Die dicken Aktenordner warten schon

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1 Christliches Leben in Hessen und Rheinland-Pfalz Zum Sonntag Trinitatis Nr. 22 vom 30. Mai ,20 Euro D 7077 C Steinernes Echo der Kreuzzüge? So mancher hat schon verblüfft an ihnen emporgeschaut, an den als architektonische Besonderheit bisher wenig beachteten»heidentürmen«in den kleinen Gemeinden Alsheim, Dittelsheim und Guntersblum, die eine orientalisch anmutende Spitze krönt. Der Grund dafür in Anlass zu vielerlei Mutmaßungen, verliert sich aber im Dunkel der Geschichte. Seite 4 Wasserkirche auf dem Hessentag Mit mehr als 50 Veranstaltungen Musik, Lesungen, Besinnliches und Gottesdienste präsentieren sich die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau auf dem»hessentag 2010«in Stadtallendorf. Im Mittelpunkt steht die mit einer Installa tion des Bühnenbildners Oliver Doerr zur»wasserkirche«(bild) umgestaltete evangelische Stadtkirche. Seite 5 Wenn die Mutter zum»bankomaten«wird Wer für einen bettlägerigen kranken Verwandten eine Dauerpflege organisieren will, muss tief in die Tasche greifen. Oder eine jener bis zu Frauen aus Osteuropa verpflichten, die sich hierzulande als Pflegekraft verdingen. Wenig Aufmerksamkeit wird bisher den Problemen geschenkt, die der Exodus auf Zeit dieser Frauen in ihren Heimatländern mit sich bringt. Seite 6 Kontinuität: Die neue, die inzwischen elfte hessen-nassauische Kirchensynode, greift nach dem Staffelholz der Vorgängerin, um in den kommenden sechs Jahren ihrer Amtsperiode die Geschicke der Landeskirche zu lenken. Die dicken Aktenordner warten schon Die neue hessen-nassauische Kirchensynode tritt in Frankfurt zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen FRANKFURT a. M. Die neu gewählte Synode der Evange - lischen Kirche in Hessen und Nassau hat mit ihrer konstituierenden Sitzung im Frankfurter Dominikanerkloster ihre Arbeit aufgenommen. Die 150 Synodalen der Elften Kirchensynode haben mit ihrer ersten Sitzung ihre sechsjährige Foto: ekhn.de / Thomas Peters Amtsperiode begonnen. 138 der»kirchenparlamentarier«sind gewählte Mitglieder des Gremiums; zwölf weitere, darunter auch Politiker aus Hessen und Rheinland- Pfalz, wurden von der Kirchenleitung berufen. Gemeindemitglieder sind 89 der Synodalen; 49 von ihnen Pfarrerin oder Pfarrer. Knapp ein Drittel der Synodalen sind Frauen. Etwas älter als 21 Jahre sind die jüngsten Synodalen, Jan Kramer aus Weilburg-Odersbach und Anna-Lena Fleeth aus Lich. Alterspräses ist der 59-jährige Wetterauer Dekan Jörg-Michael Schlösser, der in dieser Funktion auch die Sitzung bis zur Wahl des neuen Präses leitet. Neben dem Kirchensynodalvorstand werden in der konstituierenden Sitzung auch die Mitglieder der verschiedenen Ausschüsse gewählt. Der langjährige Präses Karl Heinrich Schäfer kandidierte nicht mehr für dieses Amt. Im Gespräch mit der Evangelischen Sonntags-Zeitung zieht er eine Bilanz seiner 16-jährigen Amtszeit. esz Siehe Seiten 8 und 9 Foto: picture alliance / dpa VORNE RECHTS Blindflug? Von Gert Buttler Ein moderner Dr. Frankenstein oder ein Guru der Gentechnik, der den Fortschritt in ungeahnte wissenschaftliche Neuerungen ebnet? An Greg Venter, den Zauberer im Jonglieren mit den Bausteinen des Lebens, scheiden sich die Geister. Der jüngste Coup des amerikanischen Biochemikers, das Einschleusen künstlichen Gen- Materials in ein Bakte rium, überschreitet eine Grenze, die Schauern macht. Venters wissenschaftliche Leistungen, wie die Entschlüsselung menschlichen Erbguts, erregen weltweite Bewunderung, aber auch große Skepsis darüber, mit welcher Nonchalance er um ethische Probleme und die Frage nach dem Gefahrenpotenzial einen großen Bogen schlägt. Werden die»zauberlehrlinge«in seinem Gefolge ihre Besen immer unter Kontrolle halten können? Auch die Evangelische Kirche in Deutschland sieht sich veranlasst anzumahnen, die Risiken nicht kleinzureden oder gar zu einem genetischen Blindflug zu starten. Venter hat nicht von heute auf morgen die Evolu tion auf den Kopf gestellt, schon gar nicht»gott gespielt«, wie ihm vorgeworfen wird. Nur etwas am Leben herumgebastelt. Herausgekommen ist ein künstlicher Mikroorganismus. Wie die Geschichte weitergeht, stellt viele Anfragen auch an die Kirchen. AUS DEM INHALT Meinung und Nachricht 2 Zum Sonntag 3 Arbeitsfeld Kirche 7 Glaube konkret 12 Medien 13 Süd-Nassau 18/19 Nord-Nassau 20/21 Oberhessen 22/23 Rhein-Main 24/25 Rheinhessen 26/27 Starkenburg 28 Sprengel Hanau 29 Gemeinnützige Medienhaus GmbH Rechneigrabenstraße 10, Frankfurt/M.

2 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung MEINUNG UND NACHRICHT STANDPUNKT Kochs Kalkül Von Wolfgang Weissgerber Roland Koch ist kein Politiker, der sich von Gegenwind schrecken lässt. Man kann deshalb ausschließen, dass die heftige Kritik an seinem Vorschlag, wegen der immensen Staatsverschuldung auch im Bildungsbereich (»Keine Tabus«) zu kürzen, den hessischen Ministerpräsidenten nun zum Rückzug aus der Politik bewogen hat. Auch wenn er das bestreitet: Die Erkenntnis, dass der bisherige Höhepunkt seiner politischen Karriere wohl auch deren Endpunkt sein würde, dass weder in Berlin noch in Brüssel höhere Weihen auf ihn warten, machte ihm deren Fortsetzung wohl wenig attraktiv. Ob er aber diesen Entschluss tatsächlich schon vor einem Jahr im engsten Kreis verkündet hat, wie er nun kundtat? Koch konnte zumindest seine klammheimliche Freude darüber nicht verhehlen, dass es niemand zuvor der Presse gesteckt hatte. Nach mehr als einem Jahrzehnt als Regierungschef sei»ein Wechsel erforderlich«, sagt Koch. Eine Mehrheit der hessischen Wähler war dieser Ansicht schon am 27. Januar Doch der politische Amoklauf seiner SPD-Gegenkandidatin Andrea Ypsilanti erhielt ihm anschließend sein Amt, das er nun mit einem starken Abgang zur Verfügung gestellt hat. Nach einer Denkpause geht der gelernte Wirtschaftsjurist wohl daran, richtig Geld zu verdienen, mehr jedenfalls, als es in der Politik möglich ist. So sein Kalkül. Auch sein Vorstoß wider den Konsens in Sachen Bildung war Kalkül. Der ist nun sein Vermächtnis für die Partei. dem»spiegel«verriet. Zynisch fügte er hinzu, dass»die Vertreter der älteren Generation mit derselben Empörung über mich hergefallen«wären, wenn er die staatlichen Zuschüsse zur Rentenversicherung angegangen wäre. Das ist wahr, und es ist entlarvend. Denn die Leidtragenden gekürzter Bildungsausgaben, Kinder und Jugendliche, haben keine Lobby, auch ihre Eltern nicht, allenfalls Studenten machen gelegentlich Rabatz. Ihr Potenzial an Wählerstimmen kann sich mit dem der Alten nicht messen. Deren Zahl steigt und steigt sie entscheiden künftig Wahlen. Ihre Zustimmung braucht, wer regieren will. Kinder, die Jugend, junge Eltern haben kein politisches Gewicht. Geradezu skurril wirkt vor diesem Hintergrund eine Werbekampagne des Landes Hessen, die junge Menschen für den Erzieherberuf begeistern soll und auch von der evangelischen Kirche unterstützt wird. Wer soll sich denn dafür begeistern, wenn zugleich erklärt wird, für genügend Stellen und gute Gehälter sei leider kein Geld da? Ausgerechnet von Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der nicht eben oppositionsnahen»frankfurter Allgemeinen Zeitung«, musste Koch sich vorhalten lassen, wie kurzsichtig Abstriche bei der Bildung wären. Die Zukunft des Landes hängt davon ab, wie viele gut ausgebildete junge Menschen in 15 bis 20 Jahren auf den Arbeitsmarkt strömen. Sie sollen nicht weniger als den Fortbestand unseres Wohlstands erwirtschaften. Einem Land, geprägt von schlechten Bildungsstandards, nachlassender Wirtschaftskraft und hoher Steuerlast, würden die Besten von ihnen vermutlich den Rücken kehren. Zukunft mit kleinen Helden Evangelische Kirche unterstützt hessische Kampagne, die für den Erzieherberuf begeistern soll DARMSTADT. Die Evange lische Kirche in Hessen und Nassau will bei der hessischen Kampagne mitmachen, die dem Mangel an Erzieherinnen entgegenwirken will und für den Pädagogenberuf wirbt. Kirchenpräsident Volker Jung und der hessische Familienminister Jürgen Banzer haben in Darmstadt für eine Imagekampagne für den Erzieherberuf geworben, die unter dem Motto»Große Zukunft mit kleinen Helden werde Erzieherin/Erzieher«für den Pädagogenberuf Interesse wecken soll. Mit der Kampagne, so Banzer, soll auf die Attraktivität dieses Berufsfelds aufmerksam gemacht und mehr Menschen dafür begeistern.»es gibt kaum eine wichtigere und schönere Aufgabe, als Kinder von klein auf beim Heranwachsen zu begleiten und ihnen zu helfen, ihre Interessen und Begabungen zu entdecken und zu entfalten«, sagte Banzer. In den kommenden Jahren sei von einem kontinuierlich hohen Bedarf an Fachkräften ÜBER-ZEICHNET in Kindertageseinrichtungen auszugehen. Vor diesem Hintergrund habe das Hessische Ministerium für Arbeit, Familie und Gesundheit diese Kampagne entwickelt. Er freue sich, die Kirchen für die Unterstützung gewinnen zu können, da sie neben den Kommunen nicht nur die größten Einrichtungsträger seien, sondern sich wie die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau auch in der Aus- und Fortbildung von Erzieherinnen und Erziehern engagiere. Kirchenpräsident Volker Jung nannte die Erziehung von kleinen Kindern eine schöne und lohnende Aufgabe.»Die evangelische Kirche setzt sich für eine ganzheit - liche und vertrauensvolle Erziehung ein dafür brauchen wir gut ausgebildete und motivierte Menschen.«Erzieher und Erzieherin sei ein Beruf, der herausfordere, abwechslungsreich sei und erfüllend, sagte Jung.»Wer kreativ sein will, gerne mit Kindern arbeitet und bereit ist, Verantwortung für andere zu übernehmen, für den kann dieser Beruf genau der richtige sein.«nach einer Erhebung vom März 2009 befanden sich von den 3849 Kindertageseinrichtungen in Hessen 677 in evangelischer Trägerschaft. Damit stellen die evangelischen»kitas«die größte Trägergruppe im Bereich der freien Träger in Hessen dar. Nach Banzers Worten sorgten der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige ab 2013, kleinere Gruppen und eine Stärkung des Bildungsund Erziehungsauftrags der Kindertageseinrichtungen für einen erheblichen Bedarf an zusätz - lichen Fachkräften. Er gehe davon aus, dass durch den Ausbau der Angebote in den kommenden Jahren mit einem Mehrbedarf von 6000 bis 8000 Personen zu rechnen sei. Die Werbe- und Imagekampagne mit Plakataktionen und Informationsveranstaltungen läuft bis zum Ende kommenden Jahres. esz Kirche würdigt Koch als verlässlichen Gesprächspartner DARMSTADT/KASSEL. Als verlässlichen Gesprächspartner haben die evan gelischen Kirchen in Hessen den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch gewürdigt. Koch habe die Landespolitik mit viel Energie und»mut zu unpopulären und umstrittenen Entscheidungen«geleitet, sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung anlässlich der Ankündigung Kochs, Ende August zurückzutreten. Jung und der kurhessische Bischof Martin Hein dankten Koch für sein Engagement bei der Sicherung der evangelischen Fakultäten an den hessischen Universitäten und für sein Verständnis für die evangelischen Argumente beim Schutz der Sonn- und Feiertage. Er habe das freundschaftliche Verhältnis zwischen dem Land und der Kirche trotz unterschiedlicher Positionen in der Sozialpolitik gefördert und gefestigt, sagte Hein. Mit den Argumenten der Kirche im Streit um den Ausbau des Frankfurter Flughafens habe Koch sich»intensiv auseinandergesetzt«, fügte Jung an. epd Jung und Hein ermuntern zur Betriebsratswahl Koch galt gemeinhin als Rechtsausleger der CDU. Das ist ein Irrtum. Er stand zwar zwölf Jahre lang dem wohl konservativsten Landesverband seiner Partei vor. Doch er ist keineswegs der verbohrte reaktionäre Ideologe, als den ihn seine politischen Gegner hinstellen. Koch ist ein kühl kalkulierender Pragmatiker, der sagt und tut, was ihm nützlich ist. Sein provokanter Vorschlag, die Etats für Bildung zurechtzustreichen, ergibt nur so einen Sinn. Und was für einen! Den Aufschrei der Bildungspolitiker hatte Koch erwartet, wie er Nicht nur Koch, kaum einer der Leute, die jetzt regieren, ist dann noch an der Macht. Es kann ihnen also egal sein. Hauptsache, eine Generation zufriedener Rentner hat bis dahin weiter brav die CDU gewählt. Auch das ist Kochs Kalkül. Zeichnung: Johann Mayr FRANKFURT. Kirchenpräsident Volker Jung und der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, haben die Arbeitnehmer aufgerufen, bei den zurzeit laufenden Betriebsratswahlen von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Beide erinnern in diesem Zusammenhang an den gemeinsamen Aufruf der Evangelischen Kirche in Deutschland und der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zur Betriebsratswahl Hein und Jung gratulierten den bereits gewählten Betriebsratsmitgliedern und wünschten ihnen für ihre Tätigkeit eine glückliche Hand. esz

3 ZUM SONNTAG Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 3 GLAUB-WÜRDIG Wochenspruch Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll. Jesaja 6,3 ABC des Glaubens Twie Trinitatis: Mit dem Trinitatisfest am Sonntag nach Pfingsten beginnt die längste Zeitspanne im Kirchenjahr, die Trinitatiszeit, an deren Ende zugleich das Ende des Kirchenjahrs steht. Das Trinitatisfest erinnert an das christliche Wesensmerkmal Gottes, die Dreieinigkeit, die in mühevoller Denkarbeit auf altkirchlichen Konzilien geleistet wurde. Die Dreieinigkeit selbst ist in den Abschiedsreden des Johannesevange - liums angedeutet, jedoch nicht gedanklich entfaltet. Die göttliche Dreieinigkeit thematisiert, vereinfacht gesprochen, einen Einblick in Gottes»Innenleben«, das göttliches Selbstsein und geschöpfliches Anderssein einander zuordnet. Welt und Mensch werden so vorgestellt, dass sie zugleich aus Gott als ihrem Ursprung und außer Gott, als ihrer souveränen Freiheit, gedacht werden können. Die»Selbstverfassung Gottes«schließt göttliche Gewalt und menschliche Abhängigkeit von Gott aus. Insofern kann die Trinitätslehre als theologische Selbstkritik Gottes verstanden werden, die den christ - lichen Gott sowohl von der islamischen als auch von der jüdischen Gottesvorstellung grundlegend unterscheidet. Denken, Dank, Gedanke Dreieiniger Gott, weil Du Dir selbst Grenzen gesetzt hast, kennen auch wir Menschen unsere Grenzen. Hilf Du uns, sie zu achten. Amen Kanzel und Kollekte Der Predigttext für diesen Sonntag steht im Römerbrief 11, Paulus formuliert ein Lobpreis für Gottes unerforschliches Handeln. Über die Verwendung der Kollekte in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau entscheiden die Gemeinden. Die Kollekte in der Evangelischen Kirche von Kurhessen- Waldeck ist für die landeskirchliche Arbeitsstelle für Migration bestimmt. Foto: picture-alliance / Design Pics Eigene Begabungen entdecken ist wie ein Geschenk auszupacken. Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal über sich selbst gestaunt? Vater unser im... Toooor! Leben ist mies, wenn neben dem Konfi-Unterricht das Fußballtraining wartet Von Christian König Du hast wieder keinen blassen Schimmer, Roland!«Der Pfarrer schimpfte. Es war Konfirmandenstunde. Immer Dienstagnachmittags. Und der Pfarrer fragte ab, was wir auswendig gelernt hatten. Wir waren sein letzter Jahrgang. Roland blieb wie immer hängen. Meistens beim Vaterunser. Meistens nach dem:»wie im Himmel, so auf Erden.Unser tägliches Brot!«, schimpfte der Pfarrer.»Unser tägliches Brot gib uns heute. Das kann doch nicht so schwer sein, Roland!«Roland saß auf seinem Platz. Guckte unter sich. Wurde rot, weil wir Jungs feixten und die Mädchen kicherten.»warum lernst du nicht so, wie die anderen?«, fragte der Pfarrer.»Ich lern nicht so gut auswendig. Und außerdem hab ich jetzt jeden Mittag Fußball-Training«, sagte Roland.»Fußball-Training, Fußball-Training!«, schimpfte der Pfarrer.»Nächsten Dienstag will ich das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis hören. Ohne Patzer. Sonst kannst du dich auf dem Fußballplatz konfirmieren lassen.aber am Sonntag ist das Spiel gegen Alsbach«, sagte Roland.»Wenn ich nicht gut bin, steigen wir ab!dann musst du dich eben entscheiden. Ich kann auch nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen.«roland probierte, gleichzeitig zu tanzen. Beim Training auf dem Platz übte er leise das Vaterunser in der ersten Halbzeit. Bis Olli, sein bester Freund ihn fragte, ob er noch alle Tassen im Schrank habe. Das Glaubensbekenntnis in der zweiten Halbzeit übte Roland deswegen noch leiser. Aber das war noch komplizierter als das Vaterunser. Mann! Gut spielen und gut beten schaff ich nicht zusammen, dachte er. Am Sonntag war das Spiel. Das ganze Dorf war auf den Beinen. Auch wir, die Konfirmandinnen und Konfirmanden gingen zum Sportplatz. Also, nach der Kirche natürlich. Das Spiel kam nicht richtig in Fahrt. Es war brütend heiß. Roland stolperte mehr vor sich hin, als dass er spielte. Wir machten ihn wahrscheinlich zusätzlich nervös. Pascal, der Überflieger, rief Roland vom Spielfeldrand aus zu:»na, Roland, wieder keinen blassen Schimmer? Noch nicht mal vom Fußball?«Zutrauen in die eigenen Gaben finden Roland zuckte zusammen. Und dann: Dann zog er einfach ab. Mit aller Kraft. Er eroberte sich den Ball. Dribbelte. Tanzte. Schlug einen Haken. Und noch einen. Täuschte an. Und knallte den Ball ins Tor. Das Tor zum Klassenerhalt. Wir stiegen nicht ab! War das ein Jubel! Am Dienstag in der Konfi-Stunde kicherte niemand über Roland. Einige von den Jungs schlugen ihm sogar auf die Schulter. Aber nachdem Roland das Vaterunser aufgesagt hatte mehr schlecht als recht, verzichtete der Pfarrer auf das Glaubens- MERK-WÜRDIG Sie verträgt die Pille nicht»der satanische Kirchentag entweiht den Münchner Liebfrauendom.«So mault die ultrakonservative katholische Internet-Seite»kreuz.net«. Ins Visier ihres journalistischen Würgzeugkoffers ist diesmal Margot Käßmann geraten. Die frühere»laienbischöfin«der»evangelischen Gemeinschaft in Deutschland«wird, ethisch aufwändig, als»alkoholikerin«und»ehebrecherin«bezeichnet, die sich für»mannstolle Frauen«einsetze. bekenntnis und diktierte uns ohne weitere Erklärung eine Zeile aus dem Korintherbrief ins Heft:»Es sind verschiedene Gaben. Und in einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.«komischer Text, dachte ich damals. Als ich ihn neulich wiederfand, in Krakelschrift auf vergilbtem Papier, erinnerte ich mich an die Geschichte mit Roland. An unseren alten Pfarrer. Und an die verschiedenen guten Gaben, die jeder Mensch auf seine ganz persönliche Weise mit sich herumträgt. Ganz gleich ob beim Fußball. Oder beim Vaterunser. Christian König ist theologischer Redakteur der Evangelischen Sonntags-Zeitung in Frankfurt. Margot Käßmann hatte in ihrer Predigt im katholischen Liebfrauendom die Erfindung der»pille«als ein Geschenk Gottes bezeichnet und damit die protestantische Differenz zur katholischen Sexualmoral verdeutlicht. Vielleicht aber hat»kreuz.net«bei Margot Käßmann nur die Insignien eines Vollbischofs der Couleur Walter Mixas vermisst: Teppichklopfer und Rohrstock. Doch damit,»kreuz.net«, werden Dir die Protestanten auch zukünftig nicht zu Leibe rücken. Fast schad' drum, gell? Und Gruß von Laie zu Laie! ck

4 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung HESSEN UND NASSAU ALSHEIM. Warum im Rhein - hessischen vier Kirchen Türme haben, die in ihrer Gestaltung an Bauten aus dem Heiligen Land erinnern, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Die orientalisch anmutenden Kirchtürme sind einmalig in Mitteleuropa. ANZEIGE Ob Geburtstag, Hochzeitstag, Jubiläum Private Aufnahmen professionell digitalisiert sind die Geschenkidee für jeden Anlass! Informieren Sie sich gleich bei der Helo KG! Professionelle Beratung erhalten Sie unter Tel / oder unter Hans Günther Ermel feiert 75. Geburtstag HERBORN. Hans Günter Ermel, der frühere Propst für Nord-Nassau, wird an diesem Samstag 75 Jahre alt. Von 1989 bis 1999 stand er an der Spitze der Propstei, die das Lahn-Dill-Gebiet sowie den Westerwald mit rund Evangelischen umfasst. Als Propst war er Mitglied des Leitenden Geistlichen Amts, des kollektiven Bischofsamts der Landeskirche. Der 1935 in Berlin geborene Ermel studierte Theologie in Marburg, Berlin-Zehlendorf, Lausanne, Göttingen, Mainz und Hamburg. Nach der Tätigkeit als Pfarrvikar in Frankfurt-Bonames und Eisemroth bei Herborn kam er zunächst als Pfarrer an die Frankfurter Johannisgemeinde und übernahm danach 1979 die Pfarrstelle in Frankfurt-Bonames wurde Ermel zum Dekan des Dekanates Frankfurt-Nordwest gewählt. In seiner Zeit als Propst engagierte sich der Theologe insbesondere für die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche sowie mit evangelischen Gemeinschaften und Freikirchen, für die Wiedereinführung des Buss- und Bettags als gesetzlicher Feiertag und den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region. epd Steinernes Echo der Kreuzzüge Die rheinhessischen Heidentürme sollen zur Touristenattraktion werden Von Karsten Packeiser Pfingstgottesdienst: Farbe bekennen Mit deutlichen Worten wandte sich die Pröpstin für Rhein-Main, Gabriele Scherle (links), beim ökumenischen Pfingstgottesdienst auf dem Frankfurter Römerberg gegen das Gebaren von Finanzmarkt, Wirtschaft und Politik. Wenn die Geldströme in Depots landeten und nicht mehr dem Gemeinwohl dienten, wenn Sozialsysteme darbten und Reichtum auf Kosten der Armen verteidigt werde,»stimmt etwas nicht«. Vor diesem Hintergrund erinnerte die Pfarrerin an die Kraft des Heiligen Geistes, der»das Grau der Hoffnungslosigkeit in ein Farbenmeer tauche, wenn Menschen sich in Liebe und Respekt begegnen«. sti MEIN SONNTAG»Ohne Latein wäre mein Sonntag noch schöner«mit der Plakataktion»mein sonntag«wollen vier Dekanate in der Propstei Starkenburg die Trommel für den arbeits - freien Tag rühren. Dreißig Menschen unterschiedlichsten Alters und unterschiedlich - ster Herkunft tun auf den Plakaten kund, was der Sonntag für sie bedeutet und warum der Sonntag Sonntag bleiben soll gegen alle Bestrebungen, die Ladenöffnungszeiten zu erweitern. Die Evangelische Sonntags-Zeitung begleitet die Aktion. In dieser Woche sagt der Schüler Christian Vock, was der Sonntag für ihn bedeutet. Historische Raritäten: Die Heidentürme von Alsheim, Dittelheim und Guntersblum (von links). An normalen Tagen ist die mittelalterliche evangelische Dorfkirche in Alsheim ziemlich verlassen. Pfarrer Leonard Nollert wird nur selten von Touristen gebeten, die Tür aufzuschließen. Dabei hat St. Bonifatius als eine von vier romanischen Kirchen südlich von Mainz einen der sogenannten Heidentürme, deren geheimnisvolle Geschichte Historiker seit Jahrzehnten fasziniert. Wieso die mit den für Mitteleuropa völlig untypischen, orientalisch anmutenden Kuppeltürmen errichtet wurden, ist bis heute unklar. Jetzt wollen das Land Rheinland-Pfalz und die evangelische Kirche die in Deutschland einmaligen Bauwerke zu Touristenattraktionen machen. Der Weg zur Heidenturm- Kirche ist in der beschaulichen Weinbaugemeinde Alsheim noch nicht einmal ausgeschildert, die meisten Reiseführer erwähnen sie nicht. Einziger Hinweis für Touristen vor Ort ist eine Warnung, der Besuch des verwunschenen Friedhofsparks erfolge auf eigene Gefahr, weil die Standfestigkeit der historischen Grabsteine nicht mehr gewährleistet sei.»es besteht erhöhte Unfallgefahr«, heißt es auf dem Zettel. Außer in Alsheim stehen auch im Nachbarort Guntersblum und in Worms weitere dieser exotischen Kirchen. Als schönstes Beispiel der auch als Sarazenentürme bezeichneten Gotteshäuser gilt allerdings die Dorfkirche in Dittelsheim. Dort wurde die Kuppel auf einen achteckigen Turm aufgesetzt und hat noch nicht einmal ein Kreuz. Alle vier Kirchen stammen aus dem elften oder frühen zwölften Jahrhundert. Foto: Doris Stickler»Typisch für Jugendliche ist mein Sonntag vermutlich nicht. Welcher 15-Jährige steht sonntags schon früh auf und das auch noch freiwillig? Aber bei mir ist das so. In meiner Kirchengemeinde gehöre ich zu mehreren Teams, die verschiedene Gottesdienste vorbereiten. Ich finde es gut, dass ich mich da einbringen kann. Natürlich investiere ich viel Zeit. Aber Arbeit im eigentlichen Sinne ist das nicht. Für mich hat es eher etwas mit Gemeinschaft zu tun. An jedem dritten Sonntag schlafe ich übrigens aus. Dann ist bei uns ein spezieller Musikgottesdienst, der mich nicht interessiert. Es wäre Foto: Einer verbreiteten Theorie zufolge hatten die Baumeister sich nach dem Ersten Kreuzzug am damaligen Aussehen der Jerusalemer Grabeskirche orientiert. Möglich wäre, dass die Türme an den Triumph der Kreuzritter, die Eroberung Jerusalems, erinnern sollten.»die Sehnsucht nach dem Heiligen Land blieb auch nach dem Ersten Kreuzzug lebendig«, so der Direktor des Mainzer Diözesanmuseums Hans-Jürgen Kotzur, der in den vergangenen Jahren intensiv über die Geschichte der Heidentürme forschte.»so erscheinen die hoch auf den rheinhessischen Türmen errichteten Kuppelbauten gleich einer Vision von der Heiligen Stadt.«Aber auch die syrisch-orthodoxen Kirchen aus der Region des Tur-Abdin-Gebirges in der heutigen Südosttürkei oder die Moscheen der Fatimiden könnten als Vorbilder für die rheinhessischen Kirchen gedient haben. Dokumente darüber, ob wirklich heimgekehrte Kreuzfahrer die Bauten veranlasst haben, sind der Wissenschaft unbekannt. Andere Historiker gehen daher davon aus, dass die vermeintlich orientalische Architektur auf regionalen Traditionen beruht.»das liegt alles lange zurück«, sagt der Landeskonservator Joachim Glatz,»die Quellen sind spärlich.«vermutlich habe es in früheren Jahrhunderten weitere Heidenturmkirchen gegeben, etwa in Speyer. Nicht alle hätten die vielen Kriege überstanden, die den Landstrich in der Vergangenheit verwüsteten. Derzeit werden die Alsheimer Kirche und der angrenzende Friedhofspark umfassend saniert. Fördermittel der Europäischen Union, Mittel des Landes Rheinland-Pfalz und Geld der hessennassauischen Kirche in Höhe von insgesamt Euro sind geflossen. Außerdem lässt die Landesregierung ein touristisches Konzept erstellen, um die Region für Reisende zu erschließen.»die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau unterstützt gerne Bemühungen, die Region für Touristen attraktiver zu machen«, sagt Heinz Thomas Striegler, der landeskirchliche Finanz- und Baudezernent. Frühere Pläne aus Rheinland- Pfalz, die Heidentürme in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufnehmen zu lassen, würden derzeit nicht weiterverfolgt, berichtet Landeskonservator Glatz. Europäische Sakralbauten seien nach Ansicht der UNESCO im Welterbe bereits überrepräsentiert. Für weitere Kirchen gebe es zurzeit kaum Aussicht berücksichtigt zu werden. epd Internet: Foto: mein sonntag aber auch nicht ehrlich, wenn ich sage, dass ich immer den freien Sonntag genieße. Manchmal muss ich wirklich arbeiten für die Schule. Denn am Montag haben wir Latein. Das ist nicht gerade meine Stärke. Dafür muss ich eine ganze Menge tun.«

