Die Senioren-Union unterwegs in Böhmen

Transkript

1 Die Senioren-Union unterwegs in Böhmen Zu einem Busausflug der etwas anderen als der gewohnten Art startete der Kreisverband der SEN. Vom 18. bis 20. September bereisten die Ausflügler das angrenzende Land Tschechien zu drei Tagen mit politischem und kulturellem Inhalt. Durch die Kreisvorsitzende und Organisatorin Carmen Böhm erhielten die Reiseteilnehmer zu Beginn der Fahrt ausführliche Unterlagen über den geplanten Ablauf. Als fach- und sachkundigen Reisebegleiter und Mitorganisator durfte sie Leopold Graf Deym begrüßen, der die Kontakte zu tschechischen Institutionen geknüpft hatte. Der erste Anfahrtspunkt war das Europahaus in Freyung zu einem Gespräch mit EUREGIO. EUREGIO ist ein grenzüberschreitender Zusammenschluss von Städten, Gemeinden, Landkreisen und Verbänden in der bayerisch-tschechischenoberösterreichischen Grenzregion. Ihr Ziel ist es, die kommunale und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit über Staatsgrenzen hinweg zu fördern. 350 Städte und Kommunen sind bereits Mitglieder dieser Organisation. Geschäftsführer Kaspar Sammer empfing die interessierten Gäste in den Räumen des Hauses und erklärte die nun 25-jährige Arbeit und Gliederung der Organisation. Frau Simona Fink, die Tourismusbeauftragte, nahm zu Aufgaben und Problemen Stellung. Eine Hauptbarriere in Tschechien spiele dabei die Sprache. Hier wird sich ein in 160 Schulen gestartetes Projekt, das in deutscher Sprache unterrichtet, als nützlich erweisen. Sie unterstrich, dass Tourismus und Kultur mit einem gemeinsamen Kulturprogramm unterstützt wird. Bisher seien die Deutschen an Kontakten mehr interessiert als die Tschechen. Aber auch Touristen aus Tschechien kämen jetzt vermehrt nach Bayern. Das Angebot regionaler Speisen-Spezialitäten auf beiden Seiten solle jedoch bewahrt werden. Abschließend nahmen die Gäste als Ergebnis mit auf den Weg, dass die gegenseitige Begegnung von enormer Wichtigkeit für die Weiterentwicklung ist.

2 Die weitere Fahrt führte über die Grenze nach Kuschwarda, wo am Asiamarkt ein üppiges Mittagessen eingenommen wurde. Prachatice in der südböhmischen Region war das Ziel des nächsten Aufenthaltes. Im früher wichtigen Ort am Goldenen Steig, einem Handelsweg von Passau nach Prag, war der tschechische Reformator Jan Hus Absolvent der Lateinschule. Trotzdem hielt Prachatice am römisch-katholischen Glauben fest. Durch den Einfall der Hussiten 1420 erfuhr der Ort großes Leid. Beim Brand im Jahr 1832 wurden hier über 80 Häuser zerstört. Die verbliebenen mittelalterlichen Verzierungen am Rathaus konnten die Gäste auf einer Besichtigungstour über den Marktplatz betrachten. Das Parkhotel in Hlubolka (Frauenberg) war das Ziel für den Aufenthalt der Ausflügler. Neben dem Hotel liegt das im Tudorstil erbaute und bekannte Schloss Hluboka. Ein vorzügliches Buffet wartete am Abend auf die Gäste. Graf Deym erzählte dabei Wissenswertes über die Geschichte Böhmens. Der zweite Tag war der goldenen Stadt Prag, der bevölkerungsreichsten Stadt Tschechiens, vorbehalten. Die Gäste aus Niederbayern wurden hier in der Bayerischen Repräsentanz erwartet. Dr. Hannes Lachmann informierte über "Das Schaufenster Bayerns", wie die im Jahr 2014 eröffnete Repräsentanz genannt wird. Er berichtete über 80 Städtepartnerschaften. Die Repräsentanz informiert die tschechische Öffentlichkeit über Bayern, insbesondere über Konferenzen, Diskussionsforen und kulturelle Veranstaltungen. Zudem ist der Ort erste Anlaufstelle für öffentliche, politische und andere offizielle Stellen sowie für Bürgerinnen und Bürger aus Tschechien und Bayern. Ihre Aufgabe sieht die bayerische Repräsentanz in der Zusammenarbeit auf politischer Ebene; unter anderem bei Naturschutz und Nationalparks, beim Rettungswesen, bei der Polizei und gegenseitiger Katastrophenhilfe, bei Wissenschafts- und Kulturzusammenarbeit sowie bei Entwicklungsgutachten zu Grenzregionen. Die Kreisvorsitzende freute sich, die Senioren- Union im "Goldenen Buch" der Repräsentanz eintragen und sich für die ausführliche Information bedanken zu können. Nach diesem Empfang konnte sich die Reisegruppe bei einem Rundgang mit einer freundlichen Stadtführerin von den Sehenswürdigkeiten Prags überzeugen. Am Altstädter Ring sahen sie das Rathaus mit fast 70 Meter hohem Turm sowie die daran befindliche drittälteste astronomische und noch funktionierende Uhr, den Orloj. Die weltberühmte Karlsbrücke über die Moldau verbindet die Altstadt mit der Kleinseite. Die berühmten Skulpturen von Heiligen und Patronen, deren bekannteste wohl die des hl. Johannes von Nepomuk ist, wurden erst nach und nach auf der im 14. Jahrhundert erbauten und daher einer der ältesten Steinbrücken Europas errichtet. Hier in der Altstadt verstärkte sich der Eindruck, dass sich der Tourismus hauptsächlich aus Asien auf Prag allein konzentriert, das vor lauter Neugierigen unterzugehen droht. Nach einem Mittagessen im rustikal anmutenden Kellergewölbe eines Gasthauses machte sich die Gruppe wieder auf den Weg. Dabei wurde der prächtige Waldgarten mit der riesigen Raubvogelanlage durchquert. Auf der anschließenden Weiterfahrt war das Ziel das Schloss Drazic. Dieses Schloss mit Barockkapelle wurde von Graf Deym erworben und saniert. Er zeigte bei einem Rundgang die imposanten und sorgfältig restaurierten Räumlichkeiten, die heute als Treffpunkt für Jugendgruppen dienen.

