HISTOLOGIE DER HA UTKRANKHEITEN

Transkript

1 HISTOLOGIE DER HA UTKRANKHEITEN DIE GEWEBSVERANDERUNGEN IN DER KRANKEN HAUT UNTER BERUCKSICHTIGUNG IHRER ENTSTEHUNG UND IHRES ABLAUFS VON DR. MED. OSCAR GANS A. O. PROFESSOR AN DER UNIVERSITAT HEIDELBERG OBERARZT DER HAUTKLINIK ERSTER BAND NORMALE ANATOMIE UND ENTWICKLUNGSGESCHICHTE LEICHENERSCHEINUNGEN DERMATOPATHIEN DERMATITIDEN I MIT 254 MEIST FARBIGEN ABBILDUNGEN BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1925

2 ISBN-13: e-isbn-13: DOl: / ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER "OBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN. COPYRIGHT 1925 BY JULIUS SPRINGER IN BERLIN. SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1ST EDITION 1925

3 MEINEM LEHRER P. G. UNNA ZUM 75. GEBURTSTAG

4 Vorwort. Die medizinische Forschung strebt von der morphologischen Einzelarbeit mehr und mehr den groben Zusammenhangen zu, in der Hoffnung, auf diesem Wege das Wesen der krankhaften Veranderungen besser zu verstehen. Dieses Verstandnis wird jedoch nie ohne Berucksichtigung der morphologischen Einzeltatsachen zu erreichen sein, wie sie in zahlreichen Befunden niedergelegt sind. Fur die Dermatologie galt es sie kritisch sichtend zu einer "Histologie der Hautkrankheiten" zu verschmelzen und so ein Gesamtbild der krankhaften Gewebsveranderungen der Haut zu schaffen. Mein Weg war damit grundsatzlich ein anderer als jener, der P. G. UNNA - auf des sen Anregung dieses Buch entstand - zu seiner "Histopathologie der Hautkrankheiten" (Berlin, 1894) gefiihrt hatte. Er konnte im wesentlichen die Ergebnisse eigener Untersuchungen zugrunde legen, ein Unternehmen, das bei der heutigen Ausdehnung unserer Kenntnisse weder moglich noch zweckmabig erscheint. Jetzt mubte die eigene Stellungnahme starker zuriicktreten und naturgemab wurde auch eine viel weitgehendere LoslOsung von jenem grundlegenden Werke erforderlich, als dies ursprunglich beabsichtigt war. Trotzdem kann die eigene Auffassung nie vollig ausgeschaltet werden. Wie stets in der Dermatologie, machte auch hier die Einteilung des Stoffes grobe Schwierigkeiten. Eine Betrachtung nach lediglich morphologischen Gesichtspunkten kommt heute nicht mehr in Frage. Es konnte sich daher nur urn eine Einteilung auf kausalgenetischer Grundlage handeln. Die Vorarbeiten, die hier von pathologisch-anatomischer Seite, dann aber, in sinngemaber Durchfuhrung dieser Gedankengange auch von dermatologischer Seite, zielbewubt erstmalig von ROST in seiner "Einteilung der Hautkrankheiten auf kausalgenetischer Grundlage" geleistet worden sind, Grundsatze, denen schon vorher J ESIONEK in seiner "Biologie der Haut" Rechnung getragen hat, mubten richtunggebend sein. - Der heutige Stand unseres Wissens gestattet jedoch keine wirklich befriedigende Einteilung. Dies urn so weniger, als uber die Zugehorigkeit so manchen Krankheitsbildes zu dieser oder jener Gruppe Meinungsverschiedenheiten bestehen und es sich oft nicht urn eine einzige, sondern urn einen Komplex von Ursachen handelt. Auf ahe FaUe scheint mir aber eine Anordnung nach atiologischen Gesichtspunkten vor der nach morphologischen den Vorteil zu besitzen, dab sie die Frage nach dem We sen de r H autkrankheiten - dieser Grundlage jeglicher Krankheitserkenntnis - mehr in den Vordergrund ruckt. Der Bedeutung dieser Frage habe ich auch dadurch Rechnung getragen, dab der ausfiihrlich gehaltenen Schilderung der geweblichen Veranderungen und ihrer Verwertung in der Differentialdiagnose ein kurzer Abschnitt uber die formale und kausale Genese angeschlossen wurde. Die pathologische Histologie, als eine rein beschreibende Wissenschaft stets darauf angewiesen. bestimmte augenblickliche Zustandsbilder festzulegen, ist

