Benefizveranstaltung Zonta-Club

Transkript

1 Rede Oberbürgermeister Anlässlich der Benefizveranstaltung des Zonta-Clubs, am , 17:00 Uhr, Krefelder Hof - das gesprochene Wort gilt Seite 1 von 14

2 Frau Präsidentin, liebe Nicole Grigat, liebe Mitglieder des Zonta Clubs, liebe Gäste, Viviane Reding würde ganz bestimmt sehr gut in den Kreis der Krefelder Zonta-Damen passen. Sie wissen wer gemeint ist: die rührige EU-Justiz-Kommissarin aus Luxemburg. Ich werde nicht aufgeben, stellte sie am vergangenen Dienstag fest, als sie von der Mehrheit der EU-Kommissare ganz überwiegend Männer zurückgepfiffen wurde. Ihr Projekt, verpflichtend eine Frauen-Quote bei der Besetzung von Führungsämtern in der Wirtschaft einzuführen, ist vorerst auf Eis gelegt. Seite 2 von 14

3 Vermutlich hat hier wieder einmal das automatische Männernetzwerk funktioniert, wie das seit Jahrtausenden üblich ist. Es war die Schriftstellerin Marie von Ebner- Eschenbach, die schon vor mehr als einem halben Jahrhundert dieses System entlarvte, als sie feststellte, Zitat: Eine kluge Frau hat Millionen geborener Feinde alle dummen Männer. Gegen eine solch breite Front kann ein eigenes Netzwerk von Frauen recht nützlich eingesetzt werden. Immerhin seit 30 Jahren gibt es in Krefeld das Frauen-Netzwerk Zonta, die Gemeinschaft von Seite 3 von 14

4 Frauen, die selbständig oder in führenden Positionen beruflich tätig sind. Ich danke Ihnen, verehrte Frau Präsidentin Grigat, für die Einladung. Ich bin gern gekommen, um Ihnen zum runden Geburtstag Glückwünsche und Grüße der Stadt Krefeld zu überbringen. Die Grüße gelten vor allen den Gründerinnen, von denen gewiss einige heute mit einiger Zufriedenheit an der Geburtstagsfeier teilnehmen können. Die Krefelder Zonta-Mitglieder treffen sich an jedem zweiten Donnerstag im Monat hier in Seite 4 von 14

5 diesem Hause. Dem Vernehmen nach sind die Zonta-Abende immer gut besucht. Der Club ist gewiss nicht nur deshalb so lebendig und gut frequentiert, weil die Mitglieder ein gemeinsames Lebensgefühl und viele Erfahrungen teilen und aus der gewünschten Bekanntschaft viele gute Freundschaften entstanden sind. Der Zusammenhalt wird auch dadurch gefördert, dass man gemeinsam Ziele verfolgt, die außerhalb der unmittelbar eigenen Interessen liegen. Die Satzung gibt die Zielrichtung an: Zonta will ganz allgemein die Lebenssituation von Frauen in rechtlicher, wirtschaftlicher, Seite 5 von 14

6 gesellschaftlicher und beruflicher Hinsicht verbessern. Das dokumentiert die zweite Jubiläumszahl. Ich habe die Ehre und Freude, mit Ihrer Geburtstagsfeier zugleich auch die 25. Benefizveranstaltung Ihres Clubs zu eröffnen. Ich nehme an, dass der Erlös der vergangenen 24 Veranstaltungen sich in Euro und Cent errechnen lässt. Da muss ein stolzer Betrag zusammenkommen, denn neulich hörte ich von meiner glücklichen Stellvertreterin Karin Meincke, dass sie für ihr Stups-Projekt rekordverdächtige Euro entgegennehmen konnte. Seite 6 von 14

7 Für Ihr 25. Benefiz-Projekt haben Sie sich eines der brisantesten und schwierigsten Sozialprobleme ausgesucht. Jeder kennt es, denn es liegt sozusagen auf der Straße, und jeder ist schon einmal darüber gestolpert. Gemeint sind die Obdachlosen, vor allem die obdachlosen Frauen Menschen, die aus dem Rahmen der Gesellschaft herausgefallen sind, denen wir vor allem in unserer Innenstadt an einigen Plätzen immer wieder begegnen. Liebe Gäste. Der Sozialetat der Stadt übersteigt seit Jahren immer wieder die 250-Millionen-Grenze. Er ist Seite 7 von 14

