Weimar Integriertes Stadtentwicklungskonzept der Stadt Weimar
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- Angela Albrecht
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1 Weimar 2030 Integriertes Stadtentwicklungskonzept der Stadt Weimar
2 Impressum: Stadtverwaltung Weimar, Stadtentwicklungsamt in Zusammenarbeit mit: planwerk4d - Freie Stadtplaner und Freie Architekten Prof. Dr. J. Alexander Schmidt Hans Hellmann Stand: Juni 2011 Titelbild: Theaterplatz Weimar, Goethe-Schiller-Denkmal Foto: W. Dallmann
3 C-7 Klimaschutz in Weimar Zu den größten Herausforderungen der zukünftigen Stadtentwicklung zählt der Klimawandel (vgl. Kap. A-1 Allgemeine Trends und Rahmenbedingungen der Stadtentwicklung). Die Kommune kann mittels geeigneter Maßnahmen einerseits versuchen, die negativen Folgen des Klimawandels abzumildern (Strategie der Klimaanpassung) und andererseits Maßnahmen ergreifen, die dem o.g. Prozess entgegenwirken (Strategie des Klimaschutzes). Letzteres wird allerdings dadurch erschwert, dass zukünftig mit einem weiter steigenden Energiebedarf gerechnet werden muss. Um das skizzierte Spannungsfeld zwischen Klimaschutz und Energiebedarf zu überwinden, zeichnen sich drei gangbare Wege ab: 1. Umbau der Energieerzeugung, 2. Steigerung der Energieeffizienz, 3. Änderung des Verbraucherverhaltens. Gemein ist allen drei Wegen, dass die Verringerung der Treibhausgasemissionen im Mittelpunkt steht. Dies gelingt u.a. durch den Einsatz effizienter Versorgungsanlagen (Kraft- Wärme-Kopplung) und durch den Ausbau des Anteils an erneuerbaren Energien. Die Bundesregierung strebt im Rahmen ihrer Klimaschutzziele z.b. an, bis zum Jahr % des Strombedarfs und 18% des Gesamtenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken; bis zum Jahr 2050 sollen die Anteile auf 80% bzw. 60% erhöht werden (BMU 2011). Der Unterschied zwischen den drei Wegen besteht v.a. darin, dass sich die ersten beiden auf technologische Aspekte beziehen und beim dritten Weg der Mensch als Konsument im Mittelpunkt steht mit dem Ziel, den Energieverbrauch auf das notwendige Maß zu reduzieren. Private Haushalte sind in diesem Zusammenhang ein wichtiger Adressat, da diese für ca. ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs verantwortlich sind (Stadt Bauwelt 12/ 2011). Jeder Bürger kann demnach aktiv zur Senkung des Energieverbrauchs in der eigenen Kommune beitragen. Das Beschreiten der o.g. Wege erfordert ein abgestimmtes und integriertes Handeln aller Akteure. Bei der Wahl konkreter Maßnahmen sind mögliche Zielkonflikte zwischen Klimaanpassung und Klimaschutz (vgl. BUW 2011, Stadt Bauwelt 12/ 2011) zu berücksichtigen: Mit einer lockeren Bebauung und ausreichend Frischluftschneisen können z.b. die negativen Folgen des Klimawandels gemildert werden (Klimaanpassung). Durch eine zusätzliche Verdichtung der Bebauung kann demgegenüber die Energieeffizienz gesteigert werden (Klimaschutz). Darüber hinaus muss beachtet werden, dass einzelne Maßnahmen i.d.r. nicht flächendeckend im gesamten Stadtgebiet umgesetzt werden können. Gerade für den Umbau der Energieerzeugung und für die Steigerung der Energieeffizienz sind vielmehr auf den jeweiligen Standort zugeschnittene Maßnahmen erforderlich. So eignen sich Gründerzeitviertel und Großwohnsiedlungen aufgrund ihrer baulichen Kompaktheit beispielsweise für eine zentrale Strom- und Wärmeversorgung, locker bebaute Einfamilienhaussiedlungen hingegen eher für dezentrale Lösungen. Klimaschutz beschränkt sich allerdings nicht auf den Umbau der technischen Infrastruktur und auf die Anpassung der baulichen Strukturen. Klimaschutz ist vielmehr eine umfassende, integrative Aufgabe, die sich auf die verschiedensten Bereiche der Stadtentwicklung (Siedlungsstruktur, Flächenmanagement, Architektur, Bau, Mobilität usw.) auswirkt. Die fachlichen Leitlinien in den anderen Handlungsfeldern (Kap. C-2 bis C-9) verdeutlichen, dass der Klimaschutz in nahezu jedem Bereich eine wichtige Rolle spielt. C-68
