Geschäftsbericht 2014



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Transkript:

Geschäftsbericht 2014 E R G E B N I S Der Verwaltungsrat von Roche wird das 28. Jahr in Folge eine Erhöhung der Dividende vorschlagen. Erfahren Sie mehr über die Pläne des neuen Verwaltungsratspräsidenten, Christoph Franz, auf diesem Fundament aufzubauen. 08 INNOVATION Von der Vorbeugung bis zur Therapie: Grosse Fortschritte wurden in unserer Pipeline erzielt: von einem HPV Test bis zu wichtigen Daten zum Gesamtüberleben von beinahe fünf Jahren bei einem Brustkrebsmedikament. 52 ENGAGEMENT Über 80% der Mitarbeitenden sind stolz darauf, bei Roche tätig zu sein. Lesen Sie mehr darüber, wie Roche attraktive Rahmenbedingungen schafft, um Menschen zu inspirieren, anzuspornen und Bestleistungen zu ermöglichen. 108

Inhaltsverzeichnis 04 EINLEITUNG 04 Wichtigste Ereignisse 2014 06 Unsere Prioritäten 08 BRIEFE 08 Brief des Verwaltungsratspräsidenten 12 Verwaltungsrat 14 Brief des CEO 18 Konzernleitung 20 GESCHÄFTSENTWICKLUNG UND MARKTUMFELD 22 Gutes Wachstum in beiden Divisionen 24 Überblick 25 Wert der Patientenbetreuung im Mittelpunkt 25 Zugang zur Gesundheitsversorgung 26 Bedeutung technologischer Fortschritte 27 Wachstum in den Schwellenmärkten 28 DIAGNOSTICS 30 Gutes Umsatzwachstum im Jahr 2014 32 Innovative Instrumente neue Standards 34 Mehrwert für das Gesundheitswesen 34 Unser Geschäftsmodell 36 Spotlight zu Roche Diagnostics Korea 40 PHARMA 42 Guter Geschäftsverlauf 2014 44 Schlüsselprodukte erzielen gute Umsätze 45 Wichtige Fortschritte im Jahr 2014 47 Innovationen zugänglich machen 48 Spotlight zu Biomarkern 52 INNOVATION 54 Vielfältige Ansätze im Bereich F+E 55 Innovative F+E: Gezielte Therapien 56 Führende Innovationen aus unserer Pipeline 65 Innovative Konzepte für klinische Studien 66 Produkte weltweit verfügbar machen 67 Health IT: Nutzung von Big Data 68 Spotlight zu HPV Tests 72 Der Wert diagnostischer Ergebnisse 74 Partnerschaften in aller Welt 76 Verantwortungsbewusste F+E 78 Pharma-Pipeline 80 ZUGANG ZUR GESUNDHEITSVERSORGUNG 82 Eine gewaltige globale Herausforderung 83 Finanzierbarkeit erleichtern 86 Verfügbarkeit innovativer Produkte erhöhen 87 Infrastruktur im Gesundheitswesen stärken 88 Patienten sensibilisieren, informieren und aufklären 90 Spotlight zu Afrika 94 UNTERNEHMERISCHE VERANTWORTUNG 96 Integrität bestimmt unser Verhalten 97 Transparenz erhöhen 98 Im Dialog mit unseren Anspruchsgruppen 100 Chancen erkennen, Risiken und Krisen beherrschen 101 Sicherheit der Patienten gewährleisten 104 Spotlight zur psychischen Gesundheit 108 UNSERE MITARBEITENDEN 110 Engagiert handelnde Mitarbeitende 111 Anerkennung und Vergütung 112 Beiträge uneingeschränkt schätzen 113 Arbeitsplätze für die Zukunft 114 Potenzial der Führungskräfte ausschöpfen 115 Gezielte berufliche Weiterentwicklung 116 Spotlight zur beruflichen Entwicklung

36 134 120 UMWELT UND GESELLSCHAFT 122 Reduzierung der Umweltbelastung 124 Gesundheit und emotionales Wohlbefinden 125 Ökologische Nachhaltigkeit 130 Security 131 Pharmazeutische Substanzen in der Umwelt 132 Einhaltung rechtlicher Bestimmungen 132 Sanierungsmassnahmen 134 Spotlight zur Nachhaltigkeit 138 Nachhaltig für Gemeinnützigkeit engagiert 140 CORPORATE GOVERNANCE UND ENTSCHÄDIGUNGSBERICHT 142 Corporate Governance 152 Entschädigungsbericht 168 Bericht der Revisionsstelle 170 ALLGEMEINES 170 Prüfungsbescheinigung 172 Weitere Online-Informationen 174 Impressum 176 Our Purpose Statement 68 48 116 90 104

Roche Wichtigste Ereignisse 2014 Wichtigste Ereignisse 2014 ROCHE IST EIN FORSCHUNGSORIENTIERTES GESUNDHEITSUNTERNEHMEN, gegründet 1896 mit Hauptsitz in Basel, Schweiz. Wir fokussieren auf innovative Produkte in Bereichen mit hohem medizinischem Bedarf. Unser Geschäftsmodell zielt darauf ab, deutliche Verbesserungen für Patienten und einen möglichst breiten Zugang zu unseren Produkten zu erreichen. Wir investieren kontinuierlich in Innovationen, um völlig neuartige diagnostische Tests und Behandlungen zu entwickeln. 47,5 Milliarden Franken Konzernverkäufe* 14,29 Franken Kerngewinn je Titel 229 Milliarden Franken Marktkapitalisierung 88 509 Mitarbeitende Pharma Diagnostics Produktepipeline Esbriet zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose zugelassen RoActemra zur Behandlung der frühen rheumatoiden Arthritis zugelassen Avastin zur Behandlung von Gebärmutterhalskrebs und platinresistentem Eier stockkrebs zugelassen Gazyvaro zur Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie zugelassen Neue Testsysteme cobas 6800 und cobas 8800 für die Molekulardiagnostik lanciert HPV Test für primäres Screening auf Gebärmutterhalskrebs zugelassen Neuer Test auf Syphilis eingeführt Investitionen in Höhe von 450 Millionen Franken in den nächsten drei Jahren in neue Produktionsanlage für Diagnostika in China Anti-PDL1-Immuntherapie gegen Blasen krebs Lampalizumab gegen geographische Atrophie des Auges Cobimetinib und Zelboraf gegen fortgeschrittenes Melanoma ACE910, ein innovativer bi-spezifischer Antikörper gegen Hämophilie A * Soweit nicht anders angegeben, sind alle Wachstumsraten zu konstanten Wechselkursen (CER = Constant Exchange Rates) berechnet. 4 Roche Geschäftsbericht 2014

Wichtigste Ereignisse 2014 Roche Nr. 1 in Biotechnologie in Onkologie in In-vitro-Diagnostik im Krankenhausmarkt Akquisitionen Nachhaltigkeit Roche-Gruppe InterMune Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose Seragon Pharmaceuticals Behandlung von Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs Ariosa Diagnostics nichtinvasive Pränataldiagnostik Genia Technologies Gensequenzierung der nächsten Generation IQuum Molekulardiagnostik 6. Jahr in Folge vom Dow-Jones-Nachhaltigkeits-Index (DJSI) zum nachhaltigsten Unternehmen der Branche ernannt Globales Zugangsprogramm zu HIV-Viruslast-Tests lanciert 5,8 Millionen Menschen in Südafrika innerhalb von 20 Jahren über Phelophepa- Gesundheitszug behandelt 71% Mitarbeiterzufriedenheit Christoph Franz zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt Investitionen in Höhe von 4 Milliarden Franken in moderne Forschung und Entwicklung, Produktionsanlagen und Infrastruktur angekündigt Erhöhung der Dividende beantragt, das 28. Jahr in Folge Über 100 neue externe Partnerschaften Roche Geschäftsbericht 2014 5

