Orkan ERWIN am 8. Januar 2005
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- Nicole Langenberg
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1 Orkan ERWIN am 8. Januar 2005 Mit einer kräftigen westlichen bis südwestlichen Strömung wurden vom 7. bis 11. Ungewöhnlich milde Luftmassen nach Norddeutschland geführt. In diesem Zeitraum bildete sich das Sturmtief ERWIN, das in der Nacht zum 8. Januar auf Irland übergriff und nicht nur im nördlichen Europa, sondern auch in Norddeutschland Böen bis Orkanstärke auslöste, durch die schwere Schäden entstanden. In Großbritannien wurden gewaltige Überschwemmungen ausgelöst (Abb. 1) die mehrere Ortschaften, besonders aber die Stadt Carlisle stark in Mitleidenschaft zogen. Fähr- und Zugverbindungen wurden unterbrochen, Dächer abgedeckt, Bäume entwurzelt. Laut dpa wurde durch das aufgewühlte Meer vor Sylt so viel Sand abgetragen, dass die Insel an der Südspitze um 20 m kürzer wurde. Insgesamt fanden 14 Menschen den Tod. Im Laufe des 7. Januars führte Sturmtief ERWIN so milde Luft heran, dass in der Nacht zum 8. in Teilen Norddeutschlands die höchsten Tiefstwerte seit mehr als 100 Jahren verzeichnet wurden (siehe Artikel: Neue Rekordtemperaturen im Januar 2005). ERWIN folgte Orkantief GERO nach, das sich bis auf 945 hpa vertiefte und am 11. und 12. über den Norden der Britischen Inseln hinwegzog, wodurch wiederum dort und in Skandinavien schwere Schäden verursacht wurden. Sein Windfeld erreichte Norddeutschland nur in abgeschwächter Form mit höchsten Böen bis Windstärke 10. Schon im Dezember 2004 hatten sich über dem Nordatlantik 3 Tiefdruckgebiete entwickelt, die sich auf einen Kerndruck von weniger als 950 hpa verstärkten. Die Tiefs zogen wegen des kräftigen, zeitweise weit nach Norden (bis 45 N) verlagerten Azorenhochs auf meist nördlichen Zugbahnen über das Nordpolarmeer ostwärts, so dass sich ihre Windfelder den deutschen Küstenraum nur streiften. Die höchsten Windgeschwindigkeiten traten in der vorletzten Dezemberwoche auf und erreichten in Böen maximal um 100 km/h. Gleich nach Jahresbeginn hatte es dann im norddeutschen Küstengebiet Sturmböen bis Orkanstärke gegeben, die durch ein Tiefdrucksystems über der Norwegischen See und Nordskandinaviens am 2. Januar hervorgerufen wurden. Abb. 2: Zugbahn von Orkantief ERWIN am 7. und 8. Januar 2005
2 Das Tief ERWIN bildete sich am 7. auf dem mittleren Nordatlantik als Wellentief an einer Kaltfront. Seine Entwicklung wurde durch seine Lage auf der Vorderseite eines markanten Kurzwellentroges (Abb. 3, Berliner Wetterkarte) stark gefördert. Gegen Mitternacht erreichte es mit einem Kerndruck von 980 hpa bereits den Norden Irlands (Abb. 4, Berliner Wetterkarte). Bis zu den Mittagsstunden des 8. gelangte das Sturmtief in die Norwegische See, wobei es sich bei einem Druckfall von bis zu 10 hpa in 3 Stunden auf 960 hpa vertieft hatte. Seine Kaltfront überquerte um die Mittagsstunden Norddeutschland (Abb. 5, Terra- Satellit der NASA) und die Windrichtung drehte von Südwest auf Westsüdwest bis Die stärksten Windgeschwindigkeiten traten dann in dem nachfolgenden Trog auf, im Westen von den Mittagsstunden an, in Vorpommern in den Nachmittags- und Abendstunden. Auf den Inseln und an den Küsten von Nord- und Ostsee wurden verbreitet Böen von Orkanstärke (mehr als 117 km/h) verzeichnet (Abb. 6a, b). Stundenwerte der maximalen Windgeschwindigkeit vom Januar ,0 Windgeschwindigkeit in km/h 140,0 120,0 100,0 80,0 60,0 40,0 20,0 List / Sylt Orkanstärke max. Böe max. 10-min.Mittel 0, Uhrzeit (MEZ) und Datum Abb. 6a: Stundenwerte der maximalen Windgeschwindigkeit in List/Sylt Im norddeutschen Flachland traten nur örtlich diese hohen Windstärken auf (Abb. 7, 8). Die höchste Windgeschwindigkeit registrierte der Brocken/Harz mit 166 km/h gefolgt von List/Sylt mit 148 km/h (Tab. 1). 140,0 Stundenwerte der maximalen Windgeschwindigkeit vom Januar 2005 Windgeschwindigkeit in km/h 120,0 100,0 80,0 60,0 40,0 20,0 Arkona / Rügen Orkanstärke max. Böe m ax. 10-m in.mittel 0, Uhrzeit (MEZ) und Datum Abb. 6b: Stundenwerte der maximalen Windgeschwindigkeit in Arkona/Rügen Auch in den Höhenlagen Süddeutschlands (Weinbiet, Fichtelberg) wurden lokal noch Orkanböen verzeichnet (vgl. Tab. 1), meist war es aber windschwächer.