5 KURHESSEN-WALDECK Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 5 STADTALLENDORF. Mit einer»wasserkirche«und einem vielfältigen Programm präsentieren sich die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau auf dem Hessentag in Stadtallendorf. Einen geistlichen Erlebnisraum soll sie bieten, die»wasserkirche«, in die die beiden evangelischen Kirchen in Hessen zehn Tage lang während des Hessentag in Stadtallendorf einladen. Die nicht nur künstlerisch sehr beeindruckende Wasserinstallation in der Stadt - Fotos: Karin Waldhüter Foto: Albrecht Weisker Wo es plätschert... Kirchen präsentieren»wasserkirche«auf dem Hessentag kirche stammt von dem Kasseler Bühnenbildner Oliver Doerr. Im vorderen Bereich der Kirche fließt aus acht Meter Höhe ein Strom klaren Wassers in das einer Grotte nachempfundene Becken. Die Buntglasfenster der Kirche geben der Installation den beson - deren Rahmen. Dazu kommen noch Licht- und Toneffekte. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung und der Kasseler Bischof Martin Hein laden dazu ein,»sich dem Lebens element Wasser zu nähern und Ströme lebendigen Wassers zu spüren«. Besucher der Kirche können an einem Holztisch wie in einer Oase Wasser trinken und sich mit einem Stück Brot für den Hessentagstrubel stärken. Mehr als 50 Punkte listet das Begleitprogramm der Kirchen zum Hessentag auf, der noch bis zum 6. Juni dauert, an dem um 10 Uhr der Kirchenpräsident Jung und die Prälatin Marita Natt (Bad Hersfeld) um Uhr einen, den Kirchenauftritt abschließenden Gottesdienst halten. Damit das gesamte kirchliche Hessentagsprogramm reibungslos über die Bühne geht, haben mehr als 200 Männer und Frauen alles vorbereitet und begleiten die Gäste durch die Tage in Stadtallendorf. Für den großen Durst bietet die evangelische Kirchengemeinde Mineralwasser auf dem neu gepflasterten Kirchenvorplatz an. Zu den Zugnummern des Kirchenprogramms mit viel Musik, mit Lesungen, Kabarett, Besinnlichem und Gottesdiensten gehören der Schauspieler Rainer Hunold, der aus seinem Buch»Ich bin nun mal dick«lesen wird, das»erste Allgemeine Babenhäuser Pfarrer(!)-Kabarett«mit seinem Programm»Schlange stehen im Paradies«, Pater Anselm Grün und Hans-Jürgen Hufeisen sowie eine»wasserkantate«und ein Auftritt von Helen Schneider und Band. Nicht zu überhören sein werden Waltraud Lieferscheidt (rechts) und Rosa Jost vom Wasserkirchen-Team vor dem»wasserfall«des Bühnenbildners Oliver Doerr (unten), der hinter dem Altar in die Höhe ragt. die»blechschallwellen«, zu denen sich rund 300 Bläser vereinen werden. Täglich um 12 Uhr erklingt Orgelmusik bei den»mittagsgedanken«; gegen Uhr laden»nach(t)klänge«in die»wasserkirche«ein. Für Gespräche steht ein»seelsorger des Tages«bereit. Viel Aufmerksamkeit wird nicht im Kirchenprogramm, sondern beim Landfrauentag die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann auf sich ziehen. Sie spricht über»christliche Werte in unserer Zeit«(2. Juni). Da ist eine volle Halle zu erwarten. esz Weitere Informationen unter in der Karlskirche KASSEL. Eine Ausstellung zur Wanderungsgeschichte der Hugenotten wird in der Kasseler Karlskirche noch bis 11. Juli gezeigt. Neben historischen Exponaten ist dort eine Installa tion der finnischen Künstlerin Tea Mäkipää zu sehen (Bild). Die Ausstellung steht im Zusammenhang mit den Feiern zum 300-jährigen Bestehen der Karlskirche, das mit einem Festgottesdienst, Vorträgen und einem französischen Markt begangen wird. Zur Ausstellung wird es außerdem eine Predigt - reihe geben. Die Hugenotten sind als französische Protestanten Ende des 17. Jahrhunderts wegen ihres Glaubens aus ihrem Heimatland vertrieben worden. Viele fanden in Kassel eine neue Heimat. Die im Jahr 1710 erbaute Karlskirche ist ein Zeugnis aus dieser Zeit. Die Ausstellung ist mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. esz/epd Harald Clausen neuer Diakonie-Chef KASSEL. Der Jurist Harald Clausen (45) ist in Kassel in sein neues Amt als Direktor des Diakonischen Werks in Kurhessen-Waldeck eingeführt worden. Clausen, der das Amt zum 1. Juni antritt, folgt Reinhard Löwer, der nach rund 14 Jahren Tätigkeit in dieser Position in den Ruhestand tritt. Vordringliche Aufgabe in der nahen Zukunft sei die Vorbereitung der Fusion mit dem Diakonischen Werk in Hessen- Nassau, sagte Clausen. Er hoffe, dass die Diakonie nach einer erfolgten Fusion beider Werke eines Tages auch nur noch eine Landeskirche als Gegenüber haben werde. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau führen im Unterschied zu den diakonischen Werken allerdings keine Fusionsverhandlungen, sondern wollen zunächst auf mehreren Arbeitsfeldern eine Kooperation erreichen. Angesichts der knapper werdenden finanziellen Mittel kündigte der neue Direktor an, bei frei werdenden Stellen die Wiederbesetzung genau zu prüfen. Clausen warnte zugleich davor, dass bei den Erzieherinnen und Erziehern bald ein Fachkräftemangel drohe. Der scheidende Direktor Reinhard Löwer wies darauf hin, dass man schon 1974 über die Höhe der Pflegesätze mit den Kostenträgern gestritten habe. Während damals die Einrichtungen aber noch ein auskömmliches Entgelt bekommen hätten, seien heute viele Bereiche unterfinanziert. Wenn die jetzigen Rahmenbedingungen so blieben, werde die Pflege in den Jahren 2020 bis 2030»gegen die Wand fahren«, sagte Löwer. Als Anerkennung für seine Verdienste wurde Löwer zu seinem Abschied mit dem Goldenen Kronenkreuz der Diakonie ausgezeichnet. epd Stiftung in Eschwege fördert Kirchenerhaltung CATERING ESCHWEGE. Die Kirchenerhaltungsstiftung des Kirchenkreises Eschwege hat im vergangenen Jahr den Erhalt von sechs Kirchen in der Region mit Euro gefördert. Dazu seien die Spenden aus den betreffenden Gemeinden aus Stiftungsmitteln verdoppelt worden, sagte Dekan Martin Arnold. Im Jahr zuvor wurde der Erhalt von zwei Kirchen mit Euro unterstützt. Die Stiftung zum Erhalt der insgesamt 85 Kirchengebäude im Kirchenkreis wurde 2008 gegründet. Zustande kam sie durch das Vermächtnis einer Privatperson. Ähnlich wie beim Kirchenerhaltungsfonds der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) werden jedes Jahr einzelne Projekte ausgewählt und die Spenden dafür verdoppelt. In der EKKW hat außer dem Kirchenkreis Eschwege auch der Kirchenkreis Melsungen mit der Kirchenbaustiftung Melsungen eine Stiftung, die den Erhalt von Kirchen fördert. epd

6 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung THEMA DER WOCHE Seelische Armut bei ökonomischer Absicherung Ukrainische Kinder landen auf der Straße, während Mütter in Deutschland alte Menschen pflegen Von Renate Haller Ein Teil der zeitintensiven Betreuung alter Menschen wird in Deutschland seit einigen Jahren von Frauen aus Osteuropa geleistet. Auf bis schätzen Experten die Zahl der in Deutschland tätigen Pflegemigranten. Genaue Statistiken gibt es nicht, da viele illegal in Deutschland arbeiteten. Wenn Elzbieta für Karlheinz sorgt, dann hat die Familie von Karlheinz wahrscheinlich ein Problem gelöst. Der alte Vater ist versorgt, die warmherzige Frau aus Polen kümmert sich rund um die Uhr. Elzbietas Familie wiederum hat auch etwas von dem Arrangement: Die Mutter schickt Geld nach Hause. Geld, das dringend gebraucht wird zum Leben, für die Ausbildung der Kinder oder eine größere Anschaffung. Die Familie hat aber auch ein Problem: Die Mutter ist nicht da. Stammt sie aus Polen, ist sie in der Regel zwei Monate am Stück weg, dann wieder zu Hause, dann wieder weg.»pendelmigration«, nennt das Pflegewissenschaflter Michael Isfort. Er moderierte beim Ökumenischen Kirchentag in München das Podium»Wenn Elzbieta für Karlheinz sorgt«, bei dem thematisiert wurde, welche Lücke die Pflegemigrantinnen in ihrer Heimat hinterlassen. Kommt die Hilfe für die deutsche Familie aus der Ukraine, können es gut zwei, drei Jahre werden, bis sie wieder nach Hause kommt. Da die Ukraine nicht zur Europäischen Union (EU) gehört, muss die Mutter einen Schleuser bezahlen, wenn sie in Deutschland oder Italien arbeiten will. Wenn sie eine Stelle gefunden hat, arbeitet sie das erste Jahr für den Schleuser, das zweite für die Kosten zum Leben im Ausland und das dritte für die Familie zu Hause, erzählt Oleksandr Horodetskyy, Präsident der Vereinigung christlicher Ukrainer in Italien. Horodetskyy weiß, wovon er spricht. Er ist Arzt, hat seine Heimat in der Ukraine aber vor fünf Jahren verlassen, um in Italien Geld verdienen zu können. Zunächst hat er als Krankenpfleger gearbeitet, inzwischen ist er in der häuslichen Pflege beschäftigt. Etwa Ukrainer arbeiten in Italien, sagt Horodetskyy, etwa 65 Prozent davon seien in der häuslichen Krankenpflege tätig. Diese wiederum seien fast ausschließlich Frauen, die ihre Familien in der Ukraine zurückgelassen haben. In Rumänien habe die Arbeitsmigration etwa vor zehn Jahren eingesetzt, sagt die Journalistin Gerhild Rudolf. Dort habe man das zunächst kaum zur Kenntnis genommen. Doch schließlich sei aufgefallen, dass die Nachbarin weg ist, weil sie im Ausland jemanden pflegt, die Lehrerin ist mitten im Schuljahr verschwunden, um in Deutschland Erdbeeren zu pflücken und die ausgebildete Krankenschwester verlässt das Land, kaum dass sie ihr Examen bestanden hat.»inzwischen haben wir in Rumänien einen Pflegenotstand«, so Rudolf.»Zu Hause hinterlassen die Arbeitsmigranten eine Menge Probleme«, sagt Andrij Waskowycz, Präsident der Caritas in der Ukraine.»Wer pflegt in der Ukraine die Alten, wer kümmert sich um die Kinder?«Eine Studie habe gezeigt, Pflegebedürftige Menschen brauchen oft eine Betreuung rund um die Uhr. Die Zahl der Frauen aus Osteuropa, die diese Aufgabe in deutschen Familien übernehmen, wird auf bis geschätzt. dass rund 4,5 Millionen Ukrainer im Ausland arbeiten, davon 1,7 Millionen in der EU, der Rest in Russland und anderen Staaten. Sie bezeichnen ihre Eltern als Bankomaten. Die meisten Arbeitsverhältnisse sind irregulär STUTTGART. Etwa 60 bis 70 Prozent der geschätzten bis Frauen, die in deutschen Familien alte Menschen betreuen, kommen aus Polen. Ebenso wie alle anderen Bürger der Europäischen Union (EU) haben sie einen visumsfreien Zugang. Weitere 20 Prozent kommen aus Rumänien, der Rest aus Weißrussland, Moldawien und der Ukraine. Diese Frauen brauchen ein Visum für die Schengen-Länder. Ein Touristenvisum sei nicht einfach zu bekommen, sagt Johannes Flo - thow, beim Diakonischen Werk Württemberg zuständig für die internationale Diakonie. Entweder die Frauen kauften sich eines oder sie kämen illegal über die Grenze. Die Arbeit in Familien sei diesem Personenkreis aber grundsätzlich verboten. Für die Frauen aus den EU- Staaten gibt es laut Flothow drei Wege zu einem Arbeitspatz in einer deutschen Familie. Zum einen dürfe jede Person aus einem EU- Land als Selbstständige die Betreuung anbieten. Da aber in aller Regel nur für eine Familie gearbeitet werde, handele es sich um eine Scheinselbstständigkeit. Im zweiten Fall bietet ein osteuropäisches Dienstleistungsunternehmen seinen Service in Deutschland an. Das wäre nur dann legal, wenn der Service auch im Heimatland angeboten und dort Umsatz erzielt wird. Die Diakonie habe nach Dienstleistern gesucht, die in Osteuropa häusliche Hilfe anbieten und»keine gefunden«, sagt Flot how. Im dritten Fall beschäftigt eine deutsche Familie eine Betreuerin legal über die Agentur für Arbeit. Das aber treffe nur auf knapp 2000 Familien zu. Für die Länder, die 2004 der EU beigetreten sind, tritt im Mai 2011 die Arbeitnehmer Freizügigkeit in Wenn die Eltern das Land verlassen, beauftragten sie Nachbarn oder Großeltern, nach den Kinder zu schauen. Diese seien aber oft überfordert und die Kinder gerieten»unter den Einfluss der Straße. Sie haben Geld von ihren Eltern und sind deshalb interessant für Drogenhändler«, erklärt Waskowycz. Inzwischen gehe man in der Ukraine von Straßenkindern aus, die völlig auf sich selbst gestellt sind. Der Staat versuche nun langsam gegen zu steuern und die Caritas habe mit dem Aufbau einer Pflegestruktur begonnen, weil die familiären Systeme nicht mehr zuverlässig greifen.»die Familien in der Ukraine fallen auseinander«, sagt Waskow ycz. Die Kinder haben Geld, aber keine Liebe.»Sie bezeichnen ihre Eltern als Bankomaten«, fügt er hinzu.»seelische Armut bei ökonomischer Absicherung«, nennt es Isfort. Johannes Flothow vom Kraft. Dann dürfen auch Polen oder Ungarn völlig frei in Deutschland arbeiten. Irregulär sind die Arbeitsverhältnisse dann aber immer noch, wenn die deutschen Familien die Betreuerinnen schwarz beschäftigen, betont Flothow. Um den betroffenen Frauen mehr Sicherheit bieten zu können, will die Diakonie in Württemberg ab September 2010 eine eigene Vermittlung im Bereich häusliche Hilfe anbieten und dafür bei den deutschen Familien werben. Die müssen dann monatlich zwar rund 2400 Euro anstelle der rund 1100 Euro im Fall der illegalen Beschäftigung bezahlen, aber den Osteuropäerinnen»werden nicht länger alle Rechte vorenthalten«, betont Flothow. Allerdings bedürfe es der engen Abstimmung mit den hiesigen Diakoniestationen und Pflegediensten. rh Diakonischen Werk Württemberg plädiert für weitergehende Legalisierungen. Kommen die Pflegemigranten aus einem EU-Land, wie etwa Polen, zahlen die Auftraggeber in Deutschland rund 35 Euro am Tag. Kommt die Betreuerin aus der Ukraine oder Moldawien und macht ihren Job damit illegal, bekommt sie etwa 25 Euro.»Je größer die Schwierigkeiten für die Menschen, hierher zu kommen, desto weniger bezahlen die deutschen Familien«, hat Flothow beobachtet. In Italien, so Oleksandr Horodetskyy, gebe es von Seiten der Regierung immer wieder Aktionen, mit denen Arbeitsmigranten legalisiert würden. Das käme auch dem Staat zugute, weil dann Abgaben gezahlt würden. Deutsche Arbeitsschutzbestimmungen werden kaum eingehalten, zumindest von niemandem überprüft, ist sich die Expertenrunde einig. Meist arbeiteten die Pflegemigranten 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche. In Italien sei das nicht anders, fügt Horodetskyy hinzu. Manche kümmerten sich auch um zwei, drei Pflegefälle gleichzeitig und erledigten dazu noch die komplette Hausarbeit. Einig waren sich die Po - diumsteilnehmer, dass die Situation in den Herkunftsländern verbessert werden muss.»die Menschen müssen von ihrer Arbeit in ihrer Heimat überleben können«, fordert Caritaschef Waskowycz. Derzeit allerdings, so Flothow,»müssen wir mit der Arbeitsmigration leben«. Die Familien im Osten brauchten das Geld, und hier werde ihre Hilfe nachgefragt. Aber die Situation müsse fair gestaltet werden. Foto: picture alliance / Sven Simon

7 ARBEITSFELD KIRCHE Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 7 Foto: Katrin Maue-Klaeser»Wir haben eine BotschaftEs ist einfach ein irres Gefühl, wenn so viele Leute zuhören und mitmachen«, darin sind sich die Musiker des Jugendteams im Dekanat Selters (Bild) schon jetzt einig. Und sie haben so ihre Erfahrungen: Die Gruppe um Dekanatsjugendpfarrer Werner Schleifenbaum gestaltet schon zum zweiten Mal einen Gottesdienst bei einem Jugendkirchentag. Bereits beim Jugendtreffen in Rüsselsheim waren sie dabei und treten nun am Samstag, 5. Juni, um 17 Uhr in der Christuskirche auf. Die Jugendband (im Bild von links) mit Dominique Olivier, Swenja Schneider, Teresa Hahnel, Alex Paal, Matthias Marschall und Marvin Schneider setzt auf eine Mischung aus deutschen und englischen Texten, die per Beamer an eine Wand projiziert werden zum besseren Verstehen und Mitsingen.»Wir haben eine Botschaft«, sagt Matthias Marschall,»der Inhalt steht im Vordergrund der Musik, sie verbindet und berührt die Menschen.«esz Jugendkirchentag muss umziehen Den Veranstaltern des Jugendkirchentags in Mainz ist unverhofft ein Veranstaltungsort verloren gegangen. Aus Sicherheitsgründen musste die katholische Mainzer Rokoko-Kirche St. Peter kurzfristig für Gottesdienstbesucher und Touristen geschlossen werden. Dort sollten eine Reihe von Gesprächsrunden und Bibelarbeiten stattfinden. Das Jugendkirchentagsbüro sucht nun nach alternativen Veranstaltungsorten, sagte Sprecherin Stefanie Fritzsche und verspricht:»ausfallen muss gar nichts.«die Kirche gilt als einer der bedeutendsten Spätbarock-Bauten der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Bei einem Besichtungstermin für eine geplante Sanierung wurden gravierende Schäden am Dachstuhl des Gotteshauses entdeckt. esz»ich hatte sofort eine Melodie paratdenk mal«: Die Siegergruppe des Bandwettbewerbs für den Jugendkirchentag in Mainz hat ihren Song im Studio eingespielt MAINZ. Mit ihrem Lied»Denk mal«haben vier junge Musiker den Wettbewerb um den Jugendkirchentags-Song gewonnen. Steffen Eggers hat Kopfhörer auf und zupft auf dem Bass ein paar Takte von»denk mal«, dem Siegersong des Bandwettbewerbs zum fünften Jugendkirchentag, der vom 3. bis 6. Juni in Mainz stattfindet. Peter Richter, Produzent und Inhaber des Tonstudios, sitzt am Mischpult. Steffen ist zufrieden,»auch wenn zwei, drei Kleinigkeiten immer noch besser gehen.«seit morgens um 7.40 Uhr ist er schon auf den Beinen, mit dem Zug ab Celle. Die anderen drei Bandmitglieder spielen ihre Parts einen Tag später ein. Er schreibt einige Tage später sein Deutsch-Abi. In dem Tonstudio in Wiesbaden herrscht gemütliche Wohnzimmeratmosphäre. Auf dem Tisch stehen Getränke, Kaffeetassen, jede Menge Süßigkeiten und Obst. Der Raum ist überladen mit Computern, einem riesigen Mischpult; Kabel schlängeln sich herum, Mikrofone und Gitarren Frontmann Michael Becker (Zweiter von rechts) gibt den Takt vor. Er und seine Bandmitglieder haben den Songwettbewerb zum Jugendkirchentag gewonnen und freuen sich schon auf den Auftaktgottesdienst. warten auf den Einsatz. Ein Schlagzeug ist in einer Ecke aufgebaut und vor einem Flügel steht eine gemütliche Couch. Im Studio von Peter Richter durfte die Band ihren Song aufnehmen, den sie am 3. Juni bei der Eröffnung des fünften Jugendkirchentags in Mainz vor großem Publikum auf der Hauptbühne zum ersten Mal öffentlich präsentieren.»es ist eine Ehre, seine Musik vor anderen präsentieren zu dür- Christuskirche wird zum Garten Eden Sechs Meter hohe Pflanzen gingen auf die Reise aus einem Gartencenter in die Christuskirche. Wie gestaltet man die große Christuskirche in eine blühende Landschaft um, in deren imposantem Innenraum ein paar Topfpflanzen ziemlich mickerig wirken würden? Dass das Mainzer Stadtjugendpfarramt seine Idee vom Themenpark»Umwelt und Schöpfung«in der Kirche nicht zu den Akten legen musste, verdankt es der Unterstützung eines Gartencenters im Stadtteil Hechtsheim. Dessen Geschäftsführer Lothar Fuchs war von dem Projekt so begeistert, dass er Pflanzen kostenfrei zur Verfügung stellte. So wird es nun während des Jugendkirchentags Bibelarbeiten zwischen Maulbeerbäumen und unter Olivenzweigen geben; Palmen und Hainbuchen werden Workshops beschatten paradiesische Zustände. Doch bei aller Freude an der Pflanzenpracht soll damit auch darauf aufmerksam gemacht werden, wie bedroht Gottes Schöpfung ist. Hierzu wird es eine Vielzahl von Aktionen und Workshops in der Christuskirche geben. esz Foto: eöa / Gregor Ziorkewicz fen, meint Michael Becker. Er ist 20 Jahre alt, Student, Kopf der Band und Sänger, Gitarrist, Keyboarder und Songwriter in Personalunion. Neben ihm gehören der 19-jährige Felix Böhme als Gitarrist, der 18 Jahre alte Schüler Steffen Eggers am Bass und der Schlagzeuger Markus Wrogemann (20) zu der Forma tion. Eine Vision zu haben, die Musik zu leben und Spaß dabei zu haben, ist für Michael Becker ganz wichtig.»und in einer Band zu Fahrrad-Kino: Schwitzen fürs Klima Da ist echtes Stehvermögen gefragt, der kurzatmige Freizeitradler chancenlos: Beim Jugend - kirchentag in Mainz gibt es am 4. und 5. Juni zwischen 11 und 17 Uhr nur etwas zu sehen, wenn ordentlich in die Pedale getreten wird beim»fahrradkino«in der Christuskirche. Zwölf fleißige Menschen mit strammen Waden sind nötig, die sich auf umgebauten Rädern abstrampeln und damit die Energie für die Kino-Technik liefern. Teamgeist und Muskelkraft sind also gefragt, damit dem Kinoerlebnis nichts mehr im Wege steht. Zum»Einfahren«flimmern Kurzfilme über die Leinwand; dann geht es mit dem Kinofilm»The Age of Stupid«über die volle Distanz.»Spaß und gute Laune«, verspricht Marga Kadel vom Evangelischen Stadtjugendpfarramt trotz der schweißtreibenden Aktion. Sie ist beim Jugendkirchentag verantwortlich für das Programm zum Thema»Schöpfung«. In die Sättel geht es unter dem Motto»Denk mal... JETZT! Fünf vor Zwölf im Paradies«. Foto: eöa / Stefanie Fritzsche spielen macht mehr Spaß, weil man mehr Ideen hat und gemeinsam an etwas arbeitet«, ergänzt Steffen. Michael Becker konnte seine Bandmitglieder sofort von seiner Songidee und dem Bandwettbewerb begeistern. Er erinnert sich, dass er in der Uni-Mensa saß und die Ausschreibung zum Bandwettbewerb gelesen hat.»ich hatte sofort eine Melodie und den Refrain im Kopf.«Zuhause hat er seine Idee dann gleich mit den Instrumenten umgesetzt und die Strophen dazu getextet. Die Freude war groß, als die Vier im März erfuhren, dass sie beim Wettbewerb als erste über die Ziellinie kamen. Die Zusammenarbeit mit einem professionellen Produzenten ist nun eine tolle Erfahrung und ein Highlight für die Nachwuchsband, deren Mitglieder sich bereits aus der Schulzeit kennen. Michael, ganz in Schwarz gekleidet und mit drei Festivalbändchen am Arm, wippt während des Gesprächs im Takt und summt den Song mit. Lange hält er es nicht aus, dann geht er wieder zurück ins Studio und begleitet die weiteren Einspielungen. Den Siegersong»Denk mal«kann man sich inzwischen auf den Computer herunterladen ( esz Mit dem Fahrrad-Kino sollen die Jugendlichen ein Beispiel für eine kohlendioxidfreie Möglichkeit kennenlernen, elektrischen Strom zu erzeugen und dies im wahrsten Wortsinn»erfahren«. Das Fahrradkino wurde erstmals im September 2008 in Magdeburg aufgebaut und vom Arbeits - kreis für nachhaltige Entwick - lung der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste in Halberstadt konstruiert. Von dort holt es der BUND-Landesverband Rheinland-Pfalz eigens für den Jugendkirchentag nach Mainz und lädt zu einem ganz besonderen Kinoerlebnis ein. esz Zum Jugendkirchentag der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Mainz werden um die 5000 Teilnehmer erwartet. Näheres zum Programm mit über 200 Gottesdiensten, Workshops, Musik- und Freizeitveranstaltungen im Internet unter

8 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung SYNODE»Man sollte das Tagesgeschäft nicht theologisch überhöhen«16 Jahre lang führte Karl Heinrich Schäfer als Präses die hessen-nassauische Kirchensynode: Mit seinem Ausscheiden geht eine Ära zu Ende Sonore Stimme, stringente Verhandlungsführung, dezidierte Wortmeldungen. Karl Heinrich Schäfer hat als Präses der Kirchensynode seine Spuren hinterlassen. Das Gespräch mit Schäfer über Höhen und Tiefen, Erfreuliches und Ärgerliches in seinen 16 Amtsjahren führten Dieter Schneberger und Wolfgang Weissgerber in Frankfurt.? Herr Präses, am 27. Mai wird der Alterspräses der neuen Synode das Sitzungsglöcklein läuten. Erster Akt wird die Wahl eines neuen Präses sein. Sie treten nicht mehr an packt Sie da nicht doch die Wehmut? KARL HEINRICH SCHÄFER: Wehmut ja, natürlich. Nicht mehr anzutreten war aber eine Entscheidung des Kopfes. Für mich war es weniger ein Problem, Termine wahrzunehmen und zu gestalten. Aber es ist ein Problem, sich ständig verantwortlich zu fühlen. Das belastet nicht, aber es beschäftigt. Das ist nun anders, nachdem ich gesagt habe, ich muss nicht mehr Verantwortung tragen.? Können Sie beziffern, wie viele Stunden Sie in der Woche für das Präsesamt aufgewendet haben? KARL HEINRICH SCHÄFER: Zu Beginn meiner Amtszeit hatte ich mir gesagt, wenn ich fünf Tage in der Woche arbeite und einen Tag ausschließlich der Familie widme, bleibt ein Tag für Politik, für Kirche und andere Aufgaben. Und ein Tag komplett für die Kirche war es dann auch, und ich gebe gerne zu, es war auch mehr. Dabei hat mich am meisten bedrückt, dass die Samstage beansprucht wurden. Die Samstage sind immer die Tage der Familie gewesen. Doch dann waren Freitagabend und Samstag häufig mit kirch lichen Terminen belegt. Eine Belastung waren aber vor allem die vielen fremdbestimmten Termine, von denen es hieß: Da muss der Präses dabeisein.? Sie sind als EKD-Synodaler ja weiterhin für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau tätig. Werden Sie in dieser Funktion künftig auch an den Synoden - tagungen teilnehmen oder ist das für Sie vorbei? KARL HEINRICH SCHÄFER: Ich will mir auf jeden Fall erst mal eine Auszeit nehmen. Ich muss da nicht erscheinen. In der Synode wird nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Da sollen die Alten niemandem die Schau stehlen. Das habe ich auch im dienstlichen Bereich nicht gemacht. Als ich im Strafvollzug aufgehört habe, habe ich auch nicht mehr ständig im Ministerium angerufen und bin dort aufgetaucht. Damit lässt sich gut leben, und die da jetzt neu Verantwortung tragen, wissen das auch zu schätzen.? Die vorige Synode hat nach langem Hin und Her eine neue Kirchenordnung verabschiedet. Sie waren gegen diese Reform. Was muss oder kann die neue Synode tun, womöglich auch in Form neuer Kirchengesetze, um das reibungslose Zusammenspiel von Kirchensynode, Kirchenleitung und Kirchenverwaltung sicherzustellen? Das hat in der Vergangenheit nicht immer funktioniert, wie Sie auch regelmäßig beklagt haben. KARL HEINRICH SCHÄFER: Ich war nicht gegen eine Änderung der Kirchenordnung. Ich war nur gegen die Begründung der Änderung der Kirchenordnung. Denn ich habe Wert darauf gelegt, dass man zunächst die Verwaltung einer Aufgabenkritik unterzieht. Erst muss geprüft werden, welche Verwaltungsvorschriften man ändern muss. Danach ist zu fragen, welche Gesetze geändert werden müssten. Erst dann muss überlegt werden, ob man die Kirchenordnung neu fasst. Wenn Sie zum Beispiel sehen, warum man das Leitende In der Synode wird nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Geistliche Amt auflösen wollte: Als Argumente wurden die Verhinderung von Doppelarbeit und die Gewährleistung der Einheit von Recht und Geist angeführt. Beide Argumente greifen nicht, denn 60 Jahre lang hat es ja auch rechtlich funktioniert. In ande - ren Worten: Man sollte das Tagesgeschäft, die normale Verwaltungsarbeit, nicht theologisch überhöhen. Information, Schriftwechsel das hat mit Theologie nichts zu tun. Das hat mit Menschenverstand zu tun und muss funktionieren. Foto: esz / Archiv; gb Souveräner Führungsstil und um ein deutliches Wort nie verlegen: Der frühere Präses Karl Heinrich Schäfer.? Als Präses der Synode waren Sie 16 Jahre lang der oberste Ehrenamtliche der hessen-nassauischen Kirche. Sie haben in dieser Zeit selbst eng mit Hauptamtlichen zusammengearbeitet und auch das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Synode und anderen kirchlichen Arbeitsfeldern beobachten können. Wie würden Sie dieses Verhältnis heute beschreiben, ist es besser oder schlechter geworden? KARL HEINRICH SCHÄFER: In der Synode habe ich keinerlei Diskrepanzen festgestellt. Aber sonst existieren schon Spannungen, die man allerdings nicht nur an der Kirche festmachen darf. Auch im staatlichen Bereich gibt es die Phänomene, dass das Hauptamt wenig Rücksicht nimmt auf das Ehrenamt und das Ehrenamt sich beschwert und sich dann in Detailkritik verliert. Diese Phänomene sind organisa - tionstypisch.? Es steckt also kein böser Wille dahinter? KARL HEINRICH SCHÄFER: Nein, das glaube ich nicht. Aber manchmal ist es die mangelnde Bereitschaft, sich ernsthaft mit Regeln auseinanderzusetzen. Oftmals nimmt man Erkenntnisse, die auf der Hand liegen, nicht wahr, weil man sagt: Kirche, das ist was anderes. Kirche ist aber in vielerlei Hinsicht nichts anderes.? Was vermissen Sie in der hessennassauischen Kirche? Belastet haben mich unbegründete verbale Angriffe auf meine Person. KARL HEINRICH SCHÄFER: Ich vermisse eine klare Leitungsverantwortung. Es gibt so eine schöne Differenzierung, was Führung und was Leitung ist. Führung ist eher charismatisch gemeint und visionär, und sie birgt die Gefahr, dass Chaos entsteht. Leitung hingegen ist etwas völlig Pragmatisches. Sie orientiert sich an den Strukturen und den Kompetenzen der Mitarbeitenden. Die Aufgabe von Leitung ist es, die vorhandenen Kapazitäten zu bündeln und zu dirigieren. Als Leiterin oder Leiter muss man sich inhaltlich auch immer ein Stück weit zurücknehmen. Leitungsverantwortung heißt zum Beispiel auch, dass man vor der Synode in der Lage sein muss, Position zu beziehen und nicht zu sagen: Das weiß ich nicht, da muss der zuständige Referent antworten. Wenn Detailinformationen gefragt sind, kann man sich selbstverständlich Hilfe holen. Leitungsverantwortung heißt aber auch, dass dienstliche Termine nicht von mehreren in kleinteiliger Zuständigkeit wahrgenommen werden dürfen. Normalerweise genügt ein Verantwortlicher. Die Frage einer stringenten und ressourcenschonenden Organisationsform von Leitung und Verwaltung ist bisher noch nicht diskutiert worden.? In jeder Amtszeit gibt es Höhen und Tiefen. Was ist nach Ihrer Erinnerung gut, was schlecht gelaufen? KARL HEINRICH SCHÄFER: Inhaltlich tue ich mich ein bisschen schwer mit dieser Frage. Mein Hauptanliegen war es, dass die Tagungen der Synode ordnungsgemäß ablaufen und die Leute zu Wort kommen. Wenn die Synodalen am Schluss zufrieden waren und sagten, jawohl, ich konnte mich äußern, dann war das für mich ohne Frage ein Höhepunkt. Ein blamabler Tiefpunkt war mit Sicherheit die Verabschiedung eines neuen Einstellungsgesetzes, wonach ab 1998 zahlreiche ausgebildete Vikare nicht mehr in den Pfarrdienst übernommen werden konnten. Ein Tiefpunkt war auch, dass wir Anfang dieses Jahrzehnts die Vakanzfrage nicht gelöst haben, obwohl wir alle Möglichkeiten hatten, die freien Pfarrstellen zu besetzen. Belastet haben mich zweifellos auch in der Sache unbegründete und emotional vorgetragene verbale Angriffe auf meine Person mit dem Vorwurf, ich würde die Zusammenarbeit zwischen Synode und Kirchenleitung hintertreiben. So etwas mir zu unterstellen, hat mich schon getroffen. Diese Vorwürfe waren daher nicht hinnehmbar gewesen und konnten nicht unwidersprochen bleiben.? Sie haben neben dem Präsesamt noch zahlreiche weitere Ehrenämter inne. Werden Sie diese weiter ausüben? KARL HEINRICH SCHÄFER: Ich bin noch fünf Jahre Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Darüber hinaus gehöre ich der EKD-Steuerungsgruppe im Reformprozess»Kirche der Freiheit«an, die sich vier Mal jährlich trifft. Zudem bin ich seit 2008 Vorsitzender der Evangelischen Konferenz für Straffälligenhilfe. Künftig werde ich mich auch stärker der Familie widmen.