Roche Unsere Prioritäten Unsere Prioritäten WIR HABEN UNS KLARE PRIORITÄTEN für unser Geschäft gesetzt, um nachhaltig zu wachsen und Werte für alle unsere Anspruchsgruppen zu schaffen. Patienten im Mittelpunkt Exzellenz in der Wissenschaft Personalisierte Medizin Wir konzentrieren uns auf die Entwicklung innovativer Arzneimittel und diagnostischer Tests, die dazu beitragen, das Leben von Patienten zu verlängern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Zwei Drittel aller Krankheiten können entweder noch nicht angemessen oder überhaupt nicht behandelt werden. Angesichts dieses hohen medizinischen Bedarfs vermögen wirksamere Diagnostika und Arzneimittel das Leben von Millionen Patienten und ihren Angehörigen entscheidend zu verändern. Es ist unser Ziel, durch Spitzenforschung neue Produkte für bisher ungedeckten medizinischen Bedarf zu entwickeln. Dank grosser Fortschritte in den Bereichen Wissenschaft und Technik verstehen wir Fehlfunktionen im Körper immer besser. In der Folge können wir gezielt wirkende Medikamente entwickeln. Wir konzentrieren uns auf die Therapiebereiche Onkologie, Immunologie, Infektionskrankheiten, Augenheilkunde und Neurologie, bleiben aber auch offen für die neuesten Erkenntnisse in den Naturwissenschaften. Wir kombinieren unsere Stärken in den Be reichen Pharma und Diagnostik, um Behandlungen präziser auf bestimmte Patientengruppen zuzuschneiden. Das Erkennen und die Berücksichtigung genetischer Unterschiede können die Wirksamkeit und Sicherheit von Arzneimitteln deutlich verbessern. Deshalb schliesst bei uns die Entwicklung eines neuen Wirkstoffs immer auch ein diagnostisches Begleitprogramm ein. Ergebnisse 2014 19 Millionen Patienten mit einem unserer 25 wichtigsten Produkte behandelt Über 6 Millionen Frauen auf Gebärmutterhalskrebs getestet Über 6,5 Milliarden Teststreifen zur Überwachung der Blutzuckerwerte verkauft 66 neue pharmazeutische Wirkstoffe in der Pipeline 11 Zulassungen für Medikamente Über 170 Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften Über 350 Kooperationen im Bereich personalisierte Medizin innerhalb der Roche-Gruppe Über 15 diagnostische Begleittests in der Entwicklung 41 neue pharmazeutische Wirkstoffe mit Programmen für Begleittests in der Pipeline 6 Roche Geschäftsbericht 2014

Unsere Prioritäten Roche Zugang zur Gesundheitsversorgung Attraktive Arbeitsplätze Nachhaltige Werte schaffen Wir möchten unsere Arzneimittel und diagnostischen Tests so vielen Patienten wie nur möglich zur Verfügung stellen. Jedes Gesundheitssystem ist durch seine eigenen Herausforderungen gekennzeichnet, wir passen daher unsere Lösungen den jeweiligen Märkten an. Wir kooperieren mit vielen verschiedenen lokalen Partnern, um Hindernisse beim Zugang zur Gesundheitsversorgung abzubauen und innovative, nachhaltige Wege zu finden, die den Patienten eine wirksame und erschwingliche Versorgung zu ermöglichen. Wir bekennen uns zum Erhalt und zur ständigen Weiterentwicklung attraktiver Arbeitsplätze, an denen sich die Mitarbeitenden geschätzt und respektiert fühlen und ihr volles Potenzial entfalten können. Sie sind unser wertvollstes Kapital, denn sie entdecken, entwickeln und produzieren unsere Produkte und sorgen dafür, dass diese zu den Patienten gelangen. Wir sind überzeugt, dass unsere Fähigkeit, hochqualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen, zu halten und zu motivieren, den Schlüssel zu unserem Erfolg darstellt. Wir betreiben unser Geschäft nach hohen ethischen Standards und streben danach, für alle Anspruchsgruppen langfristig Werte zu schaffen, indem wir medizinische Lösungen entwickeln, die möglichst vielen Menschen zugute kommen. Wir sind überzeugt, dass unser Erfolg auf unserer Fähigkeit beruht, Strategien zu entwickeln, von denen sowohl die Branche als auch die Gesellschaft nachhaltig profitieren. Ergebnisse 2014 250 000 Frauen in Nordafrika in mobilen Einrichtungen auf Brustkrebs untersucht 1,3 Millionen Säuglinge im Rahmen des AmpliCare-Programms auf HIV getestet Globales Zugangsprogramm zu HIV-Viruslast-Tests lanciert 81% der Mitarbeitenden sind stolz darauf, bei Roche zu arbeiten 71% Mitarbeiterzufriedenheit 48% Frauen in der Gesamtbelegschaft 11,5% Verbesserung unserer Ökobilanz 28. Jahr in Folge Dividendenerhöhung vorgeschlagen 6. Jahr in Folge vom DJSI zum nachhaltigsten Unternehmen der Branche ernannt Roche Geschäftsbericht 2014 7