5 VI Vorwort. an sich kaum berechtigt, formale oder gar kausalgenetische Richtlinien aufzuzeichnen. Wahrend sie die letzteren iiberhaupt nur in engem Zusammenwirken mit der atiologischen Forschung andeuten kann, vermag sie den ersteren nachzuspiiren, wenn ihr nur eine hinreichende Zahl von Augenblicksaufnahmen zu Gebote steht, mit anderen Worten, wenn sie einen Krankheitsablauf in seiner ganzen Entwicklung von Zeit zu Zeit im Mikroskop festhalten kann. Die Dermatologie ist wie kaum ein anderer Zweig der Medizin in der gliicklichen Lage, dies durchfiihren zu konnen. Daher ist wenigstens eine kurze Darstellung der Pathogenese versucht worden. Dankbar gedenke ich der wohlwollenden Ratschlage und Unterstiitzung der Herren Prof. L. ASCHoFF-Freiburg und E. HOFFMANN-Bonn, sowie der tatkraftigen Forderung, welche mir von seiten vieler Forscher zuteil wurde. Sie haben mir wertvolle Gewebsschnitte in entgegenkommendster Weise zu Priifungs- und Vergleichszwecken zur Verfiigung gestellt. Die Herkunft derartiger Abbildungen ist an entsprechender Stelle vermerkt. Zu ganz besonderem Dank verpflichtet bin ich auch meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. BETTMANN, der die Durchfiihrung meiner Arbeit in jeder Hinsicht unterstiitzt und mit seiner reichen Erfahrung gefordert hat. Die Abbildungen sind von Frl. KATE HADLICH grobtenteils nach Gewebsschnitten meiner Sammlung meisterlich und naturgetreu wiedergegeben; wo fremde benutzt wurden, sei es aus Mangel an geeigneten eigenen, sei es aus Ersparnisgriinden mit Riicksicht auf bereits veroffentlichte Bildstocke, ist die Herkunft stets beigefiigt. Unterschiede in. Untersuchungsergebnissen histologischer Gewebsveranderungen kommen vielfach daher, dab beliebig herausgeschnittene Hautstiickchen beschrieben sind, ohne Angabe des klinischen Befundes, des Sitzes und des Zeitpunktes der Erkrankung, zu dem sie entnommen wurden. lch war bemiiht, diese Febler zu veqneiden und habe daher der Beschriftung der Abbildungen moglichst genaue diesbeziigliche Angaben hinzugefiigt. - Der zweite Band wird voraussichtlich im nachsten Friihjahre erscheinen. Er enthalt als AbschluB der Dermatitiden die akuten Exantheme und Dermatomykosen; ferner die Dermatozoonosen, die iibertragbaren lokalen Gewebsneubildungen, die angeborenen Entwicklungsstorungen der Haut und anschliebend die echten Geschwiilste. Der dritte Band, die allgemeine Histopathologie der Haut umfassend, erscheint im Rahmen des Handbuchs der Haut- und Geschlechtskrankheiten. Die Arbeit brachte mir vielerlei Anregung, der nachzugehen die gebotene straffe Durchfiihrung nicht erlaubte. Manch eigener Gedanke und Plan mubte daher unausgefiihrt bleiben. Doch dieses Opfer wird nicht vergeblich gebracht sein, wenn das Buch seinen Zweck erfiillt. Heidelberg, im Juni Oscar Gans.