9 SYNODE DATEN Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 9 Die 158»Kirchenparlamentarier«arbeiten alle ehrenamtlich Die neu gewählte und Elfte Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist im Frankfurter Dominikanerkloster zu ihrer ersten Tagung zusammengetreten. Zum Auftakt ihrer sechsjährigen Amtsperiode wählten die insgesamt 158 Synodalen einen neuen Präses als Nachfolger von Karl Heinrich Schäfer, den stellvertretenden Präses und die anderen Mit - glieder des Kirchensynodalvorstands. Außerdem werden bei der konstituierenden Sitzung traditionell die Mitglieder der verschiedenen Fachausschüsse gewählt. Daneben nahmen die Dicke Aktenordner schrecken nicht»viel Zeit für Hobbys bleibt aber kaum«: Die jüngsten Synodalen kommen aus Lich und Weilburg Von Nastasja Becker LICH/WEILBURG. Abhängen ist ihre Sache nicht: Jan Kramer aus Weilburg-Odersbach und Anna- Lena Fleeth aus Lich engagieren sich ehrenamtlich auf vielen Feldern auch und vor allem in der Kirche. Nun rücken die beiden als jüngste Synodale im Frankfurter Domnikanerkloster, dem Tagungsort des»kirchenparlaments«, ihren Stuhl zurecht. Von wegen faul, verdrossen und egoistisch. Jan Kramer aus Weilburg- Odersbach und Anna-Lena Fleeth aus Lich gehören zu denjenigen Jugendlichen, die sich in Sportvereinen oder Kindergärten, in Parteien und Initiativen für das Gemeinwohl einsetzen. In diesem Frühjahr wurden sie sogar in das oberste Entscheidungsgremium der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die Synode, gewählt. Mit ihren knapp 21 Lenzen sind sie mit Abstand die beiden jüngsten Mitglieder. Jan Kramer ist Vereins- und Parteimensch. Seine SPD-Genossen führt er»auf den Spuren der Kelten«rund um den kleinen Ort Odersbach. Er gehört auch der Bürgergarde des Großherzogs von Luxemburg an, die alljährlich die Burschenkirmes ausrichtet, und natürlich dem Sportverein.»Aber nicht aktiv, ich bin eher der Mensch, der hinter der Theke steht«, stellt der junge Bergvermessungstechniker klar. Anna-Lena Fleeth hat es insbesondere die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen angetan. Zuletzt hat sie zum Beispiel im Theater Traumstern in Lich für»simba Foto: Nastasja Becker Synodalen bei ihrer ersten Zusammenkunft Berichte der Kirchenleitung entgegen und berieten Anträge aus den Dekanaten. (Die Sitzung der Synode begann nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe der Evangelischen Sonntags-Zeitung. Ausführliche Berichte lesen Sie in der kommenden Woche). Die Kirchensynode tritt zweibis drei Mal im Jahr zusammen und trifft die maßgeblichen Entscheidungen für die Kirche. Sie wählt die Kandidatinnen und Kandidaten für die Spitzenämter wie das des Kirchenpräsidenten, seines Stellvertreters, der Pröpste und des Leiters der Kirchenverwaltung. Sie debattiert und ver- König der Löwen«bei der Regie geholfen. Die junge Frau absolviert derzeit eine Lehre als Sozialassistentin. Danach möchte sie Sozialpädagogik studieren. Als die 11. Kirchensynode nun im Frankfurter Dominikanerkloster erstmals zusammentrat, begann für die beiden jüngsten Synodalen auch eine Menge Arbeit: Sie werden in den kommenden sechs Jahren gleich containerweise Drucksachen lesen, Anträge bearbeiten, Ausschuss-Sitzungen besuchen und über Kirchengesetze abstimmen müssen. Und das alles ohne Bezahlung. In ihrer Freizeit. Doch genau diese Ehrenamtsarbeit ist es, die den beiden Jung- Synodalen große Freude bereitet.»viel Zeit für Hobbys bleibt kaum», bekennt Anna-Lena. Sie sei so viel unterwegs, dass ein Freund sie jüngst gefragt habe, wann ihre»tournee«endlich beendet sei. Anna-Lena ist im Kreisjugendring Gießen und im Vorstand der Evangelischen Jugend Hessen-Nassau tätig. Um bestimmte Gruppen in ihrer Heimatgemeinde Lich kümmere sie sich allerdings nicht, sagt sie. Doch dann stockt sie und fängt an, aufzu - zählen.»ich helfe bei der Konfi- Arbeit, bei Fahrten, bei Veranstaltungen«und lachend fügt sie hinzu:»eigentlich mach' ich doch alles Mögliche.«Jan begründet sein Einsatz in der Kirche so:»als Christ gehört es für mich einfach dazu, mich für die Gemeinde und meine Mitmenschen einzusetzen.«dieses Engagement sei wohl auch der Grund für seine überraschende Wahl in die Synode gewesen.»eigentlich dachte ich, ich trete ge- Voll Tatendrang: Jan Kramer und Anna-Lena Fleeth sind in der 11. Kirchensynode die jüngsten»kirchenparlamentarier«und sie haben sich viel vorgenommen. abschiedet die Kirchengesetze und den Finanzhaushalt. Neben den 147 gewählten Synodalen hat die Kirchenleitung elf weitere berufen, darunter den hessischen Landtagspräsidenten Norbert Kartmann (CDU), den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Hessischen Landtag, Thorsten Schäfer-Gümbel, und den rheinland-pfälzischen Innenminister Karl Peter Bruch (SPD). Die Synodalen nehmen ihre Aufgabe ehrenamtlich wahr. Nach Angaben von Karl Jakob Schmicking, dem Leiters des Synodalbüros, sind unter den»kirchenparlamentariern«89 Gemeindemitglieder und 49 Pfarrerinnen oder Pfarrer. Knapp ein Drittel der Synodalen sind Frauen (45). 73 der Synodalen gehörten bereits der Vorgängersynode an. Nach den Worten Schmickings liegt das Alter der Synodalen zwischen 21 und 73 Jahren. Die beiden Jüngsten sind Jan Kramer aus Weilburg und Anna- Lena Fleeth aus Lich (siehe Bericht auf dieser Seite). Dem 59 Jahre alte Wetterauer Dekan Jörg-Michael Schlösser aus Bad Nauheim oblag es als Alterspräses, bis zur Wahl eines neuen Präses die Sitzung des»kirchenparlaments«zu leiten. epd gen mehrere Kandidaten an«, erzählt Jan schmunzelnd,»doch dann stand ich alleine zur Wahl, bekam sogar 44 von 45 Stimmen.«Erst danach habe er langsam realisiert, welche Arbeit auf ihn zukommen könnte. Auf jeden Fall möchte Jan in der Kirchensynode dazu beitragen, dass die Arbeit in den Gemeinden und in der Gesamtkirche stärker aufeinander bezogen wird. Auch Anna Lena steht noch immer die Überraschung über ihre Wahl ins Gesicht geschrieben. Gleichwohl ist sie voller Tatendrang. Sie findet es wichtig, dass in der Synode alle Altersstufen vertreten sind.»warum sollen nur die Älteren etwas zu bestimmen haben?«, fragt sie zu Recht. Der lebensälteste Pfarrer in der neuen Kirchensynode ist der Wetterauer Dekan Jörg-Michael Schlösser. Er rät den beiden Jungen:»Konzentriert euch auf eure Themen. Hört zu, aber redet auch mit vielen. Und vor allem: Findet heraus, was die Menschen antreibt.«der 59-jährige Bad Nauheimer gehört der Synode seit 1992 an. Den Eltern der beiden Jung- Synodalen scheinen die Ehrenämter ihrer Kinder allmählich unheimlich zu werden.»ich habe meinem Vater erst einmal nichts davon gesagt«, gesteht Anna- Lena, denn er habe schon vorher befürchtet, dass sie sich übernehmen könnte. Die Bedenken der Eltern kennt auch Jan:»Als ich nach Hause kam, hat mein Vater nur vielsagend gefragt: Zu was bist du denn jetzt schon wieder gewählt worden?!«darüber können die beiden nur schmunzeln. epd Foto: epd VON PERSONEN John McGurk läuft und läuft und läuft. Der 49-Jährige tut dies für hungernde Kinder in Afrika, für vom Krieg bedrohte Kinder im Nahen Osten, für arme Kinder in Deutschland. Seit 20 Jahren läuft er, um Sponsorengelder für Kinderhilfsprojekte einzuwerben. Mittlerweile hat er es eineinhalb Mal um den Globus geschafft. Mehr als Euro haben Unter - stützer dafür bisher an Hilfswerke gespendet. Nun ist er zu einem 800 Kilometer langen Benefizlauf für Aidswaisen in Südafrika gestartet und zwar wie üblich im Schottenrock. McGurk (Bild) ist Schotte und lebt in Osnabrück. Anfang der 1980er Jahre kam er als Soldat in die niedersächsische Stadt; später fand er eine Anstellung in einer Papierfabrik. Dort arbeitet er immer noch. Doch seine Leidenschaft ist das Engagement für notleidende Kinder:»Gott hat mir ein großes Herz gegeben und einen starken Willen, damit ich Kindern helfe.«die Spenden seiner Aktion»A Chance for Kids«kommen dem Projekt»Woz'OBona«in der Provinz Limpopo zugute. Dort werden Kinder betreut, die durch Aids ihre Eltern verloren haben oder selbst mit dem HI-Virus infiziert sind. McGurk steckt mit seiner Leidenschaft viele Menschen an. Der Lauf führt über Düsseldorf, Köln und Mainz nach Frankfurt zum traditionellen Fraport-Lauf. An Sponsorengeldern werden über Euro erwartet. Die Idee zum Laufen kam McGurk vor 20 Jahren eher zufällig, seinerzeit war er»kettenraucher und total unfit«. Heute ist er durchtrainiert bis in die dunkelbraunen Haarspitzen. Für die Läufe opfert er jedes Mal seinen Urlaub. Ohne sein großes Durchhaltevermögen wäre McGurk schon früh gescheitert. Denn seine Kindheit und Jugend waren alles andere als glücklich. Er wuchs mit neun Geschwistern in einem Armenviertel in Glasgow auf. Seine Eltern stritten oft, die Kinder bezogen Prügel. Als er neun war, kamen alle in verschiedene Kinderheime.»Wenn ich ein leidendes Kind vor mir sehe, kann ich seine Not spüren«, sagt McGurk. epd

10 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung HINTERGRUND Wenn die Lage besser ist als die Stimmung Die Innensicht der Außensicht: Ein Pfarrer aus Baden blickt sich in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau um Von Steffen Bauer Pfarrer Steffen Bauer kam aus Baden nach Hessen und arbeitet seit mehr als zwei Jahren im Zentrum für Organisations - entwicklung und Supervision der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Wie sieht ein»grenzgänger«die andere Landeskirche? Die Lage ist besser als die Stimmung. Warum? Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist in vielen Bereichen mit ih - ren Sachentscheidungen anderen Landeskirchen voraus. Das Leitungshandeln der Landeskirche erscheint zum Teil mühselig, langwierig, wenig stringent, oft unklar und führt dazu, dass die Stimmung in der EKHN auf allen Ebenen eingetrübt und vor allem das Stichwort»Leitung«meist negativ besetzt ist. Andererseits kommen trotz oder wegen, in jedem Fall mit diesem Leitungshandeln sachgerechte und zukunftsfähige Lösungen zustande, die allerdings wegen der Stimmungslage kaum ausreichend gewürdigt werden. Die EKHN den anderen Kirchen voraus In Hessen und Nassau angekommen, habe ich von Anfang an gestaunt: So etwas wie das Zen - trum für Organisationsentwicklung und Supervision das ZOS, das seit Beginn dieses Jahres unter IPOS firmiert kennen wir Badener nicht. Die Gemeindeberatung ist dort im Jahr 2009 erstmals mit einer halben Stelle hauptamtlich besetzt, immerhin. Beim ZOS/ IPOS dagegen erlebe ich fünf professionelle Studienleiter und -leiterinnen, viele sehr gut ausge - bildete Mitarbeitende in der Gemeindeberatung, in der Supervision und Coaches, die zusammen pro Jahr über 600 Mal gerufen werden. Auf der Tagung des Gesamtverbands im vergangenen Jahr wurde mir deutlich wie einmalig dieses Zentrum innerhalb der ganzen Evangelischen Kirche in Deutschland ist. Von der Existenz eines Konflikttelefons in der badischen Landeskirche hatte ich noch nie gehört. Es gibt dort auch heute noch keins. Beim ZOS angesiedelt ist es dagegen in der EKHN eine feste Einrichtung und wird dringend gebraucht. Ich durfte und darf im Prozess»Perspektive 2025«beim Projekt»Stärkung des Ehrenamts«mitarbeiten und weiß seitdem über die Arbeit der Ehrenamtsakademie gut Bescheid. Über solch ei- ne Einrichtung wird in Baden immer mal gesprochen, installiert ist noch nichts. Dem Fortbildungsangebot steht in Baden fast folgerichtig auch nichts Vergleichbares gegenüber. Auch so etwas wie die Zeitschrift»Gemeinde leiten«ist mir in Baden nie begegnet. Ich arbeite sehr umfangreich beim Projekt»Zukunftssicherung der Diakoniestationen«mit und habe zu meinem großen Erstaunen festgestellt, dass in der EKHN über die Verwendung von mehreren Millionen aus Kirchensteuermitteln gerungen wird, die die Synode speziell für die Diakoniestationen bewilligt hat. In Baden gibt es diese Fragestellung nicht, denn keine Synode hat irgendetwas für Diakoniestationen bereitgestellt. Überall in der EKD wird davon gesprochen, dass man die Milieuverengung in den Gemeinden überwinden müsse. In der EKHN wird den Gemeinden aber auch konkrete Unterstützung angeboten wie man dies tatsächlich vollziehen kann. Beim Zukunftskongress der EKD in Kassel im Herbst 2009 konnte man sehen, wie weit die EKHN auch bei dieser Thematik im Vergleich zu anderen Landeskirchen ist. Ich habe als ehemaliger Dekan von Heidelberg ganz besonderes Interesse an der Dekanatsstrukturreform. In Baden herrscht nach wie vor ein anderer Vorstellungshorizont bezüglich des Dekaneamts. Bis auf wenige Ausnahmen wird es als ein Nebenamt verstanden und von daher ist es normal, wenn der badische Dekan vor allem verantwortlich für seine Pfarrgemeinde ist. Wenn man sich dagegen die Ergebnisse der Reform in Hessen und Nassau anschaut, merkt man, welch eine andere Vorstellung von diesem Amt hier schon längst Einzug gehalten hat. Als in Baden die»zwölf-jahres- Gespräche«anberaumt wurden, kam keiner auf den Gedanken, den Beteiligten und Betroffenen Unterstützungs- und Schulungsmaßnahmen anzubieten. In der EKHN habe ich die Umsetzung der»zehn-jahres-gespräche«mitbekommen und gesehen, welche umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen zeitgleich eingeführt wurden. Quer zu diesen Beobachtungen steht aber die Stimmungslage innerhalb der EKHN. Nicht nur, aber vor allem die»perspektive 2025«hat viele in dem Urteil bestätigt, dass zielgerichtetes Leitungshandeln in der EKHN kaum zu praktizieren sei. Ich habe natürlich zu wenige Einblick in Tradi - tion, Kultur und Gepräge dieser Grafik: Heinz Malcharzyk Kirche, aber es fallen mir seltsame Widersprüche auf. Auf der einen Seite wird auf allen Ebenen der Kirche immer wieder ein Leitungshandeln mit klaren Zeit- und Zielvorgaben angemahnt; andererseits scheint man froh zu sein, in so mancher Unklarheit seinen eigenen Weg ungehindert und meist auch ungestört gehen zu können. Andererseits ruft man nach klaren Vorgaben, steht aber jeder Vorgabe von außen und von oben erst mal misstrauisch gegenüber. Immer wieder sind deutlich hysterische Züge wahrnehmbar. Man springt auf anfahrende Züge auf, aber auch schnell wieder ab. Man wirbelt Ideen hoch und lässt sie schnell wieder fallen. Man bringt sich in Debatten ein, aber ganz schnell zuckt man auch wieder zurück. Man fühlt sich von anderen nicht recht wahrgenommen und in jedem Fall nicht ausreichend gewürdigt, zugleich will man sich aber auch nicht zu sehr in die Karten schauen lassen. In jedem Fall erlebe ich bei meinen Besuchen bei vielen Gesprächen, die ich führe, ein hohes Maß an persönlicher Frustration und Enttäuschung. Die Stimmung ist eingetrübt. So wird die Lage oftmals als ebenso düster eingeschätzt. Wenn ich meine Perspektive einfließen lasse, höre ich keinen Satz häufiger als den überraschten Ausruf:»So habe ich das noch nicht gesehen «Ich will diese Stimmungslage keineswegs kleinreden und dennoch betonen: Der EKHN gelingt es offenbar trotzdem, in jedem Fall mit dieser Leitungssituation gute Ergebnisse hervorzubringen. Und ich habe mich in den ersten Monaten sehr oft bei dem Gedanken ertappt: Wie toll wäre es doch, könnte man das eine mit dem anderen verbinden Zukunftsweisende Sachentscheidungen bei schneller Leitungsentscheidung und umsetzung. Die EKHN eine bunte Kirche Nach nunmehr über zwei Jahren Arbeit in der EKHN behaupte ich aber etwas anderes: Die EKHN ist auf der Sachebene bei Zukunftsfragen sehr gut aufgestellt, weil sie in ihrer Struktur, auch in ihrer Leitung, ganz anders aufgestellt ist als andere Kirchen. Gemeinden, Werke, Dienste, Verwaltungen haben jedenfalls ein hohes Maß an Eigenleben, auch an Kräften zur Selbstregulierung. Sie graben sich unermüdlich neue Bahnen, gehen Umwege, bohren weiter, lassen Ziele fallen und entwickeln neue. Es ist ein in hohem Maße dynamischer Prozess, der viele Menschen anzieht und mitnimmt, die kreativ und innovativ Kirche gestalten wollen. Genauso erlebe ich kirchenleitendes Handeln. Es ist bunt, es ist oft nicht klar voneinander abgegrenzt beziehungsweise klar aufeinander bezogen. Es ist irritierend und mühsam vom Prozess her, weil so viele mitreden, Ideen haben, sich mitunter auch wohl einfach einmischen. Und doch se- he ich das insgesamt als eine ganz große Stärke, die erst vor einem Gegenbild so richtig hell aufleuchtet. Eine Kirche, die fast pyramidenförmig von oben nach unten geführt wird, kann und wird sich kaum Nebenwege, ständig neue Bohrungen an neuen Orten, vermeintliche Quertreibereien erlauben. Sie wird strukturiert und klar Wege gehen, aber diese Wege sind weniger zahlreich, nicht so bunt angelegt, auf nicht so vielen Schultern begründet wie in Hessen und Nassau. In Einzelfragen wird man dort sicher schneller und zielgerichteter handeln können. Aber sind diese Ziele und die Wege dann auch genügend geschüttelt, hinterfragt, sortiert, eingeordnet worden? In Hessen und Nassau sind jedenfalls ganz andere Aushandlungs- und Steuerungsprozesse nötig und wirksam, um Veränderungen zu implementieren. Und was mitunter so verführerisch aussehen mag, nämlich ein schlankeres, schnelleres, präziseres Einwirken von Kirchenleitung, hat aus meiner Sicht in der Aufstellung von Kirche für zukünftige Herausforderungen noch zu keinem besseren Ergebnis geführt. Das gibt mir sehr zu denken. Ich will damit nicht sagen, dass man nicht zu deutlichen Verbesserungen im Leitungshandeln kommen muss. Ich will aber wohl sagen, dass es wünschenswert wäre, wenn man die Arbeit der EKHN mehr an ihren Ergebnissen messen und von dorther bewerten würde als an der Vielzahl der Hindernisse oder auch Umwege auf dem Weg dorthin. Um es kurz und provokativ zu formulieren: Die Buntheit der EKHN spiegelt sich in ihrer Leitungsstruktur wider und das eine kann man nicht verändern ohne das andere auf Dauer ebenfalls zu verändern und womöglich zu beschädigen. Diese Buntheit ist in jedem Fall zu erhalten, denn sie sichert die guten Ergebnisse der schon getätigten und der noch kommenden Reformen. Und eben diese Buntheit als Stärke wahrzunehmen und sie als solche auch auszudrücken würde bedeuten, dass man wesentlich unverkrampfter über Optimierungsmöglichkeiten im Leitungshandeln dieser Kirche miteinander reden könnte. Aus einer Posi - tion der gefühlten und tatsächlichen Stärke lassen sich Reformen immer leichter angehen, als wenn man einer gefühlten Stimmung nachgibt, die die Lage permanent schlechter zeichnet als sie tatsächlich ist.

11 KIRCHE UND WELT Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 11 KURZ BERICHTET Strategiewechsel: In seiner Forderung nach einer»schonungslosen Bestands - aufnahme«des deutschen Engagements in Afghanistan sieht sich der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms, durch das»friedensgutachten 2010«bestätigt, das mehrere große Friedensforschungsinstitute vorgelegt haben.»viele Jahre und Chancen für die Entwicklung des Landes wurden verschenkt, weil das Schwergewicht auf einer militärischen Lösung des Konflikts lag«, erklärte Brahms. Auch wenn es etwa im Bereich der Bildung Fortschritte gegeben habe, so sei doch der zivile und der wirtschaftliche Aufbau des Landes vernachlässigt worden, kritisierte Brahms. Er unterstützte die Friedensforscher, die sich dafür einsetzen, die Verabredungen der Londoner Afghanistan-Konferenz im Januar zu einem Strategiewechsel am Hindukusch zu überprüfen. Das Gutachten zeige das Dilemma, in dem die deutsche Afghanistan-Politik stecke:»der sofortige Rückzug ist ebenso wenig eine Option wie eine einfache Fortsetzung der bisherigen Politik.«epd Neue Fälle von Missbrauch HANNOVER / HAMBURG. In der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover sind fünf neue Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger aus den vergangenen Jahrzehnten bekannt geworden. Auch in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche wurde ein Fall sexuellen Missbrauchs öffentlich. In der hannoverschen Kirche richten sich in zwei Fällen die Vorwürfe gegen einen ehemaligen Lehrer eines Internats im südniedersächsischen Dassel, die sich in den 1960-er und 1970-er Jahren ereigneten und damit verjährt sind. In drei weiteren Fällen sollen sich in verschiedenen Kirchengemeinden im westlichen Niedersachsen zwei Pastoren und ein Diakon an einem Jungen und an zwei Mädchen vergangen haben. Die Opfer hatten sich im Zuge der Missbrauchsdiskussion bei der Landeskirche gemeldet. In Nordelbien wird gegen einen Pastor im Ruhestand ermittelt. Anlass sind Vorwürfe, er habe in einem Zeitraum von Ende der 1970-er bis in die erste Hälfte der 1980-er Jahre in der Gemeinde Ahrensburg mehrere Jugendliche sexuell missbraucht. epd Entsetzen über Anschlag auf Synagoge Dekan spricht von Angriff auf das friedliche Miteinander in der Gesellschaft Knobloch:»Ich hätte einen Aufschrei erwartet«worms. Bislang noch unbekannte Täter haben einen Brandanschlag auf die Wormser Syn - agoge verübt. Sie versuchten, an acht Stellen an dem jüdischen Gotteshaus Feuer zu legen, einen Brandsatz ins Innere zu werfen und ließen pro-palästinensische Flugblätter zurück. Als»abscheuliche Tat und einen Angriff auf das friedliche Miteinander in unserer Gesellschaft«bezeichnete der Dekan des Dekanats Worms-Wonnegau, Harald Storch, den Brandanschlag auf die Wormser Synagoge. Storch gehörte zu den über 100 Teilnehmern an einer Mahnwache vor der Syn - agoge darunter Stella Schindler- Siegreich, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mainz, zu der auch Worms gehört, der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel und mehrere Mitglieder des Stadtrats. Storch brachte die Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde zum Ausdruck:»Die Synagoge ist ein wichtiges kulturelles Denkmal, aber vor allem ist sie das Gotteshaus der jüdischen Menschen in unserer Stadt. Es ist für uns von GESUNDHEIT großer Bedeutung, dass sich in den letzten Jahrzehnten wieder jüdisches Leben in Worms entwickelt hat und wir Christen bemühen uns um ein gutes, neues Verhältnis mit der jüdischen Gemeinde.«Aus dem Nachbardekanat Mainz versicherte die Präses Birgit Pfeiffer der jüdischen Gemeinde von Worms»unsere ganze Solidarität«.»Seit vielen Jahren leben wir in einer guten Nachbarschaft zur jüdischen Gemeinde«, sagte Pfeiffer. Umso schmerzlicher sei es gewesen,»nun diese Nachricht erhalten zu haben«. Pfarrer Stephan Müller-Kracht, der kommissarische Dekan von Mainz, verwies auf den bald abgeschlossenen Neubau der großen Syn - agoge in der Mainzer Hindenburgstraße, die an der Stelle des während der Pogrome im Jahr 1938 zerstörten Gotteshauses errichtet wird.»wir sind froh, dass im September wieder eine Synagoge in Mainz eröffnet wird«, sagte Müller-Kracht,»und sehen darin ein kraftvolles und schönes Zeichen dieser Nachbarschaft und des friedlichen und friedvollen Miteinanders.«Der respektvolle Dialog zwischen den Religionen, wie er seit vielen Jahren in Mainz geführt werde, sei ein unumkehrbarer Weg und eine Grundlage für ein friedliches Miteinander in einer modernen Demokratie. Darin sei kein Platz für jedweden politischen wie auch religiösen Fundamentalismus. Die Christlich-Jüdischen Gesellschaften verurteilten die Tat als Anschlag»auf unsere gemeinsame Geschichte und Kultur in Europa«. Der Koordinierungsrat Eine Tat mit hohem Symbolgehalt. sieht in dem Anschlag einen Beleg dafür,»wie Antiisraelismus in gewalttätigen Antisemitismus umschlägt«und verwies darauf, dass am Tatort mehrere pro-palästinensische Flugblätter gefunden wurden. Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, übte in der Zeitung»Jüdische Allgemeine«scharfe Kritik an einer»mangelnden Aufmerksamkeit«angesichts der Tat. Diese sei nur als»rand - notiz«in der öffentlichen Debatte» aufgetaucht. Auch die Orthodoxe Rabbinerkonferenz forderte klare Zeichen von der Öffentlichkeit. Sie wies darauf hin, dass der Anschlag in der Woche vor dem jüdischen Schawuotfest verübt wurde. In dieser Zeit gedächten Juden unter anderem der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde in Worms, die während des ersten Kreuzzugs ausgelöscht worden sei.»ich hätte einen Aufschrei erwartet«, sagte Knobloch und verwies auf den»hohen Symbolgehalt«des Anschlags, da die ursprüngliche Syn agoge aus dem 12. Jahrhundert 1938 in der Reichspogromnacht zerstört wurde. Das Gebäude war nach dem Zweiten Weltkrieg originalgetreu wieder aufgebaut und 1961 neu geweiht worden. Zum möglichen Bekennerschreiben, in dem auf den Nahostkonflikt Bezug genommen wird, sagte Knobloch:»Sollte sich dieser Verdacht erhärten, wäre das alarmierend.«die Tat könne nur eines bedeuten:»wehret den Anfängen!» Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat am Tag nach dem Anschlag eine Belohnung in Höhe von Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Aufklärung der Tat führen. esz/epd Gedächtnisprobleme*? Dafür gibt s doch ratiopharm. * im Rahmen des dementiellen Syndroms. GINKOBIL ratiopharm bei Gedächtnis- und Konzentra tions - störungen im Rahmen des dementiellen Syndroms. Die pfl anz - lichen Extrakte des Ginkgo-biloba-Baumes fördern die Durch blutung des Gehirns und versorgen die Zellen mit Energie und Nährstoffen. Dadurch werden Konzentration und Merkfähigkeit verbessert. 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Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit bei Stadium II nach FONTAINE (Claudicatio intermittens, Schaufensterkrankheit ) im Rahmen physikalisch-therapeutischen Maßnahmen, insbesondere Gehtraining. Vertigo, Tinnitus vaskulärer und involutiver Genese (Schwindel, Ohrgeräusche infolge Durchblutungsstörungen oder altersbedingten Rückbildungsvorgängen). Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Stand: 9/08. ratiopharm GmbH, Ulm,

