Die internationale Crowdfundingszene in starken Bildern, ausdrucksvollen Berichten und brisanten Interviews

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1 Die internationale Crowdfundingszene in starken Bildern, ausdrucksvollen Berichten und brisanten Interviews Magazin für innovative Finanzstrategien FOODIST Gründerteam Im Gespräch mit Yorck Hernandez Gründer und CEO von CrowdPatent Deutschland 7.20 Österreich 8.20 Im Gespräch mit Dr. Rainer Schenk Ausgabe 4 Jahrgang 1 Juli-August 2015 b-cared Notfall App für Senioren Im Gespräch mit den Gründern von LightFin Crowdfunding für Autoren im Gespräch mit Benjamin Spang Dr. Michael Gebert / Crowdfunding Manager/in IHK Im Gespräch mit Robin von Hein CEO und Gründer von simplesurance

2 Im Gespräch mit Birgitta Stolze Geschäftsführerin der LLS ROWIAK Stellen Sie sich doch kurz unseren Lesern vor! Mein Name ist Birgitta Stolze, ich bin Geschäftsführerin der LLS ROWIAK LaserLabSolutions GmbH und habe das Unternehmen Ende 2013 aus der ROWIAK GmbH ausgegründet. Ich bin Biologin mit Erfahrung in medizinischer Forschung, Strategie- und Managementberatung für Life Sciences sowie Start-up Finanzierung und entwicklung und war bis Juni 2014 Mitglied der Geschäftsführung ROWIAK GmbH. Wie haben Sie sich als Gründerteam gefunden? In der ROWIAK GmbH sind die Geräte, die wir in der LLS ROWIAK in den Labormarkt bringen wollen, entwickelt worden. Das interdisziplinäre Team bestehend aus Biologen, Physikern und Ingenieuren, das in der ROWIAK daran gearbeitet hat, ist mit in die LLS ROWIAK LaserLabSolutions GmbH gewechselt. Die ROWIAK selbst beschäftigt sich jetzt ausschließlich mit den medizintechnischen Produkten. Was steckt hinter LLS ROWIAK? Wie schon gesagt ist die LLS ROWIAK LaserLabSolutions eine Ausgründung der 60

