Rede Bürgermeister Karl-Willi Beck Biomasseheizkraftwerk Holenbrunn am
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- Nikolas Amsel
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1 1 Rede Bürgermeister Karl-Willi Beck Biomasseheizkraftwerk Holenbrunn am Liebe Spatenstichgäste, in Abwandlung des Zitates Neil Armstrong darf ich Ihnen heute zurufen: Ein vermeintlich kleiner Spatenstich heute aber ein großer Schritt für die Bürgerinnen und Bürger Wunsiedels und der Region. Ist doch dies heute der für jeden erkennbare Weg der SWW Wunsiedel GmbH in die erneuerbaren Energien. Am Ende dieses Weges wird die zumindest summarische Vollversorgung der SWW Wunsiedel GmbH mit regional erzeugtem Storm aus erneuerbaren Energien stehen. Bezüglich der ständigen Verfügbarkeit der erneuerbaren Energien wünschen wir Herrn Dr. Popp nach seiner aufsehenerregenden Doktorarbeit beste Erkenntnisse zu den richtigen Speichertechniken, dann werden wir Stück für Stück auch diese Hürde im Einsatz der erneuerbaren Energien meistern. Für die SWW Wunsiedel GmbH selbst, ist der heutige Spatenstich auch aus dem Gesichtspunkt der Stromerzeugung heraus ein wichtiger Schritt. Vor gut 100 Jahren starteten die Stadtwerke Wunsiedel mit einem alten U-Boot-Dieselmotor die
2 2 Stromversorgung mit eigenerzeugtem Strom und heute nach 100 Jahren begeben wir uns mit dem Bau dieses Heizkraftwerkes wieder deutlich back to the roots. Wir leben in energiepolitisch bewegten Zeiten. Kaum jemand bestreitet, dass unsere Energieversorgung grundlegend umgebaut werden muss. Zum einen ist das deshalb nötig, weil die fossilen Ressourcen irgendwann aufgebraucht sein werden. Vor allem aber deshalb, weil der Klimawandel uns alle bedroht und wir deshalb die Produktion von Kohlendioxid drastisch senken müssen. Ausschließlich erneuerbare Energien zu nutzen, wird daher für künftige Generationen die einzig mögliche Lösung sein. So weit trägt der Konsens, doch sehr unterschiedliche Meinungen gibt es bei der Frage der Zeithorizonte und der Frage, wie genau der Weg in eine rein regenerative Energieversorgung gestaltet werden soll. Wir in Wunsiedel möchten uns bei diesem Thema das Motto global denken, lokal handeln zu Eigen machen. Wie die Weichen auf bundespolitischer Ebene gestellt werden, darauf haben wir keinen Einfluss. Aber wir, die Stadt Wunsiedel und die SWW Wunsiedel, können sehr wohl vor der eigenen Haustüre die aus unserer Sicht nötigen Schritte tun. Das heißt: Wir werden bei der Energieversorgung unserer Haushalte und Betriebe immer stärker erneuerbare Quellen
3 3 einbeziehen. Und zwar werden wir nicht einfach zum Beispiel Ökostrom einkaufen, sondern nach und nach immer mehr Energie hier vor Ort produzieren. Langfristig kann die Region Wunsiedel somit energieautark werden, also ihren Strom- und Wärmebedarf aus eigenen Anlagen decken, in denen Energieträger aus der Umgebung verwendet werden. Eine solche Anlage ist der Anlass, aus dem wir heute hier versammelt sind. Wir feiern den ersten Spatenstich für das Biomasseheizkraftwerk Holenbrunn. In dieses Großprojekt sowie in die ebenfalls bereits geplante und im Bau befindliche Dorfheizung Breitenbrunn werden in den nächsten zwei Jahren insgesamt rund 13 Millionen Euro investiert. Die künftigen Nahwärmenetze sind noch nicht berücksichtigt. Hier steht ein Volumen von weiteren 10 Mio. in den nächsten fünf Jahren an. Gut angelegtes Geld, denn es kommt sowohl Umwelt und Klima als auch den hier lebenden Menschen zugute. Das Biomasseheizkraftwerk verwandelt Holz aus der Region zu Energie für die Region, wie Ihnen Herr Krasser noch näher erläutern wird. Als Partner konnten wir die GELO Holzwerke GmbH aus Weißenstadt gewinnen. Das renommierte Unternehmen hat gemeinsam mit der SWW Wunsiedel eine GmbH für den Bau des Heizkraftwerks gegründet. Außerdem
4 4 wird GELO den Energierohstoff Holz liefern. Wir freuen uns sehr auf eine gute Zusammenarbeit zu beiderseitigem Nutzen. Im Biomasseheizkraftwerk wird ausschließlich heimisches Holz verfeuert. Das ist klimaneutral, verringert die Abhängigkeit von Energieimporten, ist für den Rohstoff Holz eine in allen Teilen des Holzes optimale Veredelung und bedeutet erhebliche aktive Wertschöpfung für unsere Region. Dieser Bau vor dem wir stehen trägt dazu bei, hier vor Ort vorhandene Arbeitsplätze zu sichern und er schafft neue Beschäftigung. Ich denke da zum Beispiel an Zulieferbetriebe, die an den Gewerken direkt beteiligten Firmen und an die Logistik in punkto Holz. Den Land- und Forstwirten erschließen sich neue Einkommensquellen. Sonst nicht genutzte Nebenprodukte wie Rest- und Schwachholz und das in doch erheblichen Mengen anfallende Flurholz können verwendet werden. Und natürlich sind derartige Investitionen auch gute Chancen für die Finanzwirtschaft in unserem Fall für die Sparkasse Hochfranken. Das Biomasseheizkraftwerk vereint, wie Sie sehen, ökonomische und ökologische Vorteile. Damit erfüllt es die Grundvoraussetzungen für jedes Vorhaben im Bereich der Energieversorgung.
