Sabine Kirchhoff Sexueller Mißbrauch vor Gericht Band 2

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1 Sabine Kirchhoff Sexueller Mißbrauch vor Gericht Band 2

2 Sabine Kirchhoff Sexueller Mißbrauch vor Gericht Band 2: Materialienband: 15 Gerichtsprotokolle Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

3 Sabine Kirchhoff, Jg. 1963, Dipl. Soz.Wiss., ist seit 1993 Stipendiatin des in Dortmund angesiedelten und in Kooperation mit den Universitäten Bielefeld, Bochum und Essen gestalteten Graduiertenkollegs "Geschlechterverhältnis und sozialer Wandel. Handlungsspielräume und Definitionsmacht von Frauen". ISBN ISBN (ebook) DOI / by Springer Fachmedien Wiesbaden Ursprünglich erschienen bei Leske+Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

4 Inhaltsverzeichnis Vorwort vn 1. Verfahren "Schwager - Schwägerin" 1 2. Verfahren "Vater - Tochter, Spielfreund der 23 Tochter, Filmaufnahmen" 3. Verfahren "Nachbar - Nachbarin" Verfahren "Oh-du-Fröhliche-singender Exhibitionist" Verfahren "Nachbar - Nachbar" Verfahren "Pfadfinder - Schülerin" Berufungsverfahren "Vertreter eines christlichen 108 Blattes - Mädchen/ Junge" 8. Berufungsverfahren "Freibad-Bekanntschaft" Verfahren "Vater - Tochter, massive 128 Diffamierung" 10. Verfahren "Witwer - Freunde des Pflegesohnes" Verfahren "Hilfsbereiter Freund der Familie- 201 Kindergartenkind" 12. Berufungsverfahren "Stiefvater - Tochter" Verfahren "Krankenhaus-Bekanntschaften" Verfahren "Großvater - Enkelin" Verfahren "Kaufhaus-Bekanntschaften" 279 V

5 Vorwort Die Idee, dieses Buch herauszugeben, kam von Personen, die die Studie "Sexueller Mißbrauch vor Gericht" vor der Veröffentlichung gelesen haben. Sie wollten die der Auswertung zugrundeliegenden Prozeßprotokolle durcharbeiten, um die Verfahren als Ganzes nachzuvollziehen und um weitere Informationen zu erhalten. Die Studie "Sexueller Mißbrauch vor Gericht" beruht auf Prozeßbeobachtungen. Sie geht der Frage nach, wie es kindlichen Opfern sexueller Gewalt vor Gericht ergeht. Im Zeitraum von April 1992 bis Januar 1993 beobachtete ich insgesamt fünfzehn Landgerichtsverfahren an fünf Landgerichten Nordrhein Westfalens. Dabei wurde versucht, das jeweilige Prozeßgeschehen wortgetreu aufzuzeichnen, um die Aussagen und Schlußfolgerungen der an den Prozessen beteiligten Angeklagten, VerteidigerInnen, StaatsanwältInnen, NebenklagevertreterInnen, ZeugInnen, Opfer und RichterInnen transparent zu machen. Wegen des Umfangs konnten im Band 1 jedoch "nur" sechs von fünfzehn Strafprozessen dargestellt werden. Über die anderen neun protokollierten Strafprozesse wurde im Band 1 "Sexueller Mißbrauch vor Gericht" deshalb nur ein Überblick gegeben, obwohl diese Verfahren, bezogen auf ihre Aussagekraft und ihren Informationsgehalt, den ausführlich dargestellten Verfahren in nichts nachstehen. Dr. Dirk Bange von "ZartBitter Köln" machte darauf aufmerksam, daß die Prozeßprotokolle für all diejenigen eine Hilfe sein könnten, die sexuell mißbrauchte Kinder auf Gerichtsverfahren vorbereiten, sie bei Gericht begleiten oder im Vorfeld das Für und Wider einer Anzeigeerstattung abwägen. Die Herausgabe des Materialienbandes scheint aus einem weiteren Grund sinnvoll: Es gibt noch nicht gestellte Fragen, die mit diesem Material ohne weiteres beantwortet werden können. Mit Blick auf die Gerichtssituation könnte beispielsweise noch gefragt werden, welche Wirkung die Anwesenheit von NebenklagevertreterInnen auf die Verfahren hat, welche Bedeutung den Glaubwürdigkeitsgutachten beigemessen wird oder wie oft kindliche Opfer vom Zeitpunkt der Anzeigeerstattung bis zur Beendigung des Gerichtsverfahrens vernommen werden. Der Materialienband gibt aber nicht nur Aufschluß über das Gerichtsverfahren, sondern berührt überdies verwandte Thematiken. Er illustriert so beispielsweise die zielgerichtete Vorgehensweise mancher Täter. Die Verfahren "Krankenhaus-Bekanntschaften" und "Kautbaus-Bekanntschaften" zeigen eindeutig, daß Täter sich bewußt nach Opfern umsehen, ein Vertrauensverhältnis zu ihnen oder ihren Familienangehörigen aufbauen (Verfahren "Vertreter eines christlichen Blattes - Junge/Mädchen") und erst dann - wenn sie sich sicher VII

6 wiegen - die Übergriffe vornehmen. Die in den Mitschriften deutlich zutage tretenden Vorgehensweisen der Täter bei der Opfersuche stehen im krassen Widerspruch zu weitverbreiteten Stereotypen und sind wiederum für Präventionskonzepte von Relevanz. Ferner wird in diesem Band sichtbar, wie Mütter sich gegenüber ihren Kindern verhalten. Die Aufzeichnungen zeigen, daß es gleichermaßen Fälle gibt, in denen Mütter sich voll und ganz hinter die Kinder stellen (Verfahren "Vater - Tochter, Spielfreund der Tochter, Filmaufnahmen"), wie Fälle, in denen Mütter sich auf die Seite der Täter stellen und sich von den Kindern abwenden (Verfahren "Stiefvater - Tochter"). Da die Mitschriften der beobachteten Gerichtsprozesse viele Lesarten zulassen, sind sie eine neue Quelle für weitere Erkenntnisse zum sexuellen Mißbrauch. Sabine Kirchhoff VIII