Mehr als Bücher 60 Jahre Bibliotheksarbeit in Nordschleswig



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Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig Mehr als Bücher 60 Jahre Bibliotheksarbeit in Nordschleswig Mehr als Bücher 60 Jahre Bibliotheksarbeit in Nordschleswig ISBN 978-87-993421-0-5

1 Mehr als Bücher 60 Jahre Bibliotheksarbeit in Nordschleswig Festschrift zum 60. Jubiläum der Gründung des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig Apenrade 2009

2 3 Inhaltsverzeichnis Fit für die Zukunft - Vorwort des Vorsitzenden Philipp Iwersen... 5 60 Jahre Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig - Nis-Edwin List-Petersen... 8 Vorsitzende und Vorstandsmitglieder des Büchereiverbandes... 37 Leiter, Bibliothekare und hauptamtliche Mitarbeiter der Büchereien... 38 Mitarbeiter 2009... 42 Bücher nach wie vor die Hauptattraktion Neue audiovisuelle Medien - Ingela Wieking... 44 Die Nordschleswigsammlung Das geschichtliche Gedächtnis der Minderheit - Jørgen Nissen... 46 Die Kinder- und Jugendbibliothek - Bibliothek der Nutzer von Morgen - Silke Amthor... 48 Die Einrichtungen - Zentrale und Filialen - Nis-Edwin List-Petersen... 52 Fahrbüchereien Medien auf Rädern - Monika Knutzen... 58 Schulbibliotheken in Nordschleswig - Silke Amthor... 63 Nis-Edwin List-Petersen Mehr als Bücher 60 Jahre Bibliotheksarbeit in Nordschleswig Festschrift zum 60. Jubiläum der Gründung des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig Redaktion und Layout: Nis-Edwin List-Petersen Korrektur: Silke Amthor, Monika Knutzen, Jørgen Nissen, Ingela Wieking Herausgeber: Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig 2009 Deutsche Büchereizentrale Apenrade Gesamtherstellung: Hausdruckerei der Büchereizentrale Schleswig-Holstein ISBN 978-87-993421-0-5 Medien für Sehbehinderte - Jørgen Nissen... 66 Leihverkehr - Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken - Ingela Wieking... 68 Die Büchereien und das Internet der Online-Katalog - Jørgen Nissen... 70 Artothek - Ingela Wieking... 72 Zwischen Deutschland und Dänemark - Kooperation mit den Systemen - Nis-Edwin List-Petersen... 74 Die Büchereien als Kulturzentrum - Lesungen, Musik, Theater und vieles mehr - Nis-Edwin List-Petersen... 76 Über die Konditorkunst - Siegfried Lenz... 80 Zur Strafe, Bücher - Günter Grass... 82 Die Bibliothek der Zukunft - Versammlungshaus und Meine Bibliothek - Jens Thorhauge... 84 mehr als Bücher! - Dr. Heinz-Jürgen Lorenzen... 90 Grußwort - Dr. Volker Klotz... 94 Quellen- und Literaturverzeichnis, Bildnachweis... 96 Adressen der Einrichtungen... 97

4 5 Fit für die Zukunft Die führende Persönlichkeit in der dänischen Wirtschaft Mærsk Mc-Kinney Møller vom weltweit agierenden Konzern A.P.Møller Mærsk A/S hat mit dem kurzen aber prägnanten Satz "Med rettidig omhu" ein Leitmotiv des verantwortlichen Handelns für sich und alle Mitarbeiter des Konzerns gegeben. Frei übersetzt heißt das in etwa "Mit rechtzeitiger Sorgfalt". Es kann auch für Vorstand wie für Mitarbeiter des Verbandes deutscher Büchereien Nordschleswig ein eh- ausschlaggebend, sondern das Engagement, die Mitverantwortung und die innovative Bereitwilligkeit aller sind die Pfeiler der Brücke, die in die Zukunft trägt. Unser LOGO das stilisierte Buch, liegt offen vor uns, die Seiten wollen nur umgeschlagen werden, farblich abgestimmt vom hoffnungsvollen Grün über Gelb ins Rote bis zum tiefen Blau der Erkenntnis. Greif zu! Tauche hinein in die wundersame Welt des Lesens. Dort, wo die Phantasie des Lesers die Figuren formt und Bilder in sekundenschnelle vor dem inneren Auge vorbeirauschen. Wie eine Formel von Albert Einstein die Welt veränderte, kann nur nachgelesen, nicht nachempfunden werden. Die Noten eines Mozart ermöglichen dem

6 7 kundigen Leser, sich musikalisch daran zu erfreuen. Ja, das Buch lebt und wird auch in Zukunft ein wichtiger Kulturträger sein. Aus dieser Überzeugung heraus Wir wären unserem Auftrag nicht gerecht, wenn wir allein auf den Verleih von Büchern gesetzt hätten. Die Beiträge in der vorliegenden Schrift sind ein redliches Zeugnis der vielseitigen Entwicklung der Büchereien. Ganz mit Recht ist daher dem oben genannten LOGO die Aussage "Mehr als Bücher" hinzugefügt worden. Dieses Mehr wird anschaulich in den Beiträgen dieser Schrift dargestellt. In der Terminologie oft unverständlich wer kann schon mit den Begriffen wie Terabytes, CD-Roms, DVD, MP3, Software-FL3, OPAC etc. etwas anfangen aber in der Funktion wird alles schließlich verständlich und logisch. Ton-, Bild- und Datenträgersysteme sind es, die uns bisher ungeahnte Informationsmöglichkeiten bieten. Nicht alle brauchen alles, aber für den Einzelnen sind die neuen medialen Technologien eine ungeheure Chance, die zu nutzen viele unserer Leser durchaus verstehen. Allein die Tatsache, dass man nicht vor Ort sein muss, um eine Bestellung aufzugeben, ist für den Abseitswohnenden ein Gewinn. Über das Internet ein Buch suchen und bestellen ist machbar, was beispielsweise dazu geführt hat, dass ein Leser von der Insel Bornholm Literatur bei der Bücherei in Apenrade bestellt hat und diese per Frachtpost des dänischen Büchereidienstes zugeschickt wurde. Auch auf diesem eher technischen Sektor sind wir Fit für die Zukunft. Als Verband der Büchereien der deutschen Volksgruppe sind wir in aller erster Linie ein Dienstleistungsunternehmen für unsere heimischen Mitglieder und Leser. Mit Genugtuung können wir aber auch feststellen, dass wir sowohl den deutschen, als auch den dänischen Online Systemen (Internetpräsenz) angeschlossen und dadurch international erreichbar und Teil eines weltweiten Informationssystems geworden sind. Neue Aufgaben sind dadurch auf unsere bibliothekarischen Berater zugekommen. Die Beratungsfunktion bekommt einen neuen Level wenn aufgrund der kurzen Transaktionswege wissenschaftliche Institute bei der Suche nach deutschen Fachbüchern den online Weg über die Büchereizentrale Apenrade wählen. Anspruchsvoll ja, aber auch hier gilt: ben. Auf uns wartet somit ganz sicher eine Flut ständiger neue Aufgaben von der öffentlichen Hand. Es soll immer Platz sein für Ideen und Wünsche unserer Leser und anderer Mediennutzer. Auch Vorstand und Mitarbeiter sind aufgefordert, Visionen zu entwickeln. nierenden englischen Sprache. Als Vorsitzender des Verbandes deutscher Büchereien in Nordschleswig habe ich die Vision, dass wir - zumindest hier im Landesteil - dieser Entwicklung Einhalt gebieten können. Zusammen mit anderen Trägern deutscher Sprache und Kultur müssen wir Ideen und Programme entwickeln, die vor allem auch der Mehrheitsbevölkerung die Augen öffnen für die Schönheit und den Mehrwert der deutschen Sprache. Altmeister Goethe soll doch nicht vergeblich formuliert haben: September 2009 "Weite Welt und breites Leben, langer Jahre redlich Streben. Stets geforscht und stets gegründet, nie geschlossen, oft gegründet. Ältestes bewahrt mit Treue, freundlich aufgefasstes Neue. Heitern Sinn und edle Zwecke: Nun! Man kommt wohl eine Strecke." In diesem Sinne: Fit für die Zukunft. Philipp Iwersen Vorsitzender Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig Der Verband deutscher Büchereien ist nunmehr 60 Jahre alt. Davor gab es auch eine Buchausleihe mit deutscher Literatur in Nordschleswig, lokal und ganz anders organisiert und verwaltet. In der Zeit vor uns zukünftig wird es auch so sein. Anders als heute, gewiss aber nicht weniger interessant und wichtig. Die dass das staatliche Organ "Biblioteksstyrelsen" 2008 in "Styrelsen for Bibliotek & Medier" umorganisiert worden ist. Da wir per Gesetz zuschussberechtigter Teil des dänischen Bibliotekssystems sind, unterliegen wir auch den gleichen