5 5 Mit Projekten wie dem, dessen Umsetzung wir heute beginnen, können wir selbst aktiv werden und der SWW Wunsiedel eröffnet sich ein neues Geschäftsfeld. Zudem schaffen wir attraktive Perspektiven für unsere Bürgerinnen und Bürger. Das ist meines Erachtens eine wesentlich bessere Strategie, als die abnehmenden Einwohnerzahlen in unserer Region einfach hinzunehmen bzw. zu beklagen. Nicht von ungefähr stößt deshalb das Biomasseheizkraftwerk in der Bevölkerung auf breite Zustimmung. Meine Damen und Herren, Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen, ist längst nicht mehr nur ein ökologisches Feigenblatt. Vieles, was noch vor 20 Jahren als Spinnerei galt, wird heute allerorten umgesetzt und die technologische Entwicklung schreitet rasch weiter voran. In diesem Sommer wurde eine Studie mit dem Titel Energiekonzept 2050 vorgelegt, die der ForschungsVerbund Erneuerbare Energien durchgeführt hat und an der viele renommierte Institute beteiligt waren. Danach ist eine zuverlässige, sichere, kostengünstige und robuste Energieversorgung in unserem Land möglich, die zu 100 Prozent auf erneuerbaren Energien basiert. Eine solche nachhaltige Versorgung sei bis Mitte des Jahrhunderts realisierbar, meinen die Experten. Dafür ist allerdings eine anhaltende Innovationsdynamik unabdingbar. In dem uns
6 6 möglichen Rahmen möchten wir dazu beitragen, die nötigen Innovationen voranzutreiben zum Beispiel mit der Kombination Biomasseheizkraftwerk und Dorfheizung. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien wird allerorten gefordert. Politiker sollten meiner Ansicht nach daran gemessen werden, ob sie dem tatsächlich Taten folgen lassen. Die Zahlen zeigen: Ab etwa der Jahrtausendwende ist der Anteil von Biomasse, Wasser, Wind und Geothermie an der Energieversorgung Deutschland rasant gestiegen. Doch es gibt immer noch sehr viel zu tun. Nur wenn wir jetzt zügig voranschreiten und handeln, können die ehrgeizigen Ziele, die wir uns angesichts der aktuellen Entwicklungen insbesondere auch beim Klimaschutz ja selbst verordnet haben, erreicht werden. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung, die Laufzeiten für Kernkraftwerke zu verlängern, aus meiner Sicht zumindest diskussionswürdig. Als Brückentechnologie zum Zeitalter der Erneuerbaren eignet sich die Stromgewinnung aus Kernkraft nach Aussagen der Fachleute nur bedingt. Kernkraftwerke sind träge, können also nicht schnell hochgefahren werden. Gerade aber die schwankende Stromproduktion von regenerativen Anlagen, insbesondere von Windenergie- und
7 7 Photovoltaikanlagen, lässt sich deshalb mit Kernkraftwerken kaum ausgleichen. Vielmehr brauchen wir bessere Speichertechnologien und intelligentere Stromnetze, um das Potenzial der regenerativen Energien voll ausschöpfen zu können. Einen wichtigen Vordenker haben wir dazu mit Dr. Matthias Popp ja direkt in unserer Stadt. Wichtig ist: je mehr Strom und Wärme wir aus Biomasse, Sonnenenergie und Windkraft produzieren, desto billiger wird diese Erzeugung. Das hat mit niedrigeren Kosten bei Massenproduktion zu tun. Außerdem entstehen die meisten Innovationen dann, wenn man Ideen in der Praxis ausprobiert. Natürlich erfordert das zunächst einmal eine Menge Geld, doch auch in die Kernkraft wurde am Anfang sehr viel Geld gesteckt. Und das mit ungewissem Ausgang. Die Anschubfinanzierung für die regenerativen Energien wird sich rechnen, wie zum Beispiel das Energiekonzept 2050 belegt. Eine Kernaussage dieses Konzepts lautet: Eine Energieversorgung allein durch erneuerbare Energieträger wird auch volkswirtschaftlich bei optimaler Auslegung zumindest nicht teurer sein als das gegenwärtige System.
