Page 1 of 6 Übersicht Mikro-Ernteversicherung 2 Empfehlen 0 Eine Versicherung gegen die Dürre von Michael Grimm 05 April 2012 1 Ein Sandsturm wirbelt über ein Feld. Mehr als 15 Millionen Menschen in der Sahelzone sind von der Dürre betroffen. Eine Mikro-Ernteversicherung könnte Bauern im Kampf gegen extreme Wetterereignisse unterstützen. (Quelle: Reuters) Nach drei verheerenden Dürren in den letzten 10 Jahren droht Millionen von Menschen in der Sahelzone eine weitere Hungerkatastrophe. Patrick Mommeja von der Allianz Africa erklärt, wie sich die Bauern gegen Naturkatastrophen in Zukunft versichern können. Nach Angaben der UN zeichnet sich die nächste Dürreperiode in Afrika bereits ab. Die Getreideproduktion in der Sahelzone ist bereits um 25 Prozent gesunken. Wie kann die Mikro-Ernteversicherung hier helfen? Wir verstehen unsere Projekte als eine von vielen Lösungen, die afrikanische Bauern bei der Bekämpfung von Dürrekatastrophen nutzen können. Im Jahr 2011 haben wir in Mali und Burkina Faso zwei Pilotprojekte zur Ernteversicherung gestartet. Unser Ziel ist, die Widerstandskraft der Bauern gegenüber dem Klimawandel zu stärken. Sobald
Page 2 of 6 Kleinbauern erkenne, dass Ihnen jemand in schlechten Zeiten zur Seite steht, sind sie bereit größere Risiken einzugehen. Sie geben mehr Geld für die Saatgut aus, pflanzen entsprechend mehr an und verdienen langfristig besser. Die Bauern zu größeren Risiken anregen, um sie widerstandsfähiger zu machen? Ist das nicht ein Paradox? Wie funktioniert das? Je mehr sie anbauen, desto höher wird ihr Ertrag. Das hilft den Bauern vor Ort, mit Missernten besser fertig zu werden. Bei einem schlimmen Ernteausfall hilft die Versicherung in Mali und Burkina Faso den Bauern, die Kredite zurückzuzahlen, die sie für den Kauf von Saatgut aufgenommen haben. Letztendlich fördert dieses System auch die Nutzung örtlicher Lebensmittelproduktion. So werden die Menschen weniger abhängig von Hilfslieferungen aus dem Ausland, auf die sie nicht nur lange warten müssen, sondern die auch die Produktion der Bauern vor Ort untergraben. Auf welchen Kriterien basiert die Ernteversicherung? Und wann springt sie ein? Die Versicherungsprodukte, um die es hier geht, sind Versicherungen gegen den Regenmangel. Über Satelliten messen wir die relativen Evapotranspirationswerte, die dem Wachstum und der Entwicklung von Ernten in bestimmten Regionen entsprechen. [Evapotranspiration bezeichnet die Summe der Verdunstung von Wasser aus der Tier- und Pflanzenwelt, sowie der Bodenoberfläche] Einfach zu schützen: Klima, Gesundheit und Ernte Der Versicherungsschutz beginnt nur dann, wenn der Prozentsatz der relativen Evapotranspirationswerte während der Wachstumsperiode, zum Beispiel bei Mais, bei mehr als 65 Prozent liegt, denn dann wissen wir, dass Bauern tatsächlich auch Mais anbauen werden. Fallen die Feuchtigkeitswerte dann - je nach Region - unter 54 und 58 Prozent, so wird die Höchstsumme ausgezahlt. Alles unterhalb dieses Niveaus gilt als absoluter Ernteausfall. Zum Ansehen auf das Bild klicken Die Menschen in Mali und Burkina Faso mehr leben in einer Region, die häufig von Dürre heimgesucht wird. Wie können sie sich eine Ernteversicherung leisten? Genau daran arbeiten wir. Letztes Jahr betrugen die Beiträge zwischen 10 und 11 Prozent des Kredits. Das ist noch viel zu teuer. Wir müssen sie auf ein Niveau von rund vier Prozent herunterbringen, damit die Menschen sich die Versicherung auch leisten können und das System