Aktionärsbriefe Christoph Franz 8 Roche Geschäftsbericht 2014

Christoph Franz Aktionärsbriefe Den Erfolgskurs fortsetzen 2014 WAR FÜR ROCHE WIEDER EIN ERFOLGREICHES JAHR mit guter Geschäftsentwicklung, vielversprechenden medizinischen Fortschritten und wegweisenden Investitionen. Der Verwaltungsrat beantragt erneut eine Erhöhung der Dividende. Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre Ich freue mich, Ihnen nach meinem ersten Jahr als Verwaltungsratspräsident ein gutes Ergebnis zu präsentieren. Trotz des vor allem in Europa weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Umfelds konnten wir im Jahr 2014 die Verkäufe beider Divisionen abermals steigern und einen starken Konzerngewinn von 9,5 Milliarden Franken ausweisen. Roche kann einige bemerkenswerte Erfolge in Forschung und Entwicklung vorweisen. So haben wir Medikamente zur besseren Behandlung von Leukämie, Lungen- und Hautkrankheiten und einen Test zum Nachweis von Viren, die Gebärmutterhalskrebs verursachen, in die medizinische Praxis gebracht. Millionen Menschen wurden auch 2014 mit unseren Medikamenten behandelt, noch mehr haben dank unserer diagnostischen Tests eine verlässliche Diagnose erhalten und damit die Basis einer zielgerichteten, erfolgreichen Therapie. «Unser Hauptanliegen bleibt, Patienten zu einer besseren Lebensqualität und wenn möglich zur Heilung oder zu einem längeren Leben zu verhelfen.» Auf der Generalversammlung im vergangenen Jahr habe ich Ihnen zugesagt, den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen, damit Roche weiterhin Innovationstreiber der Gesundheitsbranche bleibt. Was mich besonders beeindruckt, sind die vielen Projekte in den Pipelines unserer Divisionen Pharma und Diagnostics. Wir bekämpfen schwerwiegende Krankheiten, wie etwa Blasenkrebs, für die es noch keine wirkungsvollen Therapien gibt. Unser Hauptanliegen wird immer bleiben, Patienten durch wissenschaftliche Spitzenleistungen zu einer besseren Lebensqualität und wenn möglich zu einem längeren Leben oder im besten Fall zur Heilung zu verhelfen. Im Jahr 2014 hat Roche rund 9 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung investiert. Wir sind vom enormen Potenzial der modernen Biowissenschaften überzeugt und werden unsere Anstrengungen und Investitionen in diesem Bereich konsequent weiterführen. Als das grösste Biotechnologieunternehmen der Welt verfügen wir über beste Voraussetzungen, um aus unseren Erkenntnissen über die biologischen Zusammenhänge von Krankheiten neue Therapien und Tests zu entwickeln, die besser auf spezifische Patientengruppen abgestimmt und damit sicherer und wirksamer sind. Unsere innovativen Therapien können einen wichtigen Beitrag leisten, die gegenwärtigen Herausforderungen im Gesundheitswesen besser zu bewältigen. Aber auch Prävention wird immer wichtiger. Hier spielt die Diagnostik, in der Roche weltweit führend ist, eine entscheidende Rolle. Innovation heisst für uns auch, für gute Ideen von aussen offen zu bleiben, weil wir selbstverständlich nicht die Einzigen sind, die erfolgreich forschen. Derzeit stammen gut ein Drittel unserer Pharma-Produkte aus der Zusammenarbeit mit externen Partnern; meist sind dies kleinere Biotechnologie- Unternehmen, aber auch Universitäten. Wir pflegen deshalb ein weltweites Netzwerk mit über 240 Allianzen. Dazu gehört ergänzend die gezielte Akquisition von Technologien, Wirkstoffen und Know-how. So konnten wir im Berichtsjahr dank der Übernahme der Biotech-Firma InterMune unser Portfolio im Bereich der Atemwegserkrankungen entscheidend verstärken. Roche Geschäftsbericht 2014 9

Aktionärsbriefe Christoph Franz «Nachhaltiger Erfolg erfordert langfristiges Denken.» Dass Roche auf dem richtigen Weg ist, zeigt unter anderem die erneute Auszeichnung zum weltweit nachhaltigsten Unternehmen der Gesundheitsbranche im Dow-Jones- Nachhaltigkeits-Index. Eine Auszeichnung, die Roche 2014 bereits zum sechsten Mal in Folge erhielt! Nachhaltiger Erfolg und das gilt nicht nur für Roche erfordert ein langfristiges Denken und Engagement. Nicht zuletzt das Vertrauen und die Unterstützung der Familien Hoffmann und Oeri ermöglichen es uns, unsere langfristig angelegte Strategie umzusetzen und weiter zu entwickeln. Das scheint mir eine der ganz grossen Stärken von Roche zu sein. Im vergangenen Jahr habe ich viele unserer über 150 Standorte rund um die Welt besucht, um Mitarbeitende zu treffen, aber auch wichtige Anspruchsgruppen für das Unternehmen kennenzulernen. «Die dezentrale Führung zählt zu den Stärken von Roche, die wir weiter fördern werden.» Diese Reisen haben mir eindrücklich vor Augen geführt, wie unterschiedlich die jeweiligen nationalen Gesundheitssysteme und die damit verbundenen Herausforderungen sind. Entscheidend für unseren Erfolg ist einerseits, dass wir unseren Mitarbeitenden vor Ort genügend Verantwortung und Freiheiten geben, damit sie sich auf die spezifischen Bedürfnisse einstellen können. Diese Art des dezentralen Unternehmertums zählt zu den Stärken der Roche, die wir weiter fördern werden. Andererseits bleibt es eine grosse Herausforderung, den Zugang zu unseren Tests und Medikamenten in den wirtschaftlich schwächeren Ländern sicherzustellen. Gerade im Bereich der Onkologie, wo die Therapien komplex und die Ansprüche an Einrichtungen, Know-how und Ressourcen hoch sind, müssen wir weiter mit lokalen Partnern Wege suchen, um Patienten zu helfen, aber auch, um die Vorsorge zu verbessern. Obwohl unsere volle Aufmerksamkeit der Bereitstellung innovativer medizinischer Produkte gilt, haben wir im Berichtsjahr einige grössere bauliche Investitionen in Angriff genommen. Diese sind vor allem auch der wachsenden Zahl der Mitarbeitenden geschuldet, welche mit dem guten Geschäftsverlauf der letzten Jahre einhergeht. Das grösste Projekt betrifft unseren Hauptsitz in Basel. Hier wollen wir über die nächste Dekade 3 Milliarden Franken investieren vor allem in ein neues, hochmodernes Forschungzentrum sowie in ein zweites, funktionelles Bürohochhaus. Daneben bauen wir für 450 Millionen Franken über drei Jahre unsere Produktionskapazitäten in China aus. Damit wollen wir die 10 Roche Geschäftsbericht 2014

Christoph Franz Aktionärsbriefe stark wachsende Nachfrage nach unseren (immun)diagnostischen Tests decken. Und wir investieren in eine Informatik- Drehscheibe in Kaiseraugst, Schweiz, in moderne Forschungslabors in South San Francisco, USA, sowie in die Erweiterung unserer Forschungs- und Produktionskapazitäten in Penzberg, Deutschland. «Aufgrund der erfreulichen Ergebnisse schlagen wir vor, die Dividende um 3% auf 8,00 Franken je Aktie und Genussschein zu erhöhen.» Roche ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen mit vielversprechenden Perspektiven. Aus eigener Erfahrung weiss ich aber, dass es mindestens ebenso grosser Anstrengungen bedarf, um ein Unternehmen an der Spitze zu halten wie eines dahin zu führen. Roche ist einzigartig fokussiert auf Innovation durch Wissenschaft, kooperativ trotz dezentraler Struktur, in der Schweiz verwurzelt und offen für die Welt. Diese besondere Kultur werden wir gemeinsam mit allen Mitarbeitenden engagiert in die Zukunft tragen. Ich freue mich darauf, Sie an der 97. Generalversammlung der Roche Holding AG am 3. März 2015 zu begrüssen, möchte Sie aber bereits jetzt auf zwei wichtige Traktanden hinweisen. Der Verwaltungsrat hat beschlossen, Ihnen aufgrund der erfreulichen Ergebnisse sowie der guten Perspektiven die Ausschüttung einer um 3% erhöhten Dividende von 8,00 Franken je Aktie und Genussschein zu beantragen. Ihre Zustimmung vorausgesetzt, ist dies die 28. Erhöhung der Dividende in Folge. «Wir schlagen Ihnen zwei profilierte Persönlichkeiten mit grosser Erfahrung in der Pharmabranche als neue Verwaltungsräte vor.» Neben den Bestätigungswahlen stehen im Verwaltungsrat auch personelle Veränderungen an. Art Levinson hat sich entschieden, aus dem Verwaltungsrat von Roche auszuscheiden, um mögliche Interessenkonflikte aufgrund seiner neuen Funktion als CEO eines Forschungsunternehmens zu vermeiden. Art Levinson hat über viele Jahre massgeblich zum Erfolg von Genentech beigetragen: Unter seiner Führung entwickelte sich Genentech zu einem der bedeutendsten Biotechnologieunternehmen der Welt. Nach der Integration von Genentech trat er 2010 in den Verwaltungsrat von Roche ein. Ich möchte mich bei ihm auch im Namen des Verwaltungsrates für seinen ausserordentlich grossen Beitrag zum Gesamterfolg des Unternehmens herzlich bedanken. Ich freue mich, Ihnen mit Bernard Poussot und Professor Richard Lifton zwei profilierte Persönlichkeiten mit grosser Erfahrung in der Pharmaindustrie beziehungsweise der biomedizinischen Grundlagenforschung als neue Verwaltungsräte vorschlagen zu können. Bernard Poussot war 23 Jahre lang für Wyeth tätig, unter anderem als Chairman, CEO und Präsident. Professor Richard Lifton führt das Yale Center for Genome Analysis als Exekutiv-Direktor, ist Träger hoher wissenschaftlicher Auszeichnungen und war viele Jahre Mitglied wissenschaftlicher Beiräte von führenden Pharmaunternehmen. Roche ist mit der klaren strategischen Ausrichtung auf innovative Medikamente und Diagnostika gut aufgestellt, um aus eigener Kraft weiter zu wachsen. Verwaltungsrat und Management werden sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Ihr Unternehmen auch in Zukunft eines der erfolgreichsten forschenden Gesundheitsunternehmen der Welt bleibt. Ich möchte diese Gelegenheit gerne nutzen, unseren weltweit 88 509 Mitarbeitenden sowie der Konzernleitung auch im Namen des Verwaltungsrates für das Erreichte herzlich zu danken. Und Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, danke ich für Ihr Vertrauen in unser Unternehmen. Christoph Franz Verwaltungsratspräsident Roche Geschäftsbericht 2014 11