8 8 Was heißt das? Die Zukunft gehört der dezentralen Energieerzeugung, in die heute schon viele Stadtwerke wie die SWW Wunsiedel investieren. Eine solche Energieversorgung ist nachhaltig, hat kein Endlagerproblem, kommt der Region zugute, schont das Klima und die Umwelt. Auf der Liste der Ziele, die ich mir für meine Amtszeit gesetzt habe, steht das Thema Energie auf jeden Fall ganz oben. Konkret wird die Stadt Wunsiedel die SWW Wunsiedel umfassend dabei unterstützen, möglichst viele regenerative Ressourcen im maximal möglichen Umfang zu nutzen und wir werden uns als Stadt noch in diesem Winter der Thematik Klimaschutz und zukunftsgerichtetes Energiemanagement auch kommunalpolitisch ganz gezielt annehmen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Wir sprechen immer von kwh, Joule und sonstigen technischen Werten, die sicher wichtig sind. Um den nachhaltigen Wert zu verstehen müssen wir dies übersetzen und in Euro ausdrücken. Geld das hier bleibt und nicht nach Arabien oder Russland abwandert.
9 9 Stellen wir das ganze auf den derzeitigen Ölpreis von ca. 68 Cent / l brutto ab. Dann ergibt sich nur durch die Wärme der hier erzeugten Pellets eine regionale Wertschöpfung von 9,5 Mio. pro Jahr. Hierzu kommt der vor Ort produzierte Strom mit ca. 1,3 Mio. obendrauf. Bei derzeitigen Energiepreisen also rund 11 Mio. per anno die nicht abfließen sondern hier für Kaufkraft sorgen. Bei einem Ölpreis von einem Euro (hatten wir bereits Ende 2008) sind wir schon bei 14 Mio. und keiner weiß, wie sich die Energiepreise in der Zukunft entwickeln werden.
10 10 Ich darf zusammenfassen: Wir gehen als SWW Wunsiedel GmbH zusammen mit unserem Partner der Fa. GELO aus Weißenstadt durchaus ein unternehmerisches Risiko ein, das wir vorher natürlich sorgfältig abgewägt haben. Wir tun dies zugunsten Regionaler Wertschöpfung und Arbeitsplätze (rd. 10 Vollzeit-AP) Dezentraler nachhaltiger weil aus vor Ort nachwachsenden Rohstoffen gespeisten Energieversorgung Einer ökologisch und wirtschaftlich sinnvollen Energieversorgung Einer bestmöglichen und kreislauforientierten Nutzung bzw. Wertschöpfung unseres heimischen Rohstoffes Holz Wir tun dies mit dem Wissen, dass wir als lokale Entscheidungsträger große Gestaltungsmöglichkeiten haben, dabei aber auch eine hohe Verantwortung tragen und zwar für das was wir tun und für das was wir nicht tun. Wir brauchen die Laufzeitverlängerung der AKW hier nicht zu diskutieren, weil wir auf diese Entscheidung wenig Einfluss nehmen können.
11 11 Die Bundesregierung und die sie tragenden politischen Kräfte haben in diesem Zuge ein eindeutiges Bekenntnis zur Priorität der regenerativen also erneuerbaren Energien abgegeben. Damit haben alle Verantwortlichen aber auch eine hohe Verantwortung auf sich geladen denn genau vor dieser Aussage haben wir unsere Investitionsentscheidung hier getroffen. An diese Verantwortung werden wir die hohe Politik und die Bundesregierung immer wieder zu erinnern haben. Und aus dieser Verantwortung da bin ich mir ganz sicherwird sie auch nicht entlassen. Und zwar weder von uns als regionalen Entscheidungsträgern für diese bevorstehende wichtige Investition, noch von der großen Mehrheit aller Deutschen wenn es darum geht das politische Handeln von den Wählern bestätigen zu lassen. Ich danke allen die an diesem Projekt als Ideengeber, als Planer, als Finanzierer mitgewirkt haben sowie all denen die es an welchen Stellen und Schalthebeln auch immer konstruktiv begleitet haben. Liebe Anwesende - freuen wir uns in diesem Sinne auf eine gute Zukunft.
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