Was sind Antibiotika und wie wirken sie?



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Transkript:

Was sind Antibiotika und wie wirken sie? Antibiotika sind hochwirksame Arzneimittel, die zum Einsatz kommen, wenn eine Infektion vorliegt, die durch Bakterien verursacht wird. Bei eine Infektion dringen Krankheitserreger in den menschlichen Organismus ein, vermehren sich und verursachen typische Krankheitszeichen wie Fieber, Entzündungen und Schmerzen. Da Infektionen häufig durch Viren (zb grippaler Infekt, Grippe, ) verursacht werden, muss vom Arzt/von der Ärztin zunächst festgestellt werden, ob die Erkrankung von Bakterien ausgelöst wurde und eine Antibiotikatherapie sinnvoll ist. Antibiotika wirken nur bei Infektionen, die durch Bakterien verursacht werden! Antibiotika hemmen bereits in geringer Menge das Wachstum von Bakterien und können diese sogar abtöten. Voraussetzung für die optimale Wirksamkeit ist jedoch die korrekte Einnahme.

Die Auswahl des richtigen Antibiotikums Obwohl es sogenannte Breitband-Antibiotika gibt, d.h. Antibiotika mit einem breiten Wirkspektrum, ist kein Antibiotikum gegen alle Krankheitserreger wirksam. Nur der Arzt/die Ärztin kann beurteilen, welche Erreger für die Krankheit verantwortlich sind. Daher sind Antibiotika auch rezeptpflichtig. Antibiotika werden in folgende Gruppen unterteilt: Tetracycline Penicilline Cephalosporine Sulfonamide Makrolide Aminoglykoside Chinolone Neben dem Erreger müssen für die Wahl des wirksamsten Antibiotikums auch noch Alter, eventuell Körpergewicht, weitere bereits vorhandene Erkrankungen, Allergien, die Einnahme anderer Medikamente sowie eine bestehende Schwangerschaft berücksichtigt werden.

Resistenzproblematik Krankheitserreger sind Organismen, die gegen Medikamente unempfindlich (resistent) werden können. So können Bakterien zum Beispiel durch eine Therapieunterbrechung oder eine zu niedrige Dosierung genügend Zeit bekommen, um zu lernen, sich gegen das Antibiotikum zu schützen. Werden in der Folge nicht alle Bakterien getötet, so sind diese und ihre Abkömmlinge gegen das Antibiotikum resistent geworden. Nicht der Patient, sondern die Bakterien werden resistent. Werden Bakterien auf diese Weise gegen die gängigsten Antibiotika resistent, besteht die Gefahr, dass für die Therapie keine wirksamen Antibiotika mehr zur Verfügung stehen. Durch gezielte Verordnung und Einnahmedisziplin können Resistenzen verhindert werden. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern sind Resistenzen in Österreich durch die strikte Rezeptpflicht relativ selten.

Nebenwirkungen Die häufigsten Nebenwirkungen bei Antibiotikatherapie betreffen den Magen-Darm-Trakt. Da Antibiotika gegen Bakterien wirken, können auch die nützlichen und notwendigen Darmbakterien betroffen sein. Daher kann es zu Verdauungsstörungen wie zum Beispiel Durchfall kommen. Die Therapie soll dennoch nicht ohne Rückfrage bei Arzt/ Ärztin oder Apotheker/Apothekerin abgebrochen werden.

Was Sie unbedingt beachten sollen Ob die Gabe eines Antibiotikums erforderlich ist, muss ebenso wie die Dauer der Einnahme von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin festgelegt werden. Wenn Ihr Arzt/Ihre Ärztin Ihnen ein Antibiotikum verordnet, halten Sie sich bitte strikt an die Einnahmehinweise. Bei allfällig auftretenden Nebenwirkungen sprechen Sie bitte unbedingt mit Ihrem Arzt/ Ihrer Ärztin oder Apotheker/Apothekerin, bevor Sie die Einnahme unterbrechen. Nehmen Sie NIE Antibiotika ohne aktuelle ärztliche Verordnung ein, auch dann nicht, wenn Sie eine angebrochene Packung aus einer Vorerkrankung in Ihrer Hausapotheke haben oder sie Ihnen durch Dritte angeboten werden, weil sie so gut geholfen haben. Nicht verbrauchte Antibiotika bringen Sie am besten zur Entsorgung in Ihre Apotheke zurück. Behalten Sie das Antibiotikum nicht für später auf, und geben Sie es auch nicht an Dritte weiter, da bei jeder Infektion durch den Arzt/die Ärztin neu beurteilt werden muss, ob und welches Antibiotikum in welcher Dosierung erforderlich ist.