Roche Verwaltungsrat Verwaltungsrat Prof. Sir John Irving Bell (1952) B, E Dame DeAnne Julius (1949) B*, E Prof. Dr. Pius Baschera (1950) A, E Dr. Christoph Franz (1960) C, D*, E, Präsident André Hoffmann (1958) Vertreter des bestehenden Aktionärspools A, C*, D, E, Vizepräsident 12 Roche Geschäftsbericht 2014

Verwaltungsrat Roche A Corporate Governance- und Nachhaltigkeits-Ausschuss. B Prüfungsausschuss. C Entschädigungsausschuss. D Präsidium/Nominationsausschuss. E Nichtexekutives Mitglied ohne Beteiligung an der Geschäftsführung. F Exekutives Mitglied mit Beteiligung an der Geschäftsführung. * Vorsitz des jeweiligen Ausschusses. Der Verwaltungsrat per 31. Dezember 2014 Paul Bulcke (1954) B, E Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro (1965) B, E Dr. Severin Schwan (1967) F Dr. Andreas Oeri (1949) Vertreter des bestehenden Aktionärspools, A*, E Peter R. Voser (1958) C, E Roche Geschäftsbericht 2014 13

Aktionärsbriefe Severin Schwan 14 Roche Geschäftsbericht 2014

Severin Schwan Aktionärsbriefe Zukunft vorausschauend gestalten ELF ZULASSUNGEN für Medikamente und vierzehn neu eingeführte diagnostische Produkte zeugen von der Stärke unseres Portfolios und dem Engagement unserer Mitarbeitenden. Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre Unsere Strategie der Innovation und unser Fokus auf wissenschaftliche Spitzenleistungen führten im Jahr 2014 zu einer Reihe bedeutender medizinischer Durchbrüche. Zu den Höhepunkten zählten die spektakulären Ergebnisse der klinischen Studie mit Perjeta. Das Medikament konnte bei der Behandlung einer sehr aggressiven Form von fortgeschrittenem Brustkrebs ein Gesamtüberleben von fast fünf Jahren ermöglichen. Ein weiterer Meilenstein war die Zulassung unseres neuen HPV-Tests in den USA für die Erstlinienvorsorge bei Gebärmutterhalskrebs, mit dessen Hilfe ein Virus, das diesen Krebs verursacht, schneller entdeckt werden kann. Wir haben die Entwicklung einer Reihe von Arzneimitteln und Tests der nächsten Generation vorangebracht und gleichzeitig erneut ein solides Finanzergebnis vorgelegt. Die Nachfrage nach unseren Medikamenten und Diagnostika blieb hoch und führte zu einem Verkaufszuwachs von 4% für die Division Pharma und 6% für die Division Diagnostics. Erfreulicherweise haben unsere neuen Arzneimittel, insbesondere Perjeta und Kadcyla zur Behandlung von HER2- positivem Brustkrebs, wesentlich dazu beigetragen. Unser gesamtes Onkologieportfolio wächst weiterhin stark. Gleiches gilt für unser Immunologieportfolio und hier vor allem für Actemra zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis und Xolair gegen chronische Nesselsucht (Urtikaria) und Asthma. Unser Konzerngewinn lag 2014 um 10% unter dem des Vorjahres. Dies ist auf die Refinanzierung der langfristigen Verbindlichkeiten sowie Wertminderungen und Restrukturierungskosten zurück zu führen. Wichtig für die Zukunft ist die anhaltende Stärke unseres zugrunde liegenden Geschäfts. Unter Ausklammerung der genannten Effekte wäre der Konzerngewinn um 6% höher ausgefallen als 2013. Der Kerngewinn pro Titel erhöhte sich um 5% auf 14,29 Schweizer Franken. Ohne die einmalige Sonderbelastung durch die US-Abgabe für Markenarzneimittel war der Kerngewinn je Titel um 7% höher als im Vorjahr. Unsere Produkte-Pipeline macht weiterhin gute Fortschritte. Allein im Jahr 2014 hat die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA drei unserer Arzneimittel den Status eines Therapiedurchbruchs verliehen. Damit anerkennt sie deren potenziell hohen Nutzen für die Patienten. Das gilt zum einen für eines unserer immuntherapeutischen Medikamente, nämlich 5% 11 höhere Konzernverkäufe* Zulassungen von Medikamenten 3 14 Wirkstoffe erhalten Therapiedurchbruch-Status Diagnostikprodukte auf den Markt gebracht * Soweit nicht anders angegeben, sind alle Wachstumsraten zu konstanten Wechselkursen berechnet (Durchschnittskurse Gesamtjahr 2013). Roche Geschäftsbericht 2014 15