3 Am dritten Tag erhielten die Gäste den Besuch der Budweiser Diözesanleitung. Deren Vertreter berichtete von der gegenwärtigen nicht einfachen Situation, in der sich die mit 355 Pfarreien und 80 Pfarrern versehene Diözese Budweis befindet. Die Wirren nach 1918 bis in die Gegenwart unter anderem mit Enteignung haben maßgeblich zu finanziellen und ökomenischen Problemen beigetragen. Die Schwierigkeiten finanzieller Art entstehen unter anderem dadurch, dass in Tschechien keine Kirchensteuer erhoben wird. Budweis gehört zu den ärmsten Diözesen, die fast nur durch freiwillige Spenden der Gläubigen Unterstützung findet. Zuschüsse vom Staat werden von mal zu mal weniger. Dadurch können die Löhne der Priester beinahe nicht mehr bezahlt und Investitionen nicht mehr getätigt werden. Die Kirche hat wegen grassierendem Materialismus, Finanznöten und Problemen in der pastoralen Versorgung große Schwierigkeiten, einen Beitrag zur Gemeinsamkeit zu leisten. Die Gäste aus Niederbayern diskutierten über dieses düstere Bild der katholischen Kirche in Tschechien mit dem Ergebnis, dass es von Vorteil wäre, Bistumspartnerschaften anzudenken und den Kontakt weiter zu verfestigen. Der endgültigen Abfahrt vom Hotel folgte ein Besuch in Budweis, der größten Stadt in Südböhmen. Zu dem eindrucksvoll angelegten historischen Marktplatz mit dem "Schwarzen Turm" gehört das barocke Rathaus. Es zählt zu den schönsten Gebäuden Tschechiens. Hier genossen die Ausflügler bei einer Brotzeit auch wohl das eine oder andere berühmte Budweiser Bier. Das Schloss Cesky Krumlov in Krumau war das letzte Ziel des Ausfluges. Dieser nach der Prager Burg zweitgrößte Bau Tschechiens erstreckt sich auf eine Gesamtfläche von 10 Hektar. Hier war ein Treffen mit der Vorsitzenden des 1997 gegründeten Böhmerwaldvereines eingeplant. Frau Marx erzählte aus eigener Erfahrung von den Schicksalen verbliebener deutscher Bürger in der Nachkriegszeit. Über den Lipno-Stausee, dem "böhmischen Meer" und den Ort Wallern ging es zurück in die Heimat. Die Reisenden zogen aus diesen drei ereignisreichen Tagen das Fazit: Es bestehen noch wechselseitige Berührungsängste, anders als an anderen Grenzen. Vor allem in ländlichen Regionen Tschechiens herrschen sie noch vor. Eine Verbesserung des Miteinander in einem Europa der Regionen wird sich nur durch eine Verstärkung des persönlichen und privaten Kontaktes der Bürger und Zusammenschlüsse ergeben."

4 Vor dem Europahaus in Freyung Gespräch mit EUREGIO

5 Rundgang in Prachatice Bayerische Repräsentanz

6 Vortrag von Dr. Hannes Lachmann Dank der Vorsitzenden

7 Parkhotel in Hluboka Abend in Hluboka: Leopold Graf Deym erläutert die Geschichte Tschechiens

8 Prag, Eintrag ins "Goldene Buch" der Repräsentanz Prag, Altstädter Ring

9 Prag, Besichtigung der Stadt mit Stadtführerin Prag, Rathaus mit Uhr Orly

10 Prag mit vielen Oldies Prag, Waldgarten

11 Prag, Waldgarten Prag, Moldau

12 Graf Deym stellt sein Schloss in Drazic vor Schloss Drazic

13 Hotel in Hluboka: Gespräch mit der Diözesanvertretung Budweis, Marktplatz mit "Schwarzem Turm"

14 Budweis, St. Nikolaus innen St. Nikolaus außen

15 Krumau, Schlossgarten Krumau, Blick vom Schloss

16 Krumau, Schloss Innenhof Krumau, Schloss außen

17 Schlossmauer Abendsonne am Lipno-Stausee