Antibiotikatherapie bei Kindern In den meisten Fällen ist Fieber bei Kindern auf Viren zurück zu führen und eine Antibiotikatherapie daher wirkungslos. Natürlich können auch Kinder an bakteriellen Infektionen erkranken. Zur Ausheilung bestimmter Krankheiten kann eine Antibiotikatherapie unverzichtbar sein, auch um Spätfolgen zu vermeiden sie darf jedoch nur auf Verordnung eines Arztes/einer Ärztin erfolgen. Folgende Symptome sind immer ein Hinweis auf eine schwere Erkrankung, die unverzüglich durch einen Facharzt/eine Fachärztin bzw. in einem Spital begutachtet werden muss: hohes Fieber bei gleichzeitigem Fehlen viraler Symptome (Husten, Schnupfen) punktförmige Blutungen (Verdacht auf Infektion mit Meningokokken, die u.a. Gehirnhautentzündung verursachen können.)

grippaler Infekt Grippe (Influenza) Beide Erkrankungen werden durch Viren verursacht und weisen auch ähnliche Symptome auf. Eine ANTIBIOTIKATHERAPIE ist sowohl bei grippalem Infekt als auch bei Grippe UNWIRKSAM, da beide Erkrankungen durch Viren und nicht durch Bakterien verursacht werden. Eine Unterscheidung kann aufgrund folgender Symptome erfolgen: Anzeichen für grippalen Infekt Husten Schnupfen Halsschmerzen, Heiserkeit Fieber Gliederschmerzen Anzeichen für Grippe plötzlicher Krankheitsbeginn hohes Fieber Muskelschmerzen Husten starkes Krankheitsgefühl, Schwäche Eine Impfung gibt es nur gegen Grippe, nicht gegen grippalen Infekt. Antivirale Grippemittel (Wirkstoffe Oseltamivir, Zanamivir) müssen von Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin verordnet werden und sofort nach Auftreten der ersten Symptome bzw. maximal 48 Stunden nach Symptombeginn eingenommen werden. Diese Grippemittel sind bei grippalem Infekt unwirksam!

Durchfallerkrankungen Meistens ist Durchfall viral bedingt und eine Antibiotikatherapie daher wirkungslos. Dennoch gibt es auch Fälle, in denen Durchfall von Bakterien ausgelöst wird; zb kann dies bei Urlauben in südlichen Ländern vorkommen. Jedenfalls ist es besonders wichtig, für den Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes zu sorgen. Auch folgende Diät ist zu empfehlen: Während des akuten Durchfalls kein Alkohol, keine Milchprodukte, Früchte, Gemüse, rotes Fleisch. Kostaufbau mit klarer Reissuppe, Salzgebäck, trockenem Toast oder Brot beginnen. Wenn sich die Stuhlfrequenz normalisiert, weiter mit Kartoffeln, Hühnersuppe mit Nudeln. Wenn sich die Stuhlkonsistenz normalisiert, steigern auf Fisch, Geflügel, Apfelsaft, Bananen. Medikamente zur Hemmung der Darmbewegung niemals bei Fieber oder blutigen Stühlen einnehmen! Sollten Sie nach einer Fernreise Anzeichen einer Infektion haben, informieren Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin unbedingt über diesen Urlaub.

Die Initiative Arznei & Vernunft ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, der Pharmig (Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs) und der Wirtschaftskammer Österreich sowie der Ärzteund der Apothekerkammer. Das Ziel ist, einen noch vernünftigeren Umgang mit Arzneimitteln auf allen Ebenen des Gesundheitswesens zu fördern. Impressum: Initiative Arznei & Vernunft c/o: Pharmig Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs Garnisongasse 4/1/6, 1090 Wien, Tel.: +43/1/40 60 290, ZVR-Zahl: 319425359 e-mail: office@pharmig.at, www.pharmig.at c/o: Hauptverband der österr. Sozialversicherungsträger Kundmanngasse 21, 1031 Wien, Tel. +43/1/71132 e-mail: presse@hvb.sozvers.at, www.sozialversicherung.at Produktion: Reprozwölf, 1120 Wien Cover: www.istockphoto.com