Aktionärsbriefe Severin Schwan Anti-PDL1 zur Behandlung von fortgeschrittenem Blasenkrebs. Davon sind weltweit etwa 400 000 Menschen betroffen. Nun konnten wir in einer frühen Studie vielversprechende positive Ergebnisse in der Behandlung einer Erkrankung erzielen, gegen die in den letzten 30 Jahren keinerlei Therapiefortschritte erzielt wurden. Auch das bereits in einer Reihe von Indikationen zugelassene Augenheilmittel Lucentis erhielt den besonderern Status für die Behandlung der diabetischen Retinopathie. Gleiches gilt für das 2014 im Rahmen der Übernahme von InterMune in unser Portfolio aufgenommenen Arzneimittel Esbriet, welches im Oktober in den USA für die Behandlung der Lungenfibrose zugelassen wurde. Darüber hinaus hat die Kombination unseres neuen Wirkstoffs Cobimetinib mit Zelboraf in klinischen Studien eine beachtliche Verbesserung bei der Behandlung des fortgeschrittenen Melanoms, einer tödlichen Form von Hautkrebs, ergeben. Die Entwicklung hoch innovativer Arzneimittel ist mit einem ebenso hohen Risiko verbunden, dass Produktkandidaten die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Unser Medikament Kadcyla hat zwar bewiesen, dass es Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs als Zweitlinientherapie sehr hilft. Bei zuvor unbehandeltem fortgeschrittenem Brustkrebs (Erstlinienbehandlung) zeigten Studienergebnisse Ende 2014 aber nicht die erhoffte Verbesserung. Kadcyla ist (dennoch) eine bahnbrechende Innovation in der Behandlung von aggressivem Brustkrebs und wir werden dieses Medikament weiter in unterschiedlichen Situationen und Kombinationen prüfen. In den Neurowissenschaften mussten wir in diesem Jahr auch Rückschläge hinnehmen: Studien mit dem zur Behandlung der negativen Symptome der Schizophrenie entwickelten Medikament Bitopertin erreichten nicht ihre primären Endpunkte. Zudem wurde eine klinische Studie mit Gantenerumab zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit im Frühstadium eingestellt. Trotzdem haben uns die Erkenntnisse aus beiden Programmen sehr geholfen, neurologische und psychiatrische Erkrankungen besser zu verstehen. Die Neurowissenschaften entwickeln sich rasant, und es besteht hoher medizinischer Bedarf. Mit derzeit 15 neuen pharmazeutischen Wirkstoffen in der Entwicklung wird dieses Gebiet bei Roche auch künftig ein Schwerpunkt bleiben. «Seit der Zulassung im Jahr 2004 wurden 1,5 Millionen Menschen mit Avastin behandelt.» Es ist sehr ermutigend zu sehen, wie viele unserer bereits eingeführten Arzneimittel in weiteren Indikationen die Zulassung erhalten. So wurde unser Onkologiepräparat Avastin 2014 neu für Gebärmutterhalskrebs und platinresistenten Eierstockkrebs zugelassen. Avastin ist nun für die Behandlung von sieben verschiedenen Krebsarten erhältlich und steht noch immer an der Spitze einer neuen Generation von Krebstherapien. Im September gab es positive vorläufige Daten zur 16 Roche Geschäftsbericht 2014

Severin Schwan Aktionärsbriefe Kombinationsbehandlung mit Avastin und zum immuntherapeutischen Prüfmedikament Anti-PDL1 bei Nierenkrebs; darüber hinaus wurden positive Phase-III-Ergebnisse für die Kombination aus Avastin und unserem Chemotherapeutikum Xeloda bei HER2-negativem Brustkrebs erzielt. «Diagnostische Tests sind Grundlage für Behandlungsentscheidungen.» Die moderne Diagnostik verfügt über enormes Potenzial, Krankheiten nicht nur zu managen von der Früherkennung bis zur Überwachung sondern auch zu vermeiden. 2014 brachten wir einen neuen Fruchtbarkeits- und einen Präeklampsietest auf den Markt. Präeklampsie ist eine ernsthafte Erkrankung, die jede 20. Schwangere betrifft. Darüber hinaus gelang es uns, die Entwicklung eines diagnostischen Tests auf das Ebola-Virus voranzutreiben, der inzwischen von der FDA für die notfallmässige Verwendung zugelassen wurde. Ein weiterer, sehr bedeutender Meilenstein unseres Diagnostikgeschäfts war die Markteinführung der neuen vollautomatischen Laborsysteme cobas 6800 und cobas 8800, die molekulare Testergebnisse schneller und präziser liefern. «Millionen Menschen sind ohne Zugang zu innovativen Arzneimitteln.» Die Wissenschaften und die Medizin entwickeln sich in atemberaubendem Tempo, gleichzeitig wird für viele Menschen der Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung nicht einfacher. Ich bin überzeugt davon, dass wir als Gesundheitsunternehmen Teil der Lösung sind und den Zugang zu Arzneimitteln und diagnostischen Tests von hoher Qualität verbessern können. Doch das schaffen wir nicht allein. Die Hürden sind vielfältig und komplex. Zu ihrer Überwindung gehen wir weltweit Partnerschaften ein, um uns in Bereichen wie Verbesserung der Infrastruktur, Erschwinglichkeit, Ausbildung, Bereitstellung von Arzneimitteln oder Gesundheitsaufklärung zu engagieren. Im Berichtsjahr haben wir einen neuen systematischen Ansatz zur Analyse von Zugangshindernissen eingeführt. Mit seiner Hilfe können wir die Grundursachen in den einzelnen Gesundheitssystemen systematischer analysieren und die richtigen Partner für eine Zusammenarbeit finden, um an Verbesserungen mitzuwirken. Darüber hinaus haben wir 2014 eine neue Strategie eingeführt, um mehr innovative Arzneimittel in die Länder Afrikas südlich der Sahara zu bringen, wo der Zugang sehr schwierig ist. Besonders stolz bin ich auf unsere Mitwirkung bei dem ebenfalls 2014 ins Leben gerufenen globalen Zugangsprogramm zu HIV-Viruslast- Tests. Der wichtigste Garant für unseren Erfolg sind unsere Mitarbeitenden. Wir setzen uns dafür ein, dass die unterschiedlichen Perspektiven unseres weltweiten Geschäfts sich bereichernd auf die Innovationskultur von Roche auswirken. Wir investieren weiterhin in neue Gebäude, Anlagen und Infrastruktur für unsere Mitarbeitenden und die Forschung und wollen das branchenweit führende Engagement der Mitarbeitenden aufrechterhalten. Ich möchte allen Mitarbeitenden für ihren ganz persönlichen Beitrag und Ihnen, unseren Aktionärinnen und Aktionären, für Ihr anhaltendes Vertrauen danken. Für das laufende Jahr rechnen wir zu konstanten Wechselkursen mit einem Verkaufswachstum im tiefen bis mittleren einstelligen Bereich und streben ein Wachstum des Kerngewinns je Titel an, das über der Zunahme der Verkäufe liegt. * Wir streben an, dass die Dividende auch für das Jahr 2015 erhöht werden kann. Ich bin überzeugt davon, dass unsere konsequente Ausrichtung auf medizinische Innovation auch künftig unseren Geschäftserfolg bestimmen wird. Severin Schwan CEO der Roche-Gruppe * Ohne Berücksichtigung der 428 Millionen CHF aus der Rückveräusserung der Rechte an Filgrastim 2014. Roche Geschäftsbericht 2014 17

Roche Konzernleitung Konzernleitung Roland Diggelmann (1967) COO Division Roche Diagnostics Silvia Ayyoubi (1953) Leiterin Group Human Resources Dr. Gottlieb A. Keller (1954) General Counsel Dr. Alan Hippe (1967) Chief Financial und IT Officer Dr. Stephan Feldhaus* (1962) Leiter Group Communications 18 Roche Geschäftsbericht 2014

Konzernleitung Roche * Mitglied der Erweiterten Konzernleitung. 1 Dr. Richard Scheller trat am 31. Dezember 2014 in den Ruhestand. Seit dem 1. Januar 2015 ist Dr. Michael D. Varney Leiter von gred und Mitglied der Erweiterten Konzernleitung von Roche. Die Konzernleitung von Roche per 31. Dezember 2014 Dr. Richard Scheller* 1 (1953) Leiter Genentech Forschung und Frühe Entwicklung (gred) Dr. Severin Schwan (1967) CEO der Roche-Gruppe Osamu Nagayama* (1947) Verwaltungsratspräsident und CEO Chugai Daniel O Day (1964) COO Division Roche Pharma Dr. Sophie Kornowski-Bonnet* (1963) Leiterin Roche Partnering Prof. Dr. John C. Reed* (1958) Leiter Roche Pharma Forschung und Frühe Entwickung (pred) Roche Geschäftsbericht 2014 19

