Rede zur Verleihung des Nachwuchsförderpreises für politische Publizistik der Hanns-Seidel Stiftung
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- Margarethe Peters
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1 Hans Zehetmair Rede zur Verleihung des Nachwuchsförderpreises für politische Publizistik der Hanns-Seidel Stiftung Publikation Vorlage: Datei des Autors Eingestellt am 7. Mai 2009 unter Autor Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair Staatsminister a.d. Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung Veranstaltung Preisverleihung der Hanns-Seidel-Stiftung am 6. Mai 2009 im Konferenzzentrum München Empfohlene Zitierweise Beim Zitieren empfehlen wir hinter den Titel des Beitrags das Datum der Einstellung und nach der URL-Angabe das Datum Ihres letzten Besuchs dieser Online-Adresse anzugeben. [Vorname Name: Titel. Untertitel (Datum der Einstellung). In: (Datum Ihres letzten Besuches).]
2 Rede von Herrn Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair Staatsminister a.d., Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung e.v. anlässlich der Preisverleihung des Nachwuchsförderpreises für politische Publizistik der Hanns-Seidel Stiftung am 06. Mai Uhr Meine sehr verehrten Damen und Herren, alle zwei Jahre schreibt die Hanns-Seidel-Stiftung einen Preis für Politische Publizistik bundesweit aus. Adressaten der Ausschreibung sind Studierende und Erstpromovierende. Die Hanns-Seidel-Stiftung möchte damit einen Dialog mit der akademischen Jugend anregen und eine differenzierte und
3 offene Auseinandersetzung mit jungen Menschen über aktuelle und grundlegende Fragen anstoßen. Das Thema unserer Ausschreibung für 2008/2009 hatte den Titel: Sprache als Schlüssel zur Integration Was kann unser Bildungssystem dazu beitragen? Während der ganzen Auslobungszeit dominierte das Thema Integration in allen Facetten die öffentliche Diskussion. Anfang des Jahres wurde vom Berliner Institut für Bevölkerung und Entwicklung die Studie Ungenutzte Potenziale. Zur Lage der Integration in Deutschland veröffentlicht. Die Ergebnisse schlugen in den Medien hohe Wellen. So titelte Die Welt : Viele Türken verweigern sich der Integration. Im Spiegel hieß es: Für immer fremd. Die Zeit machte mit dem Artikel Türken ohne Schulabschluss aufmerksam und Cicero publizierte ein Gespräch mit Innenminister Wolfgang Schäuble: Migranten müssen Deutsch lernen. Tatsache ist, dass der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die in unserer Gesellschaft zwei oder mehrsprachig aufwachsen, in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen ist. Mehr als jeder fünfte Heranwachsende in Deutschland kommt aus einer Familie mit Migrationshintergrund. Besorgniserregend sind die Ergebnisse der internationalen Schulleistungsuntersuchungen (PISA und IGLU), die gezeigt haben, dass 2
4 mehrsprachig aufwachsende Kinder, oft aufgrund unzureichender Deutschkenntnisse, die Angebote unseres Bildungssystems nicht optimal wahrnehmen und nutzen können. Als Folge sinken die Chancen für eine spätere Erwerbstätigkeit. Der schwierigen Aufgabe, allen Heranwachsenden gleiche Bildungschancen einzuräumen, müssen wir uns stellen, und das beginnt mit der Sprache. Theodor Fontane machte dies in folgendem Zitat deutlich: Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache. Sprache ist die Grundvoraussetzung für jede geistige Entwicklung. Unser Denken, unsere Identität unsere Welt hängen ganz wesentlich mit unserer Sprache und unserer Sprachfähigkeit zusammen. Nicht zuletzt ist die Sprache der Schlüssel zur Verbindung zwischen Menschen untereinander. Sprachlicher Kompetenz kommt somit eine Schlüsselfunktion zu, sie stellt eine der wichtigsten Voraussetzungen für die gesellschaftliche Integration dar. Sehr verehrte Damen und Herren, es freut mich sehr, dass wir den renommierten Sprach- und Literaturwissenschaftler, Herrn Prof. Dr. Oliver Jahraus, zu unserem Festvortrag gewinnen konnten. Unser Festredner ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur und Medien und zugleich Dekan der Fakultät für Sprach- und 3
