Schaden die Exportüberschüsse Deutschlands anderen Ländern?
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- Fritz Weiß
- vor 6 Jahren
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1 1 Schaden die Exportüberschüsse Deutschlands anderen Ländern? Von vielen Seiten in Deutschland und aus der EU werden Stimmen laut, die die deutschen Exporterfolge kritisieren, weil die zu hohen Exportüberschüsse anderen Volkswirtschaften schaden. Aber ist diese Kritik berechtigt und schadet Deutschland durch seinen Exportüberschuss wirklich andere Länder? Die EU erwägt sogar im Rahmen einer Überprüfung der Wettbewerbsfähigkeit der EU-Länder eine Strafe gegen die Länder einzuführen, die zu hohe Handelsdefizite oder zu hohe Exportüberschüsse im Handel mit anderen Volkswirtschaften aufbauen. Deutschland hat seit mehr als einem Jahrhundert eine große Tradition als Exporteur von Maschinen und technischen Einrichtungen. Der deutsche Diplom-Ingenieur hat in der gesamten Welt einen ausgezeichneten Ruf als Konstrukteur von betriebssicheren und leistungsfähigen Maschinen. Auch die deutschen Autos sind in der ganzen Welt sehr beliebt.
2 2 Um diese Produkte zu erzeugen, werden die verschiedensten hochwertigen Rohstoffe benötigt. Deutschland ist aber ein Land ohne wesentliche Rohstoffvorkommen so dass der größte Teil der benötigten Rohstoffe auf dem Weltmarkt eingekauft werden muss und, um diese bezahlen zu können, muss Deutschland einen großen Teil der im Land erzeugten Produkte exportieren. In den letzten Jahrzehnten war die deutsche Binnenkonjunktur sehr schwach, und zum Teil sogar rückläufig. Sie reichte nicht aus, um die Wirtschaft in Gang zu halten. Man muss auch berücksichtigen, dass im innerdeutschen Handel in einem sehr großen Umfang Waren verkauft werden, die nicht in Deutschland, sondern im Ausland erzeugt wurden und daher nicht sonderlich zur Schaffung von Mehrwerten im Land beitragen. In den Jahren 2008 und 2009 haben wir eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise erlebt, in der die Exporte um mehr als ein Drittel zurückgingen, weil plötzlich die Aufträge aus dem Ausland ausblieben und der Mangel an Aufträgen ist praktisch das Schlimmste, das in einem produktiven Gewerbe geschehen kann. Besonders wurden die Automobilindustrie mit ihren
3 3 Zulieferfirmen und der Maschinenbau durch diese Krise in Mitleidenschaft gezogen. Die Medien verbreiteten monatelang Hyobsmeldungen über die zu erwartende hohe Arbeitslosigkeit. Diese Wirtschaftskrise kam wie ein Tsunami über die Weltwirtschaft. Viele Menschen waren der Überzeugung, dass der Auftragsrückgang in der Automobilindustrie und im Maschinenbau vorwiegend darauf zurückzuführen sei, dass die deutsche Technik zu veraltet sei und sich deshalb keine Abnehmer mehr finden würden. Dabei war der Auftragsrückgang von mehr als 40 Prozent beim japanischen Autohersteller Toyota, der vor der Krise in den Medien als einer der fortschrittlichsten Autobauer der Welt gelobt wurde, noch größer als die Umsatzverluste der deu-schen Konkurrenten. In den rot-grünen Kreisen wurden und wird noch heute die Meinung vertreten, dass die deutschen Exporte wegen der zu hohen Exportüberschüsse anderen Ländern nur Schaden zufügen würden. Sie sind sogar der Ansicht, dass die deutsche Wirtschaft vollkommen umgekrempelt werden müsse und dass nur noch Anlagen für die Verarbeitung von umweltschonenden regenerativen Rohstoffen gebaut und exportiert werden sollten.