3 ROWIAK GmbH, die selbst Ende 2013 aus der Abteilung Biomedizin des Laserzentrums Hannover ausgegründet wurde. Wesentliche Mitarbeiter der ROWIAK und jetzt auch der LLS ROWIAK kamen aus dem Laserzentrum. Ich selber habe mich damals um die Gründungsfinanzierung gekümmert. Was sind Ihre Produkte? Basistechnologie der LLS ROWIAK ist das dreidimensionale, kontaktfreie laserbasierte Schneiden kombiniert mit Bildgebungsverfahren, also ein Sehendes Messer. Bei unserem Lasermikrotom TissueSurgeon wurde das in einem herkömmlichen Mikrotom schneidende mechanische Messer durch ein Lasermesser ersetzt. Das Schneiden erfolgt kontaktfrei und ermöglicht es, sogar Hartgewebe (z.b. Knochen, Zähne) oder Gewebe mit Implantaten wie z.b. Titanschrauben oder Stents in den Gefäßen ohne aufwendige vorherige Präparation zu schneiden. Benötigt wird ein Mikrotom vor allem in der Histologie zur Herstellung von mikrometerdünnen Gewebeschnitten von Gewebeproben und Biopsien, diese werden dann nach spezifischer Färbung vom Pathologen mikroskopisch auf Veränderungen untersucht. Unser TissueSurgeon bietet auch einen neuen Standard von Qualitätskontrolle, denn durch die integrierte Bildgebung bestimmt und kontrolliert der Anwender wo und wie er schneidet. Der TissueSurgeon ist multifunktional, auch dreidimensionale Gewebeblöckchen für molekularbiologische Untersuchungen können geschnitten werden. Dies erlaubt z.b. einen tieferen Einblick in die Prozesse an Implantatgrenzflächen und hilft somit die Sicherheit dieser Medizinprodukte zu verbessern. Ebenso findet der TissueSurgeon Anwendung in der mikroskopischen Analyse und Qualitätskontrolle von Kunststoffen. Auch hier gibt es Probleme mit dem klassischen Mikrotom, z.b. eine neuentwickelte Styroporverpackung für mikroskopische Analysen zu schneiden ohne die innere Struktur zu zerstören. Die Präzision des Schneidens haben wir noch gesteigert in unserem zweiten Gerät, dem CellSurgeon, indem wir hochauflösende Mikroskopie und Laserschneiden in einem Instrument vereinen. Das System ist so modular auf gebaut, dass es kombinierbar ist mit verschiedenen Mikroskopietechniken und somit vom selektiven Schneiden einzelner Zellen oder Zellorganellen bis zur in Vivo Manipulation im Kleintiermodell adaptierbar ist. Anwendungen sind etwa das Schneiden einzelner subzellulärer Bestandteile, wie etwa die Mikrofilamente des Stützgerüstes der Zelle. Das ist z.b. interessant um die Flexibilität von gesunden Zellen im Vergleich zu Tumorzellen zu untersuchen. Im Tiermodell wird der CellSurgeon z.b. in der Thromboseforschung eingesetzt. Mit dem Laser werden kleine Blutgerinsel induziert und deren weitere Entwicklung z.b. die Auflösung durch Medikamente dann online beobachtet und vermessen. Die Lasersysteme sind marktreif, derzeit gehen wir den internationalen Markteintritt an. Die Anwendungen in der medizinischen, pharmazeutischen und biologischen Forschung sind extrem mannigfaltig. Wie sieht das Geschäftsmodel aus? LLS ROWIAK LaserLabSolutions versteht sich nicht als reiner Gerätehersteller, sondern als Lösungsanbieter für Gewebe- und Zellpräparation in Pharma, Biotech, Life Sciences und Materialforschung sowie in der Werkstoff-Schadens- und Qualitätsanalyse. Natürlich verkaufen wir gern unsere Lasersysteme, aber wir bieten zusätzlich zu Wartung und Gerätetraining auch Dienstleistungen wie Probenschneiden oder kundenspezifische Geräte- und Applikationsentwicklung an. Für den TissueSurgeon werden auch Verbrauchsmaterialien zur optimalen Durchführung des Präparationsprozesses angeboten. Die Lasersysteme sind marktreif, derzeit gehen wir den internationalen Markteintritt an. Wie groß ist der Markt für Ihre Produkte? Der Mikroskopiemarkt wird durch elementare neue Entwicklungen in Optik und Lasertechnologie bestimmt. Diese ermöglichen innovative und noch präzisere Methoden in Medizin und Forschung, die neue Einblicke in bisher noch unbekannte Dimensionen von Zellen und Geweben eröffnen, die mit herkömmli-chen Technologien nicht erreichbar sind. Es ist zu erwarten, dass diese neuen Technologien zukünftig immer mehr zum Standard in der biologischen und medizinischen Forschung werden. Schätzungsweise erreicht der gesamte, aber doch diversifizierte Mikroskopiemarkt im Jahr 2017 ein Volumen von etwa 9 Milliarden US-Dollar. 61

4 Wir sind in einer Situation, wo wir für Risikokapital und Private Equity zu klein sind und für eine Bankenfinanzierung zu jung sind. Das Marktvolumen für die Systeme von LLS ROWIAK LaserLabSolutions wird in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich 200 Millionen Euro erreichen, von dem LLS ROWIAK LaserLabSolutions einen Marktanteil von 5-10 % anstrebt. Wer ist die Zielgruppe für die Produkte? Unsere Kunden sind die Forschung und Entwicklung in Pharma, Biotech, Medizin und Tissue Engineering Auftragslabore, sogenannte CROs, & Histologielabore sowie die Materialforschung & Qualitätskontrolle. Die Gewebepräparation im Labor ist eine nicht zu ersetzende Methode für die Histopathologie, die noch immer eines der wichtigsten Diagnostikverfahren in der Medizin zur Diagnose von Tumoren, aber auch anderen Erkrankungen ist. Das Verfahren ist aufwändig. Bis zum exakten Ergebnis dauert es i.d.r. mehrere Tage. Wer schon einmal auf ein solches Untersuchungsergebnis gewartet hat, weiß wie quälend diese Zeit ist. Mit unserem TissueSurgeon spart ein Histologielabor insbesondere bei der Herstellung von Schnitten schwieriger Gewebeproben wie Knochen oder implantanthaltiger Gewebe enorm an Zeit. Davon profitieren auch die Medzintechnikhersteller, die bei der Durchführung ihrer vorklinischen Tests erheblich an Zeit sparen und ihre Produkte so eher in den Markt bringen können. Die Zeitersparnis kann leicht einige Monate betragen. Auch der Materialverlust wird minimiert, sodass insgesamt weniger Probenmaterial benötigt wird. Letztendlich profitiert auch der Patient, der früher mit moderner Medizintechnik versorgt werden kann. Der CellSurgeon bietet ein Handwerkszeug für Wissenschaftler in Medizin und Life Sciences, mit dem Fragestellungen erstmals angegangen werden können, die mit Mikroskopie oder biochemischen Verfahren allein nicht lösbar sind. Warum habt Ihr euch bei der Finanzierung für ein Crowdinvesting entschieden? Wir sind in einer Situation, wo wir für Risikokapital und Private Equity zu klein sind und für eine Bankenfinanzierung zu jung sind. Die neue Form des Crowdfunding 62