5 Literaturwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München. Herr Prof. Jahraus wird in Anlehnung an unsere Ausschreibung zum Thema Was Schlüssel erschließen. Sprache und kulturelle Integration am Beispiel der Literatur einen Vortrag halten. Eine Besonderheit möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: Vor ziemlich genau acht Jahren, als amtierender Wissenschaftsminister, hatte ich die Ehre, Herrn Prof. Jahraus, als jungen Wissenschaftler, mit dem Preis für gute Lehre an Bayerns Universitäten auszuzeichnen. Voraussetzung für diesen Preis sind mindestens zwei Studienjahre lang hervorragende Leistungen in der Lehre an einer Universität in Bayern. Und ich muss sagen, Herr Prof. Jahraus, es war eine gute Entscheidung, Ihr Erfolg bestätigt dies. Sehr verehrte Damen und Herren, wie Sie wissen, ist die Hanns-Seidel-Stiftung bemüht, mit vielen Projekten die freiheitliche Demokratie zu fördern und zu verankern. Wir sind bemüht, den Austausch mit Fachleuten und Experten zu pflegen und riskieren auch einen Blick über den Tellerrand, um kreative und geistvolle Gedanken zu fördern. Auch deshalb sind wir heute beisammen. 4
6 Im Mittelpunkt stehen junge Wissenschaftler, die die Jury mit ihren Beiträgen aus einer Vielzahl von Einsendungen von ihrer Preiswürdigkeit überzeugt haben. An dieser Stelle möchte ich den Damen und Herren der Jury für ihre tatkräftige Unterstützung bei der Auswahl der Preisträger danken. Aus eigener Erfahrung mit Juryarbeit weiß ich nur zu gut, welch große Sorgfalt und Empathie, auch Fleiß, Überzeugungskraft und Sachkompetenz von Nöten sind, um adäquate Entscheidungen zu fällen. Ganz herzlich danke ich den Jury-Mitgliedern, dass sie sich dieser Aufgabe gestellt haben. Wie bereits erwähnt, konnten sich an der Ausschreibung Studierende und Erstpromovierende an Hochschulen im gesamten Bundesgebiet beteiligen. Die Altersgrenze ist auf 30 Jahre festgesetzt, die eingereichte Arbeit darf noch nicht veröffentlicht und muss in deutscher Sprache abgefasst sein. Die Beiträge mussten den Anforderungen wissenschaftlicher Arbeiten genügen und sich durch sprachliches Niveau, stilistische Klarheit und eigenständige, außergewöhnliche Gedankenführung auszeichnen und Interesse erwecken. Das ausgelobte Preisgeld von insgesamt 5000 wurde von der Jury wie folgt vergeben. Es gibt zwei erste Preise mit je 2000, der zweite Preis wurde mit 1000 dotiert. Erstmalig 5
7 hat die Jury einen Sonderpreis von 1000 zusätzlich vergeben. Ein erster Preis geht an Frau Amy Hunter, Jahrgang Sie studiert an der Technischen Universität Berlin im Hauptfach Allgemeine Linguistik und in den Nebenfächern Politikwissenschaft und Neuere Geschichte. In ihrem sprachlich sehr ansprechenden Beitrag Ein Plädoyer für ein neues Schulfach beleuchtet sie neben vielen Aspekten von Sprache die positiven Wirkungen von Mehrsprachigkeit und stellt ein sehr kreatives, gut durchdachtes Konzept vor. Das Votum der Jury lautet: Arbeit besticht durch originellen Gedanken. Autorin plädiert für ein Schulfach Mehrsprachigkeit und begründet dies in äußerst gelungener Weise. Einen weiteren ersten Preis erhält Herr Alexander Prölß, Jahrgang Er ist Student an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt für das Lehramt an Grundschulen mit den Fächern Psychologie mit schulpsychologischem Schwerpunkt, Mathematik, Deutsch und Sport. In der Arbeit mit dem Titel: Sprache als Schlüssel zur Integration Was kann unser Bildungssystem dazu beitragen? greift der Autor den Kerngedanken der Themenstellung dezidiert auf und beschränkt Integration durch Sprache nicht nur auf Menschen mit Migrationshintergrund. Des Weiteren weist er auf die 6
