Protokoll. Vorüberlegungen zum Konzept der Gelsenkirchener Elternschule :
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- Oldwig Reinhold Melsbach
- vor 6 Jahren
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1 Bonner Erziehungshilfetag am Protokoll Workshop: Gelsenkirchener Elternschule Referentin: Heike Waldau, Jugendamt Gelsenkirchen Referat Kinder, Jugend und Familie Protokollantin: Gabriele Pirkl, Jugendwohnen St. Sebastian Die Gelsenkirchener Elternschule ist ein präventives Konzept, das vom Jugendamt Gelsenkirchen entwickelt wurde. Es wird seit August 2005 aktiv durchgeführt. Grundgedanke dieses Konzeptes ist die Familienbildung und Familienförderung. Es ist als dauerhaftes Angebot konzipiert und setzt vor den Hilfen zur Erziehung an. Vorüberlegungen zum Konzept der Gelsenkirchener Elternschule : die Fallzahlen für die Hilfen zur Erziehung hatten sich bis Januar 2004 erhöht Die Lebenslagen der Familien hatten sich verändert. Es fehlten Strukturen, die unterstützend für die Familien wirken können. Deshalb sollten sich die Erziehung unterstützenden Angebote an die Situation der Familien anpassen. Oft ist der Kindergarten die erste Institution, die auf evtl. Schwierigkeiten in einer Familie reagieren kann. Dann ist jedoch die erste wichtige Entwicklungsphase in der Familie bereits (ungenutzt) verstrichen. Früher bekamen die Eltern eines Babys einen Elternbrief mit wichtigen Informationen vom Standesamt zugeschickt. Dies sollte für die erstgeborenen Kinder einer Familie in einen persönlichen Kontakt umgeändert werden. Deshalb wurde die ½ Stelle vom Standesamt zum Jugendamt verlagert. Ziele: Vermittlung von Grundwissen zur Babyerziehung Prävention Gelder für kostenintensive, Familien ergänzende Hilfen einzusparen möglichst problemarmes Durchlaufen des Lebens- und Familienzyklus mit Eltern in Kontakt kommen Abbau der Schwellenangst gegenüber dem Jugendamt die Familien möglichst frühzeitig zu stärken Stärkung der Familienkompetenz und erfolgreiche Familienerziehung durch Familienbildung und Früherkennung von Problemlagen. Wenn in der Familie schwerwiegende Probleme sichtbar werden, kann weitervermittelt werden. 1
2 Zielgruppe: alle Eltern mit einem erstgeboren Kind in Gelsenkirchen (Kind von 0 3 Jahren) unabhängig von Sprache, Kultur, Alter Es existieren spezialisierte Angebote z.b. in Türkisch, Russisch oder Arabisch (diese werden von muttersprachlichen Fachkräften durchgeführt) Konzeptionelle Grundsätze: Familienbildung Freiwilligkeit der Eltern Motivation der Eltern engagierte Eltern = starke Kinder Interesse wecken an Bildungsangeboten lokale Netzwerke schaffen bedarfsgerechte familienfreundliche Angebote Berücksichtigung der Individualität Eltern haben viele Fragen wir geben Antworten Vor dem Start der Elternkurse wurden alle Gynäkologen und Kinderärzte in Gelsenkirchen kontaktiert wurden alle Moschee- und Kulturvereine aufgesucht wurde sehr starke Öffentlichkeitsarbeit betrieben wurde eine große Nähe zur Jugendförderung gesucht, z.b. in Jugendheimen Daten: ca Geburten pro Jahr in Gelsenkirchen ca. 800 Erstgeburten pro Jahr in Gelsenkirchen 5 ½ Mitarbeiter für den Arbeitsbereich der Gelsenkirchener Elternschule im Jugendamt (u.a. türkisch, russisch und arabisch sprechend) es können nur Eltern mit Erstgeborenen besucht werden ½ Stelle wurde dabei vom Standesamt ins Jugendamt verlagert Start der Hausbesuche: am % der angeschriebenen Eltern nehmen den Hausbesuch an nur ganz wenige Familien brauchen den ASD Das Angebot der Hausbesuche wird von sog. bildungsfernen und von Familien in sozialen Brennpunkten erstaunlich gut angenommen. Abgelehnt wird es vielmehr von Lehrern, Erziehern und Pädagogen. Inhalte der Kurse: Entwicklung und Gesundheit des Babys gesundes Wohnumfeld für ein Baby Basiswissen für Erziehung 2