6 Inhaltsverzeichnis. Scitc I. Normale Anatomie und Entwicklungsgeschichte. II. Leichenerscheinungen An der normalen Haut 5 Leichenflecke Austrocknungserscheinungen 7 Mumifikation Faulniserscheinungen 9 Fettwachsbildung An der krankhaft veranderten Haut n III. Dermatopathien (die krankhaften Zustiinde der Haut) Die Atrophien der Haut a) Physiologische Atrophien der Haut Atrophia cutis senilis S Atrophia cutis arteriosclerotica S. IS. - Alopecia senilis S. IS. b) Inanitionsatrophien c) Inaktivitatsatrophien d) Mechanisch bedingte Atrophien. 21 Striae cutis distensae e) Sog. neurotisch bedingte Atrophien 25 f) Toxisch bedingte Atrophien Dermatrophia idiopathica progressiva (Dermatitis atrophicans idiopathica progressiva) S Poikilodermia vascularis atrophicans S Kraurosis vulvae S. 3S. - Blepharochalasis S Alopecia areata S Dystrophien der Haut A. Dystrophien der Haut als Hautleiden im engeren Sinne.. 46 a) Dystrophien im Gebiete der Hornbildung Ichthyosis vulgaris S Keratoma hereditarium S Keratosis suprafollicularis (rubra et alba) S Keratosis follicularis (MORROW-BROOKE) S Keratosis spinulosa S Hyperkeratosis follicularis vegetans (DARmR) S Angiokeratoma Mibelli S. 7S. - Porokeratosis Mibelli S. so. - Pityriasis rubra pilaris (DEVERGIE) S Acanthosis nigricans S Hyperkeratosis linguae S. 94. b) Dystrophien im Gebiete der Bindegewebsbildung Sklerodermie S Sklerodem (BUSCHRE) S Sklerema neonatorum S Pseudoxanthoma elasticum S Kolloide Degeneration (Kolloidmilium) S. no. c) Dystrophien im Gebiete der Pigmentbildung Vitiligo S Sekundare Leukopathien S Leucoderma lueticum S Leucoderma psoriaticum S. lis. - Ochronosis S Arsenmelanose S Morbus Addisonii S Hamochromatose S B. Dystrophien der Haut bei Allgemeinerkrankungen a) Endokrin bedingt MyxOdem S Adipositas dolorosa S Lipodystrophia progressiva S. 131.

7 VIII Inhaltsverzeichnis. Seite b) Metabolisch bedingt Amyloidosis der Haut S Xanthomatosis der Haut S Calcinosis der Haut S Die Knochenbildung in der Haut S Hautveranderungen bei Diabetes mellitus S Bei Uramie S Bei Gicht S Die Odemkrankheit S Der Skorbut S c) Nervos bedingt Die akute multiple Hautgangran S Die Syringomyelie S Die RAYNAUD sche Gangran S IV. Dermatitiden. (Die entziindlicben Vorgiinge in der Hant) Entziindungen aus mechanischen Ursachen 164 Callus-Clavus Entziindungen aus anderen physikaliscnen Ursachen 170 a) Durch Hitzewirkung Erythema ab calore S Combustio (Verbrennung der Haut) S b) Durch Kaltewirkung Congelatio (Erfrierung der Haut) S Perniosis (Frostbeulen) S c) Durch strahlende Energie 181 a) Durch Lichtstrahlen Bei normaler Haut 181 Dermatitis solaris, Erythema solare Bei abnorm reagierender Haut Endogene Sensibilisationskrankheiten der Haut S Hydroa vacciniforme et aestivale S Xeroderma pigmentosum S Pellagra S Epheliden S Exogene Sensibilisationskrankheiten der Haut S 198. p) Durch Rontgenstrahlen Akute Rontgendermatitis S Rontgengeschwiir S Die chronische Rontgendermatitis S y) Durch Radiumstrahlen Radiumdermatitis S Radiumgeschwiir S sog. Thoriumdermatitis S d) Durch elektrischen Strom Entziindungen aus chemischen Ursachen a) Durch korperfremde Stoffe a) Ektogene Hautentziindungen Salpetersaure S Hollenstein S Carbolsaure S Crotonol und Cantharidin S Schwefel S Naphthol S Resorcin S Pyrogallol S Chrysarobin S Salicylsaure S Kampfgase S Leuchtgase S Chloracne S Melanodermitis toxica lichenoides et bullosa (HOFFMANN), Melanosis (RIEHL) S Dermatitis durch Pflanzen S (i) Endogene Hautentziindungen (Arzneiexantheme) Antipyrinexanthem S Jodexantheme S Bromexantheme S Quecksilberexantheme S Salvarsanexantheme S Arsenexantheme S b) Durch korpereigene Stoffe (autotoxische Exantheme) Urticaria S Urticaria papulosa perstans S Urticaria papulosa perstans necroticans S Urticaria pigmentosa Prurigogruppe S Strophulus S Prurigo Hebrae S Prurigo vulgaris S Neurodermitis S. 245.

