»Ich hoffe, du weißt, wer der Vater ist.«es ist immer wieder lustig, weil ich darauf ein dummes Gesicht mache und sage:»natürlich weiß ich, wer mein

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2 »Ich hoffe, du weißt, wer der Vater ist.«es ist immer wieder lustig, weil ich darauf ein dummes Gesicht mache und sage:»natürlich weiß ich, wer mein Vater ist.das war sicher nicht geplant, wie ich dich kenne.«stimmt. Wer nicht einmal eine brauchbare Einkaufsliste aufsetzen kann, ist mit Familienplanung restlos überfordert.»macht es dir etwas aus, wenn ich Fisch esse? Als ich meinen Henry bekam, wurde mir schon beim Geruch von Fisch übel.«sieht Henry deswegen aus wie ein Karpfen? Das wird vermutlich so weitergehen, bis ich in die Wechseljahre komme. Und dann wird es heißen:»sag mal, bist du nicht längst viel zu alt, um ein Kind zu kriegen?«darauf weiß ich noch keine Antwort. Schlagfertigkeit will hart erarbeitet sein. Mit dieser Abweichung von den Idealmaßen muss ich leben, denn ich bin

3 rigorose Diätverweigerin. Um mein Gewissen zu entlasten, nehme ich entwässernde Zinnkrauttropfen, mache täglich Übungen gegen Hohlkreuzbildung und rege meine Verdauung mit Leinsamen an. Außerdem tanze ich viel aber weniger meiner Figur zuliebe, sondern aus schierer Lust am Rhythmus. Wie auch immer, Cathy hatte zielsicher meine wunden Punkte getroffen. Nein, schlimmer: Sie hatte aus meinen kleinen Eigenheiten überhaupt erst wunde Punkte gemacht und sie dann getroffen! Gerade noch war ich eine zufriedene, ausgeglichene, geradezu beneidenswert selbstbewusste Frau gewesen und jetzt fühle ich mich zum ersten Mal in meinem Leben unzurechnungsfähig, ungeliebt und unförmig. Ein kleiner Trost bleibt mir, und zwar dass

4 Cathy meinen wahren Schwachpunkt nicht kennt: Die panische Angst vor nicht endendem Schluckauf. Nachdem ich im Fernsehen einen verstörenden Bericht über einen Amerikaner gesehen habe, der seit 40 Jahren an Schluckauf litt, wurde mir angst und bange. 40 Jahre Schluckauf! Was für ein Martyrium. DAS ist eine Problemzone, werte Schönheitschirurgen. Und ihr könnt nichts dagegen tun. Schämt euch! Ich habe mir geschworen, nie wieder Gesundheitssendungen zu schauen, um nicht noch mehr Phobien zu entwickeln. Nachdem ich den Brief gelesen hatte, fragte Cathy doch tatsächlich völlig unbekümmert:»na, was sagst du?«ich wusste, dass ich meinen Job riskierte, aber ich musste mich für ihre Unverschämtheit revanchieren. Ich sah auf und sagte zuckersüß:»cathy, ich bin froh,

5 dass wir so offen zueinander sein können. Ich wollte dir immer schon sagen, dass dir die Farbe Rot nicht steht. Sie macht dich zehn Jahre älter. Und dein Händedruck gleicht einem Attentat. Winseln die Männer eigentlich um Gnade, wenn du ihnen einen runterholst? «Nein, um ehrlich zu sein, habe ich nichts von alledem gesagt. Ich wünschte mir nur, ich hätte den Mut gehabt, es zu tun. Stattdessen lachte ich krampfhaft und murmelte:»danke, jetzt muss ich aber schleunigst los. Meine Freunde haben eine rauschende Geburtstagsparty für mich vorbereitet. Gut, dass morgen Samstag ist.«cathy ignorierte mein Geplapper und drückte mich auf den Stuhl zurück, als ich Anstalten machte, aufzustehen.»du hast noch nicht alles ausgepackt.«was, da kam noch mehr? Ich schluckte,

6 legte das Elefantenpapier beiseite und fand: - Einen grobzinkigen Kamm. Weichspüler hätte mehr Sinn gemacht. Den verbrauche ich literweise, um meine feinen Haare daran zu hindern, sich zu verknoten. - Eine Broschüre mit dem Titel»Zwanzig Übungen, die die Hirnfunktion anregen«. Die werde ich der tüchtigen Susan vermachen. Merkwürdigerweise ist es nämlich so, dass die Menschen, die es am wenigsten nötig haben, auf solche Übungen am meisten abfahren. - Ein Merkblatt der Anonymen Alkoholiker. Dazu sage ich nur: Wein ist Nervennahrung. Das hat nichts mit Alkoholismus zu tun, ich muss doch sehr bitten! - Ein Thera-Band mit Übungsposter. Eigentlich ganz nützlich. Aber Tanzen für die Fitness ist mir lieber.