4 Ein Klimaschutzkonzept für Weimar Etwa zeitgleich zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept wurde für Weimar ein Integriertes Klimaschutzkonzept erstellt. Die Erarbeitung wurde durch ein Konsortium unter Leitung des in Weimar ansässigen Forschungsinstitutes für Tief- und Rohleitungsbau (FITR) vorgenommen und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert. Das Konzept beinhaltet Angaben zum Energieverbrauch und zur Bedarfsdeckung in Weimar. Darüber hinaus werden darin die Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien dargestellt und Möglichkeiten zur Ablösung der konventionellen Energieträger aufgezeigt. Konkret umfasst das Klimaschutzkonzept folgende Inhalte: Energieerzeugung und Energieverbrauch (Stand: 2008), fortschreibbare CO 2-Bilanz für Weimar (Ist-Zustand), Übersicht über Energieeinsparpotenziale, teilräumliche Potenzialabschätzung für den Einsatz erneuerbarer Energien (Potenzialatlas), konkrete Klimaschutzziele und Maßnahmenvorschläge zur Umsetzung der Klimaschutzziele (FITR 2011). Herbstlicher Frühnebel im Park Tiefurt Foto: Constantin Beyer Das Weimarer Klimaschutzkonzept setzt insofern qualitative Maßstäbe, als es gelungen ist, den tatsächlichen Energieverbrauch in der Stadt zu ermitteln. Das Stadtgebiet wurde dabei auf der Grundlage von sog. Stadtraumtypen (Baublöcke vergleichbarer Struktur) in 120 Teilräume gegliedert. Durch die Zusammenarbeit mit den Weimarer Stadtwerken konnte für jeden der 120 Teilräume der exakte Verbrauch von Strom, Fernwärme und Erdgas sowie der aktuelle Einsatz erneuerbarer Energien ermittelt werden. Die erhobenen Daten verdeutlichen, in welchen städtischen Teilräumen der Energieverbrauch besonders hoch ist, welche Energieträger vorrangig zur Bedarfsdeckung genutzt werden und wie hoch der Anteil an erneuerbaren Energien ist. Anhand der Analyseergebnisse wird z.b. ersichtlich, dass in einigen Einfamilienhausgebieten (u.a. Schöndorf-Siedlung, Hypothekenhügel ) und in den Gebieten der Gründer- und Vorkriegszeit (Bahnhofsviertel, Bertuchstraße) noch ein hoher Heizstromanteil existiert, der durch regenerative Energien abgelöst werden sollte. In der Altstadt, in den Villen- und Beamtenvierteln sowie in den Gründerzeitvierteln ist indes der C-69
5 Wärmeverbrauch pro Wohnfläche besonders hoch, sodass hier gezielte Maßnahmen der Wärmedämmung angezeigt sind. Ein Ausbau der Fernwärmeversorgung ist laut Klimaschutzkonzept im Bereich Schöndorf-Siedlung und in der Ettersburger Straße möglich, während der Aufbau kleiner, dezentraler KWK-Anlagen z.b. im Bahnhofsviertel, im Bereich Bertuchstraße, in der Jakobsvorstadt und in der Altstadt sinnvoll wären (ebd.). Tabelle C-10 zeigt den Bestand an erneuerbaren Energien in Weimar und das zusätzliche Potenzial, gegliedert nach der Art der erneuerbaren Energie. Dabei wird deutlich, dass in nahezu allen Bereichen noch erhebliche Reserven bestehen und gegenwärtig lediglich ein Bruchteil des Gesamtpotenzials genutzt wird. Sonne, Erdwärme und Biomasse sind demnach jene Energieträger, die für Weimar besonders geeignet sind. Tab. C-10: Bestand und Potenzial an erneuerbaren Energien in Weimar Quelle: FITR 2011 Im Klimaschutzkonzept erfolgt eine Gegenüberstellung des tatsächlichen Energieverbrauchs (Stand: 2008) und des technischen Potenzials für erneuerbare Energien. Anhand dieses Vergleichs wird deutlich, dass der Strombedarf in Weimar theoretisch zu ca. 60% aus erneuerbaren Energien abgedeckt werden könnte, der Wärmebedarf sogar vollständig (ebd.). Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass sowohl der Energiebedarf als auch das Potenzial für erneuerbare Energien in den einzelnen Stadträumen sehr unterschiedlich ausfällt. Die ausgewerteten Daten sind im Konzept sowohl gesamtstädtisch als auch teilräumlich dargestellt. Für die Gesamtstadt wurden allgemeine Maßnahmen erarbeitet, die sich u.a. auf den Umbau der Energieversorgung (Ausbau erneuerbarer Energien, effiziente Wärmeversorgung), auf eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und auf die Änderung des Verbraucherverhaltens (Kommune, private Haushalte und Wirtschaft) beziehen. Darüber hinaus wurde für jeden der 120 identifizierten Stadträume ein gesondertes Datenblatt erstellt, welches jeweils allgemeine Angaben zum Stadtraum (Baustruktur, Einwohnerzahl, Denkmalschutz,...), den tatsächlichen Strom-, Wärme- und Gasverbrauch, den Bestand an erneuerbaren Energien, das ermittelte technische Potenzial für erneuerbare Energien sowie konkrete auf den jeweiligen Stadtraum bezogene Maßnahmevorschläge enthält. C-70
6 Leitlinien im Handlungsfeld Klimaschutz 1. Die Energieerzeugung in Weimar wird zukunftsfähig ausgebaut, fossile Energieträger zunehmend durch erneuerbare Energien abgelöst. Maßgebend ist hierbei der Aufbau einer effizienten und umweltfreundlichen Versorgungsinfrastruktur mit Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien. Entsprechend der lokalen Gegebenheiten ist hierbei entweder der Ausbau größerer zentraler Anlagen zu forcieren oder der Aufbau kleiner dezentraler Lösungen anzustreben. Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll dabei im Einklang mit den städtebaulichen, baukulturellen und denkmalpflegerischen Belangen umgesetzt werden; potenzielle Synergien durch interkommunale Abstimmung (Stichwort: Energieregion) sind konsequent zu nutzen. 2. Mittels geeigneter Strategien und Maßnahmen soll eine effiziente Nutzung der erzeugten Energie erfolgen. Eine effiziente Nutzung der vorhandenen Primärenergien bringt den deutlichsten regionalen Beitrag zum Klimaschutz. Im Mittelpunkt stehen hierbei der Ausbau der Kraft- Wärme-Kopplung im Rahmen von Fern- und Nahwärmelösungen, die Nutzung von Abwärme und die energetische Sanierung der Immobilien in der Stadt Weimar. Allein hier sind ein Energieeffizienzpotenzial von ca. 50% und eine Reduzierung des CO 2 Ausstoßes von ca. 70% zu erwarten. Darüber hinaus sind die bestehenden Versorgungsnetze so zu gestalten, dass Leitungsverluste minimiert werden. 3. Die Verbraucher werden für einen sparsamen Umgang mit Energie sensibilisiert, um den Energieverbrauch so weit als möglich zu senken. Die Stadt Weimar geht dabei mit gutem Beispiel voran, saniert öffentliche Gebäude und setzt klimafreundliche Versorgungstechnik ein. Durch gezielte Beratung und Information sollen auch Bürger und Unternehmen für einen sparsamen Energieverbrauch gewonnen werden. Über spezielle Bildungsangebote in der Volkshochschule und in den Einrichtungen der Jugendhilfe ist eine nachhaltige Veränderung des Verbraucherverhaltens anzustreben. Strategische Maßnahme im Handlungsfeld Klimaschutz Klimaschutzkonzept Weimar Die Stadt Weimar hat im Jahr 2010 die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes in Auftrag gegeben. Das unter der Leitung des FITR erarbeitete Konzept bildet eine wichtige Grundlage, um die Energieversorgung und nutzung in Weimar zukunftsfähig zu gestalten. Bislang liegt das Konzept in der Entwurfsfassung vor, ein Beschluss durch den Stadtrat steht noch aus. In den kommenden Jahren muss es darum gehen, die aufgestellten Klimaschutzziele in die Tat umzusetzen. C-71
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