PRAKTIKUMSBERICHT KLINIK DR. SCHWARZ

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1 PRAKTIKUMSBERICHT KLINIK DR. SCHWARZ Wortanzahl: 1125 Kristina Stremlow Matrikelnummer:

2 1. Einleitung : Kurzdarstellung der Klinik Dr. Schwarz Die Fachklinik für Psychiatrie Klinik Dr. Schwarz ist ein Familienunternehmen mit insgesamt 29 Betten auf 15 Patientenzimmer verteilt. Dr. Dieter Schwarz und sein Sohn Dr. Guntram Schwarz sind Leiter der Klinik. Die Klinik befindet sich im Zentrum der Stadt Ulm in der Steingasse 11. Beschäftigt sind u.a. Ärzte, Psychotherapeuten, ein Musiktherapeut, Ergotherapeutinnen, ein Kunsttherapeut und Krankenpflegerinnen. Zur Aufnahme kommen erwachsene Patienten aller Altersgruppen mit ganz unterschiedlichen akuten psychischen Erkrankungen. Da die Klinik Dr. Schwarz eine Akutklinik ist, liegt der Schwerpunkt der Therapie zunächst darauf, die Patienten durch geeignete Medikation und eine betreute Umgebung zu stabilisieren, um dann durch unterschiedlichste Therapieverfahren die Aktivität der Patienten nach und nach aufzubauen und sie in das alltägliche Leben wieder zu integrieren. Es folgt eine Sozialberatung und eine Überweisung der Patienten an geeignete Fachstellen (Traumatologie, Psychosomatik, Klinik für Essstörungen ) oder eine Nachsorge mit ambulanter Psychotherapie. Die Klinik Dr. Schwarz kooperiert mit Kliniken aus der Umgebung, dem sozialpsychiatrischen Verbund, sowie mit niedergelassenen Ärzten der Stadt Ulm. 2. Mein Tätigkeitsbereich in der Klinik 2.1 Orientierungsphase Die erste Woche diente mir als Orientierungsphase, in der ich mir die verschiedenen Therapieangebote und alles, was darüber hinaus geht anschaute. In der Kunsttherapie lernten die Patienten das Aquarellmalen. Der Therapeut gab unter Mitbestimmung der Patienten ein Thema vor, welches die Patienten mit Anleitung des Therapeuten gestaltete, oder es konnte mit Materialien wie Kreide, Wachsmalstiften und Skizzierstiften experimentiert werden. In der Kunstbesprechung werden die Bilder der einzelnen Patienten von Ärzten und Therapeuten betrachtet. Die Aufteilung/Strukturiertheit des Bildes, das Verhalten der Patienten in der Gruppe, Verhaltensveränderungen und Fortschritte kommen dabei zur Sprache. In der Visite gehen die Ärzte mit einigen Schwestern von Zimmer zu Zimmer, um mit den Patienten ein kurzes Einzelgespräch zu führen. Abgefragt werden bei diesem Gespräch vor allem das körperliche und psychische Befinden. Danach setzen sich 1

3 die Ärzte zu einer Besprechung zusammen, um die derzeitige Medikation, Veränderungen der Medikation, mögliche Diagnoseänderungen zu besprechen und die bereits erreichte Stabilität der Patienten bezüglich zukünftiger Entlassung aus der Klinik. 2.2 Meine Aufgaben Ab der zweiten Woche wuchsen die mir anvertrauten Aufgaben. Ich führte Gespräche mit den Patienten und konnte so in den Teamsitzungen der Ärzte und Therapeuten meinen Eindruck von den Patienten schildern, sodass dies bei der Diagnosestellung und Umstellung der Medikation miteinbezogen werden konnte. In der Kunsttherapie half ich erst bei der Betreuung der Patienten (ich betreute eine Patientengruppe von drei Personen beim Tonen z.b. während die andere Patientengruppe mit dem Kunsttherapeuten malte) und übernahm zunächst unter Aufsicht, dann selbstständig die Kunstgruppe. Den Besprechungen der Psychotherapeutin Frau May mit den Ärzten wohnte ich während meiner Praktikumszeit bei. Gemeinsam betreute Patienten und diesbezügliche Unklarheiten wurden dort besprochen, sowie Ergebnisse der Diagnostikinstrumente. Sehr zeitaufwendige Instrumente, wie beispielsweise der SKID zum Feststellen von Persönlichkeitsstörungen wertete ich nach Einweisung in das Instrument aus. Den Mini Mental Status und den Uhrentest führte ich mit einem geriatrischen Patienten durch, bei dem ein Verdacht auf Demenz bestand. Neben diesen Tätigkeiten übernahm ich auch typische Praktikantentätigkeiten wie das Kopieren von Therapiematerialien, Aufräumen der Therapieräume und die Vorbereitung von Therapien. In ärztlichen Voruntersuchungen und Vorgesprächen wurden neben den psychischen Beschwerden auch körperliche Parameter untersucht. Ich leitete die Bewegungsgruppe, die Handwerksgruppe, das ADL-Training und das Gedächtnistraining der Ergotherapie. Die Bewegungsgruppe hat Antriebssteigerung, Aktivierung, Steigerung er körperlichen Fitness und psychischem Wohlbefinden zum Ziel. In dieser Therapie ging ich mit den Patienten an der Donau laufen oder zum Wochenmarkt. Angstpatienten hatten dort ein Expositionstraining und depressive, zurückgezogene Patienten kamen oft erstmals wieder in Kontakt mit der Außenwelt. 2