8 Inbaltsverzeichnis. IX Selte Dermatitis herpetiformis. 249 Pemphigus vulgaris Pemphigus vegetans Impetigo herpetiformis Dermatitis symmetrica dysmenorrhoica Entziindungen aus noch nicht geklarten Ursachen. 263 Ekzem Ekzema seborrhoicum Cheiropompholyx (Dyshidrosis) 278 Psoriasis Lichen (ruber) planus et acuminatus 291 ParapSoriasisgruppe Erythrodermien Pityriasis rubra (HEBRA-JADASSOHN) S Erythrodermia desquamativa (LEINER) S Ent.ziindungen durch Spaltpilze oder Bakterien 322 a) Durch pathogene Kokken a) Durch Staphylo- und Streptokokken Exogene Pyodermien S Impetigo streptogenes und staphylogenes (LEWANDOWSKY) S Ecthyma streptogenes S Erysipel S Impetigo follicularis staphylogenes (Impetigo BOCK HART) S Sycosis coccogenes (vulgaris) S Folliculitis (Dermatitis) nuchae scleroticans S Folliculitis (Acne) varioliformis s. necroticans S Furunkel S Acne vulgaris S Multiple Abscesse im Sauglingsalter S Achselhohlenabscesse S Dermatitis exfoliativa neonatorum (Ritter v. RITTERSHAIN) S Pyogen-hamatogene metastatische Dermatosen 365 Erythema nodosum Periarteriitis nodosa Erythema exsudativum multiforme (Hebrae). 377 Purpuraformen Purpura annularis teleangiectodes (MAJOCcm) 381 (J) Durch Gonokokken Parakeratosis gonorrhoica S Folliculitis und Perifolliculitis gonorrhoica S r) Durch Meningokokken d) Durch Pneumokokken b) Durch pathogene Bacillen 391 a) Durchden Bacillus pneumoniae FRIEDLANDER 391 (J) Durch den Bacillus des Rhinoskleroms Rhinosklerom Anhang: Granuloma venereum. 397 y) Durch Milzbrandbazillen Milzbrand (Anthrax) d) Durch den Influenzabacillus (PFEIFFER) 398 e) Durch Pestbacillen....' ;) Durch Typhus- und Paratyphusbacillen 402 '1}) Durch den Bacillus pyocyaneus Ecthyma gangraenosum #} Durch den Streptobacillus (DUCREY.UNNA) 409 Ulcus moue ] Anhang: Ulcus vulvae acutum 411 t} Durch Diphtheriebacillen 412 II) Durch Rotzbacillen. 415 Rotz (Malleus)

9 x Inhaltsverzeichnis. Seite Jl) Durch Tuberkelbacillen (Tubprkulose der Haut) A. Formen, die meist in progredienten Einzelherden auftreten Tuberculosis cutis luposa S Tuberculosis cutis verrucosa S Tuberculosis cutis colliquativa cutanea et subcutanea S Tuberculosis cutis ulcerosa S B. Auf dem Blutwege sich verbreitende Formen Tuberculosis cutis miliaris acuta generalisata S Tuberculosis cutis lichenoides S Tuberculosis cutis papulonecrotica S CmLBLATN-Lupus S Tuberculosis cutis luposa disseminata miliaris S Tuberculosis cutis indurativa S a) Erythema induratum BAZIN S. 465_ - b) Sarkoid DARIER Roussy S c) Miliar-Lupoid BOECK S. 47l. - d) Lupus pernio S e) Angiolupoid (BRocQ und PAUTRIER) S f') Durch Leprabacillen Lepra tuberosa s. cutanea S Lepra maculo-anaesthetica S.485. c) Durch pathogene Spirillen a) Durch Choleraspirillen (I) Durch die Spirochaeta pallida (Syphilis der Haut) 489 Primare Syphilide S Exanthemartige Syphilide S Maculose Syphilide S Papulose Syphilide S A. Rein papulose Syphilide S B. Durch den anatomischen Sitz bedingte Sonderformen S Condyloma latum S Alopecia syphilitica S Anhang: Lues congenita S C. Durch sekundare Umwandlung bedingte Sonderformen syphilitischer Exantheme S Pigmentsrorungen im Verlauf der Syphilis S Regionar umschriebene Syphilide S Tubero-ulcero-serpiginose Syphilide S Gummose Syphilide S r) Durch die Spirochaeta pallidula (pertenuis Castellani) 530 Framboesie S Anhang: mcus tropicum Stomatitis gangraenosa (Noma) Chronisch - entziindliche Granulationsgeschwiilste un b e- kannter Atiologie 534 Lupus erythematodes (CAZENAVE). 534 Granuloma annulare Granuloma nitidum (Lichen nitidus) 551 Granuloma teleangiectaticum Lymphogranulomatosis cutis 557 Granuloma fungoides (Mycosis fungoides). 565 Leukosen der Haut 575 Literatur 587 Sac h verzeichnis Berichtigungen