12 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung GLAUBE KONKRET Die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Oslo gibt es bereits seit über 100 Jahren. Sie hat ihr Zuhause in einer hübschen Villa, knapp zehn Gehminuten vom Königlichen Schloss entfernt. Die Gemeinde lebt christ - lichen Glauben in vielen Kreisen. Sorgen machen jedoch die Gemeindefinanzen. Gut, einen Kirchturm gibt es zwar nicht. Damit die Gemeinde aber als solche zu erkennen ist, weht seit knapp zwei Jahren die Kirchenfahne mit dem lila Kreuz auf weißem Grund vor dem Gemeindehaus. Ein Stück Geschichte: Diese Fahne hat der Gemeinde - kirchenrat schon während der nationalsozialistischen Okkupation anstelle der geforderten Hakenkreuzfahne herausgehängt. Die Gemeinde machte damit schon während der Nazi-Diktatur deutlich: Wir stehen für ein anderes Deutschland. Fast 300 Jahre vor Gründung einer deutschen Gemeinde in Oslo wurden in Norwegen aber schon deutschsprachige Gottesdienste gehalten: Für die Versorgung der deutschen Arbeiter in der örtlichen Münzpräge wurde zwischen 1646 und 1672, so belegen es die Quellen, ein deutscher Pfarrer angestellt. Doch erst 1908 wurde dann eine Deutsche Gemeinde gegründet. Der erste Pfarrer, Hermann Günther, blieb bis 1936 im Amt, bis er wegen der jüdischen Abstammung seiner Frau zum Rücktritt gezwungen wurde. Wunden der Vergangenheit heilen nur langsam Foto: Straub-Klein Ein Stück Heimat hoch im Norden Die Deutsche Gemeinde in Oslo sucht neue Wege der Finanzierung Von Ilsemarie Straub-Klein Ein Traum vom Norden: Bei einer Oslofjord-Rundfahrt bietet sich ein schöner Blick auf die kleinen Inseln mit den typischen, roten Häusern. lem am Dach sind aus den Rücklagen nicht zu finanzieren. Pfarrer Friedbert Baur sucht deshalb mit seinen Gemeinde - kirchenratsmitgliedern nach neuen Wegen, wie das Haus erhalten bleiben kann. Sie bieten zum Beispiel die Räume für Gruppen, Vereine und private Feiern zur Miete an. Eine weitere Aktion: Anfang 2010 sind alle in Norwegen lebenden Deutschen angeschrieben worden, ihren automatisch ab - gezogenen Kirchensteuerbeitrag nicht der norwegischen lutherischen Staatskirche, sondern der Deutschen Gemeinde zukommen zu lassen. Ob die Rechnung aufgeht, steht jedoch erst am Jahresende fest. Die Deutsche Gemeinde hat knapp 600 Mitglieder, und etwa zehn Prozent kommen am Sonntag zum Gottesdienst. Der Mindestmitgliedsbeitrag beträgt 1200 Norwegische Kronen im Jahr das sind 152 Euro. Sollte sich das Haus aber nicht halten lassen, müsste die Gemeinde es verkaufen und am Stadtrand etwas Preisgünstigeres suchen. Dann würden allerdings etliche Menschen, die nicht motorisiert sind, die Gottesdienste nicht mehr besuchen können. Der einzige Lichtblick: Am Stadtrand gäbe es deutlich mehr Parkmöglichkeiten, als in der belebten Innenstadt. Das Projekt Gemeindehaus wird die Menschen vor Ort also weiter beschäftigen. Der 50-jährige Pfarrer Friedbert Baur kam vor vier Jahren mit seiner Frau Claudia und den beiden heute zwölf und vierzehn Jahre alten Kindern in die norwegische Hauptstadt. Zuvor war er Als sein Nachfolger 1946 wie alle nach Kriegsbeginn ins Land gekommenen Deutschen Norwegen verlassen musste, wurde Günther als Pfarramtsverwalter wieder eingesetzt. Später machte sich der Ruheständler dann auch zu einer europäischen Bettelreise für ein Gemeindehaus auf. Mit Erfolg: Selbst der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer spendete 5000 Mark. Vor fünfzig Jahren konnte die Gemeinde dann das Haus an der Eilert Sundtsgate kaufen. Seitdem ist der große Gottesdienstsaal mit den drei modernen Kirchenfenstern der Gekreuzigte als Zentrum in der Mitte auch während der Woche für alle anderen Gruppen Treffpunkt. Im Haus wohnen auch der Pfarrer selbst sowie zwei weitere Familien. Von solch einem Gemeindezentrum können zwar viele Auslandsgemeinden nur träumen. Doch für die Deutschen in Norwegen ist dieses Haus auch zum Albtraum geworden. Die notwendigen Sanierungsarbeiten vor alzehn Jahre Seelsorger einer Gemeinde auf der Schwäbischen Alb. Norwegen kannte er schon von einem Studienjahr. Als die Stelle dann vakant wurde, bewarb er sich und wurde gewählt. Von Anfang an hat er sich hier wohl - gefühlt. Vieles unterschiedet eine Auslandsgemeinde von einer traditionellen Gemeinde in Deutschland. Manches Gemeindemitglied bleibt nur ein Jahr hier: Praktikanten, Studenten, Au-pairs. Einige Botschaftsangehörige, Lehrer und Repräsentanten deutscher Firmen haben Dreijahresverträge. Jene, die bleiben, sind die deutschen Frauen, die mit Norwegern verheiratet sind. Von der Schwäbischen Alb bis hinauf zum Polarkreis Eine von ihnen ist Brigitte Dahl, die den kleinen Chor der Gemeinde leitet. Sie hat es allerdings schwer gehabt, sich in Norwegen einzuleben.»1963 hatten die Norweger noch viele Vorur teile gegenüber Deutschen und ließen mich das auch spüren«, erinnert sie sich. Doch es war die Zeit, als von einer Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit auch in Deutschland selbst noch nicht die Rede sein konnte. Kein Zweifel, dass diese Vergangenheit, der deutsche Überfall 1940 auf das kleine Land und die folgende Besatzungsherrschaft bis 1945, ihre Spuren im deutsch-norwegischen Verhältnis hinterlassen haben. Doch die Gemeinde nimmt die geschichtlichen Erfahrungen auf. Friedbert Baur setzt in der pastoralen Arbeit, etwa beim Besuch Deutscher in norwegischen Gefängnissen, die hauptsächlich wegen Verstoßes gegen die Drogengesetze einsitzen, und beim Unterricht an der deutschen Schule auf Toleranz und gegenseitige Achtung. Im Alter zieht es die Norweger in den warmen Süden»Unsere Gemeinde ist Treffpunkt für Menschen ganz unterschiedlicher Nationalität, Konfession und Frömmigkeit«, stellt sich die Gemeinde im Internet vor.»es zählt zu unseren Aufgaben, Menschen in Lebensfragen und Glaubensdingen in ihrer Muttersprache zu begleiten. Wir wollen gemeinsam als Volk Gottes unterwegs sein, Gemeinschaft erfahren und uns den Herausforderungen unserer Zeit stellen.«dazu macht die Gemeinde unterschiedliche Angebote: Erwachsenenbildung, Gemeindekreise, Freizeiten. Friedbert Baur feiert alle zwei Wochen Gottesdienste in Oslo die Predigten kann im Internet nachlesen, wer nicht»live«dabei war. An anderen Wochenenden ist er in ganz Norwegen unterwegs, reist Hunderte Kilometer, um Deutsche seelsorgerlich zu betreuen, zum Beispiel in Kristian - sand, Stavanger oder Bergen. Es gibt aber auch einige deutsche Pastoren, die in Norwegen norwegische Gemeinden betreuen, wie zum Beispiel am berühmten Nidarosdom in Trondheim, der früheren Krönungsstätte der norwegischen Könige. Die konservativ geprägte lutherische Staatskirche hat ein massives Nachwuchsproblem. Deutsche finden in Norwegen übrigens auch Arbeit in den dor tigen Mangelberufen Arzt und Krankenpfleger. Zunächst kommen sie mit der englischen Sprache gut durch und Norwegisch lässt sich, mit ein wenig Sprachgefühl, relativ einfach erlernen. Deutsch ist als zweite Fremdsprache weitgehend vom Spanischen verdrängt worden. Bedingt durch den Arbeitskräftemangel finden selbst Einwanderer aus Asien, Südamerika und Afrika einen Job im wohlhabenden Norwegen und nicht wenige entschließen sich dann, Norweger zu werden. Dagegen verbringen zahlreiche norwegische Rentner die langen Wintermonate in Spanien auch weil man dort»fürs halbe Geld«leben kann. Zurück nach Oslo: Im deutschen Gemeindezentrum treffen sich Seniorenkreise, die wöchentliche Eltern-Kinder-Gruppe und die jungen Erwachsenen. Es gibt einen Hauskreis und offene Gemeindeabende mit gemeinsamer Bibellektüre. Manchmal stellen Gemeindemitglieder ihre Hobbys vor dann gibt es etwa einen Kochkurs für orientalische Gerichte. Aber darüber hinaus gestaltet Friedbert Baur natürlich auch das ganz normale Leben einer evangelischen Kirchengemeinde: Seelsorgerliche Gespräche, Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Bestattungen. Nicht anders, als auch auf der Schwäbischen Alb. Info: Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in Norwegen, Eilert Sundtsgate 37, N 0259 Oslo. gemeinde@deutschegemeinde.net; Internet: gemeinde.net

13 MEDIEN Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 13 TIPPS HÖRENSWERT TIPPS SEHENSWERT MAL REINHÖREN hr 1 Zuspruch Montag bis Samstag mit Dieter Dersch, Hetten - hausen, 5.45 (HR 1) Moment mal Sonntag, 7.15, mit Christina Ellermann, Darmstadt; Dienstag und Donnerstag, 10.45, mit Fabian Vogt, Ober stedten (HR 3) Anstöße Montag bis Samstag; 5.57 und 6.57 (SWR 1) SONNTAG, Kreuz und Quer. Das Magazin der Kirchen (FFH) 6.05 Start am Sonntag (HR 1) 7.30 Evangelische Morgen - feier mit Gisela Brackert, Frankfurt (HR 2) 7.45 Sonntagsgedanken mit Clemens Scheitza, Frankfurt (HR 1) 7.55 Wort zum Sonntag mit Peter Haigis, Kernen (SWR 2) 7.57 Drei vor Acht mit Lucie Panzer (SWR 2) 8.30 Unnötiger Ballast oder unverzichtbares Prinzip? Wozu noch Tugend? (SWR 2) 8.35 Am Sonntagmorgen. Abschied von der Moral. Marguerite Porete und die Freiheit eines Christen - menschen (DLF) Morgenandacht Dienstag bis Samstag, 6.35, mit Christoph Seidl, Schwandorf (DLF) hr 2 Zuspruch Montag bis Samstag, 6.45, mit Rainer Frisch, Frankfurt (HR 2) Übrigens Sonntag, 7.45, mit Manuel Neumann, Meerholz-Hailer; Montag bis Freitag, 17.45, mit Michael Becker, Kassel (HR 4) 9.10 Begegnungen (SWR 1) 9.20 Sonntagsgedanken (SWR 4) Evangelischer Gottesdienst aus der Friedenskirche in Wegberg (DLF) Camino Religionen auf dem Weg. Im Namen des Heiligen Geistes. Das rasante Wachstum der Pfingstkirchen (HR 2) Glauben. Nichts als Feste und Folklore? Wenn Menschen ihre Religion nur noch als Tradition leben (SWR 2) MONTAG, Wissenswert. Vorkämpfer: Der blinde Journalist Keyvan Dahesch (HR 2) DIENSTAG, Lebens- und Todeszone. Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen (SWR 2) Ein schwieriger Patient. Auf der Suche nach dem idealen Arzt (SWR 2) Journal am Vormittag. Sprechstunde Komplementärmedizin bei Krebs (DLF) Aufbruch zurück zu den Wurzeln? Reise in eine afrikanische Zukunft (DLF) MITTWOCH, Wissenswert. Rosi Arnsberg: Die Lebensgeschichte einer Frankfurter Jüdin (HR 2) 8.30 Die Angst vor dem Islam. Warum die Nieder - lande nach Rechts rücken (SWR 2) Das Phänomen Bhagwan. Ehemalige Schüler des Meisters erinnern sich (SWR 2) Blickpunkt Kirche mit Roland Wagner, St. Ingbert (SWR 4) Studiozeit. Aus Religion und Gesellschaft (DLF) DONNERSTAG, Feiertagsgedanken mit Sebastian Lindner, Frankfurt (HR 2) 7.30 Katholische Morgenfeier (HR 2) 7.50 Zu Fronleichnam (SWR 2) 9.20 Feiertagsgedanken mit Susanne Storck, Bad Kreuznach (SWR 4) Katholischer Gottesdienst (DLF) Camino Religionen auf dem Weg. In allen Tempeln das jeweils Größte anbeten. Die religiöse Aktualität Rainer Maria Rilkes (HR 2) Glauben. Das kleine Paradies. Warum Gärten so traumhaft schön sind (SWR 2) Lebenswert. Die Kraft der Verzeihung. Kränkungen überwinden, Beziehungen erneuern (HR 2) FREITAG, Auf falscher Bahn. Geisterfahrern auf der Spur (SWR 2) Journal am Vormittag. Lebenszeit (DLF) Jüdische Welt (HR 2) Wehrmachtsjacke und weiße Weste. D-Day-Kämpfe heute (DLF) SAMSTAG, Rückkehr zum Kerngeschäft. Russlands nukleare Ambitionen (DLF) Geistliche Musik. Antoine Busnois: Missa»L'Homme Armé«(SWR 2) Weilburger Schloss - konzerte. Eröffnung mit dem hr-sinfonieorchester (HR 2) SONNTAG, sonntags (ZDF) 9.30 Evangelischer Gottesdienst aus der evangelischen Kirche in Eckweiler (ZDF) Stationen. Frauen im Vatikan (BR 3) Tag 7. Robin muss erwachsen werden (WDR 3) Der fromme Rebell. Christian Stückl und die Passionsspiele in Oberammergau (ARD) Terra X. Deutschland von oben. 2. Land (ZDF) MONTAG, Mitten in Südafrika. 1. Die Westküste (arte) Erlebnis Erde. Das Kornfeld. Dschungel für einen Sommer (ARD) DIENSTAG, Eine Glocke für den Michel. Wie aus Bronze Töne werden (hr) Mitten in Südafrika. 2. Das Kap (arte) Themenabend. Afrika im Fußballfieber (arte) MITTWOCH, Nächte der Entscheidung. Die Entscheidung des Martin Luther (hr) Stationen. Gott spielt Fußball. Eine bayerische Ordensfrau trainiert in Südafrika (BR 3) Mitten in Südafrika. 3. Die Steilküste des Ostens (arte) Schweres Wasser. Hitlers Traum von der Bombe (arte) Gesucht wird... der arabische Schindler. Dokumentation (arte) Auslandsreporter. Taizé des Orients in der syrischen Wüste (SWR 3) DONNERSTAG, Katholischer Gottesdienst zu Fronleichnam aus Crostwitz in der sorbischen Oberlausitz (ARD) Mitten in Südafrika. 4. Am Indischen Ozean (arte) FREITAG, Absturz ins Leben. Ein Banker auf Sinnsuche (3sat) Mitten in Südafrika. 5. Der Busch (arte) Mount St. Helens. Der Vulkan lebt (arte) Zwangssterilisation in Peru. Im Namen des Fortschritts (arte) SAMSTAG, Horizonte. Krieg, Sex und die Gebrüder Grimm. Die Welt des Eugen Drewermann (hr) Das Wort zum Sonntag spricht Verena Maria Kitz, Frankfurt (ARD)

14 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung FORUM RÄTSEL SONNTAGS-RÄTSEL Senden Sie die Lösung an die Evangelische Sonntags-Zeitung Stichwort»Kreuzworträtsel«Postfach Frankfurt am Main Telefax: 0 69 / sonntags-zeitung@ ev-medienhaus.de Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir interessante Bücher und CDs. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss: Mittwoch, 2. Juni 2010 Richtig geraten? Kreuzworträtsel Nr. 21 Herzlichen Glückwunsch Die Lösung des Kreuzworträtsels aus Nr. 20 lautete Liturgie. Gewonnen haben Gertraud Gille (Wiesbaden) und Walter Gimbel (Weiterstadt). FORUM Empörend Zu:»Gewissensbisse Gedanken zum Alltag«; Evangelische Sonntags- Zeitung Nr. 20 In seiner Kolumne hat Paul Geiß unter dem Titel»Gewissensbisse«in die Liste der»richtigen«verhaltensweisen, um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung zu befördern, auch den Boykott von Waren aus Israel aufgenommen. Damit rückt er in die Nähe des vor Weihnachten 2009 erschienenen»hilferufs«christlicher Palästinenser, den der Ökumenische Rat der Kirchen unkritisch, ohne Kenntnis historischer Zusammenhänge und mit offensichtlicher Zustimmung verbreitet hat. Besonders verwerflich darin ist der Boykottaufruf für israelische Waren und für Investitionen in Israel, der in fataler Weise an den nationalsozialistischen Boykottaufruf von 1933 (»Kauft nicht Zuschriften veröffentlichen wir gern. Sie sollten sich auf einen Beitrag in der Evangelischen Sonntags-Zeitung beziehen. Sinnwahrende Kürzungen müssen wir uns vorbehalten. bei Juden!«) erinnert. Er entspringt offenbar dem in der Charta der Hamas sowie der ursprünglichen Charta der PLO ausgedrückten Vernichtungs - willen gegenüber dem Staat Israel. Es ist empörend, dass dieser Aufruf in der Evangelischen Sonntags-Zeitung ebenso unkritisch und unbedarft weiterverbreitet werden kann. Die Mitgliederversammlung der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland haben am 9. Mai in Bonn-Bad Godesberg in einer Erklärung das Verhalten des Ökumenischen Rats verurteilt. Der Text ist nachzulesen im Internet unter Mechthild Kratz, evangelische und geschäfts führende Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit; Wiesbaden REISE UND ERHOLUNG Andrea Seeger (as) 454 IMPRESSUM ISRAEL ab EUR Tage Flugreise ab Berlin, Köln u. a. Hotel, DZ, HP, komplette Rundfahrt Familienfreizeiten Mittelalter erleben Seminare auf der Ebernburg Evangelische Familienferien- und Bildungsstätte Ebernburg Auf der Ebernburg Bad Münster a. St.-Ebernburg Reise Mission Leibnizstr. 6, Leipzig Telefon: Fax: Telefon LITERATUR Ännchen von Tharau Das war ihr Schicksal: Informatives und spannendes Buch zu Lied und Leben der Frau, 52 S., 24 Abb., 1 Landkarte, k 8,00 + Vs von Herausgeberin Lisa Will, Haserich, Tel /6152 Telefon (keine Sammelnummer) 0 69 / Durchwahl Telefax 0 69 / sonntags-zeitung@ev-medienhaus.de Geschäftsführer: Helwig Wegner-Nord 401 Chefredakteur (verantwortl.): Wolfgang Weissgerber (wow) 442 Redaktion: Stefanie Bock (sk) 291 Gert Buttler (gb) 446 Renate Haller (rh) 444 Theologischer Redakteur Christian König (ck) 443 Redaktionsassistentin (Bildarchiv/Internet): Marion Packhäuser-Lutz 441 Vertrieb + Anzeigen: Erika Richter 410 Abo-Betreuung: Klaus Hofacker 407 Redaktion und Verlag: Gemeinnützige MEDIENHAUS GmbH Zentrum für evangelische Publizistik und Medienarbeit in Hessen und Nassau, Postfach , Frankfurt am Main. Hausadresse: Rechneigrabenstraße 10, Frankfurt am Main. Bankverbindung: Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel, Konto Nr , BLZ Sonntags-Zeitung im Internet: Die Evangelische Sonntags-Zeitung erscheint wöchent lich. Jahresabonnement 57,60 Euro. Alle Preise inkl. 7% Mehrwertsteuer. Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nummer 26 vom Angeschlossen der IVW und KONPRESS-Medien eg Druck: Frankfurter Societätsdruckerei GmbH, Frankfurt am Main ISSN Für nicht angeforderte Manuskripte, Fotos, Bücher, Ton- und Datenträger können wir keine Haftung übernehmen. Die Evangelische Sonntags-Zeitung wird herausgegeben im Auftrag der Evange lischen Kirche in Hessen und Nassau.

15 GEMEINDEREPORT Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 15 Die Frauen bewegen viel Dörfer bekommen die demografische Entwicklung zu spüren Von Stefanie Walter In Dörfern wie Krumbach und Frankenbach gehört der Pfarrer zum Inventar.»Ich war schon in fast allen Häusern«, erzählt Günther Schäfer stolz. Krumbach und Frankenbach, die seit der Reformation verbunden, aber selbstständig sind, liegen nicht weit von Gießen entfernt. Trotzdem schlägt die demografische Entwicklung hier durch, sagt Günther Schäfer, der als Pfarrer für beide Gemeinden zuständig ist. Allein in der Straße, in der die wunderschöne Krumbacher Dorfkirche steht, seien 70 Prozent der Bewohner über 70 Jahre alt. In Krumbach gibt es keinen Laden, keine Gaststätte und folglich keinen Treffpunkt mehr, in Frankenbach ist die Infrastruktur noch etwas besser.»wir müssen uns Sorgen machen um die Versorgung der Menschen in den Dörfern.«Kirche sei ein Stabilitätsfaktor auf den Dörfern; wenn auch sie hier wegginge,»was wäre dann noch da?«in den Wintermonaten lädt die Gemeinde deshalb zum Kirchen-Café ein, einer Art Plattform für Bildung und Kommunikation. Regelmäßig kommen mittwochs nachmittags Referenten zu Besuch, von der Volksbank Mittelhessen, der Klinikseelsorge oder auch einmal ein russischer Schriftsteller. Das interessiert regelmäßig zwischen 30 und 50 Leute; die Frauenhilfe organisiert den Nachmittag. Erlös für Clown-Doktoren und Behindertenseelsorge Die Frauenhilfe bedeutet in beiden Gemeinden eine große Stütze.»Frauen bewegen viel und machen viel«, sagt Schäfer. Er betreut seit 23 Jahren die Gemeinden, die fast immer einen gemeinsamen Pfarrer hatten. Die Frauen bauen jedes Jahr auf dem kirchlichen Weihnachtsmarkt in Gießen einen Stand auf und verkaufen Selbstgemachtes zugunsten der Clown-Doktoren und der Behindertenseelsorge. Sie haben in Gießen eine treue Fan-Gruppe, die auf ihre leckeren Kekse schon wartet. Zur Behindertenseelsorge in Gießen pflegen die beiden Gemeinden engen Kontakt: Immer wieder besuchen Gruppen die Einrichtung, auch die Jugendlichen. Die Dörfer Frankenbach und Krumbach gehören zur Gemeinde Biebertal. Alles ist Richtung Süden ausgerichtet; Leute fahren zur Arbeit nach Gießen oder Frankfurt, die Schüler gehen in Gießen zur Schule. Trotzdem gehörten die beiden Kirchengemeinden früher zum Dekanat Gladenbach. Nach einem langen Prozess, den erst die Kirchensynode entschied, traten die Gemeinden 2004 dem Dekanat Gießen bei. Die Kirche ist wichtig in den Dörfern, das zeigen zum Beispiel die Spendenaktionen der vergangenen Jahre, die für die vielen Renovierungen nötig wurden. Da waren immer die Vereine mit dabei. Bei der vergangenen Kirchenvorstandswahl beteiligten sich in Krumbach 43 Prozent der Mitglieder. Sonntagsgottesdienste sind mit 30 bis 50 Leuten relativ gut besucht, die Kirche engagiert sich stark in der Jugendarbeit: Sie unterhält nicht nur in Krumbach einen Kindergarten, sondern hat auch einen Gemeindepädagogen, der Kinderbibelwochen, Freizeiten und Nachmittage für den Nachwuchs anbietet. Jugendliche beschäftigen sich mit Älterwerden in Biebertal KRUMBACH/FRANKENBACH Gemeinde Krumbach/Frankenbach Pfarrer Günther Schäfer Marburgerstraße Biebertal Telefon / Fax / ev.kirchengemeindekrumbach@online.de Dieser organisiert außerdem den sehr engagierten Nach-Konfi- Treff. Die Jugendlichen setzen sich dort mit Themen auseinander, die sie beschäftigen, kürzlich zum Beispiel»Älter werden in Biebertal«. Zu einem Diskussionsabend luden sie die Leiterin einer Tagespflegestation und Pfarrer Günther Schäfer ein, der auch die Biebertaler Diakoniestation leitet. Sie besuchten die Tagespflegeeinrichtung und fuhren in die Tagesstätte der Behindertenseelsorge, sie kochen zusammen und unternehmen Ausflüge. Früher waren Krumbach und Frankenbach Bauerndörfer, heute gibt es keinen landwirtschaftlichen Betrieb mehr, noch nicht einmal mehr als Nebenerwerb. Die älteren Bewohner weinen der alten Zeit keine Träne nach. Sie erinnern sich noch gut, wie es war, morgens um fünf Uhr das Vieh zu versorgen und anschließend zur Arbeit zu fahren. Nur einige der ganz alten Dorfbewohner leben noch das traditionelle Dorfleben mit eigenem großen Garten.»Ein Teil der Älteren hat den Wandel nicht hingekriegt«, meint Schäfer nachdenklich. Es gebe auch viele Reiche im Ort, die nach langen Arbeitsjahren in den Industriefirmen der Umgebung jetzt ihre Rente genießen und stets auf Reisen sind.»wir haben hier kaum Kirchenaustritte«, berichtet Schäfer,»aber wir verlieren die Leute durch Wegzug und durch Tod.«500 Gemeindemit glieder zählt Krumbach, 550 Frankenbach. Jugendliche sind stark in der Schule eingespannt, die mittleren Jahrgänge stehen voll im Berufsleben. Günther Schäfer hat einen Haufen Ideen im Hinterkopf, zum Beispiel einen Dorfladen für Krumbach, doch er kennt die begrenzten Möglichkeiten.»Wir werden es als Kirche allein mit Ehrenamtlichen nicht schaffen«, weiß er. Der Pfarrer als Identitätsfigur der Kirche sei daher in den Dörfern nicht wegzudenken. Auch das»heil der Vernetzung und Zusammenarbeit«gelte allenfalls für Städte, jedoch nicht auf dem Land.»Die Leute hier fahren noch nicht mal von Krumbach nach Frankenbach zum Gottesdienst«es sei denn, dort wird etwas Außergewöhnliches geboten. Das schmucke Kirchlein in Krumbach. Pfarrer Günther Schäfer vor dem schönen Pfarrhaus aus dem Jahr Die Kirche in Frankenbach mit einem Familiengarten, in dem sich auch ein kleiner Bibelgarten befindet, den die Kirchengemeinde pflegt (von oben). Fotos: Stefanie Walter

16 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung PANORAMA Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 17 Tüftler und begnadete Handwerker setzten über Jahrhunderte all ihren Ehrgeiz in die Kunst, möglichst perfekt mechanisch Töne zu erzeugen. Ein Museum in Bruchsal zeigt die Wunderwelt der Musikautomaten. Tief unten im Keller riecht es nach staubigem Holz und Schmieröl. Hier ist das Reich von Klaus Biber. Er ist Restaurator im Deutsche Musikautomaten-Museum im Bruchsaler Barockschloss. Auf einem Rollwagen steht ein halb offenes automatisches Klavier.»100 Jahre hat die Mechanik funktioniert, jetzt muss doch einiges erneuert werden«, sagt er mit der Stimme des Liebhabers. Daneben steht ein aufgeschraubter Musikautomat mit bunten Holzfiguren auf einer rotierenden Scheibe. Die mechanischen Wunderwerke warten darauf, bald wieder ihren angestammten Platz in den oberen Stockwerken der einstigen Residenz der Speyerer Fürstbischöfe einzunehmen. Seit 1984 beherbergt das Schloss eines der weltweit größten und feinsten Museen für mechanische Musikinstrumente. Rund 500 Exponate sind beim Gang durch die über drei Etagen verteilte Schau zu bewundern: vom Glockenspiel, einem Musikautomaten der ersten Stunde aus dem 17. Jahrhundert, bis zum meterhohen Klangkörper, der auf Jahrmärkten bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts als rollende Diskothek dröhnte. Seit mehr als 25 Jahren bemüht sich das Museum als eine Außenstelle des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe um den Erhalt der kostbaren Klangkörper, die zum Großteil aus zwei umfangreichen privaten Sammlungen und aus dem internationalen Kunsthandel stammen. Und 15 Jahre davon kämpft der Restaurator mit Schraubenzieher, Säge und anderem Werkzeug gegen deren Vergänglichkeit an. Jahrelanger Gebrauch und ein noch längeres Dornröschen-Dasein haben vielen beweglichen Teilen der Automaten böse zu - gesetzt. Rädchen sind eingerostet, Hebel, Klöppel, Schieber aus Metall, Holz und Gummi sind abgenutzt und brüchig. Auch die Blasebälge aus Leder und die dicken Papierrollen, auf denen die musikalischen Informationen eingestanzt sind, müssen ihrem Alter Tribut zollen. Und nach dem strengen Winter hat der Restaurator zusätzlich alle Hände voll zu tun, seinem Pantheon mechanischer Musikautomaten wieder zur richtigen Stimmung zu verhelfen. Wenn Biber in seiner Werkstatt ohne Bedienungsanleitungen schraubt und werkelt, ist es für ihn das größte Glück, die alten Klangkästen zu neuem Leben zu erwecken.»es ist etwas ganz Besonderes, einen Musikautomaten wieder in Gang zu bringen, der 200 Jahre keinen Ton mehr von sich gegeben hat«, fasst der gelernte Orgelbauer seine Faszination für die bunte Automatenwelt in Worte. Von seiner Kunst und seinem fachmännischen Wissen profitieren auch die jährlich rund Besucher des Museums, bestätigt Museumsmitarbeiterin Ulrike Näther. Denn eigentlich bestehe die Aufgabe eines Museums nur darin, die Objekte für die Nachwelt zu erhalten. In der Bruchsaler Ausstellung können die Besucher jedoch viele grüne Knöpfe drücken und damit die historischen Instrumente starten.»sie müssen gespielt werden, damit sie intakt bleiben«, weiß Restaurator Biber. Mit größtem Ideenreichtum versuchten die Menschen in früheren Epochen die flüchtigste aller Künste die Musik akustisch festzuhalten. Exotisch muten in Zeiten der digitalen Musikreproduktion per Computer und MP3-Player die handwerklich genialen Lösungen an. Glockenspiele, Flötenuhren, Drehorgeln, Spieldosen, Musikschränke und Orchestrien: So vielfältig wie die Klänge, die sie produzieren, ist das technische Innenleben der Automaten. Doch eines haben sie gemeinsam, und hierin unterscheiden sie sich von heutigen Musikmedien. Sie geben den Originalklang von echten Instrumenten wider, die mechanisch angesteuert werden. Wie von Geisterhand gespielt ertönen Flöten, Saiten, Trommeln, Trompeten, Triangel und Geigen oft in orchestraler Fülle. Musikautomaten machten Musik für alle gesellschaftlichen Schichten verfügbar, erzählt die Volkskundlerin Näther.»Sie waren nicht nur den Reichen vorbehalten, sondern haben die Musik demokratisiert.«schon im 16. Jahrhundert zogen Straßen- Möblierte Zauberklänge Das Deutsche Musikautomaten-Museum in Bruchsal zeigt mechanische Wunderwerke Von Alexander Lang musikanten mit Drehorgeln durch Europa, spielten ihre schaurig-schönen Balladen in Gasthäusern, bei Festen und auf Jahrmärkten. Heute feiert das lange verpönte»lumpeninstrument«in Deutschland eine Renaissance: Viele Hobby-Leierkastenmänner kurbeln an ihren rollenden Musik - boxen oft auch für karitative Zwecke. Dennoch war die Qualität des Musik - genusses schon immer von der Dicke des Eine Heimat für Musikautomaten Das Deutsche Musikautomaten-Museum im Bruchsaler Barockschloss ist täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Einstündige Führungen finden um 11, 14 und Uhr statt; Gruppenführungen sind unter Telefon / anzumelden. Auch»Fräulein Liesels«Wirtschaft kann für Veranstaltungen gemietet werden. all Geldbeutels abhängig. Während der kleine Mann mit einem einfachen Straßen klavier oder einer schmucklosen Spieldose vorlieb nehmen musste, leisteten sich gut Betuchte oft barock verzierte Klangtürme. Meterhohe Musikschränke aus Edelholz, mit feinen Einlegearbeiten und Gold verziert, fanden Fotos: Klaus Landry sich vornehmlich in fürstlichen Behausungen oder bürgerlichen Salons. Sie erzeugten Musik über Walzen, gelochte Papierrollen oder Lochplatten aus Metall. Erst im 19. und frühen 20. Jahrhundert konnte ein breites Publikum den mächtigen Klang von riesigen Klangautomaten genießen. Hersteller aus den Orgelmetropolen im badischen Waldkirch und in Leipzig lieferten ihre großforma tigen Karussellorgeln an Schausteller und Vergnügungsparks. Ohrenbetäubend ist der musikalische Auftritt einer Karussellorgel, die die Firma Gebrüder Bruder aus Waldkirch im Jahr 1912 an den Vergnügungspark Coney Island bei New York lieferte. Das im Barockstil in Weiß und Gold gestrichene Monstrum hat Platz für eine 15 Mann starke Militär - kapelle. Die schnauzbärtigen Uniformierten bewegen sich täuschend echt zum Walzertakt im mächtigsten Fortissimo. Die Musik wird über eine Papiernotenrolle erzeugt.»wir haben sie etwas gedämpft«, versichert Eine Besuchergruppe bewundert im Deutschen Musikautomaten-Museum in Bruchsal Konrad Adenauers automatischen Flügel, der wie von Geisterhand gespielt erklingt (Bild rechts). Das Geheimnis des Klaviers der Leipziger Firma Hupfeld sind zwei Fußpedale, die die Noten - rollen ansteuern. Ein Glanzlicht der Ausstellung ist die originale»titanic«-orgel, die nur durch einen Zufall vor dem Untergang bewahrt wurde (unten). Restaurator Klaus Biber trägt Sorge um die Funktionstüchtigkeit der rund 500 Exponate des Museums (links). Ein europäisches Gemeinschaftswerk ist der Figurenautomat»Tino Rossi«, der Ende der 1920er Jahre mit Teilen aus Frankreich, Italien und Deutschland zusammengebaut wurde (unten links). Eines der kostbarsten Stücke des Museums ist die reich verzierte»elefantenuhr«aus der Sammlung der Markgrafen und Großherzöge von Baden (ganz links). Museumsführerin Elke Renz, damit die Scheiben im Museum heil bleiben. Dreimal am Tag bietet das Deutsche Musikautomaten-Museum Führungen an, auch in englischer, französischer und spanischer Sprache. Ein Magnet ist und bleibt für Besucher von nah und fern die eher schmucklose Orgel, die im Erdgeschoss ihren festen Standort gefunden hat. Dass der Holzkasten mit seinen langen Orgelpfeifen nach dem Untergang der»titanic«nicht für immer tief auf dem Grunde des Atlantiks ruht, verdankt er einem glücklichen Zufall. Die»Welte-Philharmonie-Orgel«für den Speisesaal des Luxusdampfers wurde nicht rechtzeitig zur Jungfernfahrt fertig. Ein besonderer Clou: Die Besucher können die Melodie des Kirchenlieds»Nearer my God to Thee«(»Näher mein Gott zu dir«) hören, das die Bordkapelle beim Untergang des Schiffes im Jahr 1912 spielte.»dann stehen reihenweise die Omas da und weinen«, verrät Biber. Pfälzer und Nichtpfälzer zieht es beim Gang durch das Museum auch in die Kneipe von»fräulein Liesel«aus Speyer. Die burschikose Liesel Jester betrieb bis in die 1990er Jahre in der Domstadt eine urige Wie von Geisterhand gespielt ertönen Flöten, Saiten, Trommeln, Trompeten, Triangel und Geigen. Wirtschaft. Hauptattraktion war ein altes Orchestrion aus dem Jahr 1902, dessen verbogene und abgenutzten Walzenstifte zur Freude der Kneipengäste ein wahres Katzenkonzert veranstalteten. Die Wirtin verkaufte dem Museum die gesamte Kneipeneinrichtung. Sie wurde in einem Schlossraum samt Schanktisch, Tischen, alten Bildern und viel Krimskrams wieder aufgebaut. Die Museumsleute, die»fräulein Liesels«scheppernde und ratternde Musikautomaten wieder auf Vordermann brachten, zogen sich ihren unbändigen Zorn zu.»das ist nicht mehr meine Musik«, hat die Frau Wirtin, ein Pfälzer Original, danach geschimpft. Heute beherbergt die Kneipe den Stammtisch des Fördervereins des Museums. Auf dem Gang durch die Ausstellung kann der Besucher auch einmal selbst mit Fußpedalen den automatischen Flügel des früheren Bundeskanzlers Konrad Adenauer spielen und dem Gezwitscher von Flötenuhren, Spieluhren und Drehorgeln aus dem Schwarzwald lauschen. Die Handwerker in der Tradition des Orgelbauers Ignaz Blasius Bruder perfektionierten die Konstruktion der Musikautomaten. Sie bestückten sie mit kunstvollen, rotierenden Figuren Musikern, Soldaten, Tieren und inszenierten damit ein großes Welttheater. Regelmäßig zeigt das Museum auch Sonderausstellungen derzeit über die Geschichte des»schwarzwaldmädels«, einer Operette aus dem Jahr Als Pausenstopp bei der Tour durch die Geschichte der klingenden Automaten empfiehlt sich der vergnügliche Besuch eines amerikanischen Kinosaals aus der Stummfilm-Ära. Während»Dick und Doof«auf der Leinwand ihre Faxen machen, klimpert das automatische Klavier, und ein»kinomitarbeiter«untermalt auf den Tasten zusätzlich das filmische Geschehen mit Pferdegetrappel, Getrommel und Klingeln. Damit die Musik aus den Automaten im Laufe der Zeit nicht verklingt, ist Biber mit Mikrofon und Aufnahmegerät unterwegs. Unermüdlich fängt er für sein Archiv die Töne ein, konserviert sie digital. Denn noch laufen viele der 100 Jahre alten papiernen Klangrollen»wie Butter«, bestätigt der Restaurator, in dessen Depot noch viele verstimmte und verstummte Geräte schlummern. Noch klingt es harmonisch aus vielen Kästen. Doch fürchtet Biber nichts mehr als die ewige Ruhe:»Die Automaten sind der Ursprung der Musik aus der Konserve«, sagt er. Sie sollen weiter spielen.

