Mit Bürgern und Behörden kooperieren, im demographischen Wandel historische Altstädte energetisch sanieren
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- Lars Frei
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1 Mit Bürgern und Behörden kooperieren, im demographischen Wandel historische Altstädte energetisch sanieren Dipl.-Ing. Michael Joost Stadt Wolfhagen Delitzsch, 23. Mai
2 2 2
3 ..gestatten Sie mir zunächst einen kurzen Rückblick... 3
4 Die Stadt Wolfhagen: was waren wir früher? Kreisstadt in Nordhessen mit Sitz des Landrates ( Einwohner im Altkreis), Gebietsreform 1972 Mittelzentrum mit entsprechender Bedeutung für die umliegenden Städte Bundeswehrstandort Pommernkaserne Standort wichtiger Behörden wie Amtsgericht, Kreisbehörden, Forstamt, Katasteramt, Kreiskrankenhaus bedeutende Fachwerkstadt mit fast Einwohnern 10 Stadtteile, 112 km² Gemarkung kein Defizit im Haushalt, sogar Festgeld mit Zinseinnahmen 4 4
5 es war einfach nur toll, alle haben geglaubt es bleibt so oder wird immer besser. es gab in den siebziger Jahren Prognosen, dass wir heute mehr als Einwohner haben würden 5
6 Änderungen kamen schleichend. Gebietsreform 1972 brachte den Verlust des Status als Kreisstadt, Suche nach neuer Wertigkeit und Identität soziale Infrastruktur blieb, Behörden, Kaserne.. Entwicklung der Stadtteile trotzdem positiv, Finanzen OK Innenstadt lebendig mit ausreichender Kaufkraft Beschluss zum Hessentag als Motivationstreiber für 5 Jahre Hessentag in 1992 ein Meilenstein größtes Fest in Hessen, 10 Tage, Besucher! Zusammenhalt in der Bürgerschaft noch deutlich spürbar 6
7 10 schwere Jahre begannen.. Einführung Fußgängerzone in der Altstadt.....das WIE war das Problem, Konflikt zwischen Bürgerschaft und Verwaltung / Politik über 10 Jahre Schließung Amtsgericht und Katasteramt Auflösung Bundeswehrstandort soziale Infrastruktur auf den Dörfern brach weg demografischer Wandel zum Sehen und Anfassen große finanzielle Veränderungen es ging nicht weiter nach aufwärts es ging abwärts 7
8 wie sind wir den Herausforderungen begegnet? u.a Umwandlung des Eigenbetriebes Stadtwerke in GmbH als 100 % Tochter der Stadt Rückkauf der Stromnetze im Stadtgebiet Aufbau der Stadtwerke zu überregionalem Versorger 100 % Strom aus Wasserkraft, starkes Image im Bereich erneuerbarer Energien 9
9 Entlastung des kommunalen Haushalts durch eigene Stadtwerke und eigene Energieversorgung Konversion der Pommernkaserne, Flächen- und Gebäudeumwidmung...ziemlich allein gelassen Kaserne heute: größte und modernste Berufsschule im Landkreis Kassel Schule für Lernbehinderte führender Hersteller neuester Flachglastechnologie weitere Industrieansiedlungen z.b. Maschinenbau 10 10
10 11 11
11 Bürgerbeteiligung Begriff mit vielen Deutungen eigener Film wurde produziert, Vorführung mit Podiumsdiskussionen führte 2006 zur Gründung der Klimaschutzinitiative Wolfhagen Bürger engagieren sich in der Klimaoffensive und in der Bürgerenergiegenossenschaft Wolfhagen Bürger beteiligen sich 2012 an der Zukunftskonferenz für Wolfhagen 12 12
12 Gründung der Bürgerenergiegenossenschaft Umsetzung konkreter Bürgerprojekte, z.b. die Errichtung des Windparks Beteiligung der Bürger an der Wertschöpfung und Schaffung neuer Arbeitsplätze Bürger profitieren durch finanzielle Einsparungen, den Werterhalt ihrer Gebäude und eine verbesserte Lebens- und Wohnqualität 13 13
13 wie ein Sechser im Lotto Wolfhagen gewinnt im Bundesforschungswettbewerb 5,0 Mio. Euro erste Frage der Politik: können wir damit unsere Löcher im Haushalt stopfen 14
14 eine einzigartige Chance Zusammensetzung des Konsortiums sehr interessant: Stadt, Stadtwerke, Fraunhofer Gesellschaft, Uni Kassel, Energieagentur des LK Kassel ( 5 Arbeitspakete ) Wissenschaft trifft auf Umsetzer Prozess der gegenseitigen Wertschätzung der unterschiedlichen Sichtweisen angleichen auch von Sprache BMBF Förderung geht nicht ohne Forschungseinrichtungen starke kommunale Partner sorgen für Nähe zur Bürgerschaft und Praxis 15