8 9 60 Jahre Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig Vorgeschichte Deutsche Büchereien in Nordschleswig entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunächst in den Städten, später auch im ländlichen Bereich, meistens in Verbindung mit den örtlichen Schulen. Nach 1920 baute die Deutsche Volksgruppe unter dem Dach des Wohlfahrts- und Schulvereins ihr eigenes Bibliothekswesen auf und brachte es bis zum Ende des 2. Weltkrieges auf insgesamt 90 Büchereien. Nach Kriegsende kam der größte Teil dieser deutschsprachigen Kulturarbeit mehr oder weniger zum Erliegen und konnte nur noch ehrenamtlich und sehr eingeschränkt angeboten werden. Gründung des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig Nach Gründung des Bundes deutscher Nordschleswiger und der Wieder- oder Neugründung deutscher Schulen und des Deutschen Schul- und Sprachvereins in Nordschleswig stand sehr bald der Wiederaufbau des Büchereiwesen an. Die Initiative hierfür ging von den beiden Hauptpersonen der bisherigen Bibliotheksarbeit aus: Frederik Christensen, der ab 1925 als Hauptbibliothekar maßgeblich am Aufbau des Büchereiwesens der Minderheit beteiligt gewesen war, und Peter Callesen, der die Fortführung dieser Arbeit in gleicher Funktion ab 1937 vorangetrieben hatte. Im Herbst 1949 lädt er zusammen mit dem Leiter des Sekretariats der deutschen Volksgruppe, Redakteur Jes Schmidt, für den 16. Oktober zu einer Tagung des deutschen Büchereiwesens in Nordschleswig in das Theaterhotel von großer Bedeutung sei, da auf ihr der neue Verband und die neue Form des deutschen Büchereiwesens in Nordschleswig beschlossen werden solle. Die Tagesordnung steht unter der Überschrift Neu-Ordnung des Büchereiwesens und beinhaltet einen Vortrag von Peter Callesen über den aktuellen Stand des Büchereiwesens und einen Vortrag von Bibliotheksrat Dr. Schriewer, dem Leiter der Zentrale für deutsches Büchereiwesen, Flensburg, zum Thema Wiederaufbau des Büchereiwesens. Der Nordschleswiger schrieb von einem erschütternden Bericht, den Peter Callesen abgegeben hätte. Anfang April verfügte man über ein gut ausgebautes Büchereiwesen mit acht Kleinstadtbüchereien, die in eigenen Räumen untergebracht waren. Der Rest der insgesamt 90 Büchereien war in Schulen und z. T. in Privathäusern untergebracht. Ca. 9.000 Leser hätten im letzten Kriegsjahr 150.000 Entleihungen vorgenommen. Die Zahl der Bücher lag bei ca. 70.000. Nach Kriegsende wurde der größte Teil der Büchereileiter verhaftet, die Räume standen oftmals verwaist oder wurden durch Flüchtlinge, ausländische des führte zu einer Bestandsreduzierung von 25-30%. Ein erheblicher Teil des Restbestandes ging mehr oder weniger freiwillig an die dänische Flüchtlingsadministration, die große Lager mit deutschen Flüchtlingen zu verwalten hatten. Von den ca. 70.000 Bänden sind 1949 nur noch ca. 26.000 erhalten und diese in einem teilweise katastrophalen Zustand. Dr. Schriewers Ausführungen über die Situation im Landesteil Schleswig sind nicht weniger deprimierend. Von den ursprünglich 250 Büchereien arbeiten nur noch 30 und die personelle Besetzung und Finanzausstattung lassen keinen zügigen Wiederaufbau erwarten. Im Anschluss an die Ausführungen erfolgt der Beschluss über die Gründung des Verbandes Deutscher Büchereien in Nordschleswig und Verabschiedung der Satzung der neuen Organisation samt die Wahl des ersten Vorstandes des Verbandes. In zehn Paragraphen ordnet man die neue Struktur des Verbandes, die zunächst einen engen Schulterschluss mit dem bisherigen Träger, dem Schul- und Sprachverein vorsieht. Der Vorstand setzt sich aus vier Vertretern der Landbüchereien, zwei Vertretern der Stadtbüchereien und einem Vertreter des Schul- und Sprachvereins zusammen. Zum ersten Vorsitzenden wählt man den vorgenannten ehemaligen Hauptbibliothekar und Geschäftsführer des Schul- und Sprachvereins, Frederik Christensen aus Apenrade. Peter Callesen Frederik Christensen