8 Möglichkeiten und die Grenzen der Sprachvermittlung für die Integration hin. Der Beitrag ist inhaltlich sehr breit angelegt, journalistisch sehr gut geschrieben und wissenschaftlich aktuell. Das Urteil der Jury lautet: Eine solide, umfassende und detaillierte Bestandsaufnahme. Die Fragestellung ist bestmöglichst behandelt und in eigener Sprache verfasst! Über einen zweiten Preis kann sich Frau Stephanie Rübenach, Jahrgang 1983, freuen. Frau Rübenach studiert an der Universität Regensburg Politikwissenschaft, Anglistik und Ostslavische Philologie. In ihrem Beitrag Sprache als Schlüssel zur Integration: Warum das Bildungssystem das Problem der sprachlichen Integration bei der Wurzel packen muss richtet sie den Fokus auf die Frage, welche Rolle das Bildungssystem für die sprachliche Integration spielen kann. Sie fasst den Begriff des Bildungssystems sehr weit und räumt dabei sowohl der Familie als auch der aktiven Bürgergesellschaft eine große Rolle ein. Urteil der Jury: Gelungenes, facettenreiches Essay. Nimmt zur Lösung der Probleme u. a. die Bürgergesellschaft in die Pflicht. 7
9 Das erste Mal in der Geschichte des Nachwuchsförderpreises, dies war bereits die 16. Ausschreibung, hat sich die Jury einstimmig für einen Sonderpreis entschieden. Dieser Sonderpreis geht an Frau Stefanie Hiekmann, geboren Der Beitrag wurde, wie erwähnt, außer Konkurrenz bewertet, weil Frau Hiekmann die Kriterien der Ausschreibung zum Nachwuchsförderpreis für Politische Publizistik nicht erfüllt. Sie ist weder Studentin, noch Promovendin, sie ist noch Schülerin und macht derzeit ihr Abitur. Die Autorin hat mit ihrem Beitrag Sprache als Kulturträger und Schlüssel zur Integration in Osnabrück insbesondere die Rolle der Sprache bei der Sozialintegration berücksichtigt. Dabei zeigt sie auf Interviewbasis am Beispiel zweier Immigrantenfamilien, wie unterschiedlich Spracherwerb zielführend angestrebt und umgesetzt werden kann. Bei ihrer Untersuchung berücksichtigt sie zusätzlich die Auswirkungen des Spracherwerbs in der Ausbildung und am Arbeitsmarkt. Die Jury beurteilte ihren Beitrag wie folgt: Autorin hat eine sehr gelungene Expedition in die soziale Wirklichkeit unternommen. Theoretisch wohl fundiert, sehr gut lesbar und in eigener Sprache geschrieben. Sehr verehrte Damen und Herren, 8
10 alle preisgekrönten Arbeiten zeichnen sich durch hohes sprachliches Niveau, Stringenz in der Gedankenführung und wissenschaftliche Argumentation aus. Liebe Preisträger, die Auszeichnung ist eine Bestätigung für Ihr Können und sie soll Sie ermuntern, Ihre Fähigkeiten als politische Publizisten auszubauen. Sehr verehrte Gäste, sicherlich interessiert Sie, wie unsere Nachwuchs-Autoren die Fragestellung Sprache als Schlüssel zur Integration Was kann unser Bildungssystem dazu beitragen? behandelt haben. Ein Lesen der Texte ist sehr zu empfehlen. Die prämierten Arbeiten sind im Internet auf der Homepage der Hanns-Seidel-Stiftung abrufbar. Des Weiteren werden sie in der Juli/August Ausgabe der Zweimonatszeitschrift für Politik und Zeitgeschehen, Nummer 426 der Politischen Studien veröffentlicht. Die Preisträger sollen somit die Möglichkeit erhalten, mit der wissenschaftlichen Fachwelt in einen Dialog zu treten. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen für Ihre Zukunft, eventuell auch publizistische Zukunft, alles Gute und viel Erfolg. Mit einem prägnanten Zitat von Karl Wilhelm Freiherr von Humboldt ( ) möchte ich enden: Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. 9
ES GILT DAS GESPROCHENE WORT. Anrede!
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