15 Wolfhagen 100% EE Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung für die Stadt Wolfhagen Modul der Stadt Wolfhagen Energetische quartiersbezogene Gebäudesanierung und modulare Energieversorgung 16
16 Das Problem - Zur Sicherung der Zukunft unserer denkmalgeschützten Altstädte sind wichtige Veränderungen unvermeidlich - baulich konstruktive Instandsetzung der Gebäude überfällig, innen und außen! - energetische Sanierung kaum durchgeführt, kein Interesse und kein Geld - Entwicklung zukunftsfähiger Nutzungskonzepte der Häuser ist nicht erfolgt - alle Investitionen sind für Eigentümer unrentierlich - städtebaulicher Wandel zur familienfreundlichen, behindertenund seniorengerechten Altstadt ist ohne die Eigentümer nicht möglich 17
17 Die Stadt als Gesamtgebilde - Verstehen einer historischen Altstadt mit 300 Grundstücken als Gesamtgebilde - Infrastruktur Straßen, Plätze, Grünanlagen, Ver- und Entsorgung - öffentliche Gebäude und Einrichtungen - private Häuser und Flächen - Gewerbe, Mieter, - aber: - der Mensch in seiner Rolle als Eigentümer, Bürger und Teil der Stadtgesellschaft. Er spielt mit seinen individuellen Problemen im Projekt die wichtigste Rolle. 18
18 - wir brauchen sein Engagement für sein Haus, seine Heimat, sein Umfeld - wir brauchen seine Bereitschaft in eine Solidargemeinschaft einzutreten, sich in Netzwerken einzubringen - wir brauchen auch -..sein Geld! - die Obrigkeit kann die Zukunft einer Stadt nicht bauen 19
19 Wer hängt eigentlich von wem ab? - unser Staatssystem ist intakt, der Bürger kann sich auf die Obrigkeit verlassen, wir alle haben uns daran gewöhnt, wir sind auch so erzogen.. - im Kampf - gegen die Auswirkungen des demografischen Wandels - gegen den Klimawandel - für die Umsetzung der Energiewende mit all ihren Facetten - können wir nur mit einer motivierten Bürgerschaft bestehen. Der Staat hängt hier zwingend von den Menschen ab. - im Rahmen der Energiewende muss nicht nur das Energiesystem, sondern vornehmlich unsere Gesellschaft umgebaut werden 20
20 Was tun wir in Wolfhagen? - Soziale Analyse der Stadtgesellschaft - Prozess ist entschleunigt, unpolitisch, individuell, emotionalisiert - Suche nach Augenhöhe braucht Geduld und Feingefühl - alte Konflikte müssen aufgearbeitet werden, bevor Vertrauen entsteht - externe Moderation sorgt für stetigen Interessensausgleich - Fachleute stehen jederzeit zur Verfügung - Architekten, Juristen, Steuerfachleute, Gutachter für historische Bausubstanz, Energieberater, Projektleitung, Moderatorin - alle Hemmnisse dafür, sich dem baulichen, städtebaulichen und energetischen Erfassungs- und Entwicklungsprozess zu widmen, werden identifiziert und abgebaut. - so entsteht Angstfreiheit für die Bürger, das ist das Rund-Sorglos-Paket - alle sozialen Probleme des Eigentümers werden angehört und gewürdigt 21
21 Das Rundum-Sorglos-Paket - aktivieren der Selbstheilungskräfte geht langsam, Vertrauen ist notwendig - notwendige Randbedingungen: - externe Moderation: neutral, sozialkompetent, engagiert, emotional - Architekten / Planer: fachkompetent und sozial! - Steuerberater / Jurist: vertrauensvoll, Teil der Gemeinschaft - Behördenvertreter: willig ein Teil der Gemeinschaft zu werden - ARGE Fachwerk: bringt auch Weitblick ein, Prof. Gerner = VIP - Zuschuss durch Stadt / Finanzierung durch Banken - Einbindung in Kompetenznetzwerke - Projektleitung: immer verfügbar, dezent und zurückhaltend 22
22 Das Kommunikationssystem - was tut Obrigkeit bisher. - amtliche Bekanntmachung - Aushang - Pressebericht - Bürgerversammlung - es wird verkündet - wir wollen ja nur was Gutes, aber ihr versteht uns nicht - Gesetze und Verordnungen umsetzen, wir können ja nichts dafür.. 23