17 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung SÜD-NASSAU Der Arbeitsplatz macht ziemlich stolz Behinderte Mitarbeiter der Schlocker-Stiftung arbeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Von Renate Haller SÜD-NASSAU Zuständig: Renate Haller (rh) Telefon 0 69/ r.haller@ev-medienhaus.de TIPPS & TERMINE Die Ausstellung»... zwischen Spiritualität und Alltag«in der Wiesbadener Kreuzkirche, Walkmühltalanlagen 1, wird am Sonntag, 30. Mai, um 19 Uhr mit der Kunsthistorikerin Anja Cherdron-Modig eröffnet. Künstlerin Michaela Karch lässt mit religiösen Bildern der Malerei in Kombination mit eigenen Fotografien neue Synthesen entstehen. Zu sehen sind die Werke bis 13. Juni freitags von 18 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Vor der Ausstellungseröffnung am 30. Mai beginnt um 18 Uhr ein Kunstgottesdienst. Über Freikirchen spricht Pfarrerin Heike Beck beim Montagstreff der ökumenischen Basisgruppe»action 365«am 31. Mai ab Uhr im Bad Camberger Hotel»Haus Pohl«, Parkstraße 9. Werke über den Namen Bach spielt der Kantor der Wiesbadener Ringkirche am Mittwoch, 2. Juni, um Uhr. Dieser Name hat die Musikerwelt über Jahrhunderte hinweg fasziniert, weil die Buchstaben in Töne umgesetzt werden können. Der Eintritt ist frei. Die christlichen Kirchen in Wiesbaden feiern am Samstag, 29. Mai, ab 11 Uhr auf dem Luisenplatz das ökumenische Fest»Geistreich Kirchen in Wiesbaden«. Bei einem Gottesdienst um 12 Uhr predigt der ehemalige Kaplan von St. Bonifatius und heutige Braunfelser Pfarrer Christof May. Zuvor gibt die Sakropop- Band»Le-Bandig«um 11 Uhr ein Konzert. Um 13 Uhr singt der Taunussteiner Gospelchor»Rejoice«. Für die Bewirtung aus arabischer und türkischer Küche sorgen Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. esz HATTERSHEIM/HÖCHST. Zwei behinderte Mitarbeiterinnen der Werkstatt Schlocker-Stiftung aus Hattersheim arbeiten seit vergangenem August bei dem Caterer Eurest im Industriepark Höchst. Eine der beiden Mitarbeiterinnen hat inzwischen einen Beschäf - tigungsvertrag bekommen, die zweite einen Dauerpraktikumsplatz, der möglicherweise ebenfalls in ein festes Arbeitsverhältnis umgewandelt wird. Ich will hier nicht mehr weg!«geht es nach dem Wunsch von Claudia Remmert, gibt es überhaupt keine Frage, wo sie in den nächsten Jahren arbeiten wird: in einer der Kantinen, die von der Firma Eurest im Industriepark Höchst betrieben werden. Dort hilft die 26-Jährige seit vergangenem August in der Küche und hat»viel Spaß mit der Arbeit und den anderen Mitarbeitern«. Claudia Remmert war zuvor ebenso wie Yvonne Dittmer in der Behinderten-Werkstatt der Schlocker-Stiftung in Hattersheim beschäftigt, einer Einrichtung des Evangelischen Vereins für Innere Mission (EVIM). Praktika hat sie bereits mehrere hinter sich, jetzt könnte der Sprung zu einem Arbeitsverhältnis auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt klappen.»wir sind sehr stolz«, sagt Peter Griebel, Werkstattleiter der Schlocker-Stiftung. Er freue sich zudem über das soziale Engagement des Betriebs. Christen im buddhistischen Tempel Bei Yvonne Dittmer hat es mit dem Arbeitsvertrag bereits geklappt. Ihr Praktikum wurde in ein festes Arbeitsverhältnis umgewandelt, nachdem sie gezeigt hatte, dass sie die Anforderungen erfüllen kann. In einem der von Eurest betriebenen Läden im Industriepark füllt sie die Regale auf, reinigt den Laden und ist im Verkauf tätig.»bei unseren Kunden kommt sie unwahrscheinlich gut an«, lobt Norbert Fritz, Eurest- Betriebsleiter im Industriepark. Der Kontakt zwischen Eurest, einem Anbieter für Betriebsgastronomie mit rund 8000 Mitarbeitern, kam zustande, als Eurest im Industriepark einen Marktplatz mit verschiedenen Ständen eingerichtet hat. Betriebsleiter Fritz fragte bei Schlocker an, ob die Stiftung nicht Pflanzen und Backwaren aus ihren Betrieben verkaufen wolle. Schlocker wollte und war damit im Industriepark erfolgreich. Ralf Thies, Fachkraft für berufliche Integration in der Schlocker-Stiftung, fragte schließlich nach, ob Eurest es nicht auch einmal mit einem Praktikum versuchen wolle. Bereut hat den Schritt bislang keine der Parteien.»Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht«, lobt Norbert Fritz. Und Ralf Thies freut sich, in Eurest ein offenes Gegenüber gefunden zu haben, mit dem alle auftretenden Probleme direkt gelöst werden konnten. Wesentlich für den Erfolg solcher Praktika für behinderte Men- Die Besucher aus Eschborn mit Meisterin Yungchao (Mitte) und Schwester Lee (rechts). ESCHBORN. Auf den Weg zum buddhistischen Tempel Fo-Guang- Shan in Frankfurt haben sich rund 40 Christen vom Ökumenischen Arbeitskreis Eschborn gemacht, um eine weitere Weltreligion kennenzulernen. Zuvor hatte Pfarrer i. R. Fritz-Reinhold Huth, Experte auf dem Gebiet der Re - li gions- und Kulturwissenschaft, in die Lehre des Buddhismus eingeführt. Bei der Führung durch Gebets- und Meditationsraum sowie die Bibliothek erfuhren die Besucher von Meisterin Yungchao und Schwester Lee Wissenswertes über das Leben im Nonnenkloster, die Gemeinde, das Zölibat, Zeremonien und Feste. Die von den Gästen gestellten Fragen zeugten von regem Interesse an der unbekannten Religion. Nach einer entspannenden Meditation genoss die Besuchergruppe gemeinsam die Taiwanesische Küche. esz Fo to : es z / Schwes t er Pha n Claudia Remmert hilft bei der Vorbereitung für Salate und gibt in einer der Eurest- Kantinen im Industriepark Höchst Essen aus. VON PERSONEN Peter Klein (Bild) ist von der Verbandsvertretung der Evangelischen Regionalverwaltung Wiesbaden-Rheingau-Taunus erneut zu ihrem Vorsitzenden gewählt worden. Klein ist seit 2003 ehrenamtlich in diesem Amt tätig. Stellvertreter wurde Dekan Klaus Schmid aus dem Dekanat Bad Schwalbach. Dem Vorstand des Regionalverwaltungsamts gehören weiter an: Dekanin Heinke Geiter aus dem Dekanat Idstein, Präses Rainer Löll aus dem Dekanat Bad Abschied von Dekan Heinemann WIESBADEN. Dekan Hans-Martin Heinemann wird am Sonntag, 30. Mai, um 17 Uhr mit einem Gottesdienst in der Wiesbadener Marktkirche offiziell aus seinem Amt verabschiedet. Der langjährige Wiesbadener Dekan tritt seine schen seien die Betreuung am Arbeitsplatz sowie der Versuch, den richtigen Menschen für eine bestimmte Arbeit zu finden, so Thies.»Dann gibt es keine Enttäuschungen«, fügt er hinzu. Aufgabe der Schlocker-Stiftung sei es, Menschen mit Behinderungen beruflich zu qualifizieren, sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren und damit das Selbstbewusstsein der Beschäftigten zu fördern. In den Werkstätten der Schlocker-Stiftung arbeiten nach den Worten von Werkstattleiter Griebel 290 Frauen und Männer; 23 von ihnen haben im vergangenen Jahr ein Praktikum in einem Betrieb des allgemeinen Arbeitsmakts absolviert, für vier Mitarbeiter wurden Beschäftigungsverträge abgeschlossen. Möglich sei dies dort, wo sich Nischen für die behinderten Menschen finden und sie gewinnbringend die anderen Beschäftigten in deren Tätigkeit unterstützen können, so Thies. Diese Plätze zu finden, sei allerdings nicht ganz einfach. Viele Unternehmen befürchteten, mit einem behinderten Arbeitnehmer zuviel Verantwortung zu übernehmen und könnten sich deren Leistungsbereitschaft nicht vorstellen. Eurest-Betriebsleiter Fritz hingegen sieht kein Risiko für die Unternehmen: Hätten sich die beiden Frauen bei Eurest nicht wohl gefühlt oder wären mit der Arbeit oder den Kollegen nicht zurechtge - kommen, hätte man das Praktikum eben abgebrochen. Die Sozialversicherungspflicht für Yvonne Dittmer und Claudia Remmert verbleibt übrigens bei der Schlocker-Stiftung. Das vereinbarte Gehalt wird an die beiden Frauen gezahlt. Schwalbach, der stellvertretende Dekan Gerhard Müller, Heike Gundlich und Eberhard Busch, alle drei kommen aus dem Dekanat Wies - baden. Der Verband ist eine Verwaltungseinrichtung der hessen-nassauischen Kirche, die Finanzen, Personal, EDV und Liegenschaften aus 96 Gemeinden und zahlreichen Einrichtungen betreut. esz/tö neue Stelle als Stadtsuperintendent in Hannover zum 1. Juni an. Am Abschiedsgottesdienst werden der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung und der Propst für Süd-Nassau, Sigurd Rink, teilnehmen. esz Foto: Renate Haller Foto: eöa / Roger Töpelmann

18 SÜD-NASSAU Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 19 Lob an Ehrenamtliche Zehnter Grundkurs für die Betreuung von Dementen bei der Diakonie Wiesbaden beendet Gisela Schönrock dirigiert seit 55 Jahren WIESBADEN. Die Zahlen sind beachtlich: 132 Frauen und Männer aus dem Raum Wies - baden haben sich seit dem Jahr 2001 beim Diakonischen Werk Wiesbaden zu ehrenamtlichen Helfern für Menschen mit Demenz ausbilden lassen. Wir sind stolz, dass wir bereits den zehnten Grundkurs Helferinnen und Helfer in der Begleitung von Menschen mit Demenz in Betreuungsgruppen durchführen konnten«, freute sich Ursula Frühauf, Gerontologin beim Diakonischen Werk Wiesbaden, während einer Feierstunde. Den Frauen und Männern, die sich dem Thema Demenz stellen und sich beispielsweise für den ehrenamtlichen Einsatz in speziellen Betreuungsgruppen ausbilden lassen, gelte ein großes Lob. Ohne die Ehrenamtlichen sei die breite Angebotspalette für Menschen mit Demenz nicht aufrechtzuerhalten. Das Diakonische Werk Wiesbaden bietet wöchentlich in mehreren Kirchengemeinden Betreuungsgruppen für demente Menschen an. Derzeit beteiligen sich 35 ehrenamtliche Helfer an der zielgruppengerechten Gestaltung der Betreuungsnachmittage mit Unterhaltung, Spaß, Musik und Tanz und dies mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld. Betreuende und pflegende Angehörige können diese Nachmittage für eigene Bedürfnisse nutzen.»ich hatte von Demenz wenig Ahnung, aber mit diesem Kurs ist mein Verständnis für die Situation von Menschen mit Demenz und für ihre Angehörigen bedeutend gewachsen«, sagte etwa die 35-jährige Rahma Tokkal zum Abschluss des Kurses. Der vier Ausbildungstage umfassende Kurs gilt nach dem Pflegeleistungsergänzungsgesetz als Voraussetzung für einen Einsatz in einer Betreuungsgruppe oder einer stundenweisen Begleitung im häuslichen Umfeld. Damit Rahma Tokkal den Kurs besuchen konnte, organisierte das Diakonische Werk eine Betreuung für das anderthalb Jahre alte Kind der jungen Frau.»Wir versuchen, so viele Menschen wie möglich für das Thema Demenz zu sensibilisieren«, sagte Sozialpädagogin Barbara Berg. Schließlich sei Demenz ein Phänomen, mit dem viele Menschen im Laufe ihres Lebens konfrontiert werden. Zu den Lerninhalten des kostenfreien Kurses zählte unter anderem das Kennenlernen des Krankheitsbildes und der pflegerischen Grundlagen. Der Umgang mit Betroffenen und ihren Angehörigen wurde geübt und Informationen zu den persönlichen und sozialen Auswirkungen von Demenz wurden vermittelt.»vor allem habe ich in den vergangenen 26 Unterrichtsstunden gelernt, dass wir Menschen mit Demenz nicht unseren Willen aufdrängen dürfen«, sagte eine der 17 Teilnehmerinnen, die diesen zehnten Helferkurs als»lebhaft, plastisch und angemessen drastisch«beschrieb. Auch zwei Männer hatten am Kurs teilgenommen. Sie können eine spezielle Kompetenz in die Betreuungsgruppen einbringen, weil es Männern oftmals leichter gelingt, klassische Männerthemen aufzugreifen und damit in gute Kommunikation mit dementen Männern zu treten. esz Foto: esz / Beate Kretschmann Unter der Leitung von Gisela Schönrock wurde im Park der Stiftung Heilerziehungs- und Pflegeheime Scheuern in Nassau musikalisch der Mai begrüßt. NASSAU. Gisela Schönrock lebt für Musik und Chor. Im April 1955 hat sie ihren Dienst als Organistin in der Kirchengemeinde der Heime Scheuern angetreten. Jetzt dankte ihr die Gemeinde für 55 Jahre engagierten kirchenmusikalischen Dienst. Gisela Schönrock hat unzählige Andachten und Gottesdienste mit ihrer Organistentätigkeit bereichert. In den 50er Jahren übernahm Schönrock den Chor und führte diese Arbeit seither fort. Damals war es noch üblich, dass Lehrkräfte die musikalische Arbeit in den Kirchengemeinden übernahmen. Für Gisela Schönrock war es von Anfang an eine Aufgabe, die sie mit viel Liebe und vielen guten Ideen sowie hoher Verlässlichkeit ausfüllte. Neben der Mitgestaltung besonderer kirchlicher Feste hat sie jedes Jahresfest mitgestaltet. Sie schrieb immer wieder neue Krippenspiele und wirkte auch an deren Vorbereitung und Vorführung mit. Die Pflege des Liedguts ist ihr ebenfalls ein Anliegen. Das betrifft auch Volkslieder, wie etwa beim jährlichen Maisingen. Gisela Schönrock engagiert sich bis zum heutigen Tag über die Heime Scheuern hinaus. Unter ihrer Leitung tritt der Chor in vielen anderen Gemeinden auf. Zum Beispiel bei musikalischen Wettbewerben, Landfrauentreffen oder auf Kirchentagen. esz Ideen bringen Frauen in Bewegung Elke Seipel regte im Dekanat Diez zu Erfahrungsaustausch an Alle Sinne ansprechen HAHNSTÄTTEN. Fast in jeder Gemeinde des Dekanats Diez gibt es Frauengruppen.»Es ist gar nicht so einfach, da immer wieder mit neuen Ideen aufzuwarten«, sagte Elke Seipel, Referentin des Verbands Evangelischer Frauen in Hessen und Nassau. Fast zwei Dutzend Leiterinnen von Frauengruppen und deren Mitglieder trafen sich im Gemeindehaus Hahnstätten, um mit Seipel neue Denkanstöße zu gewinnen. Erst saßen die Teilnehmerinnen noch, dann folgten Gesang, Bewegung und Gedankenaustausch beim Ideennachmittag für Frauengruppen.»Die Seele nährt sich von dem, woran sie sich freut«, war der Nachmittag überschrieben. An was sich die Teilnehmerinnen erfreuen, wollte Elke Seipel wissen.»was ist ihre Motivation, Frauentreffen zu besuchen oder zu gestalten«, fragte sie in die Runde. Gemeinsames Singen, Beten, Spielen, Meinungen einsammeln, von einem Thema berührt werden und am Ende zufrieden nach Hause gehen wurden genannt. Mit einer ersten Idee brachte Seipel die Frauen gleich zu Beginn in Bewegung. Das»Kennenlern- Bingo«ließ die Teilnehmerinnen von ihren Sitzen aufstehen.»finde eine Person, die das gleiche Instrument spielt wie du, den gleichen Lieblingsfilm hat, mindestens ein Jahr außerhalb Deutschlands gelebt hat, denselben Sport treibt wie du.«so lauteten einige der Aufgaben, mit denen die Frauen quer durch den Saal auf die Suche gehen mussten. Gerade im Gespräch fänden sich Anregungen.»Vielleicht sitzt da jemand mit einer interessanten Biografie neben mir und ich weiß es gar nicht«, so Seipel die dazu animierte, die Ideensuche zu strukturieren. Sie hatte einen Tisch mit Literatur aufgebaut, die dabei hilfreich ist.»das kann die Tageszeitung genauso sein wie die Apotheken-Rundschau oder das Fachbuch«, Biblisches könne ebenso thematisiert werden wie die Frage, ob die Frauenquote sinnvoll sei. Es sei auch nicht verwerflich, gute Gestaltungen nach einigen Jahren zu wiederholen. Seipel motivierte dazu, in der Frauenarbeit alle Sinne anzusprechen und bewegte wie bewegende Treffen zu organisieren. esz/mat Foto: eöa / Bernd-Christoph Matern Integrative Reise nach San Sebastián WIESBADEN. Eine integrative Reise nach Spanien bietet die Behindertenseelsorge Wiesbaden an. Von 21. bis 26. August wird die Gruppe zu Gast in Wiesbadens Partnerstadt sein. Auf dem Programm stehen eine ganze Reihe von Besichtigungen, etwa die Kathedrale in Azpeitia, dem Geburtsort Ignatius von Loylolas, der KURZ BERICHTET Hafen von St. Jean de Luz nebst Altstadt und das Freilichtmuseum Chillida Leku. Inklusive Flug, Transfer, Unterkunft, Verpflegung und anderem mehr kostet die Reise 767 Euro. Weitere Informationen und Anmeldung bei Behindertenseelsorger Rolf Haller in Wisbaden unter der Telefonnummer / esz Sonne, Wellen, Strandpiraten: Bei der Sommer-Erlebnisfahrt der Evangelischen Jugend Hochtaunus auf die Nordseeinsel Spiekeroog gibt es noch einige freie Plätze. Jugendliche im Alter von zwölf bis fünfzehn Jahren können von 7. bis 17. Juli ein Ferienprogramm am Meer mit vielen pädagogischen Schwerpunkten erleben. Neben einer Insel-Rally, Wattwande - rung, Fischerdorfbesuch, Reiten, Seehundbeobachtung und einer Fahrt mit dem Krabbenkutter gibt es Pflanzen- und Tiererkundungen sowie ein erlebnispädagogisches Naturschutzprogramm. Allerdings sollen auch Strandpartys, Sonnenbaden und Schwimmen nicht zu kurz kommen. Untergebracht sind die Reisenden im Jugendgästehaus»Quellerdünen«. Im Teilnahmebetrag von 390 Euro sind Fahrt, Unterkunft, Vollverpflegung, Aus - flüge, Versicherung und die Betreuung durch zwei ausge - bildete Pädagogen enthalten. Teilnehmer von außerhalb des Hochtaunuskreises zahlen 410 Euro. Anmeldung und weitere Informationen gibt es im Internet unter hochtaunus oder beim Jugendreferent der Evangelischen Kirche im Hochtaunus, Steffen Pohlmann, unter der Telefonnummer / esz

19 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung NORD-NASSAU 90 Sekunden für eine frohe Botschaft Pfarrer Werner Schleifenbaum hält in dieser Woche Radioandachten auf RPR1 Von Katrin Maue-Klaeser NORD-NASSAU Zuständig: Stefanie Bock (sk) Telefon 0 69/ s.bock@ev-medienhaus.de SELTERS. Werner Schleifenbaum hält Radioandachten auf RPR1. Dabei hat der Jugendpfarrer des Dekanats Selters Wegweisendes zu sagen. Ich bin Werner Schleifenbaum von der evangelischen Kirche. Guten Morgen!«Es hätte seine sonore Stimme sein können, die ihn ins Aufnahmestudio führte, oder seine deutliche Aussprache. Doch aufmerksam wurde die Redaktion des Radiosenders RPR1 auf Werner Schleifenbaum vor allem durch das, was er sagt. Der Mann, Jugendpfarrer des Dekanats Selters, hat eine Botschaft. Die verkündet er in der kommenden Woche einmal mehr über den Äther: Schleifenbaums Radioandachten werden von Montag, 31. Mai, bis einschließlich Samstag, 5. Juni, frühmorgens von RPR1 ausgestrahlt. Die sechs Andachten sind längst im Kasten, und alle beginnen mit jenem ersten Satz. Aufgenommen werden sie nicht im Koblenzer Sendehaus von RPR1, sondern im Tonstudio in Speyer beim Rundfunkbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, Dejan Vilov. Gesendet werden sie zu beinahe»unchristlichen«zeiten: montags bis freitags jeweils um 5.40 Uhr, an Sonn- und Feiertagen um 6.40 Uhr. Schleifenbaum ist als Seelsorger und Jugendpfarrer schon immer engagiert über das übliche Maß hinaus und er hat Ideen. Kontakt zu PRP1 hatte er erstmals, als der Sender über seinen Kar - freitagsgottesdienst in der Höhr- Grenzhausener Kneipe»Die Gass«berichtete. So war es zunächst nicht der kirchliche Rundfunkbeauftragte, der ihn bat, Radioandachten zu halten, sondern die Redaktion des Senders.»Es fällt mir immer leichter, mich kurz zu fassen ich habe daraus gelernt und profitiere heute auch bei meinen Predigten davon«, sagt der Pfarrer. Denn nur 90 Sekunden Sendezeit sind für jede morgendliche Radioandacht reserviert. Die christlichen Konfessionen teilen sich die Wochen des Jahres im Wechsel auf. Die siebte Andacht der evangelischen Wochen hält jeweils Rundfunkbeauftragter Dejan Vilov selbst. Schleifenbaum gestaltet, wiederum im Wechsel mit acht anderen Seelsorgern, drei Wochenstaffeln pro Jahr. Meist widmet er jede Morgenandacht einem eigenen Thema, Foto: Katrin Maue-Klaseser Werner Schleifenbaum nimmt im Studio seine Andacht auf. einer Szene. Diesmal wird es anders sein: Denn drei seiner Andachten fallen auf den Jugendkirchentag in Mainz am Fronleichnamswochenende. Eine gewisse Vorlaufzeit und manchmal mehrere Aufnahmen einer Andacht sind nötig.»ich schicke dem Rundfunkbeauftragten meine Texte etwa zwei, drei Wochen vorher«, sagt Schleifenbaum: Vilov hat die presserechtliche Verantwortung. Maximal 1400 Zeichen darf eine Andacht lang sein, eine knappe halbe Seite, damit sie in 90 Sekunden passt, das hat Werner Schleifenbaum verinnerlicht. Vom Rundfunkbeauftragten erhält er Rückmeldung über Inhalt, Sprache, Aussage.»Manchmal geht es hart zur Sache«, sagt der Jugendpfarrer. Die versierte Kritik Vilovs weiß er zu schätzen:»fast immer sind meine Texte hinterher besser. Die Kritik hilft mir weiter.«chefentscheidungen gibt es dabei übrigens nicht, die Männer finden immer einen Kompromiss.»Die Frohe Botschaft in Einsdreißig«nennt der Evangelische Rundfunkdienst (erd) die Radioandachten. Wie eineinhalb Minuten für Wegweisendes ausreichen, erklärt der erd ganz schlicht: Für das Vaterunser braucht man auch nicht länger. Dass in 90 Sekunden eine Botschaft passt, daran lässt auch Werner Schleifenbaum keinen Zweifel:»Ich muss mich auf eine zentrale Mitteilung beschränken aber das tut der Andacht, dem Thema gut«, ist er überzeugt. Die wichtige Nachricht nicht in der Flut der eigenen guten Ideen zu verwässern, dieses Prinzip beherzigt der 53-Jährige zunehmend auch beim Schreiben seiner Predigten.»Ich spreche von der Kanzel zwar immer noch gerne zwanzig Minuten oder länger«, schmunzelt er,»doch ich achte auf die zentrale Aussage, die ankommen soll. Mein Vortrag wird immer präziser.«etwa zwei Stunden schreibt Schleifenbaum an einer Andacht. Anfangs wurden die Texte zunächst länger, um dann wieder auf die richtige Länge zusammengekürzt zu werden. Heute hat Schleifenbaum das Maß im Gefühl. Seit vier Jahren liest Pfarrer Schleifenbaum inzwischen Radioandachten. Wobei»liest«das falsche Wort ist:»ich stehe vorm Mikrofon, und ich gestikuliere wie beim Predigen«, sagt er. Dabei hat er vor seinem geistigen Auge sogar stets einen Menschen, den er anspricht:»das kann jemand aus meiner Gemeinde sein, jemand den ich kenne oder auch eine fiktive Person, an die ich mich wende.«das sei einer der»typischen Predigertipps«, sagt Schleifenbaum. In lockerer Folge nimmt er derzeit Schulungen bei einer Journalistin in Anspruch. Beim Hörer»Kino im Kopf«zu erzeugen lernt er dort, an packenden Einstiegsszenarien zu arbeiten. Doch das Wichtigste ist Authentizität:»Ich muss mit meinen Worten sagen, wovon ich überzeugt bin.«und so präsentiert er sie, im sanft anklingenden Dialekt seiner Westerwälder Heimat: seine Botschaft. MUSIK Preiswerte gebrauchte Klaviere mit 5 Jahren Garantie! - Wir kaufen Ihr gebrauchtes Klavier. Rufen Sie uns an! Über 100 Digital-Pianos, Keyboards, Synthesizer, Heimorgeln, Sakralorgeln Stage Pianos, Homerecording Nichts abreißen, immer beisammenbleiben, keinen Müll hinterlassen: Einen Regel-Katalog haben die künftigen Erstklässler aus der Kindertagesstätte»Regenbogen«in Gladenbach für ihre Waldwoche erarbeitet. Die Woche der Fünf- und Sechsjährigen stand unter dem Motto Indianer. So hatten die Kinder eine Schatztasche gebastelt. Darin konnten sie alles aufbewahren, was sie im Wald gesammelt hatten. Außerdem hatten die Kinder Stirnbänder mit ihren Namen beschriftet. Förster Ernst-Heinrich Kroh zeigte ihnen Pflanzen und die Spuren von Tieren, die im Wald leben. esz/cy Foto: eöa / Sophie Cyriax Vorreiter für Betreuung Evangelische Kindertagesstätte eröffnet eine provisorische Gruppe WESTERBURG. Die Kindertagesstätte»Pfarrer Ninck«in Westerburg hat eine provisorische Krippengruppe eröffnet. Somit ist die Einrichtung in der Region Vor - reiter in Sachen Kleinstkinderbetreuung. Wenn das Familiengeld nach einem Jahr nicht mehr greift, dann müssen viele Mütter wieder ihrem Beruf nachgehen. Doch wohin mit dem Nachwuchs?»Die Kirchengemeinde als Träger hat den Bedarf rechtzeitig erkannt«, sagt Kindertagesstättenleiterin Nicole Bettgenhäuser. In ihrer Kita wurde eine provisorische Gruppe für Kinder ab eineinhalb Jahren eingerichtet. Von Seiten des Landesjugendamts gab es nun grünes Licht für acht Kinder. Jeden Monat wird nur ein Leiterin Nicole Bettgenhäuser (von links), die Erzieherinnen Katja Lotz und Fenja Bartsch und der Kirchenvorstand Dietmar Köhler freuen sich, dass mit Jolina und Lu die Gruppe eröffnet werden konnte. Kind aufgenommen bis Oktober, dann ist die Höchstzahl erreicht.»bei der Eröffnung der provisorischen Krippengruppe handelt es sich um ein Novum im Westerwald«, freut sich Dietmar Köhler, Vorsitzender des Kirchenvorstands. Die evangelische Kindertagesstätte»Pfarrer Ninck«bietet in sieben Gruppen Platz für 135 Kinder. up Foto: Ulrike Preis