Wichtigste Fakten Geschäftsentwicklung und Marktumfeld Geschäftsentwicklung und Marktumfeld 20 Roche Geschäftsbericht 2014

Geschäftsentwicklung und Marktumfeld Wichtigste Fakten 47,5 MILLIARDEN Franken Verkäufe* 17 636 MILLIONEN Franken Kernbetriebsgewinn 14,29 Franken Kerngewinn je Titel Verkaufszuwächse in allen Regionen Nordamerika +6% Europa +3% Japan +6% Lateinamerika +10% Asien Pazifik +8% * Soweit nicht anders angegeben, sind alle Wachstumsraten zu konstanten Wechselkursen (CER = Constant Exchange Rates) berechnet (Durchschnittskurse Gesamtjahr 2013). Roche Geschäftsbericht 2014 21

Roche Geschäftsentwicklung und Marktumfeld Gutes Wachstum in beiden Divisionen EINE ANHALTEND LEBHAFTE NACHFRAGE nach unseren innovativen Arzneimitteln und diagnostischen Tests konnten wir im Jahr 2014 verzeichnen. Es war ein Jahr entscheidender medizinischer Durchbrüche und strategischer Übernahmen zur Gestaltung unserer Zukunft. Die Konzernverkäufe lagen 2014 bei 47,5 Milliarden Franken. In der Division Pharma trugen insbesondere das Portfolio zur Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs (+20%) sowie Avastin (+6%) zum Wachstum bei. Die neuen Produkte Perjeta und Kadcyla zur Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs trugen entscheidend zum Verkaufswachstum bei und konnten Umsatzeinbussen bei Xeloda aufgrund von Konkurrenz durch Generika mehr als ausgleichen. Die Nachfrage für Arzneimittel gegen immunologische Erkrankungen blieb anhaltend stark, vor allem Actemra (+23%) zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis und Xolair (+25%) gegen chronische idiopathische Urtikaria und allergisches Asthma. Gegen Ende des Jahres legten die Verkäufe von Tamiflu aufgrund einer Grippeepidemie in den USA beträchtlich zu (+54%). In der Division Diagnostics trugen erneut die Geschäftsbereiche Professional Diagnostics mit einem Verkaufszuwachs von 8% sowie Molecular Diagnostics mit 6% am stärksten zum Wachstum bei. Die 2014 neu eingeführten Testsysteme cobas 6800 und cobas 8800 für die Molekulardiagnostik wurden am Markt ebenfalls positiv aufgenommen. Der Kurs des Schweizer Frankens stieg 2014 gegenüber verschiedenen Währungen, insbesondere dem japanischen Yen sowie einer Reihe lateinamerikanischer Währungen und dem US-Dollar. Diese Wechselkursveränderungen beeinträchtigten die Ergebnisse in Franken. Die Produkte-Pipeline macht weiterhin gute Fortschritte. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat im Jahr 2014 drei unserer Arzneimittel den Status eines Therapiedurchbruchs verliehen. Darüber hinaus zeigte die klinische Studie, welche Perjeta mit Herceptin und Chemotherapie kombiniert, sehr gute Ergebnisse: das Gesamtüberleben von Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs erhöhte sich auf fast fünf Jahre. Der HPV-Test der Division Diagnostics wurde von mehreren Behörden zur Anwendung für das primäre Screening auf Gebärmutterhalskrebs zugelassen. Insgesamt unterstreichen diese wissenschaftlichen Fortschritte sowohl die Stärke der Forschungs- und Entwicklungspipeline der Division Pharma als auch die Innovationskraft der Division Diagnostics. Weitere Informationen finden sich im Kapitel «Innovation», Seite 52. Strategische Akquisitionen Im Jahr 2014 übernahm Roche InterMune, das Esbriet zur Behandlung der idiopathischen Lungenfibrose entwickelt hat, und Seragon Pharmaceuticals, das neue Wirkstoffe gegen Brustkrebs prüft. Die Division Diagnostics erwarb Point-of-Care-Tests in der Molekulardiagnostik, eine neue Kennzahlen 2014 In Millionen CHF 2014 47 462 36 696 10 766 In Millionen CHF 2013 46 780 36 304 10 476 Veränderung in % CER** 5 4 6 Veränderung in % CHF 1 1 3 Verkäufe Division Pharma Division Diagnostics Kernbetriebsgewinn 17 636 17 904 3 1 Kernkonzerngewinn 12 533 12 526 6 0 Konzerngewinn IFRS* 9 535 11 373 10 16 Kerngewinn je Titel (in CHF) 14,29 14,27 5 0 * IFRS: International Financial Reporting Standards. ** CER = Constant Exchange Rates (konstante Wechselkurse, Durchschnittskurse Gesamtjahr 2013). 22 Roche Geschäftsbericht 2014

Geschäftsentwicklung und Marktumfeld Roche Technologie für die Gensequenzierung sowie nichtinvasive Pränatal- und zellfreie DNA-Tests. Kernbetriebsgewinn und Geldfluss Der Kernbetriebsgewinn des Konzerns legte 2014 um 3% zu. Darin enthalten ist eine doppelte Belastung von 202 Millionen Franken aufgrund geänderter Vorschriften seitens der US- Finanz behörde, welche die zeitlich vorgezogene Verbuchung einer Abgabe für Markenarzneimittel zur Folge hatte. *** Ohne diese einmalige Sonderbelastung nahm der Kernbetriebsgewinn um 5% zu. Der Geldfluss aus operativer Tätigkeit betrug 15,8 Milliarden Franken. Dem starken Geldfluss aus dem laufenden Geschäft standen höhere Investitionen in Produktionsanlagen und andere Standortentwicklungsprojekte gegenüber, wodurch der Geldfluss zu konstanten Wechselkursen um 2% geringer ausfiel als im Vorjahr. Der freie Geldfluss betrug 5,3 Milliarden Franken und stieg damit gegenüber 2013 um 1% zu konstanten Wechselkursen. Restrukturierungen und Wertminderungen 2014 belasteten die Refinanzierung der langfristigen Verbindlichkeiten sowie Wertminderungen und Restrukturierungskosten den Konzerngewinn nach IFRS. Die Roche- Gruppe refinanzierte einen Teil ihrer langfristigen Verbindlichkeiten, um die Niedrigzinsphase zu nutzen. Nach Steuern ergab sich hieraus ein einmaliger Verlust in Höhe von 279 Millionen Franken, jedoch wird die Refinanzierung auf lange Sicht erhebliche Zinseinsparungen erbringen. Die Wertminderungen von immateriellen Vermögenswerten stiegen um 1,1 Milliarden Franken. Dies ist insbesondere auf den Bereich Gewebediagnostik zurückzuführen, wo sich die Neubewertung eines Produkts in der späten Entwicklung sowie niedrigere Rückerstattungspreise in den USA negativ auswirkten. Die Kosten für Restrukturierungsprogramme erhöhten sich um 252 Millionen Franken aufgrund eines nicht wiederkehrenden, ausserordentlichen Einkommenseffekts im IFRS-Ergebnis in 2013. Das zugrunde liegende Geschäft zeigte wiederum eine starke Entwicklung, wobei der Kerngewinn je Titel um 5% zu konstanten Wechselkursen stieg und in Franken stabil blieb. Ohne die einmalige Sonderbelastung durch die US-Abgabe für Markenarzneimittel war der Kerngewinn je Titel um 7% höher als im Vorjahr. Auf Grundlage der guten Geschäftsentwicklung beantragt der Verwaltungsrat zuhanden der Generalversammlung eine Dividendenerhöhung die 28. in Folge von 3% auf 8,00 Franken. KERNGEWINN JE TITEL BEI 14,29FRANKEN Ausblick Für 2015 rechnet die Roche-Gruppe mit einem Verkaufszuwachs im tiefen bis mittleren einstelligen Bereich, zu konstanten Wechselkursen. Zudem wird ein Wachstum des Kerngewinns je Titel zu konstanten Wechselkursen angestrebt, das über dem Verkaufswachstum liegt. **** Roche strebt an, dass die Dividende auch für das Jahr 2015 erhöht werden kann. *** US Annual Fee on Branded Prescription Drug Manufacturers and Importers. **** Ohne Berücksichtigung der 428 Millionen CHF aus der Rückveräusserung der Rechte an Filgrastim 2014. Roche Geschäftsbericht 2014 23