23 - was tun wir - wir laden höflich zu einem gemeinsamen Gespräch ein - unsere Workshops sind keine belehrenden Veranstaltungen - kein Amtsdeutsch, persönliche Kontakte werden genutzt - Einladungen erfolgen nur persönlich, schriftlich mit persönlicher Nachfrage - keine Flyer, keine Presse, keine anonymen Printmedien, kein Internet - wir machen Hausbesuche um Wertschätzung zu verdeutlichen - keine Politik - Suche nach Augenhöhe durch Vertrauen - Suche nach Verbündeten, - freiwillige Altstadtgruppe hat sich gebildet 24
24 praktische Umsetzung (erste Phase) - bauliche und energetische Erfassung aller Gebäude - die Eigentümer gestatten uns eine Gebäudebegehung mit Erfassung aller baulichen und energetischen Zustände, sowie der Geometrie - betrachtet werden alle Bauwerke auf dem Grundstück - alle Fakten werden in einem hochwertigen Bestandsexposee zusammengefasst und im Rahmen einer Zukunftswerkstatt übergeben - In Workshops wurden die Zielsetzungen der Erfassung dargestellt - neben den technischen Hintergründen, wurden besonders die Quartiersbezüge und die sozialen Gemeinschaft hervorgehoben - strikte Beachtung des Datenschutz - ein wichtiger Verfahrensschritt, mehr integrativ und sozial, als technisch notwendig 25
25 Einbindung der Behörden - Suche nach Begeisterung bei den Kollegen für das Projekt durch persönlichen Kontakt - handelnde Personen sehr interessiert, sie selbst brauchen solch ein System um erfolgreich zu arbeiten - 2 Vorbereitungsworkshops a 4 Std. um Inhalte / Ziele zu verabreden - 3. Workshop Bürger / Behörden auf Augenhöhe - beide Seiten hatten voreinander Angst - Austausch der Standpunkte und Prozess des Kennenlernens sehr erfolgreich - plötzlich klappt die Kommunikation.. 26
26 praktische Umsetzung (zweite Phase) - städtebauliche Betrachtung des Ist-Zustandes im Hinblick auf eine Zukunft als familien- senioren und behindertengerechter Wohnstandort - Stärken und Schwächen der Stadtstruktur werden von Fachleuten erfasst und mit Bürgern diskutiert - Gebäudeabriss ist auch in denkmalgeschützter Gesamtanlage Thema - Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Quartierssuche - Bürger werden Betroffene 27
27 - Suche nach Umsetzungsquartier beginnt - städtebaulicher Prozess, somit öffentlich - energetische Fragen rücken in den Fokus, Sanierungsrate - Investition heißt Zukunft - Eignung und Bereitschaft der in Frage kommenden Eigentümer ist wichtig - Planungskosten bis Phase 3 HOAI werden übernommen - Förderung der Umsetzung aus Aktive Kernbereiche möglich - Bürger aus dem gesamten Geltungsbereich werden auch an diesem Prozessschritt beteiligt 28
28 erste Bilanz nach 12 Monaten - 12 Workshops mit ca. 150 Teilnehmern Gebäudebegehungen - 3 Behördenworkshops - 1 Altstadtnachmittag mit Prof. Gerner - 18 Sitzungen der Altstadtgruppe - 5 Förderbescheide aus Aktive Kernbereiche ( Fördersumme) - Zukunftswerkstatt im Juli das Wichtigste: die Menschen fühlen sich gebraucht und werden aktiv 29
29 Transformation - Prozessart für Viele interessant, da wir Entwicklungsprozess einer Stadt mit den Themen Energie und Klima sehr stark verschneiden - Suche nach Augenhöhe mit der Bürgerschaft sehr intensiv - stark interessiert: - Arbeitsgemeinschaft Deutscher Fachwerkstädte ( 140 Mitglieder ) - Kommunale Gemeinschaftsstelle Verwaltungsmanagement ( KGST ) Mitgliedsstädte in Deutschland und Österreich - Land Hessen als Mittelgeber Aktive Kernbereiche ( Anreizprogramm ) - Bundesbauministerium Tag der Städtebauförderung in Bachelor- und Masterarbeiten, Dissertationen - Kongresse, Arbeitskreise Land Hessen und LK Kassel 30
30 Bevölkerungsentwicklung Einwohner Gesamt Kernstadt Gewerbe
31 I. Wolfhagen stellt sich vor Identität einer Kommune In Wolfhagen drückt sich der Wandel auch durch Wappen und Stadtlogo aus. 32
32 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Stadt Wolfhagen Energie u. Stadtentwicklung Dipl.-Ing. Michael Joost Burgstraße Wolfhagen 33 33
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