesondere auch für neue Ökonomiegebäude. 7

8 Gemeinde Lützelflüh, Amtsbezirk Trachselwald, Kanton Bern 3. Fassung /zwe, baw Filme Nr. 1078, 1279 (1976); 7333 (1989) Digitale Aufnahmen 2008 Fotografinnen: Barbara Wieser, Monika Zweifel Koordinaten Ortsregister / Auftraggeber Bundesamt für Kultur (BAK) Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege Hallwylstrasse 15, 3003 Bern Auftragnehmer Büro für das ISOS Sibylle Heusser, dipl. Arch. ETH Limmatquai 24, 8001 Zürich ISOS Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz 8