10 11 Wiederaufbau und Konsolidierung Von den im Herbst 1944 existierenden Büchereien sind Ende 1949 nur noch sechs im Betrieb und das auch nur sehr eingeschränkt. 1950 berichtet Peter Callesen, dass der Tiefpunkt überwunden sei. Die ersten neuen Bücher sind im Mai 1950 eingetroffen, und einige Büchereien haben schon wieder an drei Wochentagen geöffnet. Callesen beschreibt in einem Beitrag in der Zeitschrift Die Heimat die Bibliotheksarbeit wie folgt: Im Ringen um die kulturelle Verbindung mit dem Muttervolk hat das Buch im schleswigschen Grenzraum neben der Schule eine entscheidende Bedeutung... Die Büchereiarbeit hat nicht den Sinn, dass sie den Blick verengt und einseitig einer Propaganda dient, sie soll den Menschen fördern, ihn zu einem vertiefenden Verständnis des Lebens führen und ihn darü- diese Möglichkeiten ergriffen werden, dann dient die Bücherei auch dem Frieden im Grenzland, weil innerlich gefestigte Gegner auch zu Partnern werden können. Mit dieser Ausrichtung beschreitet der neue Verband den Weg, der auch in der Bibliotheksarbeit von einem Gegeneinander über ein Nebeneinander und einem Miteinander zu einer Kooperation auf Augenhöhe führen wird. 1957 öffnet Annemarie Bade die Bücherei Apenrade montags bis freitags von 15-18.30 Uhr. Die gleichen Öffnungszeiten bieten Frieda Langlo in Hadersleben und Elly Gröndahl in Sonderburg an. Die Bücherei Tondern von Marie Hecker öffnet montags und mittwochs von 14-17.45 Uhr. In Hoyer und Lügumkloster sowie in den Büchereien in den deutschen Schulen gibt es einmal wöchentlich Öffnungszeiten. Die Büchereien verzeichnen für 1958/59 insgesamt 4.346 Leser und 76.587 Entleihungen. In Tondern ist 1959 die Neugestaltung der Bücherei abgeschlossen, und die Bücherei Sonderburg bezieht in diesem Jahr die bisherigen Räume der deutschen Schule am Ringreiterweg. 1960 erfolgt die Renovierung der Bücherei in Hadersleben. 1961 stellt die Stadt Apenrade dem Büchereiverband das Grundstück Ecke Westerstraße/Königin Margrethenweg in Aussicht. Damit ist der Weg für den Neubau von Zentralbücherei und Büchereizentrale frei. Die Generalversammlung des Verbandes am 24.02.1960 verabschiedet die ersten einschneidenden Satzungsänderungen und gibt die enge Verbindung zum Schul- und Sprachverein auf, die in den ersten Satzungen von 1949 festgelegt worden war. Vorsitzender bleibt Frederik Christensen, zu Beisitzern werden Dr. Hans Heinrich Hansen, Hadersleben, Dr. Niels Wernich, Sonderburg, Enemark Jörgensen, Tondern, Franz Lessow, Hoyer, Wilhelm Deichgräber, Schellerup und Jürgen Lorenzen, Rothenkrug, gewählt. Anfang der sechziger Jahre kommt es zu einem Rückgang der Entleihungen insbesondere auf dem Lande. Die Zentralisierung der Schulen und der damit verbundene Wegfall von kleinen mit diesen verbundenen Standortbüchereien sind hierfür der wesentliche Grund. Dies veranlasst den Büchereiverband, einen Versuch mit dem Einsatzes eines Bücherbusses zu unternehmen. Der Erfolg dieses Projektes führt dazu, dass der Vorstand 1963 beschließt, einen Büchereibus mit festen Regalen anzuschaffen. Ab 1965 übernimmt Dieter Grigat einen wesentlichen Teil dieser Arbeit und 1967 beginnt Teodor Petersen seine Arbeit in der Fahrbücherei. 1968 genehmigt die schleswig-holsteinische Landesregierung die Mittel für die Anschaffung eines zweiten Bücherbusses. 1972 nimmt Knud Nissen seine Arbeit in der Fahrbücherei 2 auf und 1979 sieht sich der Verband aufgrund der kaum zu bewältigenden Nachfrage genötigt, einen weiteren Bücherbus anzuschaffen und die Fahrbücherei mit Richard Jörgensen zu besetzen. Dieser kündigt jedoch nach nur vier Monaten. Seine Nachfolgerin ist Telse Griffel. Die neue Büchereizentrale und Zentralbücherei Vom dem schon erwähnten Ankauf des Grundstückes an der Westerstrasse in Besichtigung des Bauplatzes 1965 - v.l. Peter Gorrsen MF, BDN-Hauptvorsitzender Harro Marquardsen, die Architekten Hans Thiellesen und Peter Jürgensen, Staatsminister Jens Otto Krag, Generalsekretär Rudolf Stehr, Dr. J.A. Rimstad MF, der spätere Staatsminister Poul Schlüter MF, Schulrat Arthur Lessow und Abteilungsleiter Brockmeyer vom dänischen Innenministerium Fahrbüchereien

12 13 Apenrade 1963 vergehen bis zur Fertigstellung des Neubaues noch dreieinhalb Jahre. Vorsitzender des Bau-Ausschusses ist Apotheker Dr. Hans Heinrich Hansen aus Hadersleben. Entworfen und gezeichnet wird die neue Büchereizentrale von den Architekten Gisela und Peter Jürgensen aus Hadersleben, die Bauaufsicht führt der Architekt Hans Thiellesen aus Apenrade. Begonnen wird mit einem ganz unterkellerten Eisenbeton-Skelettbau am ter umbautem Raum sowie 95 Quadratmeter für eine Hausmeisterwohnung werden bebaut. Die Bausumme liegt bei 1,9 Millionen Kronen, die hauptsächlich von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Schleswig-Holstein zur Verfügung gestellt werden. Einen beachtlichen Anteil ergibt jedoch eine Schulsammlung des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes, der die Sammlung des Jahres 1964 dem Neubau der Büchereizentrale in Apenrade gewidmet hat. Richtfest der neuen Büchereizentrale 1967 - der Verbandsvorsitzende Frederik Christensen begrüßt die Gäste u.a. v.l. BDN-Generalsekretär Rudolf Stehr, Hauptbibliothekar Peter Callesen, Rektor Peter Jessen Sönnichsen und Frau sowie Architekt Hans Thiellesen Einweihung der Büchereizentrale 1967 - v.l. Stiftsamtmann Vagn Hansen, Grete Wehner, Botschafter Dr. Simon, Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen Herbert Wehner, BDN-Hauptvorsitzender Harro Marquardsen, Kultusminister Claus-Joachim von Heydebreck und der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig, Frederik Christensen sche Fragen Herbert Wehner und des schleswig-holsteinischen Kultusministers Claus-Joachim von Heydebreck die feierliche Einweihung des neuen Gebäudes statt, dass nun sowohl die Zentralbücherei Apenrade, als auch die Büchereizentrale des Verbandes beherbergt. Damit endet ein langjähriges Provisorium, bei dem die Bücherei Apenrade im Theaterhotel und die Büchereizentrale seit 1960 in der Mühlenfurt und in einem Klassenraum der Deutschen Schule Brunde (Rothenkrug) untergebracht waren. Gleichzeitig halten das Deutsche Generalsekretariat des Bundes Deutscher Nordschleswiger und eine Reihe weiterer Verbände mit ihren Verwaltungen Einzug ins neue Haus, das damit den ersten Schritt auf dem Weg zum neuen kulturellen Zentrum der Minderheit in Nordschleswig macht.

14 15 Der neue Leiter und der neugewählte Vorstand stehen vor der Aufgabe, die Bibliotheksarbeit der Minderheit den Erfordernissen der sich wandelnden Gesellschaft anzupassen. Dies hat sowohl Konsequenzen für den Bestandsaufbau als auch für ein erweitertes Kulturangebot in Form von Ausstellungen, Lesungen und Literaturcafés mit einer breiten Palette von Veranstaltungen. Beim Bestandsaufbau sind es insbesondere die Musikabteilung mit Schallplatten sowie ein erheblich vergrößertes Angebot an Zeitungen und Zeitschriften, die für einen wesentlichen Anstieg der Entleihungen sorgen. Ab 1983 beginnt die Ausleihe von Musikkassetten. Eine weitere Abteilung verdankt ihre Existenz dem besonderen Interesse des neuen Büchereidirektors an Kunst. Er beginnt den Aufbau einer Kunstsammlung, aus der später die Artothek der Zentralbücherei hervorgehen wird. Knapp 17 Jahre nach Fertigstellung des Neubaues muss dem gestiegenen Platzbedarf in Apenrade mit einem Erweiterungsbau Rechnung getragen werden. Dieser kann im Mai 1984 mit einem festlichen Kulturprogramm eingeweiht werden. Kinder- und Jugendarbeit Kristel Thomsen Generationswechsel Hans Walter Petersen Wesentliches Anliegen der Büchereiarbeit ist seit jeher die literarische Betreuung von Kindern und Jugendlichen. Dem trägt der Büchereiverband 1977 mit der Einstellung der Kinder- und Jugendbibliothekarin Vera Hütte in besonderer Weise Rechnung. Sie kooperiert mit den Schulbibliothekaren der Kinderabteilung der Zentralbücherei Apenrade Mit der Inbetriebnahme der neuen Büchereizentrale und Zentralbücherei haben die beiden Protagonisten der deutschen Bibliotheksarbeit in Nordschleswig - Frederik Christensen und Peter Callesen - die Krönung ihres Lebenswerks erreicht. Anfang 1970 erklärt Peter Callesen, dass er als Bibliothekar ausscheiden will und Frederik Christensen teilt anlässlich der Generalversammlung des Verbandes 1972 mit, dass er keine weitere Wahl annehmen wird. Ebenso hat Dr. Hans Heinrich Hansen, der wesentlichen Anteil am Zustandekommen des neuen Gebäudes in Apenrade gehabt hat, schriftlich den Rücktritt von seinem Vorstandsposten mitgeteilt. Damit geht die Ära der Aufbaupioniere nach dem 2. Weltkrieg zu Ende. Zum neuen Büchereidirektor und Nachfolger von Peter Callesen wählt der Vorstand am 25. Februar 1970 den aus Schleswig stammenden Diplom-Bibliothekar Hans Walter Petersen, der seit 1964 Leiter der ersten Fahrbücherei in Flensburg gewesen ist. Er tritt seinen Dienst am 10. August 1970 an. Nachfolgerin des Vorsitzenden Frederik Christensen wird im Juni 1972 die Bibliothekarin Kristel Thomsen, Gravenstein. Dem neuen Vorstand gehören neben ihr Detlef Kirchhübel, Osterhoist, Harald Kaufmann, Sonderburg, Annelise Meyer, Hadersleben, und Peter Callesen an, der erst 1975 aus dem Vorstandsamt ausscheidet.