5 erscheint uns deshalb als eine interessante Alternative. Das Risiko wird auf viele Schultern verteilt, und wir stellen fest dass viele unserer Investoren ein technisches oder medizinisches Verständnis für unser Projekt mitbringen. Was erhalten Investoren, wenn Sie bei euch investieren? Als Investor in ein Start-up wie unseres erhält man eine hohe Renditechance durch Teilnahme am Unternehmensgewinn, allerdings auch verbunden mit einem hohen Risiko. Die Laufzeit des partiarisches Darlehens ist 5 Jahre mit Auszahlung bei Ablauf bzw. beim Exit. Wir haben eine Ziel- und Basisplanung erstellt und danach liegen die Renditeerwartungen zwischen 24% und 33% interner Kapitalverzinsung pro Jahr. Wie habt Ihr Euch auf die Kampagne vorbereitet? Wie eben erwähnt haben wir einen Businessplan erstellt, mit einer sorgfältigen Finanzplanung. Darüber hinaus haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie und mit welchen Instrumenten wir uns und unsere Crowdfunding-Kampagne bekannt machen und Investoren überzeugen, ein Prozess der auch kontinuierlich weiter läuft. Wie wichtig ist es für eine Kampagne, die Medien und die Sozialen Medien mit einzubeziehen? Es ist wichtig, beide Arten von Medien zu nutzen. Wobei wir die sozialen Medien mehr auf fachlicher Ebene nutzen. Unsere Systeme sind sehr technisch, und es würde unser kleines Team überfordern, wenn wir ständig auf Facebook reagieren müssten. Wir haben sehr gute Erfahrung mit den lokalen Medien gemacht, die Rückmeldungen auf einen Artikel in der Lokalzeitung haben uns überrascht. Mehrere interessierte Bürger haben uns danach besucht für eine Demonstration und dann investiert. Auch Vorträge sind ein wichtiges Instrument. Mein Fazit ist, dass der persönliche Kontakt nicht zu vernachlässigen ist. Warum sollten sich Investoren diese Chance nicht entgehen lassen? Eine Investition in LLS ROWIAK ist äußerst attraktiv, weil es die Teilnahme an einem schnellwachsenden Markt in den Bereichen Life und Material Sciences und den Zugang zu hochinnovativen marktreifen Lasersystemen ermöglicht. Ein valider Stamm an potentiellen Käufern haben wir schon aufgebaut, ein hohes Wertschöpfungspotential ist zu erwarten. Was passiert mit dem Kapital nach erfolgreichem Funding? Wir wollen in Vertrieb und Marketing investieren. Wir brauchen ein weiteres Demogerät unseres TissueSurgeons, die Nachfrage nach Demos bei potentiellen Kunden ist da. Weiterhin wollen wir deshalb unser Team im Vertrieb verstärken. Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren? In fünf Jahren sind wir international in den für uns wichtigsten Zentren in Europa, Nordamerika und Asien vertreten und platzieren etwa Geräte / Jahr. Wichtig ist mir auch bis in 5 Jahren einen Prozess angestoßen zu haben, der die gesamte Histopathologie schneller und umweltfreundlicher macht, dazu können unsere Geräte viel beitragen, und letztendlich profitiert der Patient. In fünf Jahren sind wir international in den für uns wichtigsten Zentren in Europa, Nordamerika und Asien vertreten und platzieren etwa Geräte / Jahr. 63