8 der größte Posten unserer städtischen Ausgabenwirtschaft. Enthalten sind auch die Kosten, die den Menschen zugewendet werden, die in Krefeld auf der Straße leben. Generationen engagierter Fachleute haben versucht, dieses Problems Herr zu werden, einerseits diesen Mitbürgern zu helfen, andererseits auch die Stadt von solchen Bildern freizuhalten. Alle Mühen waren vergebens im Gegenteil: Die Zahl der Obdachlosen wächst, und sie wächst in einer alarmierenden Qualität: Immer mehr jüngere Menschen und immer mehr Frauen werden obdachlos. Seite 8 von 14

9 Über die Ursachen dieses Phänomens ließe sich viel sagen. Hinter der Zahl von mehreren hundert Obdachlosen in Krefeld stehen bedrückende Einzelschicksale. Und wir teilen wohl alle das Gefühl, dass auch eine gesamtgesellschaftliche Beteiligung darin liegt, dass manche Menschen heutzutage überfordert aus den Zusammenhängen aussteigen, herausgedrängt werden oder herausfallen. Aber letztlich wird doch jede Gesellschaft daran gemessen, wie sie mit ihren schwächsten Gliedern umgeht. Im Rathaus haben wir einsehen müssen, dass wir mit Seite 9 von 14

10 unseren bürokratisch organisierten Mitteln diese Mitbürger kaum noch erreichen. So wie die Sozialverwaltung ist auch die Sozialpolitik an diesem Thema gescheitert. Gerade deshalb bin ich persönlich allen Kräften in den Krefelder Hilfsorganisationen, die sich um die Obdachlosen kümmern, besonders dankbar. Hier ist vor allem die Diakonie zu nennen, die unter anderem das Asyl an der Lutherstraße betreibt. Insbesondere bewundere ich die Frauen und Männer, die sich seit einigen Jahren in der Obdachlosenhilfe zusammengefunden haben und mit dem Sozialkaufhaus in Uerdingen die Seite 10 von 14

11 Mittel erwirtschaften, die sie dieser Hilfe zuwenden. Tatsächlich sind wohl individuelle mitmenschliche Sorge und tätige Nächstenliebe das einzige Rezept, mit den obdachlosen Menschen umzugehen. Dazu hat nicht jeder die Kraft. Die Mitglieder der Obdachlosenhilfe handeln deshalb in unser aller Namen. Der Winter steht vor der Tür. Jetzt wird die Hilfe besonders dringlich. Gerade jetzt kommt dieser Benefizabend zur rechten Zeit. Die Obdachlosenhilfe setzt den Kältebus ein, organisiert medizinische Hilfe, warme Kleidung, Schlafsäcke und Zelte. Diese Seite 11 von 14

12 Helfer sind in unser aller Namen tätig. Sie verdienen unser aller Unterstützung. Die Obdachlosen haben bisher in Krefeld kaum eine Lobby. Der Zonta-Club Krefeld gibt mit diesem Benefizabend ein Beispiel, dem hoffentlich andere Organisationen folgen werden, um die Obdachlosenhilfe auf ähnliche Art zu unterstützen, und das die Politik ermutigt, humanitäre Hilfe auch da zu verwirklichen, wo sie die Verhältnisse nicht ändern kann. Darüber hinaus aber haben Rat, Verwaltung und alle Bürger vor allem die Aufgabe, die Ursachen dieser wachsenden Obdachlosigkeit Seite 12 von 14

13 besser zu erkennen und früher abzufangen. Auch darauf macht uns dieser Abend aufmerksam. Sehr geehrte Damen des Zonta-Clubs. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer lebendigen, tatkräftigen Gemeinschaft. Sie erleben als Zeitzeugen die umwälzenden Veränderungen mit, die sich gerade bei der Stellung der Frauen in unserer Gesellschaft in diesen Jahrzehnten vollziehen. Noch wehren wir Männer uns erfolgreich dagegen, in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft das Heft komplett aus der Hand zu geben. Hoffen wir, dass es gelingt, die Gesellschaft so in ein neues Gleichgewicht zu bringen, dass die Zonta- Seite 13 von 14

14 Clubs nicht eines Tages die besondere Förderung der Interessen der Männer in ihre Satzung aufnehmen müssen. Für heute Abend wünsche ich Ihnen, dass Sie vor dem ernsten Hintergrund Ihres Benefiz- Projektes frohe und ermutigende Stunden mit Ihrer großen Gästeschar erleben und am Ende gemeinsam mit der Obdachlosenhilfe einen schönen Erfolg erzielen können. Noch einmal mit großem Respekt: Herzlichen Dank für Ihr großes Engagement in Krefeld und herzlichen Glückwunsch zum Club-Jubiläum. Seite 14 von 14