16 17 Die Filialen deutschen Schulen und entwickelt mit diesen auf die Bedürfnisse dieser Zielgruppe besonders abgestimmte Programme. Ihre Nachfolgerin wird 1994 die jetzige Bibliothekarin Silke Amthor. Höhepunkte dieser Arbeit sind die jährlich buchwochen im Herbst. Silke Amthor intensiviert die Zusammenarbeit mit den Schulen durch monatliche Treffen mit den Schulbibliothekaren. Ein Resultat dieser Arbeit ist der Ausbau der Leseförderung und das Erstellen von Leseund Themenkisten. Lese- und Themenkiste Die Filialen sind von Anfang an in ehemaligen Einfamilienhäusern untergebracht und leiden im Laufe der Zeit unter Platzmangel bzw. an einem erheblichen Renovierungsbedarf. In seinem Jahresbericht 1978 kann Hans Walter Petersen mitteilen, dass die Bücherei in Hadersleben durch Einbeziehung des bisherigen Vortragsraumes des Schulvereins eine Erweiterung des Platzangebotes von 30% erreichen konnte, über die sich die gerade neueingestellte und heutige Leiterin, Marion Jacobsen, sehr zufrieden äussert. In Tondern, wo inzwischen Edith Tröster Leiterin ist, hat man die Situation durch einen radikalen Um- und Erweiterungsbau bereinigen können, und in Sonderburg mit der Leiterin Helli Festersen ergibt sich die Möglichkeit, das ehemalige Brauereibesitzerhaus am Rönhofplatz zu erwerben, in dem später auch das Deutsche Museum Nordschleswig seine Räume haben wird. 1991 kann sich der Verband einen langgehegten Wunsch erfüllen: die Eröffnung einer Filiale in Tingleff, der Kommune Nordschleswigs mit dem höchsten deutschen Bevölkerungsanteil. Erste Leiterin dieser Filiale wird Annelise Holm Wagner aus Renz. Die Filiale ist im ehemaligen Kirchenkrug untergebracht und erfreut sich bald großer Beliebtheit, was sich in hohen Ausleihzahlen niederschlägt. Deutsche Büchereien vor Ort in Sonderburg, Tondern, Hadersleben und Tingleff

18 19 Finanzen erfolgt unmittelbar nach dem Krieg ausschließlich aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Schleswig-Holstein. Bemühungen des Kontaktausschusses zum dänischen Folketing, in dem der heutige Vorsitzende des Verbandes, Philipp Iwersen, die Belange des Büchereiwesens vertritt, und insbesondere des Leiters des deutschen Sekretariats in Kopenhagen, Siegfried Matlok, sind am Ende erfolgreich. Auf Initiative des nordschleswigschen Folketingsmitgliedes Svend Taanquist schlägt die sozialdemokratische Fraktion der bürgerlichen Regierung unter Poul Schlüter 1985 vor, den Zuschuß für die deutschen Büchereien von 220.000 auf 2 Millionen Kronen zu erhöhen. 1986 führen Verhandlungen mit dem damaligen dänischen Kulturminister Prof. H.P. Clausen zu einer Vereinbarung über einen staatlichen Bibliothekszuschuss für das deutsche Bibliothekswesen, der im dänischen Staatshaushalt gesondert ausgewiesen wird. Dieser Zuschuss beträgt 1989 ca. 2,1 Millionen Kronen. Die Förderung aus Dänemark beträgt damit etwa 33% der Gesamtausgaben für den Betrieb der deutschen Büchereien. v.l. der stellv. BDN-Hauptvorsitzende Philipp Iwersen informiert Kulturminister Prof. H. P. Clausen Hans Walter Petersen im Gespräch mit Innenminister Knud Enggaard Auch auf lokaler Ebene tragen im Laufe der Zeit die wiederholten Bemühungen - insbesondere der Kommunalvertreter der Schleswigschen Partei und des SP-Amtsratsmitgliedes Hermann Heil - um eine kommunale und amtskommunale dänische Förderung Früchte. Darüber hinaus ist es jedoch in erster Linie dem damaligen Amtsbürgermeister Kresten Philippsen (Venstre) und dem Kulturausschussvorsitzenden des Amtsrates Dycke Hoff (Sozialdemokratie) zu verdanken, dass es 1988 zu einer Vereinbarung kommt, durch die im Jahr 1989 insgesamt 18 von 23 Kommunen in Nordschleswig zusammen einen Zuschuss in Höhe von knapp 250.000 Kronen zahlen, während das Amt 378.000 Kronen beisteuert. Kulturelle Highlights Das neue Büchereigebäude in Apenrade eröffnet Möglichkeiten für vielfältige kulturelle Veranstaltungen, und diese bietet der Büchereiverband in großer Anzahl an. Die Veranstaltungen im Einzelnen zu benennen, sprengt den Rahmen dieses Artikels. Einige Glanz- und Höhepunkte sollen jedoch erwähnt werden. Es gibt Lesungen mit Siegfried Lenz, Reinhard Lettau, Wolfdietrich Schnurre, Marie-Luise Kaschnitz, Barbara Thalheim, Walter Jens, Boy Lornsen, Walter Kempowski und Peter Härtling. Sogar der spätere Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass liest anlässlich der Einweihung des Erweiterungsbaues der Büchereizentrale 1984 aus seinem 1977 erschienenen Buch Der Butt. In Zusammenarbeit mit dem Jugendhof Knivsberg, dessen damaliger Leiter Nis-Edwin List-Petersen durch seine Mitgliedschaft in der deutschen Textautoren- und Komponistengruppe TAKT über gute Kontakte zum VS Hamburg (Verband deutscher Schriftsteller) verfügt, gibt es ab 1980 regelmäßige Lesungen von Schriftstellern, die sowohl in der Zentralbücherei als auch in der Filialen angeboten werden. Als Kulturhaus veranstaltet die Büchereizentrale in regelmäßigen Abständen Kunstausstellungen. Günter Grass bei seiner Lesung in der Büchereizentrale 1984