Roche Geschäftsentwicklung und Marktumfeld Überblick DER AUSBLICK für die Gesundheitsindustrie bleibt trotz zahlreicher Herausforderungen weiterhin positiv. Die weltweit wachsende und alternde Bevölkerung treibt die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen voran; gleichzeitig erhöht sich der Druck auf deren Anbieter. Verbesserungen beim Zugang zur Gesundheitsversorgung sind für Regierungen und Anbieter in der Gesundheitsbranche sehr aufwändig. Die Life-Sciences-Unternehmen sind jedoch trotz Kostenkontrollen und Budgetbeschränkungen noch stärker gefordert, innovative Produkte und effizientere Behandlungsmöglichkeiten anzubieten. Alternde Bevölkerungen und chronische Krankheiten Die Lebenserwartung ist in den vergangenen Jahrzehnten weltweit gestiegen. In Ländern mit geringem Einkommen ist dieser Anstieg am deutlichsten ausgefallen; er erhöhte sich um neun Jahre. Jedoch nehmen mit der Lebenserwartung Die Lebenserwartung ist weltweit im Durchschnitt um sechs Jahre gestiegen, auf 73 Jahre für Frauen und auf 68 Jahre für Männer. 1 auch die Gesundheitskosten zu. Die Gruppe der über 60-jährigen Menschen wächst schneller als jede andere Altersgruppe eine Entwicklung, die Gesellschaften weltweit verändern kann. Sinkende Geburtenraten tragen zu diesem Wandel bei. Dank medizinischer Fortschritte leben Menschen länger, benötigen aber in zunehmendem Mass Behandlungen gegen chronische Erkrankungen. Diese stellen weltweit noch immer die häufigste Todesursache dar: Rund 63% aller Menschen sterben an Herzkrankheiten, Schlaganfällen, Krebsleiden, chronischen Atemwegserkrankungen oder Diabetes. 2 Diese Krankheiten gehören zu den grössten Kostentreibern, sind aber häufig vermeidbar. Die Kombination dieser Entwicklungen dürfte die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen verstärken und die Ausgaben im Gesundheitswesen innerhalb der kommenden drei Jahre weltweit um 5,3% ansteigen lassen. 2 75% ERKRANKUNGEN DER 700 MILLIARDEN EURO GESUNDHEITSKOSTEN 3 IN EUROPA VERURSACHEN CHRONISCHE 24 Roche Geschäftsbericht 2014

Geschäftsentwicklung und Marktumfeld Roche Wert der Patientenbetreuung im Mittelpunkt Die meisten Länder stehen vor der gewaltigen Herausforderung, die schnell steigenden Kosten im Gesundheitswesen unter Kontrolle zu bringen und gleichzeitig die Behandlungsergebnisse für die Patienten und deren Zugang zur Versorgung zu verbessern. Dem anhaltenden Kostendruck bei gleichzeitig verhaltenem Wirtschaftswachstum begegnen viele Länder mit einer rigorosen Kontrolle der Kosten. Dazu gehören verordnete Preisabschläge und die evidenzbasierte Medizin. Die Umstellung von der volumenbasierten zur wertbasierten Kostenerstattung schafft für die Anbieter von Gesundheitsleistungen Anreize zur Verbesserung der Patientenbetreuung und zur Kostensenkung im Interesse nachhaltigerer Gesundheitssysteme. Für Gesundheitsunternehmen bedeutet diese Entwicklung erhöhte Anforderungen an ihre Produkte. Mehr als je zuvor müssen sie deren Wirksamkeit und Kosteneffizienz gegenüber einer steigenden Zahl von Zielgruppen aufzeigen. Diese beinhalten unter anderem Agenturen zur Bewertung medizinischer Leistungen, Kostenträger, Patientenorganisationen und Krankenhausverwaltungen, die zunehmend die Auswahl und den Einkauf medizinischer Produkte beeinflussen. Durch Alzheimer verursachte Kosten werden bis zum Jahr 2050 auf 1,2 Billionen US-Dollar allein in den USA geschätzt. 4 Dieser Trend bewirkt, dass die Erstattung schwieriger wird, ausser für hochwertige, innovative Arzneimittel, insbesondere gegen Krebserkrankungen. Das Bestreben aller Gruppen im Gesundheitswesen geht dahin, den Wert der Patientenbetreuung zu definieren, zu messen und zu erhöhen. Zugang zur Gesundheitsversorgung Der Zugang zur Versorgung variiert zwischen verschiedenen Ländern und kann sogar innerhalb eines Landes ein Problem darstellen. So haben Menschen in Rumänien eine um neun Jahre geringere Lebenserwartung als die Bevölkerung Spaniens. 5 In vielen Ländern sind differenziert wirkende Medikamente und diagnostische Tests ohne Weiteres erhältlich, während in anderen Ländern nur eine begrenzte oder gar keine Infrastruktur existiert. Selbst in entwickelten Märkten kann es Jahre dauern, bis Medikamente für Patienten verfügbar werden. Die Ausgaben für die Gesundheit variieren weltweit sehr stark 6 < 25 26 50 51 100 101 300 301 1 000 1 001 5 000 > 5 000 Daten nicht verfügbar Nicht anwendbar 1 WHO. World Health Statistics 2014. 2 Deloitte. 2014 Global health care outlook: shared challenges, shared opportunities. 3 EFPIA contribution on the Public Consultation of the European Commission s Green paper on mobile health 2014. 4 Alzheimer s Association, 2014 Alzheimer s Disease Facts and Figures. Alzheimer s Dementia, Use and Costs of Health Care, Long-Term Care and Hospice. 5 EFPIA. Health & growth working together for a healthy Europe. A vision towards a life sciences strategy for Europe 2014. 6 WHO. Health financing 2014. Per capita total expenditure on health at average exchange rate (USD). Roche Geschäftsbericht 2014 25