20 NORD-NASSAU Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 21 GNADENTHAL. Als»Glücksfall für unsere Gemeinde«bezeichnete der Bürgermeister von Hünfelden, Norbert Besier, die Kommunität Gnadenthal. Den guten Kontakt zur Kirchengemeinde und zum Dekanat lobte Propst Michael Karg. Mit mehr als 200 Gästen feierte die Jesus-Bruderschaft ihren Geburtstag. Das war ein Schock.«Erika Bangel, mit 90 Jahren einzige Zeitzeugin der Anfänge der Jesus-Bruderschaft in Gnadenthal, erzählt, als wäre es gestern gewesen:»ein Leben auf dem Lande? Wir sind doch Städter und können nicht mit Rindvieh und Pflügen umgehen.«den Kaufvertrag für ein größeres Haus für die junge Jesus-Bruderschaft im pfälzischen Eisenberg schon in der Tasche, boten die Eltern einer Schwester ihren Bauernhof in Gnadenthal zum Verkauf an. Der Preis stimmte, der Kauf war schnell besiegelt. Von ihrem ersten Domizil in Ludwigshafen zog die junge Gemeinschaft in den Taunus. Nun feierte die ökumenische Kommunität ihr vierzigjähriges Bestehen in Gnadenthal. Als»Oase des Friedens, der Wahrheit, der Einheit und Liebe«bezeichnete der Festprediger Thomas Denter von der Abtei Marien- Eine Oase des Friedens Die Jesus-Bruderschaft feiert ihr vierzigjähriges Bestehen in Gnadenthal Von Rebecca Keller statt die Jesus-Bruderschaft. In einer Zeit zunehmender Sehnsucht nach Spiritualität gebe sie ein»gelebtes Beispiel«, sagte Propst Michael Karg. Das Engagement der Kommunität in der Familienhilfe, Kinder- und Jugendhilfe, für ein ökologisches Bewusstsein sowie für soziale Gerechtigkeit hob Wolfgang Gern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes Hessen-Nassau hervor waren zwei»brüder des gemeinsamen Lebens«ihrem Ruf nach Ludwigshafen gefolgt und trafen auf Familie Bangel.»Wir haben alles geteilt: Zeit, Kraft und Geld«, erzählt Erika Bangel,»unser gemeinsames Leben sollte ein Zeichen sein, in der dunklen Welt Christus zu verehren.«die Jesus- Bruderschaft entstand, schnell kamen Schwestern hinzu, das Haus platzte bald aus allen Nähten.»Unsere Freunde haben nur den Kopf geschüttelt und uns als fromme Spinner abgetan«, erinnert sich Erika Bangel. Nach dem Umzug nach Gnadenthal nächtigte sie mit ihrem Mann zunächst anderthalb Jahre lang in der Wurstkammer des Foto: Rebecca Keller Viele Besucher kamen zum Fest nach Gnadenthal. Bauernhauses. Die Brüder lernten mühsam, sich in der Landwirtschaft zu betätigen. Lebendig erinnert sich die liebevoll Mutter Erika genannte Gründerin an den Bau des Brüderhauses mit Kapelle, des Hauses der Stille, des Schwesternhauses und des Nehemia-Hofes. Gnadenthal wuchs baulich und personell. In Israel und Kamerun entstanden bereits Anfang der siebziger Jahre Stationen der Gemeinschaft. Nach der Wiedervereinigung baute die Bruderschaft im thüringischen Volkenroda ein Kloster mit auf und gründete im sächsischen Hennersdorf das Werk- und Studienzentrum.»Wir haben ein Netz gespannt«so Erika Bangel,»Gnadenthal ist Zentrum und Heimat geworden.«die Jesus-Bruderschaft prägt heute das Dorf, hat sie das alte Zisterzienserkloster im Vallis Gratiae doch wieder aufgebaut. 14 Familien leben hier, acht Schwestern und vier Brüder. Insgesamt zählen 20 Familien, 16 Schwestern und 14 Brüder weltweit zur Jesus-Bruderschaft. Am 3. Oktober 2009 gründete sich die Weggemeinschaft als Form der dezentralen Mitgliedschaft. Die Kommunität bietet eine Veranstaltungen wie Seminare, Einkehrtage, Kreativ- Tage oder Freizeiten an. Sie besitzt einen eigenen Verlag, betreibt eine Buchhandlung, eine Kunstgalerie sowie einen modernen Bioland-Betrieb mit Umweltbildung. Als Bänkelsänger verkleidet ließen Mitglieder der Jesus-Bruderschaft beim Festakt die vergangenen 40 Jahre humorvoll Revue passieren. Auch finanzielle Probleme in jüngerer Zeit, die Krise des Brüderzweigs und das vollständige Verschwinden der Schwesternschaft kamen hier in umgedichteten Volksliedern zur Sprache. Nach einem Mediationsprozess betrachten sich die drei Stände Familien, Schwestern und Brüder wieder als Einheit, sagt Schwester Michaela. Jetzt sei man offen, sich aktiv um Nachwuchs zu bemühen. Das Angebot eines»gemeinsamen Lebens auf Zeit«soll Interessierte mit dem kommunitären Leben bekannt machen. Pläne für die Zukunft?»Wir haben keine Pläne«, sagt Erika Bangel,»Gott hat bisher geplant, so soll's auch bleiben.«tipps & TERMINE Mit Schürze und Schneebesen reisen die Mitarbeiter des Diakonischen Werks Biedenkopf-Gladenbach und Roland Hartmann von der Freizeit- und Bildungsstätte des Dekanats Gladenbach auf den Hessentag nach Stadtallendorf. Dort stellen sie am Dienstag, 1. Juni, von 10 bis 20 Uhr ihr Projekt»Kochen mit Pfiff den Haushalt im Griff«vor. Im vergangenen Herbst hatte das Diakonische Werk gemeinsam mit Hartmann den Kurs zum preiswerten Kochen mit Tipps rund um die sparsame Haushaltsführung angeboten.»die Resonanz war so gut, dass wir das Konzept dieses Kurses nun auf dem Hessentag vorstellen möchten«, sagt Agnes Protz vom Diakonischen Werk, die den Kurs gemeinsam mit Sabrina Specht und der Hauswirtschafterin Ilse Liebske geleitet hatte. Auf dem Hessentag wollen sie preiswertes und gesundes Essen kochen, das dazugehörige Rezeptheft vorstellen und Informationen über den Kurs verteilen. Zu finden ist das Team im Diakoniezelt an der evangelischen Kirche. Ein»Tag der Erwachsenenbildung«in den Dekanaten Biedenkopf und Gladenbach unter dem Motto»Was ist der Mensch?«veranstalten die Beauftragten für die Erwachsenenbildung in den Dekanaten Biedenkopf und Gladenbach. Am 12. Juni weren in der Freizeit- und Bildungsstätte Holzhausen eine Fotoausstellung zu sehen sein, Referate und Workshops gehalten. Zum Abschluss findet ein Gottesdienst in der Kirche Holzhausen statt. Informationen unter Telefon / Einen musikalischen Abendgottesdienst bietet die Kirchengemeinde Bottenhorn am Sonntag, 30. Mai. Er beginnt um 19 Uhr in der Kirche, das Programm gestaltet der Kirchenchor. Der Eintritt ist frei. Ein Orgelkonzert (nicht nur) für Kinder wird in der Evangelischen Stadtkirche Herborn am Sonntag, 30. Mai, um 18 Uhr angeboten. Zu hören ist Camille Saint-Saëns»Karneval der Tiere«in einer Bearbeitung für Orgel. Es musiziert Regina Zimmermann-Emde. esz Darmstadt kommt aufs Land Akademie für Ehrenamtliche entsteht in den Dekanaten Biedenkopf und Gladenbach BIEDENKOPF/GLADENBACH. Eine Ehrenamtsakademie entsteht für die kirchlichen Mitarbeiter in den Dekanate Biedenkopf und Gladenbach. Sie soll Kirchenvorstehern und anderen Ehrenamtlichen das Lernen in der Region ermöglichen, sagten die Dekane Matthias Ullrich und Gerhard Failing. Seit sieben Jahren gibt es in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eine zentrale Ehrenamtsakademie.»Sie soll diejenigen fördern, die Verantwortung tragen«, sagte Pfarrerin Edith Höll, Mitarbeiterin der EKHN-Ehrenamtsakademie. Sie hatte den Bildungsreferenten, Dekanen und Präsides der Dekanate Biedenkopf und Gladenbach erklärt, wie eine regionale Ehrenamtsakademie gegründet werden kann. In der hessen-nassauischen Ehrenamtsakademie gibt es Fortbildungen zu Themen wie Finanzen oder dem Kirchenvorstand als Arbeitgeber. Die Seminare und Kurse finden meistens am Sitz der Landeskirche am Paulusplatz in Darmstadt oder in einem anderen Teil des Rhein-Main-Gebiets statt. Foto: eöa / Sophie Cyriax Pfarrerin Edith Höll von der EKHN-Ehrenamtsakademie hat in Gladenbach erklärt, wie die Verantwortlichen der Dekanate Biedenkopf und Gladenbach eine regionale Ehrenamtsakademie gründen können.»wir wollen den Ehrenamtlichen das Lernen in der Region ermög - lichen«, sagte Edith Höll. Deshalb baut die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau derzeit ein Netz von regionalen Standorten der Akademie auf.»die Ehrenamtlichen sollen nicht weit fahren müssen, wenn sie sich für ihren Dienst qualifizieren wollen«, betonte die Pfarrerin,»Darmstadt kommt jetzt aufs Land«. Dadurch sei der Zeit- und Kostenaufwand für Fortbildungen geringer. Die Landeskirche unterstützt die regionale Ehrenamtsakademie finanziell und personell etwa, indem sie Referenten für Vorträge oder Kurse organisiert. In den Dekanaten Biedenkopf und Gladenbach sollen unter dem Dach der Ehrenamtsakademie neue Seminare angeboten und die bewährten Angebote fortgeführt werden, betonten Dekan Matthias Ullrich und Dekan Gerhard Failing: im Dekanat Gladenbach beispielsweise die traditionelle Kirchenvorsteher-Rüstzeit, im Dekanat Biedenkopf der vor kurzem angelaufene Regionalisierungsprozess. Die Bildungsreferenten der beiden Dekanate werden künftig ihr Programm mit der EKHN-Ehrenamtskademie abstimmen und Angebote der EKHN an die Bedürfnisse der Region anpassen. Im Spätherbst soll die Ehrenamtsakademie der Dekanate Biedenkopf und Gladenbach starten, die Eröffnungsfeier ist für den 12. November geplant. esz/cy

21 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung OBERHESSEN Nähstube und Suppenküche Der Arbeitskreis»Leben nach Tschernobyl«feiert seinen 20. Geburtstag mit Aktivitäten das ganze Jahr über Von Thomas Wißner OBERHESSEN Zuständig: Andrea Seeger (as) Telefon 0 69 / a.seeger@ev-medienhaus.de Land für Urenkel Bodenaktionstag ROCKENBEG/GRIEDEL. In der Wetterau»verschwinden«täglich zwischen 6000 und 7000 Quadratmeter Boden durch Siedlungs- und Verkehrsflächen. Angestoßen durch diesen enormen Flächenverbrauch und angesichts einer weitgehenden Achtlosigkeit der Menschen gegenüber dem Boden lädt das Dekanat Wetterau für Sonntag, 30. Mai, zum dritten Mal zu einem Bodenaktionstag ein, zusammen mit den Kirchengemeinden Griedel und Rockenberg. Pfarrer Burkhardt Lusky und sein Team eröffnen den Tag um 10 Uhr in Rockenberg mit einem Themengottesdienst zum Thema Boden. Um Uhr geht es weiter mit Informationen zum Boden, parallel dazu bieten die Mitglieder der Projektgruppe Bodenspiele und aktionen mit und für Kinder an. Im Vorbereitungsteam mitgemacht haben unter anderem Maren Heincke, Referentin für den ländlichen Raum beim Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Landeskirche, Peter Nickel, Referent für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Wetterau, Rainer Vogel, landwirtschaftlicher Sachverständiger für die Bodenschätzung bei der Finanzverwaltung und Pfarrer Uwe Wießner, Pfarrer an der Justizvollzugsanstalt Rockenberg. Nach dem Mittagessen geht es ab Uhr auf die»tour de Wetter«mit Führungen zu vier Bodenplätzen zwischen Rockenberg und Griedel. Um Uhr steht Entspannung bei Kaffee und Kuchen im Dorftreff in Griedel auf dem Programm. Danach geht es ins Feld. Anhand mehrerer Bodenprofile erläutern die Fachleute vor Ort die Vielfalt der Böden um Rockenberg und Griedel, beschreiben Zustand und Wert. esz/ar LANGGÖNS. Pfarrer Eberhard Klein stellte gemeinsam mit den Mitgliedern des Langgönser Arbeitskreises»Leben nach Tschernobyl«den Veranstaltungskalender im Jubiläumsjahr 2010 vor. Was im September 1990 mit einer ersten Hilfslieferung im Wert von 5300 Deutschen Mark begann, hat sich zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte entwickelt. Bis heute wurden Hilfsmittel im Wert von über zehn Millionen Euro in die Ukraine gebracht, wurden Projekte entwickelt, Menschen geholfen und eine Arbeit geleistet, die viel Beifall findet. 20 Jahre Arbeitskreis»Leben nach Tschernobyl«in der Kirchengemeinde Langgöns sollen in diesem Jahr daher auch gebührend mit den Bürgern gefeiert werden, als Dankeschön. Mehr als 20 Hilfstransporte, die Unterstützung und Weiterentwicklung eines Kindergartens und Altenheims, die technische und medizinischen Versorgung des Krankenhauses, die Gründung der»kleiderkammer Borispol«und die Finanzierung einer Nähstube und der Suppenküche das alles gehört dazu. Der geschätzte materielle Wert der Langgönser (Überlebens-)Hilfe zur Selbsthilfe hat in diesem Jahr zehn Millionen Euro überschritten. Die im Jubiläumsjahr eingehenden Spendengelder sollen für aktuelle Projekte verwendet werden. Davon sollen zum Beispiel die Suppenküche in den Wintermonaten finanziert werden oder die Nähstube zur Ausbildung und Existenzsicherung junger Menschen. Die Spenden seien nicht etwa zur Finanzierung der Festveranstaltungen gedacht, sondern sollen jenen Menschen zugute kommen, für die sich der Arbeitskreis seit zwei Jahrzehnten einsetzt.»der Veranstaltungskalender bildet auch das Konzept ab, möglichst viele Menschen mit einzubinden, die mit Geld oder immateriell helfen und mit dazu beitragen, dass das Fest mitten im Dorf stattfinden kann«, erläutert Klein. Bereits am Freitag, 18. Juni, ab 16 Uhr gibt es auf dem Hof der Grundschule ein Konzert mit Frederik Vahle und Dietlind Grabe- Bolz. Das Konzert ist kostenlos, es wird lediglich um eine Spende geboten. Hier wie auch an anderen Verkaufsstellen in der Stadt gibt es dann auch Karten zum Preis von zehn Euro für das Konzert am 4. September mit der»tom-pfeiffer- Band & Schmied Loaf«. Im Jubiläumsmonat Oktober laden die Mitglieder ein zu einer Tschernobyl-Ausstellung im Rathaus vom 11. bis 25. Oktober. Am 17. Oktober werden die Pfarrer Achim Keßler und Eberhard Klein gemeinsam mit dem Kirchenchor einen Festgottesdienst gestalten. Und am 19. Oktober, dem Gründungstag, steht im Gasthaus Gambrinus ein Geburtstagsfest mit Rückblick und Ausblick, mit Dank und Ehrungen, mit musikalischen, medialen und kulinarischen Überraschungen sowie Gästen aus Kirche, Gesellschaft und Politik auf dem Programm. Mitglieder des Arbeitskreises Leben nach Tschernobyl stellen den Veranstaltungskalender zum Jubiläumsjahr vor, hier mit dem Plakat für das Konzert mit der»tom-pfeiffer-band & Schmied Loaf«. Daran teilnehmen wird eine Borispoler Delegation. Weiterhin ist für Samstag, 13. November, ab Uhr ein heiterer literarischer Abend mit Sven Görtz im Autohaus Bödecker geplant. Für Freitag, 26. November, steht ab Uhr ein energiepolitischer Abend in Zusammenarbeit mit der Strom- Initiative Schönau mit Erika Sladeck auf dem Programm.»Wir sind stolz darauf, dass sich die humanitäre Arbeit in den vielen Jahren weiterentwickelt hat mit ganz viel Beteiligung der Ortsvereine und Firmen«, sagte Klein. Es sei sicherlich nicht alles ganz glatt gelaufen und es habe immer wieder konzeptionelle Fragen gegeben, die aber die Arbeit weitergebracht hätten. Klein schloss die Vorstellung des Jubiläumsprogramms mit einem Blick zurück: Die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl ereignete sich am 25. April 1986 und seit dem 26. April 1987 Über das Selbstverständnis buddhistischer Mönche GIESSEN.»Buddhismus praktisch«stand auf dem Lehrplan der elften Klasse der Gießener Liebig- Oberschule. Gemeinsam mit ihrer Religionslehrerin, Pfarrerin Jutta Becher, und Ökumene Pfarrer Bernd Apel, der den Besuch vermittelt hatte, besuchte der Kurs des Fachs Evangelische Religion das buddhistische Zentrum»Wat Pah Puritattaram«im Sandfeld. Dort leben unter anderem vier Mönche aus Thailand nach den Regeln der Theravada-Wald- Tradition des Buddhismus. Das kleine Kloster und der Trägerverein ermöglichen vor allem religiöse Praxis und die Erfahrung von Gemeinschaft für die Buddhisten, die in Gießen und Mittelhessen leben. In letzter Zeit öffnen sie sich aber verstärkt auch nichtbuddhistischen Besuchern und dem Dialog mit anderen Religionen. So erfuhren die Schüler viel Neues von den Vorstandsmitglieder Bernd Weber und Watanah Müller, zum Beispiel über das Selbstverständnis der Mönche, ihren Alltag und die Organisation des Klosterlebens, die Theravada- Lehre in den Bänden des Tripitaka-Kanons oder die Bedeutung des historischen Buddha. Doch es blieb auch Zeit für das gemeinsame Essen, denn einmal in der Woche essen die Mönche das ihnen von Gemeindemitgliedern gespendete Essen zusammen mit den Spendern und den Gästen. Persönliche Gespräche am Rande und die Verabredung, in Kontakt zu bleiben, rundeten diese besonderen zwei Stunden Religionsunterricht ab. esz lädt die Evangelische Kirchengemeinde Langgöns jährlich zu einem Gedenkgottesdienst ein. Im September 1990 findet eine Begegnungsreise in die damalige Sowjetunion statt, wobei die Teilnehmer auch evakuierten Tschernobyl-Opfern in Borispol/Ukranie begegnen. Am 19. Oktober 1990 gründen Reiseteilnehmer und Interessierte den Arbeitskreis»Leben nach Tschernobyl«in der Kirchengemeinde Langgöns mit zwei Zielen: Humanitäre Hilfe zur Selbsthilfe für die Opfer von Tschernobyl und politische Arbeit für eine Welt ohne Atomenergie. Die Spendenkonten: Kirchengemeinde Langgöns Vermerk»Tschernobyl«Volksbank Mittelhessen Kontonummer: , Bankleitzahl und Sparkasse Gießen, Kontonummer: , Bankleitzahl Schülerinnen und Schüler der Gießener Liebig-Schule beim Besuch im buddhistischen Zentrum. Foto: Thomas Wißner Foto: privat

22 HEUCHELHEIM. Die Martins - kirche ist der historische und spirituelle Kern der Gemeinde Heuchelheim. Nachdem der Innenraum vor drei Jahren saniert worden ist, bedurfte jetzt der Dachstuhl einer gründlichen Überholung. Nun ist alles runderneuert und soll mit einem großem Festgottesdienst am Sonntag, 30. Mai, ab Uhr entsprechend gewürdigt werden. OBERHESSEN Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 23 Saatgetreide auf dem Dachboden versteckt Balken der Heuchelheimer Martinskirche sind zum Teil 700 Jahre alt und mussten dringend saniert werden Euro wurden investiert chenschiff wurden von oben her saniert, wobei der Innenraum nicht berührt wurde. Zudem erfolgte der Einbau neuer Trägerbalken, um die historische Konstruktion da, wo nötig zu entlasten. Durch Feuchtigkeit angefaulte Balkenköpfe genau da, wo sie auf dem Mauerwerk aufliegen, wurden ausgetauscht. Dabei wurde in den vergangenen Monaten äußerst behutsam vorgegangen, um so viel wie möglich von der historischen Substanz zu erhalten. Selbst die ausgetauschten Holzelemente sind alt, wurden auf speziellen Börsen für historische Baumaterialien eingekauft. Bei den Arbeiten haben sich einige interessante Details ergeben:»unter anderem haben wir unter den Dielen des Dachbodens eine Menge Getreidespelzen gefunden. Diese sind zurzeit für eine genauere Untersuchung an der Uni Regensburg«, so Pfarrerin Cornelia Weber und der Vorsitzende des Kirchenvorstands, Günter Kröck. Der Fund erhärtet die Vermutung, dass die Heuchelheimer früher in Kriegszeiten ihr Saatgetreide auf dem Dachboden der Kirche vor Frau K. trifft Herrn R. zu - fällig in der Marktstraße:»Was ist denn nur mit unserer alten Kirche los? Stellen Sie sich vor, da soll schon wieder was dran gemacht werden. Kaum ist die letzte Renovierung abgeschlossen, soll sie schon wieder eingerüstet werden. Hat die Kirche zu viel Geld oder was?«herr R. entgegnet:»ich habe gehört, dass bei der Innenrenovierung vergangenes Jahr ein Schädlingsbefall in den Deckenbalken im Kirchenschiff festgestellt worden ist. Wenn das stimmt, muss da auf jeden Fall gehandelt werden, damit das Dach stabil bleibt.«genau so ist es wirklich. Um den Umfang der Schäden festzustellen, untersuchte Frank Rinn von der Firma Rinntech als Experte das gesamte Holzwerk des Dachstuhls. Nach Auswertung der Ergebnisse durch einen Statiker wurden Mängel an den Deckenbalken und den Mauerlatten des Kirchenschiffs, der Dachkons - truktion des Chores sowie am Turm festgestellt. Handeln war also angesagt. Die Dachkonstruktion des Chores stammt noch aus der Zeit der Erbauung der Kirche im 13. und 14. Jahrhundert und war seither nur dürftig und nicht immer fachgerecht ausgebessert worden. Die Fachleute gehen davon aus, dass die ältesten Balken von Eichen stammen, die im Jahre 1298 gefällt und kurz darauf eingearbeitet wurden. Das Gebälk wurde jetzt wieder in den ursprünglichen Bauzustand gebracht. Schadhafte Balken über dem Kirplündernden Truppen in Sicherheit gebracht haben. Baufachleute haben das schon länger vermutet, weil die Abstützung der Decke des Kirchenschiffes durch die Säulen im Innenraum deutlich massiver ist als eigentlich notwendig. Auch jetzt war wieder das Landesamt für Denkmalpflege mit dem dort vorhandenen Fachwissen eingeschaltet, doch Zuschüsse aus Wiesbaden gibt es zum Bedauern der Kirchengemeinde dieses Mal nicht. Dabei sind es beträchtliche Summen, die es zu stemmen gilt. Die Gesamtmaßnahme»Restaurierung Dachstuhl«ist auf einen Gesamtbetrag von rund Euro veranschlagt. Beim Landesamt für Denkmalpflege ist ein Antrag auf einen Zuschuss in Höhe von Euro gestellt. Der Rest der Kosten wird zu 80 Prozent von der Landeskirche getragen, einen Anteil von rund Euro muss die Martinsgemeinde aufbringen. Auch für diese Baumaßnahme ist die Gemeinde auf Spenden aus dem ganzen Ort angewiesen. Die Kirchenvorsteher sind guten Mutes, dass die Erhaltung dieses in über 700 Jahren gewachsenen Fotos: privat Schiff Südseite: Ein Teil der schadhaften Balkenenden wurde samt Mauerlatten erneuert (links). Dachstuhl über dem Chor: Zustand vor der Renovierung mit unsachgemäßen provisorischen Abstützungen. Baudenkmals allen Heuchel - heimern eine Verpflichtung ist. Wer sich nun aufgerufen fühlt zu helfen: Spenden können eingezahlt werden unter der Kontonummer bei der Volksbank Heuchelheim, Bankleitzahl , Kennwort»Dachstuhl alte Martinskirche«. kgk/rs Wir gratulieren zu der erfolgreichen Baumaßnahme Dipl.-Ing. Ralf Gröninger Beratender Ingenieur für das Bauwesen Büro für Tragwerksplanung Bausanierung und Bestandsaufnahme Eine Anzeige innerhalb einer Bautafel wird von vielen Entscheidungsträgern der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gelesen und ist somit für Baumaßnahmen ein sehr wichtiges Werbe-Medium. Fragen Sie nach den Sonderkonditionen! Telefon 0 69 / oder Fax 0 69 /

23 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung RHEIN-MAIN Ein Menge Stoff zum Nachdenken»Open space«und»waterfight«: In Fechenheim etabliert Pfarrerin Lieve Van den Ameele mit Erfolg eine neue Gottesdienstform RHEIN-MAIN Zuständig: Stefanie Bock (sk) Telefon 0 69/ s.bock@ev-medienhaus.de FRANKFURT. Unter dem Namen»Samstag(s) um 5«feiert die Kirchengemeinde in Frankfurt- Fechenheim seit Oktober eine besondere Form von Gottesdienst. Nun wurde er ausschließlich von Konfirmanden gestaltet. Was es heißt, 40 Jahre durch die Wüste zu wandern, dürfte die Vorstellungskraft der meisten westeuropäischen Zeitgenossen übersteigen. Um der Fantasie ein wenig auf die Sprünge zu helfen, haben sich Fechenheimer Kon - firmanden das Brettspiel»Waterfight«ausgedacht. Beim»Kampf ums Wasser«entscheidet der Würfel über den Besitz des Lebenselixiers, geben Karten vor, welche Hürden zu meistern und welche Vorteile zu nutzen sind. Wer Pech hat, fliegt raus und kann die rettende Oase nicht erreichen. Dass beim langen Marsch durch die Wüste einige Personen auf der Strecke blieben, berichtet ja auch die Schrift. Im vergangenen»samstag(s) um 5«bildete»Waterfight«einen Teil der Liturgie. 28 Konfirmandinnen und Konfirmanden führten die Regie bei einer gottesdienstlichen Inszenierung, die der»gemeinschaft der Heiligen«gewidmet war. Zu diesem Thema hatten sie insgesamt vier Spiele kreiert, Musik ausgewählt, biblische Texte in die Gegenwart übersetzt und einen Abendmahltisch mit Matzen und rotem Saft arrangiert.»eine Menge Stoff zum Nachdenken«, wie ein Konfirmand resümierte und mit der Erkenntnis schloss:»zur Gemeinschaft der Heiligen, gehören auch wir«. Den Vorstellungsgottesdienst auf diese Weise zu gestalten, hat nicht nur Zoe und Luise»großen Spaß«gemacht. Die beiden dreizehnjährigen Mädels tüftelten in der»waterfight«-gruppe mit und fanden es überhaupt»ganz toll, alles selbst entwickeln und bestimmen zu können«. Für derlei Experimente ist die ungewöhnliche Gottesdienst- form wie geschaffen. Statt der Predigt bietet ein»open space«genannter Freiraum den Besuchern Gelegenheit und Zeit, sich die Glaubensinhalte selbst zu erschließen. Dazu laden die im Kirchenraum und Foyer verteilten Stationen mit Texten, Collagen oder eben den Spielen geradezu ein. Seit Pfarrerin Lieve Van den Ameele»Samstag(s) um 5«in der Gemeinde etabliert hat, hat sie mit dem Vorstoß»durchweg positive Erfahrungen«gemacht. Stets um ein Leitmotiv kreisend, ermuntere die»kommunikative Struktur«die Leute zum zwang - losen Austausch von Gedanken. Unter der Überschrift»Atem der Ewigkeit«habe man beim letzten Mal zum Beispiel einen Film gezeigt und während des»open space«über Begriffe diskutiert, die versuchen, das Phänomen Zeit zu fassen. Zur Freude der Pfarrerin sind von der gottesdienstlichen Veranstaltung junge wie ältere Gemeindemitglieder gleichermaßen angetan. Donné Beyer etwa schätzt die neuen Wege sehr, wenngleich er»durchaus auch ein Fan von langen Predigten und alten Liedern«ist.»Samstag(s) um 5«verbreitert seiner Meinung nach vor allem Zoe und Luise haben der Gottesdienst und seine Vorbereitung großen Spaß gemacht. Die beiden dreizehnjährigen Mädels tüftelten in der»waterfight«-gruppe mit. für junge Menschen den»zugang zum Glauben«. Als Vater von zwei Konfirmanden könne er überdies nur begrüßen, dass die Kinder hierbei gefordert sind und nicht nur ein vorgegebenes Pflichtprogramm absolvieren. Für Zoe und Luise spricht ein weiteres und nicht minder überzeugendes Argument für den unkonventionellen Gottesdienst: die bekömmlichere Zeit. Samstagnachmittag um 17 Uhr sei»viel besser als Sonntagvormittag«. Wie die Besucherzahlen belegen, stehen sie mit dieser Präferenz in der Fechenheimer Kirchenge - meinde nicht alleine. sti Foto: Doris Stickler Torflut bei Kita-Fußball-Turnier Ein Konsens wird gesucht Gemeinden in Offenbach diskutieren Konzepte für die Zukunft Bisherige Pläne verworfen OFFENBACH. Während die Berufskicker von Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach sich in die Sommerpause verabschiedeten, starteten die Nachwuchskicker aus den Kindertagesstätten die Spiele um den Schlosskirchen- Cup. Bereits zum siebten Mal in der Fußballgeschichte von Offenbach wurde der Cup ausgetragen. In diesem Jahr traten neun Mannschaften, sieben evangelische Kitas, eine katholische Kita und eine Mannschaft des Eigenbetriebs Kindertagesstätten Offenbach, sportlich gegeneinander an. Bereits am ersten Tag fielen 65 Tore, Spannende Spiele und viele Tore boten die Kita-Kicker in Offenbach. am Ende des Turniers mussten die Torhüter insgesamt 106-mal hinter sich greifen. Nach insgesamt 36 Spielen standen sich im Finale die Mannschaften der Kita Markusgemeinde und Stadtkirchengemeinde gegenüber. Im Elfmeterschießen holte die Mannschaft der Markus-Kita mit 3:2 den Pokal. Der dritte Platz wurde von der Kita Schlossgemeinde, der vierte von der evangelischen Kita in Bieber errungen. esz Foto: esz / privat OFFENBACH. Es bleibt spannend in Offenbach: Die Kirchenlandschaft wird sich verändern. Darin waren sich die Synodalen des Dekanats Offenbach bei ihrer Synode in der Luthergemeinde einig. Wie sie sich ändern wird, ist jedoch umstritten. Die Offenbacher Synodalen waren zusammengekommen, um über die künftige Struktur der evangelischen Kirche in ihrer Stadt zu beraten. Das Dekanat Offenbach umfasst derzeit rund Mitglieder in 15 Gemeinden. Die Zahl der Mitglieder hat sich in den vergangenen 20 Jahren halbiert. Mit den geplanten Strukturveränderungen will das Dekanat auf die Herausforderungen dieser Entwicklung reagieren. Der von der Kirchenleitung eingesetzte Projektleiter Pfarrer Christoph Gerken machte den Synodalen wenig Hoffnung, Veränderungen schnell in die Tat umsetzen zu können.»es gibt in unserer Kirche kein Gremium, dass von oben he- rab über die Fusion von Gemeinden entscheiden kann«, sagte Gerken. Jede Gemeinde entscheide allein für sich. Das bedeute, dass sich die Gemeinden einigen und eine von allen getragene Lösung gefunden werden müsse, folgerte der Projektleiter. Bislang war in Offenbach ein Impulspapier diskutiert worden, das von einer Gruppe aus Dekanat und Kirchengemeindeverband unter Befragung der Gemeinden erarbeitet worden war. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie die Arbeit der Gemeinden durch eine Bündelung der Kräfte effizienter gestaltet werden könne. Vorgeschlagen wurde, alle zehn innerstädtischen Gemeinden zu einer Innenstadtgemeinde zusammenzufassen. Vor einem Jahr hatten Kirchenvorsteher diese Idee jedoch mehrheitlich verworfen. Stattdessen hatten sie für einen Plan gestimmt, der die Fusion von derzeit zehn auf etwa drei bis fünf Innenstadtgemeinden vorsah. Doch nun muss umgedacht werden. Nur wenn alle bisherigen Pläne aufgegeben würden, könne erneut an einer konstruktiven Lösung gearbeitet werden, sagte Gerken zur Enttäuschung viele Synodaler, die sich seit Jahren mit der Neustrukturierung befasst hatten. Bei allem Willen zur Veränderung liege die Schwierigkeit darin begründet, dass Kirchengemeinden ihrer eigenen Auflösung zustimmen müssten, erklärte Gerken. Jede Organisation verfüge aber über Selbsterhaltungsmechanismen.»Eine Lösung braucht die Akzeptanz aller«, sagte er weiter. Die Synode hat sich nun den Auftrag gegen, ein neues konsensfähiges Konzept zu erarbeiten. Der Auftrag sieht die Bildung einer Steuerungsgruppe und einen Themenworkshop vor, auf dem offene Fragen zusammengetragen und diskutiert werden sollen. Nach diesem Beschluss müssen alle Kirchenvorstände für sich entscheiden, ob sich ihre jeweilige Gemeinde am Prozess beteiligen wird. esz/cpf