20 21 Ausgestellt werden professionelle Künstler aus Deutschland und Nordschleswig, darunter Ausstellungen mit Werken der Künstler Niko Wöhlk, Hans Fuglsang, Käte Lassen, Andreas Petersen-Röm, Peter Sandkamm-Möller, Heinrich Hecht, Gertrud von Hassel, Siegbert Amler, Claus Vahle, Gerhardt Bettermann, Günter Grass, Ernst Barlach, Antonie Tapies, Joseph Beuys, Gerrit M. Bekker u.a. Als besondere Kulturveranstaltungsform kreiert Hans Walter Petersen die sogenannten Literaturcafés, die es bis heute als Veranstaltungsreihe der Büchereizentrale gibt. Wachwechsel Nach 21 Jahren an der Spitze des Verbandes wünscht die Vorsitzende Kristel Thomsen anlässlich der Generalversammlung im Mai 1993 keine Wiederwahl. Kristel Thomsen wird 1994 für ihre langjährige verdienstvolle Tätigkeit vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. An ihrer Stelle wird der heutige Vorsitzende und langjährige stellvertretende Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Oberstudienrat Philipp Iwersen aus Tingleff, gewählt. Er übernimmt den Vorsitz eines Verban- schaft aufgebaut hat, dessen Bearbeitung noch viel Zeit, Arbeit und Energie a cappella comedy mit LaLeLu des neuen Vorstandes in Anspruch nehmen wird. Zu Beginn seiner Amtszeit weist Iwersen des weiteren darauf hin, dass die deutschen Büchereien im Vergleich zur dänischen Seite im EDV-Bereich einen erheblichen Nachholbedarf haben, den es schnellstmöglich zu befriedigen gelte. 1993 wählt der Vorstand Ute Hansen zur stellvertretenden Büchereidirektorin. Nach fast 30 Jahren als Büchereidirektor entschließt sich Hans Walter Petersen, im Herbst 1999 im Rahmen der Altersteilzeit in den Vorruhestand zu treten. Der Abschied fällt zusammen mit dem 50jährigen Jubiläum des Verbandes und wird mit einem festlichen, kulturellen Programm begangen. Zum Nachfolger wählt der Vorstand des Büchereiverbandes den bisherigen Geschäftsführer des Landesmusikrates Schleswig-Holstein und ehemaligen langjährigen Leiter des Jugendhofes Knivsberg, den Diakon und Diplom-Religionspädagogen Nis-Edwin List-Petersen, der abweichend von der bisherigen Konstellation zugleich zum Kulturkoordinator der Volksgruppe bestimmt wird. Damit nimmt der Büchereiverband eine Regelung vorweg, die das neue dänische Bibliotheksgesetz aus dem Jahr 2000 vorsieht, in dem die bisherige theken zwingend ausgebildete Bibliothekare sein müssen. Auch auf staatlicher dänischer Seite ist man der Auffassung, dass für die Leitung von Bibliothekssystemen Leitungs- und Organisationskompetenzen vorrangig wichtig sind. Nis-Edwin List-Petersen Philipp Iwersen

22 23 Das digitale Zeitalter Zum Ende der Dienstzeit von Hans Walter Petersen hält das EDV-Zeitalter auch in den deutschen Büchereien in Nordschleswig seinen Einzug. Ein gemeinsames INTERREG II-Projekt zur grenzüberschreitenden Vernetzung der Bibliotheken im deutsch-dänischen Grenzland ermöglicht die Finanzierung der IT-Grundausstattung und die retrospektive Erfassung des Medienbestandes. Nis-Edwin List-Petersen beschleunigt nach seinem Dienstantritt die Einführung der EDV-Systeme und kann in seinem Jahresbericht für 1999 mitteilen, dass zum Jahresbeginn mit der digitalen Verbuchung in den Fahrbüchereien begonnen wurde, und die Büchereien mittlerweile über eine eigene Homepage verfügen. Im Laufe des Jahres 2000 wird der OPAC (Online Public Access Catalogue), d.h. der Online-Katalog ins Internet gestellt. Damit ist der bis dahin erfasste Medienbestand der deutschen Bibliotheken in Nordschleswig im Internet recherchierbar, und die Nutzer können Medien bestellen und - mit Hilfe von Benutzernamen und Kennwort - entliehene Medien Online verlängern. Mit der retrospektiven Erfassung des Medienbestandes der Filiale Tingleff, Ende des Jahres 2002 sind alle Medien elektronisch katalogisiert und der Standard vergleichbarer dänischer Bibliotheken eingeholt. Der Schallplatten-Bestand wird aus der Freihandausleihe entfernt, um mehr Platz zu schaffen, bleibt aber aufgrund der digitalen Erfassung aus dem Magazin entleihbar. 2003 wird der Medienbestand um ein neues attraktives Medium ergänzt: DVDs. Diese erreichen enorm hohe Entleihungen und sind im Gegensatz Zuge der Anschaffung der DVD s erwirbt die Büchereizentrale eine elektronische Diebstahlssicherung für sowohl CDs, CDLs, CDRs und DVDs, mit der die Lagerung und Verbuchung dieser Medien wesentlich vereinfacht wird. 2004 wird die EDV-Software auf die neue web-basierte Bibdia-Portalversion der Firma BiBer und der Bestand der Blindenhörbücherei auf das digitale MP3-gestützte DAISY-Format umgestellt. 2005 erwirbt die Büchereizentrale das Software-Programm FL3, das zu wesentlichen Erleichterungen in der Bearbeitung in der Fernleihe führt. verknüpft, den Medienbestand der deutschen Büchereien im virtuellen nationalen Online-Katalog www.bibliotek.dk der dänischen Bibliotheken einzubringen. Damit ist der Bestand des nordschleswigschen Büchereiwesens auch hier recherchierbar, was zu einer erhöhten Fernleihe an dänische Nutzer und Bibliotheken führt. Jüngste digitale Online-Angebote sind die 2009 erworbene Lizenz für das Munzinger-Archiv, das in Zukunft allen Nutzern der deutschen Büchereien eine Online-Recherche in diesem renommierten Nachschlagewerk ermöglichen wird, und der mit Bildern bestückte Internet-Katalog der Artothek, der den Bestand sichtbarer macht und die Auswahl erleichtert.

24 25 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Ohne die Zusammenarbeit mit der Büchereizentrale Flensburg und der Nachfolgerin Büchereizentrale Schleswig-Holstein wäre ein Betrieb der Büchereien des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig undenkbar gewesen und so stehen die Namen Dr. Schriewer, Dr. Weimar und Dr. Lorenzen als Leiter dieser Institution für eine Vielzahl von Mitarbeitern, die im engen Kontakt die Voraussetzungen dafür schaffen, dass das Bibliothekswesen der Minderheit reibungslos funktionieren kann. Zweimal wöchentlich wird der Leihverkehr über die Grenze gefahren und bringt bei der Gelegenheit die Neuerwerbungen mit, die schleswig-holsteinischen Büchereien durch die Fernleihe von dem außerordentlich guten Bestand der Nordschleswiger. So ergänzen sich beide Seiten. Nach Ute Reimann und Susanne Freier betreut seit 2000 Ingela Wieking diesen Arbeitszweig. Auf bundesdeutscher Ebene gibt es die Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland, zu der auch die Leiter der deutschen Büchereisysteme in Nordschleswig und Südtirol gehören. Auf den Fachstellenkonferenzen und Hauptausschusssitzungen der Fachkonferenz werden Themen des Öffentli- ferenz unter dem Thema Von der Konfrontation zur Kooperation in Apenrade und Flensburg statt. Deutsch-dänischer Bibliothekentag in Hadersleben Als Folge des schon erwähnten INTERREG II-Projektes entwickelt sich zwischen den beteiligten Projektpartnern auf deutscher und dänischer Seite eine so gute und fruchtbare Zusammenarbeit, dass man sich 2001 zu einer formalisierten Zusammenarbeit entschließt und das Deutsch-dänische Bibliotheksforum gründet. Zu den Mitgliedsorganisationen in Schleswig-Holstein gehören die Büchereizentrale Schleswig-Holstein, die Zentrale Hochschulbibliothek Flensburg, die Stadtbibliotheken Flensburg, Schleswig und Husum, die Bibliothek des European Centre for Minority Issues und Dansk Centralbibliotek for Sydslevig, das Bibliothekswesen der dänischen Minderheit im Landesteil Schleswig. In Dänemark beteiligen sich die Bibliotheken der Kommunen Apenrade, Hadersleben, Sonderburg und Tondern, die Bibliothek von Syddansk Universitet sowie die Deutsche Büchereizentrale Apenrade. Das Forum entwickelt 2000 eine EXPO 2000, veranstaltet deutsch-dänische Bibliothekstage und ist maßgeblich an der Durchsetzung und Entwicklung des deutsch-dänischen Grenzlandportals beteiligt, das in Zusammenarbeit zwischen Sønderjydsk Landsbibliotek, dem Landeskulturverband Schleswig-Holstein und dem Nordfriisk Institut aufgebaut wird. Die Sekretariatsfunktion für das Bibliotheksforum liegt heute beim Regionskontor der Region Schleswig-Sønderjylland. EXPO-Projekt 2000 mit Fahrbüchereien der deutschen und dänischen Bibliotheken, die dem Deutsch-dänischen Bibliotheksforum angehören, auf dem Südermarkt Flensburg