4 4 Aber gerade die Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 sollte allen Menschen klar gemacht haben, dass der Export für Deutschland eine Lebensnotwendigkeit ist. Ob aber die deutschen Exportüberschüsse anderen Volkswirtschaften Schaden zufügen, soll in den folgenden Ausführungen untersucht werden. Deutschland exportiert keine Produkte, die sogenannte Ladenhüter sind; die von deutschen Unternehmen hergestellten Produkte helfen vielmehr wegen ihrer Leistungsfähigkeit und Betriebssicherheit anderen Ländern, ihre Industrie zu entwickeln und die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Mit den exportierten Maschinen wird gleichzeitig ein berträchtliches Know-How mitgeliefert, das den ausländischen Kunden hilft, selbst Produkte von hoher Qualität herzustellen. Damit erhalten die ausländischen Kunden gleichzeitig die Möglichkeit einer wesentlich schnelleren und nachhaltigen industriellen Entwicklung, verbunden mit einer höheren Mehrwertbildung. Das ist eine tatkräftige Entwicklungshilfe vor Ort. Deutschland kauft im Ausland nicht nur Rohstoffe ein, sondern auch Maschinen-Aggregate,
5 5 die nach den Angaben deutscher Auftragsgeber angefertigt und in deren Maschinen eingebaut werden. Auf diese Weise profitiert Deutschland von den Möglichkeiten des globalen Marktes und ist in der Lage, auf der ganzen Welt seine Produkte zu verkaufen, und in anderen Ländern Arbeitsplätze zu schaffen, was auch in Deutschland Arbeitsplätze sichert. Fig. 1 Ein Vergleich des Diagramms (Fig.1) der deutschen Exporterlöse mit dem der deutschen Importe bestätigt, dass beide Diagramme fast das gleiche Profil haben, nur auf unterschiedlichem Niveau. Die deutschen Importzahlen erhöhen sich,
6 6 wenn die Exporte ansteigen. Und umgekehrt verringern sich die Importe, wenn sich die deutschen Exporte verringern. Dies veranschaulicht die Bedeutung Deutschlands im globalen Warenaustausch, denn die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie übt auch einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung anderer Länder insbesondere der Schwellenländer - aus. Rund ein Drittel der Exporte Deutschlands gehen in die Länder der EU, auch diese Länder profitieren von der Qualität der aus Deutschland gelieferten Produkte. Da die deutsche Industrie fast immer seine Lieferungen in Euro berechnet, müssen auch die Kunden außerhalb der Euro-Zone in Euro-Währung zahlen, was gleichzeitig für einen stabilen Euro sorgt, von dem alle Länder der EU-Zone profitieren. Deutschland ist ein bedeutender Akteur im weltweiten Warenaustausch. Viele deutsche Firmen haben Niederlassungen auf der ganzen Welt und tragen zur positiven Entwicklung anderer Länder bei.
7 7 Wenn jedoch Deutschland wegen seines angeblich zu großen Exportüberschusses gegenüber anderen Volkswirtschaften bestraft wird, dann wird das negative Rückwirkungen auf den Wohlstand in den Ländern der EU haben, weil die deutsche Industrie sicherlich nicht ihre Produktion bremsen wird. Man wird vielmehr einen großen Teil der Produktionen in die Länder verlagern, in denen man willkommen ist und ohne politische Bremse handeln kann. Und das werden sicherlich keine Länder der EU sein. Abgesehen davon ist eine derartige Handlung gegen jegliche wirtschaftliche Vernunft gerich-tet. Denn man würde in der Euro-Zone den Druck reduzieren, der erforderlich ist, um große Anstrengungen bei der Entwicklung neuer Produkte zu machen, um auf dem Weltmarkt bestehen zu können. Auch die Wirtschaftskraft in den Ländern der EU wird geschwächt. Deutschland ist in der EU der größte Zahler, und die deutschen Abgeordneten in Brüssel und Straßburg müssen selbstbewusst auftreten und dort die legitimen Interessen ihres Landes vertreten, die für die anderen Länder der EU ebenfalls von Vorteil sind.
8 8 Nun sind die deutschen Exportüberschüsse wahrlich nicht übertrieben. Das kommunistische China hatte 2010 einen Exportüberschuss von 2,5 Billionen Euro angesammelt, und der deutsche Gesamt-Exportüberschuss betrug nur 185 Milliarden Euro. China ist gerade dabei, die Staatsanleihen schwacher europäischer Länder wie Irland, Portugal und Spanien aufzukaufen. China denkt dabei aber nicht an eine Wohltätigkeit den Europäern gegenüber, sondern man will den europäischen Markt wirtschaftlich erobern. Die Exportüberschüsse der Länder, die auf den internationalen Märkten aktiv sind, schaden mit Sicherheit nicht anderen Ländern. Sie schaffen mit ihren Exporten auch keine Ungleichgewichte auf dem Weltmarkt. Aber die Länder, die schlecht wirtschaften, hohe Staatsschulden aufgebaut haben und dadurch in finanzielle Probleme geraten, sind die Verursacher von Ungleichgewichten auf dem Weltmarkt. Denn sie schaden im Falle einer Insolvenz ihren Gläubigern, die auf einen Teil ihrer Gelder verzichten müssen. März 2011
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