Page 3 of 6 nachhaltig wird. Wie wollen Sie dieses Niveau erreichen? Zunächst einmal arbeiten wir zusammen mit NGOs, die einen bestimmten Teil der Versicherungsprämien übernehmen. Mit ihrer Hilfe können wir den Anteil der Bauern um rund 50 Prozent reduzieren. Aber das ist natürlich ein künstlich erzeugtes Preisniveau. Langfristig ist es vielversprechender, den Index, in diesem Fall den vereinbarten Schwellenwert für die Evapotranspiration, und die Auslöser, die für die Versicherungsleistung entscheidend sind, genauer zu bestimmen. Je besser die Risikobeurteilung, desto niedriger die Prämie. Vor Ihnen liegt also noch viel Forschungsarbeit. Wie bestimmen Sie das Risiko vor Ort? Wir arbeiten mit der Allianz for a Green Revolution in Africa (AGRA) zusammen. Diese Organisation, geleitet vom ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan, unterstützt die Kleinbauern vom Saatgut bis hin zum Verkauf ihrer Produkte und fördert damit ein nachhaltiges landwirtschaftliches Wachstum in der Region. AGRA gewährte uns finanzielle Unterstützung, um Risiken wie Hochwasser und Dürre zu bestimmen. Ein weiterer Partner ist die Swiss Re, die 80 Prozent des Gesamtrisikos übernimmt. Allianz Africa ist für die administrativen Strukturen verantwortlich. Ohne diesen Zusammenschluss verschiedener Partner könnten wir die Mikro-Ernteversicherung in Afrika niemals einführen. Die nötigen Forschungsarbeiten und der Aufbau von Strukturen sind sehr kostenintensiv. Gleichzeitig sind die Versicherungsbeiträge äußerst gering. Schließt die Bevölkerung vor Ort auch tatsächlich Ernteversicherungen ab? Hier verlassen wir uns auf Planet Guarantee (Planet Finance Group), unseren größten Mikroversicherungspartner in Afrika. Mitarbeiter dieser Organisation reisen durch das Land, um das Produkt zu vermarkten und die Menschen darüber aufzuklären. Die Bauern müssen erst einmal verstehen, was eine Versicherung überhaupt bedeutet, wie sie funktioniert. Sie müssen erkennen, warum sie ihre Versicherung jedes Jahr erneuern müssen, selbst wenn sie keine Auszahlungen erhalten haben und keine Dürre herrscht. Sie müssen den Unterschied zwischen Versicherungsbeitrag und Anspruch verstehen lernen. Ironischerweise hilft ein Verlust dabei oft, die Bauern zu überzeugen. Sobald ihnen klar wird, dass sie Auszahlungen erhalten, wenn sie Missernten erleiden oder ihr Vieh verlieren, ist es wahrscheinlicher, dass sie die Versicherung erneut verlängern.
Page 4 of 6 Welche Entwicklungen erwarten Sie dieses Jahr in der Sahelzone? Wir wollen unsere Aktivitäten ausbauen und ein weiteres Land, Benin, in unser Pilotprojekt aufnehmen. Dadurch möchten wir die Zahl der Versicherten auf 15.000 erhöhen. Aber ich bin trotzdem noch sehr vorsichtig. Wie bereits erklärt, läßt sich unsere aktuelle Arbeit in diesen Ländern langfristig nicht aufrechterhalten. Weder die Bauern noch die Versicherer können sich auf Dauer auf Fördergelder von Dritten verlassen. Ich bin davon überzeugt, dass es unsere Pflicht war, mit der Entwicklung von landwirtschaftlichen Versicherungsmodellen in Afrika zu beginnen. Aber selbst in den USA oder Europa werden solche Versicherungen durch die Regierungen mit Subventionen gefördert. Nur mit dieser Unterstützung wird es uns gelingen, einen Risikoausgleich zwischen den Versicherern und den Versicherten zu erreichen. Können die Menschen in der Sahel in diesem Jahr mit Schadenersatzzahlungen rechnen? Ja. So können wir beweisen, dass Versicherung wirklich effektiv ist. Empfehlen (0) Kommentare (1) Teilen (1) Drucken 2 Kommentar schreiben Haben Sie etwas hinzuzufügen? Schreiben Sie einen Kommentar und diskutieren Sie mit anderen Usern. Kommentare sollten nicht werblich, zum Thema und nicht beleidigend sein. Nettiquette
Page 5 of 6 Go Comments (1) Vincent K. aus Berlin: 06.05.2012, 22:31 Hallo liebe Allianz, ich finde es toll das Sie solche Versicherungen anbieten. Das die Versicherungen zunächst zu teuer kalkuliert sind kann ich unter betriebswirtschaftlichen Aspekten nachvollziehen, aber das geht nicht! Statt auf Drittmitel von NGO's oder aus anderen Töpfen zu hoffen sollte hier der Allianz Konzern die Differenz "schenken". Wenn dieses Verhältnis später marktkonfom beendet werden kann, sollte dies geschehen. Bis dahin gebietet es die soziale und ethische Verantwortung hier den Bauern zu helfen, und die Prämie auf die von Ihnen genannten 4% zu senken. Handeln Sie bevor es für die Bauern zu spät ist! Viele Grüße Vincent
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