26 27 Zusammenarbeit in Dänemark In Dänemark lädt die nationale Bibliotheksagentur Styrelsen for Bibliotek og Medier einmal im Jahr zur Leiterkonferenz nach Nyborgstrand ein, auf der die Behörde über neue Entwicklungen informiert und Vorträge und Fachdiskussionen zum Thema Bibliotheken anbietet. Dieser Leiterkonferenz gehört der Büchereidirektor der nordschleswigschen Büchereien ebenso an wie der Organisation Bibliotekschefforeningen, in der sich die Leiter der dänischen Bibliotheken zusammengeschlossen haben und sich einmal im Jahr auf Munkebjerg bei Vejle treffen. Mit der Bewilligung des Zuschusses aus dem dänischen Staatshaushalt 2002 ändert sich der Status der deutschen Büchereien. Hatte das Büchereiwesen im Kulturministerium und bei Biblioteksstyrelsen bis dahin den Status eines quasi privaten Bibliothekssystems, so wird es nun zum Öffentlichen Bibliothekswesen gerechnet. Dies geht u. a. aus der mit der Bewilligung erhobenen Forderung von Biblioteksstyrelsen hervor, in der es u. a. heißt: Die Bibliothek soll jedermann zur Verfügung stehen zur Entleihung von Materialien und sie nimmt Teil am allgemeinen Leihverkehr zwischen den Bibliotheken, wie dies im 13 des Lov om biblioteksvirksomhed vorgeschrieben ist. Dies hat dann auch zur Folge, dass der Medienbestand in www.bibliotek.dk eingebracht werden muss. 2007 wird der Büchereiverband institutionelles Mitglied von Danmarks Biblioteksforening, der Organisation aller Bibliotheken und Bibliotheksträgerorganisationen in Dänemark und Südschleswig. Praktikanten, Auszubildende Die Zentralbücherei nimmt im Laufe der Jahre eine ansehnliche Anzahl Praktikanten - insbesondere der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg - auf und bietet diesen die Möglichkeit, Einsicht in das deutsche und dänische Bibliothekswesen zu erhalten. Diese Praktika sind durchaus zum beiderseitigen Nutzen. So erfahren die alten Hasen von neuen Entwicklungen an der Hochschule und die Praktikanten entwickeln u.a. die Homepage weiter und machen eine neue Bestandserfassung und einen Internetkatalog der Artothek. Tutor der Praktikanten ist zunächst Susanne Freier und seit 2000 Ingela Wieking. Solange dies im Rahmen der Ausbildungsbestimmungen möglich ist, bildet die Zentralbücherei auch Auszubildende in der Verwaltung aus (Kontorlehrlinge). Fahrbüchereien - Kürzung und Erneuerung 2003 kann nach zehn Jahren Dienst der inzwischen erheblich reparaturanfällige Bücherbus der von Monika Knutzen betreuten Fahrbücherei 2 durch einen Neuen ersetzt werden. Hierbei wird ein Systemwechsel vorgenommen. Zum einen ist die neue Fahrbücherei erheblich größer. Zum anderen muss in Zukunft nur das Chassis ausgewechselt werden, wenn der Bücherbus ersetzt werden soll. nierenden Zuschüsse aus der Bundesrepublik Deutschland erforderlich sind, zwingen den Büchereiverband im gleichen Jahr, die Fahrbücherei 3 und damit den dritten Bücherbus und die dazugehörige Stelle von Sylva Hansen zu streichen. Dies ist ein herber Rückschlag, der dazu führt, dass die Nutzer der Fahrbücherei statt alle vier Wochen nun nur noch im sechswöchigen Turnus besucht werden können. Im Jahr 2004 wird auch der von Jørgen Nissen betreute Bücherbus der Fahrbücherei 1 ersetzt. Damit ist auch dieser Bereich zeitgemäß ausgestattet. Nis-Edwin List-Petersen spricht bezüglich der neuen Bücherbusse in seinem Jahresbericht von einem Quantensprung. Fahrbücherei 1 & 2 werben für www.buecherei.dk

28 29 Haus Nordschleswig 2004 wird im Rahmen einer Strukturreform der Deutschen Minderheit mit den Umbaumaßnahmen für ein neues Dienstleistungszentrum begonnen, das alle Verwaltungseinheiten der Volksgruppe unter ein Dach bringen soll, um der Baumaßnahme wird das Nachbargrundstück erworben und das bisherige Hausmeisterhaus abgerissen, um so für den neuen Verwaltungstrakt Platz zu schaffen. Für das Hausmeisterehepaar Lone und Paul Lübke, das 1982 die Nachfolge von Irma und Carsten Lund angetreten hat, erwirbt der Büchereiverband das Haus Mühlenstrasse 9 in unmittelbarer Nachbarschaft und renoviert dieses grundlegend. Am 17. Juni 2006 wird das neue Dienstleistungszentrum, von viel deutscher und dänischer Prominenz feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Für die Büchereizentrale wird neben dem Umbau von Gäste der Einweihungsfeier: v.l. Büchereiverbandsvorsitzender Philipp Iwersen, Architekt Günther Andersen, Stadtratsmitglied Martin Buus Madsen, die Beauftragte für Minderheiten und Kultur des Landes Schleswig-Holstein Caroline Schwarz, Frau Bergner, Staatssekretär Dr. Christoph Bergner, BMI, BDN-Hauptvorsitzender Hans Heinrich Hansen, Andrea Kunsemüller und Ministerialrat Dr. Detlev Rein, BMI