4 In der Handwerksgruppe erlernen die Patienten je nach Krankheitsbild verschiedene Fähigkeiten. Beispielsweise war oft Thema das eigene gefertigte Werkstück anzunehmen und positive Aspekte der eigenen Arbeit zu erkennen. Im ADL-Training backte ich wöchentlich mit zwei Patienten Kuchen. In den Teamsitzungen besprach ich mit den Ärzten, bei welchen Patienten das ADL-training sinnvoll erschien. Meistens waren es Patienten, denen Fertigkeiten zur Selbstversorgung im Haushalt fehlten oder bei denen dies infrage stand. Manchmal diente das ADL zur Diagnoseüberprüfung. Das Gedächtnistraining führte ich durch, um Merkfähigkeit, logisches Denken und andere kognitive Fähigkeiten bei den Patienten zu fördern. 2.3 Meine Erfahrungen Vor allem bei den von mir selbst geleiteten Gruppen konnte ich für mich persönlich Vieles mitnehmen. Ich lernte, die Patienten mehr selbst machen zu lassen, dabei jedoch Unterstützung anzubieten. An meine Grenzen stieß ich in der Nähe-Distanz- Regulation vor allem was Patienten mit narzisstischen Störungen betraf. Ich ließ mich manchmal auf Diskussionsthemen mit den Patienten ein. Meine Reaktion war ein kühles, nicht-authentisches Verhalten zum Zwecke der Abgrenzung, was ebenfalls nicht optimal für die Therapeut-Patientenbeziehung war. Es fällt mir heute manchmal noch schwer ein geeignetes Maß von Nähe und Distanz in der therapeutischen Beziehung zu finden. Das richtige Maß an Hilfestellung oder allgemein in welchem Ausmaß, die Patienten von ihrer Krankheit eingeschränkt waren, war in einigen Fällen anfangs schwer einzuschätzen. Das häufigste Krankheitsbild Depression äußerte sich nicht nur in Rückzug und Antriebslosigkeit, sondern konnte auch durch passiv aggressives Verhalten zum Vorschein kommen (z.b. im Mitbringen von Nahrungsmitteln zur Therapie), hier musste ich lernen Grenzen zu ziehen. Ich bat ausdrücklich um pünktliches Erscheinen und erklärte warum dies wichtig sei. Durch das Setzen eines zeitlichen Rahmens schafften viele Patienten es selbstbestimmter zu handeln - entweder sie kamen pünktlich zur Therapie oder meldeten sich rechtzeitig ab, wenn sie zur Therapie nicht erscheinen konnten. 3. Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums 3.1 Voraussetzungen für das Praktikum & Lernmöglichkeiten Eigeninitiative und ein großes Maß an selbstständigem Handeln waren Grundvoraussetzungen für das Praktikum. Weil ich mich gerne viel selbst einbringen 3

5 wollte in den Therapien und dies auch gegenüber den Therapeuten äußerte, übertrugen sie mir gerne Aufgaben und erklärten mir alles, was ich wissen wollte. Bei allen Beiträgen des Praktikanten in der Klinik Dr. Schwarz gilt: Es ist ein Kann und kein Muss. Des Weiteren ist ein Grundverständnis verschiedener psychischer Erkrankungen vonnöten, um mit den Patienten in akuten Krankheitsphasen umgehen zu können. Wie Krankheitsbilder in der Praxis aussehen können, ist durch Praxiserfahrung und Kontakt mit den Patienten erlernbar. Praktikanten können verschiedenste Therapieansätze in der Klinik kennen lernen. Die Therapeuten geben außerdem gerne Anleitung und Freiraum, um selbst im Praktikum aktiv zu werden. 3.2 Konstruktive Kritik Was mir in meinem Praktikum manchmal fehlte waren feste Strukturen, was die Zeiten der Ärztebesprechungen anbelangte. Da die Ärzte wegen unvorhersehbaren akuten Aufnahmen zeitlich stark eingebunden waren, verschoben sich die Besprechungen häufig und es gab diesbezüglich nur grobe Uhrzeiten, an die ich mich halten konnte. Eine alternative Zeitplanung oder ein Informationsforum, in dem spontane Aufnahmen einzusehen sind, wären eventuell eine Lösungsmöglichkeit. 3.3 Persönliches Fazit Alles in allem habe ich mich bei meinem Praktikum in der Klinik Dr. Schwarz sehr wohl gefühlt. Ausnahmslos jeder Mitarbeiter war mir gegenüber hilfsbereit, wenn ich in irgendeiner Art und Weise Hilfe benötigte, mit meiner Arbeit und Rolle als Praktikant fühlte ich mich stets wertgeschätzt. Ulm, den Kristina Stremlow 4