3 Tab. 1: Spitzenböen am 8. Januar 2005 Station Spitzenböe Spitzenböe (km/h) (Bft) Brocken List auf Sylt Fichtelberg Weinbiet Helgoland Deutsche Bucht Arkona Sankt Peter-Ording Westermarkelsdorf Greifswalder Oie Boltenhagen Schwerin Zugspitze Putbus Leck Neubrandenburg Feldberg/Schwarzwald Rostock-Warnemünde Schleswig Kahler Asten Boizenburg Norderney Bremerhaven Wernigerode Ueckermünde Cuxhaven Emden Hamburg-Fuhlsbüttel Die mittleren Windgeschwindigkeiten waren meist um 2 Bft. niedriger als die Böen. Die höchsten 10-Minutenmittel lagen bei Windstärke 10, vereinzelt auch bei 11 Bft (vgl. Abb. 9, 10). Nur auf dem Brocken blies der Wind zwischen 9 und 14 Uhr durchweg in Orkanstärke (vgl. Abb. 11). In der Nacht zum 09. erreichte das Orkantief den Bottnischen Meerbusen, womit der Wind über Norddeutschland wieder abflaute, wohl aber Schäden im Baltikum und im nordwestlichen Russland (u.a. in St. Petersburg durch Überschwemmungen) verursachte. Die Wahrscheinlichkeit, dass Böen dieser Stärke auftreten, lag in Norddeutschland überwiegend bei weniger als 5 % (vgl. Abb. 12). Abb. 12: Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten maximaler Windgeschwindigkeiten Windgeschwindigkeit (km/h) 140,0 120,0 100,0 80,0 60,0 40,0 20,0 0,0 List / Sylt JAN FEB MRZ APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ 99 % P erzentil 95 % P erzentil 90 % P erzentil 75 % P erzentil 50 % P erzentil
4 Abb. 1: Auswirkungen von Orkan ERWIN Hexham in Großbritannien (Quelle: Spiegel online) Esbjerg (Hafen) in Dänemark (Quelle: Spiegel online)
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12 Stundenwerte der maximalen Windgeschwindkeit vom Januar 2005 Windgeschwindigkeit in km/h 120,0 100,0 80,0 60,0 40,0 20,0 Hamburg - Fuhlsbüttel Orkanstärke max. Böe max. 10-min.Mittel 0, Uhrzeit (MEZ) und Datum ,0 Windgeschwindigkeit in km/h 160,0 140,0 120,0 100,0 80,0 60,0 40,0 Brocken / Harz Orkanstärke max. Böe max. 10-min.Mittel 20,0 0, Uhrzeit (MEZ) und Datum
13 Stundenwerte der maximalen Windgeschwindigkeit vom Januar ,0 100,0 München-Stadt Orkanstärke max. Böe max. 10-min.Mittel Windgeschwindigkeit (km/h) 80,0 60,0 40,0 20,0 0, Uhrzeit (MEZ) und Datum ,0 Windgeschwindigkeit in Km/h 100,0 80,0 60,0 40,0 20,0 Wendelstein Orkanstärke max. Böe max. 10-min.Mittel 0, Uhrzeit (MEZ) und Datum
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