30 31 Ute Hansen Personal- und Büroräumen ein langgehegter Wunsch wahr: die Überdachung des bisherigen Atriums mit einer Glaspyramide und damit ein Veranstaltungssaal, in dem bis zu 230 Personen visuelle Ausstattung, die modernen Ansprüchen gerecht wird. Personelle Veränderungen Im Januar 2006 bricht während einer Dienstbesprechung die stellvertretende Büchereidirektorin Ute Hansen plötzlich zusammen und verstirbt am kommenden Morgen, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Dieses Erlebnis löst im Mitarbeiter kreis große Betroffenheit aus, die noch lange anhalten wird. Zu ihrem Nachfolger wählt der Vorstand den bisherigen Bibliothekar der Fahrbücherei 1, Jørgen Nissen. Jørgen Nissen Sein Nachfolger in der Fahrbücherei 1 wird Matthias Zwirner. Am 1. April 2009 wird die Leiterin der Bücherei Sonderburg Helli Festersen nach 8 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet. Ihre Nachfolge übernimmt Susann Etienne, die inzwischen im Fernstudium an der Humboldt-Universität ihren Master als Bibliothekarin bestanden hat. Bereits vorher sind die langjährigen Assistentinnen Hannelore Drexel und Heidi Brüning in Rente gegangen. Ihnen folgt Ende Mai Siegrid Thomsen, die über viele Jahre die Musikabteilung der Zentralbücherei mustergültig betreut hat. Für Hannelore Drexel wird Hans Jensen fest angestellt, der bis dahin mit einem Werkvertrag die retrospektive Erfassung des Medienbestandes durchgeführt hat. Nachfolgerin von Heidi Brüning ist Ursula Krämer, für Susann Etienne kommt Elke Cornelsen, die bereits viele Jahre in der Filiale Tingleff gearbeitet hat in die Zentrale. Als Nachfolgerin von Siegrid Thomsen wird Katja Hinz aus Schleswig eingestellt, die zehn Jahre in der Landeszentralbibliothek gearbeitet hat. Damit sind alle Assistentenstellen Kommunale Strukturreform Die von der dänischen Regierung und vom Folketing beschlossene kommunale Struktur- und Gebietsreform führt 2007 zu einer veränderten Bezuschussung von dänischer Seite: von diesem Jahr an bezieht das deutsche Büchereiwesen seine dänische Förderung ausschließlich vom dänischen Staat, der auch den bisherigen Anteil der nicht mehr existenten Amtskommune und der Kommunen übernimmt. Martin Wind Trio feat. Peter Weniger

32 33 Nordschleswig im Film Digitale Datenbank Nordschleswig und die deutsche Minderheit und besondere Ereignisse, die diese betreffen, sind im Laufe der Jahre auf vielen Filmdokumenten festgehalten worden. Leider ist das Filmmaterial nicht dauerhaft haltbar und droht zu verfallen. Daher entschließen sich die Büchereizentrale und der Bund Deutscher Nordschleswiger auf Anregung von Philipp Iwersen und Heiner Clausen 2007, den vorhandenen Filmfundus zu digitalisieren und so vor dem Verfall zu retten. Resultat dieser von Thomas Lampe und Jörgen Nissen durchgeführten Arbeit ist eine digitale Datenbank von ca. 300 Filmen mit insgesamt über 200 Stunden Film. Der digitalisierte Bestand soll, soweit dies urheberrechtlich möglich, ist auf DVD s kopiert und in den Büchereien ausleihbar sein. darin, bildenden Künstlern des Minderheit Ausstellungsmöglichkeiten zu bieten. Ab 1999 werden daher jeweils im Dezember und Januar Weihnachtsund Neujahrsausstellungen Nordschleswigscher Künstler gezeigt Werkschauen mit aktuellen Arbeiten professioneller und semi-professioneller Maler und Bildhauer. Literatursommer Schleswig-Holstein. Kulturelle Highlights die Zweite Das neue dänische Bibliotheksgesetz aus dem Jahr 2000 beschreibt die Bibliotheken als Kulturvermittlungsinstitutionen. Dies waren die deutschen Bibliotheken von jeher. Dennoch wird die Programm-Palette mit dem Dienstantritt von Nis-Edwin List-Petersen in der Büchereizentrale insbesondere im Musikbereich erheblich ausgeweitet. Auf dem kulturellen Speisezettel stehen jetzt auch Jazzcafés und Musikcafés mit international renommierten Musikern im Haus Nordschleswig statt. Als Kulturzentrum der Minderheit sieht die Zentralbücherei ihre Aufgabe auch

34 35 2008 wird im Rahmen der nordschleswigschen kulturellen Leuchtturm-Projekte ein neues Literatur-Festival aus der Taufe gehoben: Literatur im Schloß Apenrader Literatur-Festival. Träger sind das Kunstmuseum Schloss Brundlund, die Kommune Apenrade, Aabenraa Bibliotek und die Deutsche Büchereizentrale Apenrade. Einer der Höhepunkte des von ca. 3.000 Besuchern frequentierten Festivals ist die Lesung der Jütlandischen Kaffeetafel auf dänisch und deutsch durch die Schauspieler Jens Albinus (Der Adler) und Mathias Harrebye-Brandt. Siegfried Lenz, dem in Verbindung mit dem Festival für seine Verdienste um den Ruhm der dänischen Konditorkunst die Ehrenmitgliedschaft der nordschleswigschen Bäcker- und Konditorgilde verliehen werden soll, ist leider erkrankt. Die Ehrung wird vor großem Publikum und mit der nochmaligen Lesung von Sønderjydsk kaffebord durch Rainer Iwersen und Helmuth Petersen am 6. Mai 2009 im Haus Nordschleswig nachgeholt. Besuch von Königlichen und Präsidenten Besonderen Glanz auf eine Einrichtung bringt der Besuch von Königlichen und Staatsoberhäuptern. Diesbezüglich ist im Laufe der 60jährigen Verbandsgeschichte viel Glanz auf das deutsche Büchereiwesen in Nordschleswig gefallen: Am 16. Juni 1979 besucht Bundespräsident Walter Scheel die Minderheit und in dieser Verbindung die Büchereizentrale. Am 24. 1986 informieren Kristel Thomsen und Hans Walter Petersen Königin Margrethe II und Prinz Henrik bei einer Führung durch die Räume der Bibliothek über das Bibliothekswesen der Minderheit. Ihre Majestät, Königin Margrethe II vor der Deutschen Büchereizentrale mit der Vorsitzenden Kristel Thomsen und dem BDN-Hauptvorsitzenden Gerhard Schmidt dahinter Büchereidirketor Hans Walter Petersen und der stellv. BDN-Hauptvorsitzende Philipp Iwersen Siegfried Lenz bei seiner Dankesrede für die Ehrenmitgliedschaft in der Nordschleswigschen v.l.. Bibliotekschef Pia Henriette Friis von Aabenraa Bibliotekerne, Ulla Reimer, Siegfried Lenz, Büchereidirektor Nis-Edwin List-Petersen, Brigitte Handler, dahinter in der Mitte Iver Hansen, Ältermann der Nordschleswigschen Bäcker- und Konditorgilde

36 37 Vorsitzende und Vorstandsmitglieder des Büchereiverbandes Vorsitzende Frederik Christensen 1949-1972 Kristel Thomsen 1972-1993 Philipp Iwersen seit 1993 Stellvertretende Vorsitzende Claudia Heinemann 1994-2004 Dr. Carsten Schlüter-Knauer seit 2004 v.l. der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen, Büchereidirektor Nis-Edwin List-Petersen, die Königlichen Hoheiten Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary, Micky Jürgensen und der Vorsitzende Philipp Iwersen Am 31. Juli 2008 führen Philipp Iwersen und Nis-Edwin List-Petersen Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary durch die Zentralbücherei. Ausblick Der Verband Deutscher Büchereien kann auf sechs Jahrzehnte kontinuierlicher Entwicklung zurückschauen, in denen sich das Bibliothekswesen der Deutschen Minderheit den Erfordernissen der Zeit angepasst hat. Die deutschen Büchereien haben sich von reinen Minderheiteninstitutionen zu Service-Einrichtungen der Gesamtbevölkerung entwickelt, die ihren selbstverständlichen Platz in der deutsch-dänischen Gesellschaft des Grenzlandes haben. Dies gilt es fortzuführen und so dem Landesteil die zusätzliche Dimension zu erhalten, von der Königin Margrethe II anlässlich ihrer Festrede bei der Deutschen Minderheit 1986 sprach, als sie sich lobend über vorbildliche Arbeit der Deutschen Minderheit äußerte. Vorstandsmitglieder Dr Hans Heinrich Hansen 1949-1972 Dr. Niels Wernich 1949-1972 Enemark Jörgensen 1949-1972 Franz Lessow 1949-1970 Wilhelm Deichgräber 1949-1966 Jürgen Lorenzen 1960-1963 Detlef Kirchhübel 1963-1977 Peter Callesen 1970-1975 Harald Kaufmann 1972-1979 Anneliese Meyer 1972-1989 Manfred Uth 1976-1991 Hans Westphal 1977-1983 Ethel Lund 1979-1991 Helmut Thomßen 1983-1989 Wolf Rüdiger Glockow 1989-2000 Claudia Heinemann 1989-2004 Hans Westphal 1991-1994 Ingeborg Günzel-Schmidt 1991-1994 Günther Andersen 1994-1997 Jürgen Ostwald 1997-2000 Jes Jepsen 2000-2007 Anke Haagensen seit 1994 Dr. Carsten Schlüter-Knauer seit 2000 Peter Asmussen seit 2004 Marit Jessen seit 2008