3 Kosten: 65,00 pro Elternpaar 45,00 pro Alleinerziehender Wenn die Eltern signalisieren, dass sie aus finanziellen Gründen kein Interesse an einem Kurs haben, bekommen sie vom Jugendamt einen Gutschein, der sie berechtigt, ohne eigenen Zuzahlung an einem Elternkurs teilzunehmen. Durchführung der Kurse: standardisiertes Konzept für Basiswissen Die Kurse sind bewusst kurz gehalten: 7 Treffs á 1 ½ 2 Stunden Durchführung durch freie Träger garantierte Förderung eines jeden Kurses für den freien Träger von 350,00 nur Fachpersonal (Kinderkrankenschwestern, Hebammen, Erzieherinnen, ) auf Honorarbasis für den freien Träger tätig alle Kursleiter bekommen den gleichen Honorarsatz niemals ehrenamtlich die Kurse finden wohnraumnah statt insgesamt 35 Kurse, 3 in türkischer, 1 in russischer Sprache immer mit Kinderbetreuung diese wird über das Jugendamt finanziert In der letzten Kursstunde wird immer nachgefragt, was gut war und was die Eltern noch brauchen. [Antwort der Eltern: noch mehr Angebot dieser Art] Für jeden einzelnen Kurs finden nach 3 Monaten noch einmal 3 Nachtreffen statt. Die Arbeit Baustein 1 die Vernetzung: Mitarbeit in Arbeitsgruppen Kooperation mit Geburtskliniken Kontakte mit Gynäkologen und Kinderärzten Durchführen von Eltern- und Familienbefragungen Das Netzwerk: Es gibt 5 Stadtbezirke für jeden Stadtbezirk existiert eine Arbeitsgruppe, die den Bedarf im jeweiligen Stadtbezirk ermittelt. Die Arbeitsgruppe tagt alle 3 Monate. Wenn neue Ideen entstanden sind, wird sie im jeweiligen Stadtbezirk ausprobiert, um danach zu entscheiden, ob sie im gesamten Stadtgebiet umgesetzt werden soll. Mit dieser Vorgehensweise wurden bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Übergreifend zu den Arbeitsgruppen existiert eine Steuerungsgruppe, die als Entscheidungsgremium fungiert. Baustein 2 die Einzelkontakte: Hausbesuche der Familien mit einem erstgeborenen Kind (Begrüßungskontakt) 3
4 Beispielhafter Ablauf nach Geburt eines erstgeborenen Kindes in einer Gelsenkirchener Familie: 1. Das Neugeborene wird auf dem Standesamt angemeldet. 2. Das Standesamt gibt die Adresse an das Jugendamt weiter. 3. Das Jugendamt schickt an die Eltern eines erstgeborenen Kindes einen Brief mit einem genannten Termin für einen Hausbesuch in der Familie. Darin wird um Rückmeldung gebeten, falls der Termin nicht wahrgenommen werden kann. (Dies funktioniert in der Regel) Wenn Eltern den Besuch nicht wünschen und diesen absagen, dann hat das Jugendamt keine rechtliche Handhabe und die Angelegenheit wird vorerst als erledigt betrachtet. Die Eltern bekommen dann die Elternmappe mit den Informationen per Post zugesandt. Nach 3 Monaten wird erneut Kontakt zu den Eltern aufgenommen und ein Hausbesuch nachgefragt. In vielen Fällen reagieren die Eltern positiv auf diese erneute Kontaktaufnahme. 