Zusammenarbeit mit Regelinstitutionen Hilfen zur Erziehung und Schule: Das Bielefelder Modell
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- Erich Hummel
- vor 6 Jahren
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1 - Jugendamt Zusammenarbeit mit Regelinstitutionen Hilfen zur Erziehung und Schule: Das Bielefelder Modell Verbandsrat des BVkE am 11. und 12. November 2014 in Würzburg 1
2 Ausgangslage Immer mehr Kinder besuchen das OGS-Angebot im Schulbereich: Schule wird vermehrt ein zentraler Lebensort von Kindern Perspektivisch geht der Trend in Richtung gebundener Ganztag Durch die längere Verweildauer an den Schulen werden diese immer häufiger mit sozialen und familiären Problemen der Kinder und ihrer Familien konfrontiert Daraus folgt: Steigende Nachfrage nach Unterstützung dieser Kinder durch Maßnahmen der Hilfe zur Erziehung Daraus folgt: Angebote der Hilfe zur Erziehung müssen sich der veränderten Lebenswelt von Kindern anpassen 2
3 Fragestellung Aufgrund vorgenannter Entwicklungen stellt sich die Frage, wie sich die Angebote der Hilfe zur Erziehung verändern müssen, um perspektivisch noch die geeignete Hilfeform darzustellen und wie mit einer steigenden Nachfrage von Schule und OGS umgegangen werden soll. 3
4 1. Modellprojekt Landesjugendamt Erste Erfahrungen in einem 2jährigen Modellprojekt des Landesjugendamtes an einer Bielefelder Grundschule Endete Mitte 2010 Entscheidung hinsichtlich einer Fortführung war zu treffen 4
5 2. Projekt Bielefeld Prüfauftrag an Jugendhilfeplanung hinsichtlich Ausweitung des Projektes Flexible Erziehungshilfe an den Offenen Ganztag Kosteneffekte konnten durch das Modellprojekt nicht zwingend nachgewiesen werden Grundbedingung: kostenneutral bzw. Nachweis, dass an anderer Stelle tatsächlich Kosten reduziert werden Erkenntnisse aus dem Modellprojekt und dem Werkstattbericht des LJA ließen noch eine Reihe inhaltlicher und struktureller Fragen offen Vorschlag des Jugendamtes, das Projekt auszuweiten Beschlussfassungen des Jugendhilfeausschusses Herbst 2010 und Frühjahr
6 Projekt Bielefeld Beschluss des Jugendhilfeausschusses: Keine flächendeckende Ausweitung des Projektes, sondern weitere differenzierte Modellphase Erprobung unterschiedlicher Modelle, um 1. unterschiedlichen Bedarfen gerecht zu werden, 2. zu überprüfen, welche Ansätze sich bewähren (Wirkungsnachweis) Erprobung an 4 Schulen bzw. Schulverbünden 6
7 Rahmenbedingungen der Umsetzung Auswahl der Schulen nach Bedarf an Hilfe zur Erziehung in den Stadtteilen Erstellung eines spezifischen Anforderungsprofils für die teilnehmenden Schulen Bewerbung von Trägern der Hilfe zur Erziehung mit auf die Schulprofile abgestimmten Konzepten für die Durchführung an den einzelnen Schulstandorten Entscheidung des Jugendhilfeausschusses, welcher Träger das Projekt an welchem Schulstandort ausführt Benennung von Standortverantwortlichen aus der Bezirkssozialarbeit des Jugendamtes für jeden Schulstandort Benennung jeweils eines/einer Verantwortlichen seitens der Schule und der OGS Ausreichende räumliche Kapazität an der Schule 7
8 Aufgaben der Standortverantwortlichen Koordination und Leitung der Projektgruppentreffen vor Ort Koordination und Federführung bei den Fallkonferenzen und der Auswahl der Kinder Ansprechpartner/in bei allen Fragen der Projektpartner Auf die Einhaltung der Konzepte und Konzeptelemente achten Informationstransport und Abstimmung mit dem eigenen Team Permanente Rückmeldung an die gesamtverantwortliche Jugendhilfeplanerin Teilnahme an übergreifenden Projektgruppentreffen 8
9 Angebote Einsatz einer pädagogischen Fachkraft an den ausgewählten Schulen Individuelle und gruppenpädagogische Angebote Elternberatung Beratung und Unterstützung von Lehrern/Lehrerinnen Beratung und Unterstützung der OGS Mitarbeitenden 9
10 Zielgruppe Kinder, die z.b. durch unruhiges, ängstliches, zurückgezogenes, aggressives, grenzüberschreitendes Verhalten auffallen Mangelnde Unterstützung/Erziehungskompetenz der Eltern Bestehende Sorge, dass ohne eine professionelle Unterstützung eine dem Wohl des Kindes nicht angemessene Entwicklung droht und damit weitergehende Hilfen zur Erziehung erforderlich würden 10