38 39 Leiter, Bibliothekare und hauptamtliche Mitarbeiter der Büchereien Büchereidirektoren Peter Callesen 1937-1970 Hans Walter Petersen 1970-1999 Nis-Edwin List-Petersen seit 1999 Stellvertretende Büchereidirektoren Ute Hansen 1993-2006 Jørgen Nissen seit 2006 Büchereizentrale und Zentralbücherei Apenrade Bibliothekare Annemarie Bade 1930-1965 Marie Kragh 1962-1964 Marie Kragh 1965-1967 Manfred Balmes 1965-1967 Ute Hansen 1967-1993 Dorothee Houtrouw 1972-1973 Christa Böhm 1974-1979 Vera Hütte 1977-1994 Ute Reimann 1979-1992 Heidrun Tumußeid 1991-1992 Susanne Freier 1992-2000 Sylvia Schröder 1994 Silke Amthor seit 1994 Ingela Wieking seit 2000 Birgit Bötel 1996-1997 Susann Etienne 1997-2009 Heidi Brüning 1992-2008 Hans Jensen seit 2003 Elke Cornelsen seit 2009 Ursula Krämer seit 2009 Katja Hinz seit 2009 Gitta Kristensen seit 2008 Verwaltung Renate Andresen 1967-1976 Christa Paulsen 1969-1973 Erika Clausen 1970-1973 Gertrud Festersen 1973 Elke Heil 1973-1986 Alvine Hansen 1975-1980 Anne Christel Berg 1976-1977 Elvie Hansen 1980-1988 Gerda Jensen seit 1987 Hausmeisterehepaare Irma und Carsten Lund 1967-1982 Lone und Paul Lübke seit 1982 Mitarbeiter der Hausmeisterei Edith Möhl seit 1991 Ketty Hansen seit 2006 Egon Hinrichsen seit 2006 Sven Fröhlich seit 2008 Assistenten / Angestellte Monika Teye 1974 Anita Möller 1974-1975 Edelgard Mumberg 1975-1976 Irene Olsen 1975-1980 Erika Gutt 1976-1992 Siegrid Thomsen 1980-2009 Constanze Volkwein 1988-1990 Ilse Friedrichsen 1990-1996 Hannelore Drexel 1991-2003 Elke Petersen 1992 Renate Weltersbach 1994-1995 Gabriele Bruun 1988-2000

40 41 Bücherei Hadersleben Frieda Langlo 1945-1952 Elisabeth Schröder 1952-1970 Hildegard Becker 1970-1975 Elisabeth Spauke 1975-1977 Marion Jacobsen seit 1977 Bücherei Sonderburg Elly Gröndahl 1928-1961 Anneliese Saggau 1961-1963 Mette Hansen Berg 1963-1967 Annemarie Burger 1967-1969 Dieter Bretz 1969-1971 Helli Festersen 1971-2009 Susann Etienne seit 2009 Fahrbücherei 1 Dieter Grigat 1965-1967 Teodor Petersen 1967-1989 Jørgen Nissen 1989-2006 Matthias Zwirner seit 2006 Fahrbücherei 2 Knud Nissen 1972-1985 Monika Knutzen seit 1985 Fahrbücherei 3 Richard Jürgensen 1979-1980 Telse Griffel 1980-1998 Sylva Hansen 1999-2003 Bücherei Tingleff Annelise Holm Wagner seit 1991 Mareike Poté seit 2008 Bücherei Tondern Marie Hecker 1945-1957 Marie Kragh 1957-1959 Ingeburg Jürs 1959-1960 Renate Enderle 1960-1965 Dieter Grigat 1965-1971 Eva Grigat 1965-1971 Volker Lutz 1970-1972 Marianne Jörgensen 1971-1986 Edith Tröster seit 1986

42 43 oben: die Mitarbeiter der Fahrbüchereien und der Filialen: 1. Reihe: Matthias Zwirner, Monika Knutzen, Marion Jacobsen, Susann Etienne 2. Reihe Annelise Holm Wagner, Mareike Poté, Elke Cornelsen, Edith Tröster Mitarbeiter 2009 links: die Mitarbeiter der Büchereizentrale Apenrade: 1. Reihe: Nis-Edwin List-Petersen, Jørgen Nissen, Ingela Wieking, Silke Amthor 2. Reihe: Katja Hinz, Hans Jensen, Elke Cornelsen, Ursula Krämer 3. Reihe: Gerda Jensen, Gitta Kristensen, Paul Lübke, Lone Lübke 4. Reihe Egon Hinrichsen, Sven Fröhlich, Edith Møhl, Ketty Hansen

44 45 Bücher nach wie vor die Hauptattraktion Bei allen technischen Veränderungen und der Vielzahl der neuen, audiovisuellen Medien bleibt das Buch doch die Hauptattraktion. In der Deutschen Zentralbücherei Apenrade wird das Angebot der Bücher ergänzt durch Hörbücher oder Filme auf DVD. Oft wird gerne Beides gemeinsam entliehen, und auch zum Sprachenlernen ist eine Kombination aus Buch und Hörbuch beliebt. - Hörspiel, Lesungen, Autorenlesungen, Einspielungen alter Klassiker, und mittlerweile gibt es auch ein Angebot an MP3-CDs. Die Schwerpunkte in der erzählenden Literatur liegen in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade bei den deutschen Autoren. Die Nachwende-Zeit, das Verhältnis von Ost- und Westdeutschen nach der Wiedervereinigung, Zeitgeschichte, die den heutigen Alltag porträtiert, sowie die jüngeren deutschen Autoren wie z.b. Preisträger Clemens Meyer, Daniel Kehlmann und Julia Frank werden gerne entliehen. Desweiteren werden bevorzugt nordische Autoren nachgefragt. Aus diesem Grund bieten die deutschen Bibliotheken verstärkt ins Deutsche übersetzte Literatur aus Island, Finnland, Norwegen, Schweden und natürlich Werke der ins deutsche übersetzten dänischen Autoren an. Zudem stehen die Klassiker in alten und neuen Werkausgaben bereit und dokumentieren die Entwicklung der deutschen Literatur. Historische Romane, Bücher die ihren Schauplatz in anderen Ländern haben und im Krimi-Bereich Protagonisten, die viel Einblick in Land und Leute geben, sind beliebt. Im Sachbuch-Bereich werden Reiseberichte wie Ich bin dann mal weg von Hape Kerkeling gerne gelesen, Lehrreiches unterhaltsam verpackt wie Volker Weidermanns Geschichte der Deutschen Literatur nach 1945 und intelligente, geistreiche Satire wie Eckhart von Hirschhausen Die Leber wächst mit ihren Aufgaben oder Glück kommt selten allein. Vor einigen Jahren war Bastian Sick mit Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod sehr Literatur-Cafe mit der NDR-Journalistin Annemarie Stoltenberg, die Neuerscheinungen von der Frankfurter Buchmesse präsentiert und mit ihren Lesevorschlägen auf Monate den Lesern Anregungen gibt. DVDs und Computer-Literatur Bücher - Bücher - Bücher