4. Im Hausbesuch findet ein persönliches Beratungsgespräch bzgl. des familiären Wohnumfeldes statt (günstige und ungünstige Bedingungen für das Baby). Außerdem wird eine Tasche mit der Elternmappe und verschiedenen Sponsorengeschenken für das Baby überreicht. (Diese Tasche wird nur beim Hausbesuch übergeben und wird von den Familien gut angenommen.) Das Beratungsgespräch wird auch dazu genutzt, die Eltern zu Familienbildungsangeboten zu motivieren. Wenn es notwendig ist, thematisiert die Mitarbeiterin des Jugendamtes auch schwierige Themen, um möglichst frühzeitig der Familie Hilfestellung anbieten zu können. (Die Familien werden durch die Mitarbeiter bis zum ASD begleitet.) Erfahrungen nach 1 Jahr Elternkursen: Bisher haben Eltern einen Elternkurs der Gelsenkirchener Elternschule besucht. Die Eltern wünschen sich, dass es weiter geht. Die Kurse werden von Eltern aller Schichten besucht es entwickelt sich ein Austausch die Eltern lernen auch voneinander. Es gibt türkische Eltern, die gemeinsam mit deutschen Eltern im Elternkurs sein wollen. Die Teilnahmebescheinigung ist bei den Eltern sehr begehrt; besonders bei jungen türkischen Frauen und bildungsfernen Eltern. Aus den Kursen und ihren Nachtreffen sind viele Treffen in eigener Initiative der Eltern entstanden. Die Kursleiter haben in Eigeninitiative ein Treffen mit Austausch in 6-wöchigem Abstand ins Leben gerufen. 4
5 Es wurden und werden Folgeangebote entwickelt, u.a. offene Eltern-Baby-/ Eltern- Kind-Treffs mit fachlicher Anleitung (Hebammen, Kinderkrankenschwestern, Erzieherinnen) 1 x wöchentlich an 13 Standorten 5 15 Elternteile plus Kinder steigende Tendenz Es werden Infonachmittage für Migranten zu bestimmten Themen veranstaltet in Türkisch und Russisch Es haben bereits 21 Veranstaltungen stattgefunden. Ziel: mit Eltern in Kontakt zu kommen Es wurde ein Spezialseminar für Alleinerziehende entwickelt: Balance halten im Alltag Eltern in Gelsenkirchen werden mittels eines Fragebogens nach dem bestehenden Bedarf und den Möglichkeiten befragt. Auswertung der Ergebnisse Weitere Entwicklung einer Elternschule für 4 7-jährige Kinder gesammelte Informationen aus der Diskussion: Es besteht eine große Anfrage von vielen Kommunen aus ganz Deutschland. Empfehlung: Nur mit qualifizierten Mitarbeitern arbeiten. Kein Einsatz von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Der Gutschein für die Nutzung des Elternkurses ist kein Stigma. Alle Zahlen bzgl. der Elternkurse werden gesammelt und dokumentiert jedoch keine Aktenführung und keine Namen Die Hausbesuche werden nur vom zuständigen Team des Jugendamtes durchgeführt. Viele Väter zeigen Interesse an der Elternschule auch an den Hausbesuchen; besonders muslimische Männer Wenn der Gutschein nicht eingelöst wird, ruft ein Mitarbeiter des Teams an, um mit den jeweiligen Eltern ins Gespräch zu kommen. Meist wird dann das Angebot Elternschule angenommen. Bisher gab es noch keine Abbrüche eines Elternpaares in de Elternschule. Viele Eltern wünschen auch eine Elternschule für pubertierende Jugendliche dies ist bereits in Planung und in Vorbereitung Es besteht noch eine weitergehende Idee: Elternschule Wenn Kinder aus dem Haus gehen (16 18 Jahre) Im Sinne der Prävention entstehen für die Eltern viele soziale Kontakte im Nahbereich. dies wird von allen Seiten als Gewinn gesehen. 5
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