11 Zielsetzungen Adressatenebene: Die Integration von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, sozialen und familiären Problemlagen in die schulischen Regelangebote, um Stigmatisierung zu vermeiden Die frühzeitige Förderung und Unterstützung von Kindern gemäß ihres individuellen Bedarfs, um Bildungsbenachteiligung zu vermeiden und die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu verbessern Die Stärkung der sozialen Kompetenzen der Kinder und die Stärkung der Eltern hinsichtlich ihres Erziehungsverhaltens 11
12 Zielsetzungen Kooperations-/Strukturebene: Die verbesserte Zusammenarbeit zwischen Eltern, Fachkräften aus Schule, OGS und Jugendhilfe Verbesserung der Sensibilität für soziale Problemlagen durch multiprofessionelle Zusammenarbeit und frühzeitigere Wahrnehmung Die verbesserte Abstimmung der im Einzelfall erforderlichen Förderund Unterstützungsleistungen von Schule und Jugendhilfe Kompetenzzuwachs bei Fachkräften der unterschiedlichen Systeme Erprobung neuer Hilfearten und formen in der Erziehungshilfe (Weiter-) Entwicklung von Schule als Lern- und Lebensort für Kinder 12
13 Ergebnisse Einige Stolpersteine Traditionen, Funktionen und Handlungslogiken von Schule und Jugendhilfe unterscheiden sich: die Kooperation birgt Konfliktpotential Gefahr, dass Kooperation nicht auf Augenhöhe erfolgt Gefahr der Konzentration der Hilfe auf das Kind als Symptomträger Gefahr, dass Bedarf an Unterstützung nicht vorrangig durch die Eltern und das Jugendamt, sondern durch die Fachkräfte der Schule und des Offenen Ganztags definiert wird 13
14 Ergebnisse Sicherstellung des frühzeitigen Zugangs von Kindern/Familien Es sind differenzierte Konzepte nach Bedarf an jedem Schulstandort erforderlich An allen Standorten gibt es eine Mischung von Maßnahmen, die einzelnen Kindern und ihren Familien zu gute kommen und Maßnahmen, die für alle offen sind Es besteht eine hohe Akzeptanz bei den Kindern und auch bei den Eltern (Inanspruchnahme Kindersprechstunde und Eltern- Cafe) Die Einbeziehung der Eltern ist immer wieder zu thematisieren 14
15 Ergebnisse Vermeidung von Desintegration und Stigmatisierung Insgesamt werden pro Schuljahr etwa 70 Kinder in das Angebot aufgenommen 50 Kinder benötigen keine weitergehende Hilfe zur Erziehung Alle Kinder konnten an ihrer Schule bleiben Das Angebot wirkt präventiv im Vorfeld von Hilfen zur Erziehung Ziele in Bezug auf die Kinder und ihre Familien wurden weitestgehend erreicht 15
16 Ergebnisse Verbesserung der Zusammenarbeit Elternhaus, Schule, OGS und Jugendamt Die Anfangsphase des Projektes hat länger gedauert als geplant Der Austausch über unterschiedliche Sichtweisen auf die Kinder und ihre Familien braucht Zeit Zumindest bei Beginn spielen Haltungsfragen der Beteiligten eine große Rolle Trotz anfänglicher Vorbehalte gibt es zwischenzeitlich eine hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit Kurze Wege ermöglichen eine gute Kommunikation Fallkonferenzen jeweils zu Beginn und Ende eines jeden Schulhalbjahres haben sich bewährt Unverzichtbar: Steuerungs- und Koordinierungsfunktion durch die standortverantwortlichen Fachkräfte des Jugendamtes 16
17 Ergebnisse Aber: ein gescheitertes Projekt An einem Schulstandort ist das Projekt gescheitert Mangelnde Akzeptanz des vereinbarten inhaltlichen konzeptionellen Ansatzes (Einzelförderung) durch die Lehrkräfte der beteiligten Schule und Fehlen geeigneter Räumlichkeiten Eine andere Grundschule wurde in das Projekt aufgenommen Fazit: Vorheriger Beschluss der Schul- und Lehrerkonferenz unabdingbar Schulleitungsstelle muss besetzt sein Ausreichende Räumlichkeiten sind zur Verfügung zu stellen 17
18 Ergebnisse Kostenneutralität Tagesgruppenangebote müssen sich am tatsächlichen Aufenthaltsort der Kinder und Jugendlichen orientieren und sind entsprechend weiter zu entwickeln Mit Aufbau des Projektes erfolgte ein analoger Abbau von Tagesgruppenplätzen Freiwerdende Personalressourcen wurden im Projekt eingesetzt 18
19 3. Regelangebot Bielefeld ab 2013 Vom Projektmodell zum Regelangebot Fortführung des Angebotes an den 4 Standorten als Regelangebot Ausweitung von 4 auf 8 Standorte Beschluss des Jugendhilfeausschusses von Mai 2013 Start an den neuen Standorten erfolgte im Sommer
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