Roche Geschäftsentwicklung und Marktumfeld Verbesserungen bei der Versorgung sind in vielen Ländern Kernpunkt von Reformen, doch stehen Regierungen bei der Implementierung effizienter und bezahlbarer Lösungen vor grossen Herausforderungen. Neben steigenden Kosten und einem Mangel an Fachpersonal begrenzt oft eine un - zureichende Infrastruktur die Bemühungen um eine bessere Versorgung. Zudem leben Patienten häufig in entlegenen Regionen, so zum Beispiel etwa 80% der Bevölkerung Indiens. Dies erschwert den Zugang zu medizinischen Behandlungen. Schätzungen zufolge bleibt die Anzahl der Ärzte je 1 000 Einwohner 2015 weltweit praktisch konstant. 2 Die Anzahl Brust-, Darm-, Lungen- und Magenkrebsfälle steigt schnell, besonders in Ballungszentren von Schwellenmärkten. Eine westliche Ernährungsweise, Bewegungsmangel, Rauchen und Umweltverschmutzung tragen zum Anstieg von Krebserkrankungen bei, die medizinische Versorgung hingegen ist oft lückenhaft. Die Zahl der Krebsfälle nimmt zu, der Prozentsatz der Behandelten jedoch nicht. Eine alternde Bevölkerung, höhere Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Zwänge verschlimmern das Ungleichgewicht bei der Gesundheitsversorgung zusätzlich. 80 Länder, unterstützt durch globale Organisationen einschliesslich der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Weltbank und der Initiative Save the Children, haben Massnahmen ergriffen, um eine generelle Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Diese ist so definiert, dass jede Person Zugang zu einer qualitativ guten Versorgung haben soll, ohne dadurch in eine finanzielle Notlage zu geraten. In der Praxis sollen Solidarsysteme mit finanziellen Beiträgen und einer Risikobeteiligung der Gesamtbevölkerung vermeiden, dass ausschliesslich die Erkrankten belastet werden. Bis zum Jahr 2030 sollen mindestens 80% der Bevölkerung, unabhängig von Einkommen, Wohlstand, Wohnort oder Geschlecht, Zugang zu einer Grundversorgung haben und gleichzeitig zu 100% vor untragbaren Ausgaben geschützt sein. GESUNDHEITSKOSTEN TREIBEN JÄHRLICH 100 MILLIONEN MENSCHEN IN DIE ARMUT 7 Bedeutung technologischer Fortschritte Unternehmen im Bereich Life Sciences sind schon lange technologieorientiert. Heute verändern rasche technologische Fortschritte laufend bildgebende Verfahren sowie Genomik, Proteomik, Diagnostik und weitere Disziplinen. Neuartige Methoden in Kombination mit medizinischen Durchbrüchen haben auch bei neuen Behandlungsansätzen und bei der Kostenkontrolle durch Innovationen wie die personalisierte Medizin eine sehr hohe Bedeutung. Sogar leicht zugängliche Technologien wie Textnachrichten und Smartphone-Apps helfen, das Leben in Entwicklungsländern zu verbessern. In Nahost, Asien und Afrika zum Beispiel erhalten Patienten in abgelegenen Regionen mit Hilfe mobiler Telekommunikation Zugang zur Gesundheitsversorgung und können den Verlauf ihrer Erkrankung selbst überwachen sowie eine gesündere Lebensweise führen. Daten aus klinischen Studien erlauben Einblicke in die Effizienz und Sicherheit von Medikamenten und Behandlungskonzepten. Ihre Kombination mit Praxisdaten kann grosse Vorteile für Patienten und Gesundheitssysteme bieten. Sie können Leistungsträger dabei unterstützen, Behandlungskonzepte und Richtlinien sowie konkrete Behandlungen zu bewerten. Algorithmen, die Risikofaktoren beinhalten, die auf realen Patientendaten basieren, können bei der Früherkennung von Krankheiten helfen. Die grösste Herausforderung komplexer Gesundheitsdaten ist, relevante Schlüsse aus diesen zu ziehen. Die Herausforderung für die pharmazeutische Industrie besteht darin, Wege zu finden, interne Daten mit Praxisinformationen zu vergleichen; dabei sind unterschiedliche Interpretationen und Inkonsistenzen bei der Datenerhebung zu beachten. Dies erfordet neue Technologien und Partnerschaften unterschiedlicher Anbieter im Gesundheitswesen. 7 WHO. Universal health coverage (UHC) 2014. 8 The Economist Intelligence Unit. Healthcare 2015. 9 IDF diabetes atlas. Sixth edition 2013. 26 Roche Geschäftsbericht 2014

Geschäftsentwicklung und Marktumfeld Roche Wachstum in den Schwellenmärkten Die Ausgaben für das Gesundheitswesen gemessen als Prozentsatz des Bruttoinlandprodukts (BIP) unterscheiden sich im globalen Vergleich beträchtlich und liegen zwischen 16,5% des BIP in Nord amerika, 10,6% in Westeuropa, 7,6% in Lateinamerika, etwa 6,5% in Asien/Australasien und 5,8% in Nahost/Afrika. 8 Gesundheitsausgaben steigen in vielen Schwellenmärkten deutlich. Trotz grosser Unterschiede zwischen einzelnen Märkten resultiert in diesen Schwellenmärkten Wachstum infolge zunehmenden Wohlstands, besserer Ernährung und sich verändernder Erkrankungsmuster. So erhöht sich zum Beispiel die Anzahl der Menschen mit Diabetes besonders in Schwellenmärkten rasant; weltweit wird bis 2035 mit einem Anstieg auf etwa 590 Millionen Menschen mit Diabetes gerechnet. 9 In Schwellenmärkten existieren grosse Herausforderungen, von unzureichender Infrastruktur und Mangel an Fachpersonal über die Finanzierbarkeit bis hin zu enormen Unterschieden zwischen privater und öffentlicher Gesundheitsversorgung. Das Marktwachstum im Gesundheitssektor ist eng verbunden mit der Entwicklung des Bruttoinlandprodukts, einer wachsenden und alternden Bevölkerung, Ausgaben der Regierung und einem in manchen Regionen steigenden Wohlstand. Schätzungen zufolge werden Schwellenländer bis 2016 etwa ein Drittel des globalen Pharmamarktes darstellen. Steigende Gesundheitsausgaben in Schwellenmärkten (in Milliarden US-Dollar) 2005 2010 2016 Rang Grösse Rang Grösse Rang Grösse 1. USA 249,2 1. USA 322,0 1. USA 350 380 2. Japan 84,9 2. Japan 111,2 2. China +1 155 165 3. Frankreich 33,3 3. China +6 66,7 3. Japan 1 105 135 4. Deutschland 33,1 4. Deutschland 45,0 4. Brasilien +2 42 52 5. Italien 21,3 5. Frankreich 2 41,3 5. Deutschland 1 39 42 6. UK 16,4 6. Brasilien +4 29,9 6. Frankreich 1 32 42 7. Spanien 16,1 7. Italien 2 28,6 7. Italien 23 33 8. Kanada 15,9 8. Spanien 1 22,7 8. Indien +5 24 34 9. China 14,1 9. Kanada 1 22,4 9. Russland +2 23 33 10. Brasilien 11,8 10. UK 4 21,5 10. Kanada 1 19 29 Schwellenmärkte Quelle: IMS Health 2014. Veränderung bei der Rangfolge Roche Geschäftsbericht 2014 27

Wichtigste Fakten Diagnostics Diagnostics 28 Roche Geschäftsbericht 2014

Diagnostics Wichtigste Fakten 10,8 MILLIARDEN Franken Verkäufe +6%* 450 Franken MILLIONEN Investitionen in China Umsatzzunahme 8%bei Professional Diagnostics 14 Produkte für die Diagnostik auf den Markt gebracht * Soweit nicht anders angegeben, sind alle Wachstumsraten zu konstanten Wechselkursen (CER = Constant Exchange Rates) berechnet (Durchschnittskurse Gesamtjahr 2013). Roche Geschäftsbericht 2014 29