24 RHEIN-MAIN Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite Euro für Diakoniekirche FRANKFURT. Die Frankfurter Weißfrauen-Diakoniekirche erhält rund Euro an öffentlichen Mitteln für die Neugestaltung des Glockenturms. Wie das hessische Wirtschaftsministerium mitteilte, stammen Euro aus dem EU-Fonds für regionale Entwicklung, den Rest bringen der Bund und die Länder aus dem Programm»Stadtumbau in Hessen«auf.»Der signifikant in den Straßenraum ragende Betonturm soll saniert und künstlerisch neu gestaltet ein Merkzeichen im Bahnhofsviertel setzen«, sagte Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP). Aussichtsplattform, Ausstellungsfläche und Bühne würden dem Turm eine neue Form geben. Der Umbau des Glockenturms ist Teil der Umgestaltung des von der Diakonie betriebenen Gebäudeensembles, das stärker für die Bewohner des Stadtteils geöffnet werden soll. Die Weißfrauenkirche ist ein Kulturdenkmal aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und darf nicht ab - gerissen werden. Die Kirche ist zu einem Ort der sozialen und kulturellen Begegnung geworden. epd Künftig deutlich erkennbar Neue Dienstbekleidung für die Notfallseelsorger in Stadt und Kreis Offenbach DIETZENBACH.»Erste Hilfe für die Seele«das bedeutet zumeist Nachtschicht für die Männer und Frauen, die sich in der kirchlichen Notfallseelsorge engagieren. Ihr Engagement für Menschen in Not würdigte die Stiftung»Miteinander leben«des Kreises Offenbach: Sie hat die Anschaffung von Einsatzjacken und Überwurfwesten mit einem Betrag von 1500 Euro bezuschusst. Kreisbeigeordneter Carsten Müller war zur Übergabe der Jacken an die rund 20 Seelsorger aus drei evangelischen und vier katholischen Dekanaten in Stadt und Kreis Offenbach gekommen. Dekan Carsten Tag sagte, er freue sich auch im Namen seiner ebenfalls anwesenden Dekane-Kollegen Reinhard Zincke, Dieter Bockholt und Reinhold Massoth»über das gute Miteinander von katholischer und evangelischer Kirche sowie der öffentlichen Hand zum Der Rodgauer Dekan Carsten Tag (rechts) und Einsatzkoordinator Frithjof Decker (Dritter von links) danken den Aktiven. Wohl der Menschen in unserer Region«. Die neue Dienstkleidung hebt sich mit ihrem hellen Blau farblich von der der Rettungskräfte ab und erfüllt mehrere Zwecke: Sie macht die Seelsorger für Rettungs-, Bergungs- und Ordnungspersonal an Unglücksorten ebenso wie für Betroffene leicht erkennbar und legitimiert sie für den Einsatz am Unfallort. Außerdem sorgt sie für Sicherheit und gute Arbeitsbedingungen: Auch bei Dunkelheit und Kälte können sich die Aktiven auf ihren Dienst am Menschen konzentrieren.»bei häuslichen Einsätzen haben sie zudem eine gewisse offizielle Wirkung«, weiß Pfarrer Frithjof Decker, der die Notfallseelsorge in Stadt und Kreis Offenbach von Seiten der Evangelischen Kirche koordiniert. Mehr als 20-mal war die Notfallseelsorge im vergangenen Jahr im Kreisgebiet nach Todesfällen im Einsatz, darunter dreimal nach Suizid, dreimal an Schulen oder in Kliniken. Besonderes Augenmerk gilt der Nachsorge. Auch nach der Linderung der ersten Not bleiben Trauernde nicht auf sich gestellt. esz/kf Foto: eöa / Kai Fuchs VON PERSONEN Nach fast 20 Jahren als Leiter des Diakonischen Werks Groß-Gerau/Rüsselsheim ist Jürgen Dittmar in den Ruhestand verabschiedet worden. Als Zeichen der Anerkennung wurde ihm das Goldene Kronenkreuz, die höchste Ehrung der Diakonie, verliehen. Unter seiner Leitung wurden im Landkreis Groß-Gerau Maßstäbe in der diakonischen Arbeit gesetzt. Der 1998 begonnene Ansatz, Betreutes Wohnen für chronisch Suchtkranke mit einem sogenannten suchtakzeptierenden Konzept zu entwickeln, war der erste seiner Art in Hessen. Nun übernahm der 43-jährige Sozialarbeiter und Sozialpädagoge Lucian Lazar die Leitung. Er ist bereits seit 1993 beim Diakonischen Werks Groß-Gerau/Rüsselsheim aktiv. Seit 2003 ist er Fachbereichsleiter des»ambulanten Betreuten Wohnens«und konnte frühzeitig Erfahrungen in Leitungsverant - wortung sammeln. esz Esther Gebhardt bleibt an der Spitze Regionalversammlung Frankfurt wählt neuen Vorstand Hoffnungsgemeinde lässt aus Protest Amt ruhen FRANKFURT. Esther Gebhardt bleibt Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbands. Die 55-jährige Theologin wurde von der Regionalversammlung von 44 der 65 stimmberechtigen Delegierten gewählt.»eines habe ich in den vergangenen Jahren gelernt: Es gibt keine ruhigen Zeiten mehr in unserer Kirche«, sagte Gebhardt in ihrer Wahlrede. Als dringend anstehende Themen der kommenden Jahre nannte sie die Erstellung und Umsetzung der Gebäudekonzepte in den Kirchengemeinden und Planungsbezirken, die weniger werdenden Finanzen der Kirche, das Auslaufen der Finanzierung des Evangelischen Regionalverbands zum Jahr 2013, das die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau beschlossen hatte, und eine Strukturdebatte der Frankfurter Kirche.»Wir brauchen eine neue Struktur, weil wir eine starke Kirche in Frankfurt brauchen«, sagte die Theologin. Die Frankfurter Kirche sei jedoch nur stark, wenn sie einig sei, sie sei schwach, wenn sie auseinanderfalle und sich gegenseitig bremse und behindere. Eine Auflösung des Regionalverbands stehe nicht mehr zur Diskussion.»Es war in diesen 20 Jahren meiner Tätigkeit im Regionalverband nie langweilig das hält jung und frisch. Und langweilig werden auch die nächsten Jahre nicht«, so die Vorstandsvorsitzende. Für Gebhardt war es seit 1990 die dritte Wiederwahl als Vorstandsvorsitzende. Seit 1982 ist Gebhardt Gemeindepfarrerin in der Frankfurter Nazarethgemeinde (derzeit ohne Amtspflichten) und seit 1987 Mitglied im Vorstand des Pfarrerinnen- und Pfarrervereins der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Als ihre Stellvertreterin wählte die Versammlung die 52-jähri ge Bibliothekarin Beate Schwartz-Simon. Ihr Vorgänger, der FDP- Kommu - nalpolitker Volker Stein, hatte nicht mehr kandidiert. Neben den beiden Frauen gehören dem Vorstand des Regionalverbands vier Vertreter aus den Frankfurter Dekanaten an. Holger Kamlah, Pfarrer aus Unterliederbach (Dekanat Frankfurt-Höchst) und Dekan Horst Peter Pohl (Dekanat Frankfurt-Süd) setzten sich in der Wahl gegen Dekan Jürgen Moser (Dekanat Frankfurt-Nord) und Pfarrer Wilfried Steller (Dekanat Frankfurt Mitte-Ost) durch. Nachgewählt wurden deshalb aus diesen zwei Dekanaten die beiden Foto: Renate Hoyer Esther Gebhardt bleibt weiterhin Vorstandsvorsitzende des Regionalverbands. Im Hintergrund die Vorstandsmitglieder Karin Kuck (von links) und Beate Schwartz- Simon. Präses Claus Dieter Ludwig (Mitte- Ost) und Wolf Gunter Brügmann- Friedeborn (Nord). Als weitere Mitglieder gehören dem Vorstand Wolfgang Busch, Werner Divé, Karin Kuck, Stefan Majer und Michael Rösner an. Nicht mehr zur Wahl traten an Volker Stein, Brigitte Babbe und Artur C. Walter. Für Unruhe sorgte eine persönliche Erklärung des Delegierten der Hoffnungsgemeinde, Wolfgang Nethöfel. Er kündigte an, sein Delegiertenamt vorläufig ruhen zu lassen. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung zwischen der Gemeinde und dem Vorstand des Regionalverbands um die Besetzung der Versammlungsleitung im Vorfeld der Regionalversammlung im März dieses Jahres. Zwischen der Hoffnungsgemeinde und dem Verband hatte es in den vergangenen Jahren mehrfach Diskussionen um den Verkauf der Matthäuskirche gegeben. Die Hoffnungsgemeinde steht mit dem im vergangenen Jahr neu gewählten Kirchenvorstand und mit den beiden neuen Gemeindepfarrern Jutta Jekel und Lars Kessner vor einem Neuanfang. Wie bereits in der vergangenen Sitzung erklärte der Vorsitzende des Benennungsausschusses, Pfarrer Reiner Dietrich-Zender, nicht genügend Kandidaten für die noch offenen Ämter in der Versammlungsleitung gefunden zu haben. So konnte mit Christian Brause (Bockenheim) nur einer der drei offenen Plätze besetzt werden. Die übrigens Stellen sollen im September besetzt werden. sk TIPPS & TERMINE Zum Abschluss der Frankfurter Orgeltage spielt Christoph Schoener aus Hamburg Werke von Bach, Reger, Schumann, Ives und Vierne. Das Konzert am Sonntag, 6. Juni, um 18 Uhr findet in der Evangelischen Heiliggeistkirche statt. Der Chor der Anglikanisch/Episcopalen Kirche Christ the King, singt am Freitag, 11. Juni, um 20 Uhr in der St. Leonhardskirche in Frankfurt. Der internationale Chor wird geleitet von dem irischen Dirigenten Simon Harden. Er wird Stücke aus verschiedenen Epochen, von der Englischen Renaissance bis zu zeitgenössischen Komponisten aufführen. Der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten. Oster- und Pfingstchoräle von Bach, seine Dorische Toccata sowie die Triosonate in G und das Concerto in d spielt Organist Christian Baumann am Sonntag, 30. Mai, um 17 Uhr in der Alten Nikolaikirche am Frankfurter Römerberg. esz

25 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung RHEINHESSEN Einzeln lesen, gemeinsam diskutieren In der Gemeinde Zornheim trifft sich einmal im Monat ein Literaturkreis Von Nicole Weisheit-Zenz RHEINHESSEN Zuständig: Stefanie Bock (sk) Telefon 0 69/ s.bock@ev-medienhaus.de ZORNHEIM. Der Literaturkreis um Ingeborg Düsing diskutiert über Bücher, die sich mit den Terroranschlägen des 11. September auseinandersetzen. Jeder liest ein Buch anders und wenn man in der Runde darüber spricht, entsteht aus den vielen Eindrücken ein buntes Bild«, beschreibt Ingeborg Düsing und ihre blauen Augen leuchten. Das ist es, was für sie das Besondere am Literaturkreis ausmacht, den sie seit 2001 einmal im Monat leitet. Die Literaturwissenschaftlerin knüpft damit ehrenamtlich an Studium und Berufstätigkeit an und an ihre private Leidenschaft, das Lesen. Mitunter sitzen zwanzig Frauen und Männer um die hellen Tische im Zornheimer Gemeidehaus. Manche sind schon von Anfang an dabei, einige kommen auch aus den Nachbarorten. Neue Interessenten sind, ebenso wie Vorschläge zu Autoren und Titeln, jederzeit willkommen. Ein breites Spektrum an Literatur hat die ökumenische Runde in den vergangenen Jahren besprochen.»was die Themen der Bücher anbetrifft, haben wir vor nichts Angst«, betont Ingeborg Düsing. So behandeln die drei Werke an diesem Abend die Terroranschläge vom 11. September Nach der Besprechung von Jonathan Safran Foers»Extrem laut und unglaublich nah«steht an diesem Abend»Falling Man«von Don DeLillo zur Diskussion.»Schwere Kost«, sagt die Leiterin,»an die sich vermutlich nicht jeder herantraut«. Acht passionierte Leser haben sich zusammengefunden, um vor dem Einstieg ins Gespräch Informationen über den Schriftsteller und sein Werk zu erhalten. Don DeLillo wurde 1936 in New York als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er wuchs in der Bronx auf. Düsing hat sich andere Werke des Autors angeschaut, um einen Gesamteindruck von seinem Schreibstil zu bekommen. Im Vorfeld recherchierte sie außerdem, was es mit dem Buchtitel auf sich hat. Hintergrund ist ein damals veröffentlichtes Foto eines Mannes, der aus den brennenden Türmen des World Trade Centers stürzt. In eindringlichen Bildern zeichnet der Autor den Ablauf der Ereignisse nach: von den Tätern zu den Opfern, von Hamburg nach New York. Oft kreisen die Gespräche Foto: Nicole Weisheit-Zens Literaturkreis-Leiterin Ingeborg Düsing (rechts im Bild) im Gespräch mit zwei passionierten Leserinnen und Pfarrer Klaus Wallrabenstein. der Charaktere um den Schock und den Terrorismus als ständige Bedrohung.»Das war, offen gestanden, kein reines Lesevergnügen«, sagt Christa Wolf gleich zu Beginn.»Ja, das ist ein wahrer Alptraum, was da geschildert wird«, pflichtet ihr Ingeborg Düsing bei und regt dazu an, sich in die Personen hineinzuversetzen. Sie tauschen sich aus über ihre Eindrücke und Gefühle beim Lesen. Für Bewunderung sorgt die Art, wie sich Don DeLillo bei seinen detailreichen Schilderungen in Kinder hineindenkt, wie sie mit den schlimmen Erlebnissen umgehen. Die Beobachtungsgabe des Autors auch in der bedrückende Beschreibung alter, an Alzheimer erkrankter Menschen, die ihrerseits versuchen, sich die veränderte Welt zu erklären, wird gelobt. Auch in anderen Passagen, die Ingeborg Düsing mit lebendiger Mimik und Gestik vorliest, lässt sich die packende Erzählweise erkennen, mit der es dem Schriftsteller gelingt, das scheinbar Unsagbare in Worte zu fassen. Debattiert wird allerdings auch über das Potenzial, das noch hätte genutzt werden können. So wirkt der häufige Wechsel der Zeitebenen und handelnden Personen konfus, die Dialoge im Buch erinnern, wie eine Teilnehmerin sagt, mitunter an amerikanische Vorabendserien im Fernsehen. Manche nicken zustimmend und melden sich daraufhin selbst zu Wort.»Hier ist es ja nicht wie in der Schule, wo abgefragt wird«, scherzt Klaus Wallrabenstein,»wenn man möchte, bringt man sich einfach in das Gespräch ein«. Nachdem er 2007 seine Stelle in Zornheim angetreten hatte, wollte sich der Pfarrer einen Eindruck von den verschiedenen Gruppen der Gemeinde verschaffen und ist seitdem so oft wie möglich beim Literaturkreis dabei. Die Diskussion führt zu der Frage, wie Gott so etwas Schlimmes zulassen konnte, zum Zweifel der Opfer und zum Fanatismus der Glaubenskrieger. Zum Abschluss wird darüber gesprochen, wie jeder selbst damals die Ereignisse des 11. September wahrge - nommen hat.»mein Sohn Alexander hat diesen Tag in New York miterlebt«, sagt Ursula Hauf-Grode mit belegter Stimme,»das hat ihm bewusst gemacht, was Krieg bedeutet«. Ihr Mann stimmt ihr zu und auch Erika Gögginger teilt ihre Erfahrungen mit. Jahrgang 1928 hatte sie als Kind die Progromnacht und den Krieg miterlebt war sie gerade in ihrer Wahlheimat Toronto. Auch und gerade, weil das Thema sie sehr bewegt, freut sie sich wie die anderen in der Runde schon auf den nächsten Literaturkreis. Der Literaturkreis trifft sich am letzten Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Gemeindezentrum in Zornheim, Nieder-Olmer-Straße 3 Bittlinger in Gau-Odernheim ALZEY. Mit den Liedern seines Soloalbums»HabSeligkeiten«tritt Liedermacher Clemens Bittlinger am Donnerstag, 17. Juni, um Uhr in der Kirche in Gau-Odernheim auf. Trauer und Hoffnung, Humor und Wut auf Ignoranz, das sind die Grundthemen dieses Programms. Der singende Pfarrer Clemens Bittlinger hat bereits mehr als CDs verkauft. Nach den Erfolgsalben»Fingerspitzengefühle«und»Perlen des Glaubens«wird der preisgekrönte Singer-Songwriter nun auch das neue Programm»HabSeligkeiten«zusammen mit seinen hervorragenden Musikern präsentieren in Gau-Odernheim mit Adax Dörsam. Es besteht freie Platzwahl und es gibt keinen festen Eintrittspreis. Besucher werden um eine Spende gebeten. esz Jauchzet dem Herrn Erfolgreiches Kantatenfest in Worms Alle zwei Jahre gestalten Chöre einen Gottesdienst WORMS. Stimmgewaltig präsentierten sich die rheinhessischen Chöre beim Kantatenfest.»Musizieren ist eine Form, durch die das Wort Christi unter uns wohnt«, mit diesen Worten beschrieb Dekan Harald Storch, wie eng Musik und Gottesdienst miteinander verbunden sind. Nun fand in der Dreifaltigkeitskirche in Worms das Kantatefest Rheinhessen statt. Dieser musikalische Gottesdienst wird alle zwei bis drei Jahre unter Mitwirkung der Evangelischen Chöre in der Propstei Rheinhessen organisiert und findet abwechselnd in den Dekanaten der mitwirkenden Chöre statt. Nun präsentierten die Kantorei Alzey, der Wormser Bach- Chor, die Wörrstädter Kantorei sowie Sänger der Kantorei Oppenheim Werke von Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn Bartholdy und John Rutter. Mit einer Bearbeitung des Psalm 23 von Louis Lewandowski lud der Wormser Bach-Chor die Zuhörer zu einem musikalischen Ausflug in die synagogale Musik des 19. Jahrhunderts ein. Neben den Darbietungen der einzelnen Chöre bildete ein Chorstück, das von allen Chören gemeinsam vorgetragen wurde, den Höhepunkt dieses Gottesdienstes: Unter der Leitung von Dekanatskantorin Ellen Drolshagen wurden zwei Psalmkompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy für den achtstimmigen Chor a capella präsentiert: der Psalm 43,»Richte mich, Gott«und Psalm 100,»Jauchzet dem Herrn, alle Welt«. Dieser Vortrag des Gesamtchores war sowohl für die Chöre wie Foto: eöa / Yvonne Schnur Der Gesamtchor unter der Leitung von Ellen Drolshagen. für die Zuhörer ein akustisches Erlebnis. Während sich die Besucher im Gottesdienst noch zurückhielten, gab es nach dem Abschlussgesang des Gesamtchores mit Psalm 100»Jauchzet dem Herrn«für den Applaus kein Halten mehr. esz/ys

26 Erfolgreich für die Umwelt Wörrstädter Unternehmen ist in der Erneuerbaren-Energie-Branche tätig WÖRRSTADT. Kirche trifft Wirtschaft: Die Wöllsteiner Dekanatskonferenz besuchte ein Unternehmen aus der Energiebranche. RHEINHESSEN Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 27 Schon lange beschäftigt sich das Dekanat Wöllstein mit regenerativen Energien im Rahmen verschiedener Veranstaltungen. Im Gebiet des Dekanats hat ein Experte für regenerative Energie, die juwi Holding, ihren Firmensitz und zwar in Wörrstadt. Grund genug für die Pfarrerinnen und Pfarrer sowie die Mitarbeitenden, sich vor Ort intensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Michael Lengersdorff, Vorsitzender der Kampagne»100 Prozent erneuerbar«führte die Wöllsteiner Delegation durch das»energieffizienteste Bürogebäude der Welt«, das 2008 mit dem Deutschen Klimaschutzpreis der Deutschen Umwelthilfe ausgezeichnet wurde. Doch zuvor versammelte sich die Gruppe im Andachtsraum des an christlichen Maßstäben orientierten Unternehmens, wo der Krieg und Frieden im Blick Ökumenischer Bittgang mit rund 70 Teilnehmern führt auf den Wißberg GAU-BICKELHEIM. Männer beten für den Frieden: Unter diesem Leitgedanken stand der 16. Ökumenische Bittgang zur Kreuz - kapelle in den Weinbergen von Gau-Bickelheim, der vom katholischen Dekanat Alzey/Gau- Bickelheim mit den Evangelischen Dekanaten Alzey, Wöllstein, Oppenheim ausgerichtet wurde. Der erste ökumenische Bittgang hatte vor 15 Jahren aus Anlass des Gedenkens an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 50 Jahren stattgefunden. Nun hatten sich erneut rund 70 evangelische und katholische Männer am Fuße des Wißberges eingefunden, um den BEKLEIDUNG Foto: eöa / Luise Botler Michael Lengersdorff (rechts im Bild) mit Vertretern des Dekanats Wöllstein bei der juwi Holding in Wörrstadt. Wörrstädter Pfarrer, Stefan Koch, die Teilnehmer in den Tag einstimmte. Mehr als 300 Mitarbeiter arbeiten in der Energie-Allee in Wörrstadt in Gebäuden, die in Holzbauweise errichtet wurden. Mittagspausen können dort nicht nur zur Andacht benutzt werden, sondern auch zur sportlichen Betätigung im Fitness- und Gym - nastikraum im Erdgeschoss.»Erneuerbare Energien sind nach - 2,5 Kilometer langen Weg zur al- Schwabenheim, Klaus Medler, Pfarrer Martin Hindrich (Mitte) zeigt den Weg. ten Kreuzkapelle betend anzutreten und um sich mit dem geis - tigen Spannungsfeld von Krieg und Frieden auseinanderzusetzen. Musikalisch begleitet wurden sie vom Blasorchester Wißberg. Der evangelische Ruhestandspfarrer Martin Hindrichs, Pfaffen- haltig und profitabel, sie verleihen Unabhängigkeit von Rohstoffimporten und Krisenregionen«, ist man sich bei juwi in Wörrstadt sicher ein Konzept, das greift: Aus einem Zwei-Mann-Unternehmen, 1996 arbeiteten dort nur Fred Jung und Matthias Willenbacher, ist mittlerweile eine weltweit agierende Firma mit 800 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 600 Millionen Euro geworden. esz/bot Dekanatsreferent des katholischen Dekanats Alzey/Gau-Bickelheim, und der frühere Beauftragte für die Männerseelsorge im Bistum Mainz, Günter Kuntz, führten über die Stationen des Berges, die unter den Themen standen:»aus Feinden werden Partner«,»Warum hassen sie uns?«,»wege aus Konflikten«und»Friede, Friede und es ist nicht Friede«. In der Predigt in der Kreuzkapelle ging Hindrichs der Frage nach, wie es an den Brennpunkten von Krieg am Beispiel von Afghanistan zugeht. Der in Bad Kreuznach tätige afghanische Arzt Najiba Bedhmanesh berichtete von seiner Heimat Afghanistan. fez Foto: eöa / Luise Botler Foto: Felix Zillien Das Künstlerduo Redenius (stehend) und Striletskiy. Echter Hörgenuss Kirchengemeinde Büdesheim im Lesefieber BÜDESHEIM. Gut besuchtes literarisch-musikalisches Zwiegespräch in der Christuskirchengemeinde. Wer schon immer mal hören wollte, wie Tschaikowsky den Choral»Großer Gott wir loben Dich«komponiert haben könnte, war beim literarisch-musikalischen Zwiegespräch in der Christuskirchengemeinde in Büdesheim genau am richtigen Ort, wo ein Hörgenuss im doppelten Sinn des Wortes dargeboten wurde. Innerhalb des Veranstaltungsreigens»Büdesheim im Lesefieber«gaben sich der in Bingen lebende Schriftsteller Hans Tönjes Redenius und der aus Russland stammende Musiker Georgiy Striletskiy ein fein durchkomponiertes Stelldichein von Wort und Klang. TIPPS & TERMINE Das Interkulturelle Bürgerzentrum»Katzenberg-Treff«des Diakonischen Werks Mainz-Bingen feiert am 18. Juni ab Uhr sein Sommerfest auf dem Katzenberg in Mainz- Finthen. Beginnen wird das Fest mit der öffentlichen Übertragung des WM-Fußballspiels Deutschland Serbien um Uhr. Für Kinder werden Spiel- und Bastelaktionen sowie eine Hüpfburg angeboten. Seit 1987 leistet die Einrichtung integrative Stadtteilarbeit und hat sich zu einer bedürfnisorientierten Begegnungsstätte auf dem Katzenberg entwickelt. Eigeninitiative, Fantasie, Kreativität und vor allem ein tolerantes Miteinander der Bewohner des Katzenbergs werden seither von Hauptamtlichen gefördert. Redenius nahm die zahlreich erschienenen Gäste anhand seiner zum Teil sogar noch unveröffentlichten Werke an die Hand zu einer literarischen Weltreise, die unter anderem nach Frankreich und Kuba führte. Mit dem preisgekrönten Gedicht»Röslein«konnten die verzückten Zuhörer ganz in der Nähe, auf dem Rochusberg, verweilen.»die Variationen Striletskiys zu Großer Gott wir loben Dich haben mich zu Tränen gerührt«, gestand eine Zuhörerin. Dem Pianisten glückte es vortrefflich, unterschiedliche literarische Themen sehr eindringlich, pointiert und noch gesteigert am Klavier zu interpretieren. Das literarisch-musikalische Duo verabschiedete sich mit einer Satire über die Sage vom Binger Mäuseturm und der Humoreske von Rodion Schtschedrin. esz/bot Wer Entspannungstechniken kennenlernen will, ist im Mehrgenerationenhaus Alzey richtig. Im Laufe des Schnupperkurses»Entspannung für Jung und Alt«lernen Interessierte verschiedene Techniken kennen. Atemübungen, Progressive Muskelentspannung nach Jakobsen, Autogenes Training nach Schulz, Meditation und Vorstellungsübungen werden vorgestellt. Auch Kinder sind willkommen, sollten aber von Erwachsenen begleitet werden. Der Mehrgenerationenhaus befindet sich in der Schlossgasse 13. Der Kurs findet dienstags von 10 bis Uhr Begin ist am 1. Juni. AnmeLdlung unter Telefon / oder mgh-alzey@dwwa.de. esz

27 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung STARKENBURG Kirchbau aus Trümmerschutt Matthäusgemeinde in Darmstadt feiert neben ihrem 75-jährigen Bestehen noch zwei weitere Jubiläen Von Rebecca Keller STARKENBURG Zuständig: Andrea Seeger (as) Telefon 0 69 / a.seeger@ev-medienhaus.de TIPPS & TERMINE Eine Studienreise nach Kreta bieten Pfarrer Clemens Bittlinger und Bildungsreferent Ingo Mörl vom 2. bis 9. Juni an. Die Teilnehmer tauchen ein in eine 6000 Jahre alte Kultur und folgen den Spuren des Apostels Paulus und der minoischen Dynastie. Nähere Informationen von Ingo Mörl unter der Telefonnummer / Ein Gottesdienst von der Altrheinfähre aus erwartet Teilnehmer am Samstag, 12. Juni, ab 14 Uhr. In Zusammenarbeit mit dem Wassersportverein Lampertheim lädt Pfarrer Ralf Kröger von der Lampertheimer Martin-Luther-Gemeinde herzlich dazu ein. Teilnehmer können sowohl auf der Altrheinfähre Platz nehmen wie auch in eines der zahlreichen Boote einsteigen, die vom Gelände des Wassersportvereins aus starten. Natürlich kann der Gottesdienst auch vom Ufer im Bereich der Biedensandbrücke verfolgt werden. Musikalisch umrahmt wird der Gottesdienst vom Posaunenchor der Gemeinde. DARMSTADT. Eine neue Siedlung brauchte eine eigene Gemeinde: Als ehemaliger Westbezirk der Bessunger Petrusgemeinde entstand die Matthäusgemeinde 1935 mitten in einem neuen Darmstädter Stadtteil, der Heimstättensiedlung. Der Kirchbau aus Trümmerschutt folgte 1950, die Glockenweihe zehn Jahre später. Kaum gegründet, schon wieder kopflos: Weil der erste Pfarrer der Matthäusgemeinde 1939 in den Krieg eingezogen wurde, musste die junge Gemeinde vorübergehend wieder von ihrer ehemaligen Muttergemeinde betreut werden. Vertriebene aus Ungarn und dem Buchenland hatten sich neben ausgebombten Darmstädtern niedergelassen. Beschäftigte von Post, Bahn und Bundeswehr wurden im Ost-Bezirk angesiedelt. Doch nach dem Krieg fanden die Protestanten in der Heimstättensiedlung auch geistlich eine Heimat. Aus dem Notkirchenprogramm des Darmstädter Architekten Otto Bartning bekam die Gemeinde eine eigene Kirche zugesprochen, die nach tatkräftiger Mithilfe von Gemeindemitgliedern im März 1950 eröffnet werden konnte kam das Gemeindehaus mit Kindertagesstätte hinzu, das jetzt rechtzeitig zum Jubiläum mit neuen Toiletten und Küche ausgestattet wurde. In einen Anbau an der Notkirche zogen damals Gemeinde- und Kindergartenschwester ein. Wandgemälde wurden auf den offenen Trümmerstein der Kirche aufgetragen, die Glocken konnten 1960 geweiht werden. Als letztes Gebäude kam 1972 das Jugendhaus, in Eigenhilfe erbaut, zum Komplex der Matthäusgemeinde hinzu wurde es durch einen Massivbau ersetzt. Heute leistet die Gemeinde darin per Vertrag mit der Stadt offene Jugendarbeit. Von 8000 Mitgliedern in den 50er Jahren hat die Gemeinde heute mit 3800 weniger als die Hälfte. Der Gemeinde stehen Veränderungen bevor: Joachim Seipp verlässt nach 20 Jahren die Gemeinde aus Krankheitsgründen. Seine Stelle ist zum 1. Juli ausgeschrieben. Der zweite Pfarrer, Roland Köhr, geht nächstes Jahr in Ruhestand.»Wir haben alle Hände voll zu tun«, sagt der Vorsitzende des Kirchenvorstands, Fokke Kappelhoff, der seine zweite Amtsperiode angetreten hat. Jeden Morgen um neun Uhr kommt der Ruheständler ins Gemeindebüro. Roland Köhr empfindet sein Engagement als Entlastung, gerade im Hinblick auf die bevorstehende Vakanz. Das Neubaugebiet im Ernst-Ludwig-Park, einem ehemaligen Kasernengelände, hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren entschieden verjüngt. Nicht zuletzt dadurch legen die Verantwortlichen der Matthäusgemeinde Wert auf Fa- Fokke Kappelhoff, Kirchenvorstandsvorsitzender, und Pfarrer Roland Köhr (rechts) neben der Wandmalerei mit Namensgeber Matthäus. milienfreundlichkeit. Beliebt ist das neue Kindergottesdienstkonzept: Einmal im Monat kommen die Jüngsten der Gemeinde am Sonntag um 11 Uhr zusammen, singen, beten, spielen und kochen anschließend gemeinsam. Um die jüngere und mittlere Generation anzusprechen, gibt es einmal im Monat einen Themengottesdienst um 17 Uhr. Hier standen schon Gesänge aus Taizé, Segnung und Salbung oder die Pflanzenwelt der Bibel im Mittelpunkt. Gemeinsam mit der benachbarten katholischen Kirchengemeinde Heilig Kreuz gibt die Matthäusgemeinde ihren ökumenischen Gemeindebrief heraus. An der ökumenischen Gemeinderunde in der Region Bessungen sowie Nicht mehr genügend Platz für Gottesdienste Dekanin Ulrike Scherf kritisiert, dass im Neubau der Vitos-Klinik nur noch ein kleiner Raum der Stille geplant ist beim ökumenischen Bessunger Kirchentag alle drei Jahre am Pfingstmontag beteiligt sich die Gemeinde außerdem. Auch wenn die ökumenische Bibelwoche, der Weltgebetstag, der Kerbgottesdienst und Ausflugsfahrten zum gemeinsamen Programm mit den katholischen Nachbarn gehören, sei das Verhältnis aber eher»abgekühlt«, so Pfarrer Roland Köhr. Das Interesse an der Ökumene sei vor allem auf katholischer Seite heute nicht mehr so groß wie früher. Doch zum Jubiläumssommerfest am 5. Juni, das um 11 Uhr mit einem Familiengottesdienst beginnt, sind alle Nachbarn eingeladen.»wir leben und feiern in unserem Stadtteil immer schon gemeinsam«, sagt Köhr. Foto: Rebecca Keller Endlich Sonntag: Frische Brötchen und offene Auto - waschanlagen, geöffnete Innenstadtläden und immer noch keine Ruhe. Was macht den Sonntag wirklich zum Sonntag? Wie wird dieser besondere Tag in der Woche zur Energiequelle? Darum geht es beim ersten Sonntagsfest des Jahres am Sonntag, 30. Mai, ab Uhr, zu dem das Sonntagsfestteam der Kirchengemeinde Traisa herzlich einlädt. Die Sonntagsfeste in der dortigen Kirche sind offene Gottesdienste für Neugierige: Zu Themen mitten aus dem Leben, mit Kinderprogramm, mit Theater, mit moderner Musik und einem leckeren Mittagessen. esz HEPPENHEIM. Im Heppenheimer Haus der Kirche äußerten sich Dekanin Ulrike Scherf und der Präses des Dekanats, Axel Rothermel, zu den Themen Neubau Vitos-Klinik und Konfirmandenunterricht. Die Neubaupläne der Vitos-Klinik in Heppenheim stoßen bei den Vertretern der Kirche an der Bergstraße auf Kritik. Das 32 Millionen Euro teure Neubauprojekt sieht keinen eigenen Andachtsraum mehr vor, sondern lediglich einen Raum der Stille, der auf 23 Quadratmeter begrenzt ist.»der Raum ist für Gottesdienste viel zu klein«, sagte Dekanin Scherf. Sie verwies auf die Klinikkapelle in dem bestehenden, alten Psychiatrie-Krankenhaus, die stark genutzt werde.»seelisch kranke Menschen hal- ten sich viel länger in der Psychiatrie auf als Patienten im Kreiskrankenhaus. Sie haben gerade mit Blick auf Gottesdienst und seelischen Zuspruch ganz eigene Bedürfnisse.«Die Dekanin betonte, dass sowohl die katholische Kirche mit einem Pastoral-Referenten wie auch die evangelische Kirche mit einer Gemeindepädagogin und einer Pfarrerin für Psychiatrie-Seelsorge in der Vitos-Klinik präsent seien. Den geplanten Raum der Stille um ein benachbartes Büro zu erweitern, hatte die Klinik bislang abgelehnt.»im Grunde ist es ein Skandal, dass mit kaltem Herzen zwölf zusätzliche Quadratmeter verweigert werden«, sagte Präses Axel Rothermel. Es gehe um die seelischen Belange von Menschen in der Psychiatrie. Angesichts des Gar nicht einverstanden sind die Verantwortlichen im Dekanat Bergstraße mit den Bauplänen der Vitos-Klinik. Gesamtbauvolumens dürften allein Kostengründe für einige Quadratmeter mehr zugunsten eines Andachtsraums nicht ausschlaggebend sein. Erfreuliches konnten Dekanin und Präses über ein Vorhaben berichten, das Modellcharakter bekommen könnte. Das Dekanat Bergstraße hat entschieden, das Projekt KU3 zu unterstützen. Das Kürzel steht für Konfirmandenunterricht in der dritten Klasse und ist von der Gemeinde Birkenau geplant. Derzeit werden die Konfis in der siebten und achten Klasse unterrichtet, künftig soll das in der dritten und achten Klasse geschehen.»die Drittklässler sind offener und empfänglicher für Themen wie Abendmahl, Taufe oder Schöpfung«, sagte Gemeindepädagogin Anke Thürigen. Der Konfirmandenunterricht habe oft kein Fundament, weil in vielen Familien Glaube und Religion keine Rolle mehr spielten, sagte Scherf. Diese Lücke könnte mit dem früheren Unterricht geschlossen werden. esz/bet Foto: eöa / Berndt Biewendt

28 SPRENGEL HANAU Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 29 Ein einfaches»su isses«ersetzt Amen Die Pfingstgottesdienste in Mundart erfreuen sich großer Beliebtheit Von Ruth Woelke GRÜNDAU. Bereits zum zehnten Mal hat die Kirchengemeinde auf dem Berg mehrere Pfingstgottesdienste»uff Platt«gefeiert. Pfarrerin Edda Deuer gestaltet die ungewöhnlichen Gottesdienste zusammen mit Marion Göttling- Fuichs und Tilli Hetzel. Unsern Vadder, wu em Himmel es, all middenanner solle doin Noome kenne.«für Unkundige der heimischen Mundart mutet dieser Satz wie eine Fremdsprache an. Dabei handelt es sich um den Beginn des Vaterunser im Dialekt, wie er in den Gründauer Dörfern gesprochen wird. Die Mundart variiert von Dorf zu Dorf ein wenig und ist Bestandteil der dörflichen Identität.»Das ist kein Kabarett«, schließt die Pfarrerin Edda Deuer alle Missverständnisse aus. Sie sieht die besonderen Gottesdienste als konsequente Weiterentwicklung der Pfingstgeschichte.»Die Jünger haben gepredigt und alle haben sie verstanden«, sagt sie.»das bedeutet, die Jünger haben in der Sprache geredet, wie sie die Zuhörer zu Hause sprechen. Also warum sollten wir nicht auch in unserer eigenen Sprache reden?«1999 hielt Edda Deuer zum ers- ten Mal die Predigt im Dialekt. Einige Kollegen sahen diese Aktion eher skeptisch. Inzwischen sind die Gottesdienste längst etabliert, und auch die Skeptiker sind überzeugt. Die Besucher fühlen sich wohl in der besonderen Atmosphäre, der gemeinsame Dialekt schafft Verbundenheit.»Es herrscht ein besonderer Geist in diesen Gottesdiensten«, stellt Edda Deuer fest.»an Pfingsten reden wie daheim«, wurde zum Motto.»Es war irgendwie merkwürdig und schräg, die Predigt in Mundart zu halten und dann wieder hochdeutsch zu sprechen«, erinnnert sich die Pfarrerin. Im Jahr 2001 übertrug sie zusammen mit ihren beiden Mitstreiterinnen die gesamte Liturgie in den Dialekt. Anschließend nahmen sich die drei Frauen die Lieder vor. Die ersten Strophen übersetzten sie wörtlich. Mit zunehmender Übung im Übersetzen bewegten sie sich jedoch freier in der heimischen Sprache und übertrugen die Texte sinngemäß. Marion Göttling-Fuchs führt den Erfolg auf die Ursprünglichkeit des Dialekts zurück.»das ist wie bei einem Geruch«, sagt sie.»die Mundart löst auf einem emotionalen Weg Erinnerungen aus.«wärme und Geborgenheit der Kindheit werden wach. Foto: Ruth Woelke Marion Göttling-Fuchs (von links), Pfarrerin Edda Deuer und Tilli Hetzel gestalten gemeinsam die Mundart-Gottesdienste in Gründau. Pfarrerin Edda Deuer wurde schnell klar, dass die Predigt im Dialekt einer anderen Form bedarf. Heute predigen die drei Frauen im Gespräch miteinander.»der Dialekt ist einfacher, dichter, direkter, aber auch ehrlicher«, stellt die Pfarrerin fest. Man könne sich nicht hinter Floskeln verstecken, jeder Satz müsse Hand und Fuß haben. Konkrete Bezüge seien unerlässlich. Die Menschen honorieren das Projekt der Pfarrerin. Sie kommen gerne, singen und beten mit Begeisterung. Zunächst hielt Edda Deuer ihre»pingsde uff Platt«-Gottesdienste in den kleineren Kirchen der Gemeinde. Im vergangenen Jahr feierte der Mundart-Gottesdienst Premiere in der Bergkirche. Dieses Mal standen in Gründau drei Gottesdienste in verschiedenen Kirchen auf dem Pfingst-Programm. Das»Amen«wird dabei manchmal durch ein einfaches»su isses«ersetzt. Marion-Göttling-Fuchs hat das bekannte Lied»Geh aus mein Herz und suche Freud«übersetzt.»Wej goud is doch de lejwe Godd, lässt woachse, des mer hu haa Nod«, heißt es darin. HANAU Zuständig: Renate Haller (rh) Telefon 0 69/ r.haller@ev-medienhaus.de Ohly erzählt von Reise in den Libanon NIDDERAU. Von seinen interreligiösen Erfahrungen im Libanon und in Syrien berichtet Pfarrer Lukas Ohly am Montag, 7. Juni, um 20 Uhr in der Kirche in Ostheim. Ohly war von Bischof Martin Hein zur orthodox-theologischen Fakultät nach Balamand im Norden Libanons gesandt worden. Dort hat er vier Wochen lang Vorlesungen zu ethischen Themen gehalten. Zudem besuchte er orthodoxe Kirchenvertreter in Damaskus. Von den spannenden Begegnungen zwischen den Religionen möchte der Ostheimer Gemeindepfarrer nun erzählen. Zudem wird er Fotos und Filme zeigen. Der Libanon und Syrien sind die Geburtsstätten des Christentums. esz Predigt in Licht und Farbe Kapelle besticht mit neuer Gestaltung Von Gabriele Engelbert SCHLÜCHTERN. Ein von der Farbe Silber dominiertes Kreuz- Kunstwerk prägt die künstlerisch neu gestaltete und renovierte Huttenkapelle im Benediktinerkloster in Schlüchtern. Nicht nur»die Luft der Freiheit«des Ritters Ulrich von Hutten, sondern der»göttliche Geist der Wahrheit«möge in der Huttenkapelle herrschen, wünschte Dekan Fritz-Eckhard Schmidt zu Beginn der Andacht aus Anlass der Präsentation und Wiedereinweihung der Huttenkapelle in Schlüchtern. In der ersten Etage des Benediktinerklosters aus dem achten Jahrhundert mit der frühkarolingischen Krypta, die zu den ältesten Baudenkmälern Deutschlands gehört, befindet sich die Huttenkapelle. Gemeinsam mit der Huttengruft entstand sie um Nach der rund dreijährigen Renovierung hat die Kapelle wahrlich ein neues, beeindruckendes Gesicht erhalten. Für die Ausgestaltung verantwortlich ist der Künstler Tobias Kammerer aus Rottweil, der vor einigen Jahren schon die Fenster der Niederzeller Kirche entwarf. Blickfang ist das große Kreuzkunstwerk vor einem silbernen Hintergrund über einem purpurfarbenen und roten Sockel. Unweigerlich bleiben die Blicke aller Eintretenden daran hängen. Neu gestaltet sind außerdem die großen Buntglasfenster sowie die alten Kreuze an den Wänden. Auch der Holzfußboden wurde neu versiegelt.»eine Predigt in Licht und Farbe«, so bezeichnete es Pfarrer Wilfried Battefeld in seiner kurzen Ansprache. In Silber sei Christus am Kreuz dargestellt, mit weit ausgespannten Armen. Silber sei auch die Farbe des Mondes. Mit dem Korpus gehe gleichsam ein»silbern schimmernder Blick«in den Abgrund des Todes. Das Rot stehe für Blut, Schuld, Opfer, aber Foto: Gabriele Engelbert auch für Liebe. Das Rot erinnere damit an Jesu Sterben für uns, meinte Battefeld. Der silberne Hintergrund sei wie ein Spiegel gemäß der Bibelstelle aus dem Korintherbrief (Kor. 13,12):»Wir sehen wie durch einen Spiegel «. Künstler Tobias Kammerer ergänzte, das Purpur sei die edelste Farbe überhaupt und noch teurer als Gold. Diese Farbe nehme man als Symbol für die Ewigkeit. Purpur entstehe im Stein aus Licht und zwar von weiß über grün, purpurn bis zu schwarz, und das seien Mit dem Kreuz- Kunstwerk ist Tobias Kammerer ein beeindruckender Blickfang für die Huttenkapelle gelungen. die liturgischen Farben. Das Rot stehe für Christi Opfertod, das Silber, extrahiert aus Feuer und Licht, sehe er als Symbol für die Auferstehung. Kammerer hat Bildende Künste in Berlin studiert und wurde für seine Werke bereits mehrfach ausgezeichnet. Volker Knöppel, Vorsitzender des Klosterkuratoriums, freute sich über den neuen Gesamteindruck der Kapelle. Die Erhaltung des Klosters als Gesamtkomplex sei immer Aufgabe und Verpflichtung des Kuratoriums gewesen. TIPPS & TERMINE Die Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg ist am Dienstag, 1. Juni, in der Kirche in Hochstadt zu hören. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Der Eintritt kostet zwischen 10 und 32 Euro, Karten können vorbestellt werden unter Tel / Über Wunder und Heilung in religiöser abendländischer Malerei spricht Ursula Grzechca-Mohr am Mittwoch, 2. Juni, ab Uhr im Alfons-Lins-Haus in Bad Orb, Pfarrgasse 18.»Im Spiegel der Romantik«ist das Konzert überschrieben, das am Sonntag, 6. Juni, ab 18 Uhr in der Martin-Luther-Kirche in Bad Orb zu hören ist. Auf dem Programm von Barbara Ehmann (Sopran) und Wolfram Graf (Orgel) steht Musik von Mendelssohn, Klein, Graf und Göttsche. Der Eintritt ist frei. esz

29 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung SERVICE: GUT HÖREN UND SEHEN Auch Senioren wollen mobil telefonieren Handys für Ältere ohne viel Schnickschnack und Fummelei Fotos: Matthias Pieren Dank des neuen Handys war die Organisation für den Festtag kein Problem. Seniorenhandys können den Alltag ungemein erleichtern. Rund um ihre Goldene Hochzeit hatten Helga und Kurt Henrich aus Dorfweil alle Hände voll zu tun. Für das große Fest gab es natürlich viel zu organisieren. Immer wieder griff Kurt Henrich zu seinem neuen Handy und wählte problemlos die gewünschte Nummer. fons zu erkennen. Wegen meiner kräftigen Finger kam ich zudem immer weniger mit der Tastatur zurecht. Es war eine einzige Fummelei«, meint Henrich. Als er sich gezielt nach Senioren-Handys umschaute, war er überrascht, wie viele seniorengerechte Geräte mittlerweile angeboten werden. Immer mehr Handy-Hersteller haben sich nämlich auf im Alter eingeschränkte Sehkraft und abnehmendes Hörvermögen sowie die eingeschränkte Motorik ihrer Kunden eingestellt. Die speziell entwickelten seniorengerechten Handys zeichnen sich durch große Tasten, ein gut lesbares Display und einfache Bedienung aus. Zudem vereinfachen Vibrationen und eingebaute Notrufsysteme die Bedienung. Zusätzlich sind einige Modelle hörgerätetauglich. Ein Dis- Das war nicht immer so. Sein altes Handy eigentlich ein top-modernes Modell bereitete dem technikbegeisterten 75-Jährigen immer häufiger Ärger. Viel zu kleine Tasten, unverständliche Symbole und eine schwer verständliche Menüführung sorgten für zunehmende Probleme in der Handhabung.»Mit den Jahren lässt die Sehkraft im Alter einfach nach. Ich hatte plötzlich Probleme, das Display meines alten Teleplay mit weißer Hintergrundbeleuchtung erleichtert die Lesbarkeit von Buchstaben und Zahlen. Auffallend sind die durchweg großen Tasten des Telefons, die ebenfalls beleuchtet wesentlich besser lesbar sind. Darüber hinaus verfügen die meisten Seniorenhandys neben der einstellbaren Hörerlautstärke auch über eine sehr laute Freisprechfunktion. Eingehende Anrufe werden durch einen extralaut einstellbaren Klingelton, den integrierten Vibrationsalarm und durch eine sehr helle, rote LED- Leuchte signalisiert. Ganz neu sind Handys mit spezieller Texterkennungs-Software, mit deren Technik vom Handy abfotografierte Texte vorgelesen werden können. Text-To-Speach heißt hierbei die Zauberformel für sehbehinderte Menschen. Dank der Sprachausgabe können Sehbehinderte wieder Zeitungen, Speisekarten oder Haltestellenfahrpläne lesen und können somit wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Auch die Stiftung Warentest veröffentlicht in ihren»test«- Heften die Ergebnisse aktueller Handy-Tests, bei denen ältere Menschen als Testpersonen eingesetzt werden. Seniorenhandys werden darin als mobile Telefone definiert, bei denen bewusst auf unnötigen technischen Schnickschnack verzichtet wurde. Anstelle von Spielen, umfangreicher Terminplanung oder superschickem, ultra-flachem Design steht die Funktion des mobilen Telefonierens im Vordergrund.»Das Telefon erleichtert unseren Alltag ungemein«, meint der 75-jährige Kurt Henrich.»Und das soll auch möglichst lange so bleiben. Mein Seniorenhandy hilft mir.«matthias Pieren

30 SERVICE: GUT HÖREN UND SEHEN Sonntags-Zeitung 30. Mai 2010 Seite 31 Gut sehen besser leben Auch für die Augen ist eine gesunde Ernährung wichtig Gesunde Augen sind eine entscheidende Voraussetzung, um den Alltag mühelos zu bewältigen und die Welt in ihrer ganzen Vielfalt zu entdecken. Zehn bis zwölf Millionen Deutsche kennen das Gefühl: Die Augen fühlen sich müde und gereizt an. Schuld daran kann eine nicht optimale Zusammensetzung des Tränenfilms sein, der in drei Lagen die Oberfläche der Augen bedeckt: Direkt auf der Hornhaut liegt eine schleimhaltige Schicht als Schutz vor Fremdkörpern und Keimen, gefolgt von einer wässrigen, die für die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff zuständig ist. Den Abschluss bildet die fetthaltige Lipidschicht: Sie stabilisiert den gesamten Tränenfilm und sorgt dafür, dass er weniger rasch verdunstet. Faktoren wie stundenlanges Fernsehen oder Arbeiten am Computerbildschirm, trockene Raumluft aber auch hormonelle Veränderungen können die Lipidschicht derart beeinträchtigen, dass zu viel Tränenflüssigkeit verdunstet. Ein gesunder Tränenfilm kann vor müden und gereizten Augen schützen, langfristig spielt er auch eine Rolle beim Erhalt der Augenfunktion allgemein. Während Probleme wie Trockenheitsgefühl der Augen auch vor jungen Menschen nicht haltmachen, werden andere Erscheinungen in späteren Jahren zum Thema allen voran die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Vier Millionen Männer und Frauen hierzulande sind davon betroffen. Der für scharfes Sehen zuständige»gelbe Fleck«auf der Netzhaut wird dabei mit zunehmendem Alter so beeinträchtigt, dass die Sehfähigkeit schwindet. Experten sind sich einig: Wer seine Augen bis ins hohe Alter gesund erhalten möchte, sollte ihnen reichlich Aufmerksamkeit widmen. Am Arztbesuch alle ein bis zwei Jahre führt daher kein Weg vorbei. Mindestens ebenso wichtig ist es, die Augen wann immer möglich vor ungünstigen äußeren Einflüssen, Schadstoffen und Umweltbelastungen zu bewahren. Tatsächlich spielen mehrere Faktoren für die Gesunderhaltung der Augen, der Makula und des Tränenfilms eine wichtige Rolle. Dazu zählen eine bewusste Lebensweise und vor allen Dingen Wenn das Sehvermögen schwindet Wenn das Augenlicht schwindet, ist das zunächst ein riesiger Schock. Zukunftsängste, Traurigkeit und Verzweiflung machen sich breit. Um den Schicksalsschlag verkraften und neuen Lebensmut schöpfen zu können sind Betroffene auf Hilfe angewiesen auf eine optimale medizinische Versorgung, auf Rückhalt aus der Familie und auf den Austausch mit Menschen in ähnlicher Lebenssituation. Kompetenten Rat, umfassende Hilfsangebote und die Möglichkeit, mit anderen Sehbehinderten in Kontakt zu kommen, bietet der Deutsche Blindenund Sehbehindertenverband (DBSV) mit seinen 20 Landesvereinen und bundesweit über 250 Kontakt- und Beratungsstellen. Unter der bundesweiten Rufnummer / (14 Cent/Min.) erreicht man die jeweils zuständige Stelle. Dort steht neben gemeinsamen Gesprächen und Unternehmungen auch praxisnahe Alltagshilfe auf dem Programm.»Gerade für die häufig von Sehbehinderung betroffenen Senioren sind unsere Angebote eine wertvolle Hilfe«, weiß Judith Faltl, Landesvorsitzende im Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB).»Wir helfen, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit schrittweise zurückzugewinnen. Das Gespräch und der Erfahrungsaustausch mit Menschen, die ihren Weg bereits gefunden haben, ist die erste Hilfe für die Betroffenen.«Wenn Lebensmut und Zuversicht zurückgekehrt sind, gelingt es sehbehinderten Menschen oft gut, ihren Alltag neu zu organisieren. Anliegen der Selbsthilfeorganisation ist es jedoch nicht nur, dem einzelnen neue Perspektiven aufzuzeigen, sondern auch, den Dialog zwischen Menschen mit und ohne Sehbehinderung zu fördern. Aus diesem Grund findet alljährlich am 6. Juni der bundesweite Foto: BBSB eine vitalstoffreiche Ernährung. Die Vitamine C und E sowie die Spurenelemente Zink und Selen haben antioxidative Eigenschaften. Das bedeutet, sie bekämpfen schädliche freie Radikale aggressive Sauerstoffmoleküle, die unter anderem durch Sonnenlicht entstehen und die Makula angreifen können. Das Augenvitamin A hilft bei der Bildung der Schleimhäute und ist außerdem für das Hell-Dunkel-Sehen wichtig. Lutein und Zeaxantin sind Bestandteil des»gelben Flecks«, der für das scharfe Sehen verantwortlich ist. Ganz besonders wichtig, um die Gesundheit unserer Augen zu bewahren sind Omega-3-Fettsäuren und die Omega-6-Fettsäure Gamma-Linolensäure. Gezielt ausreichend augengesunde Nährstoffe über die täg - liche Ernährung aufzunehmen, fällt allerdings nicht allen Menschen leicht. Ergänzend zu einer gesunden Ernährung kann es sinnvoll sein, speziell auf den Vitalstoffbedarf der Augen abgestimmte Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke einzunehmen. pr Sehen mit anderen Augen: So verändert eine Makuladegeneration den Blick.»Sehbehindertentag«statt, der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt. Am»Sehbehindertensonntag 2010«lädt der DBSV gemeinsam mit der Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung der Deutschen Bischofskonferenz und dem Dachverband der evangelischen Blinden- und Sehbehindertenseelsorge alle Menschen mit und ohne Sehbehinderung dazu ein, diesen Tag gemeinsam zu gestalten. Alle Interessierten sind aufgerufen, den 6. Juni zu einem Tag der Begegnung von Menschen in Gemeinden und Menschen mit Sehbehinderungen werden zu lassen ( Andrea Neuen-Biesold Sehkraft und Schutz + Tränenfilm-Bausteine Weil Augengesundheit auch eine Frage der Ernährung ist: AUGEN PLUS SEHKRAFT + SCHUTZ + TRÄNENFILM- BAUSTEINE, das neue AUGEN-Produkt von Doppelherz system ist nach aktuellen ernährungsphysiologischen Erkenntnissen zusammengesetzt mit 2 Kapseln für rundum gut versorgte Augen. Fotos: Queisser Kapsel 1: Sehkraft + Schutz 12 mg Lutein + 1 mg Zeaxanthin für die Makula, das Zentrum des scharfen Sehens Omega-3-Fettsäuren und Vitamine für Netzhaut und Sehzellen Kapsel 2: Tränenfilm-Bausteine + Augenstoffwechsel In jedem Alter sollten wir die Augen in Schutz nehmen und fürsorglich behandeln. Tränenfilm-Bausteine mit speziellem Lipidkomplex als Beitrag für einen gesunden Tränenfilm Speziell dosierte Augenvitamine und Mikronährstoffe Die Kraft der zwei Herzen. Zur Erinnerung für Ihre Apotheke PZN (Pharma-Zentral-Nummer)

31 Seite Mai 2010 Sonntags-Zeitung Christliches Leben in Hessen und Nassau Ein Buch, mindestens so beein - druckend wie eine alte Familien - bibel. Meine Großmutter hatte das Kontokorrent -Buch auf dem Tisch ausgebreitet. Ich durfte es vorsichtig hochheben, schwer war es. Vorher musste ich die Hände waschen. Sorgfältig wurden Zahlen in mir unendlich erscheinenden Tabellen eingetragen. Worte, rätselhaft wie Zaubersprüche, benutzte meine Großmutter: Quittung und Bilanz, Inventar und Abschreibung, Zins und Zinseszins. Die elektrische Rechenmaschine spuckte geräuschvoll Zahlenkolonnen aus. Meine Großmutter führte die Bücher für die Firma ihrer Cousine. Alles musste stimmen, bis auf den letzten Pfennig. Ich lernte: Jede Abrechnung muss genau sein. Und: Man betrügt nicht und muss Rechenschaft ablegen. Dann kam die Cousine meiner Großmutter mit ihrem Mercedes schwungvoll vorgefahren, beide Frauen beugten sich stundenlang über das rätselhafte Buch und die gesammelten und geordneten Belege, dann sprang die Cousine noch schwungvoller als sie gekommen war die Treppe hinunter, auch meine Großmutter sah richtig zufrieden aus alles war bezahlt, quittiert, das Jahr hatte wieder einen Gewinn gebracht. Manchmal habe ich mir später gewünscht, mein Leben ließe sich auch so übersichtlich und sorgfältig ordnen und bilanzieren wie die Firmenunterlagen der Cousine. Ich habe gelernt: Es gibt Schulden, die kann ich aus eigener Kraft nicht tilgen. Und es gibt Menschen, die haben bei mir noch eine Rechnung offen, oder Menschen, bei denen ich noch eine Rechnung offen habe. An manchen Tagen habe ich mir vorgeworfen, mit dem Kapital, das Gott mir Bilanz Gedanken zum Alltag Von Angela Rinn mitgegeben hat, schlecht gewirtschaftet zu haben. Talent ist doch ein Wort aus der antiken Finanzwelt, fast 40 Kilo Silber waren das. Ich habe einiges versilbert, vieles verschleudert, manches einfach durchge - bracht, anderes gut angelegt. Mag ich mit dem Buch meines Lebens selbstbewusst und fröhlich vor Gott treten? Würde ich mich so begeistert mit ihm darüber beugen, wie es meine Großmutter tat? Bilanzen fälscht man nicht, meinte meine Großmutter. Wen sollte ich auch mit einer gefälschten Bilanz meines Lebens überzeugen? Mich, meinen Gott? Also: Bücher offenlegen. Da gibt es unter den Passiva diesen fiesen Geiz, eine Todsünde, so hieß es früher. Tödlich, in der Tat, vor allem für die, vor denen dieser Geiz die Augen verschließt und das Herz, weil er Angst hat. Angst, zu wenig zu bekommen; Angst, in die roten Zahlen zu kommen. Tödlich aber auch für die Geizigen. Denn die Geschäftsbeziehungen Gottes gelten allen Menschen. Auf demselben Tisch, auf dem sie das große Kontokorrent-Buch aufschlug, füllte meine Großmutter einmal im Jahr die Spenden-Überweisungen aus. Das gehört dazu. Meinte sie. Wenn sie diese Arbeit getan hatte, sah sie auch richtig fröhlich aus. Fotos: pixelio / Kathrin Antrak; esz / Archiv Geben macht glücklich, habe ich da gelernt. Dass Menschen, die arbeitslos sind oder arm, kaum noch etwas geben können, nimmt ihnen viel. Freude auf jeden Fall, auch die Würde des Schenkenden.»Herz, zerreiß des Mammons Kette«, heißt es in einer Bach-Kantate. So einfach ist das gar nicht. Ich habe es erst gelernt, als ich verstanden habe, dass man das Kostbarste im Leben nicht kaufen kann: Die Liebe. Nur mit sehr viel Liebe kann auch unser Vater im Himmel uns hartherzige Menschen ertragen, und nur aus Liebe hat Jesus unser Leben geteilt. Die Liebe vertreibt den Geiz aus den Herzen, denn Liebe will sich verschenken, nur so bringt sie Zins und Zinseszins. Als ich das verstanden habe, da habe ich auch gespürt, wie glücklich es macht, wenn die Liebe die Ketten des Mammons zerspringen lässt. Ich ahne, dass sich damit gut leben lässt und zuletzt auch sterben. Dann werden die Bücher meines Lebens aufgetan. Und die Bilanz meines Lebens? Ich stelle mir vor: bezahlt, quittiert. Mein Leben: Ein Gewinn. Wie sieht es aus mit Ihrer Bilanz? Wenn Sie mögen, schreiben Sie mir an die Evangelische Sonntags-Zeitung. Ich antworte Ihnen gerne. Angela Rinn ist Pfarrerin in Mainz-Gonsenheim. Schreiben Sie ihr an die Evangelische Sonntags-Zeitung (Rechneigrabenstraße 10, Frankfurt am Main). Wir leiten den Brief ungeöffnet weiter.

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